Bistum Trier: Bischof Ackermann würdigt Ehrenamtliche für ihren Einsatz

Bistumsmedaille und Dankurkunden gehen an drei Initiativen und fünf Einzelpersonen

Die Initiative 'Wir gegen Rassismus' vereint Fotoausstellung und Workshops gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit © Simone Bastreri
Die Initiative 'Wir gegen Rassismus' vereint Fotoausstellung und Workshops gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit © Simone Bastreri

Oft arbeiten Ehrenamtliche unermüdlich hinter den Kulissen, bleiben eher im Hintergrund. Durch beim Festakt zu ihrer Würdigung mit Bischof Ackermann standen sie und ihr großes Engagement im Fokus.

 

5.12.2024

 

Von Simone Bastreri

 

(Trier/bistumsweit) – Viele von ihnen sind immer da, wenn sie gebraucht werden, engagieren sich für ein mitmenschliches Zusammenleben, für Integration, für Kinder, für ihre Gemeinde oder interreligiöse Freundschaft. Häufig hängen Ehrenamtliche ihr Engagement nicht „an die große Glocke“, bleiben eher im Hintergrund. Doch sind sie es, die die Zivilgesellschaft tragen und die Welt ein Stückchen freundlicher und menschlicher machen. Einmal im Jahr stehen sie dann aber doch im Fokus: Wenn das Bistum Trier durch Bischof Stephan Ackermann stellvertretend Initiativen und Einzelpersonen für ihr ehrenamtliches Engagement ehrt – mit Bistumsmedaillen, Urkunden und einer Feierstunde. Am 29. November war es wieder so weit: Im voll besetzten Saal des Robert-Schuman-Hauses ehrte Ackermann die Initiativen „Ämterlotsen“ aus Völklingen und „Wir gegen Rassismus“ aus Neuwied sowie fünf Einzelpersonen, darunter Professor Herbert Jochum aus Saarbrücken mit der Bistumsmedaille. Ehrungen für Einzelpersonen basieren dabei immer auf Vorschlägen, die dann von einer Prüfungskommission beraten werden.  

 

„Wir rücken beispielhaft Initiativen und Personen in den Blick, weil sie als Kirche in der Gesellschaft wirken, weil sie interessante Kooperationen zwischen Kirche und anderen Partnern verwirklichen, weil Verantwortung geteilt wird und Mitbestimmung gewollt ist oder weil sie ein wichtiges Thema aufgreifen“, begrüßte Michaela Tholl, Leiterin des Teams Engagemententwicklung, die Gäste. Ihr Team sei immer wieder erstaunt, wie bunt und vielfältig dieses Engagement sei. Auch Mechthild Schabo, Direktorin des Bereichs Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bistum Trier, betonte, es gehöre sicher zu den „vornehmsten Aufgaben“ als Christen, sich in Kirche und Welt zu engagieren. Und als Leitung gelte es, dieses Engagement zu sehen, zu stärken und groß zu machen.  

 

Heutige Struktur der Kita gGmbHs mit aufgebaut 

Damit leitete Schabo die erste Ehrung des Abends ein: Silke Barth, Alfred Mader und Heribert Schmitt erhielten Dankesurkunden für ihre langjährige, teils mehrere Jahrzehnte umfassende Mitarbeit in den Aufsichtsräten der katholischen Kita gGmbHs. So wie sie gebe es viele Menschen, die sich in großen Aufsichtsorganen beteiligten, Verantwortung übernähmen, so Schabo. In ihrer Laudatio gingen die beiden Leitungen der Abteilungen Kindertageseinrichtungen bei Bistum und Diözesancaritasverband, Georg Binninger und Angela Thelen, auf die Verdienste der drei Geehrten ein. Als vor fast 25 Jahren das Bistum die drei Kita gGmbHs gegründet habe, hätten sich die drei als Repräsentanten der Mitgesellschafter (der Kirchengemeinden) in die neuen Aufsichtsräte wählen lassen – damals habe es bundesweit keine Blaupause dafür gegeben. So sei es „Pionierarbeit“ gewesen, die ursprünglich von den Kirchengemeinden getragenen Kitas in eine professionelle Betriebsträgerstruktur zu überführen. Mit hohem Engagement und Sachverstand hätten sie die Startphase, den Ausbau und die Entwicklung der Gesellschaften maßgeblich mitgeprägt, betonte Binninger.  

