„Vertrauen tut Not, aktuell mehr denn je“

„Erzähle, worauf du vertraust.“: Bonifatiuswerk eröffnet bundesweite Diaspora-Aktion in Regensburg

In Regensburg hat das Bonifatiuswerk die diesjährige bundesweite Diaspora-Aktion eröffnet. Das Gruppenfoto zeigt den Hauptzelebranten des Pontifikalamtes Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, den Vorstand und den Präsidenten des Bonifatiuswerkes, Bischöfe aus den Förderregionen des Hilfswerkes sowie Ehrengäste. Foto: Simon Helmers/Bonifatiuswerk

11.11.2024

 

(Regensburg/bfw) - Mit einem Pontifikalamt im Regensburger Dom hat das Bonifatiuswerk am Sonntag die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche eröffnet. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr das Thema Vertrauen. Das Leitwort „Erzähle, worauf du vertraust.“ soll dazu einladen, davon zu erzählen, was Menschen Halt, Orientierung und Kraft gibt.

 

„In diesen Tagen wird viel über fehlendes und gebrochenes Vertrauen gesprochen“, nahm Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, während des Gottesdienstes im Dom St. Peter Bezug auf das Leitwort. „Vertrauen tut Not, aktuell mehr denn je und nicht nur in der Politik. Es ist wichtig, den Dialog zu suchen. Indem wir erzählen, auf was wir vertrauen und worauf Verlass ist, geben wir vertrauenswürdig auch Zeugnis von der Botschaft des Evangeliums“, sagte Monsignore Georg Austen.

 

Hauptzelebrant des Pontifikalamtes war der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. „Seit 175 Jahren steht das Bonifatiuswerk im Dienst der Ermöglichung, der Stärkung und der Verkündigung des Glaubens. Immer wieder neu haben die Verantwortlichen in zeitgerechter Weise auf die je neuen Herausforderungen reagiert“, sagte er in seiner Predigt. Unter den Konzelebranten des Gottesdienstes waren unter anderem Erzbischof Julio Murat, Apostolischer Nuntius für die skandinavischen Länder, sowie Bischof Viktors Stulpins, Vorsitzender der Lettischen Bischofskonferenz. Während des Gottesdienstes nahmen Delegierte aus den deutschen Bistümern sowie Bischöfe und Vertreter aus den skandinavischen und baltischen Förderländern des Bonifatiuswerkes handgefertigte Pilgerstäbe entgegen. „So wie das Bonifatiuswerk seine Wurzeln in Regensburg hat und sich von hier auf den Weg machte, Katholiken in der Minderheit solidarisch zu unterstützen, so laden die Pilgerstäbe dazu ein, mutig, durch den Glauben gestärkt und mit einem Ziel ins Jetzt aufzubrechen und die Begegnung mit den Menschen zu suchen“, betonte Monsignore Georg Austen.

 

Regensburg ist ein besonderer Ort für die Aktionseröffnung: In der Donaustadt wurde das Bonifatiuswerk 1849 gegründet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beglückwünschte das Hilfswerk in einem schriftlichen Grußwort: „Das Bonifatiuswerk, daran will ich heute besonders erinnern, hat große historische Verdienste darum, dass die Katholiken in der Zeit der deutschen Teilung einander nicht vergessen haben. Dabei ging es um weit mehr als um Spenden für Kirchen, Autos, Gemeindearbeit. Es ging um die geistige Verbundenheit.“ Über diese deutsche Solidaritätsgeschichte dürften sich nicht nur Katholiken beim Jubiläum freuen.

 

Beim an den Gottesdienst anschließenden Festakt im Regensburger Kolpinghaus, an dem auch der Paderborner Landrat Christoph Rüther teilnahm, sagte Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration: „Das Bonifatiuswerk ist ein wichtiges kirchliches Hilfswerk, das heute ganz im Sinne seines Namenspatrons dort wirkt, wo das Christentum in der Minderheit ist und Christen täglich erleben, dass ihr Glaube sie zu Außenseitern machen kann. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bonifatiuswerks, Ihr großartiges Engagement ist gelebte christliche Nächstenliebe und Solidarität.“

 

Erzbischof Julio Murat berichtete von der Notwendigkeit der Unterstützung aus Deutschland: „Das Bonifatiuswerk ist seit Jahren zu einem Bezugspunkt für die Unterstützung der katholischen Gemeinschaften in den nordischen und baltischen Ländern geworden.“ In seinen Jahren als Vertreter des Papstes in Skandinavien habe er die Arbeit des Hilfswerkes kennen- und schätzengelernt. Der Festakt wurde von Hilde Regeniter (Domradio.de) moderiert. In von ihr geleiteten Gesprächsrunden berichteten die Bischöfe Raimo Goyarrola (Finnland) und Philippe Jourdan (Estland) von der Diaspora-Situation in ihren Ländern, während Bettina Hünermund das Hospiz Mutter Teresa in Heilbad Heiligenbad vorstellte – das Beispielprojekt der Diaspora-Aktion 2024.

 

Monsignore Oliver Lahl, Geistlicher Botschaftsrat der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl, dankte dem Bonifatiuswerk in seiner Festrede „für 175 Jahre großartiges Wirken“. Daran, dass ehemals katholische Landstriche mittlerweile Diaspora seien, habe man sich längst gewöhnt: „Vertreterinnen und Vertreter aus vielen Gebieten der Welt, bei denen wir oft noch den Eindruck haben, dass dort lebendige und junge Kirche wäre, sprechen ganz offen von einem tiefen Bruch zwischen der Kirche und der Welt der jungen Menschen.“ Die digitale Welt sei wie ein neuer Kontinent, der junge Menschen in seinen Bann ziehe, aber auch unglaubliche Möglichkeiten biete. Das Bonifatiuswerk sei mit der Firm-App auf einem guten Weg, die neuen Herausforderungen anzupacken.  

 

 

„Damals wie heute steht die Solidarität mit den Katholiken, mit den Christen in der Minderheit im Fokus“, sagte Manfred Müller, Präsident des Bonifatiuswerkes. „Und es gibt neue Herausforderungen: Es entwickelt sich eine neue Diaspora – die Glaubensdiaspora, die Vereinzelung im Glauben in einer zunehmend säkularer werdenden Welt.“ Daher sammeln am kommenden Sonntag, 17. November, die deutschen Katholikinnen und Katholiken bundesweit in allen Gottesdiensten. An diesem Tag findet die Diaspora-Aktion mit dem Diaspora-Sonntag ihren Höhepunkt. Der Diaspora-Sonntag für die Menschen, die in der Diaspora, sprich in einer Minderheitensituation ihren Glauben leben, findet jährlich am dritten Sonntag im November statt und wird seit 1966 begangen.