"Prüft alles und behaltet das Gute" – kein Moral-TÜV, sondern eine Entlastung

Bischof Tilman Jeremias zum neuen Jahr

Bild: Bischof Jeremias in der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums im Greifswalder Dom St. Nikolai; Foto: Hernandez/Nordkirche
Bild: Bischof Jeremias in der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums im Greifswalder Dom St. Nikolai; Foto: Hernandez/Nordkirche

31.12.2024

 

(Greifswald/akl) - „Prüft alles und behaltet das Gute!“ – dieser Vers des Apostels Paulus steht als Jahreslosung über dem Jahr 2025. Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) empfiehlt, sich an der Schwelle zum neuen Jahr daran auszurichten. Was zunächst wie ein drohender „Moral-TÜV“ klingt, erweist sich als Entlastung: Nichts an sich ist schlecht. Doch gerade in Zeiten von KI ist eine sorgfältige Prüfung der Fakten unentbehrlich.

 

Das Wort zum neuen Jahr von Bischof Jeremias:

Zu Beginn eines neuen Jahres frage ich mich: Was wird dieses Jahr bringen? Ich versuche, Vorsätze für das kommende Jahr zu entwickeln. Woran kann ich mich orientieren, zumal in diesen herausfordernden Zeiten? Die Jahreslosung könnte eine Hilfe sein. Die Kirchen wählen für jedes Jahr einen Satz aus der Bibel als eine Art Leitvers. Für das Jahr 2025 stammt er aus einem der Briefe, die der Apostel Paulus vor rund 2000 Jahren geschrieben hat. „Prüft alles und behaltet das Gute!“, ruft er seinen Leuten in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki und damit auch mir zu.

Moral-TÜV statt Spontaneität und Lebensfreude?

Und ich erschrecke zunächst. Alles soll ich prüfen? Das klingt erst einmal nach völliger Überforderung in meinen Ohren. Ein Moral-TÜV für alles, was mir begegnet? Also nichts mehr mit Spontaneität und Lebensfreude. 

Aber nach dem ersten Schrecken meldet sich bei mir auch eine Entlastung, ja eine Erlaubnis: Alles darf ich prüfen, nichts ist an sich schlecht. Das riecht nach großer Weite. Aber auch nach Verantwortung: Es hilft nichts, ich muss sortieren.

Alles prüfen in Zeiten von KI und Fake News

Nur das Gute behalten. Und das ist umso schwerer in Zeiten, in der es nie gekannte Mengen an Fake News gibt, selbst KI- generierte Fotos kaum mehr von echten zu unterscheiden sind. Immer häufiger scheint es Mittel der Politik und sowieso der Kriegsführung zu sein, gezielt Unwahrheiten zu verbreiten. Eine echte Tiefenprüfung der Fakten ist aufwändig geworden, aber dennoch nicht zu entbehren.

Seid fröhlich, seid dankbar, ermutigt die Ängstlichen

Doch alles zu prüfen und das Gute zu behalten, ist auch verheißungsvoll. Paulus liefert in seinem Brief dazu einige Stichworte. Er schreibt: Seid fröhlich, seid dankbar, ermutigt die Ängstlichen, vergeltet das Böse nicht mit Bösem. So zu handeln, befördert das Gute.

Als Segenswunsch, gerade auch für das Jahr 2025, schreibt der Apostel ein paar Sätze später: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt!“ So lässt sich die Schwelle zum neuen Jahr überschreiten.

Ein gesegnetes Jahr 2025 wünscht Ihnen

Ihr Bischof Tilman Jeremias