Chaldäisch-katholisch in Georgien: „Das Christentum ist unsere Kultur“

Ilona Bilianova unterrichtet in den Klassenräumen des chaldäisch-katholischen Zentrums in Tiflis. © Kirche in Not
Ilona Bilianova unterrichtet in den Klassenräumen des chaldäisch-katholischen Zentrums in Tiflis. © Kirche in Not

13.09.2024

 

(München/acn) - „Niemand sprach über Gott“, erinnert sich Ilona Bilianova an ihre Kindheit im Kommunismus. Als Tochter eines sowjetischen Offiziers wurde sie in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Weil ihr Vater häufig versetzt wurde, verbrachte sie ihre Kindheit in verschiedenen Teilen der Sowjetunion.

 

Gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) erzählt Ilona, dass sie in ihrer Studienzeit zum ersten Mal auf das Leben und die Botschaft Jesu gestoßen sei – über die Musik: „Wir haben im Universitätschor die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach einstudiert. Um diese Musik zu verstehen, muss man die Bedeutung von Kreuz und Auferstehung kennen.“

AKTUELL BEI WIR IM NETZ - AUS ALLER WELT - 18.09.2024


Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Betroffene in Hochwassergebieten

Evangelisches Hilfswerk stellt 100.000 Euro bereit und ruft zu Spenden auf

 

 

18.09.2024

 

(Berlin/dw) - Die enormen Niederschläge der vergangenen Tage in Österreich, Polen, Tschechien und Rumänien haben mehrere Todesopfer gefordert und zahlreiche Ortschaften überschwemmt. Die Lage bleibt vielerorts angespannt. „Wir stehen mit unseren Partnern in Kontakt, die Hilfsmaßnahmen vorbereiten und in die Wege leiten. Wir unterstützen sie dabei und bitten um Spenden“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.

 

„Unsere diakonische Partnerorganisation in Tschechien gehört zum nationalen Krisenteam und ist Tag und Nacht im Einsatz, um Hilfe zu leisten. Die Schäden sind enorm, da es tagelang im gesamten Land geregnet hat“, sagt Markus Koth, Koordinator für Hochwasserhilfe bei der Diakonie Katastrophenhilfe. Viele Menschen seien evakuiert worden. Wichtig sei nun vor allem, die Hilfe nach dem zurückgehenden Wasser vorzubereiten. „Eine schnelle Rückkehr in die Häuser wird für viele Menschen nicht möglich sein. Gebäude müssen getrocknet und zerstörtes Inventar ersetzt werden. Deshalb liefern wir in einem ersten Schritt 100 Bautrockner nach Tschechien und Polen, um das Mauerwerk von Häusern schnell zu trocknen. Es braucht jetzt unsere Solidarität, damit die Menschen bald wieder nach Hause können“, betont Markus Koth.

 

Nach tagelangen Regenfällen ist besonders die Grenzregion zwischen Polen und Tschechien von den Wassermassen betroffen. Polen rief am Montag den Katastrophenzustand aus, während Niederösterreich bereits am Wochenende zum Katastrophengebiet erklärt wurde. Die Diakonie Katastrophenhilfe Österreich stellt Betroffenen des Hochwassers Bargeldhilfen zur Verfügung, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Erste Hilfsanfragen sind bereits eingegangen.

 

Die Pegelstände von Oder, Neiße und Elbe steigen weiter an. Die Höchststände in Deutschland werden Mitte dieser Woche erwartet. „Sollte es hier zu Überschwemmungen kommen, stehen wir mit den Diakonischen Verbänden in engem Kontakt, um zu helfen“, versichert Martin Keßler, der vor zunehmenden Hochwasserkatastrophen als Folge des Klimawandels warnt. „Der Starkregen im Saarland und die großflächigen Überschwemmungen in Bayern und Baden-Württemberg sind erst wenige Monate her. Die jetzige Katastrophe, die vor allem unsere Nachbarn trifft, reiht sich darin ein. Diese Ereignisse sind beunruhigend und fordern von uns allen eine konsequente Vorbereitung auf zukünftige Katastrophen.“ 

 

Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden:

Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin

Evangelische Bank

IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02

BIC: GENODEF1EK1

Stichwort: Fluthilfe Mittel- und Osteuropa

 

Online unter: https://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/projekte/hochwasser-mittel-und-osteuropa

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 18.09.2024

AFRIKA/NIGERIA - Appell der Diözese Maiduguri nach den schlimmsten Überschwemmungen seit 30 Jahren: “Wir bitten um das Gebet und materielle Hilfe”

 

Abuja (Fides) - „Das Ausmaß der Überschwemmung hat die Vorhersagen der Regierung und von uns allen bei weitem übertroffen und macht sie zur katastrophalsten in Maiduguri seit mehr als drei Jahrzehnten“, heißt es in einem Bericht der Diözese von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias, die von den Überschwemmungen infolge des Nachgebens des Alau-Damms betroffen ist, an Fides.

„Das beispiellose Ausmaß der Überschwemmung hat uns vor Herausforderungen gestellt, die unsere bisherigen Erfahrungen übersteigen, da mehr als die Hälfte der Stadt unter Wasser steht. Es gab mehrere Todesfälle und Eigentum im Wert von Milliarden von Naira wurde zerstört“, heißt es in dem Bericht, der bestätigt, dass mehr als eine Million Menschen von den Überschwemmungen betroffen sind, von denen 410.000 vertrieben wurden.

„Die Überschwemmungen, die am Wochenende begannen und sich in den folgenden Tagen verschlimmerten, wurden durch zu viel Wasser verursacht, das den Alau-Damm beschädigte. Der Bruch der Überlaufrinnen löste einen erheblichen Wasseranstieg flussabwärts aus und führte zu weitreichenden Überschwemmungen in den umliegenden Gemeinden. Die Bemühungen der Regierung und der zuständigen Behörden, die Bewohner der betroffenen Gebiete zu evakuieren und umzusiedeln sowie die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Unterkünften und medizinischer Hilfe sicherzustellen, dauern an, doch die Lage ist nach wie vor bedrückend. Die Lager für Binnenvertriebene, die von der Regierung offiziell geschlossen worden waren, wurden wieder geöffnet, um die Menschen aufzunehmen, die ihre Häuser in den Fluten verloren haben“, heißt es in dem Bericht weiter.

„Was die katholische Kirche betrifft, so sind das Diözesansekretariat und die St. Patrick's-Kathedrale überflutet. Die folgenden Pfarreien wurden ebenfalls schwer getroffen: St. John Custom, St. Michael Railway und St. Augustine Gwange. Obwohl wir noch dabei sind, das Ausmaß der Katastrophe zu beurteilen, schätzen wir, dass mehr als 20.000 katholische Gläubige in diesen Pfarreien betroffen sind, was etwa 3.000 Haushalten entspricht“, betont die Diözese Maiduguri.

„Mehr als 40 Prozent der Stadt stehen immer noch unter Wasser. Es ist schwierig, das Ausmaß des Verlustes an Menschenleben und Eigentum zu bestimmen. Es werden Maßnahmen ergriffen und Daten gesammelt, um eine genaue und detaillierte Kategorisierung der Verluste vorzunehmen“, wird betont.

Der Bericht schließt mit einem Aufruf zur Solidarität und Spenden: „Möge der allmächtige Gott uns helfen, diese Katastrophe zu überwinden und all unser Leid zu lindern. Wir bitten um besondere Gebete für die Familien und alle von der Flut betroffenen Menschen, dass Gott ihnen Kraft und Trost schenkt. Wir bitten auch um finanzielle Unterstützung, damit die Diözese die Flutopfer unterstützen kann. Am dringendsten werden Lebensmittel, medizinische/hygienische Hilfe und Notunterkünfte benötigt“.

(L.M.) (Fides 17/9/2024)

 

AFRIKA/SOMALIA - Kriegsszenarien und Konfliktkontexte: Kritische Beziehungen zwischen Somalia, Äthiopien und Ägypten

 

Mogadischu (Fides) - Am Horn von Afrika ist die Lage äußerst komplex. Somalia rüstet auf, um die Al-Shabaab-Terroristen wirksamer bekämpfen zu können, während in Äthiopien die Lage aufgrund der Amara-Fano-Rebellenmilizen, der Krise mit Mogadischu um den Hafen in Somaliland und der dramatischen humanitären Lage in der Region Tigray, die durch eine tiefe Wirtschaftskrise im Land noch verschärft wird, kritisch ist.

„Es ist unsere religiöse Pflicht, die Unabhängigkeit und Einheit Somalias zu verteidigen“, erklärte eine Gruppe führender Religionsvertreter kürzlich auf einer Tagung in Mogadischu, auf der sie die als „Aggression“ bezeichnete Vorgehensweise Äthiopiens in Somalia verurteilten. Die Religionsführer brachten insbesondere zum Ausdruck, dass sie die kürzlich von Äthiopien mit der separatistischen Region Somaliland unterzeichnete Vereinbarung (Memorandum of Understanding) entschieden ablehnen und stattdessen die wachsenden Beziehungen zwischen Somalia und Ägypten unterstützen.

„Wir können diese Verletzung der Souveränität unseres Landes durch Äthiopien nicht hinnehmen“, sagte einer der Vertreter. Örtlichen Quellen zufolge forderten die Religionsvertreter die somalische Bevölkerung auf, bei der Verteidigung ihrer Nation geeint zu bleiben. Sie baten darum, Ruhe zu bewahren und keine sozialen Spaltungen zu schüren. Sie riefen dazu auf, das Abkommen geschlossen abzulehnen, und betonten, dass es eine moralische Verpflichtung sei, sich solchen Aktionen entgegenzustellen und weitere Einmischungen zu verhindern. Außerdem wurde an die somalische Regierung appelliert, ein Klima des Dialogs zwischen Bürgern mit unterschiedlichen Meinungen zu fördern, um die nationale Einheit zu stärken. Die Religionsvertreter lobten in diesem Zusammenhang die Beziehungen zwischen Ägypten und Somalia und betonten, dass die beiden Länder seit langem eine positive Zusammenarbeit pflegen. Sie begrüßten das zunehmende Engagement Ägyptens, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen Äthiopien und Somalia.

Besorgniserregend sind unterdessen die jüngsten Äußerungen des somalischen Außenministers Ahmed Moalim Fiqi, der damit gedroht hat, die Milizen, die sich der Regierung von Abiy Ahmed in Äthiopien widersetzen, militärisch zu unterstützen, falls diese versuchen sollte, das mit Somaliland unterzeichnete Abkommen umzusetzen. Die Unterstützung solcher Milizen würde eine schmerzliche Seite in der Geschichte des Horns von Afrika wieder aufschlagen, als sich Somalia und Äthiopien in den 1970er und 1980er Jahren gegenseitig bekämpften und gegnerische Rebellengruppen unterstützten. Erst im Februar 1988 unterzeichneten der äthiopische Präsident Mengistu Haile Mariam und der somalische Präsident Mohamed Siad Barre in Dschibuti ein Abkommen, in dem sie sich verpflichteten, die Unterstützung der Rebellen einzustellen.

Ahmed Moalim Fiqi erklärte, dass ein Zusammenbruch Äthiopiens derzeit nicht im Interesse Somalias liege, deutete aber an, dass die Unterstützung der Milizen, die sich gegen den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy stellen, zu einer realistischen Option werden könnte, wenn die äthiopische Regierung das Abkommen mit Somaliland weiterverfolgt, das Somalia als Verletzung seiner Souveränität betrachtet.

Die diplomatischen Spannungen zwischen Somalia und Äthiopien rühren von der Vereinbarung her, wonach Äthiopien dem abtrünnigen Somaliland als Gegenleistung für die Unterstützung seiner Unabhängigkeit 20 Kilometer Küstenlinie abtreten würde. Ein Schritt, den Mogadischu als illegal verurteilt hat. Für Somaliland könnte die Verpachtung des Küstenstreifens für einen äthiopischen Marinestützpunkt für 50 Jahre eine neue politische Phase einleiten, da Äthiopien das erste Land wäre, das Somaliland als unabhängige Nation anerkennen würde. Somalische Religionsvertreter haben Äthiopien dazu aufgerufen, die friedliche Koexistenz zwischen den Nachbarländern zu respektieren und die regionale Stabilität zu wahren. Der Streit ist Teil der immer enger werdenden Beziehungen zwischen Ägypten und Somalia, einer Allianz, die einige Analysten als Gegengewicht zur umstrittenen Politik Äthiopiens am Horn von Afrika betrachten.

(GF/AP) (Agenzia Fides 17/9/204)

 

AFRIKA/ÄGYPTEN - Rat der Kirchen im Nahen Osten feiert 50jährieges Gründungsjubiläum: Papst Tawadros fordert Überwindung von Schismen

 

Kairo (Fides) – Mit Bezug auf ein Gebet aus der koptischen Liturgie forderte der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros anlässlich der Feier des 50jährigen Gründungsjubiläums des 1974 in Nikosia ins Leben gerufenen ökumenischen Rates der Kirchen des Nahen Ostens (Middle East Council or Churches, MECC), die Überwindung von Schismen.

An der Feier, die am Samstag, den 14. September, im neuen Sitz des Patriarchats in Kairo stattfand, nahmen unter anderem der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak und Pastor Andrea Zaki, Präsident der protestantischen Gemeinden in Ägypten, teil. Anwesend war von Amts wegen auch Professor Michel Abs, Generalsekretär des MECC, der kürzlich für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt wurde.

Papst Tawadros verglich in seiner Rede, die an den ersten Psalm erinnerte, den Rat der Kirchen im Nahen Osten mit einem gepflanzten Baum, der zur rechten Zeit seine Früchte trägt. Der Patriarch zitierte auch einige koptische Gebete, die darum bitten, die Spaltung zwischen Brüdern zu beenden und die Einheit wiederherzustellen.

„In einer Zeit, in der Kriege und Druck verschiedener Art auch die Migration von Christen aus dem Nahen Osten verstärken“, fügte der koptisch-orthodoxe Patriarch hinzu, “fördert der MECC die Verwurzelung der einheimischen Christen in ihrem Land, auch durch die Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen der verschiedenen Kirchen“. „Ich schätze die Rolle des Rates der Kirchen des Nahen Ostens sehr, nicht nur auf ökumenischer Ebene, sondern auch auf der Ebene des Dialogs zwischen anderen Religionen, und dieser Dialog ist in unserer Gesellschaft unerlässlich“, fügte Papst Tawadros hinzu.

In seiner Rede erinnerte Professor Abs an die Arbeit für die Einheit unter den Christen, die auch „in heiklen und schwierigen Phasen“ geleistet wurde und immer dazu beigetragen hat, Kontakte der Nähe und Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aufrechtzuerhalten.

Auf dem Programm der Feierlichkeiten stand die Vorführung von zwei Filmen/Dokumentationen über den Rat der Kirchen des Nahen Ostens und ein Auftritt des „San Marco“-Chores der koptisch-orthodoxen Kirche.

Der Rat der Kirchen des Nahen Ostens, der 1974 in Nikosia gegründet wurde und derzeit seinen Sitz in Beirut hat, hat sich zum Ziel gesetzt, die Annäherung der christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens bei Themen von gemeinsamem Interesse zu fördern und zur Überwindung konfessioneller Unterschiede beizutragen.

Etwa dreißig Kirchen und kirchliche Gemeinschaften sind Mitglieder des MECC. Der neue Generalsekretär ist nach dem Rotationskriterium Mitglied einer griechisch-orthodoxen Kirche.

(GV) (Fides 17/9/2024

 

ASIEN/MYANMAR - Vertriebene in Loikaw von Überschwemmungen betroffen: „Nur die Kraft, die von oben kommt, hält uns aufrecht“

 

Yangon (Fides) - In zehn Flüchtlingslagern, in denen vertriebene Katholiken in Loikaw untergebracht sind, „haben die plötzlichen Überschwemmungen das Leben von Familien und älteren Kindern erschüttert. Mindestens 18 Opfer sind bestätigt, andere werden vermisst. Es ist ein erneuter Schlag für die arme Bevölkerung, die bereits seit zwei Jahren unter dem Bürgerkrieg leidet“, sagt Celso Ba Shwe, Bischof von Loikaw, einer Stadt im Osten Myanmars, im burmesischen Bundesstaat Kayah, im Interview mit Fides über die Auswirkungen des Tropensturms „Yagi“, der auch Myanmar heimgesucht hat. Diese 10 Lager sind nur ein kleiner Teil der etwa 200 Flüchtlingslager, die insgesamt etwa 150.000 Flüchtlinge im Gebiet der Diözese beherbergen. Die Gläubigen von Loikaw leben dort, nachdem die Zivilbevölkerung aus der Stadt fliehen musste, um Schutz vor den Zusammenstößen zwischen der regulären Armee und den Milizen zu suchen, die gegen die Militärjunta kämpfen, die seit Februar 2021 durch einen Staatsstreich an der Macht ist.

Die Gemeinschaft der Diözese sei zersplittert, denn „alle sind aus den Pfarreien geflohen und die Schar der Gläubigen hat sich zerstreut“. „Einige haben im Gebiet der Nachbardiözese Pekhon Unterschlupf gefunden, die Mehrheit der Katholiken ist in den rund 200 Vertriebenensiedlungen in der Region geblieben“, beschreibt der Bischof die Situation vor Ort. Auch Priester, Ordensleute und Katecheten haben die Stadt verlassen, die von der regulären Armee bombardiert wird, weil sie als eine der Hochburgen der Volksverteidigungskräfte gilt, die mit den Armeen der ethnischen Minderheiten verbündet sind.

Ein Symbol für das Leid der lokalen Kirche war die Besetzung der Kathedrale und des angrenzenden Pastoralzentrums in Loikaw, das im November 2023 vom burmesischen Militär in einen logistischen Stützpunkt umgewandelt wurde, wodurch der Bischof vertrieben wurde, der damit zu einem „Flüchtling unter Flüchtlingen“ wurde. „Das Militär ist immer noch dort, seit fast einem Jahr“, bestätigte Bischof Ba Shwe gegenüber Fides. „Wir haben versucht, mit den zivilen und militärischen Behörden zu sprechen“, berichtet er, “aber bis jetzt gibt es keine konkreten Anzeichen für die Räumung unserer Einrichtung. Wir konnten die Register der Taufen und Sakramente retten, sonst nichts. Wir fühlen uns fast wie im Exil, weit weg von Jerusalem. Nur der Glaube und die Kraft, die von oben kommt, erlauben es uns, weiterzumachen“, sagt er. Bischof Celso ist vorübergehend in eine Kirche in einer abgelegenen Gegend umgezogen, in die Pfarrei von Soudu im Westen der Diözese. Von dort aus besucht er regelmäßig die Flüchtlingslager, um die Vertriebenen zu besuchen und zu trösten.

Die katholische Gemeinschaft tut ihr Bestes, um in einer schwierigen Situation die materielle und geistige Versorgung der Gläubigen aufrechtzuerhalten. „Es besteht ein dringender Bedarf an täglichen Lebensmitteln. Mit der Caritas Loikaw arbeiten wir unermüdlich an der humanitären Hilfe. Dabei sind wir diskret; dank der Vorsehung Gottes versuchen wir jeden Tag, alle zu versorgen und zu unterstützen“, berichtet er.

Außerdem „gibt es in jedem der 200 Lager eine Kapelle, oft aus Bambus, die von den Gläubigen selbst gebaut wurde. Unsere Priester haben sich nicht entmutigen lassen und sind losgezogen, um die Gläubigen in ihren Pfarreien zu suchen, um die verlorenen Schafe zu finden. Diese Nähe ist für die Menschen ein großer Trost“.

Die Kirche, so bemerkt der Bischof, „bemüht sich, den Dienst an der materiellen und geistigen Nahrung besser zu organisieren“. „Wir wissen sehr gut, dass dies dafür sorgt, dass die Gläubigen nicht verzweifeln. Wir feiern in den Flüchtlingslagern Eucharistie, Taufen, Erstkommunionen und Firmungen. Dort leben oft einfache Menschen, die wissen, dass sie auf Gott vertrauen können, dass Gott sie nicht im Stich lässt. Sie wissen, dass wir gemeinsam einen Kalvarienberg durchleben, dass wir uns auf einer langen Reise durch die Wüste befinden und auf das gelobte Land warten, das für uns Frieden bedeutet, dass wir in unsere Häuser und Kirchen zurückkehren können“, betont er.

Ein weiteres Thema, das dem Bischof am Herzen liegt, ist die Bildung: „Wir kümmern uns um die Bildung der Kinder und Jugendlichen. Wir tun, was wir können, und müssen kleine provisorische Schulen bauen, in denen oft Ordensleute und Katecheten den Unterricht übernehmen. Es mangelt an Büchern und Schulmaterial für die Schüler. Es ist eine Generation, die unter dieser Unterbrechung der Schulbildung leiden wird“, stellt er fest. Auch im Hinblick auf die Priesterseminare ist die Lage prekär: Das interdiözesane Seminar von Loikaw ist vor zwei Jahren nach Taunggyy umgezogen, wo die 13 Seminaristen aus Loikaw untergebracht sind.

Zur allgemeinen Lage des andauernden Bürgerkriegs stellt der Bischof von Loikaw fest, dass „wir uns in einer Pattsituation befinden, in der die Widerstandskräfte einige Gebiete kontrollieren, die reguläre Armee aber immer noch sehr stark ist und über eine große und mächtige Bewaffnung verfügt“. Der Ausgang des Konflikts bleibt also ungewiss, die Situation ist festgefahren und ein Sieg der Widerstandskämpfer scheint nicht in greifbarer Nähe. „Wir sprechen weiterhin vom Frieden und fördern die Versöhnung, denn das ist der Horizont, zu dem uns das Evangelium führt“, sagt er. „Aber leider wird das Wort 'Versöhnung' heute von keiner der Kriegsparteien akzeptiert“, betont er, „Die Militärjunta kämpft und bezeichnet die Jugendlichen der Volkskräfte als 'Terroristen'. Die Jugendlichen ihrerseits berichten von der Gewalt, die von der Armee ausgeht, und wollen nicht nachgeben. Und der Konflikt geht weiter. Das ist die Situation vor Ort. Wir befinden uns in der Mitte eines Tunnels, und nur der Herr kann uns das Licht wieder sehen lassen“.

 

(PA) (Fides 17/9/2024)

VATIKAN/ANGELUS - Papst Franziskus: “Um Christus zu kennen, müssen wir ihm begegnet sein“

 

Vatikanstadt (Fides) - Auf die Frage „Wer ist Jesus für dich?“ antworten auch wir „richtig, mit einer Formel, die wir im Katechismus gelernt haben. Aber sind wir sicher, dass dies bedeutet, Jesus wirklich zu kennen?“, so Papst Franziskus beim Sonntagsgebet mit den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Gläubigen mit Bezug auf das Evangelium des Tages.

Um den Herrn zu kennen, reiche es nicht aus, etwas über ihn zu wissen, „sondern es ist notwendig, ihm zu folgen, sich von seinem Evangelium berühren und verändern zu lassen“, betont der Papst.

Mit anderen Worten: „Es geht also darum, eine Beziehung zu ihm zu haben, eine Begegnung, die das Leben verändert: Sie verändert die Art zu sein, sie verändert die Art zu denken, die Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern, die Bereitschaft anzunehmen und zu vergeben, die Entscheidungen, die man im Leben trifft“.

„Alles ändert sich, wenn man Jesus wirklich kennengelernt hat! Alles ändert sich“, sagte der Bischof von Rom, der in diesem Zusammenhang an Dietrich Bonhoeffer erinnerte, den lutherischen Denker und Seelsorger, der zum Opfer der Nazis wurde. Er sei von der Frage umgetrieben worden, wer Christus heute für uns sei. Leider stellten sich viele diese Frage heute nicht mehr, fuhr der Papst fort.

Leider, so der Papst abschließend, „stellen sich viele diese Frage nicht mehr und bleiben ‚ruhig‘, schlafend, ja fern von Gott. Stattdessen ist es wichtig, sich zu fragen: Lasse ich mich aufstören, frage ich mich, wer Jesus für mich ist und welchen Platz er in meinem Leben einnimmt“.

Nach dem Segen gingen die Gedanken des Papstes nach Asien: „Ich bringe meine Verbundenheit mit den Menschen in Vietnam und Myanmar zum Ausdruck, die unter den durch einen heftigen Taifun verursachten Überschwemmungen leiden. Ich bete für die Toten, die Verletzten und die Vertriebenen. Möge Gott denen beistehen, die ihre Angehörigen und ihre Häuser verloren haben, und diejenigen segnen, die Hilfe bringen“.

Es gibt auch einen Aufruf zum Frieden: „Lasst uns die Kriege nicht vergessen, die die Welt mit Blut beflecken. Ich denke an die gequälte Ukraine, an Myanmar, ich denke an den Nahen Osten. Wie viele unschuldige Opfer! Ich denke an die Mütter, die ihre Söhne in Kriegen verloren haben. Wie viele junge Leben wurden ausgelöscht!“

Der Papst erinnerte an Hersh Goldberg-Polin, der mit fünf anderen Geiseln im Gazastreifen tot aufgefunden wurde: „Im November letzten Jahres hatte ich seine Mutter Rachel getroffen, die mich mit ihrer Menschlichkeit beeindruckt hat. Ich begleite sie in diesem Augenblick. Ich bete für die Opfer und stehe weiterhin allen Familien der Geiseln nahe“.

„Beendet den Konflikt in Palästina und Israel! Hört auf mit der Gewalt, hört auf mit dem Hass! Lasst die Geiseln frei, lasst die Verhandlungen weitergehen und lasst Friedenslösungen finden“, so die Mahnung des Papstes.

(F.B.) (Fides 15/9/2024)

 

Der Dialog zwischen China und dem Heiligen Stuhl und der Realismus des Papstes

 

Von Gianni Valente

 

„Ich bin zufrieden mit den Dialogen mit China, das Ergebnis ist gut, sogar bei der Ernennung von Bischöfen arbeiten wir mit gutem Willen“. Das sagte Papst Franziskus am Freitag während der Pressekonferenz im Flugzeug auf der Rückreise von Singapur nach Rom.

In der internationalen Presse werden dieser Dialog und das Provisorische Abkommen, das ein wichtiges Instrument dieses Dialogs ist, nicht von Kritik verschont. Doch wenn man sich an die Fakten hält, ist das päpstliche Urteil ein Akt des einfachen christlichen Realismus.

 

Einige Fakten

 

Um die Antwort von Papst Franziskus auf von Stefania Falasca für die chinesische Online-Zeitung „Tianou Zhiku“ gestellten Frage richtig einzuschätzen, sollte man sich einige aktuelle Fakten vor Augen halten. Und es lohnt sich auch, die Vergangenheit nicht zu vergessen, die der aktuellen historischen Phase vorausging.

- Seit dem 22. September 2018, dem Tag der Unterzeichnung des Provisorischen Abkommens, stehen alle katholischen Bischöfe der Volksrepublik China in voller und öffentlicher hierarchischer Gemeinschaft mit dem Papst. Es gibt keine Illegitimen Bischofsweihen mehr, die ohne päpstliche Zustimmung gefeiert wurden und die die kirchliche Gemeinschaft unter den chinesischen Katholiken seit den späten 1950er Jahren schwer beschädigt hatten.

- In den letzten sechs Jahren, die auch durch eine Phase seltener Kontakte in den Beziehungen zwischen den Parteien während der Pandemie gekennzeichnet waren, wurden in China neun neue katholische Bischöfe geweiht. Im gleichen Zeitraum haben acht so genannte „nicht-offizielle“ Bischöfe, die in der Vergangenheit außerhalb der von den chinesischen Apparaten auferlegten Verfahren geweiht worden waren, um öffentliche Anerkennung ihrer Rolle gebeten und diese auch von den politischen Behörden in Peking erhalten (einer von ihnen, Peter Lin Jiashan, Bischof von Fuzhou, verstarb später im April 2023). So nimmt die Zahl der vakanten chinesischen Diözesen allmählich ab.

- 2018 und dann 2023 nahmen zwei Bischöfe aus der Volksrepublik China an den Versammlungen der Bischofssynode in Rom teil. In den vorangegangenen Jahrzehnten hatte kein Bischof vom chinesischen Festland am Zweiten Vatikanischen Konzil und an den Generalversammlungen der Bischofssynode teilnehmen können, bei denen die Gemeinschaft der gesamten katholischen Kirche zum Ausdruck kommt.

- In den letzten Jahren haben Gruppen von Katholiken vom chinesischen Festland am Weltjugendtag in Lissabon teilgenommen. Chinesische Pilger haben den Nachfolger Petri in Rom und während seiner Apostolischen Besuche in Thailand, der Mongolei und Singapur live erlebt.

Mehrere chinesische Bischöfe konnten auch an Treffen, Konferenzen und Momenten der kirchlichen Gemeinschaft in Europa und Amerika teilnehmen.

- Es gibt immer mehr Möglichkeiten, Versöhnungsprozesse innerhalb von Kirchengemeinschaften einzuleiten, die seit Jahrzehnten gespalten sind.

- In den vergangenen zwei Jahren gab es keinen Mangel an spannungsgeladenen Momenten, wie zum Beispiel, als Bischof Joseph Shen Bin im April 2023 auf Geheiß der Regierungsbehörden nach Shanghai versetzt wurde. Drei Monate später löste Papst Franziskus den Knoten, indem er Shen Bin zum Bischof von Shanghai ernannte und ihn vom Bischofssitz Haimen versetzte. Am 21. Mai dieses Jahres war Joseph Shen Bin einer der Redner (neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin) auf der Konferenz zum 100. Jahrestag des ersten „Concilium Sinense“ (1924-2024), die von der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom (die zum Dikasterium für die Evangelisierung gehört) in Zusammenarbeit mit Fides organisiert wurde. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ein Bischof der Volksrepublik China als Redner an einer von einer Einrichtung des Heiligen Stuhls organisierten Initiative teilnahm.

- Kürzlich verlief die Versetzung von Bischof Joseph Yang Yongqiang von der Diözese Zhoucun auf den Diözesansitz Hangzhou ohne Probleme (vgl. Fides 22/06/2024). Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Gesprächskanäle wischen dem Heiligen Stuhl und Peking auch in der Frage der Versetzung von Bischöfen von einer Diözese in eine andere im Rahmen des seit Jahren bestehenden umfassenden Dialogs mit vereinbarten Verfahren experimentieren.

 

Der erblühende Schatz

 

Das Urteil von Papst Franziskus erkennt Fakten an, die normalerweise in so vielen Analysen zum Thema „China-Vatikan“ ignoriert werden. Doch diese Fakten stellen den Kompass dar, dem der Bischof von Rom und der Heilige Stuhl folgen, um den Weg der chinesischen Katholiken in dem Kontext, in dem sie leben und ihre Liebe zu Christus bezeugen, nahe zu sein und sie zu begleiten.

 

Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Und die Vereinbarung mit der chinesischen Regierung über die Ernennung von Bischöfen hat mit dem tiefsten Wesen der Kirche zu tun, mit ihrer apostolischen Sendung und mit den kirchlichen Rissen, die in China in den letzten Jahrzehnten Klerus und Laien, Gemeinschaften und Familien gespalten haben.

 

Es sind die Bischöfe, die die Priester weihen. Das Abkommen hat also auch mit der Gültigkeit und Wirksamkeit der Sakramente zu tun, die in den Pfarreien und Kirchen der Volksrepublik China gefeiert werden. Dingen, die einer anderen Kategorie angehören als üblichen politischen Leseraster.

 

Die Absicht des Papstes und des Apostolischen Stuhls ist es nicht, eine Vormachtstellung in einer politischen Ordnung zu behaupten. Ihre Aufgabe ist es, die Brüder und Schwestern im Glauben zu bestärken, sie zu trösten und sie auf ihrem Weg des Gebets, der Verkündigung des Evangeliums und der Werke der Nächstenliebe zu unterstützen, in dem Kontext, in dem sie sich befinden.

„In Festlandchina“, so erklärte Kardinal Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, “gibt es ein ganzes lebendiges Netzwerk aus Gebeten, Liturgien, Katechese und pastoralen Initiativen, die direkt vom ordentlichen Lehramt des Papstes inspiriert sind. Es ist ein Netzwerk, das mit dem täglichen kirchlichen Leben der einzelnen chinesischen Diözesen und katholischen Gemeinschaften verwoben ist. Es ist eine lebendige und intensive Glaubenswirklichkeit, der täglich die Glaubensgemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und der gesamten Weltkirche lebt und zum Ausdruck bringt, auch wenn er von den Medien in der Regel ignoriert wird, wenn sie vom chinesischen Katholizismus sprechen“.

Trotz der durch den politischen und sozialen Kontext bedingten Einschränkungen geht das kirchliche Leben in China in seiner Normalität weiter, auch in den Diözesen, die nach langen Jahren der Unsicherheit und Spaltung wieder Stabilität erlangen, nach Veränderungen, die auch dank des Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und den Regierungsbehörden stattfinden konnten.

 

Wenn man nur die letzten Tage betrachtet, berichten die lokalen Kirchenchroniken, dass Bischof Joseph Shen Bin von Shanghai am Fest Mariä Geburt in Anwesenheit von über 2.500 Gläubigen die Taufe von 41 Katechumenen gefeiert hat. Bischof Paul Xiao Zejiang von der Diözese Guiyang, der das Marienfest ebenfalls feierte, betonte, dass er in den 17 Jahren seines Bischofsamtes „trotz der Schwierigkeiten unter dem Schutz unserer himmlischen Mutter und der Führung des Herrn oft Trost in meinem Leben als Seelsorger findet“.

Während ihres Aufenthalts in der Diözese Shantou besuchten zahlreiche Freiwillige gemeinsam mit Bischof Joseph Huang Bingzhang das Rehabilitationszentrum, in dem auch Leprakranke untergebracht sind, und brachten den Patienten die für das Fest typischen Süßigkeiten und andere Geschenke. Bischof Huang, der 2011 ohne päpstliches Mandat geweiht worden war, konnte 2018 im Rahmen der Unterzeichnung des provisorischen Abkommens über die Ernennung chinesischer Bischöfe wieder in die volle kirchliche Gemeinschaft mit dem Papst aufgenommen werden.

Werke und Gesten des Heils und der Heilung, die einzige Daseinsberechtigung aller kirchlichen Aktivitäten, können weiterhin gedeihen, wenn sie auch im heutigen China Wege der Legitimation finden. Dies ist der Schatz, der dem Papst am Herzen liegt. In voller und tröstender Übereinstimmung mit dem „sensus fidei“ der Mehrheit der chinesischen Katholiken.

(Fides 14/9/2024).

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst über Vereinbarungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl über die Ernennung von Bischöfen: “Das Ergebnis ist gut, ich bin zufrieden“

 

Vatikanstadt (Fides) - „Das Ergebnis“ der Vereinbarung zwischen China und dem Heiligen Stuhl über die Ernennung von Bischöfen „ist gut, ich bin zufrieden“. Dies sagte Papst Franziskus während der üblichen Pressekonferenz im Flugzeug auf dem Rückflug von Singapur, der letzten Station seiner langen Apostolischen Reise nach Asien und Ozeanien.

Auf eine Frage der Journalistin Stefania Falasca für die chinesische Online-Zeitung „Tianou Zhiku“ zu dem Abkommen sagte der Papst: „Ich bin zufrieden mit den Dialog mit China, das Ergebnis ist gut, auch bei der Ernennung von Bischöfen arbeiten wir mit gutem Willen. Und ich habe ich mich beim Staatssekretariat inforiert, wie die Dinge laufen: Ich bin zufrieden“.

„China steht auf meiner Wunschliste4, in dem Sinne, dass ich China gerne besuchen würde, weil es ein großes Land ist; ich bewundere China, ich respektiere China“, fügt er hinzu.

„Es ist ein Land mit einer tausendjährigen Kultur, einer Fähigkeit zum Dialog“, so Franziskus weiter, “zum gegenseitigen Verständnis, das über die verschiedenen Regierungssysteme hinausgeht, die es hatte“. „Ich glaube, dass China eine Verheißung und eine Hoffnung für die Kirche ist“, erklärt er weiter.

Und er schließt: „Zusammenarbeit ist möglich, und bei Konflikten sicherlich. Im Moment bewegt sich Kardinal Zuppi in diese Richtung und hat auch Beziehungen zu China“.

 

(Fides 14/9/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 17.09.2024

AFRIKA/ÄGYPTEN - Afrikamissionar in Kairo: „Kinder und ältere Menschen sind meine Lehrer des Alltags“

 

Kairo (Fides) - „Ich taste mich in diese neue Welt vor, die außergewöhnliche menschliche, kulturelle und spirituelle Reichtümer birgt“, schreibt Anselmo Fabiano von der Gesellschaft für Afrikamissionen, der vor kurzem in Kairo angekommen ist.

Genauer gesagt schreibt der Missionar aus dem Kairoer Stadtteil Shoubra. „Ich mache meine ersten Schritte, um diese neue missionarische Realität zu entdecken“, erzählt er. „Zunächst einmal ist es ein arabisches Land mit einer starken muslimischen Präsenz, fünfmal am Tag erklingt der Gesang des Muezzins, der zum Gebet und zur Beziehung mit Gott einlädt. Es fasziniert mich, meine Aktivitäten für einen Moment unterbrechen zu können, um einen Moment der Stille mit diesen Brüdern im Gebet zu teilen.“

„Kairo ist eine grenzenlose Megalopolis, ein ständig belebter und schlafloser Ameisenhaufen“, schreibt Pater Anselmo und schildert seine Eindrücke von der Stadt. „Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann man die Stadt durchqueren und findet sie immer in tausend Aktivitäten vertieft. Hier schläft man nie, es ist ein ständiges Hupen, Verkehr, Menschen kommen und gehen. Überall stehen Motoradtaxis, die Busse haben keine Türen und halten nicht einmal an, um Fahrgäste mitzunehmen. Der Bus wird langsamer, und der Schaffner streckt einen Arm aus, um die Leute mitzunehmen. Die riesigen, gelb-braunen Gebäude sind übereinander gestapelt und verhindern fast, dass man den Himmel sehen kann“.

„Die hektische und chaotische Atmosphäre der Stadt kontrastiert mit der Stille, die man atmet, wenn man unsere Domgemeinde St. Markus betritt. Es ist unglaublich, in einer so großen Kirche, in die einst viele Gläubige strömten, mit der sehr kleinen christlichen Gemeinde beten zu können. Hier in Kairo gibt es nur noch sehr wenige Katholiken; in der ganzen Stadt gibt es nur einen einzigen Diözesanpriester. Die Mehrheit der Christen ist koptisch-orthodox“, berichtet er.

„Im Moment besteht unser Alltag vor allem darin, diese Welt zu entdecken, die so reich und so anders ist“, fährt der italienische Missionar fort. „Die erste Herausforderung ist die arabische Sprache, die langsam in meine Ohren dringt, und mit ein wenig Einfallsreichtum beginne ich, einige Wörter und kleine Sätze auszusprechen. Im Moment sind die Menschen, denen ich begegne, vor allem die Kinder und die älteren Menschen, die ein wenig Französisch sprechen, meine Arabischlehrer“, gibt er dankbar zu. Bei einem Kaffee und einem Lachen sind sie die Lehrer des Alltags“.

„Mit den Brüdern der Afrikamissionare, die mich aufgenommen haben, nämlich Pater Peter aus Nigeria, Cyriac aus der Elfenbeinküste und Matthias aus Togo, und zwei weiteren Seminaristen, Florindo aus Angola und Patrick aus Nigeria, haben wir unseren karitativen Dienst zusammen mit den Schwestern von Mutter Teresa von Kalkutta in einem Alten- und Behindertenzentrum begonnen“, schreibt Pater Anselmo, „Wir helfen den Schwestern in den kleinen und bescheidenen Diensten des Heims, wir widmen uns den Kindern, und die Sprache des Spiels überwindet alle Sprachbarrieren. Mit unserer einfachen Präsenz versuchen wir, mit den Menschen, denen wir im Alltag begegnen, in Kontakt zu treten“.

„Ich stehe kurz davor, bei den Comboni-Patres im Stadtteil Zamalek eine Sprachkurse zu beginnen, und vertraue dabei nicht nur auf mein persönliches Engagement und mein Studium, sondern auch auf den Atem des Heiligen Geistes“. „Was soll ich sagen“, schließt der junge Pater Anselmo, “der Weg erscheint reich und voller neuer Möglichkeiten, wo ich mich in den Dienst stellen und Gottes Gegenwart im Alltag verkünden kann“.

(AP) (Fides 16/9/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Nach Überschwemmungen: Lage in Maiduguri bleibt ernst

 

Abuja (Fides) - Die Lage in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias, die am 10. September von den Überschwemmungen infolge des Zusammenbruchs des Alau-Damms heimgesucht wurde, bleibt ernst.

Lokalen Quellen zufolge sind sechs Tage nach der Tragödie noch immer Menschen in ihren Häusern eingeschlossen. Einige Gebiete sind selbst mit Booten nicht zu erreichen, und Tausende von Menschen sitzen noch immer ohne Fluchtmöglichkeit fest. Es wird versucht, sie per Hubschrauber mit Lebensmitteln und Trinkwasser zu versorgen.

Die Rettungskräfte fordern den Einsatz von Aufklärungsdrohnen der Armee, um die Vermissten und die in den noch immer isolierten Gebieten Eingeschlossenen ausfindig machen zu können.

Alle Krankenhäuser in der Region sind voll ausgelastet und können nicht alle Betroffenen versorgen. Unterdessen wurde ein Solidaritätswettlauf gestartet, um für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen mit lebensnotwendigen Gütern und medizinischer Versorgung zu gewährleisten. In Kirchengemeinden und auf dem Gelände der Universität von Maiduguri wurden Aufnahme- und Verteilungszentren eingerichtet, während die nigerianische Luftwaffe eine Luftbrücke für den Transport der Hilfsgüter eingerichtet hat.

Die Bedingungen in den Lagern für Binnenvertriebene, wie z. B. dem Lager in Jejeri, in dem 6.000 Menschen ohne Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen untergebracht sind, sind weiterhin besonders schwierig. Besorgniserregend ist auch die Tatsache, dass weite Teile des Ackerlandes überflutet wurden, was die Befürchtung einer künftigen Lebensmittelknappheit und steigender Lebensmittelpreise schürt.

In der Zwischenzeit gab die Gefängnispolizei bekannt, dass sie sieben der 281 Insassen, die aus dem Gefängnis in Maiduguri geflohen waren, nachdem das Wasser über die Außenmauer des Gefängnisses eingedrungen war, gefangen genommen hat.

Schließlich kam es zu einer kontroversen Debatte über die Ursachen der Tragödie. Es stimmt zwar, dass die Region seit Ende August von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde, doch hatten die Behörden zwar Warnungen vor einem möglichen Versagen des Staudamms erhalten, aber keine Maßnahmen ergriffen.

(L.M.) (Fides 16/9/2024)

 

ASIEN/CHINA - Weltbischofssynode im Oktober: Wer sind die beiden Bischöfe aus der Volksrepublik China, die teilnehmen werden

 

Von Marta Zhao

 

Peking (Fides) - Die Liste der Bischöfe, die durch päpstliche Ernennung an der nächsten Versammlung der Bischofssynode teilnehmen werden, enthält auch die Namen von Vincent Zhan Silu und Joseph Yang Yongquiang.

Zu den beiden Bischöfen gesellt sich auch Kardinal Stephen Chow (sj), Bischof von Hongkong und Bischof und Bischof Norbert Pu, Bischof von Kiayi (Taiwan).

Wer die persönlichen Profile der beiden festlandchinesischen Bischöfe skizziert, taucht ein in die unvergleichliche Geschichte der chinesischen katholischen Gemeinschaft in den letzten Jahrzehnten.

 

Vincent Zhan Silu

 

Vincent Zhan Silu ist Bischof der Diözese Funing (Mindong für die chinesische Regierung) in der Küstenprovinz Fujian.

Vincent Zhan Silu wurde am 13. März 1961 in der Stadt Ningde (Provinz Fujian) geboren und wuchs zusammen mit 10 Geschwistern in einer armen katholischen Großfamilie auf. Im Jahr 1978, in der von Deng Xiaoping gewünschten Zeit der neuen Offenheit, die durch die Wiedereröffnung von Kirchen und Seminaren gekennzeichnet war, trat der 17-jährige Vincent, ermutigt und bewegt auch durch das Glaubenszeugnis seiner Familie, in das Priesterseminar von Sheshan in der Diözese Shanghai ein. Die Priesterweihe empfing er am 24. Juni 1989 in der Marienbasilika in Sheshan aus den Händen von Bischof Aloysius Jin Luxian, der ohne päpstliches Mandat zum Bischof geweiht worden war. Unmittelbar nach seiner Priesterweihe kehrte Vincent Zhan in seine Diözese zurück, wo er seinen pastoralen Dienst als Pfarrer begann. Drei Jahre lang, von 1995 bis 1997, besuchte er Kurse am „Holy Spirit Study Centre“ in Hongkong. Dies waren die Jahre, in denen die ehemalige britische Kolonie wieder Teil der Volksrepublik China wurde. Der damalige Bischof von Hongkong war John Baptist Wu. Weihbischöfe waren Joseph Zen Zekiun und John Tong Hon, wobei letzterer seit langem für die Aktivitäten des „Holy Spirit Study Centre“ verantwortlich war.

Vincent Zhan Silu wurde am 6. Januar 2000, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn, in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis (Nantang) in Peking, die damals eine Kathedrale war, zum Bischof von Mingdong geweiht. An diesem Festtag wurden er und vier weitere chinesische Priester ohne päpstliches Mandat zu Bischöfen geweiht. Ein Ereignis, das sich negativ auf die Aussichten für einen Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung in Peking über den Zustand und die Probleme der katholischen Kirche in China auswirkte.

Die kanonische Legitimation der Ausübung des Bischofsamtes durch Vincent Zhan Silu erfolgt erst 18 Jahre später, am 8. September 2018, im Rahmen der Verhandlungen und Vereinbarungen im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Provisorischen Abkommens über die Ernennung der chinesischen Bischöfe (22. September 2018): „Um die Verkündigung des Evangeliums in China zu unterstützen„, heißt es in der ‚Notiz über die katholische Kirche in China‘, die der Heilige Stuhl am Tag der Unterzeichnung des Abkommens veröffentlicht hat, hat Papst Franziskus beschlossen, die verbleibenden ‘offiziellen“ Bischöfe, die ohne päpstliches Mandat geweiht wurden, wieder in die volle kirchliche Gemeinschaft aufzunehmen.“ Die Liste der wieder in die volle kirchliche Gemeinschaft aufgenommenen Bischöfe enthält auch den Namen von Vincent Zhan Silu.

Im Rahmen der Unterzeichnung des Abkommens übertrug Papst Franziskus Zhan Silu die Leitung der Diözese Funing/Mindong, während Bischof Vincenzo Guo Xijin, bis dahin Bischof derselben Diözese, der von der chinesischen Regierung nicht anerkannt wurde, sich bereit erklärte, das Amt des Weihbischofs von Funing/Mindong zu übernehmen.

Die Bekanntgabe der pastoralen Aufgaben, die der Papst den verschiedenen Bischöfen zugewiesen hat, die ursprünglich ohne päpstliches Mandat geweiht worden waren und deren kanonische Stellung vor der Vereinbarung regularisiert worden war, fand am 12. Dezember 2018 in Peking statt, während eines Treffens, bei dem auch Bischof Zhan Silu und Bischof Guo Xijin anwesend waren. „Es war“, so einem im Februar 2019 im „L'Osservatore Romano“ veröffentlichten Artikel, „eine nüchterne Zeremonie, die von intensiver kirchlicher Gemeinschaft geprägt war und mit dem Gebet des Vaterunsers und dem Gesang des Ave Maria nach einer traditionellen chinesischen Melodie endete“.

Am 18. April desselben Jahres (2019) feierten Bischof Vincent Zhan Silu und Bischof Vincenzo Guo Xijin gemeinsam die Chrisam-Messe, den Ritus des Gründonnerstags. Und am 28. Oktober, dem Fest der Apostel Simon und Judas, weihte Bischof Zhan Silu in der neuen Kathedrale der Diözese, die den Heiligen Petrus und Paulus geweiht ist, zwei Priester (einen aus Mindong und einen aus Minbei). Es war die erste öffentliche Priesterweihe seit 70 Jahren.

Das persönliche Profil von Vincent Zhan Silu ist durch eine starke Neigung zur intellektuellen Arbeit gekennzeichnet, die sich auch in der Veröffentlichung von poetischen Werken, theologischen Essays und geistlichen Unterweisungen ausdrückt. Unter den von ihm veröffentlichten Büchern finden sich Titel wie „Das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit“, ein Essay über den priesterlichen Zölibat und ein „Vergleich zwischen dem Ahnenkult und dem Opfer der katholischen Messe“.

2024 war ein besonders arbeitsreiches Jahr für die pastorale Tätigkeit von Bischof Zhan Silu: Im Februar, während des chinesischen Neujahrsfestes, leitete er die Einweihung mehrerer neuer Kirchen und die Wiedereröffnung anderer, die wegen Renovierungsarbeiten längere Zeit geschlossen waren.

Am 31. Januar 2024 nahm Bischof Zhan Silu in der Pfarrei Chengguan, die der Geburt Mariens geweiht ist, als Konzelebrant an der Liturgie der Bischofsweihe von Peter Wu Yishun teil, der zum Bischof der Apostolischen Präfektur Shaowu (Minbei) in der Küstenprovinz Fujian geweiht wurde und dem Joseph Li Shan, Bischof von Beijing, vorstand. Am 16. Februar begleitete er Bischof Peter Wu bei der Feier seiner ersten Messe in Ningde, seinem Heimatland.

Heute zählt die Diözese Mindong, deren Anfänge auf die Mission der spanischen Dominikaner zurückgehen, 70.000 Gläubige, 15 Kirchen, mehr als hundert Gebetshäuser, vier Altenheime und ein Waisenhaus. Es gibt etwa sechzig Priester und Hunderte von Ordensschwestern, die in der Seelsorge tätig sind.

 

 

Joseph Yang Yongqiang

 

Bischof Joseph Yang Yongqiang, der durch päpstliche Ernennung an der Versammlung der Bischofssynode im kommenden Oktober teilnehmen wird, hatte bereits an der vorangegangenen Synodenversammlung im Oktober 2023 teilgenommen, zusammen mit einem anderen chinesischen Bischof vom chinesischen Festland, Anthony Yao Shen.

Bischof Yang trat sein Amt am Donnerstag, 27. Juni 2024, im Bischofssitz von Hangzhou, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang, an. Er war auf Ernennung von Papst Franziskus vom Stuhl von Zhoucun nach Hanghzhou versetzt worden.

Im Bulletin des vatikanischen Presseamtes, das fünf Tage zuvor veröffentlicht worden war, hieß es: "Im Rahmen des Dialogs über die Anwendung des Vorläufigen Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China", heißt es in dem vom vatikanischen Presseamt veröffentlichten Text, "hat der Heilige Vater am 12. Juni 2024 Bischof Joseph Yang Yongqiang zum Bischof von Hangzhou (Provinz Zhejiang, China) ernannt und ihn von der Diözese Zhoucun (Provinz Shandong, China) versetzt."

Am Tag seiner Amtseinführung in Hangzhou sagte Joseph Yang, dass es seine Aufgabe sein wird, Priester und Laien zu leiten, um eine ganzheitliche Weitergabe des katholischen Glaubens zu fördern und das Evangelium in Hangzhou zu verkünden.

Joseph Yang Yongqiang wurde am 11. April 1970 in Boxing (Shandong) in einer katholischen Familie geboren. Im Jahr 1987 trat er in das Heilig-Geist-Seminar in Jinan ein. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er an diesem Seminar und am Seminar von Sheshan in Shanghai. Am 15. Juni 1995 wurde er zum Priester geweiht.

Nach seinem Dienst als Seelsorger wurde er zur weiteren Ausbildung an das Nationale Priesterseminar in Peking geschickt. Später war er als Dozent am Heilig-Geist-Seminar tätig. Er wurde zum Bischofskoadjutor von Zhoucun ernannt, am 15. November 2010 geweiht und trat am 8. Februar 2013 die Nachfolge von Bischof Ma Xuesheng in der Leitung dieser Diözese an. Am 12. Juni 2024 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Hangzhou.

In einem Exklusivinterview mit Fides (vgl. Fides vom 16/11/2023) sagte Bischof Yang, er fühle sich "geehrt", zur Teilnahme an der Vollversammlung der Bischofssynode in Rom eingeladen worden zu sein und so "die Gelegenheit zu haben, meinen Glaubensweg zu teilen und den der anderen zu hören".

In dem Interview schilderte der Bischof seine Berufung zum Priesteramt folgendermaßen: “Ich stamme aus einer Familie mit katholischer Tradition, und der Glaube der Älteren in der Familie hatte einen großen Einfluss auf mich, insbesondere der meiner Großmutter. Ich erinnere mich, dass sie uns bat, jeden Abend unsere Gebete zu lesen und uns vor dem Einschlafen vor Statuen oder Bildern von Jesus, der Jungfrau Maria, dem Heiligen Josef oder anderen Heiligen zu verneigen. Dann hat sie selbst die Gebete bis spät in die Nacht weitergebetet“. „Meine Mutter”, so der Bischof weiter, „unternahm einmal eine Wallfahrt zum Berg der Muttergottes in Huzhuang. Als sie zurückkam, erzählte sie uns, dass sie in der Kirche im Westen von Jinan junge Seminaristen gesehen hatte, die ruhig und diszipliniert aussahen und lasen. Als sie von ihnen sprach, leuchteten ihre Augen. Ihre Worte blieben in meinem Herzen haften, und so wurde der Samen des Priestertums in mir gepflanzt“.

In dem Interview zitierte der neue Bischof von Huangzhou auch eine Passage aus "De Imitatione Christi", die ihn auf seinem Weg inspiriert hatte: "Halte dich fern von Tratsch und Klatsch: Du musst unruhige Menschenansammlungen meiden, denn das Eintauchen in eine weltliche Umgebung kann, selbst mit reinen Absichten, nicht harmlos sein, denn man wird bald von Eitelkeiten beschmutzt und versklavt. Mehr als einmal wünschte ich, ich hätte mich still verhalten und wäre nicht unter die Leute gegangen.“

In der Diözese Hanghzou leben 30.000 Katholiken. Der Bischofssitz war bis zur Ernennung von Bischof Yang vakant

(Fides, 16/09/2024)

 

ASIEN - Nach Tropensturm “Yagi”: Hilfe und Solidarität für die Opfer in Vietnam und Myanmar

 

Hanoi (Fides) - Acht Tage nachdem der schweren Tropensturm „Yagi“ den Norden Vietnams heimgesucht hat, sind die Behörden mit massiven Wiederaufbau- und Hilfsmaßnahmen beschäftigt. Die vom Super-Taifun „Yagi“ verursachten Überschwemmungen und Erdrutsche haben den Norden Vietnams verwüstet und mehr als 200 Menschenleben gefordert. Auch andere südostasiatische Länder wie Myanmar, Thailand, die Philippinen, Laos und Südchina sind betroffen.

In Nordvietnam setzten fünf Tage lang anhaltende schwere Regenfälle ein, die den Pegel der Flüsse ansteigen ließen und Überschwemmungen und Erdrutsche auslösten. Während die Such- und Rettungsteams ihre Bemühungen fortsetzen, ist die Zahl der Todesopfer des Taifuns „Yagi“ und der anschließenden Überschwemmungen und Erdrutsche nach Angaben des Koordinators der Vereinten Nationen in Vietnam auf 273 Menschen gestiegen, 78 werden noch vermisst.

Durch den Tropensturm wurden mehr als 74.000 Familien vertrieben, Schulen geschlossen, die Gesundheitsversorgung unterbrochen und die Gefahr von Krankheiten erhöht.

Das vietnamesische Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung appellierte an die internationale Gemeinschaft, die Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen mit UN-Organisationen, nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen und einzelnen Ländern zu unterstützen.

Indien hat unterdessen als Zeichen der Solidarität humanitäre Hilfe nach Myanmar, Vietnam und Laos geschickt. Das Außenministerium in Neu-Delhi teilte mit, dass 35 Tonnen Hilfsgüter für Vietnam und zehn Tonnen Hilfsgüter für Myanmar, darunter trockene Lebensmittelrationen, Kleidung und Medikamente, ausgeliefert wurden.

Die Mitgliedsländer der ASEAN (Verband Südostasiatischer Staaten) bekundeten ihr Beileid und ihre volle Solidarität mit den Menschen in den betroffenen Ländern, indem sie über das ASEAN-Koordinierungszentrum für humanitäre Hilfe im Katastrophenfall, Zusammenarbeit und Unterstützung anboten.

In Vietnam sind die Provinzen Lao Cai-Yen Bai, Quang Ninh und Hai Phong am stärksten betroffen. Es gibt 183.000 Hektar überschwemmte Anbauflächen, 168.000 beschädigte Häuser, 100.000 evakuierte Familien, 1.900 Verletzte, und 550 Gesundheitseinrichtungen und 805 Schulen sind ebenfalls zerstört. In den Bergprovinzen sind die Straßen nach wie vor unbefahrbar, und die Regierung versucht, grundlegende Dienstleistungen wie die Stromversorgung wiederherzustellen.

Nach ersten Zählungen sind bei Überschwemmungen und Erdrutschen auch jenseits der Grenze in Myanmar mindestens 160 Menschen ums Leben gekommen, was in einem Land, das bereits durch Krieg zerrissen ist und unter den Folgen einer festgefahrene Wirtschaft leidet, zusätzliches Leid verursacht. Obwohl die Behörden keine offizielle Zahl der Todesopfer bekannt gegeben haben, befinden sich die meisten Opfer in der Region Shan im zentralen Osten des Landes, aber auch die zentralen Gebiete in der Nähe der Stadt Mandalay, der Hauptstadt Naypyidaw und Bago sowie Teile der Staaten Kayah und Mon sind betroffen.

Die Zahl der Opfer und der Schäden nimmt weiter zu: Nach inoffiziellen Berichten, die in den sozialen Medien kursieren, sind allein in der Region Mandalay 200 Menschen von den Fluten mitgerissen worden und ums Leben gekommen. Die Hilfsbemühungen sind besonders schwierig, weil der Konflikt zwischen der regulären Armee und den Aufständischen der ethnischen Minderheiten und der Volksverteidigungskräfte, die mehrere Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht haben, andauert. In dieser Situation ist es schwierig, die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren und auf den Weg zu bringen, um der Katastrophe zu begegnen. Es gibt nicht genügend Personal, um den Opfern in dem von der Junta kontrollierten Gebiet von Bago zu helfen, das vollständig überschwemmt ist.

In Taungoo nahm ein Kloster über 300 Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern auf und versorgte sie mit Lebensmitteln. Die Fluten überschwemmten die Stadt Kalaw in Shan, wo lokalen Quellen zufolge über 100 Menschen vermisst werden. In der nahe gelegenen Stadt Pekon wurden 21 Menschen getötet, von denen einige zu den lokalen Gruppen gehörten, die gegen die Armee kämpfen. Die ethnische Karenni-Miliz gab am Freitag bekannt, dass im Bundesstaat Kayin 18 Ärzte ertrunken sind und von den Fluten mitgerissen wurden. Etwa 20 Gemeinden in der Verwaltungsregion der Hauptstadt Naypyidaw benötigen ebenfalls dringend Hilfe und Rettungsmaßnahmen.

Der Taifun verschärfte die durch den Krieg verursachte humanitäre Krise, durch die bereits mehr als 3 Millionen Menschen vertrieben wurden, während sich die Wirtschaft in einer schwierigen Lage befindet. Voraussichtlich wird sich „Yagi“ in den kommenden Tagen von Myanmar wegbewegen, doch wird im westlichen Pazifik ein weiteres tropisches Tief erwartet.

Papst Franziskus hat den Menschen in Vietnam und Myanmar, die mit den schweren und katastrophalen Folgen des Taifuns Yagi konfrontiert sind, in einer Ansprache an die Gläubigen nach dem Angelusgebet gestern, 15. September, seine Verbundenheit ausgedrückt. Der Papst betete für die Toten, für ihre Angehörigen und für die Hilfskräfte. „Ich bete für die Toten, die Verletzten und die Vertriebenen. Möge Gott denen beistehen, die ihre Angehörigen und ihre Häuser verloren haben, und diejenigen segnen, die Hilfe bringen“, sagte er.

(PA) (Fides 16/9/2024)

 

AMERIKA/KANADA - Bischof John Boissonneau zum Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke ernannt

 

Toronto (Agenzia Fides) – Kardinal Luis Antonio G.Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen), hat am 29. Juni 2024, den Weihbischof der Erzdiözese Toronto, John A. Boissonneau, aus dem Kerus der Erzdiözese Toronteo für zwei Jahre zum Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke im englischsprachigen Kanada (Toronto) ernannt.

Bischof John A. Boissonneau wurde am 7. Dezember 1949 in Toronto geboren. Er besuchte die Grundschulen „Corpus Christi“, „Saint Rose of Lima“ und „Saint Barbara“ in Toronto und die Sekundarschule „Neil McNeil High School“. Danach studierte er am Saint Augustine's College und die Saint Michael's University, um sich auf das Priesteramt vorzubereiten, und erwarb schließlich den Bachelortitel in Theologie an der Saint Paul's University in Ottawa. Am 14. Dezember 1972 wurde er in der Erzdiözese Toronto zum Priester geweiht.

Anschließend erwarb er ein kanonisches Lizenziat in Sakraltheologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana (1980-1982) und einen Bachelor-Abschluss in Toronto im Jahr 1989.

Er hatte folgende Ämter inne: Privatsekretär des Erzbischofs (1974-1979); Erzbischöflicher Kanzler (1979-1980); Dozent am Großen Seminar von Toronto (1982 bis heute); Vizerektor desselben Seminars (1987-1992); Prorektor desselben Seminars (1992-1993); Rektor des Großen Seminars und pastoraler Dienst in der Kathedrale (1993 bis heute).

Er war auch Mitglied des Personalrates der Erzdiözese und von 1983 bis 1987 des Presbyteralrates.

 

(EG) (Fides 16/09/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 16.09.2024

ASIEN/MYANMAR - Bürgerkrieg im Staat Rakhine verschärft die Lage der Rohingya

 

Yangon (Fides) - Der Bürgerkreig im burmesischen Bundesstaat Rakhine an der Westküste Myanmars verschärft sich mit einer Zunahme der Opfer und der Vertreibung der Rohingya, einer ethnischen Gruppe muslimischen Glaubens, die in dem Bundesstaat zusammen mit der buddhistischen Mehrheit der Bevölkerung lebt. Angesichts der Lage vor Ort hält der Zustrom von Rohingya-Flüchtlingen, die in Bangladesch Zuflucht und Schutz suchen, an - sieben Jahre nach der ersten massiven Auswanderungsbewegung von 750.000 Rohingya, die vor der Gewalt und Verfolgung in Myanmar über die Grenze geflohen sind und sich im bangladeschischen „Cox's Bazar“ niedergelassen haben, wo die Regierung in Dhaka sie mit Unterstützung von UN-Organisationen und der internationalen Gemeinschaft in großen Flüchtlingslagern untergebracht hat.

Die Lage der Rohingya scheint heute auf beiden Seiten der Grenze kritisch zu sein. In Myanmar, im Bundesstaat Rakhine, werden über 130.000 Zivilisten, insbesondere Kinder und Familien, zur Zielscheibe oder geraten ins Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen zwischen der regulären birmanischen Armee und den Milizionären der „Arakan Army“, einer lokalen Militärorganisation, die zu den Gegnern der birmanischen Junta gehört. Der Hintergrund ist der anhaltende Bürgerkrieg im Land, die Zahl der Binnenvertriebenen ist mit über 3,3 Millionen so hoch wie nie zuvor. „Die Rohingya-Zivilbevölkerung in Rakhine ist die Hauptleidtragende der Gräueltaten, die von der myanmarischen Armee und der oppositionellen Arakan Army begangen werden“, erklärte Elaine Pearson, Asien-Direktorin von „Human Rights Watch“, bei der Vorstellung des jüngsten Berichts über die Übergriffe in dem Gebiet.

Der Zugang für humanitäre Organisationen in Rakhine sei extrem schwierig geworden, stellt das Kinderhilfswerk UNICEF fest. Grundlegende Dienstleistungen wie der Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung seien gefährdet, was durch Strom- und Telekommunikationsausfälle noch verschlimmert werde und sowohl zivile als auch humanitäre Maßnahmen beeinträchtige.

Auch jenseits der Grenze in Bangladesch scheint das Leben in den Flüchtlingslagern sehr kritisch zu sein, da es Schwierigkeiten bei der Verteilung von lebensnotwendigen Gütern gibt und es an Bildung, Entwicklung, sozialer Wiedereingliederung oder Beschäftigung fehlt, um den Vertriebenen eine Zukunft zu bieten. Darüber hinaus „untergraben neue Sicherheitsprobleme und Finanzierungsunsicherheiten jegliche Hilfe“, warnte das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) kürzlich, während die für die Unterstützung von rund 1,3 Millionen Menschen erforderlichen 852 Millionen Dollar pro Jahr nicht durch internationale Mittel gedeckt werden konnten. Infolgedessen wurden die Lebensmittelrationen für die Vertriebenen gekürzt, in den Gesundheitszentren fehlen medizinisches Personal und Medikamente, und die schlechte Wasserqualität führt zu Cholera- und Hepatitis-Epidemien.

