13.08.2024
(Berlin/Tutzing/sk) - Am 13. August 1961 begann der Mauerbau – die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt“ feiert seit ihrer Gründung ihren Fall und dieses Jahr 35 Jahre Freiheit und Einheit. Am Sonntag, den 13. August 1961, riegeln Grenzpolizisten, Volkspolizisten, Mitglieder der "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" und Soldaten der Nationalen Volksarmee die Sektorengrenze nach West-Berlin und den Berliner Außenring ab. In den folgenden Tagen beginnen Bautrupps unter Bewachung damit, den Stacheldraht durch eine circa zwei Meter hohe Mauer zu ersetzen, die Berlin in zwei Hälften zerschneidet. Mehr als ein Vierteljahrhundert Symbol der Teilung Deutschlands, fiel die Mauer am 9. November 1989.
Schicksalhaft ebenfalls am 13. August 1989, also zum 28. Jahrestag des Mauerbaus, musste die Botschaft der Bundesrepublik in Budapest wegen Überfüllung durch Zufluchtssuchende aus der DDR geschlossen werden. Die Vorsitzende des ungarischen Malteser-Caritas-Dienstes, Csilla Freifrau von Boeselager, organisierte daraufhin gemeinsam mit dem Pfarrer der Römisch-Katholischen Gemeinde „Zur Heiligen Familie“, Imre Kozma, eine provisorische Aufnahme und Versorgung der Menschen in Zugliget und in Csillebérc. Inoffizielle Schätzungen beziffern die sich über den gesamten Sommer 1989 hinweg in Ungarn aufhaltenden Ostdeutschen auf 100.000 bis 200.000 Personen.
Wenige Wochen vorher hatten Otto von Habsburg Europaabgeordnete und ungarische Oppositionelle die Idee für ein Paneuropäische Picknick mit Musik und Tanz, das am 19. August 1989 als Friedendemonstration an der ungarisch-österreichischen Grenze zwischen Sankt Margareten und Sopron stattfand.
Die Nachricht vom Paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den in Ungarn weilenden Menschen der DDR. Denn zur Veranstaltung wurde für einige Stunden ein jahrzehntelang geschlossenes Grenztor geöffnet – mit Zustimmung der ungarischen Regierung. Das war für 700 Menschen aus der DDR eine Chance, in die Freiheit nach Österreich zu fliehen. Diese Eröffnungszeremonie der Grenztüröffnung war Teil des Paneuropäische Picknicks. Bei Wein, Bier, Gegrilltes, Gulasch. wurde auf einer hölzernen Bühne u.a. auch Chormusik gespielt. Redner beschworen ein grenzenloses, freies Europa – das an diesem Tag schon ein Stück Realität geworden war. Mit Freude, gutem Essen und Musik öffneten sich die Herzen und die Tore zur Freiheit. Gerade diese Sehnsucht nach Demokratie und Freiheit zwischen den Völkern wollen wir wieder mit gemeinsamem Singen in verschiedenen Sprachen und mit Kerzen am 3. Oktober 2024 in Schwerin und gleichzeitig auch in über 235 Orten im ganzen Land mit allen Kulturen zusammen feiern.
Wenige Tage später, am 25. August 1989, sagt Ungarn zu, seine Grenze für DDR-Flüchtlinge zu öffnen. In der Nacht vom 10. auf den 11. September 1989 löst es diese Zusage ein. Das Paneuropäische Picknick war insofern ein wichtiger geschichtlicher Meilenstein, der zum Zerbrechen des Eisernen Vorhangs führte und zur deutschen Wiedervereinigung.
Die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ steht für den Erhalt von Grundwerten wie Freiheit, Humanität, Zusammenhalt der Kulturen und vor allem der Demokratie konkret ein. Wir singen dafür zusammen, weil in unserem Land alle Kulturen und Generationen zusammengehören und wir nur gemeinsam unsere Zukunft positiv gestalten können. Unser Motto: Musik überwindet Mauern und dringt durch sie hindurch.
Fast 300 Chöre und Musikgruppen proben aktuell bereits für den 3. Oktober 2024 die ausgewählten Lieder: „We Shall Overcome“, „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Stand by me“, „Dona nobis pacem“, „Kinder an die Macht“, „Von guten Mächten“, „Hevenu shalom alechem“, „Tage wie diese“, „Kein schöner Land“, „Alt wie ein Baum“ die ‚Deutschland singt und klingt-Hymne‘: "Die Hoffnung lebt zuerst" und ein Hymnen-Medley aus der National- und der Europahymne.
In Schwerin findet in diesem Jahr das zentrale Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit statt. Auch die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ wird am 3. Oktober in Schwerin ab 18:30 Uhr auf der Städtischen Bühne mit dem gemeinsamen Musik-Programm ab 19.00 Uhr – begleitet vom Landesjugendorchester Mecklenburg-Vorpommern – zu finden sein. Wie jedes Jahr sind auch wieder bekannte Zeitzeugen und lokale Persönlichkeiten geladen, die auf der Bühne ihre persönliche Geschichte teilen.
Gemeinsam mit der Stiftung „Orte der Demokratiegeschichte“ als Kooperationspartner und dem Dt. Städtetag wollen wir mit Musik und Zeitzeugen an über 235 Orten im ganzen Land den jeweiligen Marktplatz am Tag der Deutschen Einheit als einen Ort der lebendigen Demokratiegeschichte live feiern. Wer noch mitmachen will und auch in seinem Ort gerade jetzt denkbar den Zusammenhalt der Bevölkerung aus allen Kulturen stärken will, kann jetzt sich noch mit seiner Stadt zum Mitmachen anmelden. Materialien für eine kleine Grundgesetz-Ausstellung, Noten, Playbacks u.v.m. stehen auf der Webseite zur Verfügung. Auch zu inhaltlichen und organisatorischen Fragen können Sie jede Menge wichtige Informationen auf unserer Website: https://3oktober.org/ finden. Wir freuen uns über jeden Chor, jede Musikgruppe und jeden interessierten Bürger, der mitmacht.
Die Veranstaltung wird live ins Internet gestreamt und auf Bibel TV ausgestrahlt. Moderiert wird die Veranstaltung auch in diesem Jahr von der beliebten NDR-Moderatorin Annie Heger, die der Initiative auch als Botschafterin zur Seite steht.