Dominikanische Republik: Wie Ordensfrauen ausgebeuteten Erntehelfern beistehen

Ordensschwester der „Lauritas“ im Batey 5 besucht mit Jugendlichen einen hilfsbedürftigen Mann. © Kirche in Not
Ordensschwester der „Lauritas“ im Batey 5 besucht mit Jugendlichen einen hilfsbedürftigen Mann. © Kirche in Not

3.07.2024

 

(München/acn) - Weiße Karibikstrände und Luxusressorts prägen für viele Touristen das Bild der Dominikanischen Republik. Doch die Realität ist anders: Ohne Wasser und Strom, ausgebeutet und mit einem Lohn von nicht einmal zehn Euro am Tag abgespeist, unter extremen Arbeitsbedingungen bei über 30 Grad leben zahlreiche Menschen in sogenannten „Bateyes“. Das sind Hüttensiedlungen rund um Zuckerrohrplantagen.

 

 

425 solcher Siedlungen zählt das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in der Dominikanischen Republik. Über 200 000 Menschen sollen dort leben, wahrscheinlich ist die Dunkelziffer weit größer. Ähnliche Bateyes – das Wort stammt aus der Sprache der karibischen Ureinwohner – gibt es auch in Haiti, Puerto Rico oder Kuba. Die Siedlungen haben nicht einmal eigene Namen, sie werden einfach durchgezählt.

Frauen-Gebetsgruppe in der Pfarrei St. Martin von Porres in Barahona/Dominikanische Republik. © Kirche in Not
Frauen-Gebetsgruppe in der Pfarrei St. Martin von Porres in Barahona/Dominikanische Republik. © Kirche in Not

Einsatz für Würde und bessere Arbeitsbedingungen

 

In Barahona, einem Küstenort im Südwesten der Dominikanischen Republik, befindet sich Batey 5. Die dortige Pfarrei „St. Martin von Porres“ ist die ärmste der ohnehin armen Diözese Barahona. „Die Menschen hier kämpfen Tag für Tag ums Überleben“, erzählt Schwester Patricia Alvarez. Sie ist eine von drei Ordensfrauen der „Missionarinnen der Unbefleckten Jungfrau Maria und der heiligen Katharina von Siena“, im Volksmund kurz „Lauritas“ genannt.

 

Die „Lauritas“ sind seit 2017 in der Arbeiterpfarrei tätig. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt ihre Arbeit, die auch eine sozialpolitische Dimension hat, wie Schwester Patricia betont: „Angesichts dieser harten Realität unterstützen wie die Menschen, wenn sie ihre Rechte einfordern, damit sie faire Löhne erhalten und ein menschenwürdiges Leben führen können. Es war und ist nicht einfach, aber wir kämpfen weiter.“

 

Im Batey 5 sei Gewalt an der Tagesordnung. Die Jugendlichen kämen schnell in Kontakt mit Drogen, beklagt Schwester Patricia. Sie und ihre Mitschwestern haben darum Jugendliche auf den öffentlichen Plätzen und in den Behausungen angesprochen und in das Gemeindezentrum eingeladen. Dort findet jetzt jeden Samstag eine Mischung aus Sozialberatung und Religionsunterricht statt.

 

 

Das zeige Früchte, freut sich Schwester Patricia: „Es gibt nur sehr wenige, die nicht kommen. Die jungen Leute sind weniger aggressiv, nehmen mehr Rücksicht aufeinander. Sie zeigen viel Solidarität.“ Besonders schön sei es, dass auch viele junge Menschen angefangen hätten, den Sonntagsgottesdienst zu besuchen. Die Ordensfrauen organisierten auch Ausflüge, für viele junge Menschen eine völlig neue Erfahrung: „Wir waren neulich am Meer, das ist gar nicht weit weg, aber für viele Jugendliche war es der erste Besuch dort.“

Prozession mit Jugendlichen in Barahona. © Kirche in Not
Prozession mit Jugendlichen in Barahona. © Kirche in Not

 

 

 

 

Migranten leben in Angst vor Endeckung

 

Viele Bewohner seien an das Leben in den Bateyes gefesselt, nicht nur wegen der Armut. Viele seien illegal aus dem Nachbarland Haiti eingewandert, hätten keine Papiere und riskierten deshalb eine Ausweisung, wenn sie erwischt werden, erklärt Schwester Patricia. In Zusammenarbeit mit der Diözese setzen sich die Ordensfrauen dafür ein, dass die Arbeiter eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Denn in Haiti warten noch schlimmere Lebens- und Arbeitsbedingungen auf sie. „Wenn es nötig ist, vermitteln wir auch bei den örtlichen Behörden“, berichtet Schwester Patricia.

 

Die Ordensfrauen betätigen sich oft als „Arbeiterkuriere“: Sie bringen Menschen zu Arztbesuchen oder Besorgungen an verschiedene Orte oder auch einmal in die Hauptstadt Santo Domingo. Die Pfarrei hat für solche Fahrten ein Auto, das „Kirche in Not“ finanziert hat.

 

Eine weitere Säule der Arbeit ist die Sorge für alte und kranke Menschen. Sie stünden oft völlig allein und ohne jegliche Rente oder soziale Absicherung da. Die Diözese Barahona hat ein Tagesheim für ältere Personen errichtet, erzählt Schwester Patricia: „Viele haben ihre Familien in Haiti zurückgelassen. Wir begleiten diese Menschen ins Krankenhaus und lassen uns manchmal sogar als Familienangehörige eintragen, damit wir sie besser begleiten können.“

 

Die Pfarrei im Batey 5 öffnet auch regelmäßig ihre Türen für alle Altersklassen, die dort an persönlichem Austausch und Kursen teilnehmen können, die sie aus dem Glauben heraus bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützen wollen: „Diese Treffen haben schon viele Menschen zu Vergebung und Versöhnung geführt. Sie lernen, die Menschen zu lieben, wie sie sind und wie Gott sie liebt.“ Das leben die Ordensfrauen im Arbeiterviertel überzeugend vor.

 

 

 

 

Arbeiter in einer Zuckerrohrplantage. © flickr.com (Fran Afonso)
Arbeiter in einer Zuckerrohrplantage. © flickr.com (Fran Afonso)

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Empfänger: KIRCHE IN NOT

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Verwendungszweck: Dominikanische Republik