Die Rohingya sind vollständig von humanitärer Hilfe abhängig und leben in provisorischen Unterkünften in stark überfüllten Lagern. „Die fortgesetzte Unterstützung Bangladeschs für die Flüchtlingsbevölkerung - insbesondere für die rund 500.000 Kinder - ist von entscheidender Bedeutung“, erklärte UNICEF und wies auf die Verletzung der Kinderrechte in dieser Situation hin.

In Bangladesch, das von einer politischen Krise erschüttert wurde, die mit der Flucht der ehemaligen Präsidentin Sheikh Hasina ihren Höhepunkt erreichte, zeigte die Übergangsregierung von Muhammad Yunus eine gewisse Solidarität mit den Rohingya-Flüchtlingen. Die Behörden streben nach wie vor eine „würdige, freiwillige und dauerhafte“ Rückkehr nach Myanmar an, aber angesichts des eskalierenden Konflikts in Myanmar, der die Bedingungen für die in ihren ursprünglichen Bezirken verbliebenen Rohingya verschlechtert hat, gibt es vor Ort nicht die Bedingungen, die dies ermöglichen würden.

Bis eine Lösung gefunden ist, bleibt das Leben der Rohingya ungewiss, und sowohl in Bangladesch als auch in Myanmar, so das UNHCR, ist eine „breite und systematische globale Unterstützung“ durch die internationale Gemeinschaft erforderlich.

Papst Franziskus bat die Rohingya bei seinem Besuch in Bangladesch im Jahr 2017 um Vergebung durch die ganze Welt und rief dazu auf, die Würde und Rechte der Flüchtlinge zu respektieren.

(PA) (Fides 14/9/2024)

 

OZEANIA/PAPUA NEUGUINEA - “In Papua trifft Mission auf kulturelle Vielfalt“

 

Von Antonella Prenna

 

Port Moresby (Fides) - „In Papua-Neuguinea trifft die Mission auf kulturelle Vielfalt. Die kulturellen Unterschiede der Menschen zu verstehen, ist eine ernsthafte Aufgabe und braucht Zeit“, betont Schwester Pamela Vecina von den Don-Bosco-Schwestern (Filiae Mariae Auxiliatricis, FMA), die vor kurzem nach 22 Jahren in Papua-Neuguinea ins Generalhaus in Rom zurückgekehrt ist, gegenüber Fides.

„Ich kam im Januar 2001 nach Papua-Neuguinea als Missionarin unter unseren Schwestern, den Salesianerinnen von Don Bosco, und wurde eingeladen, Universitätsstudenten am Don Bosco Technological Institute in Port Moresby auszubilden“, so die Ordensfrau.

Am Ende der apostolischen Reise von Papst Franziskus, der Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur besuchte, bekräftigt Schwester Pamela: „Der Besuch des Papstes stellt ein epochales Ereignis dar, das in die Geschichte des Landes, vor allem unter den Katholiken, eingehen wird. Seine Solidarität, die ihn zu Besuchen in den weitesten und entferntesten Randgebieten bewegt, ist ein solides Zeugnis seiner Lehren. Für mich ist die Botschaft der Versöhnung, des Friedens und des Glaubens an die Kraft Christi, die über allen traditionellen Überzeugungen steht, eine konkrete Einladung zur Veränderung für die Papua. Vor allem der Besuch in den entlegensten Gebieten wie Vanimo beeindruckte die Einheimischen, die Ehrfurcht vor seiner Anwesenheit und Nähe hatten. Alle, von der Regierung, den Bischöfen, Ordensleuten und Priestern bis hin zu Familien, Jugendlichen und Kindern, schätzten es sehr, dass er trotz seines fortgeschrittenen Alters und seines Gesundheitszustandes auf sie zuging.“

„Ich sehe dieses Geschenk von Papst Franziskus als Ausdruck einer christusähnlichen Leidenschaft, das Leben von Menschen an den Rändern der Welt zu berühren, trotz ihres Status, inmitten von Armut und Frustration. Möge dieser beeindruckende und berührende Besuch in den Herzen der Menschen, vor allem der jungen Menschen, die Leidenschaft wecken, ihr Leben zu verändern und in ihren Familien einen Wandel herbeizuführen“, so Schwester Pamela weiter.

„Für die im Bildungswesen Tätigen“, so die Missionarin weiter, “war der Besuch von Papst Franziskus ein Ansporn für den Dienst, junge Menschen in ihrem Glaubenswachstum zu begleiten. Für die Christen in PNG möge dieses Ereignis dazu führen, den Dialog zu praktizieren und sich um das Gemeinwohl und die Gemeinschaft zu bemühen“.

Über ihrer Erfahrung in der Mission sagt die Don-Bosco-Schwester: „Das Land ist reich an Kulturen und Traditionen, und es ist wichtig, seine Werte genau zu kennen, um den Menschen zu helfen, sie zu schätzen und zu evangelisieren. Starke traditionelle Überzeugungen sind eine ernsthafte Herausforderung für die Neuevangelisierung, vor allem für die jüngeren Generationen, die den großen Sprung in Richtung Modernisierung und neue soziale Technologien erleben. Leider mangelt es nicht an Armut, wie auch in anderen Ländern, und da viele junge Menschen keine Schule besuchen und keine Arbeitsmöglichkeiten haben, ist Gesetzlosigkeit eine der Herausforderungen in der Gesellschaft, die auch die Arbeit der Missionare betrifft. Man muss den Jugendlichen Respekt, Gleichberechtigung und kritisches Denken vermitteln“.

„Papua-Neuguinea ist ein multireligiöses Land, und eines der greifbaren Merkmale der Christen in diesem Land ist eine Inklusivität, die andere akzeptiert, anstatt sie zu diskriminieren“, räumte Schwester Pamela ein. Der Besuch des Papstes sei auch eine neue Gelegenheit „für die Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der katholischen Kirche und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den christlichen Kirchen im Land“.

„Wir müssen die Arbeit anerkennen, die die Missionare und die Kirche als Ganzes bisher geleistet haben“, fügt Schwester Pamela abschließend hinzu und spricht von gemeinsamen Bemühungen, “vor allem in den Bereichen Bildung und Gesundheit“. „Die Missionare sind auch deshalb sehr geschätzt, weil sie in Zusammenarbeit mit der Regierung diese Dienste für die Bevölkerung leisten. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass ich als Dozentin an der Universität sehr geschätzt wurde. Meine Studenten betrachteten mich auch als spirituelle Begleiterin, Mentorin und Beraterin. Heute wird Bildung also zunehmend als ein Grundrecht empfunden, und das Engagement der Missionare in diesem Bereich wird immer wichtiger“.

 

(Fides 14/9/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 14.09.2024

AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Medizinisches Hilfswerk in Tigray: “Balsam, der die Wunden lindert und heilt”

 

Shire (Fides) - „Bei der Zusammenarbeit geht es nicht nur um große Strategien, sondern um konkrete Dinge, die heute getan werden müssen, ohne zu warten“, sagt Pfarrer Dante Carraro, Direktor der in Afrika tätigen italienischen medizinischen Hilfsorganisation „Medici con l‘Africa CUAMM“, die sich für den Schutz der Gesundheit der afrikanischen Bevölkerungen einsetzt. Der Missionar berichtet von einem der jüngsten Einsätze, an denen er zusammen mit den Ärzten und Freiwilligen direkt beteiligt ist.

„Wir sind in Shire im Nordwesten von Tigray, der nördlichsten Region Äthiopiens, die seit Herbst 2020 von einem Konflikt heimgesucht wird, der kein Ende zu nehmen scheint. Wir haben unseren Einsatz auf zunächst das wichtigste Krankenhaus der Stadt konzentriert. Mit 250 Betten ist es die einzige medizinische Einrichtung, die in der Lage ist, die Bevölkerung und die Vertriebenen in gewissem Maße zu versorgen, wenn auch nur notdürftig“, berichtet der Priester nach einem kürzlichen Treffen in Shire mit einem Vertreter der Gesundheitsbehörden in Tigray, „Vor zwei Jahren wurden in dem Krankenhaus 4.000 Entbindungen registriert. Im letzten Jahr stieg die Zahl der Entbindungen auf 5.500. Auch dies ist ein Zeichen der Erholung, doch muss das periphere Netz unbedingt gestärkt werden. Aus diesem Grund haben wir uns auch für ein kleines Krankenhaus weiter südlich entschieden, nämlich in Indabaguna, vierzig Minuten entfernt. Eine Einrichtung, die wir zusammen mit vier anderen Gesundheitszentren in Betrieb nehmen möchten: Alaganesh, Hoomar, Five Angels und St. Augustin.“

„Der Sinn unseres Engagements besteht darin, die vielen Wunden der Geschichte zu versorgen und zu einem Balsam zu werden, der die Wunden lindert und heilt, in einer Region, die durch die Gräueltaten eines Bürgerkriegs, der Gewalt, Trümmer und Elend gesät hat, zerstört und gequält wurde“, sagt der Priester und Kardiologe. „Es gibt schätzungsweise 500.000 Opfer und 1 Million Vertriebene. Von diesen befinden sich bis zu 500.000 in Shire, 80 Prozent davon sind bei Familien untergekommen, die in der Lage waren, die Geflüchteten aufzunehmen“.

„Wir haben einen Geist konkreter Solidarität erlebt, wie bei dieser neuen Mission, die dank der Unterstützung der italienischen Regierung möglich wurde und dank zahlreicher spezieller Kooperationen realisiert werden konnte, um Antworten auf die Bedürfnisse der Menschen zu geben, um das Zerstörte wieder aufzubauen, angefangen mit dem Krankenhaus in Shire“, schließt der Direktor von „Medici per l’Africa“.

(AP) (Fides 13/9/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Schlimmste Überschwemmungen seit 30 Jahren: Eine Million Einwohner in Maiduguri betroffen

 

Abuja (Fides) - „Wir sind von den schlimmsten Überschwemmungen seit 30 Jahren betroffen“, berichtet die Diözese Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias, die am 10. September nach dem Einsturz des Alau-Staudamms überflutet wurde, auf ihrer Facebook-Seite,.

Der Stausee, der sich etwa 20 km südlich der Stadt befindet, gab aufgrund der seit Ende August anhaltenden Regenfälle in der Region nach.

„Es gibt weder Lebensmittel noch genügend Unterkünfte oder sanitäre Einrichtungen für die Vertriebenen. Die Regierung hat die Unterkünfte für die Vertriebenen zwar wieder eröffnet, aber sie sind mit der Zahl der Schutzsuchenden überfordert“, berichtet die Diözese. „Detaillierte Berichte besagen, dass der islamische Friedhof überflutet ist. Jemand berichtete, er habe Opfer gesehen, die auf dem Wasser trieben, das die Straßen überflutet hat. Der Wildpark (Zoo) ist ebenfalls betroffen und einige zum Teil gefährliche Tiere streifen in der Stadt umher. Es gibt auch Berichte über einen Gefängnisausbruch“. Darüber hinaus ist das Abwassersystem geborsten, was die Gefahr des Ausbruchs von Epidemien erhöht, zumal das Wasser auch in Krankenhäuser wie die Universitätsklinik eingedrungen ist.

Zu den betroffenen Gebäuden gehört auch die Kathedrale von Maiduguri, die überflutet wurde. Die Überschwemmung hat auch große Märkte, darunter Getreide-, Obst- und Gemüseläden, in Mitleidenschaft gezogen, während viele Einkaufszentren geschlossen bleiben, was zu einer schweren Lebensmittelknappheit führt, wobei die wenigen verfügbaren Lebensmittel zu sehr hohen Preisen verkauft werden. Dies verschlimmert die Lage der ärmeren Bevölkerungsschichten, die bereits mit dem starken Anstieg der Lebensmittelpreise aufgrund der hohen Inflation zu kämpfen haben. Nach Angaben des Welternährungsprogramms befanden sich bereits vor der Überschwemmung mehr als 4 Millionen Menschen im Bundesstaat Borno in einer schweren Ernährungsnotlage.

In und um Maiduguri entstand 2009 die dschihadistische Bewegung Boko Haram, deren Aktionen im Laufe der Jahre Hunderttausende von Dorfbewohnern in der Umgebung in die Flucht geschlagen haben. Zu den von der Überschwemmung am stärksten Betroffenen gehören die Menschen, die noch in den in Maiduguri eingerichteten Lagern für Vertriebene leben und nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten. Auf diese Einrichtungen bezieht sich die Diözesanmitteilung. In diesen Camps werden nun auch die Bürger von Maiduguri untergebracht, die ihre Häuser in den Fluten verloren haben. Nach einer ersten offiziellen Bilanz beläuft sich die Zahl der Überschwemmungsopfer auf etwa 30 und die der Vertriebenen auf etwa 400.000, doch die Zahl der von der Katastrophe mehr oder weniger stark betroffenen Menschen liegt bei einer Million. Die Botschaft der Diözese schließt mit einem Aufruf zu Gebeten und Spenden für die Opfer: „Bitte beten Sie für uns. Die Diözese Maiduguri wird um Unterstützung bei der Hilfe für die Betroffenen bitten“.

Der Alau-Damm wurde 1986 gebaut, um den Landwirten in Maiduguri mit Wasser zu versorgen und die Überschwemmungen des Ngadda-Flusses einzudämmen, wenn dieser mehr Wasser als normal führt.

(L.M.) (Fides 13/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Singapur: Auszüge aus der Ansprache bei der interreligiösen Begegnung mit Jugendlichen

 

Singapur (Fides) - Mehr als eine Stunde freier Dialog, bestehend aus Fragen und Antworten. So endet die lange apostolische Reise von Papst Franziskus nach Asien und Ozeanien, im Rahmen einer Begegnung mit den Jugendlichen von Singapur beim interreligiösen Treffen im Catholic Junior Collegeie. Auch dieses Mal legte der Papst die vorbereitete Rede beiseite und sprach zu den Jugendlichen, nachdem er sich die Zeugnisse eines jeden von ihnen angehört hat. Hier sind die wichtigsten Passagen:

 

Die Jugend ist mutig, junge Menschen gehen gerne auf die Wahrheit zu, gehen gerne zu Fuß, sind gerne kreativ.

Ein junger Mensch muss kritisch sein, ein junger Mensch, der keine Kritik übt, ist traurig. Aber er muss konstruktive Kritik üben, denn es gibt destruktive Kritik, die keine neuen Wege schafft.

Junge Menschen müssen den Mut haben, etwas aufzubauen, aus ihrer Komfortzone herauszutreten. Ein junger Mensch, der in seiner Komfortzone bleibt, ist ein junger Mensch, der innerlich fett wird. Deshalb sage ich den jungen Leuten: Geht Risiken ein, geht hinaus.

Habt keine Angst. Angst ist eine Haltung, die lähmt. Es stimmt, dass junge Menschen oft Fehler machen. Das ist normal, aber das Wichtigste ist, sie zu erkennen.

Ich stelle die Frage: Was ist schlimmer, einen Fehler zu machen, weil ich auf einem Weg bin, oder keinen Fehler zu machen, weil ich zu Hause eingesperrt bin? Ein junger Mensch, der keine Risiken eingeht und Angst hat, Fehler zu machen, ist ein alter Mann.

Ihr habt von den Medien gesprochen, es gibt heute so viele Möglichkeiten, sie zu nutzen: Handys, Fernsehen... Ist es gut, die Medien zu nutzen, oder ist es nicht gut? Wie ist ein junger Mensch, der die Medien nicht nutzt? Verschlossen. Aber wer von den Medien beherrscht wird, ist verloren.“

Alle, auch die Jugendlichen, müssen die Medien nutzen, aber um uns voranzubringen und nicht um uns zu versklaven.

Ich war beeindruckt von eurem Dialog, und das ist sehr wichtig. Denn wenn man anfängt zu argumentieren: „Meine Religion ist wichtiger, meine ist wahr, deine ist nicht wahr“, wohin führt uns das? In die Zerstörung.

Alle Religionen sind ein Weg, wie verschiedene Sprachen, um zu Gott zu gelangen. Gott ist Gott für alle, und deshalb sind wir alle Gottes Kinder. Ob Muslim, Christ oder Hindu, es sind verschiedene Wege, um zu ihm zu gelangen.

Eines der Dinge, die so sehr helfen, ist Respekt. Unter jungen Menschen gibt es eine hässliche Sache: das Mobbing. Sowohl verbal als auch körperlich sind sie aggressiv. Sie tun es mit den Schwächsten, zum Beispiel mit einem behinderten Kind. Aber jeder von uns hat seine eigenen Fähigkeiten und Behinderungen, auch der Papst. Und so wie wir unsere haben, müssen wir auch die Behinderungen der anderen respektieren.

Ich sage das, weil die Überwindung der Behinderung dem interreligiösen Dialog hilft. Denn der interreligiöse Dialog beruht auf dem Respekt vor dem anderen. Und wenn Sie als junge Menschen einen Dialog führen, werden Sie als Erwachsene, als Bürger und Politiker noch mehr Dialog führen.

Ich sage euch etwas Historisches: Das erste, was jede Diktatur tut, ist, den Dialog abzubrechen.

Ich wünsche euch, dass ihr immer vorwärts und nicht rückwärts geht. Geht Risiken ein. Und wenn ihr erwachsen seid und Großeltern werdet, gebt all diese Dinge an die Kinder weiter.

(F.B.) (Fides 13/9/2024)

 

ASIEN/PHILIPPINEN - Schöpfungszeit: Schutz des “gemeinsamen Hauses” in der Tañon-Straße gefährdet

 

Cebu (Fides) - Die Tanon-Straße (auch Tañon-Straße) ist eine Meeresstraße im philippinischen Archipel und verbindet die Visayas-See im Nordosten mit der Boholsee im Südwesten. Sie trennt die im Westen liegende Insel Negros von der im Südosten liegenden Insel Cebu und ist für die Artenvielfalt und das kristallklare Wasser bekannt und wird von den Fischern dieser Inseln genutzt und von Touristen besucht. Diese Gewässer laufen Gefahr, kontaminiert und beeinträchtigt zu werden, wenn der Plan zur Erweiterung des Kohlekraftwerks Therma Visayas in Toledo auf der Insel Cebu, ein Projekt, mit dem der multinationale Konzern Aboitiz betraut ist, umgesetzt wird. Aus diesem Grund hat ein Netzwerk von mehr als 50 Organisationen der Zivilgesellschaft in Negros und Cebu einen Appell veröffentlicht, in dem die Institutionen aufgefordert werden, ihre Pläne zu überprüfen. Zu den Unterzeichnern gehören auch katholische Organisationen und Gemeinden sowie Gruppen, die sich für erneuerbare Energien einsetzen, darunter Gewerkschaften, Jugendorganisationen und lokalen Fischerverbände.

Die Ausweitung des Kohlekraftwerks verstößt gegen den „Extended National Integrated Protected Area System Act“ (ENIPAS), ein nationales Gesetz, das bestimmte Meeres- und Küstengebiete auf dem philippinischen Archipel schützt, die aufgrund ihrer biologischen Vielfalt wertvoll sind. Dazu gehört auch die Tañon-Straße, die „von den Menschen sowohl in Cebu als auch in Negros sehr geliebt und geschätzt wird, da sie den lokalen Gemeinden Lebensunterhalt und Existenzgrundlage bietet“, heißt es in dem Text. „Dieses wunderschöne Werk der Schöpfung gehört zu den wenigen Meeresparadiesen, die uns noch geblieben sind, und wir sollten es vor jeglicher Bedrohung schützen, insbesondere vor der Bedrohung durch die Kohle, die wegen ihrer schwerwiegenden Auswirkungen auf das Leben der Menschen und die Umwelt schon lange hätte abgeschafft werden müssen“ sagte Bischof Gerry Alminaza von San Carlos auf Negros. Er unterstützt im Namen der örtlichen katholischen Gemeinde den Appell der Nichtregierungsorganisation und erinnert daran, dass die Kirche im September die „Schöpfungszeit“ feiert und dabei Fragen und dabei Themen wie das der Straße von Tañon in den Mittelpunkt stellt.

Die Tañon-Straße ist ein wichtiges Fischereigebiet sowie ein Gebiet, in dem sich Meeressäugetiere mit 14 dokumentierten Wal- und Delfinarten, darunter die gefährdeten Irrawaddy-Delfine, stark vermehren. Auf den Inseln Negros und Cebu werden unterdessen Projekte zur nachhaltigen Ausweitung des Tourismus entwickelt, und auch dieser Sektor würde durch die neuen Projekte schwer geschädigt werden.

In der Erklärung der NRO wird auch auf die Verletzung des 2020 vom Energieministerium erlassenen Kohlemoratoriums hingewiesen, und die Regierung wird gefragt, warum das Ministerium dem Projekt jetzt „grünes Licht“ gegeben hat. In den Medien wird die Angelegenheit auch als potenzieller „Interessenkonflikt“ beschrieben, da der derzeitige Staatssekretär des Energieministeriums, Rapahel Lotilla, früher leitende Positionen in Unternehmen der Kohleindustrie wie Aboitiz innehatte und nun wegen der Nichteinhaltung des Kohlemoratoriums der Korruption bezichtigt wird.

„Die Genehmigung des Ausbaus von Kohlekraftwerken bedeutet, dass die Regierung veralteten Energiequellen Vorrang vor dem Wohlergehen unserer Ökosysteme und künftiger Generationen einräumt. Warum sollen weitere Kraftwerke gebaut werden, die unzuverlässig sind und eine ernsthafte Bedrohung für die Meeres- und Küstengebiete darstellen? Kohle gehört der Vergangenheit an, und das Energieministerium sollte den Ausstieg aus der Kohle vorantreiben, anstatt neue Genehmigungen für Kohlekraftwerksprojekte zu erteilen“, so Krishna Ariola, Leiterin des Energie- und Klimaprogramms am „Center for Energy, Ecology, and Development“, einem Studienzentrum für Umwelt- und Energiefragen.

Insbesondere katholische Gruppen berufen sich auf die Enzyklika „Laudato si'“, in der eine wirtschaftliche Entwicklung gefordert wird, die das Leben der Menschen vor Ort und das „gemeinsame Haus“ respektiert.

(PA) (Fides 13/9/2024)

 

NAHER OSTEN/LIBANON - Sterbliche Überreste von Kardinal Agagianian kehren in den Libanon zurück

 

Beirut (Fides) - Freude und Ergriffenheit im Libanon: Die sterblichen Überreste des Dieners Gottes, Kardinal Agagianian, einer führenden Persönlichkeit der Kirche des 20. Jahrhunderts, sind nach Hause zurückgekehrt. Sie ruhen seit 1971 in der Kirche San Nicola da Tolentino, neben dem Päpstlichen Armenischen Kolleg im Herzen Roms, nur wenige Schritte vom Gebäude des Dikasteriums für die Evangelisierung entfernt, dem er von 1960 bis 1970 als Präfekt vorstand.

Der Flug von Rom-Fiumicino startete gestern und kam am Abend in Beirut an. Bei der Begrüßungszeremonie waren neben Patriarch Minassian auch der libanesische Premierminister Najīb ʿAzmī Mīqātī und verschiedene Persönlichkeiten aus Religion, Politik und Zivilgesellschaft anwesend. Die sterblichen Überreste, wurden anschließend mit dem Auto zum Märtyrerplatz im Herzen der Hauptstadt gebracht, wo eine feierliche Zeremonie stattfand.

Der Sarg wurde von 12 Jugendlichen, die die verschiedenen Konfessionen des Landes vertraten, zum Altar getragen, der zu diesem Anlass errichtet worden war. Neben Tausenden von Menschen waren auch dort zivile und religiöse Autoritäten anwesend. Als die Reliquien vorbeigingen, streckten viele die Hand aus und versuchten, den Sarg zu berühren, um den Segen zu erbitten.

Ghazaros Lazarus Agagianian wurde am 18. September 1895 in Akhaltisikhe (Georgien) geboren und ging im Alter von 11 Jahren zur Priesterausbildung nach Rom. Im Alter von nur 42 Jahren wurde er zum armenisch-katholischen Patriarchen von Kilikien ernannt. Papst Pius XII. verlieh ihm 1946 die Kardinalswürde. Johannes XXIII. betraute ihn mit dem Amt des Pro-Präfekten und dann des Präfekten der damaligen Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Er war der erste Präfekt, der persönlich die Missionen in Afrika, Asien und Ozeanien besuchte. Agagianian spielte auch während des Zweiten Vatikanischen Konzils eine wichtige Rolle als Moderator und Präsident der Kommission für die Missionen.

„In diesen schwierigen Tagen und angesichts der Gefahren, die den Libanon umgeben, haben wir beschlossen, die sterblichen Überreste des Dieners Gottes mit einem hohen Ziel hierher zu bringen, um der Welt zu zeigen, dass wir unseren Zusammenhalt, unsere Solidarität und unsere gegenseitige Liebe zwischen den Konfessionen und allen Parteien leben. Deshalb waren es 12 junge Menschen, die unser Volk repräsentieren, die den Schrein hierher zum Altar gebracht haben“, so die Worte des Patriarchen der armenisch-katholischen Kirche, Raphaël Bedros XXI. Minassian.

„Ich bitte Gott und seinen Diener Agagianian, auf jeden von uns zu schauen und uns in diesen schwierigen Tagen, die wir durchleben, zu führen. Lasst uns die Initiative zur nationalen und politischen Versöhnung ergreifen, damit unser Heimatland, der Libanon, seine Schönheit wiedererlangen kann“, schloss Minassian.

Am Ende der fast zweistündigen Zeremonie wurde der Leichnam des Kardinals in einer Prozession zur armenisch-katholischen Kathedrale getragen, wo er in einer neuen Gruft beigesetzt wurde.

 

(F.B.) (Fides 13/9/2024)


Mosambik: In der Konfliktregion Cabo Delgado herrscht eine Hungersnot

Kind in einem Flüchtlingslager der Diözese Pemba. © Kirche in Not
Kind in einem Flüchtlingslager der Diözese Pemba. © Kirche in Not

11.09.2024

 

(München/acn) - Bischof Antonio Juliasse Ferreira Sandramo aus Pemba im Norden von Mosambik hat auf die zunehmende Hungersnot in der Region Cabo Delgado hingewiesen: „Viele Menschen leben in Vertriebenenlagern, aber mit weniger humanitärer Hilfe als früher“, sagte der Bischof im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“(ACN). Aus Furcht vor Angriffen islamistischer Truppen hätten die Menschen Angst, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Deshalb lägen viele Felder brach, was die Hungerkrise verstärke.

 

Ferreira Sandramo konnte kürzlich einige Gemeinden im äußersten Norden von Mosambik an der Grenze zu Tansania besuchen; dies war jahrelang aufgrund der kriegerischen Situation nicht möglich. „Überall feierten wir die heilige Messe unter freiem Himmel, inmitten von Ruinen“, berichtet der Bischof.

 

 


FIDES-NACHRICHTEN  13.09.2024

EUROPA/SPANIEN - Salesianer Don Boscos fordern Recht auf Bildung: “Schlüssel, um das Leben der Menschen zu verändern”

 

Madrid (Agenzia Fides) - „Der Zugang zur Bildung ist der Schlüssel, um das Leben der Menschen zu verändern und die Gesellschaften zu verwandeln und zu entwickeln“, so lautet das Motto der Salesianer Don Boscos, die sich seit jeher an vorderster Front für Bildung einsetzen.

Anlässlich des Internationalen Tages der Alphabetisierung, der jedes Jahr am 8. September begangen wird, wurden alarmierende Daten bekannt. Mehr als 765 Millionen Menschen auf der Welt können nicht lesen und schreiben, zwei Drittel von ihnen sind Frauen.

Dank der Salesianer Don Boscos erhalten mehr als 2,3 Millionen Kinder und Jugendliche in den Missionen eine Ausbildung und finden in einer der 4.800 Einrichtungen Schutz und Sicherheit, manchmal in schwierigen Situationen, wie in bewaffneten Konflikten oder in Flüchtlings- oder Vertriebenenlagern. „In diesen Situationen ist Bildung umso wichtiger, da sie die einzige Möglichkeit ist, die Kinder nicht aus ihrer Kindheit zu reißen“, erklären die Missionare in einer zum Welttag der Alphabetisierung veröffentlichten Mitteilung. Armut, Konflikte und Vertreibung sind Ursachen, die Minderjährige und junge Menschen von den Schulen fernhalten, während Bildung vor allem in Notsituationen ein grundlegendes Instrument für den Schutz von Kindern ist. Schulen sind Orte, an denen sie Bildung, Nahrung, medizinische oder psychologische Betreuung erhalten, ein Ort, an dem sich Jungen und Mädchen aufhalten können, an dem sie entspannt leben und für ein paar Stunden den Schrecken des Krieges oder der Gewalt vergessen können.

Nach Angaben von „Misiones Salesianas“ leben 25 % der Minderjährigen weltweit in Ländern, die in irgendeiner Form von einer humanitären Krise betroffen sind: Syrien, Afghanistan, Demokratische Republik Kongo, Ukraine, Äthiopien, Haiti, Sudan und Palästina. Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos, die sich für die Förderung, den Schutz, die Bildung und die Evangelisierung der am meisten gefährdeten Kinder und Jugendlichen einsetzt, fordert ein echtes Engagement für eine qualitativ hochwertige Bildung für alle Jungen, Mädchen und jungen Menschen unter allen Umständen.

Bildung ist ein Recht und befähigt die Menschen. Die Alphabetisierung ist der erste Schritt auf dem Weg der Bildung und Ausbildung, der es ermöglicht, das Leben zu meistern, kritikfähig und freier zu sein.

(AP) (Fides 12/9/2024)

 

AFRIKA/SUDAN - Waffenembargo für Darfur verlängert: Ausdehnung auf das ganze Land notwendig

 

Khartum (Fides) - Das Waffenembargo für Darfur wurde verlängert, muss aber nun auf den gesamten Sudan angewendet werden. Am gestrigen 11. September stimmten die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrates einstimmig dafür, das 2004 verhängte Waffenembargo gegen die westsudanesische Region Darfur um ein weiteres Jahr, bis zum 12. September 2025, zu verlängern. Das Embargo wurde damals beschlossen, nachdem regierungsnahe arabische Dschandschawid-Milizen Massaker an der nicht-arabischen Bevölkerung von Darfur verübt hatten.

Im Laufe der Jahre wurden die Dschandschawid in die Rapid Support Forces (RSF) unter der Führung von General Mohamed Hamdan „Hemedti“ Dagalo aufgenommen, einem der beiden Akteure des Krieges, der am 15. April 2023 ausbrach, als die RSF mit der regulären sudanesischen Armee (SAF) unter dem Kommando von General Abdel-Fattah Burhan zusammenstießen.

Die RSF eroberte einen großen Teil Darfurs, weshalb der sudanesische Botschafter bei der UNO darauf bestand, dass der Sicherheitsrat die Rapid Support Forces mit gezielten Maßnahmen sanktioniert.

Internationale humanitären Organisationen weisen hingegen darauf hin, dass das Waffenembargo auf das gesamte Gebiet des Sudan ausgedehnt werden und alle Kriegsparteien betreffen sollte, um einen Konflikt zu beenden, der bereits mindestens 20.000 Todesopfer und fast 10 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge gefordert hat, während 25,6 Millionen Menschen am Rande einer akuten Hungersnot stehen und mehr als 755.000 Menschen dem Hungertod gefährlich nahe sind.

Wie ein aktueller Bericht von Human Rights Watch (HRW) dokumentiert, wird der Konflikt durch einen ständigen Zustrom von Waffen von verschiedenen Lieferanten angeheizt (vgl. Fides 11/9/2024). Dazu gehören nach Angaben des sudanesischen Botschafters bei den Vereinten Nationen auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die die RSF über die Grenze zum Tschad mit Waffen versorgen würden. Nach Angaben des Vertreters von Khartum hat nicht zuletzt auch die kürzliche Wiedereröffnung des Grenzübergangs Adré durch den Tschad für humanitäre Hilfe (vgl. Fides vom 22/8/2024) es ermöglicht, die paramilitärischen Kräfte mit Waffen zu versorgen. Der sudanesische Botschafter erklärte außerdem, dass die Vereinigten Arabischen Emirate laut Berichten auf einem europäischen Goldmarkt vom sudanesischen Gold profitieren, das in Darfur abgebaut wird.

Der Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate bei den Vereinten Nationen reagierte auf die Anschuldigungen seines sudanesischen Amtskollegen mit der Feststellung, es handele sich um „einen zynischen Versuch, von den Fehlern der sudanesischen Streitkräfte abzulenken“, und beschuldigte die Militärs in Khartum, „keinerlei politischen Mut“ zu zeigen, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen und sich zu weigern, auf Forderungen nach Beendigung des Konflikts einzugehen und sich an den Verhandlungstisch zu setzen.

„Um diesen Konflikt zu beenden, muss die sudanesische Armeee den grundlegenden Schritt tun, an Friedensgesprächen teilzunehmen und den politischen Mut aufbringen, mit dem Feind zu verhandeln“, sagte er und bezog sich dabei auf die Friedensgespräche in Genf, an denen das sudanesische Militär bisher nicht teilgenommen hat (vgl. Fides 22/8/2024).

(L.M.) (Fides 12/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Singapur: Auszüge aus der Ansprache an die Autotitäten

 

Singapur (Fides) - Papst Franziskus ist in Singapur, der vierten und letzten Station seiner langen Apostolischen Reise nach Asien und Ozeanien, angekommen. Am Morgen fand die Begrüßungszeremonie im „Parliament House“ des Stadtstaates statt. Im Rahmen der Zeremonie wurde unter anderem eine nach Papst Franziskus benannte weiße Orchidee, die eigens für diesen Besuch gezüchtet wurde vorgestellt. Im Anschluss trug der Papst sich in das Gästebuch der Stadt ein. „Wie der Stern, der den Heiligen Drei Königen den Weg wies, so möge das Licht der Weisheit Singapur immer beim Aufbau einer geeinten Gesellschaft leiten, die fähig ist, Hoffnung zu vermitteln“, so die Worte des Papstes, der nach dem Treffen und dem offiziellen Foto mit dem Präsidenten der Republik und später mit dem Premierminister zur Universität von Singapur fuhr, um dort im Theater des Kulturzentrums mit Vertretern der Regierung und der Zivilgesellschaft sowie mit dem diplomatischen Korps zusammenzutreffen. Hier sind die wichtigsten Passagen seiner Ansprache:

 

Die Geschichte Singapurs ist eine Geschichte des Wachstums und der Widerstandsfähigkeit

Wichtig ist, dass Singapur nicht nur zu wirtschaftlicher Blüte gelangt ist, sondern sich auch um den Aufbau einer Gesellschaft bemüht hat, in der soziale Gerechtigkeit und das Gemeinwohl einen hohen Stellenwert besitzen.

In dieser Hinsicht lobe ich anerkennend die verschiedenen politischen Maßnahmen und Initiativen zur Unterstützung der Schwächsten und hoffe, dass den Armen, den älteren Menschen – deren Mühen den Grundstein für das Singapur gelegt haben, das wir heute kennen – und dem Schutz der Würde der Gastarbeiter, die so viel zum Aufbau der Gesellschaft beitragen und denen ein angemessener Lohn garantiert werden muss, besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Die hochentwickelten Technologien des digitalen Zeitalters und die rasanten Entwicklungen bei der Nutzung künstlicher Intelligenz dürfen uns nicht vergessen lassen, dass es wesentlich ist, reale und konkrete menschliche Beziehungen zu pflegen und dass diese Technologien dann am ergiebigsten sind, wenn man sie nützt, um einander näher zu kommen, um Verständnis und Solidarität zu fördern, und nicht dazu, um sich auf gefährliche Weise in einer fiktiven und ungreifbaren Wirklichkeit zu isolieren.

Singapur ist ein Mosaik von Ethnien, Kulturen und Religionen, die in Harmonie zusammenleben. Gegenseitiger Respekt, Zusammenarbeit, Dialog und die Freiheit, sich in Treue zum allgemeinen Recht zu den eigenen Überzeugungen zu bekennen, sind entscheidende Bedingungen für den Erfolg und die Stabilität Singapurs und Voraussetzungen für eine nicht konfliktträchtige und nicht chaotische, sondern ausgewogene und nachhaltige Entwicklung.

Die katholische Kirche hat den interreligiösen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften im Geiste der Offenheit und des gegenseitigen Respekts, die für den Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft von grundlegender Bedeutung sind, stets gefördert.

Singapur kommt auch eine besondere Rolle in der internationalen Ordnung zu, die von Konflikten und blutigen Kriegen bedroht wird, und ich begrüße es, dass es verdienstvoll den Multilateralismus gefördert und sich für eine Ordnung eingesetzt hat, die auf Regeln beruht, die von allen geteilt werden. Ich ermutige Sie, sich weiterhin für die Einheit und Geschwisterlichkeit der Menschheit zu engagieren, für das gemeinsame Wohl aller Völker und Nationen, mit einem Verständnis, das weder ausgrenzend noch auf nationale Interessen beschränkt ist.

Lassen Sie mich auch an die Rolle der Familie erinnern, die der erste Ort ist, an dem jeder lernt, mit anderen in Beziehung zu treten, geliebt zu werden und zu lieben. Unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen werden die Grundpfeiler, auf denen die Familie steht, in Frage gestellt und drohen geschwächt zu werden. Es ist notwendig, dass die Familien in die Lage versetzt werden, jene Werte zu vermitteln, die dem Leben Sinn und Form geben, und den jungen Menschen beizubringen, solide und gesunde Beziehungen einzugehen.

Wir leben in einer Zeit der Umweltkrisen. Ihr einzigartiger Standort verschafft Ihnen Zugang zu Kapital, Technologie und Talenten – Ressourcen, die zu Innovationen führen können, welche dem Wohl unseres gemeinsamen Hauses zugutekommen.

Ihr Engagement für eine nachhaltige Entwicklung und die Bewahrung der Schöpfung ist vorbildlich, und Ihre Suche nach innovativen Lösungen für die ökologischen Herausforderungen kann andere Länder ermutigen, es Ihnen gleichzutun.

(F.B.) (Fides 12/9/2024)

 

ASIEN/SÜDKOREA - Die Flamme des Friedens am Leben erhalten: Friedenspilgerfahrt für junge Katholiken und Gottesdienst für Flüchtlinge aus Nordkorea

 

Seoul (Fides) - Der Wunsch nach Versöhnung und Frieden auf der koreanischen Halbinsel muss täglich auf menschlicher, politischer, sozialer und spiritueller Ebene gefördert werden: In dieser Überzeugung organisiert das Komitee für nationale Versöhnung der Erzdiözese Seoul Initiativen, die darauf abzielen, die „Flamme des Friedens“ zwischen Süd- und Nordkorea am Leben zu erhalten, insbesondere in einer Zeit, in der die bilateralen Beziehungen angespannt und schwierig sind.

In den letzten Tagen organisierte die katholische Kirche von Seoul eine internationale Friedenspilgerfahrt für Jugendliche in der entmilitarisierten Zone, dem Streifen, der Nord- und Südkorea trennt. An der Pilgerfahrt unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultur, Sport und Tourismus und dem Ministerium für Wiedervereinigung unter Wallfahrt mit dem Titel „Winds of Peace“, die seit 2012 jedes Jahr stattfindet, nahmen rund 300 junge Menschen teil, die meisten von ihnen Koreaner, aber auch Vertreter aus Spanien, der Slowakei, Malaysia und anderen Ländern. Unter der Leitung von Priestern und Ordensleuten erlebten die jungen Menschen die Wanderung in der Absicht, „Apostel des Friedens“ zu werden.

Die Pilger besuchten laut einer Pressemitteilung der Erzdiözese Seoul zunächst den Wiedervereinigungsturm Odusan und blickten über den Imjin-Fluss nach Norden. Das klare Wetter bot zudem einen spektakulären Blick auf den Han-Fluss im Süden und den Imjin-Fluss im Norden, die zusammenfließen und dann gemeinsam ins Westmeer. Die Jugendlichen blickten auch auf die Provinz Hwanghae in Nordkorea, was die Realität der Teilung bewusst machte.

Anschließend fuhren die Jugendlichen mit dem „Zug der Vereinigung“, dem KTX, in dem Ausstellungen und multimediale Erlebnisse aufgebaut sind, die eine Art „Zeitreise“ zwischen der Vergangenheit und der Zukunft ermöglichen. Anschließend vertieften sie ihr Verständnis von Frieden und Versöhnung zwischen den beiden Teilen Koreas, indem sie den Aussagen eines Flüchtlings lauschten, der vor etwa zehn Jahren aus Nordkorea geflohen war. Während der Pilgerfahrt, die von spirituellen Momenten unterbrochen wurde, beteten die Jugendlichen für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel, indem sie das Gebet „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“ des dem heiligen Franziskus sprachen.

Diese Pilgerreise hat mir die Möglichkeit gegeben darüber nachzudenken, was Frieden ist“, sagte Isu Raphaela Kim, die jüngste Teilnehmerin dieser Pilgerreise. Bruder Daniel, der das Taizé-Gebetstreffen während des Pilgerfahrt leitete, sagte: „Für Versöhnung und Frieden können wir heute etwas tun, jetzt. Und im Gebet können die Jugendlichen dies wahrnehmen“.

Eine weitere Initiative zum Friedensgebet war der Dankgottesdienst, der am Samstag, den 7. September, in der Kirche der Grenzstadt Uijeongbu gefeiert wurde und an dem im Süden lebende nordkoreanische Flüchtlinge teilnahmen. Das Treffen wurde in Zusammenarbeit mit drei Diözesankomitees für Versöhnung aus den Diözesen Seoul, Suwon und Uijeongbu organisiert, die nordkoreanische Flüchtlinge und ihre Familien, die in Südkorea leben, eingeladen hatten.

„Der Schmerz der Teilung wird von den Nordkoreanern tief empfunden, die von ihren Familien getrennt sind, die noch im Norden leben“, sagte Pfarrer Ignatius Sooyong Jung, stellvertretender Vorsitzender des Seouler Versöhnungskomitees, der dem Gottesdienst vorstand. Der Priester erinnerte an einen Satz, der oft in Bezug auf Glaubensbrüder und -schwestern verwendet wird, die jenseits der Grenze gelebt haben oder noch leben: „Solange ihr an sie denkt, werden sie leben. Und eure Wünsche werden in Erfüllung gehen, solange ihr für sie betet“. „Lasst uns in der heutigen Messe gemeinsam an unsere geliebten verstorbenen Familienmitglieder denken und für sie beten, für unsere Verwandten und Nachbarn, die weit weg von hier leben, und für die Heimatstadt eines jeden von euch: Lasst uns Gott um die Gnade bitten, sie eines Tages wieder besuchen zu können“, sagte Pfarrer Jung.

Anna Han, die aus Nordkrea flüchtete und der derzeit in Seoul lebt, sagte: „Ich habe Freunde aus meiner Heimatstadt getroffen, die in der Provinz Gyeonggi leben, und wir hatten ein lang erwartetes Wiedersehen. Ich erinnere mich gern an meine Familie im Norden und habe während der Messe für meine Verwandten gebetet. Ich hoffe, dass ich eines Tages in meine Heimatstadt zurückkehren kann“.

„Jedes Jahr zu Neujahr und Erntedank nehme ich meine Kinder an Orte mit, an denen ich Nordkorea aus der Nähe sehen kann, und erzähle ihnen Geschichten über meine Verwandten im Norden. Der Schmerz der Teilung ist in den Herzen der Nordkoreaner sehr präsent“, sagte Francesca Romana Mikyung Kim, Katholikin und Leiterin der in Seoul ansässigen Gruppe „North Korean Defectors Team“, einer der Organisatoren des Treffens. Die Gruppe plant weitere kulturelle, soziale und spirituelle Initiativen für das kommende Jahr.

Wie Pfarrer Jung vom Seouler Versöhnungskomitee berichtete, leben derzeit etwa 34.000 nordkoreanische Flüchtlinge im Süden, von denen mehr als 90 Prozent seit mehr als fünf Jahren dauerhaft in die südkoreanische Gesellschaft integriert sind. „Während in der Vergangenheit die Unterstützung der katholischen Kirche vor allem für die anfängliche Integrationsphase galt, ist nun die geistliche und seelsorgerische Begleitung dieser Menschen gefragt. Diese Messe, an der drei Diözesen beteiligt waren, war eine Gelegenheit für Gläubige und Nichtgläubige, zusammenzukommen und zu beten“, fügte Pfarrer Jung hinzu.

Die Erzdiözese Seoul hat 1995 das Komitee für Versöhnung in Korea gegründet und damit die Verantwortung und Rolle der katholischen Kirche für Versöhnung und Einheit auf der koreanischen Halbinsel bekräftigt. Das Komitee engagiert sich in verschiedenen pastoralen, erzieherischen und spirituellen Aktivitäten, die dem Frieden und der Versöhnung auf der Halbinsel dienen.

(PA) (Fides 12/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Singapur: Auszüge aus der Predigt bei der heiligen Messe im National Stadium

 

Singapur (Fides) - In Singapur stand Papst Franziskus eine heiligen Messe im National Stadium „Singapore Sports Hub“ vor. Über 50.000 anwesende Gläubige jubelten ihm mit Liedern und Applaus zu, während der Papst vom Papstmobil aus seinen Segen, Rosenkränze und Streicheleinheiten für die Kleinsten verteilte. Der Gottesdienst wurde, die mit Ausnahme der Predigt, die der Papst auf Italienisch hielt, komplett auf Englisch gehalten wurde. Nachfolgend die wichtigsten Passagen der Predigt:

Am Ursprung von imposanten Bauwerken, wie bei jedem anderen Unterfangen, das in dieser Welt ein positives Zeichen setzt, nicht, wie viele meinen, in erster Linie Geld, Technik und auch nicht die Ingenieurskunst – die alle nützliche Mittel sind – stehen, sondern letztlich die Liebe: „die Liebe, die aufbaut“.

Manch einer mag dies für eine naive Behauptung halten, aber wenn wir genauer darüber nachdenken, ist es nicht so. Es gibt in der Tat kein gutes Werk, hinter dem nicht sehr wahrscheinlich geniale, starke, reiche und kreative Menschen stehen, aber immer auch schwache Frauen und Männer wie wir, für die es ohne Liebe kein Leben, keinen Antrieb, keinen Grund zum Handeln, keine Kraft zum Aufbauen gibt. Wenn es etwas Gutes gibt und es in dieser Welt bleibt, dann nur, weil in zahllosen und vielfältigen Umständen die Liebe über den Hass gesiegt hat, die Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus. Ohne dies wäre auch hier niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole zu errichten.

Nichts Bleibendes entsteht und gedeiht ohne Liebe.

Manchmal lassen uns die Größe und Stattlichkeit unserer Projekte dies vergessen, weil sie uns vorgaukeln, dass wir allein die Urheber unserer selbst, unseres Reichtums, unseres Wohlbefindens und unseres Glücks sein können, aber das Leben verweist uns letztlich zurück zu einer einzigen Tatsache: Ohne Liebe sind wir nichts.

Der Urgrund unserer Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden ist Gott selbst.

Über das Staunen angesichts der von Menschenhand geschaffenen Werke hinaus, gibt es noch größeres Wunder, dem wir mit noch größerer Bewunderung und Achtung begegnen sollten: nämlich die Brüder und Schwestern, denen wir jeden Tag auf unserem Weg begegnen.

Das schönste Gebäude, der wertvollste Schatz, die lohnendste Investition in den Augen Gottes sind wir: geliebte Kinder desselben Vaters, die wir unsererseits gerufen sind, die Liebe weiterzugeben.

Wir können dies an vielen Heiligengestalten sehen: Die erste ist Maria. Wie vielen Menschen gab und gibt ihr Beistand und ihre Gegenwart Hoffnung, auf wie vielen Lippen erschien und erscheint ihr Name in Momenten der Freude und des Leids! Denn in ihr zeigt sich die Liebe des Vaters auf eine der schönsten und vollkommensten Weisen: in der Zärtlichkeit einer Mutter, die alles versteht und verzeiht und die uns nie verlässt.

Der zweite ist ein Heiliger, der in diesem Land sehr verehrt wird und der hier auf seinen Missionsreisen immer wieder Gastfreundschaft fand. Ich spreche vom heiligen Franz Xaver. Von ihm ist ein schöner Brief an den heiligen Ignatius und seine ersten Gefährten erhalten, in dem er seinen Wunsch zum Ausdruck bringt, alle Universitäten seiner Zeit zu besuchen, »schreiend mit lauter Stimme hier und dort, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist […] um jene zu erschüttern, die mehr Wissen haben, als Liebe« so dass sie sich veranlasst fühlen, aus Liebe zu ihren Brüdern und Schwestern Missionare zu werden.

 

(F.B.) (Fides 12/9/2024)


Schwere Überschwemmungen in Nigeria - Kinder und Familien über Nacht obdachlos

SOS-Kinderdörfer rufen dringend zu Spenden auf

 

 

12.09.2024

 

(MünchenSchwere Regenfälle und die Überlastung eines Staudamms haben in der Nacht zum Dienstag zu verheerenden Überschwemmungen in Nigeria geführt. Das geben die SOS-Kinderdörfer bekannt. Tausende Kinder und Familien in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno, sind über Nacht obdachlos geworden. Egosha Erhumwunse, Leiter der Hilfsorganisation in Nigeria, sagt: "Dies sind die schlimmsten Überschwemmungen, die wir seit 30 Jahren erleben: Häuser wurden  überflutet, Zufahrtstraßen blockiert, Felder überschwemmt, Ernten vernichtet."

 

Bereits seit Ende August wird das Land von Unwettern heimgesucht und auch in anderen Bundesstaaten sowie im benachbarten Niger und in Mali haben die Regenfälle starke Schäden angerichtet. Bis Anfang September waren in der Region fast eine Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden, jetzt wachse die Zahl weiter stark an, und es sei zu befürchten, dass sich die Situation in den nächsten Tagen zuspitze.

 

Unvorstellbare Verwüstung, überlastete Rettungskräfte

 

Erhumwunse sagt: "Das Ausmaß der Verwüstung ist unvorstellbar und die Rettungsleute sind völlig überlastet." Es brauche alle Kräfte, um Leben zu retten. Die SOS-Kinderdörfer starten unverzüglich Nothilfemaßnahmen, unter anderem in der Gemeinde Gaindagari. "Hier leben die Allerärmsten. Wir unterstützen Kinder und Familien hier seit vielen Jahren auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Die Katastrophe ist ein schwerer Rückschlag", sagt Erhumwunse. Die meisten hätten aktuell Zuflucht in Notunterkünften gesucht.

 

Besonders große Sorgen macht den SOS-Kinderdörfern die Gesundheit und Ernährungssituation der Kinder. Bereits vor der Katastrophe sei jedes sechste Kind in Nigeria von Hunger betroffen gewesen. Angesichts der großen Verwüstung sei zu befürchten, dass die Not weiter zunehme.

 

Lebensrettende Hilfe für Kinder und Familien - Aufruf zur Solidarität

 

Um lebensrettende Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau leisten zu können, bitten die SOS-Kinderdörfer dringend um Spenden. Erhumwunse sagt: "Die Menschen im Bundesstaat Borno sind widerstandsfähig, aber in diesem Moment der großen Not brauchen sie unsere Solidarität. Jeder Beitrag kann Leben retten."

 

Die SOS-Kinderdörfer bitten dringend um Unterstützung:

 

Spendenkonto:

SOS-Kinderdörfer weltweit

IBAN: DE22 4306 0967 2222 2000 00 (GLS Gemeinschaftsbank)

Stichwort: "Humanitäre Hilfe Nigeria"

(Mittel, die über den Bedarf in Nigeria hinausgehen, werden für andere Nothilfen weltweit eingesetzt.)

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 12.09.2024

AFRIKA/SUDAN - Keine Anzeichen für Frieden: Konfliktparteien rüsten auf

 

Khartum (Agenzia Fides) - Nach mehr als 500 Tagen des Konflikts scheint es keinen Anzeichen für einen möglichen Frieden für den Sudan zu geben. Der am 15. April 2023 ausgebrochene Krieg zwischen den von General Abdel-Fattah Burhan befehligten sudanesischen Streitkräften (SAF) und den von Mohamed Hamdan „Hemedti“ Dagalo angeführten „Rapid Support Forces“ (RSF) scheint sich vielmehr zu verschärfen, da beide Kontrahenten weiterhin Waffen und Munition erhalten.

Laut einem Bericht von „Human Rights Watch“ (HRW), der am 9. September veröffentlicht wurde, gibt es Fotos und Videos, die beweisen, dass sowohl die Armee als auch die „Rapid Support Forces“ Waffen erhalten haben, die bei Ausbruch des Konflikts nicht in ihrem Besitz waren. Dazu gehören bewaffnete Drohnen, auf Lastwagen montierte mehrläufige Raketenwerfer, Systeme zur Störung der Lenksysteme gegnerischer Drohnen und Panzerabwehrraketen. Waffen und Ausrüstung, die nach den Erkenntnissen von HRW unter anderem in Belarus, China, Iran, Russland, der Ukraine und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hergestellt wurden.

Lokale, regionale und internationale Mächte, darunter Russland und die Ukraine, stehen sich im Sudan gegenüber. Haupteidtragende ist die sudanesischen Bevölkerung.

Seit April 2023 sind mehr als 7 Millionen Sudanesen vor den Kämpfen geflohen, einige von ihnen mehr als einmal, zusätzlich zu den 3 Millionen anderen Vertriebenen, die bereits vor Ausbruch des Krieges im Land lebten.

Die Zahl der sudanesischen Flüchtlinge in den Nachbarländern beträgt mehr als 2 Millionen, die in Flüchtlingscamps in Ägypten, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan und dem Tschad untergebracht sind. Die UNO bezeichnet die sudanesische Flüchtlingskrise als die schlimmste der Welt.

Am heutigen 11. September wird der UN-Sicherheitsrat voraussichtlich darüber beraten, ob das Waffenembargo gegen die Region Darfur (das seit 2004 besteht) verlängert und auf den gesamten Sudan ausgedehnt werden soll.

(L.M.) (Fides 11/9/20024)

  

AFRIKA/BENIN - “Vielfalt ist ein großer Reichtum”

 

Calavi (Fides) - „Es ist Zeit zu aufzubrechen, es ist Missionszeit. Ich nehme euch mit auf diese Erfahrung in Ägypten, wo ich in Kairo meine Ausbildung und meinen pastoralen Dienst in der Mission fortsetzen werde“. schreibt Anselmo Fabiano, zu seinem Abschied von der Mission in Calavi (Benin), wo er ein Jahr lang an einem internationalen Programm zur Berufungsförderung teilgenommen hat, um sich nun, wie er es nennt, „neuen missionarischen Realität“ zu stellen.

„Der Aufbruch nach Benin war eine Glaubens- und Lebenserfahrung, die mich sehr verändert und bereichert hat, genau wie der Boden, in den der Same gesät wurde, wächst und Früchte trägt“, sagt Anselmo. „Wie der Sämann, der voller Freude mit seinen Garben zurückkehrt, so kehre auch ich aus Calavi zurück, mit den Früchten dieses Jahres, voller Dankbarkeit gegenüber Gott, der meine Schritte immer geleitet und begleitet hat.“

„Afrika hat mich durch die Brüder und Schwestern, die ich dort getroffen habe, so viel gelehrt“, fährt er fort, „den Wert des Willkommens und der Gastfreundschaft, einfach, aber immer mit dem Herzen gemacht, die große Weisheit der afrikanischen Sprichwörter, eine unerschöpfliche Quelle des Reichtums, den Wert der Zeit und der Beziehungen“. „Auch die Malaria war eine große Lektion für mein Leben, die mich mit meiner Schwäche konfrontiert hat“, betont er, „sie hat mich verändert, weniger ängstlich, vorsichtiger und dankbar für das große Geschenk der Gesundheit gemacht“. „Die Brüderlichkeit in der Vielfalt, die ich in Calavi mit 40 anderen Seminaristen erlebte“, so Anselmo weiter, „ließ mich spüren, dass es wirklich möglich ist, alle Barrieren zu überwinden und zu entdecken, dass wir alle Brüder sind. Die Vielfalt ist ein großer Reichtum und außerordentlich schön, genau wie die vielen fröhlichen Farben des typischen Stoffes der afrikanischen Länder südlich der Sahara“. „Die schönste Frucht dieser Monate in Benin war mein 'Ja', Missionar zu werden und der großen Familie der Afrikamissionare beizutreten “, resümiert er abschließend.

“Jetzt ist es soweit, ich werde meine 'erste Mission' in Ägypten, in Kairo, antreten, wo ich die Gelegenheit haben werde, zu dienen und mich mit einer völlig neuen Realität des missionarischen Lebens auseinanderzusetzen“, fügt Anselmo hinzu. „Es wird auch eine Gelegenheit sein, Teil einer Kirche zu sein, die klein, in der Minderheit, offen für den interreligiösen Dialog und missionarisch ist.“

Die ersten Mitglieder der Gesellschaft der Afrikamissionare, die 1861 in Benin landeten, waren der Italiener Francesco Borghero und der Spanier Francisco Fernandez. In den folgenden Jahren traten zahlreiche Ordensleute in die Fußstapfen der beiden Pioniere. „Ich möchte an Pater Francis Aupiais erinnern, der in Europa die Kultur, die Kunst und ganz allgemein die Werte des damals weitgehend unbekannten subsaharischen Afrikas bekannt gemacht hat“, sagt Pater Giovanni Benetti, der seit zwei Jahren in Benin als Ausbilder im Zentrum für Spiritualität von Brésillac in Calavi tätig ist, und berichtet, dass in der Hauptstadt Porto Novo dank der Intuition von Pater Aupiais seit 1922 jedes Jahr im Zeichen der Inkulturation des Evangeliums das Dreikönigsfest gefeiert wird, das Gelegenheit zur Begegnung und zum Dialog zwischen Gläubigen aller Religionen verstanden wird. „Ich kann jedoch nicht verschweigen, dass die Verkündigung des Evangeliums an den Küsten des Golfs von Guinea große Verluste an Menschenleben mit sich gebracht hat. Von Dahomey aus gelangte das Evangelium in die anderen Länder Westafrikas, allerdings zu einem hohen Preis: Schätzungen zufolge verloren die Gesellschaft der Afrikamissionare und die Missionsschwestern unserer Lieben Frau von den Aposteln (Sœurs missionnaires de Notre-Dame des Apôtres, NSA) in diesen durch Malaria und Gelbfieber dezimierten Gebieten über mehrere Jahrzehnte hinweg etwa 400 Mitglieder.“

(AP) (Fides 11/9/2024)

 

ASIEN/OSTTIMOR - Junge Menschen sind die Zukunft des Landes: Bildungsarbeit der Kirche an Universitäten, Instituten und Priesterseminaren

 

Von Paolo Affatato

 

Dili (Fides) - Ein Denkmal von Papst Johannes Paul II. steht am Eingang der nach ihm benannten Katholischen Universität in Dili. Die Universität ist die erste in dem kleinen südostasiatischen Land. Das Institut, das 2021 am Fest der Unbefleckten Empfängnis eingeweiht wurde, wollte seine enge Verbundenheit mit dem Papst bekräftigen, der Osttimor 1989 besuchte, als das Land noch unter indonesischer Herrschaft stand und für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfte, und der eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung sowie der Liebe und der Nähe zur Not leidenden Bevölkerung verkündete. „Diese Botschaft erklingt noch heute in unseren Herzen mit großer Freude über die Ankunft von Papst Franziskus, der uns einlädt, unseren Glauben zu unserer Kultur werden zu lassen“, so Pater Joel Casimiro Pinto (ofm), Rektor der „Universidade Católica Timorense S. João Paulo II“. Pater Pinto ist auch ein versierter Musiker und dirigierte während der Messe von Papst Franziskus auf der Esplanade von Taci Tolu den Chor und das Orchester, das aus über tausend Elementen bestand, die aus dem ganzen Land zusammengekommen waren, um die heilige Messe und die Begegnungen mit Papst Franziskus mitzugestalten.

„Die Universität stellt den Beitrag der katholischen Kirche zur ganzheitlichen Ausbildung junger Menschen dar, damit sie zu Menschen des Glaubens und der Kultur heranwachsen, die von Werten wie Frieden, Toleranz, Gerechtigkeit, Demokratie und Integration beseelt sind, bereit sich im Sinne des Evangeliums in den Dienst ihrer Mitmenschen zu stellen, insbesondere der Armen und Schwächsten. Das ist die Art von Bildung, die von christlichen Werten inspiriert ist und die wir hier pflegen“, erklärt der Rektor.

Ziel sei es, „eine qualitativ hochwertige Bildung in allen Bereichen der menschlichen Tätigkeit zu vermitteln und die künftigen Generationen auf den Arbeitsmarkt der heutigen Gesellschaft vorzubereiten, um eine qualifizierte Führung für das Land zu bilden, wie es der Papst betont hat“, stellt er fest. Die Universität wird, wie andere soziale Einrichtungen der Kirche, von der Regierung finanziell unterstützt, die deren Rolle und ihren öffentlichen Nutzen anerkennt.

Die Universität hat vier Fakultäten: Erziehungswissenschaft, Kunst und Kultur, Gesundheitswissenschaften, Geisteswissenschaften und Agrartechnik. „Wir haben derzeit 1700 Studenten. Es gibt viele junge Menschen, die sich um eine Zulassung bewerben: Jedes Jahr haben wir über 1.500 Bewerber, von denen wir nur 500 aufnehmen können. Unter den jungen Timoresen gibt es einen großen Wunsch, sich weiterzuentwickeln und einen Beitrag zur Zukunft des Landes zu leisten“, so der Franziskanerpater.

Offiziellen Statistiken zufolge machen junge Menschen unter 30 Jahren in Osttimor etwa 70 Prozent der Bevölkerung aus. Aufgrund der Arbeitslosigkeit wandern viele von ihnen nach Südkorea, Australien und Europa aus und schicken dann, sobald sie sich dort haben, ihre Überweisungen an ihre Herkunftsfamilien, um deren wirtschaftliche Lage zu verbessern. Die Regierung von Osttimor hat Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung und des Unternehmertums junger Menschen ergriffen, beispielsweise durch die Förderung neuer Technologien für die Landwirtschaft und die Förderung von Projekten im ganzen Land zur Gründung von Kleinunternehmen, um das Phänomen der Auswanderung einzudämmen. Wie Premierminister Xanana Gusmao gegenüber Fides erklärte, beabsichtigt die Regierung, eine spezielle Entwicklungsbank zu gründen, um jungen Menschen Mikrokredite zu gewähren.

Die Katholische Universität ist in diese Richtung gegangen und hat Fakultäten eingerichtet, die für das Wachstum und die Entwicklung des Landes von Bedeutung sein können. „Wir sehen, dass die jungen Menschen in Osttimor Visionen, Ehrgeiz und Hoffnung haben. In ihrem Leben, ob zu Hause oder im Ausland, halten sie ihren Glauben aufrecht und leben ihn, ob sie nun einen Abschluss haben oder bereits in der Arbeitswelt tätig sind‘, so Pater Pinto abschließend.

„Junge Menschen glauben an Christus und verlassen sich auf ihn. Das sehen wir auch an den vielen Priesterberufungen: Im interdiözesanen Priesterseminar in der Region Fatumeta in Dili studieren es fast 300 junge Männer. Im Kleinen Seminar in Dili sind es ebenso viele Schüler, während 130 junge Männer ihre Ausbildung im Propädeutikum fortsetzen“, unterstreicht hingegen der Generalvikar von Dili, Pfarrer Graciano Santos, mit Blick auf die Priesterausbildung, die eine Quelle großer Hoffnung für die lokale Kirche darstellt. „Ich habe den Papst gebeten, für unser Priesterseminar zu beten“, sagt der 27-jähriger Seminarist Tito, „Auch ich hoffe, dass er beten und das Volk von Timor immer in seinem Herzen tragen wird“, fügt Tarcisio (30) aus demselben Institut hinzu.

Um das Wachstum der jungen Menschen zu begleiten, hat die Kirche von Osttimor in Dili auch das Institut für Philosophie und Theologie gegründet, das „die Sendung der Kirche im Bereich der menschlichen und spirituellen Bildung zum Ausdruck bringt“, erklärt Pater Justin Tanec, der Rektor des Instituts, gegenüber Fides. Die Einrichtung bildet 350 Studenten aus den drei Diözesen Osttimors auf, darunter Seminaristen, Ordensleute und Laiengläubige. „Unsere Mission verbindet 'fides et ratio', d.h. die Vertiefung des Glaubens und das Studium der Wissenschaften, um diese Beziehung besser zu verstehen und wissenschaftlich zu untersuchen. Das haben wir anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus versucht, der ein Balsam für unsere jungen Menschen und unsere Kirche war“, schließt er.

(Fides 11/9/2024)

 

ASIEN/SINGAPUR - Kardinal Goh: Auch Singapur braucht die Barmherzigkeit Christi

 

Von Gianni Valente

 

Singapur (Fides) - Auch in Singapur, das seit langem die Rangliste der reichsten Nationen der Welt anführt, geschieht Verkündigung des Heils nicht durch „Reden menschlicher Weisheit“ (vgl. Ignatius von Antiochien), sondern durch das Zeugnis der Herzen in der Liebe zu Christus. Dies gilt auch im Stadtstaat im Wettlauf um die Verwirklichung des Traums von technologischer Perfektion und harmonischer Koexistenz. Das sagt der Erzbischof von Singapur, Kardinal Willliam Goh Seng Chye, in einem Interview, das von Fides mit Blick auf Ankunft von Papst Franziskus in dem Inselstaat geführt wurde. Singapur ist die vierte und letzten Etappe seiner Reise nach Asien und Ozeanien: der langen apostolischen Reise des Bischofs von Rom, die bereits ihn bereits nach Indonesien, Papua-Neuguinea und Osttimor geführt hat.

