Pakistan: Menschenrechtsorganisation fordert „unparteiische Gerechtigkeit“ nach Mord an einem Christen

Kirchenvertreter im Gespräch mit der Polizei nach den Übergriffen in Sargodha. © Kirche in Not
Kirchenvertreter im Gespräch mit der Polizei nach den Übergriffen in Sargodha. © Kirche in Not

21.06.2024

 

(München/acn) - Nach dem Tod eines Christen infolge eines Übergriffs in der Provinz Punjab im Osten Pakistans hat die „Nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“ (NCJP) der pakistanischen Bischofskonferenz den „anhaltenden Missbrauch der Blasphemiegesetze“ verurteilt und eine rasche juristische Aufarbeitung gefordert. „Es muss (…) unparteiisch Gerechtigkeit geübt werden, um das Vertrauen in das Rechtssystem wiederherzustellen (…) und um Polizeibeamte für ihre Untätigkeit zur Rechenschaft zu ziehen“, schreibt die Kommission in einem Bericht, der dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ vorliegt.

 

Die NCJP hat die Hintergründe untersucht, die am 25. Mai zum Übergriff auf den 72-jährigen Christen Nazir Masih und seine Familie in der Stadt Sarghoda geführt haben. Ihren Erkenntnissen zufolge gehe die Blasphemie-Beschuldigung auf die Nachbarfamilie zurück, die „angeblich einen Groll gegen Nazirs Familie hegten, die relativ wohlhabend ist; sein Geschäft lief recht gut. Es gab auch eine gewisse Eifersucht gegenüber dieser christlichen Familie.“

 

Bis zu 300 Personen griffen christliche Familie an

 

Masih war am 3. Juni seinen Verletzungen erlegen. Medienberichten zufolge soll eine Gruppe von bis zu 300 Personen das Haus und die Schuhfabrik der Familie angegriffen haben, dabei wurde Nazir Masih schwer am Kopf verwundet. Ihm war vorgeworfen worden, den Koran geschändet zu haben. Dabei handelt es sich um ein Vergehen, das nach pakistanischer Gesetzgebung mit einer Strafe bis hin zum Gefängnis geahndet werden kann. Immer wieder kommt es wegen Blasphemie-Beschuldigungen zur Lynchjustiz an Christen und anderen religiösen Minderheiten.

 

Wie die katholische Presseagentur „Agenzia fides“ vermeldet, hat die pakistanische Polizei 44 Personen festgenommen, die mutmaßlich an dem Übergriff beteiligt gewesen sein sollen. Es hatten auch Gespräche zwischen Bischöfen und lokalen Behörden stattgefunden. Dennoch kritisieren Kirchenverantwortliche, dass die Familie vor den Attacken zu spät und unzureichend geschützt worden sei.

 

 

Aufgebrachte Menschenmenge vor dem Haus der Familie Masih in Sargodha bei den Ausschreitungen Ende Mai. © Kirche in Not
Aufgebrachte Menschenmenge vor dem Haus der Familie Masih in Sargodha bei den Ausschreitungen Ende Mai. © Kirche in Not

Mehr Schutz und internationale Aufmerksamkeit gefordert

 

Um die Geschehnisse aufzuarbeiten und weitere Übergriffe zu verhindern, richtet die Kommission eine Reihe von Empfehlungen an die pakistanischen Behörden. So fordert die NCJP eine sofortige gerichtliche Untersuchung, Entschädigungszahlungen sowie die Übernahme der Anwaltskosten und einer Traumabehandlung für die Familie des Verstorbenen.

 

Außerdem sollten mehr Sicherheitsmaßnahmen vor Wohngebäuden von Christen ergriffen werden, um sie zu schützen. Die Kommission schließt ihren Bericht mit der Feststellung, dass die Organisation sicher „weiter für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt und sowohl die lokale als auch die internationale Gemeinschaft auffordert, ihre Bemühungen zum Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen zu unterstützen“.

 

„Kirche in Not“ unterstützt die „Nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“ der pakistanischen Bischofskonferenz seit Jahren. Die Hilfe umfasst unter anderem die Übernahme von Anwaltskosten für wegen Blasphemie angeklagte Christen, Maßnahmen zur Rehabilitierung von Gewaltbetroffenen und Projekte zum Schutz von christlichen Frauen und Mädchen.

 

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