Frieden riskieren - Auftakt Jubiläumsprogramm Augsburger Hohes Friedensfest 2025

Am 8. Mai beginnt das Kulturprogramm zum 375. Augsburger Hohen Friedensfest

Foto: Stadt Augsburg
Foto: Stadt Augsburg
  • Eröffnung am 8. Mai – 80 Jahre Ende zweiter Weltkrieg
  • Grundsteinlegung für das Haus des Friedens, 12 Uhr
  • Prozession 200-köpfiger Friedenschor mit Stadtgesellschaft, 19:30 Uhr
  • Uraufführung Europäisches Friedenskonzert von Marc Sinan, 20 Uhr
  • Ende Jubiläumsprogramm am 8. August – Augsburger Hohes Friedensfest
  • Rund 140 Veranstaltungen, 100 Partnerinnen und Partner, 3.000 Beteiligte
  • Programmbuch in Bürgerinfo erhältlich
  • Informationen auf friedensfest-augsburg.de

 

24.04.2025

 

(Augsburg/ff) - Im Jahr 2025 jähren sich in Europa drei historische Ereignisse der vergangenen Jahrhunderte, die mit der Erfahrung von Krieg und seinen gravierenden individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen verbunden sind: Vor 80 Jahren endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa, vor 30 Jahren der Bosnienkrieg und Augsburg feiert am 8. August zum 375. Mal das Hohe Friedensfest, das aus dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) resultiert. Diese bedeutenden Jahrestage sind Anlass und Klammer des Kulturprogramms zum Augsburger Friedensfest 2025. Es beginnt mit dem Gedenken an das Ende des 2. Weltkriegs und endet mit dem Augsburger Friedensfest. (...)

Im Bewusstsein, dass Frieden niemals selbstverständlich und mehr als die Abwesenheit von Krieg ist, entwickelte Eric Nikodym als Künstlerischer Leiter zusammen mit dem Friedensbüro der Stadt Augsburg ein drei Monate umspannendes Angebot für Begegnung und Austausch. Es fragt: Kann Kultur und Erinnerungsarbeit einen Beitrag zum Frieden leisten? Wie kann sich heute, angesichts weltweiter Zuspitzungen, eine Person, Stadt oder Gesellschaft für den Frieden einsetzen? Wofür wollen wir stehen?

 

Teil 1: FRIEDEN ERINNERN vom 8. bis 18. Mai – HAUS DES FRIEDENS

Rund 140 Veranstaltungen und Projekte verschiedenster Genres bieten dazu Impulse und laden in vier Projektphasen dazu ein, Frieden zu erinnern, zu gestalten, zu bewahren und zu feiern. Erfahrbar wird dies in künstlerischen und wissenschaftlichen Formaten, bei Gesprächen, Lesungen, Filmen und Vorträgen, mit Performances, Urban Art, Ausstellungen, Konzerten und einem Raketenstart. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos, in zahlreichen Projekten wird eine Beteiligung der Stadtgesellschaft mitgedacht. Zum Beispiel beim großen Gemeinschaftsprojekt HAUS DES FRIEDENS des Kölner Künstlers Frank Bölter. Es steht metaphorisch für den weltweit notwendigen, aber fragilen Friedensdialog: Augsburgerinnen und Augsburger sind eingeladen, mit 2000 zuvor gestalteten Pappsteinen, gemeinsam ihr Haus des Friedens auf dem Augsburger Rathausplatz zu bauen. Die Grundsteinlegung und zugleich Eröffnung des Kulturprogramms mit Oberbürgermeisterin Eva Weber findet am 8. Mai um 12 Uhr statt.

 

BEFREIUNG – Europäisches Friedenskonzert mit über 250 Beteiligten

Das erste Themenfeld des Kulturprogramms steht unter der Überschrift FRIEDEN ERINNERN und dauert vom 8. bis 18. Mai. Es ist dem Ende des 2. Weltkriegs und dem Beginn des europäischen Friedensprozesses gewidmet. Die Uraufführung des Europäischen Friedenskonzerts BEFREIUNG von Marc Sinan gemeinsam mit rund 250 Künstlerinnen und Künstlern und einem internationalen Projektorchester am Eröffnungstag steht in besonderer Weise für dieses Thema. Das Konzert ist verwoben mit Stimmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die stellvertretend für Millionen nicht gehörte Schicksale an das Ende des Krieges und ihre eigene Befreiung erinnern. Visuell erfahrbar wird das Gesamtwerk dank einer fotografischen Rauminstallation, mit der sich die bildende Künstlerin Johanna Diehl den Erzählungen nähert. Zuvor zieht ein circa zweihundertköpfiger Chor in einer singenden Friedensprozession vom Rathausplatz hinauf zur Heilig-Kreuz Kirche. Alle sind herzlich eingeladen, den Chor auf seinem Weg zu begleiten.

 

Leibniz-Preisträger Jörn Leonhard zu Gast bei öffentlicher Tagung

Im Rahmen des Symposiums und Podiumsgesprächs FRIEDEN ERINNERN – DEMOKRATIE STÄRKEN diskutieren Experten aus Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften über das ebenso symbolträchtige wie ambivalente Datum des 8. Mai und die Frage, ob Erinnerungsarbeit einen Beitrag zur Stärkung von Demokratie und Frieden leisten kann. Beteiligt ist der Historiker und Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas in Freiburg, Prof. Dr. Jörn Leonhard. Er wurde 2024 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnet, der als einer der weltweit renommiertesten Forschungspreise gilt. Weitere Gäste sind Prof. Dr. Martin Sabrow, ehemaliger Direktor des Leibniz Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Prof. Dr. Martina Steber, Zweite Stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und Professorin für Neueste Geschichte an der Universität Augsburg und Professor em. Dr. Norbert Frei für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ebenso wird Dr. Constanze Stelzenmüller an der Podiumsdiskussion teilnehmen, die als Direktorin des Center on the United States and Europe, Brookings Institution, eine Spezialistin für die transatlantische Außen- und Sicherheitspolitik ist. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Das Podiumsgespräch wird von Bayern 2 aufgezeichnet und wenig später gesendet.

 

Waffen zu Friedensglocken: Konzert und Klanginstallation

 

SCHLACHTEN UND STILLE heißen Konzert und Klanginstallation der niederländischen Performancegruppe HIIIT in der Moritzkirche am 9. Mai um 21 Uhr: In beiden Weltkriegen wurden vielerorts Kirchenglocken eingeschmolzen und zu Waffen geschmiedet. Hier wird der Prozess umgedreht – aus dem Metall ukrainischer Patronenhülsen entstand eine neue Glocke, deren Klang vom Komponistenduo Poulson Sq. mit Soundelementen in eine imaginäre Landschaft verwandelt wird. Die Glocke wird im Rahmen einer Nachtwache am 6. August zum Gedenken an die Zerstörung von Hiroshima vor 80 Jahren zu hören sein. Weitere Veranstaltungen und Informationen sind im Programmheft (erhältlich u.a. in der Bürgerinfo am Rathausplatz) oder online unter friedensfest-augsburg.de zu finden. Tickets für kostenpflichtige Angebote gibt es ab sofort unter reservix.de.