 

Wie kann der Glaube an Christus heute in Singapur vermittelt werden? Gibt es Methoden und Instrumente, die die Weitergabe des Glaubens in Ihrer Gesellschaft erleichtern können?

 

Das erste, woran ich immer erinnere, ist, dass wir eine lebendige, evangelisierende und missionarische Kirche aufbauen, keine „konservierende“ Kirche. Wir wollen, dass Katholiken und kirchliche Mitarbeiter in ihrem Glauben lebendig sind, was sich in einem evangelisierenden und missionarischen Eifer ausdrückt. Aber ohne einen persönlichen Glauben an Christus, ohne sich in ihn zu verlieben, gibt es keine Mission. Wie können wir diese Mission erfüllen?

Die wichtigste Dimension der Glaubensvermittlung in Singapur besteht darin, die Menschen zu einer persönlichen Begegnung und Bekehrung zu Christus zu führen. Dies geschieht, indem wir die Menschen persönlich seine göttliche Liebe und Barmherzigkeit erfahren lassen und sie im Leben des Heiligen Geistes erneuern. Wir können diese persönliche Begegnung durch Exerzitien, lebendige Feiern und vom Glauben erfüllte Gottesdienste herbeiführen, indem wir Gottes Wirken in ihrem Leben bezeugen, das Wort Gottes weitergeben und mehr Menschen in den vollzeitlichen Dienst in der Kirche einbeziehen, insbesondere die jüngere Generation. Gleichzeitig müssen wir die Gruppe der Ehrenamtlichen vergrößern, aber nicht nur einfache Freiwillige, sondern Menschen, die dem Herrn wirklich begegnet sind. Es gibt eine wichtige Gruppe von Menschen, die ich den „Dienst des heiligen Matthäus“ nenne, an dem wir arbeiten müssen.

 

Auf wen beziehen Sie sich dabei?

 

Es handelt sich dabei um eine bestimmte Gruppe von Menschen, die der Kirche bei der Erfüllung ihres Auftrags behilflich sein können, weil sie professionell, einflussreich, wohlhabend und kreativ sind. Aber wir müssen sie bekehren, indem wir ihnen helfen, sich in Christus zu verlieben. Wenn sie Christus begegnet sind, wird sich ihr Leben radikal verändern und sie werden ihre Fähigkeiten und Ressourcen bereitwillig für die Sendung der Kirche zur Verfügung stellen. Vor allem aber werden sie, nachdem sie dem Herrn begegnet sind, auch andere zu ihm bringen, und wir werden eine wachsende Gruppe von einflussreichen Freunden haben, die uns helfen, mit der Welt in Verbindung zu treten und ihr das Evangelium zu bringen.

Die Wahrheit ist, dass Christus nicht für die Gesunden gekommen ist, sondern für die Kranken. Zu den Kranken gehören auch diejenigen, die in der Welt erfolgreich sind, aber in ihrem Leben ohne Gott eine gewisse Leere erfahren. Auch sie müssen gerettet werden.

Ebenso wichtig ist es, das Wachstum kleiner, vom Glauben geprägter Gemeinschaften zu fördern, damit sie nicht nur zusammenkommen, um etwas für die Kirche zu tun, sondern auch, um ihren Glauben miteinander zu teilen, insbesondere durch gemeinsames Beten und den Austausch über das Wortes Gottes. Wir müssen dafür sorgen, dass jedes Mitglied der katholischen Gemeinschaft einer kleinen Gemeinschaft des Glaubens angehören kann. Durch die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft werden sie nicht allein, sondern immer mit der Unterstützung anderer Katholiken gehen.

Dies ist umso wichtiger, wenn es darum geht, unseren jungen Menschen zu helfen, im Glauben zu wachsen und sich an die Kirche zu binden. Viele junge Menschen entfernen sich von der Kirche nach dem Sakrament der Firmung, weil sie keiner Gemeinschaft in der Kirche angehören. Deshalb müssen wir die Kirche auch zu einem einladenden Ort für alle machen und dürfen denen, die zur Kirche kommen wollen, keine Hindernisse in den Weg legen. Wir dürfen keine Barrieren und Regeln errichten, die es den Menschen erschweren, in die Kirche zu kommen, um zu beten oder zu beten.

 

Singapur ist eines der reichsten Länder der Welt. Aber es gibt auch Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben...

 

Neben der ausdrücklichen Verkündigung der frohen Botschaft hat unsere Kirche zwei große Dachorganisationen mit mehr als 45 angeschlossenen Gruppen, die den Armen und Ausgegrenzten in Singapur und im Ausland helfen. Wir sehen diese karitative Arbeit als einen wichtigen und wesentlichen Bestandteil der Arbeit der Evangelisierung. Die Kirche atmet mit zwei Lungenflügeln: die geistliche Dimension des Glaubens und die Werke der Nächstenliebe. Wenn die Menschen die Barmherzigkeit Gottes in ihrem Leben nicht konkret erfahren, kann unsere Verkündigung der Frohen Botschaft mit Worten allein das Leben nicht verändern. Aber es ist ebenso wichtig, dass unsere karitativen Organisationen nicht auf bloße humanitäre Organisationen oder Nichtregierungsorganisationen reduziert werden. Sie müssen bereit sein, die Frohe Botschaft zu verkünden und sich als Einrichtungen zu erkennen geben, die von den Jüngern Christi beseelt sind und deshalb Werke der Nächstenliebe mit Leben erfüllen. Das bedeutet nicht, dass wir aggressiven Proselytismus betreiben, aber wir müssen Gelegenheiten finden, die Frohe Botschaft Jesu weiterzugeben und den Bedürftigen nicht nur materielle Hilfe zukommen zu lassen, denn auch sie brauchen das Evangelium, um das Heil für ihre Seelen und nicht nur für ihre Körper zu finden.

 

In der hypertechnologischen Stadt macht auch die Kirche Gebrauch von neuen Technologien...

 

Obwohl das beste Mittel zur Evangelisierung das persönliche Zeugnis von Christus durch unsere Worte und unsere Taten ist, müssen wir uns auch die Werkzeuge der sozialen Medien zunutze machen, um das Wort Gottes zu verbreiten und unseren Glauben mit anderen zu teilen. In der Erzdiözese helfen uns die digitalen Medien der Kirche, mit allen Katholiken zu kommunizieren, die unsere App „Catholic.sg“ herunterladen. Wir haben eine Medienstelle der Erzdiözese, um das Evangelium auf Print-, Rundfunk- und digitalen Plattformen an alle weiterzugeben. Dies ist besonders wichtig für die jüngere Generation. Aber Werkzeuge bleiben Werkzeuge. Wenn wir keine Menschen haben, die vom Glauben bewegt sind, werden die besten Werkzeuge nicht zu einer echten Bekehrung führen oder die Herzen der Menschen berühren. Wir brauchen leidenschaftliche und überzeugte Zeugen von Christus als unserem Herrn und Retter. In der Evangelisierungsarbeit müssen wir uns vor allem auf das Gebet und die Gnade Gottes verlassen, nicht nur auf Techniken und Strategien oder harte Arbeit.

 

Was war für die Entstehung der Kirche in Singapur am wichtigsten?

 

Die Kirche ist das, was sie heute ist, dank unserer Vorfahren und der Missionare, die den Glauben nach Singapur brachten. Wir sind den Schwestern vom Kinde Jesu, den Brüdern der christlichen Schulen, den Gabrielisten-Brüdern, den Canossianerinnen und den Franziskaner-Missionsschwestern für immer zu Dank verpflichtet, weil sie sich den Armen in den Bereichen der Bildung und der sozialen Dienste zur Verfügung stellten. Wir sind auch den Franziskanerinnen dankbar, die das erste Krankenhaus in Singapur gegründet haben. Vor allem aber ist die Kirche das, was sie heute ist, den Außenmissionen von Paris zu verdanken, die 1833 mit der Errichtung der ersten katholischen Kapelle, der späteren Kathedrale des Guten Hirten, den Grundstein für die Kirche in Singapur legten. Ohne ihren Beitrag, ihre Opfer, ihre Großzügigkeit und vor allem ohne ihren Glauben wäre die Kirche nicht das, was sie heute ist. Wir alle sind Nutznießer der Arbeit der Missionare vor uns, nicht nur die Katholiken, sondern das ganze Land. Ihre karitativen Werke, ihre Liebe zu Christus und zur Rettung der Seelen haben immer mehr Menschen dazu bewegt, Christus kennenlernen zu wollen und sich taufen zu lassen. Deshalb müssen wir jetzt in Dankbarkeit gegenüber unseren ausländischen Missionaren damit fortfahren, dasselbe zu tun, sowohl innerhalb von Singapur als auch zur Unterstützung derer, die berufen sind, Christus über die Grenzen Singapurs hinaus zu bringen.

 

Die interreligiöse Harmonie wird von den politischen Behörden garantiert und geschützt. Wie sehen Sie dieses direkte Eingreifen der politischen Behörden in die Beziehungen zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften?

 

Mir gefällt die Formulierung nicht, dass „die interreligiöse Harmonie von den politischen Behörden garantiert und geschützt wird“. Es stimmt, dass die Regierung eine wichtige Rolle bei der Förderung der interreligiösen Harmonie spielt, aber zu behaupten, dass wir von der Regierung kontrolliert oder manipuliert werden, ist weit von der Wahrheit entfernt. Die Regierung achtet darauf, dass keine Religion Menschen anderer Glaubensrichtungen verunglimpft. In Singapur herrscht Glaubens- und Religionsfreiheit, und die Regierung respektiert die Überzeugungen aller Religionen, solange sie keine öffentlichen Unruhen verursachen. Die Regierung sieht die Religionen als Partner bei der Förderung des Gemeinwohls in unserem Land. Wir sind keine Bedrohung für sie und die Behörden sind keine Bedrohung für die Religionen. In der Tat stellt die Regierung klar, dass Singapur ein multikulturelles und multireligiöses Land mit einer säkularen Regierung ist. Aber Singapur ist kein säkularer Staat! Die Regierung schätzt die Rolle der Religionen, und wir sind der Regierung dankbar, dass sie uns ihr Vertrauen schenkt. Wir arbeiten mit der Regierung zum Wohle unseres Volkes zusammen.

Die Förderung des harmonischen Zusammenlebens der Religionen ist in erster Linie die Aufgabe der „Inter-Religious Organization“, einer privaten Einrichtung, die die Bedeutung des Dialogs anerkennt. Es ist keine staatliche Einrichtung. Die führenden Religionsvertreter in Singapur sind gemäßigt und sind sich der Notwendigkeit bewusst, die Harmonie und das gegenseitige Verständnis für die Überzeugungen der anderen zu respektieren und sich darum zu bemühen. Wir nehmen an den religiösen Feiern der anderen teil. Wir veranstalten Foren, um uns über gemeinsame Werte auszutauschen und den Glauben des anderen zu würdigen.

Religiöse Führer sind miteinander befreundet; sie unterstützen und ermutigen sich gegenseitig und engagieren sich manchmal sogar in humanitären Projekten. Wir sehen das harmonische Zusammenleben von Rassen und Religionen nicht als selbstverständlich an, denn es ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.

 

Oft stellen die globalen Medien stellen das Christentum als die Religion des Westens dar. Wie nehmen Sie diese Definitionen und Klischees in Singapur wahr?

 

Die Singapurer sind sehr stark vom Westen beeinflusst, da die meisten von uns englischsprachig erzogen wurden oder im englischsprachigen Ausland leben. Die ältere Generation, mag das Christentum als eine Religion des Westens wahrgenommen haben. Aber ich bin mir nicht sicher, dass dies heute noch die allgemeine Wahrnehmung ist. Die Tatsache, dass sich 18,9 Prozent der Bevölkerung als protestantisch oder katholisch bezeichnen, zeigt auch, die Akzeptanz der meisten Menschen in Singapur. In der Tat haben die Katholiken in den Bereichen Bildung, Medizin und humanitäre Dienste viel für das Land getan. Wir akzeptieren jedoch keine ultra-exklusivistische Sichtweise der Religionen, obwohl wir die Einzigartigkeit jeder Religion nicht leugnen.

 

Sie sagen, dass Sie in Singapur ähnliche pastorale Probleme haben wie in vielen europäischen Ländern. Welche sind das?

 

Singapur ist eine hochgebildete, sozial vernetzte und kultivierte Gesellschaft, die reich ist und stark vom Westen beeinflusst wurde und daher die Probleme der Länder der ersten Welt teilt. Wir müssen uns den Herausforderungen von sozialen Medien, Fake News und allen Arten von Fehlinformationen stellen, die den Verstand unserer Jugend beeinflussen. Die jüngere Generation ist sehr stark von den westlichen Ansichten über gleichgeschlechtliche Beziehungen und Transgender-Fragen beeinflusst. Das Gleiche gilt für Scheidung und Wiederverheiratung. Wie in vielen Industriestaaten neigt die jüngere Generation zu Individualismus und Egozentrik und ist eher mit ihrem eigenen Glück als mit dem Gemeinwohl der Gesellschaft beschäftigt. Sie wollen alle schönen Dinge des Lebens genießen. Viele sind so sehr auf ihre Karriere fixiert, dass sie keine Zeit für die Ehe haben, und selbst wenn sie verheiratet sind, wollen sie nicht die Last der Kindererziehung auf sich nehmen. Mit dem Wohlstand wächst die Unabhängigkeit, und Frauen brauchen nicht mehr zu heiraten, um Erfüllung im Leben zu finden. Mit dem Wohlstand und dem hohen Bildungsniveau neigen viele unserer jungen Menschen, die so sehr in die Welt der Wissenschaft und Technologie eingetaucht sind und alle möglichen Abenteuer ausprobieren, dazu, Religionen als antiquiert und sogar abergläubisch zu betrachten. Alles stützt sich nur auf Wissenschaft und Vernunft. Die Perspektive des Glaubens wird als naiv empfunden. Sie sind sehr stark von der Welt des Internets geprägt, das ihnen so viele Informationen bietet und sie in gewisser Weise lähmt.

 

Manchmal wird Singapur als eine „perfekte“ Gesellschaft beschrieben, in der alle Probleme gelöst und alle Bedürfnisse erfüllt werden. Aber ist das wirklich so? Und wie äußert sich in einer solchen Gesellschaft der Wunsch nach Erlösung?

 

Wir sind sicherlich keine 'perfekte' Gesellschaft, aber wir versuchen, das Richtige zu tun. Wir haben eine gute, reaktionsfähige und integrative Regierung. Die Regierung genießt hohes Ansehen in der Bevölkerung und hat das Vertrauen der Bürger gewonnen, das Richtige und das Beste für Singapur zu tun. Sie versucht, die Gesellschaft zusammenzuhalten, und die Reichen helfen den Menschen in den unteren Klassen. Es gibt strenge Gesetze, an die wir uns gerne halten, weil sie dem Wohl, der Sicherheit und dem Wohlergehen unserer Bürger dienen. Aber wie alle anderen Menschen auf der Welt suchen auch wir nach wahrem Glück, starken und liebevollen Beziehungen und vor allem nach Sinn. Obwohl wir also Frieden, Harmonie, Sicherheit und eine gute Wirtschaft haben, ist das nicht alles im Leben. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!

Was unsere jungen Menschen heute suchen, ist nicht nur Komfort und Vergnügen, sondern Sinn und Zweck. Und genau da kommt die Religion ins Spiel. Wenn ich mich um sie kümmere, gebe ich ihnen immer eine Hoffnung auf das Leben, eine Hoffnung, die echt ist, eine Hoffnung, die ihnen wahres Glück schenkt, durch eine Begegnung mit der Liebe Gottes, die ihr Herz erfüllt; und dann stellen sie ihr Leben in den Dienst der Gemeinschaft und der Armen. Weil wir wohlhabend sind, sind die Menschen in der Tat sehr religiös, denn sie suchen Gott nicht mehr, weil sie konkrete und materielle Vorteile wollen, sondern weil sie einen dauerhaften Sinn, ein Ziel, Beziehungen, Liebe und Freude im Leben suchen. Aus diesem Grund ist Singapur eine sehr religiöse Gesellschaft, in der sich über 80 % der Menschen zu der einen oder anderen Religion bekennen. Selbst von den 20 %, die sich als Agnostiker bezeichnen, sind nicht alle Atheisten, sondern sie gehören keiner Religion oder Konfession an, obwohl sie tief in ihrem Herzen die Gegenwart des Heiligen erkennen. Hier haben wir die Möglichkeit, zu evangelisieren und ihnen mitzuteilen, dass Jesus der Weg der Wahrheit und des Lebens ist. Nur Jesus kann ihnen wahre Sicherheit, Sinn und Zweck geben.

 

Welche Akzente des Lehramtes und der Predigten von Papst Franziskus berühren die Herzen der Menschen in Singapur am meisten?

 

Papst Franziskus wird von vielen Singapurern, auch von Nichtkatholiken, sehr geachtet und als Mann Gottes angesehen, weil er die Harmonie in der Welt, zwischen den Religionen und den Respekt gegenüber der Schöpfung durch den Dialog fördern will. Es ist seine Botschaft der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und der Integration, die die Herzen vieler Menschen gewinnt, seien es Menschen mit homosexueller Orientierung, Transgender, etc. Er würdigt den Beitrag von Frauen und älteren Menschen. Er setzt sich für die Ausgegrenzten, die Armen, die Stimmlosen, die Migranten und diejenigen ein, die unter Kriegen leiden. Er geht auf die nichtchristlichen Religionen zu, fördert den interreligiösen Dialog und den gegenseitigen Respekt. Er zeigt der Welt, dass der Katholizismus wirklich eine Weltreligion ist, weil er alle Menschen umarmt und ausnahmslos alle respektiert, unabhängig von Ethnie, Sprache, Kultur oder Religion. Innerhalb der Kirche führte er zahlreiche Reformen durch und verwandelte die Kirche in eine echte evangelisierende Kirche, in der Laien und Priester gemeinsam für die Sendung der Kirche verantwortlich sind. Er bringt die Kirche zusammen, indem er sie auffordert, auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens synodal zu sein, gemeinsam im Geist zu wandeln, zuzuhören und gemeinsam als Kirche zu unterscheiden. Er ist wahrhaftig das Gesicht Christi, barmherzig und liebevoll.

(Fides 11/9/2024)

 

ASIEN/OSTTIMOR - Geschichten des Glaubens und des Martyriums

 

Dili (Fides) -„In diesem Land habt ihr eine wunderbare Geschichte des Heldentums, des Glaubens und des Martyriums, der Vergebung und der Versöhnung“, sagte Papst Franziskus bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Osttimor, bevor er das kleine katholische Land in Südostasien in Richtung Singapur verließ.

Diese Geschichte wurde vor allem während der blutigsten Phase des Konflikts mit Indonesien geschrieben, zur Zeit des Unabhängigkeitsreferendums im Jahr 1999, als pro-indonesische bewaffnete Banden Massaker und wahllose Gewalt verübten, bevor die Besatzungsarmee das timoresische Territorium verließ. Auch Vertreter der Kirche hatten zu leiden: der Bischof von Baucau wurde verwundet, andere mussten fliehen, Priester, Katecheten und Seminaristen verloren ihr Leben.

Pater Tarcisius Dewanto (sj), Hilario Madeira und Francisco Soares, gebürtig aus Osttimor, drei Priester, die in der katholischen Gemeinde Suai seelsorgerisch tätig waren, werden in den Statistiken, die Fides alljährlich veröffentlicht, unter den „ermordeten Pastoralarbeitern“ aufgeführt. Sie wurden am 6. September 1999 ermordet, und zu ihrem Gedenken begeht die katholische Gemeinschaft in Osttimor jedes Jahr den Tag der ermordeten Missionare. Die Priester stellten sich als menschliche Schutzschilder zur Verfügung, um das Massaker an 100 Zivilisten zu verhindern. Fünf Tage nach dem Massaker von Suai wurde auch Karl Albrecht, ein 70-jähriger deutscher Jesuit, der 1959 nach Indonesien gekommen war, in seinem Haus erschossen. Pater Francisco Barreto, der damalige Direktor der örtlichen Caritas-Organisation, wurde später in Dare getötet. Weiter östlich, zwischen Dili und Baucau, wurden am 25. September zwei Canossianerinnen zusammen mit einigen Seminaristen und Laien ermordet, als sie den Vertriebenen helfen wollten. Es handelte sich um Schwester Erminia Cazzaniga, eine Italienerin, und ihre Mitschwester Celeste de Carvalho Pinto. Heute sammelt die Missionsbewegung im italienischen Sirtori, dem Geburtsort von Schwester Erminia in der Provinz Lecco, Material, um die Anerkennung ihres Martyriums zu fördern.

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum starteten Milizen mit Unterstützung der indonesischen Armee eine Strafaktion, bei der etwa 1.400 Timoresen getötet und mehr als 300 000 Menschen zur Flucht gezwungen wurden. Priester, Ordensleute und Katecheten hätten die Insel leicht verlassen können, aber beseelt von Glauben und Nächstenliebe entschieden sie sich, an der Seite der Bevölkerung zu bleiben und ihr Leben für das wehrlose Volk zu geben, bis zum Ende.

(PA) (Fides 11/9/2024)

 

APOSTOLISCH REISE - Papst Franziskus in Osttimor: Auszüge aus der Ansprache an die Jugendlichen

 

Dili (Fides) - Bevor Papst Franziskus aus Osttimor nach Singapur aufbrach, begegnete er wie geplant der örtlichen Jugend. Mit Tanz, Gesang und Applaus hießen rund 3.000 Jugendliche den Papst willkommen, der angesichts der großen Begeisterung beschloss, die für diesen Anlass vorbereitete offizelle Rede beiseite zu legen. Er sprach auf Spanisch zu den Jugendlichen, stellte ihnen Fragen und gab ihnen Ratschläge. Hier sind die wichtigsten Passagen der Begegnung:

 

Was machen die jungen Leute? Einander lieben“ [antwortete ein junger Mensch]. Zu lieben, dazu sind junge Menschen besonders fähig. Aber es gibt eine Sache, die junge Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen gemeinsam tun. Wisst ihr, was junge Menschen immer tun? Junge Menschen schlagen Krach.

 

Hört nicht auf zu lächeln. Ihr jungen Leute seid die Mehrheit der Bevölkerung dieses Landes, und eure Anwesenheit füllt dieses Land mit Leben, voller Hoffnung und voller Zukunft. Verliert nicht die Begeisterung des Glaubens.

 

Aber wisst ihr, was einen jungen Menschen zu Fall bringt? Die Laster. Seid vorsichtig, denn es kommen die sogenannten Glücksverkäufer und verkaufen euch Drogen, sie verkaufen euch viele Dinge, die euch für eine halbe Stunde glücklich machen, mehr nicht.

 

Ein junger Mann muss träumen. Und wie träumt man? Indem man Alkohol trinkt? Nein, wenn du das tust, wirst du Albträume haben. Ich lade dich ein, groß zu träumen. Ein junger Mensch, der nicht träumt, ist ein Rentner des Lebens.

 

Junge Menschen sind auf halbem Weg des Lebens. Zwischen kleinen Kindern und Erwachsenen. Wisst ihr, was einer der schönsten Reichtümer einer Gesellschaft ist? Es sind die Großeltern. Ihr jungen Leute seid der eine Reichtum und der andere sind die älteren Menschen. Die beiden Schätze eines Volkes sind die Kinder und die älteren Menschen.

 

Ihr in diesem lächelnden Land habt eine wunderbare Geschichte: des Heldentums, des Glaubens, des Martyriums und vor allem des Verzeihens und der Versöhnung. Und dieses Thema veranlasst mich, euch drei Dinge zu empfehlen: Freiheit, Engagement, Geschwisterlichkeit.

 

In der Tetum-Sprache gibt es ein Sprichwort: „ukun rasik-an“, das heißt, die Fähigkeit haben, sich selbst zu beherrschen. Ein junger Mensch, der sich nicht selbst beherrscht, ist ein Sklave, er ist nicht frei. Und wovon kann ein junger Mensch ein Sklave sein? Der Sünde, den Handys, dem Glauben an die eigene Allmacht, der Arroganz.

 

Ein junger Mensch muss verstehen, dass frei zu sein nicht bedeutet, zu tun, was man will, er hat Verantwortung. Eine dieser Verantwortungen ist es, zu lernen, sich um das gemeinsame Haus zu kümmern.

 

Ist es gut für junge Menschen, andere Ideen zu haben? Mit anderen zu streiten? Oder sich gegenseitig zu respektieren? Wenn ich dieser Religion angehöre und du dieser anderen Religion, dann streiten wir uns. Nein, sich gegenseitig respektieren.

Ist Hass eine gute Einstellung? Liebe und Dienen, das sind die wahren Haltungen. Es gibt eine Sache, von der ich nicht weiß, ob sie in diesem Land vorkommt, aber in anderen Ländern schon: Mobbing. Gibt es hier Mobbing? Mobbing ist eine Haltung, bei der man den Schwächeren ausnutzt. Gibt es Mobbing hier in Osttimor? Bitte, von jetzt an kein Mobbing mehr.

 

Liebe junge Menschen, seid die Erben der schönen Geschichte, die vor euch stattgefunden hat. Führt sie fort. Habt Mut. Und wenn ihr euch streitet, versöhnt euch. Wir müssen uns über alle ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg lieben.

 

Ich danke euch für eure Freude und euer Lächeln. Ich habe Ihnen zwei Ratschläge gegeben. Der erste lautet? Macht Wirbel. Und der zweite? Respektiere die Älteren. Alles klar? Alles zusammen: Erstens, Krach machen; zweitens, die Älteren respektieren. Gott segne euch alle.

 

(F.B.) (Fides 11/9/2024)


WeltRisikoBericht 2024: Dringender Handlungsbedarf in Zeiten multipler Krisen

9.09.2024

 

(Berlin/beh) - Der heute veröffentlichte WeltRisikoBericht 2024 von Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) ruft zu neuen Strategien in der Krisenprävention und im Risikomanagement auf. Unter dem Fokus "Multiple Krisen" verdeutlicht der Bericht eindrücklich, wie Klimawandel, geopolitische Konflikte und Gesundheitskrisen eng miteinander verknüpft sind und welche weitreichenden Folgen diese Krisen für die globale Sicherheit und Entwicklung haben.

 

Die Welt im Bann multipler Krisen

 

Extremwetterereignisse, Kriege und neue Gesundheitsbedrohungen wie Polio und Mpox: Globale Krisen sind allgegenwertig und überfordern zunehmend internationale Hilfssysteme. "Unsere Welt ist im Bann multipler Krisen. Sie verstärken sich gegenseitig und schaffen neue, bedrohliche Herausforderungen für die globale Sicherheit. Der WeltRisikoBericht 2024 zeigt alarmierend deutlich: Die Staatengemeinschaft muss jetzt entschlossen und sofort handeln," betont Dr. Ilona Auer Frege, Geschäftsführerin von Bündnis Entwicklung Hilft. "Unsere traditionelle Krisenbewältigung reicht bei multiplen Krisen nicht mehr aus. Wir brauchen dringend innovative und integrierte Ansätze im Katastrophenrisikomanagement", ergänzt Dr. Katrin Radtke, Senior Researcher am IFHV der Ruhr-Universität Bochum und wissenschaftliche Leiterin des Berichts.

 

Globale Risiken auf dem Vormarsch

 

Der WeltRisikoIndex 2024 bewertet das Katastrophenrisiko für 193 Länder und erfasst dabei über 99 Prozent der Weltbevölkerung. Während die bekannten Risikohotspots weiterhin in Amerika und Asien liegen, zeigt der Bericht, dass sich das Risiko langfristig zu Ländern mit klimasensibler Exposition und hoher Vulnerabilität verschiebt. Deutschland verbessert sich im Ranking leicht und liegt mit einem Risikowert von 4,1 auf Platz 98, bleibt damit jedoch weiterhin im globalen Mittelfeld. Dies unterstreicht die Notwendigkeit umfassender Anstrengungen zur Risikominimierung. Eine Sonderauswertung in Form von neuem Kartenmaterial zeigt zudem, dass das Risikoprofil vieler Länder nicht nur von Extremwetterereignissen geprägt ist, sondern zunehmend auch von anhaltenden Konflikten. Besonders betroffen sind Regionen in Zentral-und Nordafrika, Zentral- und Südamerika sowie Südasien, wo Konflikte die bereits hohen Risikowerte weiter verschärfen.

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 11.09.2024

AFRIKA/GHANA - Bischöfe im Vorfeld der Wahl: “Justiz und Wahlkommission müssen dazu beitragen, dass die bevorstehenden Wahlen friedlich verlaufen“

 

Accra (Fides) - „Die Justiz wird sicherstellen, dass die Wahl fair ist“. Das hofft die Bischofskonferenz von Ghana in einer von ihrem Vorsitzenden, Bischof Matthew Kwasi Gyamfi von Sunyani, unterzeichneten Botschaft, in der die Bischöfe betonen, wie wichtig es ist, dass die bevorstehenden allgemeinen Wahlen am 7. Dezember in einer ruhigen Atmosphäre stattfinden und es nicht zu Konflikten kommt.

„Im Falle von Wahlstreitigkeiten vertrauen wir darauf, dass die Justiz diese mit äußerster Integrität und unter Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit behandeln wird“, so die Bischöfe.

Ghana gilt als das stabilste Land Westafrikas, doch mindestens zweimal wurde das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen angefochten. Das erste Mal war dies 2012 der Fall, als der Oppositionsführer Nana Addo Dankwa Akufo-Addo von der Neuen Patriotischen Partei (NPP) den Sieg des amtierenden Präsidenten John Dramani Mahama anzweifelte. Der Oberste Gerichtshof Ghanas wurde beauftragt, sich mit der Angelegenheit zu befassen, und entschied nach monatelangen Beratungen schließlich zugunsten von Mahama.

Im Jahr 2020 kehrte sich die Situation um, als der ehemalige Präsident und jetztige Oppositionsführer, John Dramani Mahamadie, die Wiederwahl von Nana Addo Dankwa Akufo-Addo anfechtete. Ähnlich wie im Fall von 2012 wurde die Justiz eingeschaltet, um den Streit zu schlichten.

Die Bischofskonferenz wandte sich auch an die Wahlkommission und erklärte, es sei unbedingt erforderlich, dass die Kommission sicherstelle, dass der Wahlprozess unparteiisch und im Einklang mit dem Gesetz durchgeführt werde. Die Medien, so die Bischöfe, müssten ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, indem sie genaue, unparteiische und ausgewogene Berichte liefern und Sensationsmeldungen vermeiden, die zu Spaltungen oder Konflikten führen könnten. Die Medien, so die Bischöfe, sollten dazu beitragen, ein gut informiertes und friedliches Wahlumfeld zu fördern.

Die Botschaft wendet sich schließlich an die jungen Menschen, damit sie nicht in die Falle der Aufstachelung zu Hass und Gewalt tappen, und an die traditionellen Anführer und Religionsvertreter, damit sie die nationale Einheit fördern und zum Abbau von Spannungen beitragen.

Die Wahlen im Jahr 2024 finden vor dem Hintergrund einer prekären wirtschaftlichen Lage des Landes statt. Aufgrund der Corona-Pandemie, der Unterbrechung der Getreidelieferungen infolge der russischen Invasion in der Ukraine und einer unzureichenden Währungs- und Haushaltsdisziplin sehen sich die Ghanaer einer steigenden Inflation gegenüber. Hinzu kommen die in den Nachbarländern operierenden dschihadistischen Gruppen, die nun drohen, ihre Aktivitäten auf Ghana auszuweiten.

(L.M.) (Fides 10/9/2024)

 

ASIEN/OSTTIMOR - “Die Saat, die die Missionarinnen gesät haben, trägt heute Früchte in Osttimor und auch in Indonesien“

 

Von Antonella Prenna

 

Venilale (Fides) - Schwester Carolina Maria Correia gehört zu den Don Bosco Schwestern (Filiae Mariae Auxiliatricis, FMA) und stammt aus dem Dorf Samalari im Bezirk Baucau. Im Gespräch mit Fides spricht sie im Vorfeld des Besuchs Papst Franziskus nach Osttimor über die Jahre ihrer Ausbildung vor dem Hintergrund der Entwicklung des Landes.

„Ich begann meine Ausbildung auf dem Weg der Berufung mit der Ankunft des ersten Missionars in Venilale. Ich war 17 Jahre alt und wollte Ordensschwester werden. Ich trat ins Kloster ein und legte im Alter von 23 Jahren meine ersten Gelübde ab. Ich begann 1996 in Venilale mit Schwester Alma Castagna als Ärztin in der Ambulanz und Krankenstation zu arbeiten. Ich lernte die Salesianerinnen durch den Salesianermissionar Pater Eligio Locatelli (sdb) kennen, der jede Woche die heilige Messe in meinem Dorf Samalari feierte. Ich gehöre sozusagen zu den Früchten der missionarischen Bildungsarbeit“, erzählt Schwester Carolina mit Begeisterung.

Was den sozialen Kontext betrifft, so weist die Ordensfrau darauf hin, dass Osttimor zwar seit 22 Jahren unabhängig ist, es aber in vielen Bereichen noch Probleme gibt. „Es gibt Schwierigkeiten beim Zugang zu sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und Bildung. Die Regierung regiert die Nationen nach Partei und Familie, das wirtschaftliche Niveau ist niedrig und vieles hängt immer noch vom Ausland ab, die Kinder nutzen moderne Technik ohne elterliche Anleitung, es gibt weniger Arbeitsplätze für junge Menschen und die meisten suchen Arbeit im Ausland“. Schwester Carolina klagt darüber, dass die Jugend nicht in Harmonie lebt. „Es gibt eine Organisation namens ARTEMARSIAIS“, erklärt sie. „Sie besteht aus mehreren Gruppen, die vordergründig Brüderlichkeit suggerieren, aber in Wirklichkeit ist es eine ständige Fehde der einen Gruppe gegen die andere. Die jungen Leute lassen sich von anderen herumkommandieren und leben, stark konditioniert, nicht nach ihrem eigenen Gewissen. Die Stabilität der Nation ist immer noch wackelig.“

„Unser oberflächlicher Glaube beherrscht uns noch immer, der wahre Glaube ist noch nicht in Christus begründet, sondern in der Tradition und Kultur Timors“, so die Ordensfrau zum Glaubensleben im Land. „Ich kann sagen, dass die Zahl der katholischen Christen in Timor hoch ist, aber wir kämpfen immer noch damit, die Qualität des christlichen Lebens zu fördern, das aus Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe besteht. Deshalb brauchen wir eine Re-Evangelisierung. Die Präsenz der Missionsschwestern und -priester wird von der Bevölkerung sehr geschätzt, vor allem in den Gebieten der Salesianer Don Boscos. Aber die Kultur in Timor ist sehr stark, deshalb müssen wir mehr und besser evangelisieren, um den Unterschied zwischen Kultur und Glauben zu verdeutlichen.“

„Ich möchte mich an die Überlegungen von Pater Joaquim Sarmento SJ zum Motto des Besuchs von Papst Franziskus „Lass deinen Glauben deine Kultur sein“ anlehnen“, so- Schwester Carolina Maria Correia . „Es ist ein sehr wichtiges Thema in unserer heutigen Zeit in Osttimor. Der Jesuit sagt: ‚Nach 500 Jahren christlicher Präsenz in Timor hat der christliche Glaube eine Periode des Wachstums erlebt, was die Zahl der Gläubigen angeht. Aber der christliche Glaube, der als Lebenskultur verstanden wird, und das Gefühl, dass die Werte der christlichen Lehre zu den Prinzipien werden, die das tägliche Leben der Timoresen beleben, ist etwas Neues‘. Er erinnert uns daran, dass die Katholiken 1930 nur 4 % der Bevölkerung Timors ausmachten. Zum Zeitpunkt der indonesischen Invasion war dieser Prozentsatz auf fast 30 % angestiegen. Zehn Jahre später war die Zahl auf 85 % angestiegen. Das bedeutet, dass in nur zehn Jahren die Zahl der katholischen Bevölkerung in Timor um 55 % gestiegen ist. Gründe für dieses rasche Wachstum sind unter anderem Sicherheit, Kultur, humanitäre Hilfe und indonesisches Recht. ‚Allerdings‘, so der Priester weiter, ‚führt dieser zahlenmäßige Anstieg nicht unbedingt zu einer authentischen Qualität des christlichen Lebens. Viele Menschen wurden in der Notsituation des Krieges ohne angemessene Vorbereitung getauft, was dem Synkretismus, der Oberflächlichkeit, dem Ritualismus und dem moralischen Relativismus Tür und Tor öffnete, die in Timor stark präsent sein werden‘“.

„Viele Dinge haben sich geändert“, resümiert Schwester Carolina. „Die Schwierigkeiten entmutigen uns nicht, da die Don Bosco Schwestern, die Salesianerpriester und die Regierungsverantwortlichen alle für das Gemeinwohl arbeiten. Der Fortschritt und die Entwicklung in der Nation wird sichtbar durch die Sanierung der Hauptstraßen, den Bau eines Hauses für die Armen, die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen, die außerhalb des Landes arbeiten, Stipendien für Studenten innerhalb und außerhalb des Landes, die Verringerung der Zahl der Analphabeten, die Entwicklung der Wasserversorgung, die Förderung von Jugendgruppen, die sich um die Schöpfung kümmern (Laudato Sii), gemäß der Lehre von Papst Franziskus“. „Die Zusammenarbeit im Land ist groß“, betont die Ordensfrau, „das Gesundheitsministerium in Timor ist immer noch sehr prekär und stützt sich auf Ärzte in Krankenhäusern in Singapur, Malaysia, Indonesien und Australien. In Kuba werden Stipendien für die medizinische Spezialisierung vergeben“.

„Es gab auch eine gute Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der Kirche von Osttimor anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus“, berichtet Schwester Carolina. „Wir Schwestern tun weiterhin unser Bestes für die Kinder im Waisenhaus, die Kinder und Jugendlichen in der Schule und im Oratorium, die Armen, die Kranken und die Ehepaare in der Klinik. Viele junge Menschen engagieren sich in verschiedenen Bereichen, einige im Ordensleben, andere in der Regierung, in der Schule, im Sicherheitsdienst. Einige von ihnen machen sich selbstständig, eröffnen eine Bäckerei, eine Schneiderei, unterstützen sich selbst und geben anderen jungen Menschen Arbeit“.

„Nach 28 Jahren Ordensprofess habe ich die meiste Zeit meines Lebens in der Ambulanz und in der Krankenstation gearbeitet“, so die Ordensschwester. Schwester Carolina studierte Krankenpflege in Jakarta und Ehe- und Familienwissenschaften an der Fakultät für Bioethik der Lateran-Universität in Rom. Sie ist verantwortlich für die Klinik und Leiterin der Gemeinschaft „St. Maria Mazzarello“ in Venilale. „In dieser Gemeinschaft haben wir 196 Berufsschulen, Kliniken, Ambulanzen und ein Wohnheim für 88 Mädchen. Wir sind sieben Don Bosco Schwestern. In der medizinischen Klinik bin ich auch für die Familienplanung, die Billings-Ovulationsmethode, und die Gesundheitserziehung in 25 Schulen in Venilale mit fast fünftausend Schülern zuständig. Ich bin auch für die natürliche Familienplanung in unserer Diözese Baucau zuständig“.

„Als timoresische Ordensfrau“, so Schwester Carolina abschließend, “bin ich dankbar für den Segen, den wir durch die Missionsschwestern für die Ausbildung der Ordensleute, die Bildung, das Gesundheitswesen, das Sozialwesen und für alle haben. Am Anfang waren es nur drei Don Bosco Schwestern, und nach fast 35 Jahren gibt es insgesamt 97 Salesianerinnen, davon 90 aus Osttimor und 7 aus Indonesien. Das bedeutet, dass der Geist weiterhin für das Volk Gottes arbeitet und sich ausbreitet. Unsere indonesische Schwester evangelisiert nicht nur Katholiken, sondern auch Muslime und andere Religionen“.

Schließlich spricht Schwester Carolina auch über ihre Erwartungen an den derzeitigen Besuch von Papst Franziskus in Osttimor. „In erster Linie hoffen wir alle, dass das Motto dieser päpstlichen Reise 'Lass deinen Glauben deine Kultur sein' umgesetzt wird. Worte und Taten, um die Werte des Evangeliums zu leben, Vergebung, Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden, Liebe zum Leben, Mitgefühl für die Armen um uns herum“, erklärt die Ordensfrau. „Mögen die Verantwortlichen des Landes ihre Fehler erkennen und einen Neuanfang wagen. Mögen sie wissen, wie sie zwischenmenschliche Beziehungen mit Weisheit, Geduld und Moral gestalten können. Mögen die Führer der Nation und der Kirche, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind, die Haltung des Guten Hirten leben, um ihre Herde zu führen und alle Mitglieder der Gruppe in Harmonie miteinander zu umarmen. Mögen die Führer der Nation und der Kirche ein Herz des barmherzigen Samariters haben, um die Armen nach dem Beispiel von Papst Franziskus zu lieben oder auszuwählen. Durch die Gegenwart von Papst Franziskus möge das Herz eines jeden Christen höher schlagen“.

„Zurzeit gibt es sechs Missionarinnen, Schwester Alma Castagna, eine Ärztin, Schwester Maria Letizia, die ihr ganzes Leben den Waisen und gefährdeten Kindern gewidmet hat, drei aus den Philippinen und eine aus Spanien. Die Saat, die die ersten Missionarinnen gesät haben, trägt nun in Osttimor und auch in Indonesien Früchte“, betont die Ordensfrau abschließend.

 

ASIEN/OSTTIMOR - Die Enklave Oekussi: “Wo alles begann”

 

Von Paolo Affatato

 

Dili (Agenzia Fides) - Es ist der Streifen Land, „wo alles begann“, sagt Pater Josè Tacain (svd), ein timoresischer Steyler Missionar, der in Oekussi geboren wurde, gegenüber Fides und zitiert dabei eine Redensart, die Timoresen gerne verwenden. Oekussi-Ambeno ist der Ort auf der Insel Timor, an dem die Portugiesen im 16. Jahrhundert erstmals landeten und mit ihnen die ersten Dominikaner-Missionare ankamen. Er gilt daher als „Geburtsort von Osttimor“. Aber Oekussi - und das ist die Besonderheit - ist heute eine Enklave Osttimors, die sich im westlichen Teil der Insel befindet, also mitten auf indonesischem Gebiet. Auf einer Fläche von 814 km² lebt eine Bevölkerung von etwa 70.000 Einwohnern, die im Laufe der Jahrhunderte immer mit Osttimor verbunden geblieben sind, unabhängig davon, wer Westtimor regierte. Oekussi ist stolz auf seine Vergangenheit, seine Kultur und seinen Glauben. In Oekussi befindet sich auch das Lifau genannte Gebiet, der Ort, an dem die ersten Portugiesen 1515 in Timor landeten, und es ist der Ort, von dem aus der Dominikanermönch Antonio Taveira, der von den Einheimischen als der „Heilige Antonius von Osttimor“ bezeichnet wird, seine Missionsarbeit auf der Insel begann, woran ein Denkmal und eine Reihe von Gedenktafeln erinnern.

Im Jahr 1556 gründete eine Gruppe von Dominikanermönchen die erste dauerhafte Siedlung auf timoresischem Gebiet, und Lifau wurde später die Hauptstadt der damaligen portugiesischen Kolonie. Dieser Status ging 1767 verloren, als die Portugiesen aufgrund der häufigen Einfälle der Niederländer beschlossen, die Hauptstadt nach Dili, der heutigen Hauptstadt von Osttimor, zu verlegen.

Mit dem Vertrag von Lissabon teilten Portugal und die Niederlande 1859 den Besitz der Insel Timor, bestätigten jedoch, dass das Gebiet von Oekussi unter portugiesischer Herrschaft blieb. Und auch 1975, als Indonesien in Osttimor einmarschierte, wurde das Gebiet weiterhin als Teil des besetzten Osttimors verwaltet. Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Osttimors im Jahr 2002 wurde Oekussi-Ambeno schließlich wieder ein integraler Bestandteil der jungen Republik.

Heute, so Pater Tacain, ist Oekussi auf politischer Ebene eine „Sonderwirtschaftszone“, da es täglich mit der Herausforderung konfrontiert ist, geografisch zwar vom Rest des Landes abgetrennt zu sein (die einzige Verbindung zu Osttimor ist eine Küstenstraße) aber auch Entwicklungsprojekte, insbesondere im Bereich des Tourismus, benötigt.

„Oekussi“, fährt Pater Josè Tacain fort, “ist ein Bezirk der Erzdiözese Dili, in dem der Glaube seit 500 Jahren nie schwand. Es gibt fünf Pfarreien und Spuren der Anwesenheit von Missionaren, wie die Kirche St. Maria vom Rosenkranz. Ich möchte erwähnen, dass es dort bereits seit dem Jahr 1700 ein katholisches Priesterseminar gab. Viele Priester der Kirche von Dili oder der Orden wurden dort geboren. Religiöse Feste werden mit viel Herzblut und großer Hingabe gefeiert. All dies ist ein Zeichen für die Vitalität des Glaubens“.

Oft organisieren die Gläubigen Osttimors Pilgerfahrten zu dem Denkmal, das an die Landung der Portugiesen am 18. August 1515 erinnert „und wo unsere Glaubens- und Heilsgeschichte begann“, bemerkt der Steyler Missionar. „Die Geschichte der Nation und die Geschichte der katholischen Kirche sind miteinander verbunden. Den Portugiesen verdanken wir, dass sie uns das Geschenk des Evangeliums brachten“, bemerkt er.

„Wir leben eine versöhnte Geschichte, auch in Bezug auf Indonesien“, so der Missionar abschließend, „Ich erinnere mich, dass es in meiner Kindheit die indonesische Verwaltung als Besatzungsmacht gab, aber unsere timoresische Identität wurde dadurch nicht geschwächt. Damals verfolgte das Suharto-Regime imperialistische Ziele, die es heute nicht mehr gibt, und wir haben heute gute nachbarschaftliche Beziehungen. Wir waren immer ein Teil von Osttimor, und der Herr hat unseren Weg immer begleitet“.

(Fides 10/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Osttimor: Auszüge aus der Ansprache an Bischöfe, Priester, Ordensleute, Seminaristen und Katechisten

 

Dili (Fides) - Der erste Termin auf der Tagesordnung am zweite Tag des Besuchs von Papst Franziskus in Osttimor, der dritten und vorletzten Etappe seiner langen apostolischen Reise nach Asien und Ozeanien, war ein privater Besuch in der „Irmãs Alma“-Schule in Dili, einer Einrichtung, die behinderte Kinder betreut. Anschließend traf er in der Kathedrale „Mariä Unbefleckte Empfängnis“ mit den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Katecheten des kleinen asiatischen Staates zusammen. Hier die wichtigsten Passagen seiner Ansprache:

Osttimor ist ein Land „an den Grenzen der Erde“. Gerade, weil es am Rande liegt, befindet es sich im Zentrum des Evangeliums! (...) Denn im Herzen Christi haben die Peripherien einen zentralen Platz: Das Evangelium ist voll von Personen, Figuren und Geschichten, die sich an den Rändern, an den Grenzen befinden, die aber von Jesus gerufen werden und zu Protagonisten jener Hoffnung werden, die er uns bringt.

Der vom Herrn empfangene Wohlgeruch muss sorgsam bewahrt werden, (...)Es bedeutet, sich der empfangenen Gabe bewusst zu sein, sich daran zu erinnern, dass der Duft nicht für uns selbst bestimmt ist, sondern dafür, die Füße Christi zu salben, indem wir das Evangelium verkünden und den Armen dienen; es bedeutet, wachsam gegenüber uns selbst zu sein, weil Mittelmäßigkeit und geistliche Lauheit stets auf uns lauern.

In der Tat müssen wir die Flamme des Glaubens immer wieder neu entfachen.

Vernachlässigt es nicht, die christliche Lehre zu vertiefen und in eurer geistlichen, katechetischen und theologischen Ausbildung zu reifen; denn all dies dient dazu, das Evangelium in eurer Kultur zu verkünden und sie gleichzeitig von archaischen und manchmal abergläubischen Formen und Traditionen zu reinigen. Es gibt viele wertvolle Dinge in eurer Kultur, ich denke insbesondere an den Glauben an die Auferstehung und an die Gegenwart der Seelen der Verstorbenen; aber all dies muss stets im Licht des Evangeliums und der Lehre der Kirche gereinigt werden.

Evangelisierung geschieht, wenn wir den Mut haben, das Gefäß, in dem sich das duftende Öl befindet, zu „zerbrechen“, die „Schale“ zu zerbrechen, die uns oft in uns selbst verschließt, und herauszutreten aus einer mittelmäßigen, bequemen Religiosität, die nur für den persönlichen Bedarf gelebt wird.

Das Land brauch den Duft der Versöhnung und des Friedens nach den leidvollen Jahren des Krieges; der Duft des Mitgefühls, der den Armen hilft, wieder auf die Beine zu kommen und zu einem Engagement zugunsten der wirtschaftlichen und sozialen Geschicke des Landes anregt; einen Duft der Gerechtigkeit gegen die Korruption. (...) Und insbesondere muss der Duft des Evangeliums gegen alles verbreitet werden, was das menschliche Leben erniedrigt, entstellt und sogar zerstört, gegen jene Plagen, die innere Leere und Leid erzeugen, wie Alkoholismus, Gewalt und mangelnder Respekt vor der Würde der Frauen. Das Evangelium Jesu hat die Kraft, diese dunklen Wirklichkeiten zu verwandeln und eine neue Gesellschaft zu schaffen.

Wir brauchen leidenschaftliche, qualifizierte und kreative Priester, Ordensleute und Katecheten. (...) Insbesondere den Priestern möchte ich sagen: Ich habe gehört, dass das Volk euch mit viel Zuneigung begegnet und euch „Amu“ nennt, was hier der wichtigste Titel ist, es bedeutet „Herr“. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass ihr euch dem Volk überlegen fühlt. (...) Es darf euch nicht zur Versuchung des Stolzes und der Macht verleiten; denn der Priester ist ein Segenswerkzeug. Er darf seine Rolle niemals, niemals ausnutzen, er muss immer segnen, trösten, ein Diener des Mitgefühls und ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes sein. (...). Denken wir daran: Mit dem Öl werden die Füße Christi gesalbt, die die Füße unserer Brüder und Schwestern im Glauben sind, angefangen bei den Ärmsten.

(F.B.) (Fides 10/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Osttimor: Auszüge aus der Predigt bei der Heiligen Messen auf der Esplanade von Taci Tolu

 

Dili (Fides) - Der zweite Tag von Papst Franziskus in Osttimor endet mit einer heiligen Messe auf der Esplanade von Taci Tolu. Der Papst steht dem Ritus an demselben Ort vor, an dem 1989 die Eucharistiefeier mit Johannes Paul II. stattfand. Mehr als 600.000 Menschen, die bereits im Morgengrauen in den Außenbezirken der Hauptstadt ankamen, waren anwesend. Die Messe wurde in portugiesischer Sprache zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria zelebriert, um die sich auch die Predigt dreht. Es folgen die wichtigsten Passagen:

Gott lässt sein rettendes Licht durch das Geschenk eines Sohnes aufleuchten. Überall auf der Welt ist die Geburt eines Kindes ein lichter Augenblick der Freude und ein Moment des Feierns, der gute Sehnsüchte weckt: nach Erneuerung im Guten, nach Rückkehr zu Reinheit und Einfachheit.

Angesichts eines neugeborenen Kindes erfüllt sich selbst das härteste Herz mit Wärme und Zärtlichkeit.

Die Schwäche eines Kindes enthält eine Botschaft, die so stark ist, dass sie selbst die verstocktesten Herzen berührt und ihnen wieder Harmonie und Gelassenheit gibt. Es ist wunderbar, was bei der Geburt eines Kindes geschieht!

In Osttimor ist es schön, weil es so viele Kinder gibt: Ihr seid ein junges Land, in dem man in jeder Ecke das Leben pulsieren und aufblühen sieht. Und das ist ein großes Geschenk: So viel Jugend und so viele Kinder erneuern nämlich beständig die Frische, die Energie, die Freude und den Enthusiasmus eures Volkes.

Aber mehr noch ist es ein Zeichen, denn wenn wir den Kleinen Raum geben, sie aufnehmen, uns um sie kümmern und auch uns selbst vor Gott und voreinander klein zu machen, sind das genau die Haltungen, die uns für das Wirken des Herrn öffnen. Indem wir uns klein machen, erlauben wir dem Allmächtigen, Großes an uns zu tun,

Wollen wir keine Angst davor haben, uns vor Gott und voreinander klein zu machen, unser Leben zu versäumen, unsere Zeit zu verschenken, unsere Pläne zu revidieren oder etwas aufzugeben. Lasst uns auch keine Angst davor haben, unsere Pläne, wenn nötig, kleiner ausfallen zu lassen, nicht um sie zu schmälern, sondern um sie noch schöner zu machen, dadurch dass wir uns selbst verschenken und die Anderen annehmen.

All dies wird durch zwei wunderschöne traditionelle Schmuckstücke dieses Landes sehr gut versinnbildlicht: der Kaibauk und der Belak. Beide sind aus Edelmetall gefertigt. Das heißt, dass sie von Bedeutung sind!

Das erste Schmuckstück symbolisiert das Licht der Sonne. Es steht für Kraft, Energie und Wärme und kann die lebensspendende Kraft Gottes darstellen. Es erinnert uns daran, dass auch wir mit dem Licht des Wortes Gottes und mit der Kraft seiner Gnade durch unsere Entscheidungen und Handlungen am großen Heilsplan mitwirken können.

Das zweite Schmuckstück, der Belak, das auf der Brust getragen wird, ist eine Ergänzung zum ersten. Er erinnert an den zarten Schein des Mondes, der in der Nacht. Er steht für Frieden, Fruchtbarkeit und Sanftheit und symbolisiert die Zärtlichkeit der Mutter, die mit dem zarten Widerschein ihrer Liebe alles, was sie berührt, mit demselben Licht erstrahlen lässt, das sie von Gott empfängt.

Kaibauk und Belak, Kraft und Zärtlichkeit von Vater und Mutter: So zeigt der Herr sein Königtum, das aus Liebe und Barmherzigkeit besteht.

Und so bitten wir in dieser Eucharistiefeier gemeinsam darum – ein jeder von uns, als Männer und Frauen, als Kirche und als Gesellschaft – dass wir in der Welt das starke und zärtliche Licht des Gottes der Liebe widerspiegeln können

 

(F.B.) (Fides 10/9/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 10.09.2024

AFRIKA/ALGERIEN - Abdelmadjid Tebboune im Amt bestätigt: Wahlbeteiligung noch unklar

 

Algier (Fides) - Mit 94,65% der abgegebenen Stimmen wurde der scheidende Präsident Abdelmadjid Tebboune bei der Wahl am 7. September zum Staatsoberhaupt Algeriens wiedergewählt.

Das Ergebnis wird jedoch von der Opposition und der unabhängigen Presse angefochten. Die algerische französischsprachige Tageszeitung „Le Matin“ spricht in einem gestern, 8. September, veröffentlichten Leitartikel von einem „sowjetischen Prozentsatz“, mit dem Tebboune wiedergewählt wurde.

Die beiden einzigen Herausforderer waren der Islamist Abdelali Hassani Cherif von der Bewegung für die Gesellschaft des Friedens (algerischer Ableger der Muslimbruderschaft) und Youssef Aouchiche, Sekretär der historischen Oppositionspartei Front der Sozialistischen Kräfte (Front des Forces socialistes, FFS), die 3,17 % bzw. 2,16 % der abgegebenen Stimmen erhielten.

Da die Wiederwahl von Tebboune als sicher galt, war die eigentliche Unbekannte der Wahl die Wahlbeteiligung. Der Präsident wollte von einer größeren Zahl von Wählern wiedergewählt werden als bei den Wahlen 2019. Dem Leiter der Unabhängigen Nationalen Wahlbehörde (ANIE), Mohamed Charfi, wird nun von allen drei Kandidaten, also auch von Präsident Tebboune, vorgeworfen widersprüchliche Angaben zur Wahlbeteiligung gemacht zu haben.

Charfi hatte am 7. September eine „durchschnittliche Wahlbeteiligung von 48 % bei Schließung der Wahllokale“ angegeben, ohne jedoch die Zahl der Wähler im Verhältnis zu den mehr als 24 Millionen registrierten Wählern zu nennen. Den Prozentsatz (und nicht den „Durchschnitt“) der Stimmen aus dem Ausland hatte Charfi mit 19,57 % angegeben (2019 waren es 8,69 %).

Im Gegensatz zur Wahlbeteiligung, die berechnet wird, indem die Zahl der Wähler durch die Gesamtzahl der registrierten Wähler geteilt wird, spiegelt die durchschnittliche Wahlbeteiligung, die berechnet wird, indem die Summe der Wahlbeteiligungen der „Wilayas“ (der insgesamt 58 algerische Provinzen) durch 58 geteilt wird, nicht die Realität vor Ort wider.

Der 78-jährige Tebboune versucht, sich als „populärer“ Präsident zu profilieren, indem er eine höhere Wahlbeteiligung als bei früheren Wahlen angibt. Die Statistiken der ANIE zwangen ihn jedoch, gemeinsam mit seinen beiden Herausforderern die Ergebnisse in Frage zu stellen. Die drei Kandidaten gaben gemeinsam eine Erklärung ab, in der sie den ANIE-Präsidenten beschuldigten, widersprüchliche Ergebnisse zu verkünden.

(L.M.) (Fides 9/9/2024)

 

ASIEN/OSTTIMOR - Kardinal do Carmo Da Silva: “Die Wunden sind durch Vergebung geheilt worden”

 

Von Paolo Affatato

 

Dili (Fides) - „Papst Franziskus kommt, um unsere Identität als Katholiken, als Jünger Jesu Christi in dieser Ecke der Welt zu bestätigen“, so Kardinal Virgílio do Carmo da Silva, 56-jähriger Salesianer Don Boscos und seit 2019 Erzbischof von Dili, gegenüber Fides über die Erwartung und Freude der lokalen Kirche aus, am Vorabend der Ankunft von Papst Franziskus am heutigen 9. September, zur im Rahmen der dritten Etappe seiner apostolischen Reise in Osttimor ankommt. Als erster Kardinal von Osttimor lebt der Erzbischof das Charisma Don Boscos, dem das Wachstum und die menschliche und spirituelle Entwicklung junger Menschen besonders am Herzen lag: eine dringend notwendige Arbeit in einem Land, in dem 70 % der Bevölkerung unter 30 Jahre alt ist.

 

Was bedeutet der Besuch des Papstes in Osttimor für die kirchliche Gemeinschaft?

 

Es ist ein großes Geschenk. Es ist ein historischer Moment, den wir in Kontinuität mit dem Besuch von Papst Johannes Paul II. sehen, der vor 35 Jahren hierher kam. Damals forderte er uns auf, im Kampf für die Freiheit „Salz der Erde und Licht der Welt“ zu sein und in unserem Glauben unerschütterlich zu bleiben. Zehn Jahre nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II., im Jahr 1999, hatten wir das Referendum über die Unabhängigkeit. Jetzt kommt Papst Franziskus, um unseren Glauben zu bestätigen, der ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und Identität ist.

 

Wie kam der katholische Glaube nach Osttimor und schlug dort Wurzeln?

 

In Osttimor feierte die katholische Kirche im Jahr 2015 das 500-jährige Jubiläum der Evangelisierung. Portugiesische Missionare brachten uns das Evangelium. Die ersten Missionare der Dominikaner landeten 1515 in Oekussi, einem osttimoresischen Gebiet, das heute eine Enklave in Westtimor ist (das zu Indonesischen gehört, Anm. d. Red.). Die Geschichte der Mission ist auch von blutigen Momenten geprägt: Viele Missionare wurden von unserer eigenen Bevölkerung hingerichtet. Ich glaube, dass auch dank dieses Martyriums die Saat des Evangeliums in diesem Land aufgegangen ist. Ein zweiter Grund ist, dass der Glaube in den schwierigen Zeiten, die wir in jüngster Zeit während des Kampfes um die Unabhängigkeit erlebt haben, ein Trost war. Ein dritter Grund ist das Engagement für die Bildung, das wir heute fortsetzen müssen, um unsere Kultur zu durchdringen, wie es das Motto des Papstbesuches besagt: „Lasst euren Glauben zu eurer Kultur werden“.

In Timor gab und gibt es unter den indigenen Glaubensvorstellungen den Ahnenkult, ebenso wie den animistischen Kult der Bergverehrung. Auf diese traditionellen Glaubensvorstellungen wurde das Evangelium sozusagen aufgepfropft und brachte neues Licht. Die Missionare halfen den Menschen zu erkennen, dass der Gott, der über die Ahnen wacht, der Gott von Jesus Christus ist. Wenn es in der Bibel heißt, der Herr sei der Fels unseres Heils, war es für die Einheimischen ein Leichtes, ihn mit dem Berg in Verbindung zu bringen. So kam der Glaube mit den Traditionen und Volksbräuchen zusammen.

 

Was ist in jüngerer Zeit ab 1975 geschehen?

 

In der Geschichte der Kirche in Osttimor sind die 25 Jahre von 1975 bis 1999, in denen um die Unabhängigkeit von der Besatzungsmacht Indonesien gekämpft wurde, von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit stieg die Zahl der Katholiken deutlich an (von 20 Prozent auf heute 90 Prozent, Anm. d. Red.), und viele Menschen ließen sich taufen, weil sie die Nähe und Unterstützung der Priester, Ordensschwestern, Ordensleute und Katecheten spürten, die während dieser langen Zeit an der Seite der Bevölkerung blieben. Viele erinnern sich daran, dass die Indonesier damals die Menschen zwangen, in ihren Ausweispapieren eine Religion anzugeben, und dass das Bekenntnis zum Katholizismus fast zu einer Art „Flagge“ wurde. Viele Timoresen erlebten und betrachteten diese Zeit als eine Zeit, die von der Vorsehung gelenkt wurde und Gottes Eingreifen in ihr Leben und ihre Geschichte gespürt. Die Kirche stand an der Seite des Volkes und prangerte die Gewalt an, die von der indonesischen Armee während der militärischen Besatzung ausgeübt wurde. Und so heißt es in der Präambel der Verfassung der neuen Republik, dass der Staat den Beitrag der Kirche im Kampf um die Unabhängigkeit anerkennt. In der Folge setzte sich die Kirche für die Versöhnung ein, und heute gibt es keinen Hass und keine Ressentiments gegenüber dem indonesischen Volk. Wir sind heute eine Demokratie mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit. Die Kirche leistet seit jeher einen großen Beitrag für die Nation, indem sie sich im Bildungswesen und in der Sozialarbeit engagiert und zum Beispiel viele Waisenhäuser betreibt.

 

Welche Rolle spielte der Glaube in der Zeit des Widerstands?

 

Unsere führenden Kirchenvertreter waren weitsichtig und vertrauten auf den Glauben an Gott. In unserer Geschichte erinnern wir uns an einen grundlegenden Vorgang, den wir das „Treffen von Los Palos“ nennen. Dort traf der Anführer der Widerstandskämpfer Xanana Gusmao (heute Premierminister, Anm. d. Red.) mit Don Martinho Da Costa Lopes (1918-1991), dem damaligen Apostolischen Vikar von Dili, zusammen, der ihm sagte: Wenn du im Kampf um die Unabhängigkeit erfolgreich sein willst, musst du die kommunistische Ideologie aufgeben. Gusmao hat diesen Rat beherzigt. Dieser historische Wendepunkt hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Gusmao, der gläubig ist und ein ehemaliger Seminarist war, unterstützte damals auch den Versöhnungsprozess dank seines religiösen Hintergrunds.

 

Wie sind die Beziehungen zu Indonesien heute?

 

Nach der Gewalt, die die Bevölkerung erlitten hat, gibt es heute keine Ressentiments und keinen Hass mehr. Es wurde ein Weg der Versöhnung eingeschlagen. Nach dem Unabhängigkeitsreferendum wurde von der Regierung eine „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ eingesetzt, in der auch die Kirche vertreten war. Nach Zeiten der Unterdrückung hatten wir den Mut, an die Versöhnung mit dem Feind zu glauben. Heute kann man nicht sagen, dass alles vorbei ist. Es gibt Familien, die einen Verlust erlitten haben, oder Menschen, die Morde und Massaker begangen haben. Es ist ein Weg, den nur Gott leiten kann. Aber auf diesem Weg können wir die geistige Reife unseres Volkes erkennen: Wir geben nicht ganz Indonesien oder den indonesischen Bürgern die Schuld für diese dunklen Zeiten. Heute reisen die Timoresen frei und friedlich nach Indonesien und gehen dort ihren Geschäften nach, studieren und arbeiten im Nachbarland. Die Wunden sind durch Vergebung geheilt worden. Wir bauen weiterhin Brücken, um die Kommunikation zu erleichtern. Zwischen den Kirchen von Timor und den indonesischen Diözesen besteht beispielsweise eine sehr gute Zusammenarbeit, was sich auch anlässlich des Papstbesuches zeigen wird: Viele Indonesier aus Westtimor werden an der Messe mit dem Papst in Dili teilnehmen. Wir haben bei der Regierung vermittelt, damit dies ohne Hindernisse geschehen kann. Der Glaube eint uns.

 

Können Sie die heutige Realität der Kirche in Osttimor skizzieren?

