„Dies ist die unglaubliche, aufrichtige Schilderung des Wahnsinns des Weltkrieges in
Europa durch die Augen einer ausländischen Jugendlichen, die die Jahre 1939 bis 1945 in Deutschland verbrachte. Eine überraschende Geschichte der Zwischentöne des Alltäglichen. Eine zutiefst
europäische Geschichte, die verstehen lässt, worin die Verblendung der Jahre zwischen 33 und 45 bestand, und warum es zu der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland kommen musste. Eine
europäische Geschichte, die in Deutschland erscheinen muss.“
Prof. Étienne François, Berlin/Paris
Historiker und Autor des Großwerks »Europa« (2019) sowie »Deutsche Erinnerungsorte« (2001)
Der Wahnsinn des 2. Weltkrieges durch die Augen eines jüdischen Mädchens
1939 zieht die 13-jährige Monique auf Entscheiden ihres Vaters mit ihrer Familie nach Deutschland. Familie und Freunde sind entsetzt: Ihre Mutter ist Jüdin, der Krieg steht unmittelbar bevor! Dennoch setzt sich der Vater durch: Aus beruflichen Gründen und weil er glaubt, dass nach den Schrecken des ersten Weltkriegs niemand in Deutschland erneut zur Waffe greifen wird.
Erst spät bringt Monique Lévi-Strauss ihre Kindheitserinnerungen zu Papier. Während der NS-Zeit in Deutschland ein Kriegstagebuch zu führen, wäre zu gefährlich gewesen. In ihrer Autobiografie »Im Rachen des Wolfes« schildert sie eindrücklich und ungeschönt, wie es war, als Mädchen jüdischer Herkunft in Nazideutschland aufzuwachsen.
Späte Memoiren von Monique Lévi-Strauss: Einzigartiger Bericht einer Zeitzeugin
Der Entschluss ihres Vaters, trotz aller Warnungen nach Deutschland zu gehen, war für Monique Lévi-Strauss lange unbegreiflich. Dennoch hat sie beim Verfassen ihrer Memoiren mit ihm und ihrer Mutter Frieden geschlossen. Ihre Erzählungen aus den Kriegsjahren und ihre klare Unterscheidung zwischen Deutschen und Nationalsozialisten zur Zeit des NS-Regimes zeichnen ein packendes Bild ihres Alltags während des zweiten Weltkriegs.
Vom Kriegswahnsinn bis zur Aussöhnung mit den Deutschen: Die Lebensgeschichte von Monique Lévi-Strauss ist zugleich ein ergreifendes Dokument der Geschichte Deutschlands und der Aussöhnung mit der Vergangenheit.
»Das Buch liest sich wie ein Bildungsroman, der erzählt, wie aus Mädchen Heldinnen werden. Bewundernswert!« Revue des deux monde
Monique Lévi-Strauss, geboren 1926 als Monique Roman, ist die Witwe von Claude Lévi-Strauss (1908-2009), Altmeister der Ethnologie und Ikone
der Soziologen und Philosophen.
Die Anthropologin und Textilforscherin kam als Kind eines belgischen Vaters und einer amerikanisch-jüdischen Mutter zur Welt. In »Im Rachen des Wolfes« erzählt sie schließlich nach fast 70 Jahren
mit dem Blick der Jugendlichen die Geschichte ihres Aufwachsens in Nazideutschland 1939-1945.
Monique Lévi-Strauss
Im Rachen des Wolfes. Meine Jugend in Nazideutschland
Mit einem Nachwort von Étienne François
Aus dem Französischen von Annette Jucknat
wbg Theiss
Erscheinungstermin: 27.1.2021
Preis: 20,00 EUR.
ISBN: 978-3-8062-4117-4
128 Seiten
Monique Lévi-Strauss, die Witwe des 2009 im Alter von 100 Jahren verstorbenen
legendären Ethnologen Claude Lévi-Strauss, Ikone der Philosophen und Ethnologen, durfte als Jugendliche aus Gründen der Sicherheit kein Tagebuch schreiben – die Gestapo hätte es finden können. 70
Jahre später holt sie dies nach und erzählt in »Im Rachen des Wolfes« von ihrer Kindheit in Frankreich, ihrer Jugend in Nazi-Deutschland unter den Schrecken des Bombenkrieges sowie von den
Nachkriegsjahren, die sie in Amerika und letztlich in ihrer endgültigen Heimat Frankreich verbringt.
»Im Rachen des Wolfes« ist die Erzählung des einzigartigen Schicksals eines belgischen Mädchens mit jüdischer Mutter, das aus unfreien Stücken und in ständiger existenzieller Bedrohung
während des „Dritten Reiches“ in Deutschland lebte. Denn ihr Vater hatte sich – aus Motiven, die Monique Lévi-Strauss nun nachzuvollziehen versucht – entschieden, seine Frau und Kinder am
Vorabend des Krieges mit nach Deutschland zu nehmen, obwohl Verwandte und Freunde ihm tunlichst davon abrieten.
Diese Jugend- und Kindheitserinnerungen der Monique Lévi-Strauss, die lakonisch, nüchtern und schlicht daherkommen, und gerade hierdurch einen starken Sog entwickeln, sind zugleich
Tatsachenbericht, Zeugnis eines inneren Konfliktes sowie gelungene Anamnese im psychoanalytischen Sinne (Étienne François). Denn sie erzählen uns von den faktischen Erlebnissen der jungen
Monique, und legen zugleich Zeugnis von den Schwierigkeiten ab, im eigenen Leben die Auswirkungen der Widersprüche und zweifelhaften Entscheidungen der eigenen Eltern anzuerkennen,
beziehungsweise Frieden mit diesen zu schließen.
Präzise, ehrlich und immer so, als würde sie das Erzählte gerade erst erleben, erzählt Monique Lévi-Strauss von ihrem Freiheits- und Lebenswillen in Zeiten des Krieges sowie in den
Nachkriegsjahren, in denen sie die Bekanntschaft zahlreicher renommierter französischer Intellektueller und Künstler macht. Unter ihnen sind die Philosophen Jean Wahl und Maurice Merleau-Ponty,
die Schriftsteller Georges Bataille und Samuel Beckett, die Maler Balthus und André Masson und der junge Psychoanalytiker Jacques Lacan, und nicht zuletzt auch Claude Lévi-Strauss, mit dem sie
beschließen wird, zusammenzuleben.
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Autor: wbgTheiss; zusammengestellt von Gert Holle - 5.02.2021