Kirche und Kooperationspartner in der Region Schweich machen sich mit ihrer Gedenkarbeit an jüdisches Leben gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus stark. Im Jubiläumsjahr 2025 ist klar: Diese Arbeit ist wichtiger denn je.
30.01.2025
Von Simone Bastreri
(Schweich/sb) – Weltweit ist ein politischer Rechtsruck zu beobachten, populistische Tendenzen und demokratiefeindliche Strömungen nehmen zu. Etwas dagegen zu setzen, sich gegen Diskriminierung, Antisemitismus und Rassismus stark zu machen – das ist Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Gedenken Gestalten“ in Schweich. Kirche und zivile Partner erinnern seit 15 Jahren an jüdisches Leben in und um Schweich und zeigen damit, wie wichtig das Einstehen für Menschenwürde und Demokratie ist. Ihr kleines Jubiläum feiert die AG mit einem Festjahr, dessen Schirmherrschaft Katarina Barley, Vizepräsidentin des europäischen
Parlaments, übernommen hat. Über das Jahr verteilt lädt die AG zu Konzerten, Ausstellungen, Führungen, Wanderungen, Buchvorstellungen und Gedenkveranstaltungen ein. Ein gemeinsamer Festakt findet am Donnerstag, 3. April, um 18 Uhr in der ehemaligen jüdischen Synagoge in Schweich statt.
Gedenkarbeit und das Aufarbeiten der eigenen Geschichte, besonders der NS-Zeit, seien „unverzichtbare Aufgabe für die deutsche Demokratie“, schreibt Barley im Vorwort zum Festprogramm. „In letzter Zeit sind menschenfeindliche Aussagen wieder öfter zu hören, gleichzeitig werden die Zeitzeugen der Shoa immer weniger“, so die Europapolitikerin. Den unzähligen Opfern eine Stimme zu geben, ihre Geschichten und Erfahrungen zu erzählen, sei immens wichtig. Es trage dazu bei, „Prozesse der Entmenschlichung zu erkennen und ihnen wirksam entgegenzutreten“. Bischof Ackermann würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der AG in der Region Schweich. Mit zahlreichen Veranstaltungsformaten bereite die AG nicht nur die Geschichte der Verfolgung der Juden auf, sondern halten auch das Bewusstsein für jüdische Kultur und Traditionen wach. Der Antisemitismus verfestige sich derzeit in der Gesellschaft, „sei es in offenen Feindseligkeiten, in Vorurteilen oder in verbalen Angriffen. Es ist umso wichtiger, dass wir dieser Entwicklung mit aller Entschlossenheit begegnen“, so der Trierer Bischof.
Mitglieder der AG machen sich stark für Menschenwürde und Toleranz
Das sieht auch Sabine Bintz so. Sie ist Leiterin der Volkshochschule Schweich, eines der Gründungsmitglieder der AG. Bintz betont die positiven Effekte durch die Vernetzung mit vielen unterschiedlichen Kooperationspartnern. „Gerade in der heutigen Zeit hat die Gedenkarbeit einen wichtigen Stellenwert im gesellschaftlichen Zusammenleben, da die Geschehnisse der Vergangenheit sich nicht wiederholen dürfen. Dafür machen wir uns gemeinsam stark“, erklärt sie. Eine der tragenden Kräfte der AG ist Pastoralreferentin Judith Schwickerath. Für sie steht außer Frage, wie wichtig gerade heute Gedenkarbeit ist, die dazu ermutigt, selbst Verantwortung zu übernehmen. „Die Strategie von Rassisten und Populisten ist es, das Gemeinsame auszuhöhlen, zu spalten, Hass zu säen, ein Gegenüber von ‚wir hier‘ und ‚die anderen da‘ aufzumachen. Dem möchten wir ein gemeinsames Einstehen für Menschenwürde und Menschenrechte entgegenstellen und generationenübergreifende Begegnungs- und Lernräume ermöglichen.“
Festjahr 2025 mit vielen Veranstaltungen
Das Festjahr beginnt mit einem Konzert des „Gernsheim-Duos“ (Klavier und Sopran) am Sonntag, 2. Februar um 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge Schweich. Das Duo bringt Werke vergessener jüdischer Komponisten auf die Konzertbühnen. Vom 1. April bis 10. Mai gastiert die Wanderausstellung „Du Jude“ – Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland in der evangelischen Basilika in Trier sowie in der ehemaligen Synagoge Schweich. Am Freitag, 23. Mai ab 16.30 Uhr heißt es wandernd „Auf den Spuren jüdischer Grabstätten an der Mosel“ unterwegs (Treffpunkt: jüdischer Friedhof Trittenheim). Eine weitere Führung lädt Interessierte am Sonntag, 15. Juni um 14 Uhr ab der Synagoge Trier ein unter dem Titel „Was sonst verschlossen ist, öffnen wir für sie“. Im Niederprümer Hof in Schweich findet am Freitag, 12. September um 15 Uhr ein Vortrag mit Buchvorstellung und Friedhofsführung unter dem Titel „Steine über dem Fluss – Jüdische Friedhöfe an der Mosel“ statt. Weitere Gedenkveranstaltungen finden sich im Programm unter www.juedisches-leben-vgschweich.de. Dort kann man sich auch in einem Mailverteiler anmelden.
Die AG „Gemeinsam Gedenken Gestalten“ ist Mitglied der deutsch-luxemburgischen AG „grenzenlos gedenken“ und im Schweicher Bündnis „Demokratie lebt vom Mitmachen!“.