Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, wünscht frohe und gesegnete Weihnachten. Und er richtet in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft einen eindringlichen Appell an die Menschen: Die Botschaft von Weihnachten, „Gott wird Mensch“, zeige, was Menschsein wirklich bedeute – Vertrauen, Würde und Mitmenschlichkeit.
Gott wird Mensch. Das ist der Kern des Weihnachtsfestes. Was damit gesagt wird, ist großartig und unvorstellbar zugleich. Gott hat die Welt geschaffen und erhält sie. Mit diesem Glauben beginnt die Bibel. Das bedeutet: Gott ist viel größer als diese Welt. Es ist immer ein großer Abstand zwischen Gott und den Menschen, die Teil der Schöpfung Gottes sind. Die Weihnachtsgeschichte erzählt nun: Gott selbst hat diesen Abstand überbrückt. Gott wurde Mensch. In diesem Kind im Stall von Bethlehem begegnet euch Menschen Gott. Martin Luther hat dieses Geheimnis des Glaubens in folgende Worte gefasst: „Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß; er ist ein Kindlein worden klein, der alle Welt erhält allein.“ (EG 23,3)
Wie ist dieser Glaube entstanden? Als das Kind in der Krippe erwachsen war, machten Menschen mit ihm besondere Erfahrungen. Jesus ermutigte, stärkte und weckte in vielen das Vertrauen zu Gott. Er heilte und half anderen. Jesus hat keine Macht ausgeübt, er ist selber zum Opfer der Mächtigen geworden. Jesus wurde gekreuzigt und ist gestorben. Gott hat ihn aber nicht im Tod gelassen, sondern von den Toten auferweckt. All das hat dazu geführt, dass Menschen anfingen zu glauben: In diesem Menschen ist uns Gott begegnet. In ihm ist „die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes“ erschienen. So beschreibt es ein Brief im Neuen Testament (Titus 3,4).
Christinnen und Christen glauben: Durch Jesus Christus zeigt Gott, was es bedeutet, Mensch zu sein. Mensch sein heißt, auf Gottes Kraft und Liebe zu vertrauen, einander und respektvoll, mit Würde zu begegnen und füreinander da zu sein. Der vor kurzem verstorbene, ehemalige Limburger Bischof Franz Kamphaus hat das einmal in die einfachen Worte gefasst: „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“.
Das ist gerade jetzt so wichtig. Es gibt so viel Unmenschlichkeit in dieser Welt. Tag für Tag sterben Menschen in den Kriegen dieser Welt. Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit zerstören Leben. In den vielen Herausforderungen unserer Zeit ist das gesellschaftliche Klima rauer geworden – auch bei uns. Das ist gefährlich, weil aus Worten schnell Taten werden. Menschen tun einander auch dort Gewalt an, wo sie andere erniedrigen und verachten. In der Sorge um den eigenen Wohlstand ist die Gefahr groß, dass Werte wie Respekt und Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gastfreundschaft schnell verloren gehen. Da ist es gut, sich neu an der Botschaft zu orientieren: Gott wird Mensch, Gott ist menschenfreundlich. Alle Menschen sollen gut leben können – in Gerechtigkeit, in Frieden und in Freiheit. Die Welt braucht menschliche Menschen, damit Gottes Frieden Raum gewinnt in dieser Welt.
Frohe und gesegnete Weihnachten!
Ihr Volker Jung
Kirchenpräsident der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Über die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
Zum Gebiet der EKHN gehören weite Teile von Mittel- und Südhessen mit dem Rhein-Main-Gebiet sowie ein Teil von Rheinland-Pfalz inklusive Mainz. Die EKHN zählt rund 1,3 Millionen Mitglieder. Kirchenpräsident ist Volker Jung, Präses der Kirchensynode ist Birgit Pfeiffer. Wie alle evangelischen Kirchen ist die EKHN getragen nicht nur vom Engagement der rund 20.000 Hauptamtlichen, sondern vor allem von den fast 60.000 Ehrenamtlichen, die sich in Kirchenvorständen, in der Gemeindearbeit und in spezialisierten Funktionen wie der Notfallseelsorge engagieren. Zur EKHN gehören zahlreiche Einrichtungen wie beispielsweise rund 600 Kindertagesstätten. Das evangelische Sozial- und Gesundheitswesen ist darüber hinaus u.a. in der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau organisiert, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der EKHN. Die EKHN hat lutherische und reformierte, liberale und pietistische Traditionen. Diese geistliche und gesellschaftliche Vielfalt gibt der EKHN ihr besonderes Profil. Weitere Informationen gibt es unter https://www.ekhn.de/ueber-uns.