PREDIGTEN + ANDACHTEN IN WIR IM NETZ

"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit" (Joh. l,14a)

24. - 30. Dezember 2023

Die Andacht zum Wochenspruch: 24. - 30. Dezember 2023 – von Manfred Günther in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts verfasst, gelesen von Gert Holle

 

"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit" (Joh. l,14a)

 

Können "Worte" zu "Fleisch" werden? Kann man ein Wort nicht nur hören, sondern fühlen und gar greifen? Ja, sind Worte gar sichtbar und "herrlich" vor unseren Augen?

 

Wie ist das mit menschlichen "Worten"?: Das Wort des Zorns, eine böse Bemerkung... Wie handfest kann das sein! Das verletzt wie eine Waffe. Das kränkt und drückt zu Boden. Das beschwert und macht uns traurig. Das erweckt Angst, vielleicht Hass! Da wird ein Wort zu Fleisch.

 

Nicht anders ein Wort der Versöhnung. Da kann man den guten Willen eines anderen be-greifen wie ein Ding. Da atme ich auf. Eine Last nimmt er uns von der Seele, ein Stein fällt von meinem Herzen. Ich werde leicht und frei! Das Wort wird Fleisch.

Und das Wort der Liebe zwischen zwei Menschen: Bloß Worte? Da geht einer wie auf Wolken. Man fühlt sich "wie im siebten Himmel", und der hängt auch noch voller Geigen!

 

Menschen können sich selbst vergessen, sind nur noch für den anderen da, denken nur noch an ihn. Das Wort wird Fleisch. Gerade Verliebte wissen etwas davon, wie lebendig Worte sein können!

Und da sollten Gottes Worte nicht fühlbar, sichtbar, greifbar sein?

Sein Schöpferwort: Er sprach's und es stand da. Er rief und es trat ins Leben. Im Anfang - sein Wort, mächtig genug, eine Welt zu erschaffen.

 

Und Gottes Wort am Beginn unseres Lebens: Bei der Taufe, sein Ja zu dir und mir. Ja, du bist mein Kind. Ja, ich will für dich sorgen; dich nie verfassen. Ja, du bist mein, heute habe ich dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir. Am Anfang meines Lebens sein Wort; wie stark kann sich das erweisen!

Gottes Wort der Vergebung, wenn wir zum Tisch des Herrn kommen. Wenn er uns Lasten abnimmt. Wenn wir Schulden loswerden. Wenn wir erfahren: Dir sind deine Sünden erlassen, gehe hin in Frieden. Einer kann neu beginnen. Einer wird frei von dem, was ihn quälte. Wie stark können Worte sein! Und wie herrlich!

 

Und das Wort ward Fleisch... An Weihnachten ist nun das Wort Gottes in die Welt gekommen: Jesus Christus. Und auch dieses Wort ist ganz greifbar und lebendig, aus Fleisch und Blut. Denn in diesem Jesus hat das Wort menschliche Gestalt angenommen. In ihm trägt es Menschenantlitz. So steht nun auch im Gesicht jedes Menschen Gottes Wort geschrieben. So ist nun auch jeder Mensch ein Stück des fleischgewordenen Gotteswortes.

 

Wahrhaftig: Das Wort ward Fleisch! Wahrhaftig: Es wohnt unter uns! Du und ich, wir alle tragen die Züge dieses Worts! –

Aber die anderen auch! Der Nachbar, mit dem ich so lange kein Wort mehr rede. Der Kollege, den ich nicht leiden kann. Der Mensch, der mir untergeben oder der mir vorgesetzt ist. Ob jetzt nicht auch unsere Worte an diesen Menschen Fleisch werden sollten? Unser Wort der Versöhnung - einer kann aufatmen. Unser Wort des Friedens - einem wird froh ums Herz. Unser Wort des guten Willens - einer lernt das Lachen.

 

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit Ja, wahrhaftig, Worte können Fleisch werden! Worte sind nicht nur zu hören oder zu lesen. In Jesus Christus hat Gottes Wort an Weihnachten ein Gesicht bekommen. In jedem Mitmenschen schaut es uns seitdem an. Und es wartet darauf, dass nun auch unsere Worte Fleisch werden an unseren Nächsten, dass sie Hände und Füße bekommen, Augen und Ohren und ein mitfühlendes Herz.

 

 

Gottes Wort ist Fleisch geworden. Wie steht es mit unseren Worten? Werden die es auch?


Autor: Manfred Günther; gelesen von Gert Holle - 23.12.2023