 

Einer, der einfach immer da ist 

Eine weitere Dankesurkunde ging an Erich Jener aus Birkenfeld für sein großes Engagement in der Pfarrei Heide Westrich St. Franziskus (und der Vorgängerpfarrei). Schon seit 1958 ist Jener Mitglied beim Malteser Hilfsdienst und gründete 1980 mit anderen zusammen die Maltesergruppe Rückweiler, die ein Rettungsfahrzeug organisierte und Krankentransporte übernahm. Seit 1979 ist Jener aktives Mitglied im Pfarrgemeinderat Rückweiler, engagierte sich als Kommunionhelfer, Lektor und Leiter von Wortgottesdienstfeiern in allen Kirchen der Pfarrei. Die Mithilfe bei Prozessionen oder an Feiertagen sei für ihn immer selbstverständlich gewesen. Mittlerweile hat Jener sogar den Küsterdienst übernommen „weil ihn sonst niemand macht“, wie er schulterzuckend in die Laudatio einwarf. Obwohl er in Birkenfeld wohnt, fahre er jeden Sonntagmorgen und -abend zum Schließdienst in die Kirche, zählte die Laudatorin auf. Bis zur Eröffnung des Pfarrbüros 1990 erstellte, druckte und verteilte er den Pfarrbrief. Im Kirchenchor ist er seit Gründung 1980 Mitglied, ebenso in der freiwilligen Feuerwehr, dem Schützenchor Hahnweiler und dem Musikverein Rückweiler. Es berühre ihn, so Ackermann, dass es Erich Jener gelinge, immer da und bereit zu sein, aber vor allem auch andere anzusprechen und zu vernetzen.

 

Prägende Figur für christlich-jüdischen Dialog in Deutschland 

Mit der Bistumsmedaille, der höchsten Ehrung, wurde Professor Herbert Jochum für seine großen Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog ausgezeichnet. Da er selbst wegen einer Verletzung nicht vor Ort sein konnte, nahm Laudator Evgenij Mrinski die Medaille für ihn entgegen. Mrinski ist Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar und Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Arbeitgemeinschaft des Saarlandes. In seiner Lobrede sagte Mrinski, der 1937 in Hüttigweiler geborene Herbert Jochum sei einer der treusten und langjährigsten Freunde und Verbündeten der jüdischen Gemeinschaft im Saarland und ganz Deutschlands. Schon 1967 wurde er katholischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft und vermittelte über fünf Jahrzehnte in hunderten Vorträgen, Seminaren und Lesungen mit jüdischen Gästen und Großveranstaltungen Wissen über die Geschichte des Judentums, die Bedeutung der jüdischen Religion und Kultur sowie über die vielen Facetten des Antisemitismus. Im Rahmen des Zeitzeugen-Programms organisierte Jochum über viele Jahre Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden. Wie kein Zweiter habe er als katholischer Theologe dazu beigetragen, dass Menschen im Saarland mehr über das Judentum wissen. Es sei ein wunderbares Zeichen der Verbundenheit, dass Mrinski und der Vorstand der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft im Saarland die Medaille entgegennehme, freute sich Bischof Ackermann. 

 

Stark im Team gegen Diskriminierung, Rassismus und für die Gemeinschaft  

Das Bistum ehrte außerdem drei Initiativen mit Vorbildcharakter. 2017 wurde die Aktion „Wir gegen Rassismus“ von einigen Seelsorger*innen und Jugendlichen in Neuwied in Kooperation mit der Fachstelle plus für Kinder- und Jugendpastoral in Koblenz gegründet. Alles begann mit einer Ausstellung von Fotos, auf denen sich Menschen mit dem Logo der Aktion ablichten lassen und so ein Statement gegen Fremdenfeindlichkeit setzen konnte, erklärte Mitgründer Christopher Hoffmann. Als Wanderausstellung mit inzwischen auch vielen prominenten Gesichtern war sie bereits an 40 Orten zu sehen. Inzwischen bietet die Aktion Begegnungs-Workshops in Schulen und Jugendgruppen an. Das Team setzt sich aus Ehren- und Hauptamtlichen mit Wurzeln in Ländern wie Afghanistan, Syrien, Togo oder Deutschland für Zivilcourage ein und will auf Alltagsrassismus aufmerksam machen. Gemeinsam mit dem Hilfswerk Caritas international konnten in mehreren digitalen Benefizkonzerten mit Künstlern wie Peter Maffay, Michael Patrick Kelly, Max Raabe und Palastorchester, Kasalla oder Cat Ballou sowie vielen Bands aus der Umgebung über 100.000 Euro für Menschen auf der Flucht und in Kriegs- und Krisengebieten gesammelt werden. Ackermann lobte die Kreativität und Niedrigschwelligkeit der Aktion. Sie sei nicht moralisierend, sondern bringe mit Ideenreichtum Menschen zusammen. Gerade mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl sei es besonders wichtig, für Demokratie und gegen Rassismus einzustehen.