 

Laut kirchlichen Statistiken beläuft sich die Bevölkerung auf 1,3 Millionen Menschen und 97,5 Prozent sind Katholiken, die sich auf drei Diözesen verteilen: Dili, Baucau und Maliana. Im ganzen Land gibt es 75 Pfarreien, etwa 150 Diözesanpriester und mehr als 200 Ordensleute. Es gibt etwa 90 Ordenskongregationen, darunter Männer und Frauen, 600 Ordensschwestern mit ewigen Gelübden und 300 mit zeitlichen Gelübden. Wir haben viele Priesteramtskandidaten, die im interdiözesanen Priesterseminar studieren und die Kongregationen haben viele Berufungen in ihren Ausbildungshäusern. Es gibt viele Berufungen, mit Gottes Segen. Es gibt ein Zeugnis des Lebens, von engagierten Christen, die sich für ihren Mitmenschen einsetzen, das junge Menschen anzieht und zu Jesus führt. Wir haben in Timor immer noch Missionare aus dem Ausland, die unter uns einen apostolischen Dienst verrichten.

 

Osttimor ist ein Land mit vielen jungen Menschen: Was können Sie über die Jugend von Osttimor sagen?

 

In Osttimor machen junge Menschen unter 30 Jahren laut offiziellen Statistiken 70 % der Bevölkerung aus. Heute stehen die jungen Menschen vor dem Problem des Studiums und der Arbeitslosigkeit: Es gibt einen Strom junger Menschen, die auswandern (nach Südkorea, Australien, Europa...). Junge Menschen träumen von einem besseren Leben. In Osttimor sind wir noch nicht in der Lage, für Arbeit und Entwicklung zu sorgen. Diejenigen, die auswandern, schicken ihre Überweisungen, um die wirtschaftlichen Bedingungen ihrer Familien zu verbessern und die Wirtschaft des Landes zu unterstützen. Wenn ich an die jungen Menschen denke, so waren sie die Helden unserer Unabhängigkeit, bereit zu sterben, bereit, sich für ihr Land zu opfern. Jetzt, nach der Unabhängigkeit, sind sie Helden für ihre Familien, weil sie ihnen ein würdiges Leben ermöglichen. Und viele von ihnen sind sozusagen auch Missionare: Selbst in entchristlichten Kontexten halten junge Hochschulabsolventen oder Berufstätige ihren Glauben aufrecht und leben ihn. Das ist sehr ermutigend.

 

Wie gestaltet sich die Arbeit der kirchlichen Gemeinschaft im Bereich der Bildung?

 

Bildung ist ein Schlüsselbereich für künftige Generationen. Wir haben viele kirchliche Schulen und Institute aller Stufen und wir haben auch eine nach Papst Johannes Paul II. benannte Katholische Universität gegründet, die erste Universität in Osttimor. Die Ausbildung junger Menschen ist unsere Priorität.

 

 

Wie ist das Verhältnis zwischen der Kirche und den zivilen Institutionen?

 

Es ist ein sehr gutes Verhältnis, das in unserer Geschichte festgeschrieben ist. Und auch in der Verfassung. Und als wir 2015 das 500jährige Jubiläum der Mission feierten, haben wir auch ein Konkordat unterzeichnet, das vom Heiligen Stuhl gebilligt wurde und in dem die Beziehung zwischen Kirche und Staat definiert und geregelt ist. Einer der Artikel des Konkordats besagt zum Beispiel, dass die Regierung der Kirche jedes Jahr einen Zuschuss gewährt - über den die Regierung je nach Haushaltsmöglichkeiten entscheidet -, um das öffentliche Engagement in Schulen und sozialen Einrichtungen zu unterstützen.

Ein weiteres Zeichen für gute Beziehungen ist die Gewährung kostenloser Visa für katholische Missionare sowie für Priester und Ordensleute, die in das Land kommen, um einen pastoralen Dienst zu leisten. Darüber hinaus haben Diözesen, Pfarreien, Kongregationen und Ordensgemeinschaften eine eigene Rechtspersönlichkeit: Dies ist eine wichtige öffentliche Anerkennung für die Kirche, die es zum Beispiel erleichtert, eine Klinik, eine Schule oder eine andere Einrichtung zu gründen.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche und des Landes?

 

Unsere Arbeit besteht in erster Linie darin, Menschen zu begleiten, damit sie im Glauben wachsen. Wir wollen eine offene Kirche sein, die in Einheit lebt und in der es keine feindlichen Gruppen gegeneinander gibt. Die gesamte Gemeinschaft möchte weiterhin zum Wohlstand und zur Stabilität des Landes beitragen. Mein Traum ist es, dass eines Tages junge Timoresen nicht gezwungen sind auszuwandern, sondern dass sie bleiben, weil sie hier ihr Leben in Fülle leben können und Christus, die Kirche und ihr Heimatland lieben.

(Fides, 09/09/2024)

 

ASIEN/OSTTIMOR - Premierminister zum Weg der Versöhnung mit Indonesien: “Wir können Beispiel vor dem aktuellen internationalen Hintergrund sein”

 

Von Paolo Affatato

 

Dili (Fides) - Osttimor hat den Weg der Versöhnung mit Indonesien gewählt, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Und nun könnte dieser Versöhnungsprozess „auf seine eigene Art und Weise ein Beispiel für die Konfliktkontexte vor dem aktuellen internationalen Hintergrund sein, auch in Europa und im Nahen Osten“. Dies ist der Vorschlag, den Xanana Gusmao, ehemaliger Anführer der Widerstandsbewegung und heutiger Premierminister von Osttimor, in m Interview mit

Fides macht, in dem er die Hoffnungen seiner Landsleute im Hinblick auf den apostolischen Besuch von Papst Franziskus zum Ausdruck bringt, der heute in dem jüngsten Land der Welt mit einer zu über 95 % katholischen Bevölkerung angekommen ist.

 

Herr Premierminister, was bedeutet der Besuch von Papst Franziskus für Osttimor?

 

Der Besuch des Papstes löst ein Gefühl des Stolzes aus. Es ist ein historischer Schritt für uns, ein kleines katholisches Land so weit weg vom Vatikan. Wir erinnern uns an den Besuch von Papst Johannes Paul II. vor 35 Jahren, als die Frage unserer Unabhängigkeit (von Indonesien, Anm. d. Red.) von der internationalen Gemeinschaft geprüft werden musste. Die Ankunft und das Gebet des Papstes waren damals ein Segen für uns. Vor der Invasion Indonesiens (1975, Anm. d. Red.) waren weniger als 30 % der Menschen in Osttimor katholisch getauft. Neben der Gewalt, den Massakern und den Morden wurde auch die Religion von den Unterdrückern benutzt, und manchmal wurden die Menschen gezwungen, sich als Muslime zu bezeichnen. Doch im Gegenteil, die Menschen strömten in die Kirchen, und die Taufen nahmen zu. Es gab eine Verbindung zwischen der religiösen Seite und unserem Kampf für die Unabhängigkeit. Dann war der tragische Verlauf des Massakers von Santa Cruz (1991, Anm. d. Red.) ein wichtiges Signal, und auch die westlichen Länder begannen, unseren Kampf um Selbstbestimmung zu berücksichtigen. Der Papst kam „zur richtigen Zeit“, sein Besuch war eine Fügung des Schicksals, sagen ältere Generationen heute noch. Und so glauben wir, dass auch heute „der richtige Zeitpunkt“ ist, um Papst Franziskus willkommen zu heißen.

 

Wie kommt der Friedens- und Versöhnungsprozess mit Indonesien voran?

 

Osttimor hat sich sehr um Versöhnung nach den Wunden der Vergangenheit bemüht. In dieser Hinsicht könnte Osttimor auf eine Art Beispiel sein, verglichen mit den aktuellen internationalen Konfliktkontexten, auch in Europa und im Nahen Osten. Hier haben wir einen Weg gefunden, um einen Prozess echter Versöhnung zu verfolgen. Mit anderen Ländern, die sich in einer fragilen Situation befinden, hat es einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch gegeben. Als ich in der Schweiz an der Friedenskonferenz für die Ukraine teilnahm, war Russland dagegen nicht anwesend. Aber Frieden wird mit Feinden geschlossen, man muss sich an den Verhandlungstischen treffen, und die internationale Gemeinschaft hat die Aufgabe, diese zu begünstigen.

Das haben wir mit Indonesien getan. Das bedeutet nicht, dass wir das Leid und die Gräueltaten der Vergangenheit vergessen. Wir haben das Museum des Widerstands, das alle Beweise für diese schmerzhaften Ereignisse sammelt und die Erinnerung für künftige Generationen bewahrt. Wir wollen und können die Geschichte nicht auslöschen. Auch die „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ hat Indonesien aufgefordert, die stattgefundenen Massaker anzuerkennen. Und wir haben auch an Episoden des Respekts erinnert, in denen sich das indonesische Militär trotz erhaltener Befehle weigerte, Gewalt gegen die wehrlose Zivilbevölkerung auszuüben. Aber wir erinnern uns an die Vergangenheit, um eine andere Zukunft aufzubauen, eine Zukunft des Respekts und des Friedens. Man will die Schuld nicht auf das heutige indonesische Volk abwälzen. Ich war nach dem Zusammenbruch des Suharto-Regimes, das die Besetzung Osttimors beschlossen hatte, in Indonesien. Auch Indonesien hat sich verändert. Es war möglich, einen Prozess der Versöhnung und gute politische Beziehungen aufzubauen. Das timoresische Volk und das indonesische Volk teilten diesen Ansatz. Wir haben uns um Frieden bemüht und versuchen immer noch, eine gute Zukunft aufzubauen, insbesondere mit Blick auf die neuen Generationen.

 

Wie ist das Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Osttimor?

 

Unsere Verfassung ist säkular, wir sind ein säkularer und demokratischer Staat, der der katholischen Kirche Anerkennung zollt und ihren wertvollen Beitrag sogar ausdrücklich in der Charta anerkennt. Wir haben eine besondere Beziehung zur katholischen Kirche, wir haben ein Konkordat unterzeichnet. Der Staat leistet einen jährlichen Beitrag an die Kirche, der jedes Jahr variiert und von der Regierung in den Staatshaushalt aufgenommen wird: eine Unterstützung, die von den katholischen Einrichtungen für soziale Dienste an der Bevölkerung verwendet wird.

 

Osttimor hat einen hohen Anteil junger Menschen an der Bevölkerung. Welchen Einfluss hat dies auf die Regierungspolitik?

 

Osttimor ist ein junges Land, etwa zweiundzwanzig Jahre alt, und man kann sagen, dass es zu einem großen Teil aus einer jungen Bevölkerung besteht. Die Regierung ist dazu aufgerufen, ihnen eine Zukunft zu ermöglichen. Wir denken an Investitionen, um die Qualität der Bildung zu verbessern. Zweitens müssen wir die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben, denn nur die wirtschaftliche Entwicklung kann mehr Arbeitsplätze für unsere Bevölkerung garantieren und die Abwanderung junger Menschen verhindern. Wir befinden uns jetzt in diesem Prozess. Wir sind immer noch ein Agrarland, das hauptsächlich aus Bauernfamilien besteht, aber heute schicken sie ihre Kinder zur Schule.

Wir versuchen, die Mentalität der Menschen zu ändern, indem wir zum Beispiel die Landwirtschaft mit neuen Technologien verbessern und Anreize für den Privatsektor schaffen. Wir brauchen einen kulturellen Wandel, der eine unternehmerische Mentalität fördert. Aus diesem Grund haben wir ein Entwicklungsprogramm auf den Weg gebracht, das aus etwa neunhundert kleinen Projekten besteht, die über das ganze Land verteilt sind, und mit denen wir versuchen, die Menschen, vor allem junge Menschen, dazu zu bringen, kleine Unternehmen zu gründen. Und wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Kleine, breit angelegte Projekte dienen der Motivation und haben Vorbildwirkung. Ein kleines Unternehmen kann eine ganze Familie oder mehrere Familien ernähren. Wir planen die Gründung einer Entwicklungsbank zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, einer Bank, die Mikrokredite vergibt.

 

Wie ist die Position Osttimors auf der internationalen Bühne? Wie sind die Beziehungen zu benachbarten Staaten wie Indonesien, Australien und China, die an timoresischem Öl interessiert sind?

 

Als junge und kleine Nation wollten wir uns vernetzen und uns mit anderen fragilen Ländern aufgrund ihrer soziopolitischen Bedingungen vergleichen: So entstand die Initiative der „G7+“-Gruppe (mit Sitz in Dili, Anm. d. Red.) einer zwischenstaatlichen Organisation, in der sich Länder zusammenschließen, die sich in einem aktiven Konflikt befinden oder kürzlich einen Konflikt und politische Instabilität erlebt haben. Sie hat heute bereits 20 Mitgliedsländer aus Afrika, dem asiatisch-pazifischen Raum, dem Nahen Osten und der Karibik. Der Austausch von bewährten Praktiken mit diesen Ländern war und ist sehr nützlich.

Für die Ölförderung führen wir Gespräche mit australischen und chinesischen Unternehmen, wobei ein Grundsatz gilt: Nach der Förderung muss die Pipeline Osttimor erreichen. Wir müssen alles tun, um Arbeitsplätze, auch qualifizierte Arbeitsplätze, für unsere Bevölkerung zu schaffen. Wir wollen vermeiden, dass nur große Unternehmen aus dem Ausland beteiligt werden, unser Ziel ist es, eine positive soziale Wirkung und eine positive wirtschaftliche Wirkung zu erzielen. Wir setzen uns in allen internationalen Gremien für diesen Grundsatz und dieses Recht ein, nämlich das Recht, die Pipeline an unsere Küste zu bringen.

 

Was wünscht sich Xanana Gusmao für die Zukunft Osttimors?

 

Als ich jung war, träumte ich von Freiheit und Unabhängigkeit. Dieser Traum ist wahr geworden. Es war der Traum eines ganzen Volkes. Es war ein Weg mit einem wunderbaren Ergebnis. Jetzt geht es darum, dass sich ein Volk entwickelt und gute Lebensbedingungen hat. Die Menschen haben auch nach der Unabhängigkeit gelitten. Wir mussten das Land von Grund auf neu aufbauen, angefangen bei der grundlegenden Infrastruktur. Jetzt müssen wir weitermachen und Schulen und Krankenhäuser in ländlichen Gebieten bauen. Heute träumen wir davon, dass nicht nur einige wenige Menschen ein menschenwürdiges Leben führen können, sondern alle Timoresen, in den Städten, in den Dörfern, auf dem Land und in den Bergregionen. Aber es ist mehr als ein Traum, es ist eine Mission, die wir heute anstreben.

(Fides 9/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Ozeanien: Auszüge aus der Ansprache an die Jugendlichen von Papua Neuguinea

 

Port Moresby (Fides) - Papst Franziskus nimmt Abschied von Ozeanien. Nach der privaten Feier der heiligen Messe verabschiedete er sich von den Mitarbeitern und Wohltätern der Apostolischen Nuntiatur in Port Moresby, um zum „Sir John Guise“-Stadium zu seinem letzten öffentlichen Termin in Papua-Neuguinea zu fahren, der Begegnung mit den Jugendlichen. Nach der Begrüßung aus dem „Papa-Mobile“ begann das Treffen mit einem Begrüßungstanz, der von jungen Menschen in traditioneller Kleidung aufgeführt wurde. Im Anschluss an das Grußwort des Präsidenten der Leiter der Jugendkommission, Bischof John Bosco Auram von Kimbe, folgten die Zeugnisse einer jungen Frau von der „Catholic Professional Society“ und zwei weiteren Jugendlichen. Es folgte die Ansprache des Papstes, deren wichtigste Passagen im Folgenden wiedergegeben werden. Die Veranstaltung endete mit dem gemeinsamen Gebet und dem Segen. Anschließend machte sich der Papst auf den Weg zum Flughafen, um sich von Papua-Neuguinea zu verabschieden und nach Dili in Osttimor weiterzureisen, zur dritten und vorletzten Etappe seiner langen Apostolischen Reise.

 

Ich freue mich über diese Tage, die ich in eurem Land verbracht habe, wo Meer, Berge und tropische Wälder eng beieinanderliegen, das aber vor allem ein junges Land ist, in dem viele junge Menschen leben! Danke! Danke für eure Freude, für die Art und Weise, wie ihr von der Schönheit Papuas erzählt habt, „wo der Ozean dem Himmel begegnet, wo die Träume geboren werden und die Herausforderungen entstehen“. Vor allem aber bin ich dankbar, weil ihr allen den wichtigen Wunsch mit auf den Weg gegeben habt, „die Zukunft mit einem Lächeln der Hoffnung in Angriff zu nehmen!“ Mit einem Lächeln voller Freude.

 

Liebe Jugendliche, ich wollte nicht von hier abreisen, ohne euch zu getroffen zu haben, denn ihr seid die Hoffnung für die Zukunft.

 

Und wie baut man eine Zukunft auf? Welchen Sinn wollen wir unserem Leben geben? Ich möchte mich von diesen Fragen ansprechen lassen und dabei von einer Geschichte ausgehen, die am Anfang der Bibel steht: die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Dort sehen wir zwei Modelle aufeinanderprallen, zwei einander entgegengesetzte Weisen, zu leben und eine Gesellschaft aufzubauen: Die eine führt zu Verwirrung und Zerstreuung, die andere zur Harmonie der Begegnung mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern. Verwirrung auf der einen Seite, Harmonie auf der anderen. Das ist wichtig.

Und angesichts dieser Unterschiede bei den Sprachen, brauchen wir eine Sprache, die uns hilft, vereint zu sein….Welche Sprache ist das? Ich würde es gerne von einem Mutigen unter euch hören ... Wer der Mutigste ist, hebe die Hand und trete vor. [Ein Jugendlicher antwortet: die Liebe]. Bist du davon überzeugt? [Die Jugendlichen antworten: ja!] Denkt ein wenig nach: und was ist das Gegenteil von Liebe? Hass. Der Hass. Aber es gibt eine Sache, die vielleicht noch hässlicher ist als der Hass: die Gleichgültigkeit gegenüber den anderen.

 

Die Gleichgültigkeit hat ihre Wurzeln im Egoismus.

 

Im Leben müsst ihr, die ihr jung seid, diese Unruhe des Herzens haben, die euch dazu treibt, euch um andere zu kümmern. Ihr müsst diese Unruhe des Herzens haben, die euch auch untereinander Freundschaften schließen lässt.

 

Es gibt eine sehr wichtige Beziehung im Leben eines jungen Menschen: die Nähe zu den Großeltern.

 

Und ihr, habt ihr eine gemeinsame Sprache? Überlegt gut: Habt ihr eine gemeinsame Sprache? [Die Jugendlichen antworten: Ja!]. Die Sprache des Herzens! Die Sprache der Liebe! Die Sprache der Nähe! Und auch die Sprache des Dienens.

 

Ich danke euch für eure Anwesenheit hier. Und ich hoffe, dass ihr alle die tiefgündigste Sprache sprecht: dass ihr alle „wantok“ der Liebe seid.

 

Kann ein junger Mensch Fehler machen? [Die jungen Leute antworten: ja!]. Und ein alter Mann wie ich, kann der Fehler machen? [Die jungen Leute antworten: ja!]. Wir alle können Fehler machen. Jeder. Aber das Wichtigste ist, dass wir den Fehler erkennen. Das ist wichtig. Wir sind keine Übermenschen. Wir können Fehler machen.

 

Und das gibt uns auch eine Gewissheit: dass wir uns immer korrigieren müssen. Im Leben können wir alle fallen, jeder von uns. Ist es wichtig, nicht zu stürzen? Was ist also wichtiger? [Die Jugendlichen antworten: wieder aufstehen!] Nach dem Fall nicht liegenbleiben. Und wenn du einen Freund, einen gleichaltrigen Kameraden siehst, der gefallen ist, was sollst du dann tun? Ihn auslachen? [Die Jugendlichen antworten: nein!] Ich höre euch nicht. Du musst zu ihm heruntersehen und ihm aufhelfen.

 

Denkt daran, dass wir nur in einer Situation im Leben auf jemand anderen herabschauen dürfen: um ihm aufzuhelfen. Um ihm zu helfen, wiederaufzustehen. Seid ihr damit einverstanden: ja oder nein? [Die Jugendlichen antworten: ja!]. Wenn einer von euch gestürzt ist, wenn er am Boden zerstört ist, tretet ihr dann auf ihn ein? [Die Jugendlichen antworten: nein!] Richtig so.

(F.B.) (Fides 9/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst schenkt Missionaren Bibeln und Rosenkränze: “Geht weiter auf diesem Weg”

 

Von Fabio Beretta

 

Vanimo (Agenzia Fides) - Umarmungen, Gebete, Fotos. Und typische argentinische Spezialitäten, um das Zusammensein zu feiern. Und das alles in nur einer halben Stunde. So lange dauerte das private Treffen zwischen Papst Franziskus und einer Gruppe von argentinischen Missionaren des Instituts vom fleischgewordenen Wort (IVE), die seit Jahren im Norden Papua-Neuguineas tätig sind.

 

„Der Papst“, so der 51jährige Pater Alejandro Diaz gegenüber Fides „wollte hierher nach Vanimo kommen, einer kleinen Stadt (150.000 Einwohner, Anm. d. Red.), die sehr arm ist. Er traf zuerst die örtliche Gemeinde von Vanimo. Dann fuhr er in das nahegelegene Dorf Baro, um unserer Schule, der humanistischen Schule der Heiligen Dreifaltigkeit, einen privaten Besuch abzustatten“.

 

Zwischen dem Bischof von Rom und dieser Gemeinschaft von Missionaren besteht ein Band der Freundschaft, das schon vor Jahren begann: „Er hat uns immer unterstützt. Dank der Hilfe, die er uns geschickt hat, konnten wir ein Internat für Jungen bauen und Geländewagen beschaffen, um uns durch den Dschungel zu bewegen“. Dank der Hilfe des Papstes „konnten wir auch einen Bus kaufen, der als Schulbus für die Dörfer dient“.

 

„Etwa zweitausend Menschen, die auch aus den Nachbardörfern kamen, warteten hier auf ihn, um ihn zu sehen und zu begrüßen“, berichtet Pater Diaz. „Wir haben ihn herzlich willkommen geheißen. Zu diesem Anlass haben wir ein kleines Konzert vorbereitet. Wir organisierten ein kleines Orchester, das aus Schülern unserer Schule bestand, die wochenlang die Stücke einstudierten“.

 

In einem Nebenraum begegnete der Papst im Rahmen den sechs Missionaren, die hier leben und das Evangelium verkünden, zu einem kurzen Gespräch: „Wir haben dem Papst einen Mate angeboten, ein typisch argentinisches Getränk, und auch gebratenen Kuchen, ebenfalls ein typisch argentinisches Gericht“. In den wenigen Minuten, die für das Gespräch zur Verfügung standen, „ermutigte uns der Papst, die Mission auf dem hier eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, erzählt der Missionar. „Dann hat er uns mehrere Geschenke hinterlassen, vor allem Bibeln und Rosenkränze, die wir den Gläubigen und Katechisten geben sollen. Er schenkte uns auch eine wunderbare Holzstatue des heiligen Josef“.

 

Bei mehreren Gelegenheiten bezeichnete Papst Franziskus - der den Beginn seines Petrusamtes genau am 19. März 2013, dem Hochfest des heiligen Josef, feiern wollte - den Gemahl Marias und Stiefvater Jesu als denjenigen, der „im Dunkeln zu gehen“ weiß, als einen Experten „im Hören auf die Stimme Gottes“ und im „Vorwärtsgehen in der Stille“.

 

Papst Franziskus begegnete auch den Schwestern vom fleischgewordenen Wort, die in Baro leben und arbeiten: „Der Papst verweilte kurz bei den Schwestern, um sie persönlich zu begrüßen und einige Fotos zu machen. Obwohl sei Gefolge ihn bedrängte und sagte ihm, es sei spät, das Flugzeug müsse abfliegen, scherzte er weiter mit uns allen“.

 

Bevor er nach Port Moresby zurückkehrte, segnete Papst Franziskus wie geplant 25 Bilder der Schutzpatronin Argentiniens, Unserer Lieben Frau von Luján (eine Ikone, die kurz zuvor, am Ende der Begegnung mit den Gläubigen von Vanimo auf der Esplanade vor der Heilig-Kreuz-Kathedrale, vom Papst mit der goldenen Rose geehrt worden war, Anm. d. Red.) „Es sind 25, weil die Ankunft des Papstes hier mit dem 25. Jahrestag der Ankunft der Statue Unserer Lieben Frau von Luján in Papua-Neuguinea zusammenfällt“ erklärte Pater Diaz ‚ „In den nächsten Tagen werden wir sie den Kapellen der im Dschungel verstreuten Dörfer schenken“.

Dieser Nachmittag „war wie eine Streicheleinheit für uns Missionare. Wir fühlen uns ermutigt, diesen Weg weiterzugehen. Der Papst hat uns darum gebeten“.

(Fides 8/9/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Interview mit Kardinal John Rabat: “Das Klima der Einheit haben wir den Missionaren zu verdanken”

 

Von Fabio Beretta

 

Port Moresby (Fides) - Die Rolle der Missionare unter den indigenen Stämmen, die Arbeit der lokalen Kirche als Teil der Weltkirche, die Freude und die Begeisterung über den Besuch des Papstes: im Interview mit Fides gibt der Erzbischof von Port Moresby, Kardinal John Ribat, einen Einblick in das Leben der christlichen Gemeinschaft in Papua-Neuguinea, dem Ziel der zweiten Etappe des Papstes auf seiner Reise nach Asien und Ozeanien.

 

Der Papst wird eine Kirche vorfinden, die zwar noch jung ist, aber bereits einen Märtyrer vorweisen kann…

 

Es handelt sich in der Tat um eine junge Kirche, die weiter wächst, auch dank des Beispiels von Peter To Rot, der bereits selig gesprochen wurde. Im Moment ist sein Heiligsprechungsprozess ins Stocken geraten, weil das Wunder fehlt. Und das wird eines der Dinge sein, um die wir den Papst bitten werden: in den Heiligsprechungsprozess einzugreifen*. Als Gemeinschaft hoffen wir, dass dieser Prozess innerhalb des nächsten Jahres abgeschlossen wird, so dass wir unseren Katechisten sehr bald als Heiligen sehen können. Hier in Papua-Neuguinea ist die Kirche jung, aber der Glaube ist stark, und die Katholiken sind begeistert von diesem Papstbesuch. Viele Menschen kommen aus dem Hochland und den Nachbarländern, aber auch aus den Suffraganbistümern nach Port Moresby. Viele pilgern betend zu Fuß oder mit dem Boot.

 

Wie wichtig sind die Missionare in Papua-Neuguinea? Was denken Sie, warum der Papst die Missionare in diesem Land treffen wollte?

 

Die ersten Missionare kamen vor mehreren Jahrhunderten in dieses Land. Verglichen mit den ersten Missionaren, die damals kamen, gibt es heute weniger missionarisches Personal, aber die christliche Gemeinschaft hat die Anfänge der Missionen immer noch im Gedächtnis, vor allem dank der Deutschen und Amerikaner. Heute leben und arbeiten sie, verstreut in vielen Teilen Papua-Neuguineas und in verschiedenen Diözesen. Sie kommen aus Indien, den Philippinen und Indonesien. Es gibt aber auch, wie zu Beginn, Missionare aus Europa, wie die italienischen Salesianer Don Boscos. In Vanimo, einer anderen Stadt, die der Papst besuchen wird, gibt es Missionare aus Argentinien, seine Landsleute. Die Arbeit der Missionare ist für uns wichtig, und zwar nicht nur, weil sie den katholischen Glauben weiter verbreiten. Sie ermutigen die Menschen, sie arbeiten mit ihnen. Und das ist wichtig. Es besteht ein gutes Verhältnis zwischen den Missionaren und der Bevölkerung, was darauf zurückzuführen ist, dass mehrere Diözesen in Papua-Neuguinea, historisch gesehen, von Missionaren gegründet wurden. Und jetzt, mit der Ankunft des Papstes, hilft das Volk sehr bei den Vorbereitungen. Unsere Bischofskonferenz vereint Papua-Neuguinea mit den Salomon-Inseln, und viele Menschen sind auch von dort gekommen, um uns bei der Organisation zu helfen. Wenn es hier dieses Klima der Einheit im Glauben gibt, dann verdanken wir das den Missionaren.

 

In Papua-Neuguinea gibt es Kämpfe zwischen indigenen Stämmen. Greift die Kirche irgendwie ein? Die Stämme kämpfen untereinander, aber in den Seminaren gibt es junge Priesteramtskandidaten aus verschiedenen Dörfern, die dort friedlich zusammenleben...

 

Diese Stammeskämpfe finden nicht überall statt. Es gibt sie vor allem in den Bergregionen, wo die Kirche, anders als in den Küstengebieten, erst vor einigen Jahrzehnten Einzug gehalten hat. Es handelt sich um schwer zugängliche Dörfer, deren Bräuche und Traditionen stark in der Vergangenheit verwurzelt sind. Es handelt sich auch um ein ökologisch fragiles Gebiet; in letzter Zeit gab es immer wieder Naturkatastrophen, bei denen mehrere Menschen ums Leben kamen. Dennoch gibt es überall im Land soziale Spannungen. Am 10. Januar dieses Jahres kam es zu Protesten gegen Lohnkürzungen. In der Stadt gab es Tote, Geschäfte wurden geplündert, Autos in Brand gesetzt... Erst jetzt erholen wir uns davon. Als Kirche haben wir Erklärungen an die Presse abgegeben, die auch in den Kirchen verlesen werden. In diesen Stellungnahmen haben wir nicht nur jede Art von Gewalt verurteilt, sondern auch neue Schlüssel zum Verständnis der verschiedenen Probleme und der neuen Gesetze gegeben, weil sie nicht gut erklärt wurden. Bei den Stammeskämpfen ist das anders. Wir lassen uns vom Wort Gottes inspirieren.

 

Es ist bereits das zweiten Mal, dass ein Papst dieses Land besucht: Was kann die lokale katholische Gemeinschaft zur Weltkirche beitragen?

 

Diese Frage beschäftigt uns als Glaubensgemeinschaft nun schon seit Wochen. Wir versuchen zu verstehen, was und wie wir etwas tun können, um anderen zu helfen. Eine erste „praktische“ Antwort, die wir uns selbst gegeben haben, war, neue Missionare zu senden. Sie haben uns den Glauben weitergegeben, und jetzt sind wir bereit, aufzubrechen, um die Kirche dort wachsen zu lassen, wo sie gebraucht wird. Einige unserer Priester sind in Argentinien oder Brasilien. Einige sind nach Afrika gegangen. Aber das ist nur ein kleiner Beitrag. Wir sind auch eine wachsende Kirche, und wir bemühen uns, die Lehren des Evangeliums und die Lehre der Weltkirche hier gut zu leben. Auch das gibt uns das Gefühl, Teil von etwas Universellem zu sein. Der Besuch eines Papstes hilft uns dabei, er gibt den Anstoß, die Universalität auch zu Hause zu pflegen, indem man die Messe besucht.

 

Wo liegen die größten Schwierigkeiten bei der Verkündigung des Evangeliums durch die Kirche in Papua-Neuguinea heute?

 

Eine der Schwierigkeiten sind die Fehlinformationen, die in den sozialen Medien und darüber hinaus verbreitet werden. Als Kirche haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu helfen, zu verstehen, wann es sich um Fake News handelt. Wir werden mit so vielen Nachrichten bombardiert, und das schafft Verwirrung. In diesem Sinne - und ich spreche für mich selbst - haben mir die Worte des heiligen Paulus im Gespräch mit den Menschen sehr geholfen. Und ich frage mich immer wieder, wie die Kirche das Evangelium in diesen Zeiten, in denen Veränderungen an der Tagesordnung sind, gut verkünden kann. Die Antwort, die ich mir selbst gegeben habe, lautet: Auch wenn sich alles ändert, bleibt die Wahrheit dieselbe. Und die Wahrheit ist für uns Christus. Das Wort Gottes ist nach 2.000 Jahren immer noch dasselbe, es hat sich nicht verändert. Manche versuchen, eine falsche Botschaft zu vermitteln, sie interpretieren es, um es an die Veränderungen in der Welt „anzupassen“. Aber das ist nicht die Wahrheit.

 

Obwohl Papua-Neuguinea eine kleine Herde ist, steigt nach offiziellen Angaben die Zahl der Taufen und Berufungen: Wie erklären Sie sich das?

 

Die Berufungen nehmen zu, weil junge Menschen, aber auch ältere, einen Beitrag leisten wollen, um etwas Wichtiges für ihr Land zu tun. Die Kirche hat sie dazu immer ermutigt. Gerade junge Menschen haben einen wichtigen Platz im Leben der Kirche. Viele beginnen vor dem Eintritt in das Priesterseminar mit den unterschiedlichsten Diensten, aber immer im Dienste des Nächsten. Und langsam spürt man, dass das, was man tun, nicht ausreicht, um sich selbst zu verwirklichen. Auch die Taufen nehmen zu, aber das ist auch eine Folge des Bevölkerungswachstums. Ich stelle aber auch fest, dass immer mehr junge Menschen kirchlich heiraten. Das sind junge Menschen, denen die Kirche geholfen hat, im Glauben zu wachsen, und die jetzt sagen können, dass sie im Leben erfüllt sind.

(Fides 6/9/2024)

 

* Es gibt Fälle, die nach dem Äquivalenzprinzip ablaufen, das sowohl bei der Seligsprechung als auch bei der Heiligsprechung angewandt wird. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem der Papst nach einer angemessenen Prüfung einen bereits seit einiger Zeit bestehenden Kult anerkennt, ohne auf ein anzuerkennendes Wunder zu warten. Es unterscheidet sich von den formellen Selig- und Heiligsprechungen, für die die Kirche eine reguläre Untersuchung und ein entsprechendes Wunder vorsieht. Darüber hinaus kann der Papst besondere Entscheidungen treffen. Papst Franziskus hat dies im Fall von Johannes XXIII. getan, der aufgrund seines seit Jahrzehnten weltweit verbreiteten Rufs der Heiligkeit heiliggesprochen wurde, ohne dass ein zweites Wunder anerkannt wurde. Ein außergewöhnliches Verfahren wandte auch Benedikt XVI. in Bezug auf Johannes Paul II. an, dessen Heiligsprechungsprozess wenige Wochen nach seinem Tod eingeleitet wurde, ohne die vorgeschriebenen fünf Jahre zu warten.

 

(Webseite des Dikasteriums der Selig- und Heiligpsrechungsprozesse)


Pakistan: „Christen unter Blasphemieanklage brauchen Unterstützung für Anwälte“

Die pakistanische Christin Shagufta Kausar. © Kirche in Not
Die pakistanische Christin Shagufta Kausar. © Kirche in Not

9.09.2024

 

(München/acn) - Shagufta Kausar hat fast acht Jahre in der Todeszelle verbracht. Die pakistanische Christin aus Gojra in der Nähe von Faisalabad wurde 2013 wegen angeblicher Blasphemie verurteilt. Erst 2021 kam sie nach einer Revisionsverhandlung frei. Bei einem Besuch im italienischen Büro des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) erinnerte Kausar daran, dass viele Mitchristen in Pakistan ihr Schicksal teilen: „Viele andere sitzen noch immer im Gefängnis. Wenn Pakistan nichts unternimmt, um einen weiteren Missbrauch der Blasphemiegesetze zu verhindern, wird es noch viele Shagufta Kausars geben.“

 

 

Christen bräuchten finanzielle Unterstützung, um Anwälte bezahlen zu können, denn „wenn ein Christ der Blasphemie beschuldigt wird, nimmt kein vom Gericht bestellter Anwalt den Fall an, und kein Richter wagt ein gerechtes Urteil“. In diesem Zusammenhang dankte Kausar für die Unterstützung von „Kirche in Not“: „Dank der Wohltäter können wir nicht nur überleben, sondern auch unseren Glauben bekennen.“


Ein Jahr nach dem Erdbeben in Marokko: Kinder und Familien leben weiterhin in provisorischen Unterkünften

SOS-Kinderdörfer leisten Hilfe

SOS-Hilfslieferungen in Marokko. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Fotograf:SOS-Kinderdörfer Marokko
SOS-Hilfslieferungen in Marokko. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Fotograf:SOS-Kinderdörfer Marokko

5.09.2024

 

(Casablanca/ots) - Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Marokko sind nach Angaben der SOS-Kinderdörfer immer noch zahlreiche Menschen auf Hilfe angewiesen. Viele Familien leben weiterhin in Notlagern oder provisorischen Unterkünften, es mangelt ihnen an der Grundversorgung.

 

Bei dem Beben am 8. September 2023 waren über 3000 Menschen ums Leben gekommen und über 500.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren, darunter zahlreiche Kinder. 60.000 Häuser sind zerstört worden sowie mindestens 530 Schulen - mit massiven Auswirkungen auf die Bildung von 100.000 Kindern. "Alles lag in Trümmern, die Straßen waren abgeschnitten, Kinder waren alleingelassen, es war furchtbar", sagt Samya ElMousti, Nationale Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Marokko.

 


FIDES-NACHRICHTEN - 7.09.2024

VATIKAN - Heiliges Jahr 2025: Päpstliche Missionsunion der Kleriker organisiert Online-Konferenzen zum Thema Gebet

 

Vatikanstadt (Fides) - „Der Weg der missionarischen Jünger“. So lautet der Titel der vier englischsprachigen Online-Konferenzen zum Thema Gebet, die von der Päpstlichen Missionsvereinigung der Kleriker (PUM) zur Vorbereitung des Heiligen Jahres 2025 organisiert werden. Das erste Treffen findet am kommenden Samstag, den 7. September, wie auch die anderen geplanten Konferenzen von 17:00 bis 18:30 Uhr (MEZ) statt.

Im „Jahr des Gebets“ bietet die Päpstliche Missionsunion der Kleriker diese Initiative zur missionarischen Fortbildung an, die von einer Einladung von Papst Franziskus ausgeht, der in seiner Botschaft zum diesjährigen Sonntag der Weltmission schreibt: „In dieser Perspektive möchte ich in diesem Jahr, das dem Gebet zur Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025 gewidmet ist, alle einladen, auch und vor allem die Teilnahme an der Messe wie auch das Gebet für den Evangelisierungsauftrag der Kirche zu intensivieren. Gehorsam gegenüber dem Wort des Erlösers hört sie nie auf, in jeder eucharistischen und liturgischen Feier das Gebet des Vaterunsers mit der Anrufung »Dein Reich komme« an Gott zu richten."

Am Samstag, dem 7. September, lautet das Thema des Treffens „Das Gebet Jesu“, am Dienstag, dem 17. September, ist „Das Vaterunser - das missionarische Gebet“ an der Reihe, am Samstag, dem 28. September, ist es „Das Gebet der Jünger Christi“, während der abschließende Termin am Dienstag, dem 8. Oktober, „Die Eucharistie - Quelle und Höhepunkt von Mission und Gebet“ gewidmet ist.

Die Initiative wird von Pater Dinh Anh Nhue Nguyen (ofmConv), Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion der Kleriker, koordiniert, der dabei von Pater Tadeusz J. Nowak (omi), Generalsekretär des Päpstlichen Werkes für die Glaubensverbreitung, unterstützt wird. Am Samstag, den 7. September, wird Pater Nguyen in das Thema einführen, gefolgt von einem Beitrag von Pater Nowak.

Die Teilnahme ist kostenlos eine Anmeldung ist jedoch zur besseren Organisation erwünscht mit einer E-Mail an die Anschrift pum@ppoomm.va.

(EG) (6/9/2024)

 

AFRIKA/ALGERIA - Präsidentschaftswahl in Algerien: Militär spielt im Land eine immer größere Rolle

 

Algier (Fides) - Die Algerier werden morgen, am 7. September, das Staatsoberhaupt wählen. Der 78-jährige scheidende Präsident Abdelmadjid Tebboune gilt weithin als Favorit. Seine einzigen Herausforderer, die vom Verfassungsgericht akzeptiert und von der Unabhängigen Nationalen Wahlbehörde (ANIE) bestätigt wurden, sind nur zwei: der Islamist Abdelali Hassani Cherif von der „Bewegung für die Gesellschaft des Friedens“ (algerischer Ableger der Muslimbruderschaft) und Youssef Aouchiche, Sekretär der historischen Oppositionspartei „Front Sozialistischer Kräfte“ (Front des Forces socialistes, FFS).

Die vorgezogene Wahl (sie sollte im Dezember stattfinden) scheint bei der algerischen Bevölkerung, die mit den Folgen des starken Anstiegs der Preise für die Grundversorgung zu kämpfen hat, keine große Begeisterung hervorzurufen. Einigen Interpretationen zufolge scheint die im März bekannt gegebene Entscheidung, die Wahl auf September vorzuverlegen, von dem Wunsch diktiert worden zu sein, Proteste und Demonstrationen zu verhindern. Der Wahlkampf erreichte seinen Höhepunkt im heißen algerischen August, so dass es schwierig, wenn nicht gar unmöglich war, Demonstrationen zu organisieren. Außerdem waren die meisten Arbeitnehmer im Urlaub, was die Möglichkeit von Streiks auf ein Minimum reduzierte.

Tebboune kam 2019 nach dem Sturz von Präsident Abdelaziz Bouteflika an die Macht, der sich darauf vorbereitete, trotz schlechter Gesundheit und einer von Korruption und Ineffizienz geprägten Regierungsführung eine fünfte Amtszeit zu absolvieren. Die verärgerte Bevölkerung hatte die Volksbewegung „Hirak“ ins Leben gerufen, die auf die Straße ging, um den Rücktritt Bouteflikas zu fordern. Tebboune hatte sein Amt mit dem Versprechen von Reformen angetreten, aber die Corona-Pandemie 2020 hatte es dem Regime ermöglicht, Maßnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bevölkerung und zur Zensur der sozialen Medien einzuführen, die die „Hirak“-Bewegung wirksam lähmten und unter Kontrolle brachten.

Unter der Präsidentschaft von Tebboune wurde die Rolle des Militärs in der Verwaltung der Macht gestärkt, eine Entwicklung, die bereits unter Bouteflika begonnen hatte, als sich der Schwerpunkt der tatsächlichen Macht von den Sicherheitsdiensten (die umgangssprachlich als „Securité Militaire“ bezeichnet werden) zu den Oberbefehlshabern der Streitkräfte verlagerte, deren Oberbefehlshaber, General Saïd Chanegriha, häufig bei öffentlichen Zeremonien neben dem Präsidenten auftritt. Angesichts der tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohungen, die von innen und außen auf Algerien einwirken, wurde den Streitkräften eine immer wichtigere Rolle im öffentlichen Leben zugewiesen, und der Verteidigungshaushalt soll bis 2023 auf fast 20 Milliarden Euro aufgestockt werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Wahlbeteiligung die tatsächliche Zahl ist, die den Grad der Akzeptanz des Regimes in der Bevölkerung angibt. Von den 45 Millionen Einwohnern sind nur 23 Millionen für die Teilnahme an der Wahl registriert. Die Stimmabgabe der im Ausland lebenden Algerier hat bereits am 2. September begonnen.

(L.M.) (Fides 6/9/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Missionare in Vanimo warten auf den Papst: „Im Dschungel halten uns die Leute an und bitten um die Sakramente“

 

di Fabio Beretta

 

Vanimo (Fides) - Der blaue Ozean auf der einen Seite, Dschungel und Wälder auf der anderen. So sieht der nördliche Teil von Papua-Neuguinea, der zweiten Station der langen Reise von Papst Franziskus durch Asien und Ozeanien, auf den ersten Blick aus. Dörfer, verstreut zwischen Strand und Hochland, ohne Strom, ohne Wasserleitungen, ohne Supermärkte.

In Papua-Neuguinea, der zweiten Station seiner 45. Apostolischen Reise, wird Papst Franziskus auch den Missionaren von Vanimo begegnen, die von weit her gekommen sind, um die Arbeit derer fortzusetzen, die ihnen bei der Verkündigung des Evangeliums in diesem Randgebiet des Kontinents, das seinen Namen vom Ozean hat, vorausgegangen sind.

Dialog und Respekt sind hier Schlüsselwörter, erklärt Pater Alejandro Diaz (51) ein argentinischer Missionar des Instituts des Fleischgewordenen Wortes (Insituto del Verbo Encarnado, IVE), gegenüber Fides: „Ich bin vor einem Jahr hierhergekommen, um im ersten Männerkloster in Papua-Neuguinea zu leben. Das Kloster im Dorf Wutung (im Norden, einige Kilometer von der Grenze zu Papua entfernt, Anm. d. Red.) war bereits aktiv“.

„Wir leben das für Mönche typische kontemplative Leben, wir widmen uns dem Gebet und leben von dem, was wir produzieren. Aber wir sind auch Missionare, und der Garten befindet sich nicht nur im Kloster. Wir sind mit verschiedenen Dörfern im Dschungel in Kontakt gekommen und bringen ihnen bei, wie man das Land bewirtschaftet, Kühe, Gänse oder Hühner züchtet“, berichtet er.

Mit Blick auf den Papstbesuch, gibt es viel zu tun, viel vorzubereiten: „Zum Glück haben viele das Evangelium angenommen, und als sie hörten, dass der Papst kommt, haben sich alle bereit erklärt, uns zu helfen“, erzählt Pater Diaz.

Zwischen dem Bischof von Rom und der Gemeinschaft der Missionare, die im Norden Papua-Neuguineas arbeiten, besteht ein Band der Freundschaft. Eine Verbindung, die schon vor Jahren begann: „Er hat uns immer unterstützt. Dank der Hilfe, die er uns geschickt hat, konnten wir ein Internat für Jungen bauen und Geländewagen finden, mit denen wir uns durch den Dschungel bewegen können“. Mit Unterstützung des Papstes „konnten wir auch einen kleinen Bus kaufen, der als Schulbus für die Dörfer dient“.

„Der Papst“, erzählt der Missionar, “hat sehr darauf bestanden, hierher nach Vanimo zu kommen, einer kleinen Stadt (150.000 Einwohner, Anm. d. Red.), die sehr arm ist. Hier wird er die örtliche Gemeinschaft treffen, und er wird in ein nahe gelegenes Dorf, Baro, für einen privaten Besuch in unserer Schule kommen“. Dort wird er mit einem Konzert empfangen, das die Schüler, die seit Wochen auf ihren Instrumenten üben, vorbereitet haben. „Papst Franziskus wird 25 Bilder der Schutzpatronin Argentiniens, Unserer Lieben Frau von Luján, segnen (eine Ikone, die der Papst ebenfalls mit der Übergabe der goldenen Rose ehren wird, Anm. d. Red.), da die Ankunft des Papstes mit dem 25jährigen Jubiläum der Ankunft der Statue der Gottesmutter von Luján in Papua Neuguinea zusammenfällt. „Die Bilder, die er segnen wird, werden später den Kapellen der Dörfer im Dschungel gespendet“.

Seit Tagen strömen viele Menschen nach Baro und Vanimo, nicht nur, um den Petrusnachfolger zu hören und zu sehen, sondern vor allem, um beim Einrichten der Räumlichkeiten für die Zeremonie zu helfen: „Neulich waren wir mit einem Bruder auch auf Hirschjagd. Die Leute bitten uns auch um Unterkunft und kommen ohne etwas, weil sie nichts haben. Viele sind zu Fuß gekommen, manche ohne Schuhe. Sie sind tagelang gelaufen und helfen uns mit Freude, das Nötigste vorzubereiten“.

Pater Diaz berichtet, dass die Beziehungen zwischen den Missionaren und der Bevölkerung „sehr gut“ sind. „Sie haben uns gut aufgenommen“, bekräftigt er. „Sie sind offen für die Begegnung mit Christus und für den katholischen Glauben, wie er ihnen angeboten wird“. Alle haben in diesen Tagen an Treffen, Feiern und eucharistischer Anbetung teilgenommen, um sich auf die Ankunft des Papstes vorzubereiten. „Sogar Nichtkatholiken haben dies getan. Wir leben hier im gegenseitigen Respekt“, so der Missionar.

„Anders als in anderen Teilen der Welt“, räumt Pater Diaz ein, “hat hier jeder einen religiösen Sinn. Vor ein paar Tagen hatten wir eine nächtliche Prozession mit der Bibel. Viele Menschen haben daran teilgenommen, auch Nicht-Christen. Und wir haben mit einem universellen Gebet gebetet, das Gott in den Mittelpunkt stellt“. Und diese Einheit zeigt sich auch bei den Vorbereitungen für den Papstbesuch: „Sogar die Anführer anderer Religionen haben uns um Erlaubnis gebeten, daran teilzunehmen, weil sie verstehen, dass es sich um ein wichtiges Ereignis handelt“.

„Der Glaube ist hier stark. Ich war im Dschungel“, fährt Pater Diaz fort, “und es ist schön zu sehen, dass man in den kleinen Straßen Menschen findet, die einen mit einfachem Herzen bitten, anzuhalten und die Messe zu lesen und die Kommunion zu spenden. Sie sagen uns: 'Wir brauchen die Beichte'. Sie haben großen Respekt vor dem Priester und der Eucharistie, vor allem die Kinder. Die Kirchen hier sind voll von jungen Leuten und Kindern. Und genau das ist es, was der Papst vorfinden wird: eine junge Kirche, die nach dem Wort Gottes dürstet“.

„Ihre Freude“, unterstreicht der Missionar, “liegt im Glauben. Er ist ihr Reichtum und ihr kostbares Gut, und das allein genügt ihnen. Wir können sie nur begleiten und ihnen auf ihrem Glaubensweg helfen“.

Die Missionare haben sich für eine Vorgehensweise entschieden, die auf die Zeit vertraut, ohne mit den lokalen Bräuchen und Traditionen in Konflikt zu geraten. „Wir löschen die lokalen Kulturen nicht aus. Es gibt viel Magie, Aberglaube, Hexerei... aber Bräuche und Traditionen sind wichtig. Wir klären allmählich alle Elemente und die Menschen verstehen und akzeptieren den katholischen Glauben immer mehr“.

Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten: „Einige Stammesführer akzeptieren diese Lehren nicht. Sie denken“, sagt Pater Diaz, “dass wir sie ausrauben wollen oder dass sie nicht auf die Verehrung von Geistern oder Naturelementen verzichten wollen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen gut zu erklären, dass wir ihnen helfen und mit ihnen Dinge teilen wollen, die gut für ihr Leben sind“. Und der Besuch des Papstes „ist für uns Missionare wie eine Streicheleinheit. Wir fühlen uns ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen“.

(Fides 6/9/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Christentum soll nicht „Staatsreligion” werden

 

Port Moresby (Fides) – Das Land hat eine zu 95 % christliche Bevölkerung, gründet jedoch nicht auf eine „Staatsreligion“: Dies ist das Staatsverständnis des nach der australischen Kolonisierung seit 1975 unabhängigen Papua-Neuguinea. Die in jenem Jahr verabschiedete Verfassung proklamierte offiziell den „Unabhängigen Staat Papua-Neuguinea“, wobei die Präambel der Charta einen Verweis auf „christliche Werte“ enthält. In den vergangenen Jahren und sogar noch Anfang 2024 wurden im Parlament Anträge auf mögliche Verfassungsänderungen eingebracht, um die Nation in den „Christlichen Staat Papua-Neuguinea“ umzuwandeln.

Seit 1847, als die ersten katholischen Missionare, die Maristenpatres , in das Land kamen, haben traditionelle Glaubenssysteme und das Christentum auf verschiedenen Ebenen koexistiert. Später kamen christliche Missionare verschiedener Konfessionen (insbesondere Anglikaner und Lutheraner) und seit den 1970er Jahren verbreiteten sich Pfingstkirchen und Evangelikale. Es waren insbesondere die Vertreter der Pfingstkirchen, die mit Unterstützung von Politikern Änderungen an der Charta vorschlugen, die jedoch nicht auf die Zustimmung der katholischen Kirche stießen. In einem Schreiben, das in den letzten Monaten an die Regierung gesandt wurde und vom Erzbischof von Port Moresby, Kardinal John Ribat (der auch Präsident des ökumenischen Kirchenrates von Papua-Neuguinea ist) unterzeichnet wurde, heißt es, dass man weder mit der Schaffung eines „konfessionellen Staates“ noch mit dem Versuch, die christliche Identität des Landes in der Verfassung zu verankern, einverstanden sei.

Der Text stellt fest, dass dies zu einer „Veränderung des Charakters des Staates“ und der bestehenden Gleichgewichte führen könnte, und erinnert daran, dass die Verfassung die Gewissens-, Gedanken- und Religionsfreiheit und das Recht jedes Bürgers, seinen Glauben frei auszuüben, garantiert: ein demokratischer, auf Rechtsstaatlichkeit basierender Regelungsrahmen, der die friedliche und freie Entwicklung jeder Religionsgemeinschaft ermöglicht.

Das derzeitige Modell wird von der katholischen Kirche als gültig erachtet: Priester, Ordensleute und Missionare in Papua erinnern daran, dass es eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirchen gibt, insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen, die im „Partnerschaftsprogramm zwischen Kirche und Staat“ zum Ausdruck kommt. Die anglikanische Kirche, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Baptistenvereinigung, die katholische Kirche, die lutherische Kirche und die Heilsarmee sowie andere christliche Kirchen und Organisationen betreiben etwa 60 % der Schulen, Gesundheitsdienste und sozialen Einrichtungen im Land. Die Regierung subventioniert diese Einrichtungen und beteiligt sich an den Gehältern der Lehrkräfte und des Gesundheitspersonals, die in diesen Einrichtungen arbeiten, in Anerkennung ihrer Rolle und ihres öffentlichen Dienstes.

Das Land hat etwa 9 Millionen Einwohner, die zu 95 % christlich sind (64 % lutherisch, 27 % katholisch, 4 % andere Konfessionen), wobei andere Religionen und traditionelle Sekten in der Minderheit sind.

(PA) (Fides 6/9/2024)

 

EUROPA/ALBANIEN - Pater Augustin Marjoni zum ersten Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Albanien ernannt

 

Vatikanstadt (Fides) – Kardinal Luis Antonio G.Tagle, Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen), hat am 31. Juli 2024, Pater Augustin Marjoni (cm) für zwei Jahre (2024-2026) zum Nationaldirektor der neu gegründeten Päpstlichen Missionwerke ernannt.

Pater Marjoni (cm) wurde am 30. April 1988 in Konaj-Mirditë (Albanien) geboren und begann seinen Weg bei der Kongregation der Missionen (Vinzentiner) schon in jungen Jahren und besuchte ab September 2001 die Schule der Missionare in Rreshen. Sein philosophisch-theologisches Studium begann er 2007 in Italien. Er setzte seine Ausbildung im Priesterseminar von Teruel (Spanien) fort. Am 21. September 2012 legte er seine ewigen Gelübde in der Missionskongregation ab und am 6. September 2014 wurde er zum Priester geweiht und übernahm unmittelbar nach seiner Weihe die Leitung der Schule seiner Kongregation in Shkoder. Er besuchte einen Studienkurs für Ausbilder in Italien (2017-2020). Seit September 2020 ist er Seelsorger und Oberer der Vinzentiner in Albanien.

 

(EG) (Fides 06/09/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 5.09.2024

AFRIKA/D.R. KONGO - Aufstand oder Fluchtversuch: Mindestens 129 Tote im überfüllten Gefängnis in Kinshasa

 

Kinshasa (Agenzia Fides) – Als „Zeitbombe“ wird das Zentralgefängnis von Makala in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo (DRK), beschrieben, wo in der Nacht vom 1. auf den 2. September mindestens 129 Häftlinge bei einem Fluchtversuch getötet wurden. „Die vorläufige Zahl der Todesopfer liegt bei 129, von denen 24 durch Schüsse nach Warnschüssen starben“, bestätigt der kongolesische Innenminister Jacquemain Shabani in einem Video. „Die übrigen sind auf der Flucht zu Tode getrampelt oder erstickt, während einige Frauen vergewaltigt wurden“, fügte Shabani hinzu, der auch von 59 Verwundeten berichtete, die „von den Behörden gerettet wurden, um sie angemessen zu versorgen“. Ein Teil der Gefängnisgebäude, darunter die Krankenstation, wurde in Brand gesetzt.

Es stellt sich die Frage, ob es sich um einen Massenausbruch oder um eine interne Revolte gegen die verheerenden Haftbedingungen handelt, unter denen die Gefangenen leben müssen.

Makala beherbergt das Zehnfache der geplanten Kapazität an Häftlingen. Tatsächlich sind dort 15.000 Häftlinge inhaftiert, obwohl das Gefängnis für 1.500 Insassen gebaut wurde. Von diesen 15.000 verbüßen nur etwa 3.000 ihre endgültige Strafe, die anderen warten auf ihren Prozess. Unter ihnen befinden sich Journalisten und Gegner des amtierenden Präsidenten Félix Tshisekedi.

Das größte Gefängnis des Landes ist nicht nur überfüllt, sondern leidet auch unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, einer baufälligen Infrastruktur, Unsicherheit und Promiskuität unter den Insassen, mangelnder Achtung der grundlegenden Menschenrechte und schlechter und minderwertiger Ernährung. Die innere Sicherheit des Gefängnisses wird von den Gefangenen selbst gewährleistet, der Staat kontrolliert nur die Außenmauer des Gefängnisses, um Ausbrüche oder Angriffe von außen zu verhindern. In jedem Pavillon gibt es von den Gefangenen geführte „Regierungen“, in denen das Recht des Stärkeren gilt.

Das Gefängnis hatte bereits bei einem Angriff von Bewaffneten im Jahr 2017, bei dem mehr als 4.000 Häftlinge entkommen konnten, erhebliche Schäden erlitten. Ein Angriff, der von den kongolesischen Behörden nie aufgeklärt wurde.

(L.M.) (Fides 4/9/2024)

 

AFRIKA/SENEGAL - Religiöse Toleranz prägt friedliche islamisch-christliche Beziehungen

 

Dakar (Fides) - Die Vielfalt der verschiedenen Völker und Kulturen, die zu einer Vermischung von ethnischen Gruppen und Familien geführt hat, hat die Geschichte des Senegal von Anfang an geprägt.

Das Land ist heute ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften und die Achtung vor dem Anderen, heißt es in einer Mitteilung der Salesianer Don Boscos über den soeben beendeten Besuch des Generalrats für die Missionen, P. Alfred Maravilla (sdb) im Senegal. Insgesamt 97,2% der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, 6% folgen traditionellen Stammesreligionen. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung beträgt 2 %. Fünfundneunzig Prozent der Muslime gehören Sufi-Orden an, die Frieden und Toleranz als wichtige Werte betrachten.

„Auch die Beziehungen zwischen christlichen und muslimischen religiösen Autoritäten sind von Respekt und Freundschaft geprägt“, unterstreicht der auf den Philippinen geborene Ordensmann, der lange Zeit als Missionar in Papua-Neuguinea tätig war, in seinem Schreiben. Die Offenheit, muslimische Schüler seit der Ankunft der ersten Missionare in katholischen Schulen aufzunehmen, sowie das Eintreten für eine Haltung der religiösen Toleranz mögen die Grundlagen dieser friedlichen islamisch-christlichen Beziehungen gewesen sein.

Während des Treffens mit den Salesianern vor Ort ermutigte Pater Maravilla diese, „die Aktivitäten und Initiativen zu verstärken, die ein dynamisches Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen in unserem Umfeld fördern“.

Im Laufe der Jahre sind die Einrichtungen der Salesianer Don Boscos, seien es Schulen, Ausbildungszentren oder Oratorien, zu Orten geworden, an denen sich Christen und Muslime freundschaftlich begegnen und lernen, den Glauben und die religiösen Gefühle des jeweils anderen zu respektieren.

(AP) (Fides 4/9/2024)

 

ASIEN/CHINA - Vom Waisenhaus der katholischen Schwestern in der chinesischen Provinz Hebei zu den Paralympics in Paris

 

Ningjinxian (Fides) - Vom Waisenhaus der katholischen Schwestern in der chinesischen Provinz Hebei auf das Podium der Olympischen Spiele in Paris. Dies ist die überraschende Geschichte von Dongdong Paol Camanni, einem jungen paralympischen Judosportler, der Italien bei den Spielen 2024 in Paris vertritt.

Schwester Wang Qingfen ist eine Ordensfrau der Kongregation der heiligen Therese vom Kinde Jesu in der chinesischen Diözese Zhaoxian (Ningjin, Provinz Hebei). Vor zwanzig Jahren nahmen sie und die Schwestern des „Hauses der Morgenröte“ einen zweijährigen Jungen in ihre Arme, der an einem beidseitigen Retinoblastom (einer schweren Augenkrankheit, die in den ersten Lebensjahren auftritt) litt und auf der Straße ausgesetzt wurde. Zwanzig Jahre später übermittelten die Schwestern des Hauses Aurora in den sozialen Netzwerken ihre besten Wünsche für „ihren“ Dongdong, sich aus Italien auf den Weg gemacht hat, um an den Paralympics in Paris teilzunehmen.

Dongdong ist der Name, den die Schwestern vor 20 Jahren dem Kind gaben, das sie gerettet hatten. Dank ihnen und mithilfe eines italienischen Journalisten lernte Dongdong dann seine Adoptivfamilie in Italien kennen. In Italien begann ein Lebensweg, der ihn zu einem jungen paralympischen Judo-Champion machte, der Goldmedaillen bei den „European Para Youth Games“ und eine bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2022 in Baku gewann.

Dongdong ist eines von mehr als sechshundert ausgesetzten behinderten Kindern, die dank der Schwestern der Kongregation der heiligen Therese vom Kinde Jesu und ihrer Arbeit auf dem Gebiet der Pflege von Schwachen und Kranken Zuneigung, ein Zuhause und ein gutes Leben gefunden haben.

Das von den Schwestern geführte Kinderheim „Haus der Morgenröte“ wurde Ende der 1980er Jahre von Ramon Wang Chonglin, Bischof der Diözese Zhaoxian (Ningjin), gegründet. Zu dieser Zeit wurden behinderte Kinder oft auf Bahnhöfen oder in der Nähe von Krankenhäusern ausgesetzt. Bischof Wang kaufte ein Privathaus, rief die Schwestern der heiligen Teresa an und fragte sie, ob sie die Mütter dieser Kinder werden wollten, um ihnen aus ihrer unglücklichen Lage zu helfen. Von den 600 Jungen und Mädchen, um die sie sich kümmerten, litten 40 Prozent an Kinderlähmung. Mit beharrlicher Arbeit halfen die Schwestern ihnen zu leben, Jesus zu begegnen, die Schule zu besuchen, zu arbeiten und eine Familie zu gründen.

Heute ist das Haus der Schwestern in drei Bereiche gegliedert: das Pflegezentrum (im Dorf Biancun), die Rehabilitationsstation (im Kreis Gaoyi) und das Zentrum für funktionelle Rehabilitation (im Kreis Ningjin). Seit 38 Jahren widmen sich die Schwestern der Heilung der körperlichen und inneren Wunden behinderter Kinder und Jugendlicher. Um die notwendigen Mittel für die Weiterführung der Arbeit aufzubringen, erfinden die Schwestern mit viel Kreativität originelle Initiativen (wie z. B. einen Spendenmarathon).

Journalisten, die ihr einmal Fragen zu ihrem Leben und dem Leben des Aurora-Hauses stellten, antwortete Schwester Wang Qingfen: „Wir fühlen uns geehrt, weil der Herr uns dieses Geschenk gemacht hat, unserer Kongregation und jeder einzelnen von uns... An diesem Ort sind so viele Wunder aus Liebe zum Herrn geschehen, die der gesamten Gesellschaft und so vielen Menschen guten Willens zugute gekommen sind“.

(NZ) (Fides 3/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Indonesien: Auszüge aus der Ansprache an die zivilen Autoritäten und das Dipolomatische Korps

 

Jakarta (Fides) – Die Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Asien und Ozeanien ist nun in vollem Gange. Nach einem „Pausentag“ in der Nuntiatur feierte der Papst heute Morgen eine Privatmesse. Anschließend fuhr er mit dem Auto zum Präsidentenpalast „Istana Merdeka“ (Palast der Freiheit), um an der Willkommenszeremonie in Indonesien teilzunehmen und dem Staatsoberhaupt einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.

Der Papst wurde vom indonesischen Präsidenten Joko Widodo begrüßt, während eine Gruppe von Kindern zur Begrüßung einen Tanz aufführte. Nach der Ehrenwache, dem Abspielen der Hymnen und dem Hissen der Fahnen folgte die Vorstellung der jeweiligen Delegationen. Zum Schluss begaben sich der Präsident und der Papst in den Beglaubigungssaal, um sich in das Gästebuch einzutragen und ein offizielles Foto zu machen.

„Inmitten der Schönheit dieses Landes, das ein Ort der Begegnung und des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen ist, wünsche ich dem indonesischen Volk, dass es im Glauben, in der Geschwisterlichkeit und im Mitgefühl wächst. Gott segne Indonesien“, so die Worte, mit denen sich der Bischof von Rom in das Gästebuch eintrug.

Es folgte die private Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Präsidenten. Bei der darauffolgenden Begegnung mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps, hielt der Papst die erste der vier Reden, die der Heilige Vater in Jakarta halten wird. Eine Rede, die sich auf das Thema des interreligiösen Dialogs als Gegengift zu Extremismus und religiöser Intoleranz tolerierte. Hier sind die wichtigsten Passagen:

Wie der Ozean das natürliche Element ist, das alle indonesischen Inseln verbindet, so könnte man fast sagen, dass der gegenseitige Respekt für die spezifischen kulturellen, ethnischen, sprachlichen und religiösen Eigenheiten aller Bevölkerungsgruppen, aus denen Indonesien besteht, das Bindegewebe ist, das das indonesische Volk eint und stolz macht.

