Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Kor. 5,17)

21. - 27. April 2024

Foto: canva.com
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Die Andacht zum Wochenspruch – von Manfred Günther in den 90er Jahren verfasst – gelesen von Gert Holle

 

Wochenspruch zur Woche nach dem Sonntag "Jubilate":

 

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Kor. 5,17)

 

»Eine neue Kreatur...«, eine neue Schöpfung: Wir sind das also gar nicht selbst, die uns verändern!? Wie Ton in der Hand des Töpfers sind wir; er formt uns, er bildet uns um, er macht uns neu. Das »Alte«, das wir heute noch sind, ist nur der Stoff, mit dem er arbeitet. In seinen Händen entsteht aus uns der Mensch, den Gott mit uns gemeint hat... Ist das wirklich so? Spüren wir denn etwas davon, dass einer an uns formt?

 

Ich muss jetzt an den Mann in den mittleren Jahren denken, mit dem ich neulich gesprochen habe. »Ach, Herr Pfarrer«, so hat er gesagt, »ihr von der Kirche mit eurer Nächstenliebe und eurem Glauben! Hauptsache, die Leute haben ihr Auto, ihr Haus, gut zu essen und zu trinken, Arbeit und sind gesund; da könnt ihr doch mit eurem Jesus nicht landen!« Der Mann hat dabei sicher nicht über »die Leute« geredet; das war sein eigenes Bekenntnis: »Ich kann mit Nächstenliebe, Glauben und Kirche nichts anfangen! Ich kümmere mich in erster Linie um diese Welt und mein Leben in ihr. Ich habe diese rein materielle Orientierung.«

Was macht man damit? Wie geht man mit solchem Menschen um? Man kann sagen: »Ei, lass ihn doch! Wenn er glücklich ist in seinem Kreisen um Haus, Essen und Auto! Warum soll man ihn herausholen aus einem Zustand, in dem er doch zufrieden ist?«

Er ist aber nicht glücklich! Er ist aber nicht zufrieden! Das merkt man an der Art, wie die Menschen über diese Dinge sprechen - und dass sie sprechen! Ich hatte den Mann nicht nach Nächstenliebe und Glauben gefragtEr hatte das Gespräch begonnen. Ihm war es offenbar wichtig, mir zu sagen: »Hauptsache, die Leute haben ihr Auto...« Warum dieses Thema? Warum diese Behauptung gegenüber einem Pfarrer, wenn er doch angeblich genau weiß, was wichtig ist, und wo es im Leben lang geht?

  

Ich habe ihm dann auf den Kopf zugesagt, dass er selbst da gewiss seine Fragen hat, dass ihm Essen und Trinken und die Arbeit bestimmt nicht genug sind, dass er doch einmal zugeben sollte, wie fade und langweilig ihm dieses Leben erscheint. - Und er hat es zugegeben! Er hat offen gesagt, dass er auf der Suche wäre, dass er alles, was bisher war, so gern hinter sich lassen würde. Er wollte gern neu werden, ein anderer Mensch, das Alte vergangen sein lassen...

 

Warum ich ihnen das erzählt habe? Weil ich glaube, der neue Mensch wird nicht von selbst aus uns! Das hat eine Voraussetzung, und die wird sehr schön an diesem Beispiel von meinem Gespräch mit dem Mann deutlich: Wir müssen das wollen! Wir müssen wenigstens einmal erkennen, wo wir stehen, und wie es um uns steht. Dann werden wir uns auch wünschen, andere Menschen zu werden. Dann ist die Stunde des »Töpfers«. Aber da hinkt der Vergleich mit dem »Ton« auch! Wir sind kein totes Material. Uns nimmt der Töpfer nicht wie einen Werkstoff in seine Hand. Wir müssen uns ihm in die Hände legen. Wenigstens das ist unsere Sache! Dann kann geschehen, was uns hier gesagt wird: »...eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe. Neues ist geworden.«

 

Vielleicht achten wir zukünftig mehr darauf, was die Leute uns hinter ihren Worten eigentlich sagen wollen: Viele sind ganz und gar nicht glücklich und zufrieden mit ihrem Bisschen Leben, ihrem Haus und dem Wohlstand. Oft verbergen sich hinter vorgeblichem Stolz und festen Behauptungen die Unsicherheit eines suchenden Menschen. Passen wir auf, dass wir ihnen aus der Öde und Langeweile ihrer Tage in die Hände des Töpfers helfen, der sie neu machen will!

 

Vielleicht prüfen wir auch unser eigenes Reden: Warum betonen wir so oft, wie »froh wir sind, gesund zu sein«, wie »dankbar über jeden neuen Tag«? Verstecken wir in solchen Worten nicht auch, wie fad uns der ewig gleiche Trott unseres Lebens längst geworden ist? Natürlich ist es wichtig und schön, gesund zu sein, und wir dürfen ja auch über jeden Morgen danken! Aber liegen nicht noch andere Möglichkeiten in unserem Leben? Gibt es nicht auch einen Sinn und Aufgaben von Gott her? Wir haben längst noch nicht alles entfaltet, was an Fülle und Freude in unserem Leben liegen könnte! »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur!« Wir müssen das »Alte« auch wirklich hinter uns lassen wollen! Legen wir uns dem Töpfer in die Hand!