 

Als zweite Initiative wurde der Pfarrgemeinderat Arzfeld-Neuerburg geehrt, dessen Mitglieder die Fusion aller früheren Pfarreiengemeinschaften zunächst zum Pastoralen Raum, dann aber zu einer großen Pfarrei umgesetzt haben. „Sie stellen sich dieser Herausforderung mit viel Einsatz. Unermüdlich wurde nach Lösungen und Wegen gesucht, um allen 27 Pfarreien gerecht zu werden“, lobte Moderatorin Melanie Engelmann. Nicole Klasen, Martina Ludwig und Stefanie Audrit nahmen die Urkunde stellvertretend für alle im Rat engagierten Frauen und Männer entgegen. Im Gespräch mit Edith Ries und dem Bischof erinnerten sich die drei Frauen an wichtige Wegmarken. Anfangs habe sich keiner vorstellen können, mit so vielen Pfarreien zu fusionieren, doch als die Idee einmal ausgesprochen wurde, sei nur noch darauf hingearbeitet worden. „Weil wir nicht das Gefühl haben, dass uns etwas fehlt, wenn wir weiter mit vielen Pfarreien im Pastoralen Raum arbeiten und Grenzen haben, die wir so eigentlich gar nicht sehen.“ Die Mitglieder sehen die Chance, die Pfarrei neu zu gestalten, auch inhaltlich.  

Die dritte geehrte Initiative nennt sich „Ämterlotsen“ und hilft in Völklingen Menschen mit Migrationshintergrund bei Schwierigkeiten mit dem deutschen Formular- und Behördendschungel. Denn viele Menschen, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen oder gar lesen können, stellen Formulare des Jobcenters, für das Kindergeld, die Rente oder sonstige Behördensprache oft vor unlösbare Probleme. Hier helfen die Ämterlotsen – Ehrenamtliche, die im Tandem arbeiten. Einer übernimmt die Erklärung der Formulare, ein anderer übersetzt als Dolmetscher. 300 Beratungen führen die Ehrenamtlichen im Jahr durch, Zuschüsse zum Projekt gibt es dabei vom Pastoralen Raum Völklingen und der Caritas. Die Ämterlotsen verweisen aber auch auf weiterführende Fachstellen, wenn es komplizierter wird. Viele der Übersetzerinnen und Übersetzer waren selbst einmal in der Lage, auf Hilfe angewiesen zu sein, und engagieren sich jetzt für andere. Die Idee macht Schule, wie Anfragen aus anderen Pfarreien des Bistums zeigen. Wie einer der deutschen Ehrenamtlichen erklärt, sei es für ihn als Christ selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen und als Deutscher sei er dankbar für das Grundgesetz, in dem es heiße die Würde des Menschen sei unantastbar.“ Ackermann ging darauf ein und betonte, wie wichtig es sei, in einem Rechtsstaat zu leben, der Menschen unterstütze und respektiere in ihren Lebenslagen. Es gehe nicht ohne das Ehrenamt, das Solidarität fördere und Menschen Perspektiven öffne.  

 

Der Festakt im Robert-Schuman-Haus wurde musikalisch begleitet vom Kirchenchor aus Gutweiler, der die Würdigungen mit passenden Stücken untermalte.  

 

Im Bistum Trier engagieren sich zehntausende Menschen in über 180 verschiedenen Diensten und Bereichen ehrenamtlich. Unterstützung, Betätigungsbereiche und Fortbildungsangebote finden Interessierte auf www.ehrenamt.bistum-trier.de.