Torffreie Substrate sowie die Bodengesundheit im Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenanbau nachhaltig zu verbessern, ist das Ziel des europäischen Verbundprojektes SPIN-FERT mit Beteiligung der Universität Hohenheim. Dabei setzen die Forschenden auf Innovationen und Kreislaufwirtschaft: Durch moderne Verfahren verwandeln sie landwirtschaftliche Abfälle in hochwertige Substrate. Dies reduziert nicht nur die Abhängigkeit vom umstrittenen Torf, sondern sichert auch langfristig die Bodenfruchtbarkeit.
26.11.2024
(Stuttgart-Hohenheim/uh) - Im Gartenbau werden Böden oft intensiv genutzt, was zu Problemen wie Erosion,
Versalzung und Nährstoffverlusten führen kann. Gleichzeitig steht Torf als Kultursubstrat stark in der Kritik − sein Abbau trägt zu CO2-Emissionen und dem Verlust wertvoller Ökosysteme bei.
Hier will das europäische Verbundprojekt SPIN-FERT Abhilfe schaffen. Sein zentraler Ansatz ist die Kreislaufwirtschaft: Die clevere Nutzung landwirtschaftlicher Abfälle schafft wertvolle
Ressourcen, die gleichzeitig die Umwelt schonen. So entstehen aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten torffreie Substrate und neuartige Düngemittel. Ihnen werden ausgewählte Mikroorganismen
zugesetzt, um die Nährstofffreisetzung zu optimieren. Langfristig sollen so die Bodenqualität gesteigert und die Auswirkungen des Gartenbaus auf die Umwelt reduziert werden.
Diese neuartigen Produkte werden in Feldversuchen in Polen, Italien und Frankreich getestet und weiterentwickelt. Dafür nutzen die Forschenden moderne Technologien, darunter beispielsweise
KI-gestützte Bodenbewertungsinstrumente, Lab-on-Chip-Geräte, bei denen ein oder mehrere Laborfunktionen auf einem einzigen Mikrochip zusammengefasst sind, automatisierte Bildanalysen oder
Präzisionsbewässerungssysteme.
Um sicherzustellen, dass die so gewonnenen torffreien Substrate und neuen Verfahren auch kommerziell erfolgreich sind, arbeitet SPIN-FERT eng mit kleineren und mittleren Unternehmen, Behörden und
Bürgervertretungen zusammen. Die Hohenheimer Forschenden untersuchen Akzeptanz, Wahrnehmung und Barrieren im professionellen Anbau und bei Hobby-Gärtner:innen in Bezug auf Torfalternativen und
integrierte Bodenbewirtschaftung. Dies beinhaltet qualitative Fokusgruppendiskussionen in Deutschland, Italien, Polen und Frankreich, gefolgt quantitativen Studien zur Validierung der Ergebnisse
und zur Entwicklung von Marketing- und Politikempfehlungen.
Unter der Koordination von InHort − Forschungsinstitut für Gartenbau in Skierniewice, Polen wollen so 20 Partnerorganisationen in ganz Europa gemeinsam nachhaltige Lösungen für den Gartenbau
finden, die die Bodengesundheit stärken, die Abhängigkeit von Torf verringern und die landwirtschaftliche Produktivität erhöhen.
Projekt-Steckbrief
Schwergewichte der Forschung
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und
Gesellschaftswissenschaften.