Dieses kluge und sensible Gleichgewicht zwischen der Vielfalt der Kulturen und unterschiedlichen Überzeugungen einerseits, und dem Prinzip, das die Einheit festigt andererseits, muss beständig gegen jedes Ungleichgewicht verteidigt werden. Dies ist ein Handwerk, ich betone: ein Handwerk, das allen aufgegeben ist, in besonderer Weise dem Handeln der Politik.

Um eine friedliche und konstruktive Eintracht zu fördern, die den Frieden sichert und die Kräfte bündelt, um die Ungleichgewichte und die Brennpunkte des Elends zu überwinden, die es in manchen Gegenden des Landes noch gibt, möchte die katholische Kirche den interreligiösen Dialog verstärken.

Auf diese Weise können Vorurteile abgebaut werden und ein Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens entstehen, das für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen unabdingbar ist. Dazu gehört auch die Bekämpfung von Extremismus und Intoleranz, die – indem sie die Religion verfälschen – versuchen, sich mit Hilfe von Täuschung und Gewalt durchzusetzen.

Die katholische Kirche stellt sich in den Dienst des Gemeinwohls und möchte die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft verstärken, aber sie betreibt nie Proselytismus. Nie. Sie respektiert den Glauben jeder Person. Und so ermutigt sie die Bildung eines ausgewogeneren Sozialgefüges, um zu einer effizienteren und faireren Verteilung der sozialen Unterstützung zu gelangen.

In anderen Zusammenhängen glaubt man hingegen, davon absehen zu können oder zu müssen, nach Gottes Segen zu streben, weil man ihn für den Menschen und die Zivilgesellschaft als überflüssig erachtet.

Umgekehrt gibt es Fälle, in denen der Glaube an Gott ständig in den Vordergrund gestellt wird, wobei dies bedauerlicherweise jedoch oft geschieht, um ihn zu manipulieren sowie Spaltungen zu fördern und den Hass zu verstärken.

Angesichts dieser Schatten ist es erfreulich zu beobachten, wie die Philosophie, die die Organisation des indonesischen Staates inspiriert, Weisheit und Ausgewogenheit zum Ausdruck bringt. Ich hoffe, dass sich alle in ihrem täglichen Handeln von diesen Grundsätzen inspirieren lassen und sie bei der alltäglichen Erfüllung Ihrer jeweiligen Aufgaben wirksam werden lassen, denn opus justitiae pax, der Frieden ist die Frucht der Gerechtigkeit.

(F.B.) (Fides 4/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Indonesien: Auszüge aus der Ansprache an Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katechisten

 

Jakarta (Fides) - „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“. Um diese drei Worte, die das Motto dieses Apostolischen Besuchs bilden, dreht sich die gesamte Rede von Papst Franziskus in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ in Jakarta, wo er mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und indonesischen Katechisten zusammentraf.

Bei seiner Ankunft in der Kathedrale wurde der Papst von einer jubelnden Menge begrüßt. Viele kamen auf ihn zu, in der Hoffnung, ihm die Hand schütteln zu können. Einigen gelang es, ein Selfie zu machen. Einer nach dem anderen begrüßte Franziskus die Kinder, die auf dem Kirchhof auf ihn warteten und dabei die Flaggen des Vatikans und Indonesiens schwenkten.

Anschließend betrat Franziskus zusammen mit dem Erzbischof von Jakarta, Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, dem Vorsitzenden der indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Antonius Subianto Bunyamin (osc), und dem Pfarrer die Kathedrale. Der Papst küsste das Kreuz und besprengte die Anwesenden mit Weihwasser. Dann schritt er zwischen der Menschenmenge das Kirchenschiff hinunter und verteilte lächelnd seinen Händedruck.

Nach den Grußworten, Liedern und Zeugnissen eines Priesters, einer Nonne und zweier Katechisten ergriff der Papst das Wort und fügte in freier Rede vor der offiziellen Ansprache ein Lob für die Katechisten hinzu: „Die Kirche – das müssen wir bedenken –, die Kirche wird von den Katechetinnen und Katecheten vorangebracht. Die Katechetinnen und Katecheten sind diejenigen, die vorausgehen, die vorangehen. Dann kommen die Schwestern – gleich nach den Katechetinnen und Katecheten; dann kommen die Priester, der Bischof... Aber die Katechetinnen und Katecheten sind „an der Front“, sie sind die Stärke der Kirche. Einst wurde ein Staatspräsident in Afrika von seinem Vater, der Katechist war, getauft. Der Glaube wird zu Hause weitergegeben. Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben. Und die Katechetinnen und Katecheten tragen diesen Glauben zusammen mit den Müttern und Großmüttern weiter“.

Es folgen die wichtigsten Passagen der Rede, die unmittelbar danach gehalten wurde:

Wie bereits erwähnt, wurde für diesen Apostolischen Besuch das Motto „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“ gewählt. Ich denke, dass dies drei Tugenden sind, die sowohl euren Weg als Kirche als auch das Wesen eures Volkes gut zum Ausdruck bringen, das ethnisch und kulturell sehr vielfältig ist, aber zugleich von einem natürlichen Streben nach Einheit und friedlichem Zusammenleben geprägt ist, wie es in den traditionellen Prinzipien der Pancasila zum Ausdruck kommt. Ich möchte zusammen mit euch über diese drei Worte nachdenken.

Das erste ist Glaube. Indonesien ist ein großes Land mit enormen natürlichen Reichtümern. Ein solch großer Reichtum kann an Gott erinnern, an seine Gegenwart im Kosmos und im Leben des Kosmos und in unserem Leben, wie uns die Heilige Schrift lehrt.

Es ist nämlich der Herr, der all dies schenkt. Es gibt keinen Zentimeter des wunderbaren indonesischen Territoriums und auch keinen Augenblick im Leben eines jeden seiner Millionen Einwohner, der nicht ein Geschenk des Herrn wäre, ein Zeichen seiner unentgeltlichen und vorauseilenden Vaterliebe. Und auf all dies mit demütigen Kinderaugen zu schauen, hilft uns zu glauben, uns als klein und geliebt zu erkennen und Gefühle der Dankbarkeit und Verantwortung zu hegen.

Nach dem Glauben ist das zweite Wort im Motto Geschwisterlichkeit. Eine Dichterin des zwanzigsten Jahrhunderts hat diese Haltung mit einem sehr schönen Ausdruck beschrieben: Sie schrieb, Geschwister zu sein bedeute, sich gegenseitig zu lieben, und sich dabei als »unterschiedlich wie zwei Wassertropfen« anzuerkennen. Und genau so ist es. Kein Wassertropfen gleicht dem anderen, und keine zwei Geschwister, nicht einmal Zwillinge, sind vollkommen identisch. Geschwisterlichkeit zu leben bedeutet also, sich gegenseitig anzunehmen und sich in der Verschiedenheit als gleichwertig anzuerkennen.

Auch dies ist ein Wert, der der Tradition der indonesischen Kirche teuer ist. Er zeigt sich in der Offenheit, mit der sie mit den verschiedenen Wirklichkeiten umgeht, aus denen sie besteht und die sie umgeben, auf kultureller, ethnischer, sozialer und religiöser Ebene, wobei sie den Beitrag aller zur Geltung kommen lässt und ihren eigenen Beitrag in jedem Kontext großzügig einbringt.

Das Evangelium zu verkünden bedeutet nicht, den eigenen Glauben aufzudrängen oder ihn dem der anderen entgegenzusetzen, es bedeutet die Freude an der Begegnung mit Christus weiterzugeben und zu teilen immer mit großem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung für alle.

Mitgefühl besteht nicht darin, Almosen an bedürftige Brüder und Schwestern zu verteilen und von oben, von den eigenen Sicherheiten und Privilegien aus, auf sie herabzublicken, sondern Mitleid bedeutet im Gegenteil, dass wir einander näherkommen, uns von allem befreien, was uns daran hindern könnte, uns hinabzubeugen, um wirklich mit denen in Kontakt zu treten, die am Boden liegen, und sie so wiederaufzurichten und ihnen neue Hoffnung zu geben. Und das heißt nicht, dass man ein Kommunist ist, das bedeutet Nächstenliebe, das bedeutet Liebe.

Es gibt Personen, die sich vor Mitleid fürchten, weil sie es für eine Schwäche halten. Das ist eine falsche Sichtweise auf die Wirklichkeit. Was die Welt weiterbringt, ist nicht Interessenskalkül – das in der Regel zur Zerstörung der Schöpfung und zur Spaltung der Gemeinschaften führt – sondern die Liebe, die sich verschenkt. Und das Mitgefühl trübt nicht die wahre Sicht auf das Leben; es lässt uns im Gegenteil die Dinge besser sehen, im Licht der Liebe.

Ich ermutige euch, eure Mission fortzusetzen, stark im Glauben, offen für alle in Geschwisterlichkeit und einem jeden nahe im Mitleid. Ich bin sehr beeindruckt von dem Gleichnis aus dem Evangelium, als die Hochzeitsgäste nicht kommen wollten und nicht kamen. Wird Gott verbittert? Nein, er schickt seine Diener: „Geht an die Wegkreuzungen und bringt alle, alle herein“. Das ist sehr schön.

 

(F.B.) (Fides 4/9/2024)


Burkina Faso: 26 Personen in einer Kirche getötet

Geflüchtete Menschen in der Diözese Nouna. © Kirche in Not
Geflüchtete Menschen in der Diözese Nouna. © Kirche in Not

4.09.2024

 

(München/acn) - Die Terrorwelle in Burkina Faso setzt sich fort: Wie lokale Ansprechpartner dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) mitteilten, wurden bei einem Überfall in Sanaba im Westen des Landes 26 Männer in einer evangelischen Kirche getötet.

 

 

Die Tat ereignete sich bereits am 25. August. Augenzeugenberichten zufolge hätten Aufständische die Ortschaft umstellt. Alle Bewohner seien zusammengetrieben, die Männer über 12 Jahren gefesselt und in die lokale evangelische Kirche gebracht worden. Dort hätten die Täter 26 Gefangene ermordet. Unter ihnen befanden sich auch einige Christen sowie weitere Personen, die von den Aufständischen als Gegner der dschihadistischen Ideologie angesehen wurden.


Brasilien: „Kirche in Not“ unterstützt Seelsorge in Großstädten im Amazonasgebiet

Blick auf die Metropole Manaus. © Kirche in Not
Blick auf die Metropole Manaus. © Kirche in Not

3.09.2024

  

(München/acn) - Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) fördert Orden und geistliche Gemeinschaften, die sich um Menschen kümmern, die im brasilianischen Amazonasgebiet immer mehr in die Städte ziehen und dort unter prekären Bedingungen leben. Jährlich machen sich Millionen Brasilianer auf den Weg von entlegenen Regionen in die Städte. Die sozialen Folgen sind unübersehbar: Wie eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation „MapBiomas Brasil“ zeigt, liegen sechs von 20 brasilianischen Städten, in denen die Zahl der Elendsviertel („Favelas“) in den vergangenen Jahrzehnten am meisten zugenommen hat, im Amazonasgebiet im Norden des Landes.


FIDES-NACHRICHTEN - 3.09.2024

Die Südostasienreise von Papst Franziskus und die Sendung der Kirche in der Gegenwart

 

Von Gianni Valente

 

Rom (Fides) - Mit der Ankunft des Fluges, der in Rom gestartet ist, in Jakarta hat die 45. Auslandsreise von Papst Franziskus begonnen. Der Bischof von Rom unternimmt mit fast 88 Jahren seine längste Reise, um die Kirchen und Völker von Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur zu besuchen. Er bewegt sich auf Routen, die ihn weit weg von den Orten des Krieges und der Machtkämpfe führen, auf die sich die Aufmerksamkeit des globalen Mediensystems konzentriert.

„Die Wirklichkeit sieht man besser von der Peripherie als vom Zentrum aus“, erklärte Papst Franziskus einmal in einem Interview mit einem Gemeindeblatt aus Villa la Càrcova, einem Elendsviertel im Großraum Buenos Aires. „Normalerweise“, hatte Bergoglio bei dieser Gelegenheit hinzugefügt, “bewegen wir uns in Räumen, die wir auf die eine oder andere Weise kontrollieren. Dies ist das Zentrum. In dem Maße, in dem wir das Zentrum verlassen und uns davon entfernen, entdecken wir neue Dinge“. Eine Anregung, die auch in den Studien der argentinischen Philosophin Amelia Podetti (1928-1979) zu finden ist, die Papst Bergoglio in seiner Jugend kennenlernte. Auch sie pflegte in ihren Vorlesungen zu wiederholen, dass Europa nach der Weltumsegelung von Ferdinand Magellan anders „gesehen“ wurde. Von Madrid aus sah man die Welt anders als von Feuerland aus: Der Blick war weiter und man konnte Dinge sehen, die denjenigen verborgen blieben, die alles vom „Zentrum“ aus betrachteten.

Die Reise von Papst Franziskus nach Asien und Ozeanien kann auch helfen, wichtige Details für den Weg der Kirche und das aktuelle Weltgeschehen zu erfassen. Details, die in der vorherrschenden medialen Darstellung der Gegenwart oft nicht erfasst oder verdunkelt werden.

In vielen Gegenden Asiens erleben die christlichen Gemeinschaften aufgrund der gegebenen Bedingungen eine Dynamik, die in mancher Hinsicht derjenigen der Anfänge des Christentums nahe kommt. Eine Perspektive, die in diesem historischen Moment auch in den Ländern des alten „Christentums“ zu bedenken ist, wo wachsende Mehrheiten, vor allem unter jungen Menschen, kein wirkliches Interesse und keinen lebendigen, existentiellen Kontakt mehr zum Christentum haben.

Die meisten christlichen Gemeinschaften in Asien leben in „pluralen“ Kontexten, die kulturell von großen religiösen Traditionen wie dem Buddhismus, dem Islam und dem Hinduismus geprägt sind. Insbesondere das Beispiel Indonesiens mit seinem grundsätzlich harmonischen Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit zeigt, dass die christlichen Gemeinschaften in ihrem Aufblühen unter den Völkern Wege finden, um nicht zu Geiseln der Logik des „Kampfes der Kulturen“ zu werden.

In Osttimor haben die kirchlichen Gemeinschaften den unruhigen Weg der Geschichte dieser jungen Nation begleitet. Sie sind in diesen historischen Prozess eingetaucht. Durch diese Zeit der Prüfung hindurch ist die Beteiligung am kirchlichen und sakramentalen Leben gewachsen, und nun besteht die dringende Notwendigkeit, Wunden zu heilen und auch zur Versöhnung mit Indonesien beizutragen. Die Glaubenden bekennen ihren Glauben inmitten der Geschichte des Landes. Sie teilten die Sorgen und Hoffnungen aller.

In Papua-Neuguinea, wie in so vielen Ländern Asiens und Ozeaniens, bewahren die Ortskirchen das dankbare Andenken an viele Missionare und Märtyrer. Die katholischen Gemeinden vor Ort, die auch durch das Lehramt von Papst Franziskus ermutigt werden, gehen den Weg der Anpassung an die jeweiligen Kontexte und räumen allmählich mit dem Vorurteil auf, das die Beziehung zwischen dem Christentum und Asien als „kulturelle Kolonisierung“ darstellt. Die Missionare, die mit Papst Franziskus zusammentreffen werden, bezeugen, dass die Mission, das Verlassen der eigenen Sphäre, um allen die Liebe und das Heil Christi zu verkünden, keine überholten Bräuche sind, sondern weiterhin als Gnadengeschenk zu verstehen sind, das die Kirche lebendig hält.

Das Christentum begann in Asien und „kehrt“ nicht als Religion des Westens nach Asien zurück. Die Gemeinschaften der Getauften, denen der Papst auf seiner Reise begegnet und die in diesem Kontext verwurzelt sind, sind also keine „Fremdkörper“. Dies ist besonders wichtig in der gegenwärtigen historischen Situation, in der alles als Gegensatz und „Kampf“ zwischen dem so genannten Westen und all dem, was nicht der Westen ist, interpretiert wird.

(Fides 3/9/2024)

 

AFRIKA/BURKINA FASO - Dschihatisten der JNIM greifen lokale Selsbstverteidigungsgruppen an

 

Ouagadougou (Fides) - Dschihadistische Gruppen verbreiten weiterhin in Burkina Faso Angst und Schrecken. Nach dem Massaker im Dorf Barsalogho am 24. August, bei dem mindestens 200 Menschen starben, kamen auch am 30. August bei einem Angriff auf eine Selbstverteidigungsgruppe von „Freiwilligen zur Verteidigung des Vaterlandes“ in Barga im Norden des Landes mindestens 13 Menschen ums Leben.

Am selben Tag verübten bewaffnete Männer einen Überfall in Yondé in der zentralöstlichen Region, bei dem etwa zehn Menschen starben. Schließlich wurde am 31. August bei einem Angriff auf einen Stützpunkt der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte im Dorf Bam in der Region Nord-Zentral erheblicher Sachschaden gemeldet.

In beiden Fällen waren lokale Selbstverteidigungsgruppen die Zielscheibe der Dschihadisten. In Barsalogho (im nördlichen Zentrum) schlugen die Dschihadisten der JNIM (Jama'at Nasr al-Islam wal-Muslimin, Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime) zu, während die Bevölkerung auf Geheiß der Armee Verteidigungsgräben aushob. Einigen Berichten zufolge wurden 200 Menschen getötet, überlebende Einwohner berichteten jedoch von mindestens 400 Opfern. Nach Aussagen von Überlebenden hatte ein Militärkommando die Dorfbewohner gezwungen, den Graben „gegen ihren Willen“ zu bauen, wodurch sie der Vergeltung durch die Dschihadisten der JNIM ausgesetzt waren. Die Dschihadisten der JNIM haben sich mit einem Video zu dem Massaker bekannt, in dem die Leichen der zivilen Opfer zu sehen sind, neben denen nur Grabungswerkzeuge, aber keine Waffen liegen.

Die Zivilisten wurden angeblich von der Armee zwangsrekrutiert und zum Ausheben von Verteidigungsgräben einige Kilometer von ihrem Dorf entfernt geschickt, ohne jeglichen militärischen Schutz. Der Angriff dauerte von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags. Nachdem die Dschihadisten zunächst die Männer, die die Gräben aushoben, ermordet hatten, überrannten sie das Dorf und töteten Frauen, Kinder und ältere Menschen.

Nach dem Angelus am Sonntag, dem 1. September, drückte Papst Franziskus seine Trauer über den Terroranschlag in Barsalogho aus: „Mit großer Trauer habe ich erfahren, dass am Samstag, den 24. August, in der Gemeinde Barsalogho in Burkina Faso Hunderte von Menschen, darunter Frauen und Kinder, bei einem Terroranschlag getötet und viele weitere verletzt wurden", so Franziskus nach seinem Mittagsgebet. „Ich verurteile diese abscheulichen Anschläge gegen das menschliche Leben und spreche der ganzen Nation mein Mitgefühl und den Familien der Opfer mein tief empfundenes Beileid aus. Möge die Jungfrau Maria dem geliebten Volk von Burkina Faso helfen, Frieden und Sicherheit wiederzuerlangen.“

Die Al-Quaida nahestehende JNIM ist in der gesamten Sahelzone auf dem Vormarsch. Sie ist nicht nur in Burkina Faso aktiv, sondern auch in Niger und Mali und dehnt sich auf die Grenzgebiete von Benin, Togo und Ghana aus. Im letztgenannten Land hat der Grenzschutz vor möglichen dschihadistischen Anschlägen in den Grenzgebieten zu Burkina Faso gewarnt.

Neben den Regierungstruppen der beteiligten Länder trifft die JNIM auch auf die andere wichtige dschihadistische Gruppe, die in der Region operiert, nämlich den Ableger des Islamischen Staates in der Sahelzone.

Burkina Faso, Mali und Niger sind Länder, in denen jüngst Militärjuntas durch Putsche an die Macht gekommen sind, die, nachdem sie westliche Kontingente verdrängt haben, Militärhilfe von Russland und der Türkei erhalten. In einer Mitte August in den sozialen Medien veröffentlichten Botschaft von Othman al-Ansari, der als Nummer zwei der JNIM gilt, rief die dschihadistische Gruppe die muslimische Bevölkerung der drei Länder dazu auf, ethnische und stammesbedingte Spaltungen zu überwinden und sich in einem Dschihad gegen die Militärjuntas und ihre russischen und türkischen Verbündeten zu vereinen, wobei die privaten Militärunternehmen „Wagner-Group“ (russisch) und „Sadat Defense“ (türkisch) genannt wurden.

(L.M.) (Fides 3/9/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Indonesische Katholiken: “Kinder des heiligen Franz Xaver”

 

Von Paolo Affatato

 

Denpasar (Fides) – Viele Besucher und Touristen auf Bali, der indonesischen Insel, die wegen ihrer Attraktionen bei Touristen aus aller Welt beliebt ist, machen in der Gegend von Kuta, nicht weit vom Flughafen Denpasar entfernt, auch an der katholischen Kirche Halt, die dem Heiligen Franz Xaver gewidmet ist. An der Fassade der Kirche stechen die Christusstatue und die Statue des Schutzpatrons der Missionen, der das Evangelium in Asien verkündet hat, hervor. Die Mitglieder der Gemeinde sind sehr gastfreundlich: Sie halten sogar den Verkehr an, um den meist ausländischen Besuchern, den Zugang zur Messe (die auf Englisch und in der Landessprache Bahasha gefeiert wird) oder zum Gebet zu ermöglichen. In der Kirche beten die Gläubigen gerne die „Novene zum Heiligen Franz Xaver“, die vor allem im März und Dezember stattfindet. Die Sonntagsgottesdienste sind voll von jungen Menschen, die von ihrer Bewunderung und Zuneigung für den heiligen Franz Xaver erzählen.

Dasselbe gilt in der dem heiligen Franz Xaver gewidmeten Kathedrale in der indonesischen Stadt Ambon, in der katholischen Diözese Amboina, wo dem Heiligen auch ein Denkmal gewidmet ist, das 2014 eingeweiht wurde, um an seine Ankunft auf dieser Insel zu erinnern. Das Denkmal befindet sich im Dorf Great Hative in der Bucht von Ambon und blickt auf das Meer, wo der Jesuitenmissionar am 14. Februar 1546 landete. Wir befinden uns auf den Molukken, die auch als „Gewürzinseln“ bekannt sind und in den vergangenen Jahrhunderten portugiesische und holländische Siedler anzogen, die den Handel mit Europa aufnehmen wollten. Hier landete Franz Xaver, verkündete das Evangelium und taufte die ersten Bewohner der Inseln Ternate und Tindore. Damit begann die Verbreitung des Christentums auf den Molukken, die später Teil des heutigen Indonesiens wurden. In der Diözese Amboina gibt es noch heute Spuren katholischer Gemeinden, die - in einem Gebiet mit mehrheitlich protestantischer Gemeinden - auf das Wirken des Heiligen zurückgehen: Orte wie Tual, Tanimbar, Kei und kleine Inseln auf den Molukken, die zu 99 % von Katholiken bewohnt werden.

Zu den Förderern der Initiative zur Errichtung eines Denkmals gehörte zusammen mit dem örtlichen Bischof die Vereinigung der indonesischen Diözesanpriester („Unio Indonesia“), die nach eigenen Angaben „Franz Xaver verehren und in ihm ein Vorbild für den Priester und Verkünder des Evangeliums sehen“.

Auf der Insel Java, die zur Erzdiözese Jakarta gehört, ist die 1970 erbaute Kirche des heiligen Franz Xaver in Tanjung Priok (Nord-Jakarta), die 1.000 Gläubigen Platz bietet, für viele Katholiken ein wichtiges Zentrum der Spiritualität und ein Ort, an den Pilger kommen, um ihre Gebetsanliegen anzuvertrauen oder den spanischen Heiligen um besondere Gnaden zu bitten.

Auch für die Ordensgemeinschaften ist der Heilige Franz-Xaver ein fester Bezugspunkt. „Wir inspirieren unsere missionarische Berufung an unserem Schutzpatron und Vorbild, dem Heiligen Franz Xaver“, sagen die Xaverianer-Missionare aus Yogyakarta in Zentral-Java, die den spanischen Heiligen bereits in ihrem Namen und ihrem Charisma tragen.

Eines der vielen Beispiele sind die Brüder der christlichen Erziehung von Ploërmel (FICP), ein von dem französischen Theologen Jean-Marie Robert de La Mennais (1780 - 1860) gegründetes männliches Ordensinstitut, das sich der Bildung und christlichen Erziehung widmet, das seinen „Distrikt“ (Ordensprovinz) in Indonesien nach dem heiligen Franz Xaver benannt hat und die Figur des Heiligen in seinen Schulen bekannt macht. „So entschied sich einer der jungen Männer, der 2019 in die Kongregation eintrat und auf der Insel Flores seine Ordensgelübde ablegte, für den Namen Franciscus Xaverius Gua Making“, erinnern sie sich.

Der Name Franz Xaver ist der Vorname vieler Indonesier und ist auch der Name vieler katholischer Schulen, Pfarreien und Institute. Er wird auch der Name der neuen Basilika und des Jesuitenkollegs in Nusantara, der neuen Hauptstadt der Republik Indonesien, sein.

Die indonesischen Jesuiten beziehen sich nachdrücklich auf den Heiligen und erinnern daran, dass nach ihrem Mitbruder Franz Xaver und inspiriert von ihm „andere spanische und portugiesische Jesuiten seinem Beispiel folgten und bis Mitte des 16. Jahrhunderts Missionen in Ostindonesien errichteten“. Im Jahr 1859 wurde die Jesuitenmission in Indonesien mit der Ankunft von zwei niederländischen Priestern, Martinus van den Elzen und Joannes Baptista Palinckx, wieder aufgenommen. Viele Jesuitenpriester und -brüder kamen dann aus den Niederlanden, und ihre Mission legte den Grundstein für die heutige Struktur der katholischen Kirche in Indonesien.

Die Jesuitenpräsenz hatte damals den juristischen Status der „Mission Java“, deren geistiger Bezugspunkt stets der heilige Franz Xaver war. Wichtig war die Arbeit des niederländischen Missionars Pater Franciscus Georgius Josephus van Lith (sj) der vom indonesischen Bildungsministerium für seine missionarische und pädagogische Arbeit in Zentraljava gewürdigt wurde. Die Jesuiten gründeten die erste katholische Schule in Muntilan, die Schüler unabhängig von ihrem religiösen, kulturellen oder ethnischen Hintergrund aufnahm. Diese Schule besucht auch Pater Albertus Soegijapranata (sj), der später der erste Bischof Indonesiens werden sollte und heute als einer der Nationalhelden Indonesiens gilt, an den sich die javanischen Katholiken vor allem wegen seines Beitrags während des indonesischen Unabhängigkeitskampfes erinnern.

Heute gibt es in Indonesien etwa 330 Jesuiten, die in Pfarreien, Schulen, Universitäten, Sozialzentren, Verlagen, Zeitschriften und Spiritualitätszentren arbeiten. Dank der Arbeit der indonesischen Priester und Ordensleute sowie der Missionare fühlen sich die indonesischen Katholiken als „Kinder des heiligen Franz Xaver“ und nennen sich auch so.

Die Verehrung des Heiligen, die vor allem in den mehrheitlich katholischen Gebieten weit verbreitet ist, kommt in besonderer Weise am 3. Dezember, dem Festtag des Heiligen Franz Xaver, zum Ausdruck, wenn verschiedene katholische Gemeinden ihm mit besonderen Messen, Prozessionen und Gebeten gedenken. Die Feiern spiegeln oft die lokale Kultur und Tradition wider und enthalten Elemente, Bräuche, Musik und Tänze, die für die vielen verschiedenen Kulturen typisch sind, die das kulturelle Mosaik Indonesiens bilden.

(Fides 3/9/2024)

 

Die längste Reise von Papst Franziskus und die „vier Prinzipien“ des Apostolischen Schreibens „Evangelii Gaudium“

 

Von Victor Gaetan

 

Rom (Fides) – Die lange Pilgerreise von Papst Franziskus in vier Länder, die vom 2. bis 13. September stattfindet, wird von unzähligen und vielfältigen Begegnungen geprägt sein: Junge Länder werden den Papst empfangen und er wird seinerseits versuchen, die Menschen und Verantwortlichen in Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur zu inspirieren.

Die diplomatischen Prioritäten des Papstes, aber auch die erzielten Wirkungen, werden während der gesamten Reise deutlich werden, angefangen bei seinem Engagement für den interreligiösen Dialog, einem Leitmotiv dieses Pontifikats.

Eine Möglichkeit, diese Mission in ihrer ganzen Tragweite zu verstehen, besteht darin, sie durch die vier Prinzipien für das gesellschaftliche Zusammenleben zu betrachten, die Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ (EG 217-237) dargelegt hat, da die Realität in jedem der vier Länder, die von der Reise berührt wurden, an eines der vier Prinzipien erinnert: Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt, das Ganze ist dem Teil übergeordnet, die Zeit ist mehr wert als der Raum und die Wirklichkeit ist wichtiger als die Ideen.

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium (238-258) nennt Papst Franziskus auch drei Bereiche des Dialogs, die für das Streben nach dem Gemeinwohl entscheidend sind: Dialog mit den Staaten, Dialog mit der Gesellschaft und Dialog mit anderen Glaubenden, die nicht zur katholischen Kirche gehören. Seine Reiseroute ist ein Kaleidoskop dieser Prioritäten.

 

Indonesien: Einheit und Konflikt

 

Im Interview mit Fides erklärte der indonesische Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, dass die religiöse Harmonie ein Ziel sei, das mit der 1945 erreichten Unabhängigkeit des Landes von den Niederlanden verbunden sei. 

„Unsere Beziehungen zur islamischen Gemeinschaft sind wirklich gut. Und diese harmonische Beziehung besteht seit den Anfängen der Nation“, sagte Kardinal Ignatius Suharyo. Es ist eine Art, die gesellschaftliche Einheit über die Spaltung zu stellen.

So förderte das erste Staatsoberhaupt Indonesiens, Präsident Sukarno, den Bau einer Moschee in Jakarta an der Stelle eines niederländischen Schlosses, um die Überwindung des Kolonialismus zu symbolisieren, und in dierkter Nachbarschaft der katholischen Kathedrale aus dem Jahr 1900, um die Freundschaft zwischen den beiden religiösen Traditionen zum Ausdruck zu bringen. Die beiden Bauwerke sind seit kurzem durch einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden.

Papst Franziskus wird sowohl die Kathedrale als auch die Istiqlal-Moschee, die größte Moschee Südostasiens, im Rahmen einer interreligiösen Begegnung besuchen und dabei seine „Wertschätzung gegenüber dem indonesischen Volk, insbesondere im Sinne der Religionsfreiheit und des interreligiösen Zusammenlebens und der Harmonie zwischen den Glaubensgemeinschaften“ zum Ausdruck bringen, erklärte Kardinal Suharyo.





Nach Angaben des indonesischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten umfasst die Bevölkerung etwa 242 Millionen Muslime und 29 Millionen Christen, von denen 8,5 Millionen Katholiken sind, eine Zahl, die weiter wächst.

Papst Franziskus baut unterdessen immer engere Beziehungen zum sunnitischen Islam auf, eine diplomatische Priorität, die er seit 2013 verfolgt, als er ein zerrüttetes Verhältnis zu einem Großteil des Islams erbte.

Wie Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ betont, ist Verschiedenheit „schön, wenn sie es annimmt, beständig in einen Prozess der Versöhnung einzutreten“ (EG 230).



 

Papua-Neuguinea: das Ganze und der Teil

 

Von den 10 Millionen Menschen, die in Papua-Neuguinea leben, sind mehr als 95 % Christen. Die meisten gehören verschiedenen protestantischen Konfessionen an, während die katholische Kirche mit etwa 30 % der Gläubigen des Landes als größte Glaubensgemeinschaft gilt. Das Christentum hat sich jedoch auf unterschiedliche Weise mit den Praktiken der einheimischen Bevölkerung vermischt, was zu einer kulturell vielfältigen Kirche geführt hat.

Die Herz-Jesu-Missionare (MSC) sind der Orden, der die Präsenz der Kirche im Jahr 1881 begründet hat. Kardinal John Ribat ist ein Herz-Jesu-Missionar und der erste Kardinal des Landes, der 2016 von Papst Franziskus ernannt wurde.

Die lokalen Kirchenführer sind sehr aufmerksam in Bezug auf Umweltfragen und haben seit der Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato Si'“ den Umweltschutz zu einer besonderen Priorität gemacht, indem sie sich gegen die Ausbeutung des Bergbaus und die Abholzung der Wälder durch Wirtschaftsunternehmen wenden.

Diese Schutzmaßnahmen sind ein hervorragendes Beispiel für die Erkenntnis, dass das Ganze den einzelnen Teilen übergeordnet ist. In „Evangelii Gaudium“ verwendet der Papst eine Analogie zur Natur, um dieses Prinzip zu beschreiben: „Wir müssen“ immer den Blick weiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt. Das darf allerdings nicht den Charakter einer Flucht oder einer Entwurzelung haben. Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist“ (EG 235).

 

Osttimor: Zeit und Raum

 

Bekanntlich ist Osttimor, das 2002 seine Unabhängigkeit erlangt hat, heute das Land mit dem höchsten Anteil an Katholiken in der Welt. Bis 1975 war es eine portugiesische Kolonie und wurde dann bis 1999 von Indonesien besetzt. Verschiedenen Studien zufolge starben während der indonesischen Militärbesatzung mehr als 170.000 Menschen durch willkürliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen und Hungersnot.

Bei einem Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1989 (als Osttimor noch von Indonesien besetzt war) wurde die Saat der nationalen Identität gelegt, dabei hat sich die Kirche stets gegen Gewalt ausgesprochen. Indem sie verfolgte Bürger schützte und sich um die Gemeinschaft kümmerte, wuchs der Glaube Schritt für Schritt. Im Jahr 1975 waren etwa 20 Prozent der Bevölkerung katholisch, 1998 waren es bereits 95 Prozent. Dies lag auch daran, dass die Kirche die nationalen Bestrebungen unterstützte. 

Der Prozess, durch den Osttimor die Unabhängigkeit erlangte, ist eine hervorragende Anwendung des von Papst Franziskus dargelegten Grundsatzes, dass die Zeit mehr wert ist als der Raum. Der Heilige Geist kann in den Raum eintreten, den die Zeit geschaffen hat; die Zeit lässt das Vertrauen wachsen und die Lösungen vor Ort reifen.

Wie Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ schreibt: „Dieses Prinzip erlaubt uns, langfristig zu arbeiten, ohne davon besessen zu sein, sofortige Ergebnisse zu erzielen. Es hilft uns, schwierige und widrige Situationen mit Geduld zu ertragen oder Änderungen bei unseren Vorhaben hinzunehmen, die uns die Dynamik der Wirklichkeit auferlegt“ (EG 223). Der Besuch des Papstes im ersten neuen Land des 21. Jahrhunderts, in dem der erste Kardinal der Nation, Virgílio do Carmo da Silva (sdb), der von Papst Franziskus 2022 zum Erzbischof von Dili ernannt wurde, sicherlich ein freudiges Ereignis sein wird.

 

Singapur: Wirklichkeit und Idee

 

Der wirtschaftliche Wohlstand und die globale Integration machen Singapur zum am weitesten entwickelten Land, das der Papst besuchen wird. Seine Botschaft zum Thema Umwelt ist wieder aktuell, ebenso wie sein Aufruf zur Regulierung der künstlichen Intelligenz.[3] Franziskus würdigte 2022 einem anderen Erzbischof, den er zum Kardinal ernannt hat (dem ersten in der Geschichte Singapurs), Kardinal William Goh Seng Chye, der im Präsidialrat für religiöse Harmonie sitzt und eng mit der buddhistischen Gemeinschaft, der größten Religionsgemeinschaft des Landes, zusammenarbeitet.

Papst Franziskus bewundert das ausdrückliche Engagement der singapurischen Behörden für die Gewährleistung der Religionsfreiheit und die Zusammenarbeit mit allen Glaubensrichtungen. Kardinal Goh erklärte gegenüber EWTN Vatican: „Der Staat sieht uns als Partner. Wir sind Partner der Regierung, weil es um das Gemeinwohl des Volkes geht. Wir kümmern uns um die spirituellen Bedürfnisse, wir helfen der Regierung, gerecht zu regieren, wir äußern unsere Meinung, und die Regierung ist uns sehr dankbar“.

Der Papst bewundert auch die Außenpolitik Singapurs, die eine Abhängigkeit von einer Weltmacht vermeidet, was seiner Vision einer multipolaren Welt entspricht, die die Autonomie der Kulturen respektiert. Er beschreibt diese Vision der Globalisierung oft mit dem Bild des Polyeders oder des Fußballs: alle Kulturen sollten wie die Seiten eines Polyeders nebeneinander existieren und sich entfalten können, ohne dass die homologisierende Dominanz eines einzelnen Staates vorherrscht. 

Der Grundsatz lautet, dass die Wirklichkeit wichtiger ist als die Idee. Wie er in „Evangelii Gaudium“ erklärt: „Es ist gefährlich, im Reich allein des Wortes, des Bildes, des Sophismus zu leben“ (EG 231).

Mit seiner Reise nach Asien und Ozeanien in dieser Woche taucht Papst Franziskus ein in die Realität. Millionen von Christen, Muslimen, Buddhisten und Menschen, die sich zu keinem Glauben bekennen, werden mit Freude den Segen des Nachfolgers Petri erleben und empfangen. Möge Gott sein Wirken in der Welt weiterhin segnen.

 

*Victor Gaetan ist leitender Korrespondent des „National Catholic Register“ und berichtet über internationale Angelegenheiten. Er schreibt auch für die Zeitschrift „Foreign Affairs“ und hat Beiträge für den „Catholic News Service“ verfasst. Sein Buch „God's Diplomats: Pope Francis, Vatican Diplomacy, and America's Armageddon“ (Rowman & Littlefield, 2021) ist im Juli 2023 als Taschenbuch erscheinen. Besuchen Sie seine Website unter VictorGaetan.org.

 

EUROPA/ISLAND - Webinar: "Missio Nordica" befasst sich mit der Botschaft des Papstes zum Weltmissionstag

 

Reykjavik (Fides) – Erstmals findet am 2. September ein vom Internationalen Sekretariat der Päpstlichen Missionsunion in Zusammenarbeit mit „Missio Nordica“ (in der sich die Nationaldirektionen der Päpstlichen Missionswerke von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden zusammenschließen) organisiertes Webinar der Länder Nordeuropas statt, das der Botschaft des Papstes für den kommenden Weltmissionstag „Geht und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein“ (vgl. Mt 22,9) gewidmet ist.

Das Webinar umfasst eine Video-Grußbotschaft von Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen) zur Botschaft von Papst Franziskus zum Weltmissionstag 2024. Der Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion, Pater Dinh Anh Nhue Nguyen (OFMConv) erläutert den Inhalt der Botschaft und verweist dabei insbesondere auf Passagen, in der der Heilige Vater dazu aufruft, „eine neue missionarische Bewegung“ in der Kirche und in der Welt in Gang zu setzen, zu der alle beitragen können „mit Gebet und Tat, mit den Opfergaben des Geldes und des Leidens, mit dem eigenen Zeugnis“ (Botschaft zum Sonntag der Weltmission 2023). Es folgt ein Vortrag des Direktors von „Missio Nordica“, Ivan Sovic, während der letzte Teil der Veranstaltung der Diskussion und den Kommentaren der Teilnehmer gewidmet ist.

„Dieses Webinar“, erklärt der Direktor von Missio Nordica, “stellt einen Meilenstein für unser Büro dar, da wir uns bemühen, den missionarischen Geist der Kirche zu fördern und unsere Botschaft mit dem Volk Gottes in der nordischen Region zu teilen. Die katholische Kirche in den nordischen Ländern ist in erster Linie eine Gemeinschaft von Einwanderern, mit Mitgliedern aus fast allen Ländern der Welt, was sie in einem universellen Sinne wirklich katholisch macht. Ich hoffe, dass wir aus diesem Webinar mit neuer Energie hervorgehen werden, um hinauszugehen und alle einzuladen, eine sichtbarere Präsenz der Päpstlichen Missionswerke aufzubauen und eine Kirche in der nordischen Region zu fördern, die sich ihres missionarischen Geistes bewusst ist“.

(EG) (Fides 2/9/2024)

LINK

 

Plakat -> https://www.fides.org/it/attachments/view/file/_02_Sept_Nordic_Webinar_Pope_s_Message_World_Mission_Sunday_2024.pdf


Papua-Neuguinea: Vorbereitung zum Papstbesuch zieht tausende Menschen an

Heilige Messe unter freiem Himmel auf Papua-Neuguinea. © Kirche in Not
Heilige Messe unter freiem Himmel auf Papua-Neuguinea. © Kirche in Not

28.08.2024

 

 

(München/acn) - In Papua-Neuguinea hat die geistliche Vorbereitung auf den Papstbesuch begonnen, so auch in der Küstenstadt Vanimo an der Grenze zu Indonesien. Papst Franziskus wird die Stadt, die nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar ist, im Rahmen seines Aufenthalts in Papua-Neuguinea vom 7. bis 9. September besuchen. „Die Menschen warten mit Begeisterung auf die Ankunft des Heiligen Vaters“, berichte Pater Martin Prado dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Der Missionar ist seit zehn Jahren in Vanimo; die Geschichte des Christentums auf Papua-Neuguinea ist nur wenig älter: Etwa vor 70 Jahren kam es zu ersten Gemeindegründungen. Diese waren jedoch sehr erfolgreich: Heute bekennen sich gut 95 Prozent der Einwohner zum Christentum.


FIDES-NACHRICHTEN - 31.08.2024

VATIKAN - Papst Franziskus: “Die Urbaniana-Universität hat ihre eigene Identät"

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wir leben nicht in einer christlichen Gesellschaft, aber wir sind aufgerufen, als Christen in der heutigen pluralen Gesellschaft zu leben“, so Papst Franziskus in seiner Ansprache an die Teilnehmer der außerordentlichen Vollversammlung der Sektion für die Erstevangelisierung und neue Teilkirchen des Dikasteriums für Evangelisierung. Und eine historische und angesehene Institution wie die Päpstliche Universität Urbaniana, die „ihre eigene Identität hat“, könne „angemessene Antworten auf die Fragen geben, die die heutige Realität an die Kirche und die Welt stellt“, indem sie eben von ihrer eigenen „missionarischen Besonderheit“ ausgeht. Die Teilnehmer, die aus verschiedenen Kontinenten in Rom zusammengekommen waren, hatten sich im Rahmen ihrer Vollversammlung über die Identität, die Mission, die Erwartungen und die Zukunft der Päpstlichen Universität Urbaniana ausgetauscht.

Die außerordentliche Vollversammlung war auf Einladung des Papstes einberufen worden, um die Möglichkeit der Schaffung wirksamer, stabiler und organischer Synergien zwischen den administrativ vom Heiligen Stuhl abhängigen Universitätsinstituten sorgfältig zu prüfen.

In seiner Ansprache erläuterte Papst Franziskus den Mitgliedern des Missionsdikasteriums die Kriterien, die befolgt werden sollten, um den gegenwärtigen und zukünftigen Weg der Päpstlichen Universität auf dem römischen „Gianicolo“-Hügel zu skizzieren. „Es gibt einen Plan, sie mit anderen Universitäten 'fusionieren'. Nein! Das geht nicht!“, sagte der Papst unmissverständlich aus dem Stegreif.

Der Bischof von Rom erinnerte daran, dass die Identität und die Berufung der akademischen Institution, die mit dem Missionsdikasterium - dem Erben der Kongregation „De Propaganda fide“ - verbunden ist, in der „missionarischen Ausstrahlung“ besteht. Eine Identität, die immer mit dem Leben der Ortskirchen verbunden sei und niemals in sich selbst geschlossen und vollendet sein dürfe. Eine Identität, die sich, wie die Mission, „ständig vom Atem des Geistes herausfordern lässt, der die Geschichte leitet und uns aufruft, die Zeit, in der wir leben, zu interpretieren“. „Auch mit unseren eigenen Kriterien“, fügte er hinzu.

In seiner Ansprache würdigte der Papst sowohl das spezifische Thema, das im Mittelpunkt der Arbeit der Vollversammlung stand, als auch das synodale Beratungsverfahren, das vom Missionsdirektorium initiiert worden war und in dessen Rahmen im Vorfeld der Versammlung die Wünsche, Einschätzungen, Erwartungen und Vorschläge der Bischofskonferenzen zur Gegenwart und Zukunft der Urbaniana-Universität gesammelt hatte. Der Papst erinnerte auch daran, dass die Urbaniana-Universität der dem Dikasteriums für die Evangelisierung untersteht, „und zwar in der von der Apostolischen Konstitution Praedicate evangelium festgelegten Form“. Die Urbaniana habe damit „ihre eigene Identität“, betonte er in seiner Ansprache erneut.

Gerade um weiterhin in der Spur ihrer „Gründungswerte“ zu wandeln, sei die Urbaniana aufgerufen, „die Notwendigkeit, die Qualität des Bildungs- und Forschungsangebots zu erhöhen, mit der notwendigen Rationalisierung der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen zu verbinden“. Zu diesem Zweck ging der Nachfolger Petri auf die Einzelheiten möglicher konkreter Entscheidungen ein und erinnerte unter Berufung auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ daran, dass „eine Identifizierung von Zielen ohne eine angemessene gemeinsame Suche nach den Mitteln zu ihrer Verwirklichung dazu verurteilt ist, sich in bloße Fantasie zu verwandeln“. Stattdessen brauche man „jene gesunde Kreativität, die sich jeder emotionalen Anstrengung entzieht, um die geeigneten Wege zu finden“. „Habt keine Angst vor Kreativität“, fügte er hinzu und wich damit erneut von der vorbereiteten Rede ab, “wir brauchen diese gesunde Kreativität“.

Um eine akademische Einrichtung attraktiv und wettbewerbsfähig zu machen - so Papst Franziskus - „braucht es gute Dozenten, wissenschaftliche Forschung und die Fähigkeit, einen bedeutenden Beitrag zur Lehre zu leisten“. Eine „gute Nutzung der Ressourcen“, so fügte er hinzu, indem er auf mögliche Beispiele für Synergien zwischen akademischen Einrichtungen, die vom Heiligen Stuhl unterstützt werden, hinwies, „bedeutet, identische Wege zu vereinheitlichen, Dozenten zu teilen“ und „Verschwendung zu beseitigen, Aktivitäten klug zu planen, überholte Praktiken oder Projekte, die wenig originell sind, aufzugeben“.

Im konkreten Fall der Urbaniana“, so der Papst, ‚muss die erhoffte Ausweitung des akademischen Angebots noch stärker ihre missionarische und interkulturelle Besonderheit hervorheben, damit die Ausgebildeten in der Lage sind, die christliche Botschaft mit Originalität in der Beziehung zu anderen Kulturen und Religionen zu vermitteln“, denn es brauche „Pfarrer, geweihte Männer und Frauen und Laien, die es verstehen, einen missionarischen Antrieb zu verkörpern, um die Kulturen zu evangelisieren und so das Evangelium zu inkulturieren“. „Diese beiden Dinge gehören immer zusammen“, fügte er in seiner Rede hinzu, „die Evangelisierung der Kultur und die Inkulturation des Evangeliums“.

Papst Franziskus hofft auch, dass „wie es bereits für den asiatischen und chinesischen Raum geschehen ist“, innerhalb der Urbaniana-Universität „weitere Forschungszentren für die verschiedenen geographischen und kulturellen Regionen eingerichtet und die bestehenden verstärkt werden können“. „Außerdem“, so fügte er abschließend hinzu, „sollte die Angliederung der Seminare und theologischen Institute in den kirchlichen Missionsgebieten gefördert werden, um, wenn dies nicht möglich ist, eine andere, aber konstante Begleitung zu gewährleisten“.

(GV) (Fides 30/8/2024)

 

AFRIKA/SOMALIA - Militärabkommen zwischen Ägypten und Somalia beunruhigt Äthiopien

 

Mogadischu (Fides) - „Die Region begibt sich auf unbekanntes Terrain“, warnt eine Mitteilung des äthiopischen Außenministeriums nicht zuletzt mit Blick auf die neue Situation, die in Somalia mit dem Ende der Militärmission der Afrikanischen Union (African Union Transition Mission in Somalia, ATMIS) und dem Start der neuen unterstützende Mission der Afrikanischen Union in Somalia (African Union Support Mission in Somalia AUSSOM), an der burundische, ugandische und ägyptische Soldaten beteiligt sind.

„Äthiopien kann nicht tatenlos zusehen, wie andere Akteure Maßnahmen ergreifen, um die Region zu destabilisieren“, heißt es in dem Kommuniqué, das sich an Ägypten richtet, ein Land, mit dem es einen erbitterten Streit über den „Grand Ethiopian Renaissance Dam“ am Nil führt, den Kairo als Bedrohung seiner Wasser- und Ernährungssicherheit ansieht, ohne jedoch Namen zu nennen. Das Kommuniqué des äthiopischen Außenministeriums wurde nach der Unterzeichnung eines Verteidigungspakts und eines Protokolls über die militärische Zusammenarbeit zwischen Ägypten und Somalia veröffentlicht, in dem die beiden Länder ihr Engagement für die Stärkung der bilateralen Beziehungen und die Festigung der regionalen Sicherheit bekräftigen. Der Pakt wurde am 14. August während eines Besuchs des somalischen Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud in Kairo unterzeichnet, wo er den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi traf.

Auf die Unterzeichnung des Abkommens zwischen Kairo und Mogadischu folgte die Landung von mindestens zwei Frachtflugzeugen der ägyptischen Luftwaffe mit Waffen und Ausrüstung für die somalische Armee.

Kairo festigt damit seine militärische Präsenz in Somalia, einem Land, das seinerseits aufgrund des militärischen Marineabkommens mit der abtrünnigen Region Somaliland schwierige Beziehungen zu Äthiopien unterhält. Dem Abkommen zufolge verpflichtete sich die Regierung in Addis Abeba im Gegenzug für die Überlassung eines Marinestützpunktes (Äthiopien verlor den Zugang zum Meer nach der Unabhängigkeit Eritreas 1993), Somaliland als souveränen und unabhängigen Staat anzuerkennen. Dieser Schritt ist für die somalische Regierung inakzeptabel, die erklärt hat, dass sie eine äthiopische Beteiligung an der AUSSOM-Mission nur dann begrüßt, wenn Äthiopien seine Vereinbarungen mit Somaliland aufgibt.

Gleichzeitig tritt Ägypten in Wettbewerb mit der Türkei, einem weiteren wichtigen Geldgeber Somalias, mit dem das Land im Rahmen eines Militär- und Marineabkommen zusammenarbeitet, in denen sich die Regierung in Ankara verpflichtet, die Sicherheit der somalischen Küste zu gewährleisten und im Gegenzug Förderrechte für die Offshore-Ressourcen Mogadischus erhält. Türkische Soldaten sind bereits seit einiger Zeit offiziell in Somalia präsent, um somalische Soldaten und Polizisten auszubilden. Einigen Quellen zufolge bereitet sich nun auch Ägypten darauf vor, im Rahmen der AUSSOM-Mission, die offiziell im Januar 2025 beginnen soll, bis zu 10.000 Militärangehörige in Somalia einzusetzen.

(L.M.) (Fides 30/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Großes mediales Interesse am Papstbesuch: Der Medienkonzern “Kompas Gramedia” und sein soziales Engagement

 

Von Paolo Affatato

Jakarta (Fides) - Die indonesischen Medien bereiten sich auf den Papstbesuch vor und das Interesse der gesamten Bevölkerung im Hinblick auf die Anwesenheit des Papstes im Lande, der am 2. September seine Reise nach Asien und Ozeanien in Indonesien beginnt, wächst. Mehr als 730 Journalisten sind akkreditiert, die meisten von ihnen Indonesier, andere aus den Nachbarländern oder die große Delegation internationaler Medien (einschließlich der 88 Journalisten, die im Flugzeug des Papstes mitreisen), die die Ereignisse in Jakarta verfolgen werden und über den Gottesdienst mit dem Papst im Nationalstadion, das Treffen mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und Katechisten in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ und die interreligiöse Begegnung in der „Istiqlal“-Moschee berichten. Hier wird der Papst, wie der indonesische Kardinal Suharyo bestätigte, mit den anderen Religionsführern eine Erklärung über Toleranz und Geschwisterlichkeit unterzeichnen, die sich am Dokument von Abu Dhabi inspiriert.

Das große Interesse, das in der indonesischen Gesellschaft geweckt wurde, zeigt sich auch in der Veröffentlichung von Büchern und Schriften indonesischer Sprache (Bahasa) über den Papst: Ein Buch des indonesischen Pädagogen, Pfarrer Valentin Robi Lesak dokumentiert zum Beispiel eine Auswahl von Reden, Botschaften, Predigten und Ansprachen von Papst Franziskus zu Themen wie Geschwisterlichkeit, Dialog, Menschenhandel, Migranten und Umwelt. Zwei weitere Bücher in Bahasa über den Papst wurden in den letzten Tagen an der Atma Jaya Universität vorgestellt: Eines davon, das Schriften von Forschern, Theologen und Akademikern enthält, trägt den Titel „Miserando atque eligendo“ und erklärt, kommentiert und aktualisiert, das Motto des Papstes aufgreifend, verschiedene Aspekte des Lehramtes von Papst Franziskus.

Ein einzigartiges Experiment ist der zweite Text mit dem Titel „Salve peregrinans spei“, der ausschließlich von muslimischen Gelehrten und religiösen Führern verfasst wurde, die die Worte von Papst Franziskus würdigen und darauf hinweisen, dass Christen und Muslime insbesondere dank der Enzyklika „Fratelli tutti“ und des Dokuments von Abu Dhabi Respekt, Toleranz, Frieden und Harmonie in der Gesellschaft fördern wollen. In diesem Text argumentieren muslimische Gelehrte, dass die Anwesenheit des Papstes in Indonesien das Gesicht des indonesischen Islams hervorheben wird, das sich auf das Konzept der „Mäßigung“ konzentriert, und dass dies möglicherweise einen Einfluss auf die Bewältigung von Konflikten auf religiöser Basis in der ganzen Welt haben kann.

Unter den indonesischen Medien ist die „Kompas Gramedia“-Gruppe, die katholische Wurzeln hat und noch immer mit dem Christentum verbundene Werte pflegt, eines der wichtigsten Unternehmen im Mediensektor. Sechzig Jahre nach der Gründung hat sich der „Kompas Gramedia“-Verlag zu einem multisektoralen Unternehmen entwickelt, das nicht nur im Bereich der Kommunikation (TV, Radio, Print, Digital), sondern auch in anderen Sektoren wie Buchhandel, Bildung in Zusammenarbeit mit Universitäten und Ausbildungsinstituten, Hotels, der Organisation von Großveranstaltungen (wie dem G20 oder dem Großen Preis von Indonesien für Motorräder, Konzerten), Produktion und Immobilien tätig ist: ein Großunternehmen mit insgesamt rund 19.000 Beschäftigten

„Kompas ist ein Konzern, der bezeugt, wie man in Indonesien auf hohem Niveau und mit christlichem Geist Geschäfte machen kann, ein Geist, der auch heute noch lebendig ist“, sagt Glory Oyong, Direktorin für Unternehmenskommunikation bei ‚Kompas Gramedia‘, gegenüber der Fides.

Die Geschichte der „Kompas“-Gruppe begann im Jahr 1965. „Damals schlug General Ahmad Yani, ein Mitglied der Regierung, Frans Seda, einem katholischen Minister in Sukarnos Regierung, vor, dass die katholische Glaubensgemeinschaft eine Presseagentur gründen sollte, um ein Gleichgewicht zu schaffen und mit den Medien mitzuhalten, die mit der Kommunistischen Partei oder anderen Realitäten wie den muslimischen Gemeinschaften verbunden waren“, so Oyong. Fachleute wie P.K. Ojong, der über Erfahrungen als Redakteur bei der „Star Weekly“ verfügte, und Jakob Oetama, einer der Leiter der katholischen Zeitschrift „Penabur“, wurden ausgewählt, die neue Initiative zu leiten.

Mit dem Einverständnis des indonesischen Präsidenten Sukarno machten sie sich daran, eine neue Zeitung zu gründen, die zunächst „Bentara Rakyat“ (Volksbote) heißen sollte, aber dann „war es Präsident Sukarno, der den Namen ‚Kompas‘ (Der Kompass) vorschlug“, so Oyong weiter. Nachdem eine Mindestzahl 5.000 Abonnenten erreicht worden war, wurde 1965 schließlich die Zeitung „Kompas“ gegründet, die „anfangs von den Bischöfen und der katholischen Glaubensgemeinschaft finanziert und kulturell und moralisch stark unterstützt wurde“. Die Zeitung verstand sich jedoch nie als konfessionelle Zeitung, „sondern vertrat immer einen integrativen Charakter. Selbst bei der Einstellung von Mitarbeitern und Journalisten war sie immer ein Miniatur-Indonesien, das den pluralistischen Charakter des Landes widerspiegelt“, merkt Glory Ojong an, „Kompas arbeitet mit dem Auftrag, dem Gemeinwohl zu dienen, und lässt sich dabei von ihrem Motto ‚Amanat Hati Nurani Rakyat‘ leiten, d.h. das Gewissen des Volkes zu respektieren“. „Wir stellen die Menschen an die erste Stelle; die Bedürfnisse, die Erwartungen, die Bedürfnisse der Armen, es gibt auch einen Bildungsauftrag, der bereits im Namen enthalten ist, um Orientierung zu geben,“ bemerkt sie. Der Sitz von Kompas wurde am 28. Juni 1965 in einem Büro in der Innenstadt von Jakarta gegründet. Die Auflage stieg von 4.800 Exemplaren im Jahr 1965 auf rund 500.000 im Jahr 2014. Seit 1969 ist „Kompas“ die größte indonesischsprachige überregionale Zeitung des Landes. „In Indonesien sind wir heute die Nummer eins der Nachrichtenkanäle nach Einschaltquoten und auch in den sozialen Medien wie YouTube, Instagram und Tik Tok“, bestätigt Oyong.

„Die Kompas-Gruppe ist in all ihren Ausprägungen nicht nur ein gewinnorientiertes Unternehmen“, stellt sie fest. „Wir wollen uns um die Menschen kümmern, uns um die Menschenwürde und die Solidarität kümmern, unsere christlichen Werte leben, jeden Tag, in unserer Arbeit“. „Das gesamte Mediensystem“, versichert Oyong, „wird im Dienst des Besuchs von Papst Franziskus stehen“. „Kompas“ wirkt im Veranstaltungsausschuss mit und „fungiert als Brücke zu anderen indonesischen und internationalen Medien“. Das Fernsehen wird die Ereignisse rund um den Papstbesuch live übertragen, so dass die breite Öffentlichkeit das Ereignis mitverfolgen kann. „Es wird auch“, so betont Oyong abschließend, “ein Dienst für die jungen Menschen sein, die heute in den sozialen Medien leben und auch dort den Geist der Einheit atmen können, gemäß unserem nationalen Motto, der Einheit in der Vielfalt. Unsere Kommunikation versteht sich als Dienst an dieser Vision“.

 

(Fides 30/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 30.08.2024

VATIKAN - Außerordentliche Vollversammlung des Missionsdikasteriums: Die Zukunft der Päpstlichen Universität Urbaniana steht im Mittelpunkt

 

Von Gianni Valente

 

Vatikanstadt (Fides) - Die Päpstliche Universität Urbaniana steht an einem wichtigen Wendepunkt ihrer langen und einzigartigen Geschichte. Am 29. und 30. August nehmen die Mitglieder des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erste Evangelisierung und die neuen Teilkirchen) an einer „Außerordentlichen Vollversammlung“ in Rom teil, die ad hoc einberufen wurde und nur einen einzigen Punkt auf der Tagesordnung hat.

Kardinäle, Bischöfe, Ordensfrauen und Missionare aus den fünf Kontinenten befassen sich zwei Tage lang intensiv mit Überlegungen, Berichten und Debatten über die Identität, den Auftrag, die Erwartungen und die Zukunft der Institution, die vor fast vierhundert Jahren von Papst Urban VIII. gegründet wurde, um die Kirchen in aller Welt bei der Verkündigung des Evangeliums zu unterstützen.

Die Vollversammlung findet im Rahmen einer Perspektive der Neubelebung der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen universitären Einrichtungen, die von Papst Franziskus, auch durch die Apostolische Konstitution „Veritatis gaudium“ über die kirchlichen Universitäten und Fakultäten, wiederholt gefordert wurde.

Die Vollversammlung ist ein Zwischenschritt in einem gemeinsamen kirchlichen Unterscheidungsprozes über den gegenwärtigen und zukünftigen Weg der Urbaniana-Universität. Ein Prozess der synodalen Auseinandersetzung, den das Dikasterium seit langem im Dialog mit den Ortskirchen eingeleitet hat. Insgesamt 26 Bischofskonferenzen der Kirchen, die in den Gebieten im Zuständigkeitsbereich des Missionsdikasteriums vertreten sind (vor allem aus Asien und Afrika), haben ihre Überlegungen, Vorschläge und Erwartungen zu den Kriterien, die zu befolgen sind, und zu den operativen Entscheidungen, die zu treffen sind, um den Dienst der Urbaniana-Universität im Hinblick auf die örtlichen kirchlichen Gemeinschaften immer wirksamer zu gestalten, übermittelt. Nach der Einführungsrede von Kardinal Luis Antonio G. Tagle, dem Propräfekten des Missionsdikasteriums und Großkanzler der Urbaniana-Universität, werden die Beiträge der Bischofskonferenzen im Mittelpunkt der synodalen Arbeitssitzungen der Vollversammlung stehen, die in den Räumlichkeiten der Universität stattfinden wird.

 

Identität, Geschichte, Zukunft

 

Die Geschichte der Päpstlichen Universität Urbaniana ist einzigartig und war von Anfang an eng mit den Angelegenheiten der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden (die heute der von Kardinal Tagle geleiteten Sektion des Dikasteriums für Evangelisierung entspricht).

Die Universität am Gianicolo-Hügel ist die einzige Einrichtung von solcher Bedeutung, die seit Jahrhunderten als integraler und struktureller Bestandteil eines Dikasteriums des Heiligen Stuhls anerkannt ist. Die Mehrheit der Studenten, die an der Urbaniana-Universität studieren, werden durch Stipendien unterstützt, die vom Missionsdikasterium finanziert werden. Und in den Intuitionen, die einst zur Gründung führten finden sich noch immer die Züge von prophetischer Weitsicht.

Das Collegio Urbano, die erste Keimzelle der heutigen Universität, wurde bereits 1627 gegründet, um das Personal der Ortskirchen für den Auftrag der Verkündigung des Evangeliums in ihren jeweiligen Kirchenbezirken auszubilden.

Es ging darum, den Seminaristen, Priestern und Ordensschwestern intellektuelle, pastorale und spirituelle Instrumente an die Hand zu geben, die ihnen bei der Erfüllung ihrer Mission im Dienst ihrer jeweiligen Herkunftskirche nützlich waren.

Bereits vor der Mitte des 17. Jahrhunderts wohnten im Sitz des historischen Palastes an der Piazza di Spagna (in dem sich heute das Missions-Dikasterium befindet) Studenten aus Gebieten, die direkt der Kongregation „De Propaganda Fide“ unterstanden, und besuchten den Lateinunterricht in der Vielfalt ihrer Sprachen und kulturellen Hintergründe, vereint im Glauben.

Die Geschichte der Päpstliche Universität ist eng mit der Geschichte der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden und hat auch deren grundlegende Merkmale angenommen, die sie zu einer „globalen“ Institution machen. Sie steht in der ständigen Spannung, die Einheit des katholischen Glaubens mit der Vielfalt der Kulturen, politischen Formen, Zivilisationen und Sprachen zu verbinden.

Die vielen Studenten, die aus ihren jeweiligen Ländern nach Rom kamen und zunächst am Collegio Urbano und später an der Päpstlichen Universität Urbaniana ausgebildet wurden, ohne deren Kulturen zu zerstören, können auch als ein außergewöhnliches Experiment angesehen werden mit dem Ziel, „ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Achtung zwischen den Völkern und Kulturen“ zu leisten (Gianpaolo Romanato), das Jahrhunderte vor den „Erasmus“-Programmen auf den Weg gebracht wurde, die heute von modernen akademischen Einrichtungen gefördert werden.

 

Leitlinien für neue Schritte

 

Die Daseinsberechtigung der Päpstlichen Universität Urbania und der grenzenlose Horizont, auf den sie ihre missionarische Berufung ausrichtet, scheinen heute nicht an Bedeutung verloren zu haben. Es genügt, sich auf das unablässige missionarischen Lehramtes von Papst Franziskus zu besinnen und den ständigen Aufruf zur „missionarischen Umkehr“, den er an alle kirchlichen Instanzen richtet.

Es ist genau diese Relevanz für die missionarische Dynamik, die das Wesen der Päpstlichen Universität Urbaniana weiterhin in einer spezifischen und nicht „assimilierbaren“ Weise kennzeichnet und aus der sich auch geeignetere Kriterien und operative Entscheidungen ergeben, um ihren Dienst an den Ortskirchen zu revitalisieren und neu auszurichten, indem man erkennt, was am nützlichsten und fruchtbarsten für deren heutige Mission ist.

Die Teilnehmer der Plenarsitzung werden über Kriterien und Vorschläge zur Erneuerung der akademischen Instrumente, Methoden und Verfahren sowie über zu verstärkende Studienbereiche diskutieren können, um die Aufmerksamkeit für die Kontexte und die Haltung des Zuhörens gegenüber den lokalen Kulturen, die das akademische und bildungspolitische Engagement der Urbaniana seit jeher kennzeichnen, zu betonen und auf die Gegenwart anzuwenden. Die Zahl der Studien- und Forschungszentren, die sich auf bestimmte Lehrbereiche und Themen konzentrieren, soll nach dem Vorbild des Zentrums für Chinesisch- und Asienstudien, das bereits seit 1975 an der Urbaniana tätig ist, erweitert werden. Neue und noch nicht genutzte Ressourcen, wie die Beziehungen zu dem Netz von nicht weniger als 106 Instituten und Studienzentren, die der Päpstlichen Universität angegliedert oder auf verschiedene Weise mit ihr verbunden sind, sollen ausgebaut und in neuen Formen wiederbelebt werden. Diese Zentren und Institute, die in 40 Ländern der Welt verstreut sind, stellen auch wertvolle Kanäle des Kontakts und der ständigen Gemeinschaft zwischen der akademischen Gemeinschaft der Universität Urbaniana und den Ortskirchen und ihren Studien- und Ausbildungseinrichtungen dar.

 

Die Umstrukturierung hat bereits begonnen

 

In den Arbeitssitzungen werden auch die ersten Auswirkungen der Phase der Erneuerung und Neuausrichtung des Bildungsangebots aufgezeigt und evaluiert werden, die bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, nachdem Papst Franziskus im September 2023 Professor Vincenzo Buonomo zum Päpstlichen Delegaten für die Päpstliche Universität Urbaniana mit der Funktion des Rektors ernannt hatte.

Im Dekret zur Ernennung von Professor Buonomo wies Papst Franziskus auch auf die Dringlichkeit hin, „die Struktur der Universität zu überarbeiten und die Statuten und andere Vorschriften, die das Leben der Fakultäten und Institute regeln, mit der Apostolischen Konstitution ‚Veritatis gaudium‘ in Einklang zu bringen, sowie die Verwaltungsorganisation mit den für die Einrichtungen des Heiligen Stuhls geltenden Normen abzustimmen“. Der Papst erinnerte auch an den bereits eingeleiteten Prozess, „der darauf abzielt, die päpstlichen römischen akademischen Institutionen, die direkt vom Apostolischen Stuhl verwaltet werden, neu zu organisieren“.

Die begonnene Umgestaltung hat die Aufforderung, strukturelle und operative Synergien zu suchen bereits konkret umgesetzt, insbesondere (aber nicht nur) wurde ein Netzwerk der anderen Päpstlichen Universitäten in Rom gebildet, um das Risiko der Verschwendung wertvoller Energie und Ressourcen zu vermeiden (z.B. die Vermeidung der Fortführung von „Doppelungen“ von Lehren und akademischen Kursen, die bereits an anderen Päpstlichen Universitäten vorhanden sind). Die Leitlinien beinhalten unter anderem die Stärkung der Fakultät für Missionswissenschaft (die einzige, die noch innerhalb der Päpstlichen Universitäten in Rom tätig ist) und die Ausrichtung der Lehrveranstaltungen der Fakultät für Kirchenrecht auf den Bereich des „Missionsrechts“ im Dienste der jüngeren Kirchen.

Der an der Päpstlichen Universität Urbaniana eingeleitete Umstrukturierungsprozess wird auch durch einige Vergleichsdaten belegt. Im Athenaeum gab es Anfang Oktober 2023 insgesamt 62 „residierende“ Professoren und 113 „beauftragte“ oder Gastprofessoren. Diese Zahlen wurden erheblich reduziert, nachdem die Nichtinanspruchnahme und die geringe Zahl der Studenten in vielen Kursen überprüft worden war. Zu Beginn des nächsten akademischen Jahres wird es an der Universität Urbaniana nur noch 47 „residierende“ Dozenten und 40 „beauftragte“ oder Gastdozenten geben, während für die Gesamtverwaltung der Universität in den voraussichtlichen Budgets für 2025 eine Kostensenkung von insgesamt 1.514.180 Euro veranschlagt wird.

Die Teilnehmer der Vollversammlung werden am Freitag, den 30. August, vormittags von Papst Franziskus in Audienz empfangen.

(Fides 29/8/2024)

 

AFRIKA/KENIA - Vorsitzender der Bischofskonferenz: „Mit der richtigen Bildung kann die Generation Z Kenia zum Besseren verändern“

 

Nairobi (Fides) – „Junge Kenianer stehen für gute Absichten und wollen einen tiefgreifenden Wandel im Land“, sagt der Vorsitzende der Kenianischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Kisumu, Maurice Muhatia Makumba, im Interview mit Fides.

 

Die jüngsten Proteste, die Präsident William Ruto dazu veranlassten, das Finanzgesetz zurückzuziehen und die Regierung umzubilden, wurden von der so genannten Generation Z organisiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

 

Die jungen Kenianer sind sehr dynamisch und energiegeladen und wollen das Land zum Besseren verändern. Diese Tatsache ist an sich schon eine positive Herausforderung für uns alle. Welche Bildung können wir den jungen Menschen geben, die so sehr nach Gerechtigkeit dürsten? Die von den neuen Generationen geforderten Veränderungen werden durch Werte, Ehrfurcht vor Gott und gegenseitige Fürsorge bestimmt. Unsere Bischofskonferenz will daher die richtige Bildung junger Menschen bieten, um sie zu befähigen, diese Veränderungen konkret herbeizuführen und das Land zu führen.

 

Was bedeutet das ganz konkret?

 

Als Bischofskonferenz nehmen wir die Probleme der neuen Generationen sehr ernst. Auf kirchlicher Ebene kümmern wir uns in erster Linie um die jungen Menschen nicht als eine Gruppe, sondern je nach Alter. Kinder werden vom Päpstlichen Kindermissionswerk begleitet, während wir für Jugendliche und Heranwachsende mehrere katholische Gruppen anbieten, in denen sie mitwirken können. Wir haben also eine Vielzahl von Gruppen, in denen sich junge Menschen ihrem Alter entsprechend bilden können, um im Glauben voranzukommen.

 

Glauben Sie, dass die Generation Z Führungskräfte hervorbringen wird, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt?

 

Ja das glaube ich, denn die Art und Weise, wie diese jungen Menschen an soziale Fragen herangehen, basiert auf den richtigen Werten der Solidarität. Wir werden künftig in Kenia und Afrika bessere Führungskräfte haben, vor allem mit einer guten Vorbereitung und Ausbildung. Denn die jungen Menschen haben gute Absichten.

 

Werden die jungen Kenianer also in der Lage sein, ein Beispiel für ihre Altersgenossen in anderen afrikanischen Ländern zu geben?

 

Auf jeden Fall, aber ich möchte auf der Bedeutung der richtigen Bildung bestehen. Andere afrikanische Länder können sich von unserem Land inspirieren lassen, aber sie müssen ihren jungen Menschen eine angemessene Bildung bieten, damit sie einen positiven Wandel in der Gesellschaft bewirken können.

 

Wie erlebt die Kirche in Kenia diese Phase?

 

Die Kirche in Kenia wird zunehmend lebendiger, es gibt immer mehr Menschen, die den Glauben weitergeben, religiöse Eheschließungen nehmen zu, ebenso wie Priester- und Ordensberufungen. Wir beten dafür, dass dieser Geist der Erneuerung, der unter den jungen Kenianern herrscht, positive Früchte für die Kirche und das Land trägt.

(L.M.) (Fides 29/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Das Dokument von Abu Dhabi: Wegweiser für den indonesischen Islam

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - „Die Versuche, in Indonesien eine Theokratie einzuführen, sind gescheitert. Dies geschah bei mindestens zwei Gelegenheiten, Mitte des 20. Jahrhunderts und dann in den 1990er Jahren. Diese Versuche wurde von den indonesischen Muslimen damals nicht unterstützt und würde dies auch heute nicht“, sagt der auch als „Gus Ulil“ bekannte muslimischer Gelehrte und Geistliche Ulil Abshar-Abdalla im Interview mit Fides. Er ist Mitglied der islamischen Vereinigung „Nahdlatul Ulama“ (NU), in der er Präsident des Institut für Studien und Entwicklung von Humanressourcen „Lakpesdam“ ist. Ulil ist auch Mitglied der Indonesischen Konferenz für Religion und Frieden (ICRP).

Der Wissenschaftler erläutert den indonesischen Islam im Vorfeld des Besuch von Papst Franziskus, der sich auf der ersten Etappe seiner Reise in vier asiatische Länder vom 3. bis 6. September in Indonesien aufhalten wird. „Wir sind ein Islam, der enge Beziehungen zur katholischen Kirche unterhält: Wir werden dem Papst mit Respekt, Achtung und Freundschaft begegnen und teilen Ideale und eine Vision, nämlich die der Brüderlichkeit und des Friedens zwischen den Völkern und Religionen“, erklärt er.

Um den heutigen indonesischen Islam zu erklären, blickt Ulil auf die Geschichte des Islams in diesem Land zurück, im „Nusantara“ oder „Archipel“, der historischen Bezeichnung für das Gebiet, das Indonesien und Teile der südostasiatischen Region wie Malaysia und Singapur umfasst.

„In dieser Region begann nach den ersten Kontakten mit dem Islam im 7. bis 9. Jahrhundert ab dem 13. Jahrhundert der Prozess der Islamisierung. Der von arabischen Händlern eingeführte Islam wurde von einem großen Teil der Bevölkerung in diesem Land angenommen und wurde schließlich zur Mehrheitsreligion. Der Islam nahm in dieser Region Einflüsse aus den Kulturen, Bräuchen und Traditionen dieses Gebiets auf. Es gab einen Prozess der Anpassung an den lokalen kulturellen Kontext, der in seiner historischen Entwicklung einen bestimmten Typus des Islam hervorbrachte. Wir bezeichnen dies heute als 'Nusantara Islam', um den Islam so zu beschreiben und zu verstehen, wie wir ihn in diesem besonderen Teil der Welt sehen und praktizieren“.„Unter den besonderen Merkmalen“, fährt er fort, “würde ich eine tiefe Toleranz gegenüber verschiedenen Denkweisen, religiösen Systemen und Kulturen nennen; das friedliche Zusammenleben mit Menschen unterschiedlichen Glaubens; die Fähigkeit, sich der Situation und dem soziopolitisch-kulturellen Kontext anzupassen; sowie Mäßigung, Ausgewogenheit“.

Im indonesischen Islam“, so Ulil Abshar-Abdalla weiter, “ist die Rolle der Frau im öffentlichen und privaten Leben sehr wichtig. Schon seit vielen Jahrhunderten sind Frauen in der Öffentlichkeit stark vertreten“.

Auf historischer Ebene, insbesondere in Bezug auf die Politik, „sollte bedacht werden, dass wir hier keine historische Erfahrung mit einem Kalifat im Sinne des Nahen Ostens oder Nordafrikas haben. Das heißt, es gab historisch gesehen keine Dynastie, die sowohl die politische als auch die religiöse Macht innehatte. Deshalb verlief in Indonesien der Übergang vom traditionellen Staat zum modernen Staat relativ reibungslos, ein Prozess ohne Konflikte auf dieser Ebene (Konflikte gab es mit den Kolonialmächten, Anm. d. Red.). Islamische Religionsvertreter und Bewegungen spielten neben der säkularen nationalistischen Bewegung eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen die niederländischen Kolonialherrscher. Wer glaubt, dass nur die säkulare nationalistische Bewegung ausschlaggebend für die Unabhängigkeit war, der irrt: An der Unabhängigkeitsbewegung waren unterschiedliche Menschen beteiligt, Laien, kommunistische Muslime, Menschen aller Couleur. Muslime und ihre Organisationen kämpften für den Aufbau des Nationalstaates“.

Gus Ulil spricht nicht von einem „säkularen Staat“, „in einer angemesseneren Terminologie muss man sagen, dass sie für einen Nationalstaat gekämpft haben. Dieser basierte nicht auf der Religion, aber er hatte auch keine völlig säkulare Grundlage. Es ist also eine Art Mittelweg“. Man habe sich auf die „Pancasila“ geeinigt, die „Charta der fünf Prinzipien“, die die Grundlage des neuen Staates bildete. Dazu gehörte der Grundsatz des Glaubens an Gott, aber auch ein gemeinsamer, vereinender Aspekt für die verschiedenen religiösen, politischen und kulturellen Blöcke, die alle am Aufbau eines neuen Staates beteiligt waren. „Verantwortlich für die Formulierung der „Pancasila“ war Sukarno, der dem nationalistischen Block angehörte, aber ich möchte darauf hinweisen, dass auch er ein gläubiger Muslim war, der der Muhammadhya-Bewegung angehörte. So wurde von Anfang an die öffentliche Rolle der Religion - nicht nur einer Religion - für die Zivilgesellschaft anerkannt“, betont er und erinnert daran, dass „nach der Proklamation unserer Unabhängigkeit eine Gruppe entstand, die für die Schaffung eines islamischen Staates, ‚Darul Islam‘, eintrat.Deren führender Vertreter Soekarmadji Kartosuwiryo war ein Schulkamerad von Sukarno und entwickelte in den 1940er und 1950er Jahren die Idee, einen islamischen Staat zu schaffen. Er hatte jedoch weder politische Unterstützung noch fand er eine Anhängerschaft unter der Bevölkerung. Er wurde später in den 1960er Jahren hingerichtet. „In jüngerer Zeit“, so fährt er fort, “wurde ein weiterer Versuch von der ‚Jamaah Islamiyah a Indonesia‘ unternommen, die in den 1990er Jahren von Abu Bakar Bashir gegründet wurde. Auch dieser Versuch ist gescheitert. Ende Juni (diesen Jahres, Anm.d.R.) erklärten führende Mitglieder der ‚Jemaah Islamiyah‘ nun die Auflösung der Gruppe. Die Anführer versprachen, nicht mehr zur Gewalt zu greifen und den Terrorismus aufzugeben und erklärten, dass sie die Idee des indonesischen Nationalstaates wieder anerkennen“.

Das heutige Indonesien, so schließt er, „steht vor dieser Art von Herausforderungen. Die politische Vision zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen dem Phänomen der übermäßigen Säkularisierung, bei der Gesellschaft und Kultur jeglichen Bezug zu Gott verlieren, und der Islamisierung zu finden. Dieser Mittelweg ist der Weg, der heute Unterstützung findet. Und er manifestiert sich in einem von der Regierung ins Leben gerufenen Programm namens 'Moderasi beragama', d. h. 'Religiöse Mäßigung', das vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten begleitet wird. „Es ist ein Projekt, das von Organisationen wie Muammhaduya und NU unterstützt wird, breite Akzeptanz genießt und auch in den Schulen durchgeführt wird“.

„Unsere Vision, die von spiritueller Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit geprägt ist, findet ihren Ausdruck in häufigen religiösen Treffen. Der Besuch der beiden führenden Religionsvertreter in Indonesien, die in Abu Dhabi das 'Dokument über die Brüderlichkeit der Menschen für den Weltfrieden und das gemeinsame Zusammenleben' unterzeichnet haben, unterstreicht diese Vision. Der Scheich von Al-Azhar kam im Juli nach Indonesien, der Papst kommt im September. Es sind Besuche, die in die gleiche Richtung gehen, nämlich in die des Dialogs, der guten Beziehungen, der Toleranz und der Geschwisterlichkeit“, stellt er fest.„Dieses Dokument ist ein Wegweiser für uns. Es wird auch in Indonesien sehr geschätzt, wir verbreiten diesen Geist, indem wir Konferenzen und Seminare organisieren, um es einem größeren Publikum vorzustellen. Wir danken dem Papst dafür. Es ist ein Text, der praktiziert und nicht nur gelesen werden sollte“.

 

(Fides 29/8/2024) 


FIDES-NACHRICHTEN - 29.08.2024

VATIKAN/GENERALAUDIENZ - "Die systematische Abweisung von Migranten ist eine schwere Sünde”

 

Vatikanstadt (Fides) - “Es muss klar gesagt werden: Es gibt Menschen, die systematisch und mit allen Mitteln versuchen, Migranten abzuwehren. Und das ist, wenn es bewusst geschieht, eine schwere Sünde“., so Papst Franziskus bei der Generalaudienz am heutigen Mittwoch. Der Papst unterbrach den Zyklus der Katechese über den Heiligen Geist, der die Kirche leitet, und sprach vor den vielen Pilgern und Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, über das Thema „Meer und Wüste“, zwei Worte, die, wie er erklärte, „in so vielen Erfahrungsberichten auftauchen, die ich erhalte, sowohl von Migranten als auch von Menschen, die sich für ihre Rettung einsetzen“.

Wenn ich „Meer“ sage, betont Papst Franziskus, „meine ich im Zusammenhang mit der Migration auch den Ozean, den See, den Fluss, all die tückischen Gewässer, die so viele Brüder und Schwestern in jedem Teil der Welt überqueren müssen, um ihr Ziel zu erreichen“. Und „mit Wüste“, so betont er, „ist nicht nur die von Sand- und Dünen- und Felsenwüste, sondern auch unzugänglichen und gefährlichen Gebiete wie Wälder, Dschungel, Steppen, in denen die Migranten allein und sich selbst überlassen unterwegs sind“.

Über das Mittelmeer, so der Bischof von Rom weiter, „habe ich schon oft gesprochen, weil es sinnbildlich ist: Das ‚mare nostrum‘, ein Bindeglied zwischen Völkern und Zivilisationen, ist zu einem Friedhof geworden. Und die Tragödie ist, dass es möglich gewesen wäre, viele, die meisten dieser Toten zu retten“.

„Manchmal werden leider auch Wüsten zu Friedhöfen für Migranten“, so der Papst weiter, „Und dabei handelt es sich oft nicht um einen „natürlichen“ Tod. Nein. Im Zeitalter der Satelliten und Drohnen gibt es Migranten, Männer, Frauen und Kinder, die niemand sehen darf: sie werden versteckt. Nur Gott sieht sie und hört ihren Schrei. Und das ist eine Grausamkeit unserer Zivilisation“.

In einem Punkt sind wir uns alle einig: In diesen tödlichen Meeren und Wüsten sollten die Migranten von heute nicht sein - aber leider sind sie es. Und das werden wir weder durch restriktivere Gesetze noch durch eine Militarisierung der Grenzen und auch nicht durch Zurückweisung erreichen. Wir werden es nur dann erreichen, wenn wir mehr sichere und legale Zugangswege für Migranten schaffen, indem wir Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und den vielen Katastrophen fliehen, Zuflucht gewähren“, so Papst Franziskus, „Wir werden es erreichen, wenn wir alles nur Mögliche tun, um eine globale Steuerung der Migration auf der Grundlage von Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Solidarität zu erreichen. Und indem wir mit vereinten Kräften den Menschenhandel bekämpfen und den kriminellen Menschenhändlern das Handwerk legen, die die Not anderer gnadenlos ausnutzen“.

Abschließend würdigt der Papst „den lobenswerten Einsatz der vielen barmherzigen Samariter“, „die alles tun, um den Migranten zur Hilfe zu kommen, die auf den Routen der verzweifelten Hoffnung in allen fünf Kontinenten verletzt und allein zurückbleiben. Diese mutigen Männer und Frauen sind ein Zeichen für eine Menschheit, die sich nicht von der negativen Kultur der Gleichgültigkeit und des Wegwerfens anstecken lässt: was die Migranten tötet, ist unsere Gleichgültigkeit“.

Und er erinnert an „die vielen tüchtigen Menschen, die an vorderster Front aktiv sind: an Mediterran Savings Humans und viele andere Organisationen -, ist von diesem Kampf für die Zivilisation nicht ausgeschlossen: wir können vielleicht nicht an vorderster Front stehen, aber wir sind nicht ausgeschlossen. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten, allen voran das Gebet. Und so frage ich euch: betet ihr für die Migranten, für diese Menschen, die zu euch kommen, um ihr Leben zu retten? Oder wollt ihr sie vertreiben?”

Vor wenigen Tagen schloss sich ein Segelboot der Stiftung „Fano-Fossombrone-Cagli-Pergola Migrantes“ dem Schiff „Mare Jonio“ der Vereinigung „Mediterranean Saving Humans“ an. Ziel der in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Migrantes“ durchgeführten Spedition war es, Daten und Informationen über die Überwachung, Suche und Rettung von Migranten im Mittelmeer zu sammeln und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu dokumentieren.

Als Antwort auf die Appelle von Papst Franziskus, der anlässlich der 50. Sozialen Woche der Katholiken in Italien daran erinnert hatte, dass „die Herausforderung für die kirchliche und zivile Gemeinschaft darin besteht, Offenheit und Stabilität, Aufnahme und Identität zu verbinden“ war dies Initiative eine Ausdruck der Nähe der Kirche zu denjenigen, die vor Krieg, Gewalt und Hunger fliehen, sowie der italienischen Küstenwache zu danken (die in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 mehr als 15.000 Menschenleben gerettet hat) und mit Blick auf die Ordnungskräften, die an Rettungsaktionen auf See beteiligt sind, deren ihre Kompetenz, Professionalität und Menschlichkeit zu würdigen.

Papst Franziskus hatte die Mission des „Mare Jonio“ und all jene ermutigt, die in Abstimmung mit den italienischen Behörden und im Einklang mit dem Gesetz dazu beitragen, das Leben von Migranten zu retten.

„Das Ziel dieser Initiative war es, die Geschehnisse im ‚mare nostrum‘ besser zu verstehen, damit wir im Hinblick auf eine vollständige Dokumentation und authentische Zeugnisse mehr Bewusstsein und Wissen erlangen können. Im Gegensatz zu den Berichten einiger Presseorgane handelte es sich nicht um ein Boot der italienischen Bischofskonferenz, sondern um die Unterstützung der Migrantes-Stiftung für die Initiative einer lokalen Kirche, nämlich der Diözese Fano, zur Förderung einer besseren Information über das Migrationsphänomen, frei von Vorurteilen und Polarisierung“, so Gian Carlo Perego, Erzbischof von Ferrara-Comacchio und Präsident der „Migrantes“-Stiftung zu der Mission.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen sind zwischen dem 1. Januar und dem 17. August dieses Jahres mehr als 1.000 Menschen im zentralen Mittelmeer gestorben oder vermisst worden, während fast 14.000 auf See aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht wurden, einem Land, das von der UNO als „nicht sicher“ eingestuft wurde.

(F.B.) (Fides 28/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Interreligiöse Familien, Indonesiens Aushängeschild: Diese Priester sind Söhne muslimischer Mütter

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Bei den Feierlichkeiten zu seiner Bischofsweihe erwähnt Ciprianus Hormat, Bischof von Ruteng auf der indonesischen Insel Flores, fast beiläufig die breite und begeisterte Teilnahme seiner „muslimischen Verwandten“. Dies ist ein beredtes Zeichen dafür, dass „interreligiöse“ Familien eine weit verbreitete und allgegenwärtige Realität in der indonesischen Gesellschaft darstellen. Eine Realität, in der man im alltäglichen Leben eine Haltung erlebt, die die spirituelle Erfahrung des anderen begrüßt, was auch immer das sein mag: selbst wenn es sich um Kinder handelt, die vielleicht einen anderen Glauben als den ihrer eigenen Familie wählen. „Dies gilt auch, wenn es darum geht, die Berufung zum Priester- und Ordensleben zu respektieren und nicht zu behindern, wenn diese auch von Eltern oder Familienmitgliedern, die sich zum Islam oder zu einem anderen Glauben bekennen, als Geschenk angenommen wird“, betont der Bischof von Ruteng. „Es herrschen familiäre Bindungen vor, und auf geistlicher Ebene wird der Glaube eines jeden Verwandten ernsthaft respektiert, in dem Bewusstsein, dass die Harmonie ein kostbares Geschenk ist, das es zu bewahren gilt“, stellt er fest.

Die Lebensgeschichten von vier indonesischen Priestern aus interreligiösen Familien „zeigen, dass Unterschiede keine Hindernisse sind, dass das geistliche Leben immer ein Reichtum ist, dass die familiäre Bindung ein Geschenk Gottes ist und Bestand hat. Soutane und Schleier sind keine Hindernisse für die Harmonie, sondern Zeichen der Geschwisterlichkeit“, sagte der Bischof und zitierte die Geschichte von zwei Mitgliedern des Ordens der Steyler Missionare, Pater Robert Belarmin Asiyanto und Pater Agustin Horowura, die beide von der Insel Flores stammen; von Pfarrer Mayolus Jefrigus Ghoba aus Sumba und von Pater Edi Prasetyo, einem indonesischen Dehonianer-Priester (von der Kongregation des Heiligsten Herzens Jesu), der im benachbarten Malaysia zusammen mit anderen Mitbrüdern seiner Kongregation zum Priester geweiht wurde.

Auf Flores, einer indonesischen Insel im Osten des Archipels, in der Zivilprovinz Ost-Nusa Tenggara, beginnt die Geschichte von Robertus Belarminus Asiyanto, der 2015 im Alter von 31 Jahren im „St. Paul Ledalero“-Seminar in Maumere zum Priester geweiht wurde.

In dem südostasiatischen Archipel, das mit mehr als 275 Millionen Einwohnern, die zu 85 % Muslime sind, als das bevölkerungsreichste Land mit muslimischer Mehrheit in der Welt bekannt ist, gilt Flores als das „katholische Herz Indonesiens“, weil es unter den 17 000 Inseln eine Ausnahme darstellt: Es ist eine Insel mit katholischer Mehrheit, auf der von den etwa 4 Millionen Einwohnern 80 % Katholiken sind. Flores ist die Insel, auf der die großen und kleinen Seminare mit jungen Menschen überfüllt sind, und wo es zahlreiche Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben gibt. Sogar Papst Franziskus hat in seiner Predigt bei der Messe zum Tag des geweihten Lebens 2022 angesichts der Berufungskrise daran erinnert, dass man „auf eine Insel Indonesien (Flores, Anm. d. Red.) gehen könne, um welche zu finden“.

Robert Belarmin Asiyantos Mutter, Siti Asiyah, gab als Muslimin ihrem Sohn ihren Segen und unterstützte ihn. Bei der Priesterweihe trug sie islamische Kleidung, einschließlich des Hidschabs, und war zusammen mit den anderen Eltern bei der Eingangsprozession dabei. Die Frau legte ihre Hände auf den Kopf ihres Sohnes und sagte, sie sei sehr glücklich darüber, dass ihr Sohn zum katholischen Priester geweiht wurde. An diesem Tag applaudierten alle Anwesenden ihrer Geste und ihrer öffentlichen Erklärung, die sie während der Weihezeremonie voller Rührung abgegeben hatte. Asiyanto ist seit seiner Kindheit mit dem Einverständnis beider Elternteile katholisch. Mit dem starken Wunsch, seiner priesterlichen Berufung nachzugehen, ging er ins Seminar der Steyler Missionare und bat um den Segen seiner Mutter. Sie sagte: „Folge deinem Herzen“. Eine Mutter, die ihren Sohn mit „dem größten Geschenk im Sinn, der Freiheit, Priester zu werden“, erzogen hat, sagt Pater Robert heute über seine muslimische Mutter.

Der 30-jährige indonesische Priester und Missionar, Pater Agustin Horowura, gehört ebenfalls der Gesellschaft der Steyler Missionare an und ist heute Pfarrer in Brasilien. Seine Berufungsweg begann ebenfalls in Flores und er wuchs im Seminar der Steyler Missionare in der Diözese Maumere (eine der fünf Diözesen von Flores) auf. Schon in jungen Jahren verspürte er den Wunsch, „ganz Gott zu gehören“. Dies erzählte er seinem Vater, einem Katholiken, und seiner Mutter, einer Muslimin. Und die Frau begleitete den kleinen Jungen seit seiner Kindheit zum Katechismus in die katholische Gemeinde und kam seinem Wunsch nach, an der Vorbereitung auf die Erstkommunion und später auf die Firmung teilzunehmen. Ohne zu zögern stimmte sie sich dann mit dem Rektor über seinen Eintritt ins Priesterseminar ab: Agustin wollte Priester werden.

Nach einem Weg, auf dem ihn seine Eltern immer unterstützt haben, kam am Tag seiner Priesterweihe Agustins Familie, katholische Tanten und Onkel, muslimische Großeltern, Verwandte und Freunde, zusammen, um die Freude über eine Lebensentscheidung zu teilen, die für alle, ob Christen oder Muslime, als wertvolles Geschenk angesehen wird, denn „in Indonesien wird die Anwesenheit von Familien mit Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen ganz selbstverständlich gelebt, ohne Vorurteile oder Probleme“, sagte der Pfarrer heute und dankte „meinem Vater, meiner Mutter, allen katholischen und muslimischen Familienmitgliedern: Ihre Unterstützung hat meine Schritte gestärkt“. Heute empfindet er „große Freude, wenn ich an meine Priesterweihe zurückdenke, weil ich meine Familie vereint sehe und alle muslimischen Verwandten, die mit mir in der Kirche und bei der Feier teilnehmen und sich mit mir freuen wollten“.

Auch auf der Insel Sumba, die zur Inselgruppe der Sundainseln gehören, berichtet Pater Frederikus Mayolus Jefrigus Ghoba von der „Atmosphäre der geistigen Gemeinschaft, die er mit seinen muslimischen Verwandten teilte, als er in der Kathedrale von Waitabula zum Priester geweiht wurde“. Die starke menschliche und spirituelle Bindung, so sagt er, hält bis heute an und wird im Laufe der Jahre immer stärker.

Pater Edi Prasetyo (SCJ), ein katholischer Priester der Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu (Dehonianer), erinnert sich mit Rührung an die Umarmung seiner Großmutter, einer glühenden Muslimin, die bei seiner Priesterweihe in Malaysia, wo er zusammen mit anderen Mitbrüdern im Jahr 2019 die Weihe empfing, anwesend war, und sagt: „Alle Mitglieder der Großfamilie und Verwandten der Familien beider Elternteile, christlich und muslimisch, waren bei dieser Feier und vielen anderen anwesend, zur großen Freude aller“.

 

Islamisch-christliche Familien sind über das ganze Land verstreut.

Auf der Insel Sumatra, wo die soziale und religiöse Situation sehr unterschiedlich ist und die Christen eine kleine Minderheit darstellen, hat die Geschichte zweier Zwillingsschwestern, die zwei unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, Aufmerksamkeit erregt und ein Beispiel für Koexistenz und tiefe Zuneiugung geliefert. Die eine ist gläubige Muslimin, folgt den Praktiken ihres Glaubens und nimmt an der Pilgerfahrt nach Mekka teil; die andere ist katholisch und ist in den Orden der Töchter Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen von Merauke im indonesischen Papua eingetreten. Beide empfinden eine innige Liebe füreinander und haben eine enge Beziehung zu ihrer Familie, zu der sie gerne zurückkehren und wo sie tiefen Respekt für ihre unterschiedlichen Glaubensrichtungen erleben.

Auch auf der Insel Java gibt es Beispiele: Das Ehepaar Budi und Rosa (fiktive Namen aus Gründen des Datenschutzes, Anm. d. Red.) lebt in Cibinong in der Provinz West-Java. Der Ehemann kümmert sich jeden Tag um das kleine Familienunternehmen, das aus dem Verkauf von Hühnern an Märkte und Restaurants besteht. Er und seine Frau sind Anhänger des konfuzianischen Glaubens. Sie haben drei Kinder: Das älteste, Cakra, ist 35 Jahre alt und mit Rena, ebenfalls 35, verheiratet. Sie haben zwei Kinder und bekennen sich zum christlichen Glauben. Die zweite Tochter von Budi und Rosa, Kristin (33), ist mit Karam verheiratet; sie haben ein Kind und bekennen sich zum Islam. Tara (30), die dritte Tochter, ist mit Rudi verheiratet, sie haben ein Kind und sind Katholiken. Budi und Rosa nehmen die unterschiedlichen Glaubensrichtungen ihrer Kinder gelassen hin. Wenn ein religiöser Feiertag begangen wird, gratulieren die Familien der Verwandten gemeinsam und feiern gemeinsam. Religiöse Unterschiede sind kein Hindernis für harmonische Familienbande. Das ist es, was Rosa und Budi ihren Kindern beigebracht haben.

 

(Fides 28/8/2024)


Heiliges Land: „Wir fürchten, ein neues Syrien zu werden“

„Kirche in Not“ verstärkt Hilfe für christliche Gemeinden

Blick von einer Kirche auf Teile des Westjordanlands. © Kirche in Not
Blick von einer Kirche auf Teile des Westjordanlands. © Kirche in Not

 

23.08.2024

 

(München/acn) - „Wir hatten gedacht, dass der Krieg nach ein paar Monaten zu Ende sein würde, das war nicht der Fall. Jetzt fürchten wir, dass das Heilige Land zum nächsten Syrien wird, zu einem Krieg ohne Ende.“ Das erklärte die Verantwortliche für soziale Dienste im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, Dima Khoury, beim Besuch einer Delegation des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) vor wenigen Wochen.

 

Der Gaza-Krieg habe nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in den unmittelbaren Kampfgebieten, sondern in allen Landesteilen Israels und den Palästinensischen Gebieten, so Khoury: „Die Mittelschicht wurde arm, und die Armen noch ärmer. Viele Familien, die eigene Unternehmen besaßen, haben das Land verlassen.“ 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 28.08.2024

VATIKAN - Kardinal Tagle zur Reise des Papstes nach Asien und Ozeanien: „Kleine Kirchen können uns etwas lehren“

 

Von Gianni Valente und Fabio Beretta

 

Rom (Fides) - Vier Länder auf zwei Kontinenten und insgesamt fast 40.000 Kilometer Wegstrecke. Papst Franziskus wird am 2. September vom Flughafen Fiumicino abheben und seine längste und anspruchsvollste Reise beginnen, die ihn nach Asien und Ozeanien führen wird. Aber der Bischof von Rom verlässt seine Diözese nicht, um Rekorde zu brechen. Diese Reise - so Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle - ist vielmehr „ein Akt der Demut vor dem Herrn, der uns ruft“. Ein „Akt des Gehorsams gegenüber der Mission“.

Während die Reise, in deren Rahmen Papst Franziskus Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur besuchen wird, näher rückt, erläutert der Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen) in einem Gespräch mit der Fides auch, warum die Reise des Nachfolgers Petri unter den Kirchen der „kleinen Herden“ für die gesamte Weltkirche wichtig ist und für alle von Interesse sein wird, denen der Frieden in der Welt am Herzen liegt.

 

Mit fast 88 Jahren steht Papst Franziskus vor der längsten und beschwerlichsten Reise seines Pontifikats. Was bewegt ihn dazu, diese „Tour de Force“ in Angriff zu nehmen?

 

LUIS ANTONIO TAGLE: Diese Reise nach Asien und Ozeanien war eigentlich schon für 2020 geplant. Ich war gerade in Rom angekommen, bei der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, und ich erinnere mich, dass es dieses Projekt bereits gab. Dann musste infolge der Covid-19-Pandemie alles gestoppt werden. Und ich war sehr überrascht, dass der Heilige Vater dieses Projekt wieder aufgegriffen hat. Es ist ein Zeichen seiner väterlichen Nähe zu dem, was er 'existentielle Peripherien' nennt.

Ich muss sagen, ich bin jünger als der Papst, und ich empfinde, dass diese langen Reisen anstrengend sind. Für ihn ist es ein Akt der Demut, selbst diese Müdigkeit in Kauf zu nehmen. Es ist keine Show, um zu zeigen, wozu man noch fähig ist. Als Zeuge sage ich, es ist ein Akt der Demut vor dem Herrn, der uns ruft. Ein Akt der Demut und des Gehorsams gegenüber der Mission.

 

Manche behaupten, dass auch diese Reise bestätige, dass der Papst den Osten bevorzugt und den Westen vernachlässigt...

 

KARDINAL TAGLE: Die Vorstellung, dass Papstreisen ein Zeichen dafür sind, dass der Heilige Vater einen Kontinent oder einen Teil der Welt „bevorzugt“ oder andere Teile vernachlässigt, ist eine falsche Interpretation der päpstlichen Reisen. Nach dieser Reise, Ende September, plant der Papst einen Besuch in Luxemburg und Belgien. Er hat auch viele Länder in vielen Regionen Europas besucht. Ich habe den Eindruck, dass er mit diesen Reisen die Katholiken in allen Kontexten ermutigen will. Man sollte auch bedenken, dass ein großer Teil der Menschheit in diesen Regionen der Welt lebt. In Asien leben zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die Mehrheit dieser Menschen ist arm. Und viele Taufen finden gerade unter den Armen statt. Papst Franziskus weiß, dass es dort viele arme Menschen gibt, und unter den Armen gibt es diese besondere Anziehungskraft für die Person Jesu und für das Evangelium, selbst inmitten von Kriegen, Verfolgungen und Konflikten.

 

 

Andere weisen darauf hin, dass die Zahl der Christen in vielen Ländern, die der Papst besucht, im Vergleich zur Bevölkerung gering ist.

 

KARDINAL TAGLE: Bevor der Papst eine Reise antritt, hat er nicht nur Einladungen von Ortskirchen erhalten, sondern auch von zivilen Behörden und politischen Führern, die formell um einen Besuch des Bischofs von Rom in ihrem Land gebeten haben. Sie wünschen die Anwesenheit des Papstes nicht nur aus Gründen des Glaubens, sondern auch aus Gründen des Interesses der zivilen Behörden. Für sie bleibt der Papst ein starkes Symbol für das menschliche Zusammenleben im Geiste der Geschwisterlichkeit und für die Bewahrung der Schöpfung.

 

Welche Erfahrungen und Begegnungen haben Sie als Hirte der philippinischen Kirche und als Kardinal des Missionsdikasteriums mit den Ländern und Kirchen gemacht, die der Papst bald besuchen wird?

 

KARDINAL TAGLE: In Papua-Neuguinea habe ich auf Ersuchen von Kardinal Ivan Dias, dem damaligen Präfekten der Kongregation „de Propaganda Fide“, einen apostolischen Besuch in den Seminaren gemacht. Ich habe zwei Reisen in zwei Monaten unternommen und Seminare in Papua-Neuguinea und auf den Salomonen besucht. Ich habe auch Indonesien und Singapur besucht, aber ich war nie in Osttimor, obwohl ich viele Male mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus diesem Land zusammengetroffen bin. Für mich ist Asien eine „Welt, die aus verschiedenen Welten besteht“, und als Asiate sehe ich, dass Reisen in Asien den Geist und das Herz für weite Horizonte der Menschlichkeit und der menschlichen Erfahrung öffnen. Auch das Christentum ist in Asien auf eine für mich überraschende Weise verankert. Ich lerne so viel über die Weisheit und Kreativität des Heiligen Geistes. Ich bin immer wieder überrascht, auf welche Weise das Evangelium inmitten verschiedener menschlicher Kontexte zum Ausdruck kommt und verkörpert wird. Ich hoffe, dass der Papst, wir alle im päpstlichen Gefolge und auch die Journalisten diese neue Erfahrung machen können, die Erfahrung der Kreativität des Heiligen Geistes.

 

Welche Gaben und welchen Trost können die kirchlichen Gemeinschaften, die der Papst auf seiner bevorstehenden Reise besucht, der gesamten Kirche anbieten?

 

KARDINAL TAGLE: In diesen Ländern sind die christlichen Gemeinschaften fast überall eine Minderheit, eine „kleine Herde“. An Orten wie Europa genießt die Kirche immer noch einen gewissen kulturellen, sozialen und sogar zivilen „Status“ des Respekts. Aber auch in vielen Ländern des Westens kehren wir zunehmend zu dieser Erfahrung der Kirche als einer kleinen Herde zurück. Und es kann gut tun, einen Blick auf die Kirchen in vielen Ländern des Orients zu werfen, um zu sehen, wie man sich verhält, wenn man sich in einem Zustand der Kleinheit befindet. Die Erfahrung der ersten Apostel, der Jünger Jesu, wiederholt sich in diesen Ländern immer wieder. Ein Pfarrer in Nepal erzählte mir, dass das Gebiet seiner Pfarrei so groß ist wie ein Drittel Italiens: Er hat nur fünf Gemeindemitglieder, die über dieses große Gebiet verstreut sind. Wir befinden uns im Jahr 2024, aber der Kontext und die Erfahrung ähneln denen der Apostelgeschichte. Und die kleinen Kirchen im Orient können uns dazu etwas lehren.

 

Der erste Halt auf der Reise des Papstes ist Indonesien, das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt.

 

KARDINAL TAGLE: Indonesien ist ein Inselstaat mit einer großen Vielfalt an kulturellen, sprachlichen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten. Es ist auch das Land in der Welt mit der größten Anzahl muslimischer Einwohner. Und das große Geschenk des Heiligen Geistes an die indonesische katholische Gemeinschaft ist das friedliche Zusammenleben, das die Vielfalt nicht leugnet. Ich hoffe, dass der Besuch des Papstes der Geschwisterlichkeit unter den Gläubigen verschiedener Religionen neuen Auftrieb geben wird.

 

Haben Sie bei Ihren Besuchen konkrete Anzeichen für dieses geschwisterliche Zusammenleben gesehen?

 

KARDINAL TAGLE: Mir wurde gesagt, dass das Grundstück, auf dem die Katholische Universität steht, ein Geschenk des ersten Präsidenten ist. Eine starke Botschaft, um zu zeigen, dass im indonesischen Volk alle als Brüder und Schwestern akzeptiert werden. Ich erinnere mich auch daran, wie ich am Jugendtag in Asien teilnahm. Angesichts der geringen Zahl von Christen waren unter den Freiwilligen, die an der Organisation beteiligt waren, auch viele junge Muslime. Die Bischofskonferenz stellte mir zwei Assistenten zur Verfügung, beide Muslime, die ihre Aufgaben mit großer Ehrfurcht vor der Kirche erfüllten.

 

Zweiter Halt: Papua-Neuguinea

 

KARDINAL TAGLE: Die Kirche in Papua-Neuguinea ist eine junge Kirche, aber sie hat der Weltkirche bereits einen Märtyrer geschenkt, Peter To Rot, der auch Katechet war. Papua-Neuguinea ist ebenfalls ein multikulturelles Land, in dem verschiedene Stämme leben, die gelegentlich miteinander in Konflikt geraten. Aber es ist auch ein Land, in dem die Vielfalt ein Vorteil sein kann. Wenn wir unsere Vorurteile beiseitelassen, können wir sogar in Stammeskulturen menschliche Werte finden, die den christlichen Idealen nahe kommen. Und schließlich gibt es in Papua-Neuguinea Orte, an denen die Natur noch vollkommen unberührt ist. Vor zwei Jahren war ich dort bei der Einweihung einer neuen Kathedrale. Ich fragte den Bischof nach dem Wasser, und er sagte: „Wir können das Wasser aus dem Fluss trinken, es ist trinkbar“. Dank ihrer Stammesweisheit haben die Menschen dort es geschafft, die Harmonie mit der Natur zu bewahren und können direkt aus dem Fluss trinken. Etwas, das wir in den so genannten entwickelten Ländern nicht mehr haben.

 

Dritter Halt: Osttimor

 

KARDINAL TAGLE: Es ist bezeichnend, dass der Papst erst Indonesien und dann Osttimor besucht. Zwei Länder, die eine Geschichte des Kampfes hinter sich haben und nun Frieden gefunden haben. Ein zerbrechlicher Friede, aber dank beider scheint er von Dauer zu sein. In Osttimor sind die Beziehungen zwischen der örtlichen Kirche und der Regierung sehr gut. Die örtliche Regierung unterstützt auch kirchliche Bildungseinrichtungen. Und ich habe den Eindruck, dass die Kirche während des Unabhängigkeitskrieges einer der Bezugspunkte für die Bevölkerung war. Die Menschen in Osttimor sagen, dass ihr Glaube an Christus sie während der Jahre des Kampfes um die Unabhängigkeit gestützt hat.

 

Vierter Halt: Singapur

 

KARDINAL TAGLE: Es ist eines der reichsten Länder der Welt, und es ist ein Wunder, ein Volk zu sehen, das in nur wenigen Jahren und mit begrenzten Mitteln ein solches Niveau an Professionalität und technologischem Fortschritt erreicht hat, auch dank seines Sinns für Disziplin. Die Regierung von Singapur garantiert allen Glaubensgemeinschaften Freiheit und schützt sie vor Übergriffen und respektlosen Handlungen. Verstöße gegen Religionen werden streng geahndet. Die Menschen leben in Sicherheit, und das gilt auch für Touristen. Aber es ist ein Gleichgewicht erforderlich. Die Geschichte lehrt uns, darauf zu achten, dass die Anwendung von Gesetzen nicht im Widerspruch zu den Werten stehen darf, die sie eigentlich schützen sollen.

 

In diesen Ländern - vor allem in Papua-Neuguinea - wird die kirchliche Arbeit auch von Geschichten von Missionaren begleitet, die als Märtyrer starben. Aber manchmal wird die Arbeit der Missionare auch noch als Ausdruck des kulturellen und politischen Kolonialismus dargestellt.

 

KARDINAL TAGLE: Es gibt heute die Tendenz und die Versuchung, die Geschichte, insbesondere die Missionsgeschichte, mit den kulturellen Schemata von heute zu lesen und den Missionaren, die vor Jahrhunderten gelebt haben, unsere Visionen aufzuzwingen. Stattdessen muss man die Geschichte in aller Ruhe betrachten. Die Missionare sind ein Geschenk für die Kirche. Sie gehorchen Christus, der den Seinen aufgetragen hat, bis an die Enden der Erde zu gehen, um das Evangelium zu verkünden, und ihnen versprochen hat, dass er immer bei ihnen sein wird. Manchmal haben die Führer der Nationen während der Kolonisierung Missionare an verschiedene Orte gebracht. Aber diese Missionare zogen aus, um zu evangelisieren und nicht, um von den Kolonisatoren manipuliert und benutzt zu werden. Viele Priester, Missionare und Ordensleute handelten im Widerspruch zu den Strategien ihrer Regierungen und starben den Märtyrertod.

 

Was ist das geheimnisvolle Bindeglied, das Martyrium und Mission miteinander verbindet?

 

KARDINAL TAGLE: Vor zwei Jahren wurde eine Studie über Religionsfreiheit veröffentlicht. Es wurde festgestellt, dass in den Ländern, in denen es Einschüchterung und Verfolgung gab, die Zahl der Taufen stieg. Wo die reale Möglichkeit des Martyriums besteht, breitet sich also der Glaube aus. Und selbst diejenigen, die nicht gläubig sind, fragen sich: Woher kommt all diese Kraft, die Menschen dazu bringt, ihr Leben zu opfern? Es wird das Evangelium umgesetzt. Und unsere Aufgabe, auch die des Dikasteriums für die Evangelisierung, ist es, den Ortskirchen zu helfen, und nicht, ihnen eine andere Denkweise oder eine andere Kultur als die ihrige aufzuzwingen.

(Fides 27/8/2024)

 

AFRIKA/D. R. KONGO - Im Osten des Landes: Frauen bringen Friedensinitiative auf den Weg

 

Kinshasa (Fides) - In Nord-Kivu, Süd-Kivu und Maniema, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, wurde die Plattform „Frauen und Frieden“ geschaffen. Nach Informationen, die Fides vorliegen, entstand die Idee dazu während eines Seminars, das vom 21. bis 23. August von der diözesenübergreifenden Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Bukavu veranstaltet wurde. Ziel der Initiative ist „die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und des Zusammenlebens von Frauen verschiedener religiöser Überzeugungen in der Kirchenprovinz Bukavu“.

Die Plattform bringt Frauen verschiedener religiöser Bekenntnisse aus den drei östlichen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo zusammen, um „eine starke Beteiligung der Frauen an der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen des sozialen Zusammenhalts zu fördern“. Zu diesem Zweck ermutigen die Gründerinnen der Plattform „Frauen verschiedener religiöser Konfessionen, als Mütter, Erzieherinnen und Hüterinnen des Lebens zum Frieden beizutragen“. Sie appellieren auch an die lokale Bevölkerung, sich mit den Binnenflüchtlingen in Nord-Kivu zu solidarisieren und „Manipulationen, die zu Gewalt führen, zu widerstehen, um nicht in die Falle derjenigen zu tappen, die weiterhin Chaos säen und die Demokratische Republik Kongo ausbeuten wollen“.

Die drei Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo leben seit Jahrzehnten in einer instabilen Lage, die durch die Anwesenheit hunderter bewaffneter Gruppen aus dem In- und Ausland verursacht wird. In Nord-Kivu ist vor allem die M23-Bewegung aktiv, eine gut organisierte und bewaffnete Gruppe, die von Ruanda unterstützt wird, das nach UN-Ermittlungen auch sein eigenes Militär auf kongolesischem Gebiet stationiert hat. Zwischen Nord-Kivu und Ituri (einer weiteren kongolesischen Unruheprovinz) agieren auch die aus Uganda stammenden islamistischen Milizionäre der ADF (Allied Democratic Forces), die sich dem Islamischen Staat angeschlossen haben. Darüber hinaus gibt es mehrere andere bewaffnete, ethnisch motivierte Gruppen oder so genannte „Selbstverteidigungsgruppen“, die zur Unsicherheit in Nord-Kivu beitragen.

Mindestens fünfzig lokale und ausländische bewaffnete Gruppen (ruandischer und burundischer Herkunft) operieren in Süd-Kivu. Die am stärksten von ihrer Präsenz betroffenen Gebiete sind die die Regionen Uvira und Fizi-itombwe. In der Provinz Maniema wird von etwa 20 lokalen bewaffneten Gruppen berichtet.

Insgesamt gibt es in den fünf östlichen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo (Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu, Maniema und Tanganjika) mindestens 266 bewaffnete Gruppen (252 lokale und 14 ausländische), wie der Koordinator des Programms für Entwaffnung, Demobilisierung, Wiederaufbau und gemeinschaftliche Stabilisierung (P-DDRCS) im Jahr 2023 festgestellt hat.

Ihre Präsenz speist sich aus dem Handel mit den enormen Ressourcen dieser Gebiete (Coltan, Gold, Zinn, Holz usw.), die illegal ausgebeutet werden, da der kongolesische Staat keine wirksame Kontrolle über das Gebiet ausübt (dessen Militär im Übrigen selbst beschuldigt wird, an diesem Handel beteiligt zu sein).

(L.M.) (Fides 27/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - „Der Besuch von Papst Franziskus rückt wichtige Themen in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte“

 

Jakarta (Fides) - „Der Besuch von Papst Franziskus in Indonesien wird eine wertvolle Gelegenheit sein, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einige Schlüsselthemen zu lenken, wie: Interreligiöser Dialog, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Frieden und politische Ethik“, sagt der 79-jährige indonesische Jesuit Ignatius Ismartono, der jahrelang die „Justitia et Pax“-Kommission der indonesischen Bischofskonferenz leitete und jetzt als Direktor der Nichtregierungsorganisation ‚Sahabat Insan‘ (“Freunde der Menschlichkeit") arbeitet, einer von Kirche und Staat anerkannten Hilfsorganisation mit Sitz in Jakarta, die sich um Migranten und Opfer von Menschenhandel kümmert, gegenüber der Fides. „Die Erforschung dieser Themen wird die öffentliche Debatte bereichern, das Verständnis für wichtige Fragen vertiefen und neue Perspektiven eröffnen, inspiriert durch die Anwesenheit von Papst Franziskus in Indonesien, der im Wesentlichen die Botschaft des Evangeliums mitbringt“, so der Geistliche.

Das erste wichtige Thema, das eine Besonderheit Indonesiens darstelle, so Pater Ismartono, sei der „interreligiöse Dialog und die Harmonie zwischen den Religionsgemeinschaften“. „Indonesien ist für seinen religiösen Pluralismus bekannt und der Besuch von Papst Franziskus ist sicherlich eine Gelegenheit, die Formen und Wege des interreligiösen Dialogs, der religiösen Toleranz und der Förderung des harmonischen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften in diesem Teil der Welt und auch international zu diskutieren“, stellt er fest.

Ein zweites zentrales Thema sei die soziale Gerechtigkeit: „Papst Franziskus hat in seinem Lehramt den Schutz der sozialen Gerechtigkeit, die Verringerung der Armut und die Dringlichkeit der Beseitigung wirtschaftlicher Ungleichheiten betont, wie er auch im Hinblick auf das Heilige Jahr sagte. Diese Themen sind im sozioökonomischen Kontext Indonesiens von entscheidender Bedeutung und wir sollten uns als Zivilgesellschaft insgesamt ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen“, sagt der Ordensmann.

Auch der Umweltschutz dürfe nicht vergessen werden: „Mit der Enzyklika Laudato si' hat der Papst offen über Umweltprobleme und den Klimawandel gesprochen. Es ist an der Zeit, dies auch in unserem Land zur Kenntnis zu nehmen. Angesichts der ökologischen Vielfalt Indonesiens und der ökologischen Herausforderungen hoffen wir, dass sich die öffentliche Debatte auch auf das Engagement für eine nachhaltige Entwicklung und die Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren wird - Themen, die zum Wohle der Gesellschaft angegangen werden müssen“.

Die Anwesenheit des Papstes werde andererseits „die Notwendigkeit einer politischen Führung auf der Grundlage von Ethik“ unterstreichen. „Der Führungsstil und die ethischen Grundsätze von Papst Franziskus“, stellt er fest, „können ein Modell für unsere politische Landschaft, für die Regierungsführung in Indonesien sein. Angesichts des Korruptionsproblems brauchen wir umso mehr Führungspersönlichkeiten, die ein festes moralisches Fundament haben, damit sie die Politik nach den Werten der Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte gestalten und sich um die Schwächsten kümmern“.

Pater Ismartono erinnert daran, dass der Papst auch für eine friedensorientierter Diplomatie steht: „Seine Anwesenheit unterstreicht die Schnittmenge von globaler Diplomatie und religiösem Einfluss: Sein Besuch hat fruchtbare Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen. Man kann sich das Bild Indonesiens und seine Rolle in der Diplomatie, zum Beispiel im südostasiatischen Raum, auch durch den Beitrag religiöser Führer vorstellen“, bemerkt er. „In diesem Sinne“, so fährt er fort, “kann der kulturelle Austausch zwischen dem Vatikan und Indonesien erforscht und vertieft werden, indem die Möglichkeiten und Bereiche der Zusammenarbeit in den verschiedenen internationalen Gremien aufgezeigt werden“.

Aus all diesen Gründen, so hofft der Jesuit, „wird der Besuch nicht nur eine kurzfristige Wirkung haben, sondern sich auch langfristig auswirken. Wir hoffen und glauben, dass sie den öffentlichen Diskurs, die Mediendiskussion, die öffentliche Meinung, die gesellschaftlichen Werte und das politische Handeln in Indonesien wirklich positiv beeinflussen kann“.

(PA) (Fides 27/8/2024)

 

 

ASIEN/CHINA - Chinesische Regierung erkennt Bischof Shi Hongzhen von Tianjiin an

 

Peking (Fides) - „Der Heilige Stuhl nimmt mit großer Zufriedenhait zur Kenntnis“, dass am heutigen 27. August 2024, „Bischof Melchior Shi Hongzhen von der chinesischen Regierung offiziell als Bischof von Tianjin (Stadt Tianjin, Volksrepublik China) anerkannt wurde“. Dies geht aus einer kurzen Erklärung hervor, die am späten Vormittag vom Presseamt des Vatikans veröffentlicht wurde.

Der 95-jährige Bischof wurde am 7. Oktober 1929 geboren. Er wurde am 4. Juli 1954 zum Priester geweiht und am 15. Juni 1982 zum Bischofskoadjutor von Tianjin ernannt. Am 8. Juni 2019 trat er die Nachfolge von Bischof Stephen Li Side an. Heute erfolgt die offizielle Anerkennung durch die chinesische Regierung. „Diese Maßnahme“, heißt es in der Verlautbarung des Presseamts, ‚ist eine positives Ergebnis des Dialogs, der im Laufe der Jahre zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung aufgebaut wurde‘.

Die offizielle Anerkennung fand heute im Rahmen einer Zeremonie in Tianjin statt, bei der auch der Bischof von Peking, Joseph Li Shan, anwesend war.

Während der Zeremonie erklärte Bischof Shi Hongzhen, dass er den Geboten Gottes treu bleiben und das chinesische Recht respektieren werde, um gemeinsam mit den Priestern und Getauften von Tianjin das Evangelium zu verbreiten und die Einheit des chinesischen Volkes in Harmonie zu fördern.

Insgesamt nahmen rund 100 Personen an der Zeremonie teil, darunter mehr als 30 Priester und etwa 20 Ordensfrauen.

Die Diözese Tianjin zählt etwa 56 000 Gläubige, die sich auf 21 Pfarreien verteilen. Insgesamt 62 Priester und einer großen Zahl von Ordensfrauen dienen den Gläubigen in der Diözese.

(GV) (Fides 27/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Generaldirektion im Ministerium für religiöse Angelegenheiten unterstützt katholische Schulen und Gemeinden

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - In dem Büro, in dem er Gäste empfängt, im 12. Stock des imposanten Gebäudes des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten im Zentrum von Jakarta, sitzt Direktor Suparman - ein 58-jähriger katholischer Beamter an der Spitze der „Generaldirektion für die katholische Glaubensgemeinschaft“ - gerne in einem Sessel zwischen zwei Figuren, die maximalen Schutz von oben garantieren: die Statue des Heiligsten Herzens Jesu und die des Heiligsten Herzens Mariens.

Wir befinden uns nicht in einer kirchlichen Einrichtung, sondern in einem Regierungsbüro eines indonesischen Ministeriums. In dem südostasiatischen Land, das weder eine Theokratie ist noch ein säkularer Staat, sondern, wie die Indonesier zu sagen pflegen, „irgendwo dazwischen“.

Mit Blick auf den Besuch von Papst Franziskus in Indonesien (3.-6. September) ist das Direktorium des Ministeriums für die Koordinierung Dienste für die Gläubigen zuständig, die am 5. September an der Papstmesse im „Gelora Bung Karno“-Stadion teilnehmen werden.

In seinem Büro in Jakarta beantwortete der Direktor Suparman (wie in vielen Fällen besteht der indonesische Name aus einer einzigen Bezeichnung, die nicht zwischen Vor- und Nachnamen unterscheidet, Anm. d. Red.) Fides einige Fragen.

 

Welchen Status hat die katholische Kirche in Indonesien und welche Rolle spielt sie in der indonesischen Gesellschaft?

 

Die katholische Kirche in Indonesien hat einen anerkannten und respektierten Status als integraler Bestandteil der pluralistischen Gesellschaft Indonesiens. Der Staat erkennt die katholische Kirche und ihre Einrichtungen durch verschiedene Erlasse als „religiöse Rechtspersönlichkeiten“ an, und dieser Status ist eine Garantie für alle Aktivitäten.

Die Generaldirektion für die katholischen Gemeinschaft im Religionsministerium ist als staatlicher Dienst für die katholischen Bürger konzipiert und bringt - zusammen mit den anderen fünf Direktionen, die den staatlich anerkannten Religionen gewidmet sind – die Verpflichtung der indonesischen Regierung zum Ausdruck, alle religiösen Gemeinschaften im Land zu unterstützen. Heute können wir sagen, dass die katholische Kirche eine äußerst wichtige Rolle bei der Entwicklung des Landes spielt, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales. Und sie setzt sich aktiv für das Gemeinwohl der gesamten indonesischen Bevölkerung ein, indem sie Programme und Initiativen zur Verbesserung des Wohlergehens der Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit anbietet.

 

Gibt es offizielle Daten über die Anzahl der Katholiken in Indonesien?

 

Nach der letzten staatlichen Volkszählung von 2020 beläuft sich die Zahl der Katholiken in Indonesien auf etwa 8,5 Millionen. Diese Zahl zeigt, dass die Katholiken in der überwiegend muslimischen Gesellschaft Indonesiens eine recht große Minderheit darstellen. Neuere Daten, die dem Ministerium von der indonesischen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt wurden, stellen fest, dass die Gesamtzahl der Gläubigen in den 34 Provinzen des Landes höher ist und 10,5 Millionen beträgt. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Katholiken in ganz Indonesien einen guten Ruf genießen.

 

Wie beurteilt die indonesische Regierung das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bildungsbereich?

 

Die indonesische Regierung schätzt das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bereich der Bildung, der für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung ist, sehr. Katholische Bildungseinrichtungen sind bekannt für die hohe Qualität der Bildung und ihren bedeutenden Beitrag zur intellektuellen Entwicklung der jungen Generation. Es gibt Tausende von katholischen Bildungseinrichtungen, die vom Staat offiziell anerkannt sind, von Grundschulen bis zur Hochschule, die über verschiedene Regionen Indonesiens verstreut sind. Es gibt solche, die sich in privater Trägerschaft von Diözesen, Kirchengemeinden und Verbänden befinden und vom Bildungsministerium zugelassen sind, und es gibt viele, die direkt von unserer Direktion in diesem Ministerium verwaltet werden. Dies sind unsere so genannten „staatlichen katholischen Institute“ (eine Formel, die aus indonesischer Sicht kein Widerspruch ist, Anm. d. Red.). Es gibt 62 vom Religionsministerium organisierte Grundschulen mit 217 Lehrern und 1.460 Schülern. Für die Sekundarstufe verwaltet unsere Generaldirektion 46 katholische Gymnasien mit 654 Lehrern und 5.809 Schülern. Außerdem gibt es in diesem Sektor 24 katholische Hochschulen mit 333 Lehrkräften und 6.009 Studierenden. Es handelt sich um katholische Schulen, die vom Staat verwaltet und betreut werden, und zwar in enger Zusammenarbeit mit den katholischen Bischöfen. Der Prozess zur Gründung einer katholischen Schule beginnt immer mit dem Bedarf der Bevölkerung, oft in abgelegenen Gebieten, der dem Ministerium von der katholischen Bischofskonferenz gemeldet wird. In öffentlichen Schulen sind die Schulgebühren für die Familien recht hoch, so dass die Regierung den Bedarf deckt, indem sie eine öffentliche Schule gründet und für das Gehalt des Personals und die Organisation sorgt, wobei die Kosten für die Familien geringer sind. Zwanzig Prozent des Haushalts unseres Ministeriums sind für das Bildungswesen bestimmt, und die Regierung richtet staatliche Schulen zu niedrigen Kosten für die Familien ein. All dies gilt auch für die anderen Direktionen des Ministeriums, das System ist dasselbe, d.h. es gibt auch staatliche Schulen für andere Religionen.

 

Wie beurteilen Sie das Engagement der katholischen Kirche im interreligiösen Dialog und ihren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Religionen in Indonesien?

 

Die katholische Kirche ist aktiv und konstruktiv am interreligiösen Dialog in Indonesien beteiligt. Ich muss sagen, dass die katholische Kirche durch verschiedene Dialogforen und Initiativen, an denen verschiedene religiöse Gruppen beteiligt sind, oft zu einer Brücke wird, um Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften zu schaffen. Dies ist eine ständige Arbeit, an der alle Akteure beteiligt sind, der Staat und die Religionsgemeinschaften. Jede Glaubensgemeinschaft hat ihre „Fundamentalisten“, Anhänger, die eine „radikale“ Auslegung ihres Glaubens vertreten. Das Wort „radikal“ kann positiv sein, im Sinne einer Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, aber wenn wir an „Radikale“ im Allgemeinen denken, beziehen wir uns auf Gruppen, die für Intoleranz und Gewalt stehen. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten arbeitet eng mit anderen Ministerien und religiösen Einrichtungen zusammen, um dem Entstehen radikaler Gruppen entgegenzuwirken. Wir sind hauptsächlich im Bereich der Prävention tätig, als Ansatz der gesamten Regierung und der Glaubensgemeinschaften. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat einen Auftrag zur Gewährleistung und Förderung der „religiösen Mäßigung“ in Indonesien, einer in der indonesischen Gesellschaft praktizierten Sichtweise und Haltung, die als Wegbereiter für Harmonie unter den Gläubigen gelten kann.

 

 

Herr Suparman, wie arbeitet die von Ihnen geleitete Direktion, insbesondere bei Anträgen zum Bau neuer katholischer Kirchen?

 

Bei unserer Generaldirektion gehen Anfragen für den Bau neuer katholischer Kirchen ein. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf abgelegenen Gebieten: In Java oder in städtischen Gebieten sind es die katholischen Gläubigen, die den Bau finanziell unterstützen, während in abgelegeneren Gebieten nur die Regierung mit ihren eigenen Mitteln den Bau garantieren kann. Aber wir denken nicht nur an das Gebäude, sondern auch an die allgemeine Unterstützung des Gemeindelebens: So haben wir in diesem Jahr 42 Motorräder für Katechisten in Gebieten wie Nordsumatra, den Mentawai-Inseln (Westsumatra), in Papua oder Ost-Nusa Tenggara bereitgestellt. Oder wir haben in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Blindenbibeln in Blindenschrift an 37 Diözesen geliefert. Ein besonderer Fall ist die neue indonesische Hauptstadt Nusantara, die sich im Bau befindet: Dort kümmern wir uns um die Planung und den Bau der Kathedrale, die nach dem heiligen Franz Xaver benannt wird und im kommenden Herbst in Betrieb genommen werden soll. Es wird eine Kirche mit indonesischem Gesicht sein, das heißt, sie wird den architektonischen Stil der lokalen Kultur widerspiegeln. Wir garantieren, dass alle erforderlichen Verwaltungs- und Rechtsvorschriften erfüllt sind, bevor wir eine Genehmigung erteilen.

