Mexiko: „Das Schwerste ist, einem Kind zu sagen, dass sein Vater getötet wurde“

Ordensfrauen arbeiten in einem der gefährlichsten Landesteile

Eine Ordensschwester bringt Frauen in einem Dorf im Umland von Zamora die Kommunion. © Kirche in Not
Eine Ordensschwester bringt Frauen in einem Dorf im Umland von Zamora die Kommunion. © Kirche in Not

7.01.2025

 

(München/acn) - Die Stadt Zamora im zentralmexikanischen Bundesstaat Michoacán hat eine der höchsten Mordraten des Landes. Gewalt, Kriminalität und Straßenkämpfe sind dort Alltag. „Ein Kind aus unserer Schule musste mit ansehen, wie sein Vater getötet wurde“, berichtet Schwester Rosalina dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). „Ein anderes Mal wurde eine Mutter vor ihrem Haus erschossen – vor den Augen ihrer drei Kinder.“

 

 

Solche Geschichten sind keine Einzelfälle. Zu den Aufgaben der Arbeiterinnen-Schwestern von der Heiligen Familie (Hermanas Operarias de la Sagrada Familia) gehöre leider immer wieder das Überbringen von Todesnachrichten, erzählt Oberin Schwester Josefina: „Das Schwierigste ist es, einem Kind zu sagen, dass sein Vater ermordet wurde.“

Novizinnen der Arbeiterinnen-Schwestern der Heiligen Familie in Zamora. © Kirche in Not
Novizinnen der Arbeiterinnen-Schwestern der Heiligen Familie in Zamora. © Kirche in Not

 

 

Grausame Drohungen

 

Die Ordensfrauen betreiben in Zamora eine Schule für 300 Kinder. „Wir versuchen ihnen zu helfen, widerstandsfähiger zu werden und keine Angst zu haben“, sagt Schwester Josefina. Dazu besuchen sie auch die umliegenden Dörfer. Dort herrsche oft Terror und Angst, weiß Schwester Rosalina: „In einem Dorf war es einmal besonders schlimm. Die Familien erhielten grausame Drohungen. Eine Bande kündigte an, alle Kinder im Ort zu töten.“

 

Immer wieder kämen aus diesen Dörfern junge Frauen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen oder häusliche Gewalt erlebt hätten, und suchten Zuflucht im Kloster. „Wenn sie ankommen, bieten wir ihnen menschliche und psychologische Hilfe an, damit sie heilen, vergeben und sich von all dem mitgebrachten Schmerz erholen können. Wir sind zu 100 Prozent für sie da“, erzählt Schwester Miriam.

 

Geistliche und psychologische Begleitung

 

Immer wieder entschieden sich auch junge Frauen für das Ordensleben – und gingen dann wieder als Helferinnen in die Orte, von wo sie einst geflüchtet seien. Es würde jedoch keine junge Frau zum Eintritt überredet, so Schwester Miriam, die als Novizenmeisterin tätig ist: „Wir bieten ihnen umfassende geistliche und psychologische Hilfe an. Wir unterstützen sie, damit sie zu einer Entscheidung kommen. Dann bilden wir sie aus, damit sie vorbereitet in die Dörfer gehen können.“ „Kirche in Not“ unterstützt regelmäßig die Ausbildung des Ordensnachwuchses der Schwestern der Heiligen Familie. Auch Oberin Josefina und Schwester Miriam konnten dank eines Stipendiums von „Kirche in Not“ studieren.

 

Warum bleiben die Schwestern trotz der ständigen Gefahren, was hält sie aufrecht? Schwester Rosalina erklärt: „Wir wollen nicht weglaufen. Wir wollen diejenigen begleiten, die leiden. Wir lassen sie nicht im Stich.“ Kraft und Mut gebe ihr und ihren Mitschwestern das Gebet: „Gerade auch unsere älteren Mitschwestern, die krank oder gebrechlich sind, beten bei unseren Einsätzen unablässig für uns.“

 

Außerdem sei es schön zu sehen, wie Schüler, die Bewohner in den Dörfern und die jungen Novizinnen menschlich wachsen, betont Oberin Schwester Josefina: „Die Möglichkeit, ein Licht- und Hoffnungsstrahl zu sein, gibt uns Kraft. Wir sind dankbar für die Aufgabe, die uns übertragen wurde: Zusammen mit den Menschen in Gewalt und Armut eine Familie zu sein.“

 

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