26.03.2025
(München/acn) - Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) fördert in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem das Beratungszentrum „Bailasan“ in Bethlehem. Es richtet sich gezielt an Christen, die unter psychischen Belastungen und Traumata leiden. Das Zentrum ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht; „Kirche in Not“ hat die Renovierungskosten mitfinanziert. Die Arbeiten wurden von Christen durchgeführt, die derzeit durch den Rückgang der Pilger arbeitslos geworden sind.
Obwohl sich die Kämpfe auf den Gaza-Streifen konzentrierten, nähmen auch unter der christlichen Minderheit im Westjordanland die psychischen Belastungen zu, erklärt der Psychologe Albert Khader Hani: „Der Krieg wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Wir sind mit verschiedenen Problemen konfrontiert, darunter Flucht und Gewalt.“ In einer Umfrage zu Beginn des Gaza-Krieges hatten bereits 60 Prozent von über 300 befragten Christen angegeben, psychologische und seelsorgerische Hilfe zu benötigen. Heute dürfte dieser Wert weit höher sein.
Vorurteile überwinden
Warum ein Zentrum, das speziell auf Christen zugeschnitten ist? „Wir haben unsere Identität und wollen sie bewahren. Wir wollen unsere Vision zusammen mit unseren christlichen Klienten weiterleben: im Heiligen Land in Sicherheit weiterhin leben zu können“, erklärt der Psychologe Hani.
Neben den kulturellen Besonderheiten gelte es auch Stigmatisierungen und Vorurteile zu überwinden, erklärt Schwester Lorena Cecilia, die ebenfalls im neuen Zentrum beschäftigt ist: „Manche Menschen fürchten sich, hierher zu kommen. Sie haben Angst, über ihre Probleme zu sprechen. Sie wollen nicht mit psychischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden.“ Die Arbeit sei nicht leicht, aber langsam gelinge es, die Menschen mehr für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren.
Balsam für die Nöte der Menschen
Die Mitarbeiter gehen dafür aktiv an die Öffentlichkeit: Sie besuchen Jugendgruppen, Pfarreien, kirchliche Schulen oder Selbsthilfeeinrichtungen zum Beispiel für alleinerziehende Mütter. Die christliche Ausrichtung trage dazu bei, dass die Menschen schneller Vertrauen fassen könnten. Muslimische Ratsuchende würden dennoch nicht abgewiesen: Die Mitarbeiter stellen für sie Kontakte zu anderen Beratungsstellen her.
„Aktuell haben wir es vor allem mit Menschen zu tun, deren Familienangehörige bereits ins Ausland gegangen sind. Die Menschen fühlen sich zerrrissen und es fällt ihnen schwer, ihr alltägliches Leben zu führen“, erklärt Schwester Lorena. „Physisch sind sie hier im Heiligen Land, aber ihre Gedanken drehen sich nur ums Auswandern.“
Der arabische Name des Zentrums „Bailasan“ bedeutet „Balsam“ und ist inspiriert von der Bibelstelle Jeremia 8,22: „Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, ist dort kein Wundarzt? Warum schließt sich denn nicht die Wunde der Tochter, meines Volkes?“ Die Mitarbeiter wollen ein „Balsam sein für die Nöte der Menschen in einer vom Krieg zerrütteten Region“, betont das Lateinische Patriarchat von Jerusalem anlässlich der Eröffnung.
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