Sozial- und Gesundheitsmanager:innen fordern neue Wege bei der Finanzierung der nachhaltigen Transformation

Sozialökonom Prof. Dr. Bernd Halfar während seines Vortrags beim diesjährigen LebensWert-Treff der Evangelischen Bank. (c) Sascha Mannel
Sozialökonom Prof. Dr. Bernd Halfar während seines Vortrags beim diesjährigen LebensWert-Treff der Evangelischen Bank. (c) Sascha Mannel

Auf Einladung der Evangelischen Bank (EB) sind in der vergangenen Woche rund 90 Entscheider:innen und Führungskräfte aus der Gesundheits- und Sozialwirtschaft in Berlin zum diesjährigen LebensWert-Treff zusammengekommen. Sie erörterten, vor welchen finanziellen Herausforderungen die Branche steht und wie die nachhaltige Transformation auch in Zeiten knapper Kassen gelingen kann.

 

19.11.2024

 

(Berlin/eb) - Um die europäischen Klimaziele bis 2050 zu erreichen, müssen allein 108 Milliarden Euro in die energetische Sanierung von Sozialimmobilien investiert werden, bezifferte Prof. Dr. Bernd Halfar, Sozialökonom am Sustainability Research Lab der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, den aktuellen Finanzbedarf der Branche. Hinzu kämen nach Berechnungen des Deutschen Krankenhausinstituts noch einmal 42 Milliarden Euro für den Krankenhaussektor. „Um diese enormen Herausforderungen stemmen zu können, genügt es nicht, nur nach mehr öffentlicher Unterstützung zu rufen“, sagte Halfar. Notwendig sei darüber hinaus auch eine stärkere Einbeziehung von privaten Investor:innen, die insbesondere an der Finanzierung der Umstellung auf umweltfreundliche Energieerzeugung sehr interessiert seien: „Wenn private Investor:innen frühzeitig in die Planung und Realisierung von energetischen Maßnahmen einbezogen werden, bleiben diese für Sozialunternehmen auf Dauer ein stabiler Partner.“

Neben der Erschließung neuer Finanzierungsquellen sind jedoch auch veränderte rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich. „Damit Nachhaltigkeit für Sozialunternehmen wirtschaftlich attraktiv wird, muss das gesamtgesellschaftliche Ziel der nachhaltigen Transformation im Sozialrecht verankert werden“, forderte Prof. Dr. Christian Berg, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome e.V. Die aktuelle Praxis, in der Maßnahmen wie die Installation von Photovoltaik-Anlagen oder energetische Sanierungen allein nach kurzfristiger Wirtschaftlichkeit bewertet werden, sei nicht länger tragbar: „Wenn Kostenträger jeden Anreiz für nachhaltige Investitionen verhindern, indem hierdurch die erstattungsfähigen Kosten sinken, ist dies auch unter ökonomischen Gesichtspunkten unsinnig. Denn nachhaltige Investitionen sind volkswirtschaftlich sinnvoll und langfristig auch betriebswirtschaftlich lohnend“, so Berg.

„Restriktionen einer planwirtschaftlichen Refinanzierung“

Als hinderlich auf dem Transformationspfad wurde außerdem das bestehende duale Finanzierungssystem adressiert, das Investitionen und Betriebskosten in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft von unterschiedlichen Kostenträgern finanzieren lässt. „Während wir als soziales Unternehmen den Anforderungen des Marktes und der Regulatorik vollständig ausgesetzt sind, operieren wir gleichzeitig unter den Restriktionen einer planwirtschaftlichen Refinanzierung“, kritisierte Dr. Tobias Gaydoul, Vorstand Finanzen bei der Rummelsberger Diakonie e.V. Er verwies auf die strukturellen Herausforderungen, die Investitionen erschwerten: „Wir verfügen in der Sozialwirtschaft über keine ausreichenden Margen, um Investitionen zu finanzieren. Ohne eine grundlegende Reform der Refinanzierungsmechanismen bleibt unser Potenzial, nachhaltige und zukunftsorientierte Projekte voranzutreiben, ungenutzt“, mahnte Gaydoul.

„Einbeziehung von privaten Investor:innen, Verankerung des Nachhaltigkeitsziels im Sozialrecht, Reform des dualen Finanzierungssystems in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft – nur drei von zahlreichen Ideen und Ansätzen, die wir im Rahmen unseres diesjährigen LebensWert-Treffs diskutiert haben“, bilanziert Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank. „Als werteorientierter Finanzpartner unserer Kund:innen sehen wir uns in der Verantwortung, die Transformation der Gesundheits- und Sozialwirtschaft aktiv zu unterstützen. „Unser Ziel ist es, innovative Finanzierungsmodelle für diese Branche zu entwickeln, die Nachhaltigkeit fördern und wirtschaftliche Stabilität sichern“, so Katzenmayer.

Über die Evangelische Bank

Die Evangelische Bank ist ein werteorientierter Finanzpartner mit christlichen Wurzeln. Sie gestaltet gemeinsam mit ihren Kunden in Kirche und Diakonie sowie der Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft. Um das zu erreichen, setzt die Bank auf ihr exzellentes Branchen-Know-how und bietet umfassende Finanzlösungen für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Mit einer Bilanzsumme von 8,74 Mrd. Euro gehört die Evangelische Bank zu den größten Kirchenbanken und Genossenschaftsinstituten in Deutschland.

Im Kerngeschäft finanziert die Evangelische Bank Projekte aus den Bereichen Gesundheit, Altenpflege, Jugend- und Behindertenhilfe, Bildung, bezahlbarer Wohnraum sowie privater Wohnbau und investiert in Vorhaben, Unternehmen und Institutionen, die für eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft einen positiven Beitrag leisten.

 

Die Evangelische Bank richtet ihr unternehmerisches Handeln nach den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) und nach den anspruchsvollen EMASplus-Kriterien aus.