12.03.2025
(Genf/bha) – Die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Prof. Nazila Ghanea, hat die iranische Regierung im Rahmen einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats scharf kritisiert. Sie betonte, dass die Islamische Republik nicht „verbergen“ könne, dass sie die Bestattungsrechte der Bahá’í verletzt.
Dieser Wortwechsel fand vergangene Woche während der laufenden Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf statt, nachdem ein iranischer Vertreter die Feststellungen im Bericht A/HRC/58/49 der Sonderberichterstatterin für Religions- und Weltanschauungsfreiheit sowie das Verbot der Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung in Frage stellte. Laut dem Bericht werden „Mitglieder des Bahá’í-Glaubens daran gehindert, ihre Verstorbenen auf verfügbarem Friedhofsland zu beerdigen, und sind stattdessen gezwungen, ihre Toten in Massengräbern zu bestatten“.
In einem offensichtlichen Versuch, die Öffentlichkeit zu täuschen, gab die iranische Regierung eine Erklärung ab, in der sie auf den Bericht der Sonderberichterstatterin über die Zerstörung von Friedhöfen und die systematische Einschränkungen reagierte, die den Bahá’í im Iran auferlegt werden. Der Vertreter Irans behauptete fälschlicherweise, dass die Zuteilung von Land für private Friedhöfe den nationalen Vorschriften entspreche, die einen gleichberechtigten Zugang und eine ordnungsgemäße Verwaltung der Grabstätten gewährleisten sollen. Diese Behauptung wurde aufgestellt, um vom eigentlichen Problem abzulenken und die Vorschriften fälschlicherweise mit Standardpraktiken in anderen Ländern gleichzusetzen, obwohl es eindeutige Beweise für die Diskriminierung der Bahá’í gibt.
In der direkten Reaktion auf dieses Dementi erläuterte Prof. Ghanea den größeren Kontext der Verfolgung religiöser Minderheiten im Iran und kritisierte den Versuch der iranischen Delegation, das Thema abzutun.
„Man kann sich nicht hinter der Behauptung verstecken, ein Friedhof sei privat, um staatliche Verpflichtungen gegenüber der größten nichtmuslimischen religiösen Minderheit, den Bahá’í im Iran, zu umgehen“, sagte die Sonderberichterstatterin. „Hunderte von Bahá’í-Friedhöfen im gesamten Iran wurden über Jahrzehnte hinweg zerstört, niedergebrannt und dem Erdbeben gleichgemacht. Bahá’í-Begräbnisse wurden aufgrund grundloser und zynischer Hindernisse, die die Behörden aufgeworfen haben, unnötig verzögert.“
Auch der ehemalige Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Prof. Heiner Bielefeldt, hatte in den Jahren zuvor erklärt, dass die Verfolgung der Bahá’í im Iran von der „Wiege bis ins Grab“ reiche und nannte sie „eine der extremsten Erscheinungsformen religiöser Verfolgung in der heutigen Zeit.“
„Dieser aktuelle Bericht der Sonderberichterstatterin erscheint zu einem Zeitpunkt, zu dem der Iran den Druck auf die Bahá’í-Friedhöfe im Land verstärkt“, erklärt Jascha Noltenius, Menschenrechtsbeauftragter der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. „Den Bahá’í im Iran wird nicht nur das Recht auf ein friedliches Leben verwehrt, sondern sogar das Recht, in Frieden zu sterben. Jeder anständige Mensch würde zumindest die Würde der Verstorbenen respektieren und den Familien zugestehen, ihre Angehörigen gemäß ihrem Glauben zu betrauern und zu beerdigen. Die Maßnahmen der iranischen Regierung sind nicht nur einen gezielter Versuch, die kulturelle Identität der iranischen Bahá’í zu unterdrücken, sondern führen auch zu weiterem psychischen und seelischen Leid“, so Noltenius.
In den letzten zwölf Monaten wurden in mindestens 14 iranischen Großstädten Bahá’í-Friedhöfe entweder geschändet oder in ihrer Funktion beeinträchtigt. Geheimdienstagenten haben gewaltsam die Kontrolle über die Friedhofsverwaltungen übernommen und die Bahá’í gezwungen, Gebühren für Beerdigungen auf ihrem eigenen Grundstück zu entrichten. In einigen Fällen wurden den Bahá’í das Recht verweigert, ihre Angehörigen gemäß ihren religiösen Vorschriften zu bestatten.
Zu solchen Ungerechtigkeiten kam es auf Friedhöfen in zahlreichen Städten Irans, unter anderem im Teheran, Karaj, Shiraz, Ahvaz, Kermanshah, Kerman, Yazd, Semnan, Mashhad und Rafsanjan.
Während der Sitzung des Menschenrechtsrats brachte auch Kanada seine Unterstützung für die Rechte der iranischen Bahá’í zum Ausdruck und erklärte, dass Kanada „weiterhin besorgt über die Missachtung von Bestattungsritualen und die Zerstörung von Friedhöfen und Gotteshäusern“ sei und dass „die Bestattungsrechte von Angehörigen religiöser Minderheiten wie der Bahá’í-Gemeinde weiterhin geschützt werden müssen“.
In den vergangenen 46 Jahren seit der Islamischen Revolution sind die Bahá’í im Iran fortwährend mit der Schändung und Zerstörung ihrer Friedhöfe konfrontiert. Ihnen wird das Recht auf Bestattung und Begräbnis gemäß ihres Glaubens verweigert, der Zugang zu den Ruhestätten ihrer Angehörigen wird ihnen verwehrt, und bisweilen werden sie sogar inhaftiert, weil sie Gerechtigkeit einfordern. In Teheran mussten die Bahá’í ertragen, dass Regierungsbeamte ihre Angehörigen in ihrer Abwesenheit und gegen ihren Willen zwangsweise auf dem Khavaran-Massengrab beerdigten.
Diese Verstöße sind Teil einer umfassenderen Anstrengung, den Iran kulturell von seiner Bahá’í-Gemeinde zu säubern. Im Jahr 1991 formalisierte ein vertrauliches Strategiepapier mit dem Titel „Die Bahá’í-Frage“, welches vom Obersten Führer des Iran, Ali Khamenei, unterzeichnet wurde, den Plan der iranischen Regierung, „den Fortschritt und die Entwicklung“ der Bahá’í-Gemeinde zu blockieren. Das Dokument enthüllt die gezielten Bemühungen der Regierung, den Zugang der Bahá’í zu Bildung, Arbeit und kultureller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einzuschränken.
Im Iran sind die Bahá’í willkürlichen Verhaftungen und Inhaftierungen, körperlichen und psychischen Misshandlungen, Verschwindenlassen und erzwungenen Geschäftsschließungen, der Beschlagnahmung und Zerstörung von Eigentum, einschließlich Friedhöfen, Hausdurchsuchungen und gezielter Hassreden von Beamten, Geistlichen und staatlichen Medien ausgesetzt. Diese Aktionen wurden weithin verurteilt, doch iranische Beamte leugnen solche Missbräuche weiterhin.
Die Internationale Bahá’í-Gemeinde ruft die internationale Gemeinschaft weiterhin dazu auf, ein Ende dieser ungesetzlichen Aktionen zu fordern und den Iran für seine anhaltenden Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen.