(Nidda – Bad Salzhausen/gho) – In einer bewegenden Feierstunde wurde Pfarrerin Erni Stock-Hampel am Freitag, den 31. Januar 2025, in der Klinik Rabenstein in Bad Salzhausen aus ihrem Dienst als Krankenhausseelsorgerin entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Mehr als 100 langjährige Wegbegleiter, Kollegen, Freunde und Familienmitglieder waren zu diesem besonderen Anlass gekommen, um ihre große Wertschätzung für die seelsorgerliche Arbeit der geschätzten Pfarrerin auszudrücken. Der feierliche Gottesdienst sowie die anschließende Begegnung waren geprägt von herzlichen Worten der Anerkennung und tiefem Dank für ihren unermüdlichen Einsatz.
Bereits in der Begrüßungsansprache würdigte Thomas Bruschinsky, Verwaltungsleiter der Rabenstein-Klinik, die außergewöhnliche Arbeit von Pfarrerin Stock-Hampel: „Seit den 90er Jahren gibt es in der Klinik Rabenstein eine dauerhafte seelsorgerliche Begleitung durch die großen Kirchen. Solche Angebote wie Gottesdienste und persönliche Gespräche spenden den Patienten viel Kraft. Pfarrerin Stock-Hampel hat über viele Jahre hinweg Außerordentliches geleistet.“ Die Seelsorge in der Klinik sei ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses und schenke Trost und Hoffnung in schwierigen Zeiten.
„Bei Dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“ unter dieses Psalmwort ließ Erni Stock-Hampel im Gottesdienst Stationen ihrer Arbeit Revue passieren. Sehr wichtig sei ihr in all den Jahren die Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen gewesen, die einen Großteil der seelsorgerlichen Arbeit in den Krankenhäusern in der Region, ob in Büdingen, in Schotten, in Gedern oder Bad Salzhausen, tragen würden. „Seelsorge heute wird verstanden als Beziehungsgeschehen", sagte die Seelsorgerin. In der unmittelbaren Begegnung mit Menschen könne das zur Sprache kommen, was diese im Tiefsten bewegt, auch Fragen ihres Glaubens. Dabei hilfreich sein könnten Gebete, biblische Worte und Rituale, so die ausgebildete Supervisorin und Gestalttherapeutin. Den Menschen auf diese Weise Zuversicht, Halt, Orientierung, Ermutigung und Gewissheit zu geben, das sei die Herausforderung für die Klinikseelsorge heutzutage. Und vielleicht würde so auch dem Gesprächspartner Gottes Gegenwart spürbar. „Im Besuchsdienst schenken Ehrenamtliche viel Zeit. Die Zuwendung bei solchen Besuchen, die freundlichen Worte sowie die nonverbalen Signale können bei all der Belastung, die Krankheit und auch Einsamkeit bedeuteten, sehr wohltuend sein.“ Es brauche für diese Begegnungen Geduld und Aufmerksamkeit. Seelsorge geschehe von Menschen, die da sind. „Was stärkt, was tröstet, was hilft, mag für die Kranken oft unterschiedlich sein und sei von der jeweiligen Biografie stark beeinflusst. Wie und ob Gott Menschen in ihrer Krankheit erreiche, sei allerdings unverfügbar“, betonte die Pfarrerin. Seelsorge sei ein lebenslanger Lernprozess in dem die Fähigkeit auf Nonverbales in den Begegnungen zu achten und aufmerksam zu sein täglich gestärkt werden könnten. Besonders würdigte sie in ihrem Rückblick die Ehrenamtlichen, die sich im Besuchsdienst und der Hospizarbeit und in der Sterbebegleitung engagierten. Gerade vor dem Hintergrund, dass für Seelsorge im Pfarramt zu wenig Zeit bliebe, könne dieses Engagement nicht hoch genug gewürdigt werden. Sie persönlich habe in der irischen Frömmigkeit eine Kraftquelle gefunden. Die Besuche im Kloster der Heiligen Brigid in Kildare hätten ihr immer wieder die Gewissheit gegeben: „Gegen die Nacht können wir nicht angehen, aber wir können ein Licht entzünden! Tod und Gewalt haben nicht das letzte Wort.“
Den offiziellen Akt der Entpflichtung nahm Birgit Hamrich, Dekanin des Evangelischen Dekanats Büdinger Land, vor. In ihrer Ansprache betonte sie, wie bereichernd das Wirken von Erni Stock-Hampel für die Kirche und die Menschen in der Region gewesen sei: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ – dieses Psalmwort sei sinnbildlich für ihre seelsorgerische Arbeit. Ob in der Asklepios Neurologischen Klinik und der Klinik Rabenstein in Bad Salzhausen, im Mathildenhospital in Büdingen oder im Kreiskrankenhaus Schotten – stets sei sie mit unermüdlichem Engagement präsent gewesen. „Stets energisch, aber auch tastend, fragend, immer präsent und mit einem herzlichen Lachen“, beschrieb Hamrich ihre Kollegin.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Birgit Kurmis am Klavier sowie Mariele Diehl an der Harfe, die mit irischen Weisen die feierliche Atmosphäre bereicherte. Segenswünsche für die scheidende Seelsorgerin sprachen neben Dekanin Hamrich auch Sabine Becker, Matthias Schwarz, Anette Bill und Heinrich Fieres. Letzterer, einst Stock-Hampels Deutschlehrer, erinnerte sich daran, wie er sie ermutigte, Theologie zu studieren – eine Entscheidung, die viele Menschen segensreich berührt hat. Fürbitten sprachen Stock-Hampels katholischer Kollege Hendrik Jolie, Ingeborg Meurer und Doris von Peschke.
In der anschließenden Begegnung, die von Thomas Bruschinsky und der Klinikleitung organisiert wurde, kamen zahlreiche Gäste zu Wort, darunter Vertreter der Hospizgruppen aus Büdingen und Schotten-Nidda sowie langjährige Weggefährten, darunter Pfarrerinnen, die sich seit über 40 Jahren kennen und mittlerweile in einer „WhatsApp“-Gruppe verbunden sind. Zum Abschluss brachte Dekanin Hamrich die Hoffnung zum Ausdruck, dass Erni Stock-Hampel auch im Ruhestand weiterhin mit ihrer seelsorgerlichen Berufung verbunden bleiben werde: „Zwar tritt nun der Ruhestand ein, aber Du, liebe Erni, bleibst ja weiterhin ordinierte Pfarrerin.“
Ein würdiger Abschied für eine außergewöhnliche Seelsorgerin, die mit ihrem Wirken vielen Menschen Licht und Hoffnung geschenkt hat.