Die Andacht zum Wochenspruch – von Manfred Günther in den 90er Jahren verfasst – gelesen von Gert Holle
Wochenspruch zur Woche nach dem Sonntag "Kantate":
Singet dem Herrn ein neues Lied denn er tut Wunder. Ps. 98,1a
Haben wir's nicht längst verlernt, an »Wunder« zu glauben? Wo greift Gott denn machtvoll in unser Leben ein? Wo sehen wir denn seine Kräfte wirken? Ist solch ein Wort: »...denn er tut Wunder«, nicht allenfalls Erinnerung, frommes Gedenken an die Taten Gottes vor langer Zeit: Als er das Meer teilte und die Israeliten trockenen Fußes hindurchzogen, als er die Feinde seines auserwählten Volkes durch ein Zeichen vertrieb, als sein Sohn Jesus Christus das Wasser zu Wein machte und mit fünf Broten 5000 Menschen gespeist hat. Geschieht so etwas wirklich heute noch?
Es liegt nah, sich hier um eine klare Antwort herumzudrücken. Vielleicht so: Ach, wissen Sie, liebe (Leser) Hörer, man muss das mit den »Wundern« nicht so wörtlich nehmen. Einzelne überspannte Geister haben da in ganz natürliche Vorgänge etwas hineingeheimnist. Es ist etwas passiert, was keiner vorher gedacht hätte und schon haben ein paar religiöse Fanatiker von »Wunder« gesprochen.
Oder man betont bei diesem Psalmvers einfach den Anfang: »Singt dem Herrn ein neues Lied...« »Singen« kann man ihm doch! Und das »neue Lied« der Freude ist allemal am Platz! Aber »Wunder«?
Ein Kollege hat mir einmal erzählt, es sei ein Alkoholiker zu ihm gekommen und habe um Hilfe gebeten. Es gab eine Reihe von nächtelangen Gesprächen: Der Alkoholkranke hatte sich buchstäblich um seine ganze Habe gebracht. Seine Möbel waren verpfändet. Seine Familie war über seine Sucht zerbrochen. Irgendwann war der Mann so weit, dass er sich auf eine längere Entziehungskur einlässt. Als er zurückkommt, gelingt es ihm - mit Hilfe meines Kollegen -, sich wieder eine bescheidene Existenz aufzubauen. Er nimmt sich ein Zimmer und kauft sich die notwendigsten Möbelstücke. Er findet Arbeit und schafft es wirklich, »trocken« zu bleiben. Nach Monaten stellt er seinem Pfarrer einmal die Frage, deretwegen ich Ihnen das hier erzählt habe: »Herr Pfarrer, glauben Sie eigentlich an Wunder? Hat Jesus damals wirklich aus Wasser Wein gemacht?« Und mein Kollege hat geantwortet: »Sicherer als das weiß ich, dass er bei Ihnen aus Wein Möbel hat werden lassen!«
Mir hat diese Geschichte damals den Anstoß gegeben, besser auf das zu achten, was alles in der Welt und an den Menschen geschieht. So vieles erscheint uns selbstverständlich: Dass wir jahrzehntelang die 50 Kilometer zur Arbeitsstelle gesund hin und zurück gelangen konnten; dass die Ehekrise, die uns fast entzweit hätte, jetzt überwunden ist; dass unsere Kinder ohne körperliche und geistige Mängel geboren wurden; dass wir mit drei Generationen unter einem Dach friedlich zusammenleben können...
Und auch mich selbst betrachte ich heute mit anderen Augen: Wie oft bin ich vor Gefahr und Unfall bewahrt geblieben! Ich bin auf dieser Seite des Globus zur Welt gekommen - ich darf täglich satt werden! Mir wurde eine gute Ausbildung ermöglicht; ich habe einen Beruf, der mich erfüllt; ich habe ein schönes Haus, ein Auto und so vieles mehr. Warum eigentlich? Könnte es nicht auch ganz anders sein? Wunder über Wunder!
Und ich kann das sogar mit den Worten ausdrücken, die Menschen vor langer Zeit für die Wunder Gottes gefunden haben:
Wie oft schon hat mein Gott mir das »Meer« der Angst »geteilt«! Bestimmt schon hundertmal hat er ein »Zeichen« getan und die »Feinde« vertrieben, die meinem Körper oder meiner Seele schaden wollten! Schon häufig hat mir der Herr, an den ich glaube, aus dem schalen »Wasser« des Alltags den »Wein« der Freude gemacht! Und täglich »speist« er mich mit seinem Wort und seiner Nähe! - Was hat er an Ihnen nicht schon alles getan!?
Wir dürfen das, ohne auszuweichen oder umzudeuten, so sagen: Gott tut Wunder! Keiner von uns, der sie noch nicht und nicht täglich neu erfährt! Wer das sieht und bedenkt, der findet den Grund, dem »Herrn ein neues Lied« zu singen: Ein Lied der Freude und des Dankes.
(Video erstellt mit Unterstützung von canva.com)
Isn't that a miracle?
Once he said:
Late in the evening an alcoholic came -
He was at the end of his rope, needed help,
because he had given everything he owned
to the devil,
to the devil.
He talked about
how his family was broken.
He was so blind until the end,
addiction was stronger than love.
The devil won this game.
The devil won this game.
They talked and cried all night,
At dawn, he whispered to himself
that he was ready for therapy.
The devil laughed: You'll never make it.
He left and my friend hoped that miracles would happen.
That miracles would happen.
Later he said to me:
The blind man came back months later.
He had changed and accepted help.
So he built on his last chance,
He didn't have much, but he had enough.
He took a room and bought himself
a bed, a table and a chair.
A bed, a table and a chair,
the start of a new path.
Not much, but enough for him.
A bed, a table and a chair,
hope is alive.
‘Hey, do you believe in miracles?’ he asked my friend.
And: ‘Did Jesus turn water into wine?’
My friend shrugged his shoulders,
put on a smile:
‘What I know: 'Wine became a bed, a chair, a table.
Isn't that a miracle? If that's not a miracle?
A bed, a table and a chair,
the beginning of a new path.
Not much, but enough for him.
A bed, a table, a chair,
hope is alive.
(Lyrics & Music by Gert Holle / Ulfa / April 2024)
Ist das nicht ein Wunder?
Einmal sagte er:
„Spät am Abend kam ein Alkoholiker.
Er war am Ende seiner Kräfte und brauchte Hilfe,
weil er alles, was er besaß, dem Teufel gegeben hatte
dem Teufel gegeben hatte,
an den Teufel.
Er sprach darüber
wie seine Familie zerbrochen war.
Er war so blind bis zum Schluss,
dass die Sucht stärker war als die Liebe.
Der Teufel hat dieses Spiel gewonnen.
Der Teufel hat dieses Spiel gewonnen.
Sie redeten und weinten die ganze Nacht,
Im Morgengrauen flüsterte er sich selbst zu.
dass er bereit für eine Therapie sei.
Der Teufel lachte: Du wirst es nie schaffen.
Er ging, und mein Freund hoffte, dass Wunder geschehen würden.
Dass Wunder geschehen würden.
Darauf sagte er zu mir:
Der blinde Mann kam Monate später zurück.
Er hatte sich geändert und nahm Hilfe an.
So baute er auf seine letzte Chance,
Er hatte nicht viel, aber er hatte genug.
Er nahm sich ein Zimmer und kaufte sich
ein Bett, einen Tisch und einen Stuhl.
Ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl,
der Beginn eines neuen Weges.
Nicht viel, aber genug für ihn.
Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl,
die Hoffnung ist lebendig.
'Hey, glaubst du an Wunder?', fragte er meinen Freund.
Und: 'Hat Jesus Wasser in Wein verwandelt?'
Mein Freund zuckte mit den Schultern,
setzte ein Lächeln auf:
'Was ich weiß: 'Aus Wein wurde ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch.
Ist das nicht ein Wunder? Wenn das kein Wunder ist?
Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl,
der Beginn eines neuen Weges.
Nicht viel, aber genug für ihn.
Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl,
die Hoffnung ist lebendig.
(Worte & Musik von Gert Holle - Ulfa / April 2024 - inspiriert durch eine Erzählung von Manfred Günther)
Autor: Manfred Günther; gelesen von Gert Holle - 25.04.2024