80 Jahre Warschauer Aufstand: Ausstellung lädt zum kritischen Umgang mit Kriegsberichterstattung ein

„Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand 1944“ findet parallel in Hamburg und Berlin statt

Foto: Museum des Warschauer Aufstandes MPW_IP-7059
Foto: Museum des Warschauer Aufstandes MPW_IP-7059
Fotoquelle: Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.
Fotoquelle: Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.

Anlässlich des 80. Jahrestags des Warschauer Aufstands am 1. August 1944 zeigt die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg die aktualisierte historisch-fotografische Ausstellung „Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand 1944“. Ausgewählte und zum Teil unveröffentlichte Fotografien deutscher und polnischer Beobachter während einer der größten Aufstände gegen das damalige Nazi-Regime werfen einen kritischen Blick auf die mediale Berichterstattung beider Seiten. Gleichzeitig gibt die Ausstellung Einblicke in die Funktionsweise von Propaganda und regt zum Nachdenken über einen kritischen Umgang mit Kriegsberichterstattung an, was heute aktueller denn je ist. Die Open-Air-Ausstellung in Hamburg findet unter der Schirmherrschaft von Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher statt und ist vom 4. Juli bis zum 1. Oktober 2024 im Mahnmal St. Nikolai zu sehen. Sie ist für jedermann kostenlos zugänglich.

 

28.06.2024

 

(Hamburg/lpbh)  – Vor rund 80 Jahren fand einer der größten Erhebungen gegen das nationalsozialistische Regime in Polen statt: Der Warschauer Aufstand. Am 1. August 1944 lehnten sich tausende Kämpfer der Polnischen Heimatarmee gegen das brutale Nazi-Regime auf, um Widerstand zu leisten. Nach rund 63 Tagen von den deutschen Besatzern niedergeschlagen, folgten Massenermordungen und die fast vollständige Zerstörung Warschaus. Die Ausstellung „Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand 1944“ erinnert an die historischen Ereignisse des nationalpolnischen Aufstands und widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung darüber in der damaligen deutschen und polnischen Presse. Erstmals im Jahr 2014 als Wanderausstellung konzipiert, zeigt sich die Ausstellung zehn Jahre später in aktualisierter Form mit zum Teil unveröffentlichtem Material als Außen-Ausstellung.

 

Kriegsberichterstattung: Einladung zum kritischen Umgang

Eine beeindruckende Auswahl an Fotografien, ihren beschrifteten Rückseiten sowie Kontaktabzügen geben dem Besucher Einblicke in die Geschehnisse. Abbildungen von damaligen Presseerzeugnissen, Plakaten und Dokumenten zeigen eindrücklich, unter welchen Vorgaben auf deutscher und polnischer Seite fotografiert, selektiert und veröffentlicht wurde. Auf diese Weise geben sie dem Betrachter einen Einblick in die Funktionsweise von Propaganda. Gleichzeitig regen sie zum Nachdenken über den Umgang mit Fotografien der Kriegsberichterstattung an – und ziehen Parallelen zu heutigen aktuellen Entwicklungen.

 

Tape-Art-Installation ab Anfang August

Die Botschaft der Ausstellung ist eindeutig: Fotos sind wichtige Quellen historischer Ereignisse. Doch gibt es gute Gründe, ihnen zu misstrauen. Mit einer temporären Tape-Art-Installation der beiden Berliner Künstlerinnen Susanne Quehenberger und Sabine Kelka wird die Ausstellung ab Anfang August erweitert. Sie machen Leerstellen sichtbar und symbolisieren Ausschnitte aus einer erlebten vergangenen Welt, die nicht abgebildet wurden. Ein großer Sortiertisch in der Mitte der Installation verweist auf ganz andere Möglichkeiten der Selektion und stellt die Frage: Welche Geschichten hätten noch überliefert werden können?

 

Publikationen zur Ausstellung

Parallel zur Ausstellung entwickeln Studierende der Public History der Freien Universität (FU) Berlin, eine Zeitschrift, in der sie sich kritisch mit der Thematik der Ausstellung auseinandersetzen. Diese Zeitung wird kostenlos im Mahnmal St. Nikolai und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg sowie in Berlin erhältlich sein. Für eine Servicegebühr wird auch ein Ausstellungskatalog erhältlich sein, der 2017 unter dem Titel der Ausstellung, herausgegeben von Peter Haslinger, Tatjana Tönsmeyer und Dr. Sabine Bamberger-Stemmann im Verlag des Herder-Instituts erschienen ist.

 

Ausstellungsorte:

Hamburg: 4. Juli bis 1. Oktober 2024 im Mahnmal St. Nikolai // ehem. Kirchenschiff (Open Air) // Willy Brandt-Straße 60 // 20457 Hamburg

Berlin: 11. Juli bis 5. September 2024 auf dem Dorothea Schlegel-Platz (Open Air) // 10117 Berlin

 

Begleitprogramm in Hamburg:

1. September 2024, 18:00 Uhr:

Vortrag von Prof. Dr. Frank Golczewski (Hamburg) im Mahnmal St. Nikolai

„Mehr als ein Polen. Zum 80. Jahrestag des Warschauer Aufstands“

1. Oktober 2024, 18:00 Uhr:

Finissage, Vortrag und anschließende Diskussion mit der freien Journalistin Ulrike Gruska und dem Dokumentarfilmer Marcus Welsch (Berlin) im Mahnmal St. Nikolai „Krieg der Worte und Bilder: Instrumentalisierung von Medien im Krieg Russlands gegen die Ukraine“

 

Ausführliche Informationen unter: mahnmal-st-nikolai.de

 

Über den Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.


Gegründet wurde der Verein im Jahre 1987. Der damalige Bischof und ehemalige Hauptpastor von St. Nikolai, Dr. Hans-Otto Wölber, rief dazu auf, sich für den Erhalt des Turms und der Ruine der einstigen Hauptkirche St. Nikolai als Gedenkstätte einzusetzen. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg während der „Operation Gomorrha“ vom 25. Juli bis zum 3. August 1943 zerstört. Sein Plädoyer berührte so viele Menschen, dass sich daraufhin der Förderkreis „Rettet die Nikolaikirche e.V.“ bildete. Inzwischen hat der Verein seinen Namen geändert: Er heißt nun „Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.“ und lebt vom Engagement seiner Mitglieder, finanziert sich aus Eintrittsgeldern, Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Der Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V. bietet jährlich sowohl außerhalb als auch innerhalb des Mahnmals Raum für eine Vielzahl an Veranstaltungen. So finden Ausstellungen, Lesungen, Vorträge oder Konzerte sowohl auf dem Platz des ehemaligen Kirchenschiffs als auch im Museum im Gewölbekeller statt.

Vorstandsvorsitzender ist Dr. Martin Vetter

Geschäftsführerin ist Dr. Nele Fahnenbruck


https://www.mahnmal-st-nikolai.de/