Zerbrechlich ist nicht schwach
Es gibt Begegnungen, die uns klein machen.
Menschen, die laut sind.
Stärker. Meinungsfester. Härter.
Oder zumindest so tun.
Und dann sind da die anderen.
Die Leisen. Die Rücksichtsvollen. Die, die lieber schweigen, um den Frieden nicht zu gefährden.
Wir alle kennen diese Rollen – manchmal spielen wir selbst beide.
Doch was passiert, wenn wir immer nachgeben? Wenn Rücksicht zur Selbstverleugnung wird?
In meinem Song „Porcelain People“ erzähle ich von Menschen, die
wie Elefanten durch zwischenmenschliche Räume stampfen.
Und von denen, die im Schatten dieser Lautstärke verstummen.
Wie aus Rücksicht Resignation wird – und wie wir lernen können, anders zu reagieren.
"Selig sind die Sanftmütigen..." – aber was heißt das heute?
In der Bergpredigt (Matthäus 5,5) sagt Jesus:
„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“
Sanftmut ist nicht Schwäche.
Es ist Kraft in Kontrolle.
Mut in Rücksicht.
Stärke in Liebe.
Sanftmut bedeutet nicht: „Ich lasse alles mit mir machen.“
Sanftmut bedeutet: „Ich bleibe bei mir – aber ich bleibe Mensch.“
Philosophisch gesehen...
Philosophen wie Martin Buber oder Emmanuel Levinas sprechen
vom „Du“, vom Anderen, dem ich mit Verantwortung begegne.
Doch was, wenn das „Du“ mir nicht zuhört? Mich verletzt? Mich ignoriert?
Dann darf ich meine Grenzen wahren – und doch menschlich bleiben.
Wahrhaftigkeit bedeutet auch: Nein zu sagen, wenn das Ja mich zerstört.
Der Elefant im Raum
Viele kennen ihn. Keiner spricht ihn an.
Der ständige Nörgler, der laute Redner, die dominante Stimme, die alles bestimmt.
Manchmal ist er ein Gast im Club. Manchmal sitzt er in unserem inneren Wohnzimmer.
Und wir?
Wir sind Porzellanmenschen.
Aber nicht zerbrochen.
Nur sensibel.
Wertvoll.
Und bereit, Haltung zu zeigen – ohne unsere Sanftheit aufzugeben.
Gebet
Gott des Mitgefühls,
du kennst unsere leisen Stimmen.
Du hörst, was andere übertönen.
Gib uns den Mut, freundlich Grenzen zu setzen.
Lass uns stark sein – ohne hart zu werden.
Lehre uns die Sprache der Sanftmut,
die Klarheit ohne Kälte spricht.
Bewahre unser Herz vor Bitterkeit
und schenke uns Weisheit, wenn wir einem Elefanten begegnen.
Amen.
Segen
Gott segne dich mit Mut –
nicht, um andere zu übertrumpfen,
sondern um du selbst zu bleiben.
Gott segne dich mit Liebe –
die Nein sagen kann,
ohne aufzuhören, Ja zum Menschen zu sagen.
Gott segne dich mit Sanftmut –
die stärker ist als jede Lautstärke.
Amen.
🎵 "Porcelain People"
[Verse 1]
You walk in loud, like you own the place,
Crashin’ hearts with your poker face.
You don’t hear the quiet ones speak,
You call it strength, but it's the weak who shriek.
Always right, never wrong,
Every meal, another song.
But the silence you leave behind
Echoes louder every time.
[Chorus]
We’re porcelain people, fragile and kind,
Tryna hold the line, but we're breakin’ inside.
Wish we knew how to stand, how to say “no more,”
When the elephant’s stompin’ right through the door.
Peace doesn’t mean we have to fold —
Even soft voices can be bold.
[Verse 2]
He turned a table into battleground,
Words like knives, they spun around.
Said the stew was cold, the wine too dry,
But no one dared to ask him why.
Till the doors were shut, the club undone,
All for the comfort of just one.
How many kind souls walked away
While the loud ones got their way?
[Chorus]
We’re porcelain people, fragile and kind,
Tryna hold the line, but we're breakin’ inside.
Wish we knew how to stand, how to say “no more,”
When the elephant’s stompin’ right through the door.
Peace doesn’t mean we have to fold —
Even soft voices can be bold.
[Verse 3]
Now I’ve learned to draw my line,
To raise my voice, still stay kind.
Not every war needs to be fought,
But some respect just must be taught.
Next time you break without a care,
Don’t be surprised if someone dares —
To look you in the eye and say,
“Not today. Not today.”
[Final Chorus]
We’re porcelain people, fragile and kind,
But we’re learning to shine, not just stay behind.
Now we know how to stand, how to say “no more,”
When the elephant’s stompin’ right through the door.
Peace doesn’t mean we have to fold —
Even soft voices can be bold.
(Lyrics & Music by Gert Holle – 24.04.2025)
🎵 „Porzellanseelen“ (deutsche Version von „Porcelain People“)
[Strophe 1]
Du kommst herein, nimmst dir jeden Raum,
redest laut, doch es wirkt wie Schaum.
Keiner darf dir widersprechen,
deine Worte – wie Gewitter brechen.
Du hast recht, jedes Mal,
alles schmeckt dir nicht einmal.
Doch was bleibt, ist stille Wut,
die keiner sieht, doch vieles tut.
[Refrain]
Wir sind Porzellanseelen – zerbrechlich, doch echt,
wir sagen oft nichts, auch wenn's uns verletzt.
Wir wollen nur Frieden, doch werden dabei
oft überrollt – ganz still und dabei.
Doch still heißt nicht schwach – hör gut zu:
Auch leise Stimmen sind voller Mut.
[Strophe 2]
Er saß im Club, hat das Mahl verflucht,
nie genügt, was man ihm gekocht.
Niemand sprach es je laut aus,
doch irgendwann blieben alle aus.
Ein Mann zerstört, was wir mal war’n –
und keiner stellt sich ihm in den Arm.
Wie viele gingen, Stück für Stück,
und schauten nie mehr zurück?
[Refrain]
Wir sind Porzellanseelen – zerbrechlich, doch echt,
wir sagen oft nichts, auch wenn's uns verletzt.
Wir wollen nur Frieden, doch werden dabei
oft überrollt – ganz still und dabei.
Doch still heißt nicht schwach – hör gut zu:
Auch leise Stimmen sind voller Mut.
[Strophe 3]
Doch heut weiß ich: Ich darf da steh’n,
darf mich zeigen und nicht nur geh’n.
Nicht jeder Streit ist ein Gewinn,
doch wer nie stoppt, verliert am Sinn.
Wenn du heut laut bist – sei bereit,
dass jemand sagt: „Bis hier – nicht weit.“
Mit offenem Blick, klar und wahr,
und dennoch liebevoll, wie’s mal war.
[Refrain – Finale]
Wir sind Porzellanseelen – zerbrechlich, doch echt,
doch jetzt steh’n wir auf – nicht länger versteckt.
Wir lernen zu sprechen, sagen: „So nicht mehr“,
wenn uns wer überrollt – wir wehren uns sehr.
Denn still heißt nicht schwach – hör gut zu:
Auch leise Stimmen sind voller Mut.
Autor: Gert Holle - 25.04.2025