 

 

Was geschieht, wenn in der örtlichen Bevölkerung Probleme auftreten, die den Bau einer Kirche behindern?

 

Wenn es Probleme gibt, setzt das Ministerium seine Ressourcen in Bewegung. Wir haben derzeit etwa 20 Fälle, in denen wir uns mit dem Verwaltungsverfahren befassen, was häufig zu einer Verlangsamung führt. Fünf Fälle sind bereits geklärt und die Unterlagen sind baureif. Im Allgemeinen versuchen wir, wenn es in den Gemeinden Probleme gibt (aber das sind sehr seltene Fälle), den Sachverhalt zu verstehen und mit den Menschen zu sprechen. Oft sind es Menschen oder islamische Gruppen aus dem Ausland, die Probleme aufwerfen. Der Weg ist immer, eine friedliche Lösung zu suchen, indem man islamische Religionsvertreter und Institutionen wie Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama, mit katholischen Religionsvertretern, zivile Behörden und lokale Vereinigungen zusammenbringt. Das Geheimnis einer Lösung besteht darin, sich zu vernetzen und mit der Zustimmung eines interreligiösen Forums zu einem gemeinschaftlichen Ansatz zu gelangen. Es gibt eine Rahmenregelung für den Bau einer katholischen Kirche, die von der Regierung im Einvernehmen mit der Bischofskonferenz ausgearbeitet und genehmigt wurde. In jeder Situation schützen wir die Rechtmäßigkeit des Status der katholischen Kirche. Die Regierung bietet ihren institutionellen Schutz und alle rechtlichen Garantien. Mit diesem Ansatz lassen sich die meisten Probleme überwinden.

 

(Fides 25/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 27.08.2024

EUROPA/RUSSLAND - Nach dem Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine: Reaktionen und Entwicklungen

 

Von Chiara Dommarco

 

Moskau (Fides) - Nach der Verabschiedung des Gesetzes 8371 „Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung bei der Tätigkeit religiöser Organisationen“ durch das ukrainische Parlament hat sich die Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in zwei offiziellen Dokumenten gegen den ukrainischen Gesetzestext ausgesprochen.

Das Gesetz, das am 20. August in zweiter Lesung im ukrainischen Parlament beschlossen wurde, verbietet die Existenz der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) die formell mit dem Moskauer Patriarchat verbunden ist, und aller ihr angeschlossenen internationalen Organisationen auf ukrainischem Territorium. Präsident Wolodymyr Selenskyj, der wiederholt seine Unterstützung für den Gesetzentwurf bekundet hatte, unterzeichnete das Gesetz am 24. August.

Das erste vom Moskauer Patriarchat herausgegebene Dokument wurde am 22. August veröffentlicht. In dem Kommuniqué des Heiligen Synods, heißt es: „Zwischen 2014 und 2023 hat der Heilige Synod der Russischen Kirche wiederholt den Druck festgestellt, dem die ukrainisch-orthodoxe Kirche ausgesetzt war, einen Druck, der zweifellos Merkmale einer antireligiösen staatlichen Politik aufweist. (...) Obwohl viele Experten und Menschenrechtsorganisationen im Westen die Verletzung der Rechte der Gläubigen in der ukrainisch-orthodoxen Kirche anerkannt haben, war dies kein Hindernis für die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Idee der Gewissensfreiheit und der grundlegenden Menschenrechte zunichtemacht“.

 

Ähnlich äußert sich der Patriarch von Moskau Kvrill I. in einem Schreiben vom 24. August, das sich an mehrere Oberhäupter christlicher Gemeinschaften, darunter Papst Franziskus, und Diplomaten wie den Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Helga Maria Schmid, und den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, richtete. In einer Passage des Schreibens erklärte der Patriarch: „Die eklatanten Widersprüche der Bestimmungen dieses Gesetzes mit den Normen der ukrainischen Verfassung, den internationalen Abkommen, den Menschenrechten und den grundlegenden Rechtsprinzipien wurden in den Dokumenten führender Menschenrechtsorganisationen wiederholt festgestellt. Die anti-kirchliche Politik der ukrainischen Behörden wird seit vielen Jahren von der internationalen Gemeinschaft kritisiert. Das Moskauer Patriarchat ist wiederholt Zeuge der Lage der ukrainischen Gläubigen und der gegen sie eingeleiteten Verfolgung geworden“.

 

Am Ende des sonntäglichen Angelusgebets sprach sich Papst Franziskus am 25. August klar für den Schutz jeder aller Kirchen aus und zeigte sich nach der Verabschiedung des Gesetzes besorgt: „Ich verfolge die Kämpfe in der Ukraine und in der Russischen Föderation weiterhin mit Schmerz“, sagte der Papst, „Mir kommen Ängste bezüglich der Freiheit all jener, die beten. Wer wirklich betet, betet immer für alle", erklärte das katholische Kirchenoberhaupt nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. „Wer betet, tut nichts Böses. Wenn jemand Vebrechen gegen sein Volk begeht, ist er diesbezüglich schuldig, aber man kann nicht Böses getan haben, weil man gebetet hat", betonte Papst Franziskus mit Blick auf das staatliche Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine. „Also lasse man alle, die beten wollen beten, und zwar gemäß der Kirche, die sie als die ihre sehen. Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden: Die Kirchen sind unantastbar!".

 

Nachdem das ukrainische Parlament am 19. Oktober 2023 in erster Lesung das Gesetz über die Abschaffung der UOK auf ukrainischem Gebiet gebilligt hatte, hatte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bereits seine Besorgnis über die Vereinbarkeit des Gesetzesextesmit der Achtung der grundlegenden Menschenrechte zum Ausdruck gebracht.

 

Unterdessen besucht eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in diesen Tagen Kiew. Die Delegation besteht aus drei führenden Kirchenvertretern ukrainischer Herkunft: Metropolit Hilarion (Ohijenko), Erzbischof von Winnipeg und Primas der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche von Kanada, Metropolit Job (Getča) von Pissidia und Patriarchal-Diakon Epiphanios (Kamjanovič). Laut einer Erklärung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel findet der Besuch anlässlich des 33. Jahrestages der Unabhängigkeit der Ukraine statt und umfasst mehrere Treffen der Delegation mit zivilen und religiösen Behörden. Am 22. August traf die Delegation mit Metropolit Epifanij (Dumenko), dem Primas der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), und anderen Vertretern der OKU zusammen, gefolgt von Metropolit Onufrij (Berezovs'kij), dem Oberhaupt der UOK, und anderen Vertretern der UOK. Am 23. August fand ein Treffen mit Erzbischof Svjatoslav Ševčuk, dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, statt, gefolgt von einem Treffen mit dem Primas der orthodoxen Kirche der Ukraine in Kiew, Filaret (Denisenko).

 

Wie die katholische Nachrichtenagentur AgenSIR berichtet, sagte Erzbischof Šcevčuk nach der Abstimmung im ukrainischen Parlament, er sei für die Verabschiedung des Gesetzes, betonte aber, dass die ukrainische griechisch-katholische Kirche nicht an der Ausarbeitung des Textes beteiligt war.

(Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/MADAGASKAR - “Dankbarkeit und Opfer”: Rund 30.000 Katholiken nehmen in Antsiranana am Dritten Eucharistischen Kongress teil

 

Von Angelo Michel Helpa Randrianarisoa

 

Antsiranana (Fides) - Die Diözese Antsiranana war Gastgeber des Dritten Eucharistischen Kongresses von Madagaskar, der in vergangenen Tagen in der Stadt im Norden der Insel stattfand.

Bei der Eröffnungsfeier waren unter anderem alle Bischöfe Madagaskars und der Präsident von Madagaskar, Andry Rajoelina, mit seiner Frau anwesend.

Papst Franziskus hat zu diesem Anlass ein besonderes Schreiben verfasst, in dem er die Bedeutung der Eucharistie für die Sendung und das Leben der Kirche hervorhebt und die Wichtigkeit der eucharistischen Anbetung betont.

Der Erzbischof von Antsiranana, Benjamin Marc Balthason Ramaroson, hob seinerseits zwei Punkte hervor: Zunächst einmal setze die Eucharistie Dankbarkeit voraus. „In einem Kontext extremer Armut wie dem von Madagaskar scheint es ein Traum zu sein, von kostenlosem Geben zu sprechen! Aber Jesus lehrt uns, bis zur völligen Selbsthingabe zu geben“. Wichtig sei auch die Bedeutung des Opfers: „enn die Eucharistie ist ein Opfer“.

Der Kongress, der in diesem Jahr mit dem hundertjährigen Bestehen der „Eucharistischen Jugendbewegung“ zusammenfiel, war ein wichtiger Moment der Glaubensbildung, nicht nur für die 30.000 Pilger, die daran teilnahmen, sondern auch für die gesamte katholische Kirche in Madagaskars dank der Katechesen und Meditationen, die über die sozialen Netzwerke und das katholische Radio verbreitet wurden.

(Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz: “Nigeria sitzt auf einer Zeitbombe”

 

Abuja (Fides) - „Nigeria sitzt auf einer Zeitbombe“, warnt der Vorsitzend der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria (CBCN) und Erzbischof von Owerri, Lucius Ugorji, in seiner Eröffnungsrede zur Vollversammlung der CBCN in Auchi im Bundesstaat Edo.

In Bezug auf die jüngsten Proteste von Jugendlichen gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Bola Tinubu sagte Bischof Ugorji, er rechne mit weiteren Demonstrationen, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, um ihre Forderungen zu erfüllen. „Solange die Nation von Armut, Leid und Korruption geplagt wird und die Zukunft der Jugend in unserem Land düster bleibt, werden wir weiterhin Proteste erleben“, bekräftigt der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Erzbischof auch die Reaktion der Bundesregierung und insbesondere „einige Regierungsbeamte, die, anstatt sich mit dem Übel zu befassen, damit beschäftigt sind, den Schwarzen Peter weiterzureichen und einen Sündenbock zu suchen“. „Wir sitzen in der Tat auf einer tickenden Zeitbombe, da die Sicherheitskräfte versuchen, Protestteilnehmer und ihre Unterstützer mit erfundenen Anschuldigungen zu unterdrücken“, warnte er. „Dies lässt befürchten, dass sie versuchen, den Bürgern ihre demokratischen Rechte und Freiheiten zu nehmen… oder den Eindruck zu erwecken, dass im Land alles in Ordnung ist und dass es wirklich keinen Grund zum Protest gibt. Dies ist wahnhaft und zu verurteilen“. Erzbischof Ugorji forderte Präsident Tinubu deshalb auf, seine Wirtschaftspolitik zu überdenken und betonte, dass die Nigerianer unter ihr leiden.

Die Protestbewegung #EndBadGovernance hatte vom 1. bis 10. August zu zehntägigen Demonstrationen und Streiks in ganz Nigeria aufgerufen. Die Proteste arteten in Gewalt aus, da sowohl kriminelle Elemente unter die friedlichen Demonstranten eingedrungen waren als auch das brutale Vorgehen der Polizei, das zum Tod von mindestens zwanzig Menschen und zur Verhaftung von mehr als tausend Demonstranten führte. Die größte Gewalt war in den nördlichen Bundesstaaten zu verzeichnen. In Kano, wo die Polizei 873 Verdächtige festnahm, griffen als Demonstranten verkleidete Schlägertrupps Regierungsbüros an, verwüsteten sie und plünderten Privateigentum.

Nach Angaben der nigerianischen Presse sind für Oktober neue Proteste geplant. Die Forderungen von #EndBadGovernance beschränken sich nicht nur auf die Wiederherstellung der Treibstoffsubventionen und die Behebung des exponentiellen Anstiegs der Preise für Grundbedürfnisse. Zu den Forderungen gehören auch ein Mindestlohn für Arbeitnehmer, Reformen der Polizei, die als korrupt und gewalttätig gilt, und der Justiz, die als ungerecht und ebenfalls bestechlich gilt.

(L.M.) (Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Nach Entführung am 15. August: Zwanzig Studierende der Medizin sind frei

 

Abuja (Fides) - „Nach acht Tagen der Ungewissheit sind unsere 20 Studienkollegen wieder bei uns und ihren Familien“, heißt es in der Erklärung der Föderation der katholischen Medizin- und Zahnmedizinstudierenden (FECAMDS), die die Freilassung der 20 Mitglieder der Föderation bekannt gab, die am 15. August entführt worden waren.

Die Studierenden wurden am 23. August in den Wäldern von Ntunkon im Bundesstaat Benue befreit. Die FECAMDS dankt denjenigen, die für die Geiseln und gebetet haben und den Polizeibehörden und betont, dass „wir als katholische Medizinstudenten uns verpflichtet haben, der Menschheit mit Mitgefühl, Hingabe und Empathie zu dienen. Trotz unseres Engagements für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung ist das Gesundheitspersonal weiterhin Gewalt ausgesetzt, wie die aktuellen Fälle von Ärzteentführungen zeigen. Wir fordern die Regierung und das Land auf, den Wert unseres Beitrags anzuerkennen und für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen zu sorgen“.

Die Studierenden wurden am 15. August im Bundesstaat Benue im Osten Zentralnigerias entführt, als sie auf dem Weg zum jährlichen Kongress der FECAMDS waren.

(L.M.) (Fides 26/8/2024)

 

ASIEN/PAKISTAN - Ein Jahr nach der Gewalt gegen Christen in Jaranwala: Gerechtigkeit dringend notwendig

 

Lahore (Fides) - Regierungsvertreter, zivilgesellschaftliche Organisationen und Mitglieder der christlichen Glaubensgemeinschaft erinnerten an den ersten Jahrestag der Gewalt, zu der es am 16. August 2023 in Jaranwala, einer Stadt im pakistanischen Punjab, gekommen war. Nach dem Vorwurf der angeblichen Blasphemie gegen einen örtlichen Christen wurden mehr als fünfundzwanzig Kirchen und Hunderte von christlichen Häusern geplündert und in Brand gesteckt, wodurch Hunderte von Familien ihres gesamten Besitzes beraubt wurden. Die in Lahore ansässige „Cecil & Iris Chaudhry Foundation“, die sich für die Unterstützung der betroffenen Familien einsetzt, erinnert daran, dass „ein Jahr nach den tragischen Ereignissen noch immer keine Gerechtigkeit herrscht“.

Bei einem von der Stiftung in Lahore organisierten Treffen zum Gedenken an die Gewalt erörterten die Experten verschiedene Fragen, darunter auch die Umsetzung des Artikel 10 der Verfassung, der allen Bürgern ein ordnungsgemäßes Verfahren garantiert, und Artikel 25, der die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz festschreibt, sowie Artikel 36, der den Schutz der Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan garantiert.

Auch Vertreter verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen äußerten ihre Besorgnis über den wachsenden Extremismus und wiesen erneut auf die Verantwortung des Staates hin, gefährdete Teile der Gesellschaft zu schützen.

Bei dem Treffen sprachen auch Opfern aus Jaranwala über ihre Erfahrungen, die infolge der Anschläge weiterhin unter sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Diskriminierung leiden. Ein sehr wichtiger Faktor sind psychische Schäden und Traumata, die nur selten berücksichtigt werden. Ein Experte für psychische Gesundheit gab Einblicke in die Auswirkungen solcher Vorfälle auf gefährdete Gruppen, insbesondere Frauen und Kinder, und erörterte Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Herausforderungen, um den Glauben an die Menschheit wiederherzustellen und den Opfern zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Die Teilnehmer forderten dringende Maßnahmen und erörterten mögliche Lösungen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, und forderten gemeinsam Gerechtigkeit für die Opfer von Jaranwala.

Die Katholikin Michelle Chaudhry, Präsidentin der Cecil & Iris Chaudhry Foundation (CICF), sagte: „Ein Jahr nach der Gewalt leiden die Menschen in Jaranwala immer noch. An jenem unglückseligen Tag in Jaranwala verbrannten sie nicht nur Häuser und Kirchen, sondern auch die Grundsätze der Menschlichkeit, Hoffnung, Vertrauen und Träume. Sie verbrannten Ali Jinnahs Pakistan und keiner der Täter wurde vor Gericht gestellt. Es ist klar, dass der Staat beim Schutz der christlichen Familien von Jaranwala versagt hat. Es ist an der Zeit, dass die Behörden ihre Aufgabe wahrnehmen, das Leben und das Eigentum aller Bürger zu schützen, unabhängig von ihrem Glauben. Die Verantwortlichen für diese wahnsinnigen Gewalttaten müssen nach dem Gesetz verurteilt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass dies so weitergeht; die Straflosigkeit angesichts der Gewalt in Pakistan muss ein Ende haben“.

„Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um all unseren Freunden in Pakistan und auf der ganzen Welt zu danken: Ihre Großzügigkeit hat es uns ermöglicht, den traumatisierten Familien von Jaranwala jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen“, fügte Michelle Chaudhry hinzu und bekräftigte, dass sich ihre Organisation weiterhin für den Kampf gegen Ungerechtigkeit, religiöse Intoleranz und Gewalt gegen die Unterdrückten in der Gesellschaft einsetzt.

(PA) (Fides 26/8/2024)

 

VATIKAN/ANGELUS - Ukraine: „Die Kirchen dürfen nicht angetastet werden“

 

Von Fabio Beretta

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wenn ich an die Gesetze denke, die kürzlich in der Ukraine verabschiedet wurden, kommen mir Ängste um die Freiheit all jener, die beten“, so Papst Franziskus am Ende des sonntäglichen Angelusgebets. Die Gedanken von Papst Franziskus gingen, wie immer in den letzten zwei Jahren, an die Grenzen Europas, wo der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weitergeht.

Diesmal richten sich die Worte des Papstes jedoch an die ukrainischen Gesetzgeber: Das ukrainische Parlament, hatte in zweiter Lesung den Gesetzesentwurf „Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung im Bereich der Tätigkeit religiöser Organisationen“ beschlossen, der die Tätigkeit von „mit Russland verbundenen religiösen Organisationen in der Ukraine“ verbietet, wobei im Text ausdrücklich auf die Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche Bezug genommen wird.

Für das ukrainische Parlament heißt das konkret: „Da die Russisch-Orthodoxe Kirche eine ideologische Fortsetzung des Regimes des Aggressorstaates ist und sich an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, die im Namen der Russischen Föderation und der Ideologie der ‚russischen Welt‘ begangen werden, sind die Aktivitäten der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine verboten“.

Doch für den Bischof von Rom löst dieses Dekret „Ängste um die Freiheit all jener, die beten“ aus. „Wer betet“, fügte der Papst hinzu, “betet immer für alle. Wer betet, tut nichts Böses. Wenn jemand Vebrechen gegen sein Volk begeht, ist er diesbezüglich schuldig, aber man kann nicht Böses getan haben, weil man gebetet hat".

„Lasst diejenigen, die beten wollen, in der Kirche beten, die sie für ihre Kirche halten. Bitte lasst keine christliche Kirche direkt oder indirekt abgeschafft werden. Die Kirchen dürfen nicht angetastet werden“,

„Also lasse man alle, die beten wollen beten, und zwar gemäß der Kirche, die sie als die ihre sehen. Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden: Die Kirchen sind unantastbar!", mahnt Papst Franziskus.

Der Papst brachte auch seine Verbundenheit mit dem „geliebten Volk von Nicaragua“ zum Ausdruck. Viele Priester wurden ins Exil verbannt, katholische Vereinigungen wurden unterdrückt, und erst vor wenigen Tagen wurde eine Steuer auf Almosen und Spenden der Gläubigen eingeführt: „Ich ermutige euch, eure Hoffnung in Jesus zu erneuern“, so das Oberhaupt der katholischen Kirche. „Denkt daran, dass der Heilige Geist die Geschichte immer gemäß seiner höheren Pläne lenkt. Möge die unbefleckte Jungfrau euch in den Momenten der Prüfung schützen und ihre mütterliche Zärtlichkeit spüren lassen. Die Muttergottes begleite das geliebte nicaraguanische Volk."

Beide Appelle folgen auf den üblichen Kommentar zum Abschnitt des Sonntagsevangeliums, der sich diesmal auf die berühmte Antwort des Petrus, der zu Jesus sagt: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“. Papst Franziskus nennt dies „einen schönen Ausdruck, der von der Freundschaft und dem Vertrauen zeugt, die ihn und die anderen Jünger mit Christus verbinden“.

Die Zwölf „haben ihn predigen hören, sie haben die Wunder gesehen, die er gewirkt hat, und sie teilen auch weiter mit ihm die Momente des öffentlichen Lebens und die Vertrautheit des Alltags“ auch wenn sie nicht immer verstehen, „was der Meister sagt und tut; manchmal fällt es ihnen schwer, die Paradoxien seiner Liebe und die extremen Forderungen seiner Barmherzigkeit zu akzeptieren, ganz zu schweigen von der Radikalität seiner Art und Weise, sich allen zu schenken“.

Und doch, so der Bischof von Rom, „haben Petrus und die anderen Apostel unter den vielen Lehrmeistern jener Zeit nur in ihm die Antwort auf den sie beseelenden Durst nach Leben, Freude und Liebe gefunden. Nur er hat sie die Fülle des Lebens finden lassen, nach der sie suchten – über die Grenzen der Sünde, ja sogar des Todes hinaus. Und das ist der Grund, warum sie nicht weggehen: Im Gegenteil, alle bis auf einen werden trotz vieler Momente der Schwäche und Zeiten der Reue bis zum Ende bei ihm bleiben“.

Und das gelte auch für uns: „Auch für uns ist es nicht leicht, dem Herrn nachzufolgen, seine Handlungsweise zu verstehen, uns seine Kriterien, sein Beispiel zu eigen zu machen. Das ist nicht leicht für uns. Doch je näher wir ihm sind – je mehr wir uns sein Evangelium zu Herzen nehmen, seine Gnade in den Sakramenten empfangen, im Gebet seine Nähe suchen, ihn in Demut und Nächstenliebe nachahmen – desto mehr erfahren wir, wie schön es ist, ihn zum Freund zu haben; und erkennen, dass er allein „Worte des ewigen Lebens“ hat.

(Fides 25/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Staat und Religion in Indonesien: die Rolle des Glaubens im öffentlichen Leben

 

Jakarta (Fides) - Indonesien ist keine Theokratie, aber auch kein säkularer Staat: Es ist, wie die Indonesier zu sagen pflegen, „ein Mittelweg“, d.h. ein Staat, der der Religion im öffentlichen Leben eine entscheidende Rolle zuerkennt und sie als wichtigen Faktor im Leben der Zivilgesellschaft betrachtet. Das bedeutet weder, dass der Staat religiöse Macht hat, noch dass er sich in das Leben der Religionsgemeinschaften einmischt oder diese kontrolliert; aber es bedeutet, dass der Staat als Garant für „religiöse Mäßigung“ und Harmonie zwischen den Religionen steht und handelt.

In der Architektur der Nation wurde die Möglichkeit einer islamischen Theokratie oder die Wahl einer einzigen „Staatsreligion“ erwogen und 1945, am Vorabend der Unabhängigkeitserklärung Indonesiens, aus der später die Verfassung hervorgehen sollte, mit der Befreiung von der niederländischen Kolonialherrschaft ad acta gelegt.

In der Arbeitsgruppe, die die „Charta der Fünf Prinzipien“ (Pancasila) ausarbeitete und in der „Kommission der Neun Repräsentanten“ - die sich aus Vertretern der nationalistischen und der islamischen Bewegung zusammensetzte - wurde festgestellt, dass „die Schaffung eines islamischen Staates in Indonesien bedeuten würde, dass kein Einheitsstaat geschaffen wird (...) dann wird sicherlich das Problem der Minderheiten auftauchen, das Problem der kleinen religiösen Gruppen, die sich nicht in den Staat eingebunden fühlen werden. Daher stimmen die Ideale eines islamischen Staates nicht mit den Idealen eines Einheitsstaates überein, auf den wir alle so sehr gewartet haben“. Andererseits wurde betont, dass „ein einheitlicher Nationalstaat nicht gleichbedeutend ist mit einem Staat mit nicht-religiösem Charakter“ und dass man einen „einheitlichen Nationalstaat mit einer hohen moralischen Grundlage“ schaffen wolle.

Dies führte zu der in der „Charta von Jakarta“ zum Ausdruck gebrachten Übereinkunft, die den Kompromiss der „Pancasila“ formulierte und das Element der Religion in die fünf Grundsätze aufnahm, die den Staat und das zivile Zusammenleben untermauern: Glaube an den einen Gott, Menschlichkeit, Einheit, weisheitsgeleitete Demokratie und soziale Gerechtigkeit.

Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947 hat sich auf dem indonesischen Archipel das Bewusstsein durchgesetzt, dass der Staat sich um die Religion, ein grundlegendes Element des sozialen und kulturellen Lebens, kümmern sollte. Aus diesem Grund wurde in der ersten Regierung nach der Unabhängigkeit ein Ministerium für religiöse Angelegenheiten geschaffen, dessen Abteilungen (heute Direktionen) sich mit dem Islam, dem Katholizismus, dem Protestantismus, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Konfuzianismus, den sechs offiziell anerkannten Religionen, befassen. Diese erhalten, wie es in Artikel 29 Absatz 2 der Verfassung heißt, „Unterstützung und Sicherheit“. Das bedeutet nicht, dass andere Religionen (Judentum, Zoroastrismus, Shintoismus, Taoismus) im Land verboten sind: Sie genießen Garantien und können sich frei entwickeln, solange sie nicht gegen bestehende Gesetze und Vorschriften verstoßen.

Die sechs Generaldirektionen des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten sind als staatliche Dienstleistungen für die Bürger konzipiert und sollen alle Religionsgemeinschaften unterstützen. Jede Generaldirektion ist auch für den Religionsunterricht zuständig: Sie organisiert und beaufsichtigt direkt die Bildungseinrichtungen, die als „staatliche religiöse Einrichtungen“ bezeichnet werden, eine Formulierung, die in der indonesischen Vision keinen Widerspruch darstellt. Dieses Engagement wird in der Tat als entscheidend angesehen, um die Vision von Mäßigung und Harmonie zwischen den Religionen zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang verfügt das Ministerium für religiöse Angelegenheiten über ein grundlegendes strategisches Programm zur Gewährleistung und Förderung der „religiösen Mäßigung“ in Indonesien, ein Ansatz, der als grundlegende Haltung und Verhaltensweise der indonesischen Gesellschaft angesehen wird

In Indonesien erkennt der Staat durch verschiedene Dekrete die katholische Kirche und ihre Einrichtungen als „religiöse Rechtspersönlichkeiten“ an.

(PA) (Fides 24/8/2024)

 

ASIEN/VIETNAM - Weihbischof der Diözese Xuân Lôc ernannt

 

Vatikanstadt (Fides) – Papst Franziskus hat den bisherigen Generalvikar derselben Dözese und Dozent am Priesterseminar St. Joseph, Pfarrer Dominic Nguyên Tuan Anh, zum Weihbischof der Diözese Xuân Lôc (Vietnam) ernannt und ihm den Titularsitz Timida regia verliehen.

Bischof Dominic Nguyên Tuan Anh wurde am 9. April 1972 in Tam Hiệp (Diözese Xuân Lôc) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie am Priesterseminar St. Joseph in Thành-Phô Hô Chí Minh. Am 30. September 2005 wurde er zum Priester geweiht und in die Diözese Xuân Lôc inkardiniert.

Danach hatte er folgende Ämter inne und absolvierte weitere Studien: Kanonisches Lizenziat in Moraltheologie am Institut Catholique de Paris, Frankreich (2006-2013); Dozent am St. Joseph Major Seminar, Xuân Lôc (2013-2015); Studium der Moraltheologie an der Manila University, Philippinen (2015-2020); seit 2021 Generalvikar der Diözese Xuân Lôc und Dozent am St. Joseph Major Seminar.

(Fides 24/8/2024)

 

VATIKAN - Schwester Inês Paulo Albino ist neue Generalsektetärin des Papstlichen Kindermissionswerks

 

Vatikanstadt (Fides) – Papst Franziskus hat Schwester Inês Paulo Albino (ASC), Generalrätin der Anbetungsschwestern vom Blut Christi zur Generalsekretärin des Päpstlichen Kindermissionswerks ernannt.

Schwester Inês Paulo Albino wurde am 25. April 1969 in Bula (Guinea-Bissau) geboren und legte am 14. September 1997 ihre ewigen Gelübde im Institut der Anbetungsschwestern vom Blut Christi (Sorores Asoratrices Pretiossimi Sanguinis, ASC) ab. Sie hat ein kanonisches Lizenziat in Bibeltheologie von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zuvor war sie Pastoralreferentin in der Pfarrei Santa Maria de Mattias in Ingoré und Nationaldirektorin der Päpstlichen Missionswerke in Guinea-Bissau und hat in den Bereichen Evangelisierung, Katechese, Bildung und Jugendapostolat gearbeitet. Seit 2022 ist sie Generalrätin und Schatzmeisterin der italienischen Region ihres Ordensinstituts.

Schwester Ines Paulo Albino tritt im Amt als Generalsekretärin des Kindermissionswerks die Nachfolge von Schwester Roberta Tremarelli an, die das Werk sieben Jahre lang, von 2017 bis 2024, als Generalsekretärin geleitet hat.

 

(Fides 24/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 26.08.2024

ASIEN/INDONESIEN - Minister für religiöse Angelegenheiten: „Unterschiede in der Beziehung zu Gott sind kein Grund zum Streit: Das lehren wir in unseren Schulen“

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) – Ein Gemälde nimmt eine ganze Wand im Büro des Ministers für religiöse Angelegenheiten im Gebäude seines Ministeriums im Zentrum Jakartas ein. Das große Gemälde zeigt den ersten Präsidenten der Republik Indonesien, Sukarno, der einen verwundeten Kriegshelden in seinen Armen trägt. Der Gerettete ist Christ, wie man an dem Rosenkranz erkennen kann, den er um den Hals trägt. Im Hintergrund sind eine Moschee und eine Kirche zu sehen, die symbolisieren, dass „Indonesien die Heimat aller Religionen ist“, erklärt Yaqut Cholil Qoumas, auch bekannt als „Gus Yaqut“, der im Dezember 2020 von Präsident Joko Widodo zum 24. Minister für religiöse Angelegenheiten ernannt wurde. Der 49-jährige Politiker und islamische Religionsführer ist in der indonesischen islamischen Vereinigung Nahdlatul Ulama (NU) aufgewachsen und ausgebildet worden und leitete in der Vergangenheit deren Jugendorganisation „GP Ansor“, der rund 7 Millionen junge Muslime angehören. Im Vorfeld des bevorstehenden Besuchs von Papst Franziskus in Indonesien beantwortete Minister Yaqut Cholil Qoumas im Gespräch mit Fides einige Fragen.

 

 

Herr Gus Yaqut, können Sie den Auftrag des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten erläutern?

 

Das Ministerium hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle religiösen Menschen in Indonesien ihren Glauben frei ausüben können. Indonesien erkennt sechs Hauptreligionen an (Islam, Katholizismus, protestantisch geprägtes Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus), und allen Gläubigen muss die Möglichkeit garantiert werden, sich ohne Probleme zu ihrem Glauben zu bekennen und ein freies und unabhängiges religiöses Leben zu führen. Darüber hinaus hat das Ministerium auch die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es keine Fehlentwicklungen oder Abweichungen gibt, denn die Grundannahme ist, je frommer ein Mensch ist, desto leichter wird er verstehen, dass Unterschiede akzeptiert werden müssen. Wir verfolgen diesen Ansatz in vielerlei Hinsicht, zunächst durch Bildung: Eine der Aufgaben des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten ist es nämlich auch, Religionsunterricht zu gewährleisten. Mit einer angemessenen religiösen Bildung werden die Religionsgemeinschaften ihre eigene Religion immer besser verstehen. Das Ministerium steht im Dienste aller Indonesier und arbeitet eng mit den Einrichtungen der einzelnen Religionsgemeinschaften zusammen. Innerhalb des Ministeriums gibt es für jede der anerkannten Religionen eine Generaldirektion, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Vision und der Auftrag des Ministeriums bei der jeweiligen Gemeinschaft ankommen, und dies ständig zu überwachen.

 

 

Können Sie Beispiele für Ihr Engagement im Bildungsbereich nennen?

 

Ich möchte die in Indonesien existierenden Bildungseinrichtungen erwähnen, die wir „Pesantren“ nennen, d. h. islamische Internatsschulen. Es gibt etwa 40 Tausend islamische Internatsschulen in Indonesien. Mit ihnen unterstützen wir einen Islam, der es auch anderen Religionen leichter macht. Für den Hinduismus gibt es beispielsweise ein spezielles Bildungsinstitut namens „Pasraman“, das lehrt, wie man den Hinduismus richtig versteht und wie man mit den Angehörigen anderer Religionen friedlich zusammenlebt. In den katholischen Schulen wird dasselbe gelehrt, nämlich dass, auch wenn es Unterschiede in der Beziehung zwischen einem Menschen und Gott gibt, trotzdem kein Grund für einen Konflikt mit dem anderen besteht. Der Buddhismus und der Konfuzianismus tun dasselbe: So profitieren wir alle davon, denn in Indonesien hat jede dieser Religionen ihre eigenen Merkmale, aber das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Vision stimmen überein, nämlich eine moderate Denkweise und Harmonie.

 

 

Welches besondere Profil hat der indonesische Islam und was ist mit „Nusantara Islam“ gemeint?

 

„Islam Nusantara“ bedeutet „Islam des Archipels“ und ist ein Konzept, das von der größten islamischen Organisation der Welt, der Nahdlatul Ulama, mit mehr als 100 Millionen Mitgliedern entwickelt wurde. Da ich Mitglied bin, werde ich versuchen, eine Antwort zu geben: Was ich sagen kann, ist, dass der Islam des indonesischen Archipels weder ein neuer Islam noch eine Denkschule innerhalb des Islam ist. Aber es ist ein Islam, der sich verbreitet hat, indem er sich an die lokale Kultur angepasst hat und zu einem spezifischen indonesischen Islam geworden ist: Er respektiert die lokale Kultur, die existierte, bevor der Islam nach Indonesien kam, und er folgt unserem Propheten Mohammed, der nicht gesandt wurde, um eine neue lokale Tradition zu schaffen, sondern, wie er sagte, um das zu vervollkommnen, was in der lokalen Kultur bereits vorhanden ist. Mit der Bezeichnung „Islam Nusantara“ ist gemeint, dass der Islam nicht gekommen ist, um die bestehenden lokalen Traditionen zu verbannen, sondern dass diese bestehenden lokalen Traditionen mit dem Islam kombiniert und verschmolzen wurden, so dass sie nicht miteinander in Konflikt geraten.

 

Ähnlich sieht es mit der Verbreitung des Christentums in Indonesien aus...

 

Ja, das war auch bei der Verbreitung des katholischen Glaubens der Fall: Unsere katholischen Brüder und Schwestern in Indonesien sprechen von „Inkulturation“ und erklären damit, dass der katholische Glaube durch die Durchdringung mit der lokalen Kultur von der indonesischen Bevölkerung leicht akzeptiert wurde. Ich glaube, dass es Ähnlichkeiten in der historischen und soziokulturellen Dynamik gibt, und vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die Beziehungen zwischen Muslimen und Katholiken in Indonesien heute sehr gut sind und von Nähe, Verständnis, Zusammenarbeit und Einheit geprägt sind.

 

Wird das Thema des interreligiösen Dialogs und des Zusammenlebens auch im Mittelpunkt des Besuchs von Papst Franziskus in Indonesien stehen?

 

Die Vision von „Nusantara Islam“, die - soweit ich sehe - vom Papst und den katholischen Religionsvertretern geteilt wird, ist folgende: Diejenigen, die sich zu einer anderen Religion als der unseren bekennen, sind unsere Brüder und Schwestern, wir sind Geschwister in der Menschheit. Auf dieser Grundlage wird die Beziehung zwischen „Nusantara Islam“ und unseren katholischen Brüdern und Schwestern in Indonesien gestärkt. Als bekannt wurde, dass der Papst nach Indonesien kommen würde, freuten sich daher auch die muslimischen Gläubigen, denn wir teilen dieselben Visionen und Werte. Ich muss sagen, dass die Beziehungen zur katholischen Kirche recht eng sind: In den vergangenen Jahren haben mehrmals Delegationen indonesischer muslimischer Religionsvertreter den Vatikan besucht. Zweimal habe ich selbst an einem solchen Besuch teilgenommen, und beim letzten Mal wurden wir vom Papst persönlich empfangen und konnten ein Dokument zur Unterstützung der Erklärung von Abu Dhabi über die Brüderlichkeit der Menschen überreichen, das vom Papst und dem Großimam von Al-Azhar unterzeichnet wurde: Wir teilen die Sehnsucht, eine Friedensbotschaft in die Welt zu senden und zum Frieden aufzurufen.

 

 

Auch der Großimam der Al Azhar hat in diesem Jahr Indonesien besucht…

 

Im Juli kam Scheich Ahmed al Tayyeb zu einem Besuch nach Indonesien, wir hatten herzliche Begegnungen und einen Dialog mit den indonesischen Katholiken. Und jetzt, nach so kurzer Zeit, ist es für uns Indonesier sicherlich eine Ehre und ein Stolz, den Papst zu begrüßen: Wir werden bei dem Treffen mit dem Papst und den religiösen Führern anwesend sein, das ist ein Impuls, der nicht verschwendet werden darf. Der indonesische Präsident Joko Widodo, der den Papst auch als Staatsoberhaupt begrüßen wird, wollte von Anfang an betonen, dass der Besuch ein Symbol der Freundschaft und des Dialogs zwischen den Religionsgemeinschaften ist, und wies darauf hin, dass er die bilateralen Beziehungen zwischen Indonesien und dem Vatikan weiter stärken wird.

Dies ist auch ein günstiger Moment für die gesamte indonesische Nation, um Indonesien zu einer Art „Barometer“ für ein harmonisches und friedliches religiöses Zusammenleben zu machen. Die Anwesenheit des Papstes hier ist also eine Art Anerkennung für das Leben und die Beziehungen zwischen den Religionen in Indonesien, die unter dem Banner der Koexistenz und der Toleranz gelebt werden, trotz aller Unterschiede, die es gibt. Wir glauben, dass dies für viele eine Inspiration sein kann.

 

 

Was wünschen Sie sich für den Besuch des Papstes, als Vertreter der Regierung und als gläubiger Mensch?

 

Wir hoffen, dass der Besuch des Papstes dazu dienen wird, in diesem Teil der Welt und auch auf universeller Ebene zu zeigen, was die Religion immer lehrt, nämlich das Mitgefühl mit dem Nächsten. Alle Menschen sind unterschiedlich geschaffen, ich denke, das ist Gottes Wille, und Gott lehrt immer das Mitgefühl mit anderen Menschen. Gott hat uns unterschiedlich geschaffen, nicht gleich, aber er will, dass wir vereint und solidarisch miteinander sind, dass wir einander respektieren und einander lieben. Liebe und Barmherzigkeit sind die Schlüsselwörter: Wir wollen betonen, dass wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen mit Liebe und Mitgefühl leben und pflegen. Die indonesische Nation übersetzt und drückt all dies in dem Motto „Einheit in Vielfalt“ aus, das auf die gesamte Menschheit ausgedehnt werden kann.

 

(Fides 24/8/2024)


Jahrestag des Völkermords an den Rohingya (25.08.)

Eskalierende Gewalt gegen Rohingya – Bundesregierung muss sich für Ende der Straflosigkeit einsetzen

24.08.2024

 

(Göttingen/gfbv) - Zum siebten Jahrestag des Völkermordes an den Rohingya (25.08.2017) fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein wirksameres Eintreten der internationalen Gemeinschaft und der deutschen Bundesregierung gegen die eskalierende Gewalt gegen Rohingya und andere ethnische Minderheiten in Myanmar. „Der Völkermord gegen die Rohingya dauert an. In ihrer Heimat Rakhine-Staat sind die Rohingya noch immer im Kreuzfeuer zwischen dem myanmarischen Militär und der Rebellenarmee Arakan Army. Dabei begehen beide Seiten Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. 

Tausende Rohingya fliehen aufgrund der aktuellen Angriffe aus Myanmar – doch auch auf der Flucht werden sie gezielt angegriffen. Es gibt Berichte über Massaker und Vergewaltigungen. „Seit dem Militärputsch im Jahr 2021 hat die Tragödie der Rohingya apokalyptische Ausmaße angenommen. Trotzdem gab es von den Vereinten Nationen, der EU und dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) keine wirksame Reaktion, um die Fortsetzung des Völkermordes zu verhindern.“

„Wir appellieren an die Bundesregierung, sich für einen Verweis der Situation in Myanmar an den Internationalen Strafgerichtshof durch den UN-Sicherheitsrat einzusetzen, um die Straflosigkeit des Militärs zu beenden“, fordert Causevic. „Die Beweise für die Verbrechen des Militärs gegen Rohingya und andere Minderheiten in Myanmar sind überwältigend. Bis heute musste sich niemand für den Völkermord an den Rohingya oder die Gräueltaten gegen andere ethnische Gruppen im Land verantworten.“ Die aktuellen Ermittlungen des IStGH konzentrieren sich ausschließlich auf Verbrechen, die in Bangladesch verübt wurden, da Myanmar kein Vertragsstaat des Römischen Statuts ist und sich dem IStGH gegenüber nicht kooperativ zeigt. „Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass die Ermittlungen ausgeweitet und auch die aktuellen Gewalttaten berücksichtigt werden“, fordert Causevic.

„Insbesondere die Zunahme der Gewalt gegen Kinder ist alarmierend. Die Verantwortlichen müssen für diese Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Causevic. Insgesamt wurden von den Vereinten Nationen im vergangenen Jahr in Myanmar 2.800 schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder registriert. Das Militär in Myanmar rekrutiert zudem immer mehr Minderjährige – mehr als 1000 Fälle sind im aktuellen Bericht des UN-Generalsekretärs zu Kindern in bewaffneten Konflikten dokumentiert. „Wir fordern die Bundesregierung dazu auf, ihren Einsatz zum Schutz von Kindern zu intensivieren. Als ersten Schritt sollte die Bundesregierung eine aktuelle Stellungnahme zur Gewalt gegen Kinder in Myanmar vorlegen“, fordert Causevic. 

In den Jahren 2016 und 2017 führte das Militär Myanmars Angriffe auf Rohingya im Rakhine-Staat durch, bei denen Tausende starben und mehr als 700.000 Rohingya nach Bangladesch vertrieben wurden. Fast eine Million Rohingya-Flüchtlinge leben laut Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe aktuell in Bangladesch, insgesamt sind rund 1,3 Millionen Menschen aus Myanmar in die Nachbarländer geflohen. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) läuft seit 2019 ein von Gambia initiiertes Völkermord-Verfahren gegen Myanmar. Die Bundesregierung ist diesem Völkermordverfahren 2023 beigetreten. Der IStGH hat im Jahr 2018 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. 

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 24.08.2024

AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Trotz Verstößen gegen die Waffenruhe in Nord Kivu: Angola will weiter vermitteln

 

Kinshasa (Fides) - Der am 4. August in Kraft getretene Waffenstillstand in Nord-Kivu (im Osten der Demokratischen Republik Kongo) ist verletzt worden (vgl. Fides 8/8/2024). Das von Angola ausgehandelte Abkommen sieht einen Waffenstillstand zwischen den kongolesischen Streitkräften (FARDC) und den mit ihnen verbündeten lokalen Milizen einerseits und der von der ruandischen Armee unterstützten Guerillabewegung M23 andererseits vor.

Am 20. August übernahmen die M23 nach Zusammenstößen mit Wazalendo-Milizionären (Verbündete der FARDC) im Gebiet Lubero die Kontrolle über einige Dörfer und Ortschaften. Am folgenden Tag wurden Kämpfe in anderen Ortschaften der nordöstlichen kongolesischen Provinz gemeldet.

Nach Angaben der lokalen Zivilgesellschaft nutzten die Kämpfer der M23 und die ruandische Armee die relative Ruhe, um ihre Stellungen im Gebiet von Rutshuru zu verstärken und im Hinblick auf eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten neue Waffen und Verstärkungen in das Gebiet zu bringen.

Andererseits appellierte der zuständige Verwaltungschef der Region Lubero, Alain Kiwewa, am 15. August an die bewaffneten Gruppen in dem Gebiet, sich der FARDC anzuschließen, um dem Vormarsch der M23-Milizen entgegenzuwirken. Der Aufruf richtete sich vor allem an andere bewaffnete Gruppen als die M23, die ebenfalls weiterhin mit der regulären Armee aneinandergeraten. In Nord-Kivu sind mehrere Dutzend große und kleine bewaffnete Gruppen aktiv, von denen einige mit der FARDC, andere wiederum mit der M23 verbündet sind, während wieder andere in einem sich ständig verändernden Mosaik von Zusammenstößen und Allianzen agieren. So haben die Nande- und Hutu-Gemeinschaften, die sich seit Jahren bekämpfen, erst in den letzten Tagen ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich gegenseitig Vergebung anbieten. Ein Zeichen der Hoffnung in einer Provinz, die seit mehr als 30 Jahren von Gewalt und Instabilität geprägt ist.

Hauptleidtragende ist die Zivilbevölkerung, an deren Situation Papst Franziskus erst vor kurzem bei der Generalaudienz am Mittwoch, 21. August, erinnert hat (vgl. Fides 21/8/2024). Es wird auch befürchtet, dass die M23-Bewegung auf Goma, die Hauptstadt von Nord-Kivu, marschieren könnte, wo mehr als 2 Millionen Menschen, darunter Einwohner und Binnenflüchtlinge, unter prekären Bedingungen leben. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass die Stadtverwaltung von Goma am 20. August eine systematische Fahrzeugkontrolle auf den Hauptverkehrsadern der Stadt anordnete, um der Sorge über ein mögliches Eindringen von Bewaffneten zu begegnen.

Der angolanische Präsident João Lourenço, der von der Afrikanischen Union mit der Vermittlung zwischen den kongolesischen Behörden, der M23 und der ruandischen Regierung beauftragt wurde, zeigte sich jedoch zuversichtlich, eine Einigung zu erzielen. Lourenço reiste am 11. und 12. August nach Kigali und Kinshasa, um den Präsidenten Paul Kagame und Félix Tshisekedi einen Vorschlag für ein Friedensabkommen zu unterbreiten. Am 21. August kündigte der angolanische Präsident in Luanda die Wiederaufnahme der „Verhandlungen über den konkreten Vorschlag für ein dauerhaftes und endgültiges Friedensabkommen für den Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo“ an.

(L.M.) (Fides 23/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Gemeinsam mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern warten wir auf Papst Franziskus: Interview mit dem Erzbischof von Jakarta Kardinal Ignatius Suharyo (Teil 2)

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Jedes Jahr, am islamischen Opferfest, schenkt die katholische Gemeinde in Jakarta der muslimischen Gemeinde eine Kuh. Und der Imam der großen Moschee teilt allen mit, dass es sich um ein Geschenk handelt, das „von unseren Brüdern und Schwestern kommt“. Dies ist eines der Details, die der indonesische Kardinal Ignatius Suharyo erzählt, um zu umschreiben, was er „die Seele Indonesiens“ nennt.

Im zweiten Teil des Interviews, das der Kardinal Fides gegeben hat, geht der Kardinalerzbischof von Jakarta von der Alltäglichkeit aus, die von den katholischen Gemeinden gelebt wird, die sich zur Zeit auf den Besuch von Papst Franziskus vorbereiten, und hält lange inne, um das geschwisterliche Zusammenleben zwischen Gläubigen verschiedener Religionen als „genetisches Merkmal“ des bevölkerungsreichsten Landes mit islamischer Mehrheit in der Welt zu beschreiben.

 

Wie gestaltet sich das Alltagsleben der christlichen Glaubensgemeinschaft im indonesischen Kontext?

 

Ich kann mit gutem Gewissen über die Pfarreien der Erzdiözese Jakarta sprechen, in denen eine breite Beteiligung der Gläubigen am pastoralen Leben, an den Liturgien und an der karitativen Arbeit zu verzeichnen ist. Die Kirchen sind immer voll, auch mit Kindern und Jugendlichen. Das bewährte und gut funktionierende Modell ist das der kleinen Gemeinschaften - nach dem Vorbild der kirchlichen Basisgemeinschaften -, die wir in der lokalen Sprache „lingkungan“ nennen, ein Begriff, der „Kreis“ bedeutet und erstmals 1934 von Albert Soejapranata verwendet wurde. Es handelt sich um kleine Gemeinschaften christlicher Familien, die sich in verschiedenen Vierteln in ihren Wohnungen treffen, um gemeinsam die Bibel zu lesen und zu beten. Es ist das Modell einer „diffusen“, nicht zentralisierten Pfarrei, die in den Randgebieten gut funktioniert. Nach dem Prinzip der Synodalität bringen die Vertreter dieser Basisgemeinschaften dann ihre Erfahrungen und Bedürfnisse in die gesamte Gemeinde ein, sie sind „Salz der Erde, Sauerteig für die Massen, Licht der Welt“. Es ist ein Modell des kirchlichen Lebens, das vor allem auf der Insel Java verbreitet ist, und es ist das Modell, das unsere Kirche nach hundert Jahren zu dem gemacht hat, was sie heute ist: Ziel ist es dabei, eine Gemeinschaft im Sinne von „Gaudium et Spes“ zu sein, das heißt, eine Gemeinschaft, die in die Welt eintaucht, eine Gemeinschaft, die die Freuden, Hoffnungen, Mühen und Leiden der Menschen teilt.

 

Auch das Motto, das für den Blick des Papstes gewählt wurde, scheint darauf anzuspielen: „Glaube, Geschwisterlichkeit, Barmherzigkeit“.

 

Das Geschenk des Glaubens erzeugt Geschwisterlichkeit und Mitgefühl. Und Mitgefühl scheint ein besonderes Merkmal des indonesischen Volkes zu sein. Ich habe einen internationalen Bericht über den World Giving Index gelesen, der von der Charities Aid Foundation veröffentlicht wurde: Darin heißt es, dass der Spendenindex der indonesischen Bevölkerung im Zeitraum 2018-2023 weltweit an erster Stelle von 146 Nationen steht. Dieser Index misst die Großzügigkeit und die freiwilligen Spenden in verschiedenen Notsituationen oder Bedürfnissen auf internationaler Ebene. Ich erinnere daran, dass zur Zeit der Pandemie viele der für die Bedürftigen in allen Bereichen benötigten Mittel aus privaten Spenden und damit aus der Barmherzigkeit und Spendenbereitschaft aller Bürger stammten.

Wir Christen sind in besonderer Weise von der Barmherzigkeit Gottes beseelt: Denken Sie an die Gleichnisse des Evangeliums vom barmherzigen Vater und dem barmherzigen Samariter. Die Barmherzigkeit ist für uns auch ein Weg der Mission: Das sehen wir an den etwa 4.000 Erwachsenentaufen, die wir jedes Jahr in Jakarta registrieren, die ein großes Geschenk Gottes sind. Es sind Menschen, die vielleicht an einem katholischen Begräbnis teilnehmen oder in anderen Situationen mit uns in Kontakt kommen, und sie sind berührt von dem Gebet und vor allem von der Art und Weise, wie wir der Familie des Verstorbenen helfen, sie sind berührt von dem Zeugnis der Gemeinschaft, von der gegenseitigen Hilfe und Liebe, die sie zwischen den Mitgliedern der christlichen Gemeinschaft sehen. Durch dieses Zeugnis können neue Bekehrungen gedeihen.

 

Ist dieser Ansatz auch für das Verhältnis der Kirche zum Islam kennzeichnend?

 

Unsere Beziehungen zur islamischen Glaubensgemeinschaft sind wirklich gut. Und diese harmonische Beziehung besteht seit den Anfängen der Nation und hat sich bis heute erhalten. Das Symbol dieser Beziehung ist zum Beispiel in Jakarta der gleiche Standort der Kathedrale und der Istiq'lal-Moschee, die sich gegenüberstehen, um allen eine Botschaft des fruchtbaren Dialogs und der Harmonie zu vermitteln. Die Kathedrale wurde im frühen 20. Jahrhundert erbaut und die Moschee wurde absichtlich gegenüber errichtet. Sukarno, der Vater des Landes und erste Präsident, wollte die Moschee aus zwei Gründen an dieser Stelle errichten lassen: Zum einen stand auf dem Grundstück ein holländisches Festung, so dass die Erinnerung an den Kolonialismus verdrängt wurde, und zum anderen sollte die Präsenz von Kathedrale und Moschee auf dem großen Platz der Unabhängigkeit ein starkes Symbol für unsere religiöse Harmonie werden. Die jüngste Fertigstellung des „Tunnels der Geschwisterlichkeit“ - der von Präsident Joko Widodo gewünscht, restauriert und so benannt wurde - ist ein Symbol unserer Freundschaft, die immer deutlicher zum Ausdruck kommt. Als Erzbischof verbindet mich mit dem Imam der Moschee ein Band der Wertschätzung und Freundschaft.

Aber auch auf der Ebene der einfachen Leute sind die Beziehungen gut: Es herrscht eine Atmosphäre des Teilens und der Freundschaft, die sich an den jeweiligen religiösen Feiertagen manifestiert. Am islamischen Opferfest schenken wir als katholische Gemeinde der muslimischen Gemeinde jedes Jahr eine Kuh, und der Imam teilt den Gläubigen ausdrücklich mit, dass es unser Geschenk ist, „es kommt von unseren Brüdernund Schwestern“, wie er dankbar bemerkt. An unseren Weihnachts- und Osterfeiertagen kommen die muslimischen Gläubigen in die Kirche, grüßen die Menschen und wünschen ein frohes Fest: eine Praxis, die in vielen indonesischen Kirchen, nicht nur hier, üblich geworden ist. Das sind Gesten, die in den Medien verbreitet werden und von der Seele Indonesiens erzählen.

 

Und was passiert, wenn es doch einmal Probleme zwischen Muslimen und Christen gibt?

 

In der Regel setzen sich der Gouverneur, der Bürgermeister und die Zivilbehörden zusammen mit den religiösen Führern ein: Wir haben ein Forum für Kommunikation und interreligiösen Dialog, das Probleme des Zusammenlebens lösen soll. Generell ist der Staat - egal welche Regierung im Amt ist - sehr präsent und kümmert sich um die Aufrechterhaltung des sozialen und religiösen Friedens. Und dann ist festzustellen, dass radikale oder gewalttätige Gruppen sicherlich in der Minderzahl sind. Die beiden großen islamischen Verbände, Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama (NU), in denen Millionen gläubiger Muslime zusammengeschlossen sind, stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, das friedliche interreligiöse Zusammenleben zu fördern und zu erhalten und radikale Strömungen zu isolieren. Wir haben sehr enge Beziehungen zu ihnen. Diese beiden Verbände vermitteln den Gläubigen des muslimischen Glaubens Orientierung. Wenn es in den letzten Jahren - wiederum vom Ausland aus - Versuche gegeben hat, einen transnationalen Islam nach dem Vorbild des IS zu schaffen, war der indonesische Islam wachsam und bereit, sie zurückzuweisen. Ich möchte daran erinnern, dass der Islam nicht durch Waffen, sondern durch den Handel nach Indonesien kam und ein spezifisches Gesicht hat, das wir 'Islam Nusantara' nennen, d. h. den Islam des Archipels. Es ist ein „sehr indonesischer“ Islam, würde ich sagen. Das heißt, er ist zutiefst tolerant und einladend, er weiß, wie man Geschwisterlichkeit aufbaut und führt einen 'Dialog des Alltags'. Durch diese Art des Dialogs arbeiten wir gemeinsam für das Wohl der Menschen, für Bildung, für Gesundheitsfürsorge, für Menschlichkeit.

Alle führenden Religionsvertreter sind sich ihrer Verantwortung für die Aufrechterhaltung eines harmonischen gesellschaftlichen Lebens durchaus bewusst. Und wenn es vereinzelte Fälle von Konflikten gibt, so sind diese im Vergleich zum riesigen Territorium Indonesiens mit seinen 17.000 Inseln und der Bevölkerungsmasse von 275 Millionen Menschen gering und unbedeutend. Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass Konflikte, wenn sie denn auftreten, oft nicht wirklich religiös motiviert sind, sondern ausbrechen, wenn die Religion für politische Zwecke manipuliert wird. Der instrumentelle Einsatz von Religion in der Politik, zu politischen Zwecken, kann solche Fälle von Konflikten erklären.

 

Wie bereiten Sie sich auf den Besuch von Papst Franziskus vor?

 

Es werden nur drei Tage sein, eine kurze, aber mit Sicherheit sehr bedeutsame Zeit. Zunächst möchte ich an die historische Kontinuität erinnern: Der Besuch des Papstes ist kein Novum in der Geschichte der Beziehungen zwischen Indonesien und dem Heiligen Stuhl. In der Vergangenheit besuchten bereits Papst Paul VI. 1970 und Papst Johannes Paul II. 1989 Indonesien. Heute ist der Besuch von Franziskus ein Zeichen für den wachsenden gegenseitigen Respekt, der seit der Unabhängigkeit Indonesiens entstanden ist.

Zweitens ist er ein Zeichen der Wertschätzung des Papstes für das indonesische Volk, insbesondere im Hinblick auf die Religionsfreiheit und das interreligiöse Zusammenleben und die Harmonie zwischen den Glaubensgemeinschaften.

Der Besuch ist ein wichtiges Zeichen und ein Geschenk für uns alle, sage ich oft, aber für uns Christen hier ist es über den feierlichen Moment hinaus ebenso wichtig, die Lehren des Papstes zu vertiefen und zu verwirklichen, indem wir zum Beispiel jeden Tag versuchen, die Erklärung von Abu Dhabi über die menschliche Brüderlichkeit und die Enzykliken „Fratelli Tutti“ und „Laudato si' “ über die Pflege des gemeinsamen Hauses zu praktizieren und im Alltag zu leben.

Denjenigen, vor allem im Westen, die mich erstaunt oder zweifelnd fragen, wie man in Indonesien, einem Land mit einer islamischen Mehrheit, in Harmonie und Freiheit leben kann, sage ich oft: Kommt und seht. Der Besuch des Papstes wird auch ein Moment sein, in dem die ganze Welt - über die Medien und mit internationaler Resonanz - „kommen und sehen“ kann.

 

Welche Erwartungen haben die Katholiken und alle Indonesier im Hinblick auf den Papstbesuch?

 

Die Erwartung ist groß, das sieht man schon an den Gläubigen, die jeden Sonntag in die Pfarreien kommen, die ich besuche. Die Veranstaltungen mit dem Papst werden sehr voll sein, die Menschen werden aus allen Diözesen nach Jakarta kommen, im “Gelora Bung Karno”-Stadion werden für die Messe 80.000 Menschen erwartet. Es gibt einen Veranstaltungsauschuss, in dem katholische Kirche und die Regierung zusammenarbeiten. Die Begeisterung groß, und die geistliche Vorbereitung in den verschiedenen Gemeinschaften steht unter dem Motto „Glaube, Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit“. Ein Komponist hat aus diesem Motto ein liturgisches Lied komponiert, das in allen Pfarreien gesungen wird.

Wir fühlen uns Papst Franziskus und seinem Stil sehr nahe, und die Worte seines Lehramtes werden in Indonesien oft zitiert, sogar von Regierungsvertretern oder muslimischen Religionsvertretern. Es genügt zu sagen, dass die erste Person, die den Besuch des Papstes in Indonesien öffentlich bestätigte - vor der Regierung und vor der Bischofskonferenz - der Imam der Istiq'lal-Moschee war, die der Papst besuchen wird: Er konnte seine Freude nicht zurückhalten.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche in Indonesien?

 

Damit das Evangelium in den verschiedenen Kulturen Indonesiens auch in Zukunft weiterhin gedeihen und auch künftig Frucht bringen kann, glaube ich, dass dies vor allem durch unser Zeugnis im Bereich der Bildung, der Gesundheitsfürsorge, durch soziale Werke und Nächstenliebe geschehen kann: aber sicher nicht durch eine Strategie, sondern nur durch unsere Liebe zu den Menschen! Brüder und Schwestern zu sein, ist das Beste, was wir in der Bildung, in der Gesundheitsfürsorge, in den Solidaritätsaktionen anbieten können. Das ist der Glaube an die Vorsehung: Lasst uns unseren Teil tun, lasst uns unsere fünf Brote und zwei Fische einbringen, um Zeugnis von der Liebe Christi zu den Menschen zu geben: Der Herr wird den Rest tun.

 

(Fides 23/8/2024)


„Staaten müssen mehr tun, um Verfolgung zu verhindern“

22. August: UN-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt

Weltkarte aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2023“ von „Kirche in Not“. © Kirche in Not
Weltkarte aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2023“ von „Kirche in Not“. © Kirche in Not

22.08.2024

 

 

(München/acn) - Seit fünf Jahren findet am 22. August der „Internationale Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder der Weltanschauung“ statt. Er wurde von den Vereinten Nationen 2019 eingeführt. Eine der Initiatorinnen des Gedenktags, die polnische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Dr. Ewelina Ochab, zieht eine alarmierende Bilanz: „Die Situation hat sich nicht gebessert. Es gibt viele Beispiele religiös motivierter Gewalt: vom Sudan bis zur Demokratischen Republik Kongo, von Nigeria bis Kamerun. Die Liste ist lang“, sagte Ochab dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Auch im Irak verschlechtere sich zehn Jahre nach den Gräueltaten des „Islamischen Staates“ die Lage erneut: „Die Zukunft sieht düster aus.“


Vier jemenitische Bahá’í von Huthis freigelassen

Bahá’í Gemeinde fordert Freilassung aller unschuldigen Gefangenen im Jemen

Die vier freigelassenen Bahá'í : Ibrahim Juail, Abdul Elah Al Boni, Hassan Thabet und Muhammad Bashir (v.o.l.n.u.r.), Bildrechte: Bahai International Community
Die vier freigelassenen Bahá'í : Ibrahim Juail, Abdul Elah Al Boni, Hassan Thabet und Muhammad Bashir (v.o.l.n.u.r.), Bildrechte: Bahai International Community

Meldung des Nationalen Geistigen Rats der Bahá´í in Deutschland /
Bahá´í-Gemeinde in Deutschland

22.08.2024

(Berlin/ngrbd) – Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die letzten vier von insgesamt 17 jemenitischen Bahá’í aus ihrer unrechtmäßigen Haft freigelassen wurden. Dreizehn der 17 inhaftierten Personen wurden in den letzten 15 Monaten, der letzte, Abdullah Al-Olofi, wurde im Juni 2024 freigelassen. 

Abdul Elah Al Boni, Muhammad Bashir, Ibrahim Juail und Hassan Thabet saßen 15 Monate unschuldig im Gefängnis und wurden in dieser Zeit unter starken Druck gesetzt, ihren Glauben zu widerrufen. Von Huthi-Behörden wurden sie gezwungen, an sogenannten von ihnen durchgeführten „Kulturkursen“ teilzunehmen. 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 22.08.2024

AFRIKA/SUDAN - Friedensgespräche in Genf gestalten sich schwierig: drei humanitäre Korridore wieder geöffnet

 

Khartum (Fides) - Die Wiedereröffnung von drei Grenzübergängen für humanitäre Hilfe ist bisher das einzige (wenn auch wichtige) Ergebnis der Friedensgespräche für den Sudan, die derzeit in Genf stattfinden.

An den Treffen auf Schweizer Boden nehmen Vertreter der Vereinigten Staaten, der UNO, der Afrikanischen Union, der IGAD (Intergovernmental Authority on Development, eine regionale Organisation der Länder am Horn von Afrika), Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Ägyptens und einer der Konfliktparteien, der Rapid Support Forces (RSF), teil. Die sudanesische Armee boykottiert die Gespräche, weil sie die Teilnahme der Vereinigten Arabischen Emirate ablehnt, den sie vorwirft, die Rapid Support Forces zu unterstützen. Der Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräfte unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und den Rapid Support Forces unter dem Kommando von Mohamed Hamdan („Hemedti“) Dagalo brach im April 2023 aus.

In dem Bemühen, die sudanesischen Streitkräfte einzubeziehen, hatten die USA deren Delegation gestern, am 21. August, zu einem separaten Treffen mit der amerikanischen Delegation nach Kairo eingeladen. Es kam jedoch zu Meinungsverschiedenheiten über die Aufnahme von Mitgliedern des sudanesischen Militärgeheimdienstes und der bewaffneten Bewegungen in Darfur in die sudanesische Delegation. Die USA und Ägypten haben Berichten zufolge Einwände gegen die späte Aufnahme erhoben, was zur Verschiebung des Treffens führte.

Bei den Genfer Gesprächen geht es unterdessen um die Umsetzung von bereits am 11. Mai 2023 in Dschidda, Saudi-Arabien, unterzeichneten Vereinbarungen. Die so genannte „Erklärung von Jeddah“, die von der SAF und der RSF unterzeichnet wurde, verpflichtet beide Seiten zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts. In einer anschließenden Vereinbarung von Jeddah vom 20. Mai 2023 wurde die Bedeutung des Schutzes der Zivilbevölkerung während der Umsetzung eines siebentägigen Waffenstillstands bekräftigt. Der Waffenstillstand wurde weniger als einen Tag nach seinem Inkrafttreten gebrochen. Auch nachfolgende Waffenstillstandsabkommen wurden nicht eingehalten.

Die Genfer Gespräche müssen sich mit der von neutralen Beobachtern als unrealistisch angesehenen Position der sudanesischen Armee auseinandersetzen, die von den Rapid Support Forces die Rückgabe der Kontrolle über die während des Krieges eroberten Städte und Gebiete fordert. Der einzige große Erfolg, der bisher in Genf erzielt wurde, ist die Wiedereröffnung von drei Verkehrswegen, die die Durchfahrt von humanitärer Hilfe für die durch den Konflikt, den Mangel an Nahrungsmitteln und Trinkwasser sowie durch Krankheiten wie Cholera erschöpfte Bevölkerung ermöglichen. Ein erster Konvoi von 15 Lastwagen des UN-Büros für die Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) passierte den Grenzübergang André an der Grenze zwischen dem Tschad und dem sudanesischen Darfur. Das UN-Hilfswerk plant, insgesamt 116 Lastwagen mit rund 6.000 Tonnen Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern über diesen Grenzübergang zu schicken.

Erschwerend kommt unterdessen hinzu, dass der Konflikt international unterstützt wird. Ägypten und der Iran werden verdächtigt, Waffen an die sudanesische Armee zu liefern, während die Vereinigten Arabischen Emirate beschuldigt werden, die Rapid Support Forces zu unterstützen. Russland unterstützt einerseits über das ehemalige private Militärunternehmen der Wagner-Gruppe die Rapid Support Forces, steht aber andererseits mit seiner Diplomatie General al-Burhan nahe. Ukrainische Spezialeinheiten sollen sowohl die Armee als auch die Rapid Support Forces unterstützen. Schließlich wurde festgestellt, dass auf beiden Seiten Waffen aus türkischer Produktion verwendet werden.

(L.M.) (Fides 22/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Nachfolge Jesu im Land der “Pancasila”: Interview mit dem Erzbischof von Jakarta Kardinal Ignatius Suharyo (Teil 1)

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Beim Betreten des Komplexes der Kathedrale von Jakarta, die Mariä Himmelfahrt geweiht ist, sieht man eine Anzeigetafel mit dem Bild von Papst Franziskus, die die Tage bis zur Ankunft des Papstes in der indonesischen Hauptstadt zählt. Die gleiche Anzeigetafel befindet sich in der Kirche, wo die Gläubigen vor der Pieta-Statue oder der Jungfrau mit indonesischem Gesicht beten. Auf der anderen Straßenseite ist die große Istiq'lal-Moschee zu sehen, und auch dort laufen die Vorbereitungen für ein interreligiöses Treffen mit dem Papst auf Hochtouren.

Im Vorfeld des Besuchs von Papst Franziskus erläutert Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, seit 2010 Erzbischof von Jakarta, im Interview mit der Fides (dessen ersten Teil wir hier veröffentlichen) die Gründe für den Papstbesuch und die Hoffnungen, die im bevölkerungsreichsten Land mit islamischer Mehrheit damit verbunden sind.

 

Kardinal Suharyo, können Sie ein Bild der katholischen Kirche in Indonesien zeichnen?

 

Indonesien ist ein sehr großes Land, und die Situation ist von Insel zu Insel sehr unterschiedlich, und zwar auf allen Ebenen: zum einen, was die Geografie anbelangt, zum anderen, was den sozialen, kulturellen und religiösen Kontext und den Entwicklungs- und Bildungsstand betrifft. Diese große Vielfalt ist sicherlich ein Reichtum, aber objektiv gesehen ist sie auch ein Problem, d.h. eine Herausforderung, die es mit Blick auf die Einheit der Nation zu bewältigen gilt. Im Allgemeinen leben die Katholiken in Indonesien in Harmonie mit ihren Mitbürgern, mit den verschiedenen Teilen der Gesellschaft, von denen sich die große Mehrheit zum Islam bekennt. Selbst in Bezug auf das Ausmaß und die Präsenz der katholischen Kirche auf dem Archipel gibt es große Unterschiede: Auf Flores, in der Provinz Ost-Nusa Tenngara, ist die Mehrheit der Bevölkerung katholisch; auf West-Sumatra liegt der Prozentsatz der Katholiken nahe bei Null. In einer sehr unterschiedlichen Situation besteht das gemeinsame Kriterium also darin, unseren Glauben mit Einfachheit und Sanftmut zu leben und zu bezeugen und gute Beziehungen zu allen anderen Menschen zu pflegen. Nach Angaben der indonesischen Bischofskonferenz gibt es in den 34 Provinzen Indonesiens etwa 10,5 Millionen Katholiken bei einer Einwohnerzahl von mehr als 275 Millionen.

 

Können Sie geschichtliche Hintergründe über die Präsenz des katholischen Glaubens in Indonesien nennen?

 

Nach den ersten Kontakten mit einigen Missionaren des Franziskanerordens im 14. Jahrhundert kamen die ersten portugiesischen Missionare zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf die Molukken und brachten das Evangelium dorthin. Der große Missionar und Heilige, Franz Xaver, der Schutzpatron der Missionen, landete ebenfalls auf dem heutigen indonesischen Territorium und war dort Mitte des 15. Jahrhunderts tätig. Mit der Anwesenheit der holländischen Kolonisatoren (die 350 Jahre lang hier blieben), die dem Calvinismus anhingen, wurde die Verbreitung des katholischen Glaubens behindert und erlitt einen Rückschlag. Erst im 19. Jahrhundert gewährte die niederländische Ostindien-Regierung den Katholiken wieder die Missionsfreiheit. Hier auf der Insel Java erinnern wir uns an den niederländischen Missionar Frans Van Lith, der Anfang des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Insel evangelisierte und das erste Priesterseminar gründete.

Es ist eine sehr lange Geschichte, und ihr letzter Abschnitt, der uns am nächsten liegt, beginnt mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Indonesiens im Jahr 1947. Es sei daran erinnert, dass der Heilige Stuhl damals zu den ersten gehörte, die die neue Nation, die ihre Unabhängigkeit erlangt hatte, anerkannten. Bereits 1947 war ein Vertreter des Vatikans offiziell in Jakarta anwesend. Dies ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte der katholischen Kirche auf dem Archipel. Und wenn man einen Schritt zurückgeht, so standen die katholischen Missionare vor der Unabhängigkeit an der Seite der einheimischen Bevölkerung und teilten deren Sehnsucht nach einer eigenen Nation, die sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts manifestiert hatte.

 

Wie hat sich diese Nähe gezeigt?

 

In der Kolonialzeit, zunächst unter niederländischer und (während des Zweiten Weltkriegs) unter japanischer Herrschaft, haben die Missionare sehr deutlich die Vision zum Ausdruck gebracht, für die Unabhängigkeit Indonesiens eintreten zu wollen. Dies galt umso mehr nach dem Apostolischen Schreiben „Maxixmum Illud“ von Papst Benedikt XV.

Ich möchte zum Beispiel an die Figur eines Jesuiten erinnern, der 1940 der erste Bischof Indonesiens wurde: Albert Soejapranata, ein Student des Seminars Van Lith, ist heute einer der vom Staat anerkannten Nationalhelden. Soejapranata setzte sich ausdrücklich für die Unabhängigkeit der Nation ein, und zwar in einer großen Bewegung, die viele Komponenten vereinte, darunter die kommunistische, islamische und nationalistische.

 

So fühlten sich die indonesischen Katholiken also von Anfang an voll in die Nation integriert…

 

Man kann sagen, dass sie von Anfang an ein fester Bestandteil davon waren. Noch heute teilen wir das Motto von Bischof Albert Soejapranata und erinnern uns daran: hundertprozentig katholisch und hundertprozentig indonesisch zu sein. Wir können sagen, dass die Katholiken überall in Indonesien diesen Geist der Zugehörigkeit leben. Er meinte damit, dass wir uns als Katholiken bewusst sind, dass wir dazu berufen sind, Heilige zu sein, in die Fußstapfen Christi zu treten und seine Zeugen in diesem Teil der Welt zu sein. Und als Indonesier lieben wir unser Land, indem wir es mit dem Blick unseres Glaubens betrachten und darin leben. In unserer heutigen Zeit bedeutet dieser Geist, dass wir großzügig, barmherzig und mitfühlend gegenüber unserem Land sind, gegenüber der ganzen großen indonesischen Bevölkerung.

 

Wie kommt dieser Ansatz im heutigen indonesischen Kontext konkret zum Ausdruck, der so weitläufig und pluralistisch ist?

 

Diese Haltung der Heimatliebe wird heute dadurch zum Ausdruck gebracht und verdeutlicht, dass die Werte der „Pancasila“, der „Charta der fünf Prinzipien“, die der Verfassung zugrunde liegen, im täglichen Leben gelebt werden.

Ich möchte ein praktisches Beispiel anführen: In unserer Erzdiözese Jakarta haben wir uns in dem Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 als Glaubensgemeinschaft jedes Jahr mit einem der Grundsätze der Pancasila befasst und ihn in unser tägliches Leben übertragen, indem wir ihn aus der spezifischen Perspektive unseres Glaubens betrachten und damit sowohl unseren Glauben als auch unsere Zugehörigkeit zu Indonesien stärken.

Den ersten Grundsatz - den Glauben an den einen Gott - haben wir im Lichte des Dokuments „Deus Caritas Est“ betrachtet und in diesem Jahr das Jubiläum der Barmherzigkeit gefeiert: Gott ist liebevoll und barmherzig zu uns. Der zweite Grundsatz ist die Menschlichkeit. Die Frage, die wir uns stellten, war die des Evangeliums: Wer ist mein Nächster? Wenn wir bedenken, dass Indonesien aus mehr als siebentausend ethnischen Gruppen besteht, mit unterschiedlichen Kulturen, Geschichten und Traditionen ist dabei mein Nächster jeder einzelne dieser Menschen, ein Teil des riesigen indonesischen Mosaiks.

Bei der Verwirklichung des dritten Grundsatzes, der Einheit Indonesiens, haben wir festgestellt, dass dies eine unmittelbare Konsequenz hat: Wir sind unterschiedlich, aber alle durch dieselbe Menschlichkeit verbunden, und das macht die Einheit des Landes aus. Das Motto Indonesiens lautet ja gerade 'Einheit in Vielfalt'. Wir wollten dies vor allem durch die Marienverehrung zum Ausdruck bringen, indem wir die Jungfrau Maria, unsere Mutter - von der es je nach Stil und Kultur in Indonesien verschiedene Figuren und Gesichter gibt - mit einem gemeinsamen Gesicht für alle darstellen: So entstand die 'Maria, Mutter aller Ethnien', dargestellt in den Farben der Nation und mit dem Garuda, dem nationalen Adler, und diese Statue steht in der Kathedrale von Jakarta. Wir haben auch viel gemeinsam gebetet und Tausende von Rosenkränzen in Rot und Weiß, den Nationalfarben, verteilt.

 

Wie haben Sie die letzten beiden Grundsätze der Pancasila im aktuellen Kontext vertieft?

 

Was das vierte Prinzip, die weisheitsgeleitete Demokratie, betrifft, so haben wir in diesem Zusammenhang unser Verständnis der christlichen „sapientia“ vertieft, dank einer gemeinsamen Unterscheidung, einer Erfahrung tiefer Synodalität, die uns zum Ursprung der indonesischen Nation zurückbrachte und uns gleichsam dazu brachte, über unsere Zukunft nachzudenken, nicht als Einzelne, sondern gemeinsam und als eine Gemeinschaft, die in eine größere Nation eingebettet ist. Wir hatten auch die Gelegenheit, über die Hierarchie in der Kirche nachzudenken, die nur dann Sinn macht, wenn sie als Dienst verstanden und mit der Methode des Zuhörens gelebt wird, denn der Heilige Geist spricht in der Gemeinschaft: So hält das Prinzip der Demokratie in gewisser Weise auch Einzug in das Leben der kirchlichen Gemeinschaft, mit einer Praxis der Synodalität.

Als wir uns mit dem fünften Grundsatz, die soziale Gerechtigkeit, befassten, befanden wir uns in der Zeit der Pandemie, und umso mehr konnten wir die Notwendigkeit der Aufmerksamkeit für die Armen und Kranken, für die Bedürftigen und die Schwächsten konkret erfahren, unabhängig von Glauben, Ethnie und Kultur. Um diese vorrangige Option zu verankern, haben wir in der Kathedrale eine Statue aufgestellt, die den „obdachlosen Jesus“ darstellt, um jeden von uns daran zu erinnern, dass Christus in den Armen, den Ausgegrenzten und den Besitzlosen gegenwärtig ist.

(Fides 22/8/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Priesteramtskandidaten vor dem Papstbesuch: “Missionare haben eine wichtige Rolle gespielt”

 

Von Fabio Beretta

 

Port Moresby (Fides) - Unter den jungen Seminaristen in Papua-Neuguinea herrscht große Vorfreude: in wenigen Tagen werden sie Papst Franziskus treffen. Und während sie die letzten Vorbereitungen für diese Begegnung treffen, gibt es die eine Frage, die in ihren Köpfen weiterhallt: „Was will Gott von mir?“.

Eine Frage, auf die es schwierig ist, eine unmittelbare Antwort zu finden. Aber in der Gemeinschaft des nach dem „Heiligen Geist“ benannten Priesterseminars, das im März 1963 in Port Moresby gegründet und einige Jahre später nach Bomana (zwölf Kilometer von der Hauptstadt entfernt) verlegt wurde, dient diese Frage auch als Kompass.

„Der Eintritt ins Priesterseminar war nicht unbedingt das, was ich mir nach Abschluss meines Studiums vorgestellt hatte“, berichtet Mathew Gona, Seminarist aus der Erzdiözese Rabaul, gegenüber Fides, “ich wollte Lehrer oder Betriebswirt werden. Doch eine einzige Begegnung reichte aus, um alle Pläne über den Haufen zu werfen: Die Begegnung mit Pfarrer Michael P. Cornelius Gaga war eine große Veränderung in meinem Leben. Ich war beeindruckt von seiner Lebensweise, seiner Persönlichkeit und seinem Charakter. Diese Begegnung brachte mich zum Nachdenken und schließlich zur Frage 'Was will Gott von mir? Bis zu diesem Moment hatte ich nämlich die falsche Frage gestellt: 'Was will ich?'“.

Über seinen weiteren Lebensweg sagt Mathew: „Ich reifte in der Entscheidung, ins Priesterseminar zu gehen, was genau das Gegenteil von dem war, was ich machen wollte. Ich habe mit meinen Eltern darüber gesprochen, die mich sofort auf diesem Weg unterstützt und ermutigt haben“.

Für den Seminaristen Jeffrey Ossom aus der Diözese Madang steckt ebenfalls eine Begegnung hinter seiner Entscheidung, Priester zu werden: „Ich war in die Gemeindeaktivitäten eingebunden und besuchte Jugendgruppen. Ich bewunderte meinen Pfarrer, er war es, der mich inspirierte: zu sehen, wie er seine Berufung lebt, seine Präsenz unter den Menschen, die ihm immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Worte seiner Predigten... Das weckte in mir den Wunsch, eines Tages ein Priester wie er zu sein, nahe bei den Menschen“.

Wenn man mit den Priesteramtskandidaten spricht, merkt man, dass die Frage „Was will Gott von mir?“ in den unmöglichsten Momenten wie ein Blitz aus heiterem Himmel auftaucht: „Ich war 2011 in der Schule, als ich beschloss, dem ‚Berufungsclub‘ meines Instituts beizutreten“, erzählt Jacob Tumun aus der Diözese Hagen, „ich beschloss, die Prüfung für die Aufnahme ins Seminar abzulegen, noch bevor ich mein Studium beendete, und am Tag meines Abschlusses kam die Nachricht: Ich hatte bestanden. Ich betete jeden Tag und fragte Gott: 'Was willst du von mir?', denn trotz guter Noten wollte mich niemand einstellen. Was will Gott von mir? Schließlich erkannte ich, dass sein Plan ein anderer war, und 2014 trat ich dann in das Kleine Seminar in Kap ein.“

Die Geschichten von Jeffrey, Mathew und Jacob ähneln sich in vielerlei Hinsicht, obwohl sie aus verschiedenen Teilen des Landes stammen. Fragt man jeden von ihnen: „Wer hat dir den Glauben weitergegeben?“, so lautet die Antwort unisono: „meine Eltern“. „Die ersten Gebete, die ich von ihnen gelernt habe“, erzählt Mathew, “waren das Kreuzzeichen, das Ave Maria und ein Gebet, das man vor dem Schlafengehen in Pidgin, meiner Muttersprache, spricht“. „Meine Mutter hat mich taufen lassen“, erinnert sich Jacob, “aber mein Glaube ist auch dank meiner Großeltern und Katecheten gereift“.

Im Leben der Priesteramtskandidaten haben aber auch die Missionare eine zentrale Rolle gespielt: „Dank ihnen habe ich meine Denkweise gefunden“, betont Jeffrey. Auch für Jacob spielten die Missionare eine wichtige Rolle in seiner Ausbildung: „Ich wurde von einem von ihnen getauft, meine Erstkommunion erhielt ich von einem polnischen Missionar. Auch die Schule, die ich besuchte, wurde von Missionaren geleitet“. „Ich bin in einer von Missionaren geleiteten Gemeinde aufgewachsen, mein Pfarrer war ein deutscher Missionar. Wenn ich zurückblicke“, sagt Mathew, “war er es, der ein solides Fundament für meinen Glauben und meine Berufung gelegt hat. Wenn ich heute so bin, wie ich bin, dann verdanke ich das Missionaren wie Pater Meinrad, die unermüdlich am Aufbau meines katholischen Glaubens mitgewirkt haben“.

Ein Glaube, der nun, durch den Besuch von Papst Franziskus bestätigt werden wird: „Von der Begegnung mit dem Papst erwarte ich eine Bestätigung des Glaubens, aber auch den Wunsch, immer mit Jesus verbunden zu sein. Ich möchte ihm in diesem Leben als Priester nachfolgen„, fährt Mathew fort. „Es wird ein Moment der Gnade für mich und mein Leben sein, in dem ich mich weiterhin frage ‚Was will Gott von mir?‘“.

Die gleichen Erwartungen hegt auch Jeffrey: „Es wird sein wie ein Vater, der seinem Sohn die Hand auf die Schulter legt, wenn er in Schwierigkeiten steckt, und sagt: ‚Ich bin da, du schaffst das‘. Der Besuch eines Papstes nach fast dreißig Jahren ist für uns eine große Freude und ein Segen. In seinen Worten und Gesten werden wir neuen Lebensmut finden, um voranzukommen“.

Für Jacob hingegen könnte der zweitägige Besuch von Papst Franziskus in Papua-Neuguinea der Beginn „neuer und vieler Veränderungen, geistiger und moralischer Art, in diesem Land sein. Zumindest hoffe ich das, genauso wie ich hoffe, dass der selige ToRot bald heiliggesprochen wird, um den Glauben unseres Volkes zu stärken“.

Nach der Begegnung mit dem Papst geht für alle drei das Studium weiter: Mathew ist fasziniert von der Liturgie, Jeffry von der Bibelexegese und Jacob von der Sakramentenlehre. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt, wenn sie zu Priestern geweiht werden: „Ich möchte mein Leben der Nähe zu den Armen, Waisen, Witwen und denen, die am Rande leben, widmen, um ihnen die Schönheit der Verkündigung des Evangeliums zu bringen“, sagt Mathew. Auch Jeffry möchte sich „die Hände schmutzig machen“, um „unter den Menschen zu sein und sie auf dem Weg des Glaubens zu begleiten und so meinem Pfarrer nachzueifern, der mich zu dieser Berufung inspiriert hat“. Jacob hingegen träumt davon, Seelen zu heilen und zu unterrichten: „Ich möchte ein guter Beichtvater werden, Sünden vergeben und Ausbilder im Priesterseminar meiner Erzdiözese werden“.

 

(Fides 22/8/2024)


Gaza: Notlager der SOS-Kinderdörfer in humanitärer Zone von Beschuss getroffen

Hilfsorganisation in großer Sorge um das Leben der Kinder

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf: Mohammad al Baba
Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf: Mohammad al Baba

 

 

20.08.2024

 

(München / Khan Younis/ots) - In Gaza ist ein provisorisches Lager der SOS-Kinderdörfer in Khan Younis durch fehlgeleiteten Beschuss getroffen worden. Wie die Hilfsorganisation mitteilt, sind weder Kinder noch Erwachsene zu Schaden gekommen, gleichwohl sei die Situation höchstalarmierend und unberechenbar. Lanna Idriss, Vorsitzende der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: 'Was vor unseren Augen in Gaza passiert, ist ein vollständiges humanitäres Versagen der Weltgemeinschaft. Aufgrund massiver Luftangriffe in unmittelbarer Nähe unseres SOS-Kinderdorfs in Rafah mussten wir die verbliebenen Kinder, Betreuer und IDPs im Mai in eine ausgewiesene humanitäre Zone umsiedeln und jetzt geraten sie ausgerechnet dort erneut in Lebensgefahr. Ich frage mich, was eigentlich noch passieren muss, damit alle Beteiligten verstehen, das es Zivilisten sind, die unter allen Umständen geschützt werden müssen."

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 21.08.2024

VATIKAN/GENERALAUDIENZ - Papst Franziskus: Christen sollen den Wohlgeruch Christi verbreiten, nicht den schlechten Geruch der eigenen Sünde

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wir sind vor Gott der Wohlgeruch Christi“. Papst Franziskus zitiert den heiligen Paulus und bittet die Katholiken, sich dafür einzusetzen, dass die Menschen um jeden Gläubigen herum „den Wohlgeruch des Geistes Christi“ riechen können.

Bei der Generalaudienz in der Aula Paul VI. setzte der Papst den Zyklus der Katechese mit dem Titel „Der Geist und die Braut“ fort und sprach heute über das Thema „Der Heilige Geist in der Taufe Jesu“. „Die ganze Dreifaltigkeit ist in diesem Augenblick an den Ufern des Jordan zusammengekommen!“, so Papst Franziskus über den Passus aus dem Markusevangelium (Mk 1, 9-11) über die Taufe Jesu im Jordan, „Da ist der Vater, der sich mit seiner Stimme zu erkennen gibt; da ist der Heilige Geist, der in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkommt; und da ist derjenige, den der Vater als seinen geliebten Sohn verkündet, Jesus. Es ist ein wichtiger Moment der Offenbarung, ein wichtiger Moment der Heilsgeschichte“.

„Im Jordan hat Gottvater Jesus „mit dem Heiligen Geist gesalbt“, ihn also zum König, Propheten und Priester geweiht. In der Tat wurden im Alten Testament Könige, Propheten und Priester mit wohlriechendem Öl gesalbt. Bei Christus gibt es anstelle des physischen Öls das geistliche Öl, das der Heilige Geist ist. Nicht Symbol, sondern Realität: der Heilige Geist selbst ist, der auf Jesus herabkommt“, so der Papst weiter, „Jesus war vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an erfüllt vom Heiligen Geist. Es war jedoch eine „persönliche Gnade“, die nicht vermittelt werden konnte. Und nun, mit dieser Salbung, empfängt er die Fülle der Gabe des Geistes für seine Sendung, die er als Haupt an seinen Leib, die Kirche, an uns alle, weitergibt. Und so wird die Kirche zu einem neuen „königlichen, prophetischen und priesterlichen Volk“.

“Der hebräische Begriff ‚Messias‘ und der entsprechende griechische Begriff „Christus“, Christòs, die sich beide auf Jesus beziehen, bedeuten ‚der Gesalbte‘“, erklärt Papst Franziskus, „er wurde gesalbt mit dem Öl der Freude, gesalbt mit dem Heiligen Geist. Und auch unser Name – ‚Christen‘ – wird von den Kirchenvätern im wörtlichen Sinne erklärt: ‚Christen‘ bedeutet ‚Gesalbte in der Nachfolge Christi‘.“

In diesem Zusammenhang erinnert der Papst an das „Chrisamöl“, das der Gründonnerstagsmesse geweiht wird: „Wir wissen, dass Christen leider manchmal nicht den Wohlgeruch Christi verbreiten, sondern den schlechten Geruch ihrer Sünde…. Das sollte uns aber nicht von unserer Verpflichtung abhalten, diese erhabene Berufung, Wohlgeruch Christi in der Welt zu sein, so weit wie möglich und jeder in seinem eigenen Umfeld zu verwirklichen“.

„Der Wohlgeruch Christi geht von den ‚Früchten des Geistes‘ aus, also von Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“, so der Papst abschließend, „Wenn wir uns bemühen, diese Früchte zu kultivieren und solchen Menschen begegnen, dann wird der ein oder andere in unserem Umfeld, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, auch etwas vom Wohlgeruch des Geistes Christi spüren können“.

Vor dem Segen richteten erinnerte Papst Franziskus an das Laienamt des Katechisten: „Heute feiern wir in vielen Teilen der Welt den Tag der Katechisten und Katechistinnen. Wir denken an unsere Katechisten und Katechistinnen, die so viel Arbeit leisten und in manchen Teilen der Welt die ersten sind, die den Glauben weitergeben. Lasst uns heute für die Katechisten und Katechistinnen beten, damit der Herr ihnen Mut macht und sie vorwärts gehen können“.

Abschließend lancierte der Papst noch ein Appell für den Frieden: „Bitte lasst uns die gemarterte Ukraine nicht vergessen, die so sehr leidet. Vergessen wir nicht Myanmar, den Südsudan, Nord-Kivu und so viele Länder, in denen Krieg herrscht. Lasst uns für den Frieden beten. Und vergessen wir nicht Palästina und Israel. Möge es Frieden geben!“.

(F.B.) (Fides 21/8/2024)

 

EUROPA/UKRAINE - Parlament beschließt Gesetz: Mit dem Moskauer Patriarchat verbundene orthodoxe Kirche in der Ukraine wird verboten

 

Von Chiara Dommarco

Kiew (Fides) - Am Dienstag, den 20. August, hat das ukrainische Parlament, in zweiter Lesung den Gesetzesentwurf 8371 „Über den Schutz der Verfassungsordnung auf dem Feld religiöser Organisationen“ angenommen, der die Aktivitäten religiöser Organisation, die mit der Russischen Föderation verbunden ist, auf ukrainischem Territorium verbietet, wobei die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) ausdrücklich erwähnt wird. Das Gesetz wurde mit 265 Ja-Stimmen, 29 Gegenstimmen, 4 Enthaltungen und 24 Nein-Stimmen angenommen.

Der Gesetzestext, der am 16. August vom Ausschuss für humanitäre Hilfe und Informationspolitik gebilligt wurde, definiert zunächst, was das Gesetz selbst unter einer „ausländischen religiösen Organisation“ versteht, d.h. eine Organisation, die „nach der Gesetzgebung eines anderen Staates gegründet und/oder als juristische Person registriert wurde, der sich außerhalb der Ukraine befindet“ (Artikel 2, Absatz 1).

In der Folge nennt das Gesetz zwei Kriterien, die bei gleichzeitiger Erfüllung durch eine ausländische religiöse Organisation deren Existenz auf ukrainischem Territorium verbieten: 1) sie hat ihren Sitz in einem Staat, „der als derjenige anerkannt ist, der eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine durchgeführt hat oder durchführt und/oder einen Teil des ukrainischen Territoriums vorübergehend besetzt hält“; 2) sie „führt direkt oder indirekt eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine“ (Artikel 2 Absatz 2). In Artikel 3 wird die UOK als „ideologischer verlängerter Arm des Regimes des Aggressorstaates, der an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt ist, die im Namen der Russischen Föderation und der Ideologie der ‚russischen Welt‘ begangen werden“, definiert und ihre Existenz auf ukrainischem Hoheitsgebiet ausdrücklich untersagt. Ebenso sind religiöse Organisationen, die mit ausländischen religiösen Organisationen verbunden sind, die durch das betreffende Gesetz für illegal erklärt wurden, und/oder religiöse Organisationen, die die Bestimmungen von Artikel 5 des Gesetzes von 1991 „Über die Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen“ (Artikel 3, Absatz 3) nicht erfüllen, verboten. Der Artikel 5 des genannten Gesetzes sieht unterdessen die Trennung der Kirche und der religiösen Organisationen vom Staat vor, woraus der Gesetzgeber die Verpflichtung zur Nichteinmischung des Staates in die Aktivitäten der politischen Parteien und umgekehrt die Nichteinmischung des Staates in die „legitimen Aktivitäten“ der religiösen Organisationen ableitet. Nach den Bestimmungen des neu verabschiedeten Gesetzes werden die Immobilien und das Kapital der verbotenen religiösen Organisation vom Staat eingezogen, mit Ausnahme des Eigentums für liturgische Zwecke (zweiter Abschnitt, Absatz 2.2.b).

Das Gesetz tritt 30 Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft, mit Ausnahme von Gerichtsverfahren gegen Gemeinden der UOK, für die es neun Monate nach dem Datum der Veröffentlichung in Kraft treten soll.

Der Gesetzentwurf 8371 wurde bereits am 19. Oktober 2023 in erster Lesung mit einer Mehrheit von 267 Stimmen (bei 15 Gegenstimmen) angenommen. Am 23. Juli 2024 hatte eine Gruppe von Abgeordneten das Parlament besetzt, nachdem sie erfahren hatte, dass der Gesetzentwurf nicht auf der letzten Tagesordnung stand, die vom ukrainischen Parlament debattiert und verabschiedet werden sollte. Einer der Hauptbefürworter des Gesetzentwurfs 8371 war Petro Porošenko, ehemaliger Präsident der Ukraine zwischen 2014 und 2019 und derzeitiger Generalsekretär der Europäischen Solidaritätspartei (Jevropejs'ka Solidarnist').

Am 24. Februar 2022, kurz nach Ausbruch des Konflikts, distanzierte sich Metropolit Onufrij (Berezovs'kij), das Oberhaupt der UOK, öffentlich von den von Moskau durchgeführten Militäroperationen. Die UOK ist nicht zu verwechseln mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), die von Metropolit Epifanij (Dumenko) geleitet wird und der im Januar 2019 vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel die Autokephalie gewährt wurde, womit die Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat bestätigt wurde.

(Fides 21/8/2024)

 

AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Weit verbreitetes Phänomen: Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung nehmen zu

 

Addis Abeba (Fides) - Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung sind in mehreren Regionen Äthiopiens auf dem Vormarsch. Sie werden sowohl von kriminellen Banden als auch von Guerillabewegungen durchgeführt, die sich mit den erpressten Lösegeldern finanzieren. Entführungen haben aber auch einen politischen Zweck: Sie sollen in der Bevölkerung Angst und Misstrauen gegenüber den Behörden säen.

Anfang Juli sorgte die Entführung von hundert Studierenden, die aus der Amhara-Region nach Addis Abeba reisten, für Aufsehen. Sie wurden von Guerillkämpfern in Garba Guracha in der Region Nord-Soa, etwa 155 km von der Hauptstadt entfernt, in der Region Oromia entführt.

Die Entführer, die angeblich der Oromo Liberation Army (OLA) auch bekannt als Oromo Liberation Front, (OLF Shene) angehören, fingen drei Busse ab, in denen die Studierenden unterwegs waren. Die Familien einiger der Geiseln haben von den Entführern Lösegeldforderungen (zwischen 8.000 und 17.000 USD) erhalten, aber bisher wurden die Geiseln nicht freigelassen.

Die meisten Entführungen werden aus der Region Oromia gemeldet, aber es gibt auch immer mehr Fälle von Entführungen in anderen vom Krieg gezeichneten Regionen, insbesondere in den Krisenregionen Tigray und Amhara. Auch grenzüberschreitende Entführungen durch Nicht-OLA-Gruppen wurden aus verschiedenen Teilen des Landes gemeldet.

Die OLA wies unterdessen in einer am 11. Juli auf X veröffentlichten Erklärung die Anschuldigungen zurück, die Entführungen verübt zu haben, und beschuldigte stattdessen die Regierungspartei, die Entführungen als Mittel zur Diskreditierung der Opposition zu nutzen, und behauptete, die Regierung entführe Bürger, um ihre Kritiker zu diffamieren.

Abgesehen vom Wahrheitsgehalt der darin enthaltenen Behauptungen zeigt diese Erklärung, dass die Geißel der Entführungen nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine politische Angelegenheit ist. Bis vor kurzem waren Entführungen außerhalb der OLA-Hochburgen in West-Oromia in der Tat selten. Die Übergriffe richteten sich in der Regel gegen Polizeibeamte, Regierungsbeamte und deren Angehörige, und die Ziele waren in der Regel politischer Natur, z. B. die Erhöhung der Instabilität oder die Demonstration der Präsenz der Guerilla in einem bestimmten Gebiet. Die Vorgehensweise der OLA könnte jedoch kriminelle Banden inspiriert haben, die sich in den letzten Monaten vor allem aus wirtschaftlichen Gründen dem Geschäft der Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung zugewandt haben. Die Instabilität und die prekäre wirtschaftliche Lage in den betroffenen Regionen Äthiopiens, die von den jüngsten Konflikten hervorgerufen wurden, die nie vollständig beigelegt wurden (Tigray und Amhara), begünstigen kriminelle Handlungen wie Entführungen.

Erpresserische Entführungen machen auch vor Mitarbeitern einiger internationaler Hilfsorganisationen nicht halt. Dies ist der Fall von Yared Malese, einem Mitarbeiter der Action for Social Development and Environmental Protection Organisation (ASDEPO), der von einer unbekannten bewaffneten Gruppe entführt und anschließend ermordet wurde, die im Bezirk Dawunt in North Wollo in der Region Amhara aktiv ist. Mit der Ermordung von Malese wurden insgesamt bereits acht Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Äthiopien getötet, davon sechs in der Region Amhara. Im Jahr 2024 wurden nach Angaben der in Äthiopien tätigen UN-Organisationen 14 Entführungen von Entwicklungshelfern zum Zwecke der Lösegelderpressung gemeldet, hauptsächlich in den Regionen Zentral- und Nord-Gondar.

 

(L.M.) (Fides 21/8/2024)

AFRIKA/NIGERIA - Nach Entführung am 15. August: Besorgnis über das Schicksal von 20 Studierenden der Medizin

 

Abuja (Agenzia Fides) - Noch immer gibt es keine Nachricht von den 20 Studierenden der Medizin, die am 15. August im Bundesstaat Benue in Ost-Zentral-Nigeria entführt wurden. Die Studierenden waren auf dem Weg zum jährlichen nationalen Kongress der Föderation der katholischen Medizin- und Zahnmedizinstudenten (FECAMDS), als sie auf der Straße von bewaffneten Banditen abgefangen wurden.

Die Nachricht von der Entführung wurde von der FECAMDS in einer Erklärung bekannt gegeben, die vom nationalen Präsidenten Ige Gabriel Ariyo und der nationalen Generalsekretärin Mary Rose Malomo unterzeichnet wurde.

„Am 15. August 2024, gegen 17 Uhr, wurden 20 unserer Mitglieder auf dem Weg zu unserem jährlichen nationalen Kongress in Enugu, Enugu State in Nigeria, in der Nähe von Otukpo im Benue State entführt“, heißt es in der Erklärung.

„Seit diesem Vorfall sind wir sehr traurig und arbeiten unermüdlich mit den beteiligten Parteien zusammen, um die rasche Freilassung der Studierenden zu erreichen. Wir stehen bereits in engem Kontakt mit den Familien und allen Beteiligten, damit die Entführten schnell und unversehrt freigelassen werden können. Wir möchten allen versichern, dass die FECAMDS Nigeria sich aktiv für die Bewältigung der Situation einsetzt.“

„Wir appellieren an die Öffentlichkeit und die Medien, die Sensibilität der Situation zu respektieren und keine unbestätigten Informationen zu verbreiten, die die Situation gefährden könnten“, heißt es in der Erklärung abschließend. Die FECAMDS hat unterdessen auch zu einem Gebetstreffen aufgerufen, um gemeinsam für die sichere Freilassung der Studierenden zu beten.

Die Studierenden, zwölf von der Universität Maiduguri und acht von der Universität Jos, wurden entführt, während sie gemeinsam unterwegs waren. Maiduguri ist die Hauptstadt des Bundesstaates Borno, der Geburtsstätte der islamistischen Gruppe Boko Haram, während Jos die Hauptstadt des Bundesstaates Plateau ist, der von Auseinandersetzungen zwischen sesshaften und nomadischen Bevölkerungsgruppen geprägt ist. Nigerianischen Presseberichten zufolge wurden die 20 Studierenden von einer Gruppe von Fulani-Nomaden entführt. Im Juli letzten Jahres wurde der Rektor der Benue State Polytechnic zusammen mit einigen seiner Mitarbeiter entführt. Die Entführungen zu Erpressungszwecken sind in Nigeria mittlerweile endemisch. Massenentführungen von Studierenden und Lehrenden ermöglichen es den Entführern, größere Lösegelder zu erpressen, auch weil sie die Öffentlichkeit alarmieren.

Im Fall der 20 FECAMDS-Mitglieder ordnete der Gouverneur des Bundesstaates Benue die Mobilisierung der Strafverfolgungsbehörden an, um die Geiseln zu finden, unter anderem durch den Einsatz von Drohnen. Berichten zufolge gelang es einigen Studierenden, eine Lösegeldforderung und die Handynummer eines der Entführer auf X zu veröffentlichen. Die Nutzung der Mobiltelefone der Entführten stellt für die Entführer ein Risiko dar, das sie offenbar gerne eingehen.

 

(L.M.) (Fides 20/8/2024)


Schulunterricht unter Beschuss

Die Mission der katholischen Kirche in Gaza in Zeiten des Krieges

Englisch-Unterricht in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. © Pfarrei „Heilige Familie“ Gaza
Englisch-Unterricht in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. © Pfarrei „Heilige Familie“ Gaza

19.08.2024

 

 

(München/acn) - Mehr als zehn Monate nach Beginn des Krieges in Gaza sind die wenigen in dem Gebiet verbliebenen Christen erschöpft und traumatisiert. „Die Lage im gesamten Gazastreifen ist schlimm, besonders in Gaza-Stadt“, berichtet Gabriel Romanelli, Pfarrer der Kirche „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt, in einer an das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ zugesandten Audiobotschaft.


FIDES-NACHRICHTEN - 19.08.2024

AFRIKA/SÜDSUDAN - Im Bundesstaat Unity: Gouverneur verbietet Zwangsheiraten

 

Juba (Fides) – Es soll künftig keine Zwangsverheiratung von Frauen und Mädchen mehr geben. Dies erklärte der Gouverneur des Bundesstaates Unity im Südsudan Riek Biem. „Ich bin der Gouverneur dieses Staates und erkläre heute: Lassen Sie uns unsere Jungen und Mädchen zur Schule bringen, damit sie die Vorteile der Bildung genießen können. Nur so können wir die Gleichstellung der Geschlechter in unserem Staat fördern“, fordert Biem. „Ich habe die Gemeinden in allen sieben Bezirken darüber informiert, dass sie alle Fälle von Kinder- oder Zwangsheirat innerhalb von 24 Stunden an das Büro des Bundesstaates zur Untersuchung melden sollen“, fügte er hinzu.

Die Entscheidung des Gouverneurs des Bundesstaates Unity erfolgte nach der brutalen Ermordung eines 20-jährigen Mädchens, das von ihrem Vater zu Tode geprügelt wurde, weil es sich weigerte, die von ihrer Familie vereinbarte Zwangsheirat einzugehen.

Die Zwangsverheiratung selbst von sehr jungen Frauen und Mädchen ist eine Tragödie im Südsudan. Die jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2010 zeigen, dass 52 % der Mädchen im Südsudan vor ihrem 18. Geburtstag und 9 % vor dem Alter von 15 Jahren verheiratet werden.

Viele Familien zwingen ihre Töchter zur Heirat, um dadurch eine Mitgift zu erhalten, selbst wenn sie unter 18 Jahre alt sind. Die unsichere Ernährungslage im Land hat das Problem noch verschärft. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Töchter zu verkaufen, um die anderen Familienmitglieder zu ernähren. Nur 6 Prozent der Mädchen schließen die Grundschule ab, und eines von fünf Mädschen bricht die weiterführende Schule wegen einer Schwangerschaft ab.

Verschlimmert wird die Notlage der Frauen durch die Tatsache, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Kriegstaktik eingesetzt wird. Sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg wird aufgrund der Stigmatisierung, der Angst vor Repressalien und des Fehlens eines angemessenen Justizsystems nur selten gemeldet.

Der Südsudan ist 2015 der UN-Kinderrechtskonvention beigetreten, das ein Mindestalter von 18 Jahren für die Eheschließung vorsieht. Das Land hat zudem die Frauenrechtskonvention (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women, CEDAW) unterzeichnet, das die Staaten verpflichtet, die freie und uneingeschränkte Zustimmung zur Ehe zu gewährleisten.

(L.M.) (Fides 19/8/2024)

 

AFRIKA/D.R. KONGO - UN-Koordinator für humanitäre Hilfe zur Krise in Nordkivu: „Das Fehlen kollektiver Empörung, diese Toleranz, stellt unsere Menschlichkeit in Frage“

 

Kinshasa (Fides) - „Zwischen Januar und Juni dieses Jahres wurden sechs humanitäre Helfer getötet und elf entführt, wobei mehr als 200 Übergriffe direkt auf die humanitären Helfer vor Ort abzielten“, sagt Bruno Lemarquis, stellvertretender Sonderbeauftragter der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) und Koordinator der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe in der Demokratischen Republik Kongo, der sich dabei auf die Situation in Nord-Kivu im Osten des Landes bezieht. Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe am heutigen 19. August, erinnerte Lemarquis daran, dass sich die internationale Gemeinschaft wenig oder gar nicht um die Tragödie kümmert, die diese Region der Demokratischen Republik Kongo erlebt, die von Massakern, der Zwangsvertreibung von Millionen von Menschen und der Ermordung von humanitärem Personal betroffen ist.

„Trotz der Schwere der Massaker und des Leids, das die lokale Bevölkerung erleidet, ist die Welt nicht ausreichend empört über diese katastrophale Situation“, sagte er. „Das Fehlen kollektiver Empörung, diese Toleranz, stellt unsere Menschlichkeit und unsere Fähigkeit, die systematische Gewalt, die unschuldiges Leben dezimiert, zu verhindern und dagegen vorzugehen, in Frage. Deshalb bezeichne ich diese Krise nicht nur als eine der am meisten vernachlässigten in der Welt, sondern auch als eine der am meisten tolerierten.“

Eine Krise, die weiterhin Hunderttausende von Menschen in die Flucht treibt. „In der ersten Hälfte des Jahres 2024 waren etwa 7,3 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo auf der Flucht. Das entspricht mehr als 400.000 neuen Vertriebenen seit Dezember 2023“, sagt der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe.

Laut Lemarquis sind die am stärksten betroffenen Opfer Frauen, Mädchen und sogar kleine Mädchen, die Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt sind, als Teil einer verbrecherischen Kriegsstrategie, um die lokale Bevölkerung zur Flucht aus ihren Dörfern zu zwingen (vgl. Fides 29/10/2007). In diesem Zusammenhang verbreiten sich Infektionskrankheiten wie Cholera, Masern und zuletzt Affenpocken leicht und schnell. Lemarquis zufolge ist die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Tragödie der Ostkongolesen an einer spezifischen Tatsache festzumachen: „Der Plan für die humanitäre Hilfe im Jahr 2024 ist nur zu 35 % finanziert, was bedeutet, dass Hunderttausende von gefährdeten Menschen zurückgelassen werden“.

In Nord-Kivu besteht der Hauptkonflikt zwischen der kongolesischen Armee, die von einigen so genannten „Selbstverteidigungs“-Milizen unterstützt wird, und der M23-Rebellenbewegung, die ihrerseits vom Nachbarland Ruanda unterstützt wird. In dieser Provinz wie auch in den Nachbarprovinzen Süd-Kivu und Ituri sind jedoch mehrere hundert bewaffnete Formationen aktiv, darunter eine dschihadistisch geprägte, die Allied Democratic Forces (ADF) (vgl. Fides 24/6/2023). Neben den ethnischen und Stammeskonflikten gibt es vor allem auch politische und wirtschaftliche Gründe, die die Instabilität im Osten der Demokratischen Republik Kongo schüren. Angefangen bei der Ausbeutung der immensen natürlichen Reichtümer der Region, von Holz bis Coltan, von Gold bis Zinn, durch fast alle Kriegsparteien (vgl. Fides 26/1/2023 und Fides 1/2/2023).

(L.M.) (Fides 19/8/2024)

 

AMERIKA/KOLUMBIEN - ELN kündigt “bewaffneten Streik” an: "Gewalt ist nie eine Lösung“

 

Bogotà (Fides) – Der Stillstand der Friedensverhandlungen zwischen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) und der Regierung stürzen Kolumbien in eine immer enger werdende Spirale der Gewalt. In den letzten Stunden hat die ELN sogar einen „bewaffneten Streik“ in der Region am Pazifischen Ozean, genauer gesagt im Departement Chocó, angekündigt.

Ein so genannter „bewaffneter Streik“ bedeutet eine dauerhafte Ausgangssperre mit der damit verbundenen Blockade aller Aktivitäten. Die Guerilla hat klargestellt, dass es sich um eine Aktion auf unbestimmte Zeit handelt, was umgehend zu unzähligen Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung geführt hat: betroffen von dieser Aktion sind etwa 50.000 Menschen, darunter Einwohner und Nichtansässige, die sich derzeit in fünf Gemeinden im Departement befinden.

Unterdessen hat Ortskirche bereits ihre Stimme erhoben und in einer vom Nationalen Sekretariat für soziale Seelsorge/Caritas Kolumbiens herausgegebenen, von deren Präsidenten Juan Carlos Barreto, dem Bischof von Soacha, und dem Exekutivsekretär, Pfarrer Rafael Castillo, unterzeichneten Mitteilung ihre Verbundenheit mit den „von diesem illegalen bewaffneten Streik betroffenen Gemeinschaften“ zum Ausdruck gebracht und Solidarität „angesichts der territorialen Kontrolle über das Territorium, das sie zu verteidigen und zu unterstützen behaupten, durch diejenigen, die weder das Leben ehren noch Hoffnung fördern“ bekundet.

In der Verlautbarung wandte sich die kolumbianische Kirche auch an die Guerillas, die Ängste schüren: „An der Kriegsfront der ELN und des Golf-Clans („Autodefensas Gaitanistas“, Anm. d. Red.) sagen wir, dass alles, was mit Gewalt und Drohungen erreicht wird, so bleibt, solange Drohungen anhalten; und dass, wenn es Machtmissbrauch ist, wenn die Starken die Schwachen ausnutzen und wenn die Reichen die Armen ausnutzen, es auch ein Machtmissbrauch ist, wenn bewaffnete Menschen und Gruppen unbewaffnete Menschen ausnutzen“, heißt es dazu. „Sie alle zerstören das, was Sie angeblich aufbauen wollen. Gewalt war nie eine Lösung. Sie hat immer nur größere Übel gebracht“, wird gemahnt.

Auf die Stellungnahme von Bischof Barreto und Pfarrer Castillo folgten auch die Worte des Bischofs von Istmina-Tadó, Mario de Jesús Álvarez Gómez, und des gewählten Bischofs von Quibdó, Wiston Mosquera Moreno, aus den Diözesen des Pazifiks. Die Prälaten haben ihre Stimmen in einem eindringlichen Appell für ein sofortiges Ende des bewaffneten Streiks vereint. „Menschen dürfen nicht sterben. Die Menschen dürfen nicht eingesperrt werden, denn niemand kann ihnen die Freiheit nehmen“, lauten die Worte des designierten Bischofs Moreno.

Erst vor wenigen Tagen hatte die kolumbianische Regierung von Gustavo Petro den ELN-Unterhändlern noch einen „vertraulichen“ Vorschlag vorgelegt: „Wir haben vom Präsidenten die Anweisung erhalten, der ELN einen vertraulichen Vorschlag zu übermitteln, damit diese ihn bewerten und uns antworten kann. Es ist ein vertraulicher Vorschlag und wir werden ihn nicht weitergeben, weil wir die Anweisungen des Präsidenten respektieren und auf eine positive Antwort warten müssen“, erklärte die Chefunterhändlerin der Regierung Vera Grabe dazu.

Zuvor hatte die Regierung Anfang des Monats unterdessen die Wiederaufnahme „offensiver“ Militäreinsätze gegen die Guerillas der Nationalen Befreiungsarmee angekündigt. „Wie immer, wenn kein Waffenstillstand in Kraft ist, führen die Streitkräfte regelmäßig offensive Militäreinsätze durch. Das sind die Hinweise für die Militärkommandos“, sagte Verteidigungsminister Ivan Velásquez.

Diese Ankündigung erfolgte im Anschluss an gegenseitige Vorwürfe hinsichtlich der Verantwortung für das Scheitern des im November 2022 begonnenen Friedensdialogs zwischen den Parteien, der immer wieder in die Krise geriet. Zumindest auf dem Papier laufen die Verhandlungen jedenfalls noch heute.

(F.B.) (Fides 19/8/2024)

 

VATIKAN - Papst Franziskus: "Die Eucharistie ist notwendig: Jesus rettet uns, indem er unser Leben mit seinem nährt”

 

Vatikanstadt (Fides) - „Die Eucharistie ist notwendig für uns, für alle. Jesus kümmert sich um das größte Bedürfnis: Er rettet uns, indem er unser Leben mit dem seinen nährt, und das für immer“, so Papst Franziskus, beim sonntäglichen Angelusgebet mit den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Gläubigen.

Der Papst kommentierte das Evangeliums des Sonntags, in dem Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, und wies darauf hin, dass „der Sohn Gottes sich vor den Augen der Menge mit der gewöhnlichsten und alltäglichsten Nahrung, dem Brot, identifiziert“. Wie kann er uns ernähren? Die Frage, die damals von den vielen Zuhörern gestellt wurde, stellen wir uns auch heute, aber, so mahnt Franziskus, „mit Staunen und mit Dankbarkeit“, denn das sind „zwei Haltungen, über die man angesichts des Wunders der Eucharistie nachdenken sollte“.

Staunen, „weil die Worte Jesu uns überraschen. Jesus überrascht uns immer. Das Brot vom Himmel ist ein Geschenk, das alle Erwartungen übertrifft. Wer den Stil Jesu nicht begreift, bleibt misstrauisch“. Und Dankbarkeit, weil Christus, „nachdem er das irdische Brot vermehrt hat“, „ein noch größeres Geschenk bereitet: Er selbst wird zur wahren Speise und zum wahren Trank“.

Und dieses Brot, oder besser gesagt die Eucharistie, „ist für uns mehr als notwendig, denn“, so betont der Bischof von Rom, „es stillt den Hunger nach Hoffnung, den Hunger nach Wahrheit, den Hunger nach Erlösung, den wir alle nicht im Magen, sondern in unserem Herzen spüren“. Aber wir müssen vorsichtig sein: „Das lebendige und wahre Brot ist nicht etwas Magisches, nein, es ist nicht etwas, das plötzlich alle Probleme löst, sondern es ist der Leib Christi selbst, der den Armen Hoffnung gibt und die Arroganz derer überwindet, die sich auf ihre Kosten vollstopfen“.

Nach dem Angelus erinnerte der Papst an die Demokratische Republik Kongo, wo die italienischen Xaverianer-Missionare Luigi Carrara, Giovanni Didoné und Vittorio Faccin zusammen mit dem kongolesischen Priester Albert Joubert in Uvira seliggesprochen wurden. Sie waren am 28. November 1964 in diesem Land getötet wurden: „Ihr Martyrium“, so der Papst, „war die Krönung eines Lebens, das sie für den Herrn und für ihre Brüder und Schwestern lebten. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürsprache Wege der Versöhnung und des Friedens zum Wohle des kongolesischen Volkes ermutigen“.

Abschließend lancierte Papst Franziskus einen eindringlichen Appell für den Frieden: „Beten wir weiter, dass im Nahen Osten - Palästina, Israel - sowie in der gequälten Ukraine, in Myanmar und in allen Kriegsgebieten Wege des Friedens eröffnet werden, mit der Verpflichtung zum Dialog und zu Verhandlungen und unter Verzicht auf gewaltsame Aktionen und Reaktionen“.

Und schließlich grüßte er die versammelten Pilger und Gläubigen mit den Worten: „Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten. Genießen Sie Ihr Mittagessen und auf Wiedersehen!“.

(F.B.) (Fides 18/8/2024)

 

AFRIKA/D.R. KONGO - Sechzig Jahre nach dem Martyrium: Neue Selige im Kongo

 

Uvira (Fides) - Die in der Demokratischen Republik Kongo während des Aufstands unter Pierre Mulele „in odium fidei“ getöteten Xaverianer-Missionare sind seliggesprochen worden. Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, stand in Vertretung des Papstes dem Seligsprechungsgottesdienst auf dem Vorplatz der St. Pauls Kathedrale in Uvira vor. Mit ihm konzelebrierten der apostolische Nuntius in der Demokratischen Republik Kongo, Erzbischof Mitja Lescovar, und mehrere andere Bischöfe aus den Nachbarregionen.

„Ich bin überzeugt, dass das Blut unserer gesegneten Märtyrer uns das Geschenk des Friedens bringen wird“, sagte Kardinal Besungu in seiner Predigt, in der er auch zum Frieden aufrief: „Schluss mit der Gewalt! Schluss mit der Barbarei! Schluss mit dem Morden und Sterben auf kongolesischem Boden. Gewalt und Kriege sind die Frucht der Dummheit“. Für den Erzbischof von Kinshasa werden diese von Menschen geführt, „die vom Weg der Intelligenz abgekommen sind, von törichten Menschen, die weder Gottesfurcht noch Respekt vor dem Menschen haben, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde“. „Gott liebt keine Kriege. Gott liebt keine Gewalt. Gott liebt keine Konflikte. Denn bewaffnete Konflikte erniedrigen den Menschen und berauben ihn seiner Würde als Kind Gottes. Gewalt, Konflikte und Kriege sind das Werk des Teufels und seiner Gefolgsleute, die Verwüstung und Tod säen“, so der Kardinal.

Ähnlich äußerte sich auch Papst Franziskus beim Angelus, der im Anschluss an das sonntägliche Mittagsgebet an die neuen Seligen erinnerte: „Ihr Martyrium war die Krönung eines Lebens, das sie für den Herrn und für ihre Brüder und Schwestern lebten. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürbitte Wege der Versöhnung und des Friedens zum Wohle des kongolesischen Volkes fördern“.

Drei Xaverianer-Missionare, zwei Priester und ein Ordensmann, sowie ein Diözesanpriester, die am 28. November 1964 in Baraka und Fizi in der Demokratischen Republik Kongo ermordet wurden, wurden nun zu den Ehren der Altäre erhoben. Nach der Unabhängigkeit des Kongo im Jahr 1960 begann die Übergangsphase vom französisch-belgischen Kolonialismus zur neuen sozio-politischen Situation, die von Unruhen geprägt war, an denen auch die katholische Kirche beteiligt war.

Der demokratisch gewählte und prosowjetische Patrice Lumumba wurde 1961 von Oberst Mobutu hingerichtet, der nach einer Zeit der Unruhen die Macht zwischen seiner Fraktion (den Mobutus) und der der Kasavubus aufteilte. 1963 kehrte Pierre Mulele, ein ehemaliger Minister der Lumumba-Regierung, nach einer ideologischen Indoktrination und militärischen Ausbildung in China in den Kongo zurück und rief eine Rebellenbewegung ins Leben, die sich gegen die Regierungsstrukturen in Leopoldville und gegen jegliche europäische Präsenz richtete. Die Guerillas gaben sich den Namen Simba (Swahili für Löwe). Während die Europäer und die meisten katholischen und protestantischen Missionare den Kongo verließen, beschlossen die Xaverianer zu bleiben.

Zu ihnen gehörten Luigi Carrara (der am 3. März 1933in Cornale di Pradalunga geboren wurde und 1947 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrag. Er legte am 12. September 1954 seine zeitliche und am 5. November 1959 seine ewigen Gelübde ab. Am 15. Oktober 1961 wurde er zum Priester geweiht und im darauffolgenden Jahr nach Baraka gesandt. Sein missionarisches Apostolat zeichnete sich durch die Vertrautheit mit Christus im Gebet und den bedingungslosen Dienst an den Kleinsten und Bescheidensten aus), Giovanni Didonè (der am 18. März 1930 in Rosà geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Er legte am 12. Oktober 1951 die zeitlichen und am 5. November 1954 die ewigen Gelübde ab. Am 9. November 1958 wurde er zum Priester geweiht und im folgenden Jahr nach Fizi gesandt), Vittorio Faccin (der am 4. Januar 1934 in Villaverla geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Seine Gelübde legte er am 8. Dezember 1952 ab und 1959 wurde er in die Mission nach Baraka entsandt) und Albert Joubert (der am 18. Oktober 1908 in Saint Louis de Mrumbi-Moba, damals Belgisch-Kongo, als Sohn eines französischen Vaters, der der Päpstlichen Garde angehörte, und einer afrikanischen Mutter geboren wurde. Er wurde am 6. Oktober 1935 zum Priester geweiht, nachdem er in verschiedenen Pfarreien und Diözesen tätig gewesen war).

Sie alle wurden am 28. November 1964 getötet. Gegen 14.00 Uhr hielt ein Militärjeep vor der Kirche in Baraka, aus dem Abedi Masanga, ein Anführer der Rebellen, die das Gebiet seit Monaten besetzt hielten, ausstieg. Er forderte Pater Vittorio Faccin auf, in den Jeep einzusteigen, und als dieser sich weigerte, schoss er ihm in die Brust und tötete ihn. Nachdem er die Schüsse gehört hatte, trat Pater Carrara, aus der Kirche. Abedi befahl auch ihm, in das Auto zu steigen, aber Pater Carrara kniete beim Anblick seines toten Mitbruders vor dessen Leiche nieder und wurde in den Kopf geschossen. Die Leichen der beiden Ordensleute wurden auf grausame Weise zerstückelt und einer der Arme von Pater Victor wurde von einem jungen Mann, einem Mitglied des Rebellenkommandos, der sich später bekehrte, als Trophäe durch das Dorf Baraka getragen.

Nach diesen Morden fuhr der Jeep von Oberst Abedi Masanga nach Fizi, wo er am Abend eintraf. Hier fuhr er - gegen den Rat der Rebellenführer, die die Mission kontrollierten und die Xaverianerpatres schützten - zur Pfarrei und rief die Ordensleute. Pater Didoné öffnete mit Pfarrer Joubert die Tür. Beim Anblick der Waffen konnte Pater Didoné gerade noch das Kreuzzeichen machen, als Oberst Abedi Masanga schoss und ihn an der Stirn traf. Unmittelbar danach schoss Abedi auch auf Pfarrer Joubert und traf ihn in die Brust. Der verwundete Joubert versuchte wegzulaufen, wurde aber von einem weiteren Schuss von hinten tödlich getroffen.

Im Verlauf des Seligsprechungsprozesses wurde bestätigt, dass sie „in odium fidei“ getötet wurden. Ihre Ermordung fand in einem atheistischen und antireligiösen Kontext statt. Die christliche Religion wurde gewaltsam bekämpft, Kirchen wurden geplündert, Tabernakel und Heiligenbilder geschändet, und es kam zu Ausschreitungen und der Zerstörung religiöser Symbole.

Die Gewalt der Simba-Rebellen richtete sich nicht nur gegen weiße Ordensleute, sondern auch gegen schwarze Priester und Ordensleute, was den antireligiösen Hass, der sie antrieb, bestätigte. Die Simba-Rebellen stellten ihre traditionelle Religion der Stammes- und Animistenriten dem Christentum entgegen. Der Hauptverantwortliche für die Morde, Abedi Masanga, der selbst ursrpürnglich Christ war, änderte sich radikal, nachdem die Chinesen ihn mit der zutiefst antichristlichen maoistischen Ideologie indoktriniert hatten.

Die Missionare waren sich der Risiken bewusst und ihre Entscheidung, trotz allem auf ihren Posten zu bleiben, bestätigte ihre Bereitschaft, das Martyrium auf sich zu nehmen, um die Gläubigen und die Mission nicht im Stich zu lassen. Auch Pfarrer Joubert bekundete seine Bereitschaft zum Martyrium. Das Martyrium war für alle vier die Krönung eines Lebens, das ganz dem Herrn und den Mitmenschen gewidmet war.

 

(F.B.) (Fides 12/8/2024)


Zwei von drei weltweit getöteten Helfern 2024 in Palästina ums Leben gekommen

Welttag der humanitären Hilfe

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf:Alea Horst
Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf:Alea Horst

16.08.2024

 

(München / Khan Younis/(ots) - Palästina, insbesondere Gaza, ist für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aktuell das tödlichste Land der Welt. Das teilen die SOS-Kinderdörfer zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August mit. Von 176 Todesfällen unter den Helfern, die von Januar bis Mitte August 2024 weltweit registriert wurden, entfallen laut "Humanitarian Outcomes" 121 auf Palästina. Das sind mehr als zwei von drei Fällen.

 

Boris Breyer, Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: "Humanitäre Helfer riskieren in Gaza Tag für Tag ihr Leben. Ohne ihren Mut und unerschrockenen Einsatz wäre die Situation für die notleidenden Menschen noch katastrophaler. Die Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer versorgen und betreuen Kinder, die im Krieg ihre Eltern verloren haben, sie unterstützen Familien mit dem Notwendigsten, leisten psychologische Hilfe, geben Hoffnung - auch, wenn sie selbst immer wieder in akute Gefahr geraten."

 

 


Helfende schützen und Hilfe ermöglichen

Neutralität als Schutzinstrument verliert an Anerkennung

 

19.08.2024

 

Welttag Humanitäre Hilfe 19. August * gefährdete Hilfe * humanitäre Prinzipien

 

(Berlin/dw)-  2024 // 2023 gilt als das tödlichste Jahr für humanitäre Helferinnen und Helfer in jüngster Zeit. Laut Aid Worker Security Database waren weltweit mehr als 270 von ihnen ums Leben gekommen. Vor allem der Krieg in Gaza ließ die Zahl sprunghaft ansteigen, wo in den ersten drei Kriegsmonaten mehr als 163 Helfende getötet wurden. „Obwohl das humanitäre Prinzip der Neutralität die Grundlage unserer Arbeit ist, wird es von Konfliktparteien zunehmend missachtet. Das gefährdet das Leben von Helfenden und die Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten, die auf humanitäre Hilfe angewiesen ist“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.

 

Die Zahlen über getötete Helferinnen und Helfer weltweit sind erschütternd, aber nur ein Ausschnitt des Problems: „Die erhobenen Daten spiegeln die Zahl derer wider, die in den jeweiligen Ländern und von Organisationen gemeldet wurden. Wir müssen leider von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, die gar nicht erst erfasst werden“, sagt Martin Keßler. Vor allem in Ländern mit existierenden UN-Strukturen und internationaler Präsenz seien die Zahlen aussagekräftig. „Wenn sich aber die internationale Gemeinschaft mehr und mehr aus Ländern wie Myanmar oder Haiti zurückzieht, wird auch weniger auf die dort verbliebenen lokalen Helfenden und ihr Schicksal geschaut“, befürchtet Keßler.

 

Auf einen internationalen Helfenden kamen in den vergangenen Jahren rund 20 lokale Kräfte, die von Gewalt betroffen waren und dabei verschleppt, verletzt oder getötet wurden. Ihre Lage erhält jedoch kaum öffentliche Aufmerksamkeit. „Übergriffe gegen lokale Akteure müssen besser registriert, benannt und verurteilt werden, wie es in der Regel bei Attacken auf internationale Organisationen und deren Mitarbeitende passiert. Andernfalls nehmen wir hin, das lokale Organisationen weiterhin das größte Risiko tragen und enorm gefährdet sind. Das darf nicht passieren“, sagt Keßler.

 

Den Preis für die Übergriffe zahlen auch Menschen in Not. „Wenn das Hilfe leisten zunehmend zur Gefahr wird, bleibt sie im schlimmsten Fall aus. Bei 120 Millionen Menschen auf der Flucht und 300 Millionen Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, darf sich der Handlungsraum nicht weiter schließen. Deshalb muss die heutige Relevanz der humanitären Prinzipien geprüft und deren Anerkennung durch Konfliktparteien gestärkt werden“, sagt Martin Keßler. 

 

 

Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden:

Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin

Evangelische Bank

IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02

BIC: GENODEF1EK1

Stichwort: Katastrophenhilfe weltweit

Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

 

 


Großprojekt von Global Micro Initiative e.V. auf Indonesiens Insel Nusa Penida erfolgreich abgeschlossen

Meliatini, eine der Teilnehmerinnen des Förderprojekts. Foto: Global Micro Initiative e.V.
Meliatini, eine der Teilnehmerinnen des Förderprojekts. Foto: Global Micro Initiative e.V.

17.08.2024

(Stuttgart/gmi) - Seit ihrer Gründung 2014 engagiert sich Global Micro Initiative e.V. für die Bekämpfung von Armut in Südostasien. Die gemeinnützige Hilfsorganisation aus Hösbach in Unterfranken hilft Menschen mit Mikrokrediten in Verbindung mit Schulungen, damit sie sich selbst einen Weg aus der Armut erarbeiten können. Mit der Unterstützung durch den Kleinprojektefonds der Schmitz-Stiftungen führte Global Micro Initiative e.V. auf der indonesischen Insel Nusa Penida ein Schulungsprojekt zur finanziellen und betriebswirtschaftlichen Bildung für Kleinstunternehmer durch. Ziel war es, im Projektzeitraum von Januar 2023 bis Ende Februar 2024 insgesamt 50 Familien zu erreichen. