Über 170 Organisationen fordern:
Bildung für nachhaltige Entwicklung
zukunftsgerecht finanzieren.
1.11.2024
(Berlin/youpan) - Die begrenzten Mittel zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden drastisch im Bundeshaushalt gekürzt. Für das youpaN und 170 Organisationen ist das ein fatales Signal für die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele.
Die Lebensgrundlage der Menschheit ist durch die Klimakrise und Biodiversitätskrise existenziell gefährdet. Nachhaltige Entwicklung muss als leitgebender Aspekt endlich in den politischen und gesellschaftlichen Handlungen grundlegend umgesetzt werden. Die Realität zeichnet ein anderes Bild: „So liegen nur 17 % der Nachhaltigkeitsziele auf Kurs, bei der Hälfte sind die Fortschritte minimal oder mäßig, und bei mehr als einem Drittel gibt es Stillstand oder sogar Rückschritte“ (Ziele für nachhaltige Entwicklung, UN-Bericht 2024).
Wir, das Jugendforum youpaN und 170 Organisationen wie 304 Unterstützer*innen der BNE-Erklärung vom 17. September 2024 stellen uns entschieden gegen die Kürzungen. Wir sehen die Notwendigkeit, ministerienübergreifend mehr Geld
für BNE im Bundeshaushalt 2025 und den folgenden Jahren bereitzustellen: „Die Kürzungen signalisieren, dass BNE weiter als nettes “Add-on” verstanden wird. "Investitionen für eine strukturelle
Implementierung einer Bildung, in der
Kinder und Jugendliche sich selbstständig zu kritisch denkenden und handlungsfähigen Individuen entwickeln, sind in der heutigen Gesellschaft eine Notwendigkeit“ so Jasmin Scholtbach, Mitglied
des youpaN.
Besonders betroffen von den Plänen ist zum Beispiel youclub2030. In diesem Projekt wurden junge Menschen darin bestärkt, sich für bessere Zukunftschancen und Nachhaltigkeit zu engagieren. Trotz
der positiven Wirkung wird das Projekt komplett gestrichen. Michael Raj Kunsmann, Geschäftsführer vom Projekt die gelbe Villa - Kreativ- und Bildungszentrum für Kinder und Jugendliche der
Stiftung Jovita, sagt dazu: „Programme wie der youclub2030 stärken die Resilienz von jungen Menschen und regen das Verantwortungsgefühl für gesellschaftliche
Mitwirkung an, aktivieren nachhaltige Wirksamkeit und sind wesentlich für die
Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsstiftung. Kürzungen in der Investition in die Zukunft – bei der Jugendarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung - führen nicht nur kurzfristig zu
einer prekären Lage, steigender Frustration und Ohnmacht bei jungen Menschen, sondern sind eine Entscheidung gegen eine nachhaltige, gemeinschaftliche Zukunft.“
BNE wird von
den Vereinten Nationen als zentrales Element zur Etablierung nachhaltiger Entwicklung angesehen. „Gemeinsam mit Politischer Bildung hat sich BNE zu einem zentralen Bildungsauftrag in der
Demokratie entwickelt. Menschen in Zeiten multipler Krisen werden dabei begleitet, Transformation unter Berücksichtigung politischer Machtverhältnisse und ökologischer, sozialer sowie
ökonomischer Dimensionen zu analysieren, zu reflektieren, zu beurteilen und handelnd zu verändern. Damit das gelingen kann, braucht es einen Ausbau der
strukturellen Förderung auf allen Ebenen“, erklärt Junior Prof. Dr. Steve Kenner, Sozialwissenschaftler an der Pädagogischen Hochschule Weingarten.
Kürzungen im Bereich der BNE wären in der heutigen Zeit ein fatales Signal, denn Investitionen in Bildung zählen zu den wirksamsten ökonomischen Maßnahmen, um u.a. die Nachhaltigkeitsziele und
die 1,5-°C-Grenze einzuhalten. BNE muss als integraler Bestandteil sämtlicher Bildungsstrategien und -programme verankert werden. Wir als youpaN sehen explizit die Notwendigkeit, die finanzielle
Ausgestaltung neu zu strukturieren und aufzuwerten, zentral
sind dabei u.a.:
1. Wir empfehlen zur Stärkung die Einführung einer Förderrichtlinie für Akteur*innen der non-formalen und informellen BNE in einem vergleichbaren Umfang wie der Förderrichtlinie „Kultur macht
stark". Als rechtliche Grundlagen sehen wir das Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1 Alt. 2 GG), der Schutz der zukünftigen Generationen (Art. 20a GG) und das Klimaschutzgesetz der
Bundesregierung.
2. Komplementär zur strukturellen Förderung empfehlen wir, die niedrigschwellige
Förderung auszubauen. Durch einfach zugängliche Förderangebote können neue
Akteur*innen bestärkt werden, sich zu engagieren und Selbstwirksamkeitserfahrungen können ermöglicht werden – wie es im gekürzten Projekt youclub2030 der Fall war.
Wir fordern die Bundesregierung mit der BNE-Erklärung auf, langfristige Investitionen in die strukturelle Verankerung von BNE in allen Bildungseinrichtungen zu gewährleisten. Nur durch gezielte
und umfassende Förderung können wir sicherstellen, dass heutige und zukünftige Generationen über die notwendigen Kompetenzen verfügen, zu verantwortungsvollen Change Agents für eine nachhaltige
Entwicklung zu werden. Studien zeigen, dass Menschen, die nachhaltige Bildung im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes erlebt haben, motivierter und befähigter sind, selbst nachhaltig zu handeln
und ihre Umgebung entsprechend zu gestalten (Holst, J., Grund, J., & Brock, A. (2024)). In der aktuellen Zeit können
wir uns in diesem Bereich kein Defizit erlauben.
Deshalb setzt die BNE-Erklärung ein Zeichen gegen die Kürzungen im Bereich BNE und fordert darüber hinaus eine Aufstockung der Mittel, um der Rolle von BNE in der Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele gerecht zu werden.
youpaN heißt Jugend-Panel zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Panel ist Englisch und heißt Ausschuss oder Forum. Unser youpaN ist dazu da, junge Menschen an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans BNE zu beteiligen.
Das youpaN wurde im Sommer 2017 auf der youcoN gegründet. In ihm sitzen 30 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren aus ganz Deutschland.
youpaN ist das Jugendforum, in dem sich junge Menschen ehrenamtlich an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beteiligen.
Das Jugendbeteiligungsprojekt youpaN wird umgesetzt vom youpaN-Büro der Stiftung Bildung und mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JO2201 gefördert.