Wie KI unter ethischen Gesichtspunkten gut genutzt werden kann, war am 3. Februar Gegenstand einer Diskussion mit Bischof Ackermann in St. Gangolf.
5.02.2025
Von Judith Rupp
(Trier/bt) – „Wächst meine Freiheit durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz oder gerate ich in eine Abhängigkeit?“ Diese Prüfschleife hat Bischof Dr. Stephan Ackermann als ein Kriterium für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) angeregt. Der Trierer Bischof äußerte sich bei einer Diskussion zu ethischen Fragen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz, die am 3. Februar im „Forum Bürgerkirche St. Gangolf“ in Trier stattfand. Auf Einladung der Universität und der Theologischen Fakultät Trier diskutierten dort mit ihm der Sozialethiker Prof. Dr. Ingo Proft (Theologische Fakultät Trier/Vinzenz Pallotti University Vallendar), die Stiftungsdirektorin der Vereinigten Hospitien Trier, Dr. Yvonne Russell, und Prof. Dr. Benjamin Weyers vom Fachbereich KI/Informatik an der Universität Trier. Die Moderation übernahm Uni-Präsidentin Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer.
Die Runde war sich einig, dass KI immer nur ein Werkzeug sein könne, das das kritische Denken und die Eigenverantwortung niemals ersetzt. Denn „Intelligenz“ sei „Vernunft und Verstand, Emotionalität und Kreativität“, betonte Proft. Das alte Wort „Mensch, erkenne Dich selbst“ mache deutlich, was KI eben nicht könne. Er plädierte dafür, klare Grenzen für die Nutzung von KI festzulegen, denn „nur weil wir etwas können, müssen wir es nicht tun“. Schwierig werde es, wenn KI nicht mehr Mittel, sondern Alternative zu eigenverantwortlichen Entscheidungen sei. „Entscheidung braucht personale Verantwortung“, so der Sozialethiker.
Diese notwendigen Grenzen betonte auch Stiftungsdirektorin Russell. In den Vereinigten Hospitien werden derzeit Erfahrungen mit „Tele-Pflege“ gesammelt. Die Vorstellung, dass Pflege komplett maschinell ausgestaltet werde, sei „eine Horrorvorstellung“, sagte sie. Bei Tele-Pflege gehe es um eine Verbesserung der Kommunikation zwischen den in der Pflege Tätigen. In diese Kommunikation würden die pflegebedürftigen Menschen selbstverständlich einbezogen, und auch die Datensicherheit seien bedacht. Auch sie sah die Grenze der KI in „der Freiheit, die zwischen Reiz und Reaktion liegt“. Bischof Ackermann warb dafür, „technische Assistenz nicht so [zu] vermitteln, dass die Grenzen so verschwimmen”, dass ein „menschliches Du” als Gegenüber simuliert werde.
In der vielschichtigen Diskussion, in der die Teilnehmenden auch die positiven Seiten der KI benannten, stellte KI-Experte Weyers klar, dass KI abhängig sei von der Menge und der Qualität der verfügbaren Daten, und die Herausforderung daher in der Kuratierung der Daten liege. Letztlich könne die KI nicht mehr als das leisten, was Menschen ihr beibringen.
Die Podiumsgäste sprachen verschiedene Einsatzfelder der KI an; neben Medizin und Pflege wurden etwa die zunehmende digitale Trauerkultur, der Einsatz in der Kriegsführung oder die hilfreiche Nutzung in der Ausbildung angerissen. Auch die Frage der Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von KI wurde gestellt. Übereinstimmend plädierte die Runde dafür, dass der Umgang mit KI Teil von Erziehung und Bildung sein müsse.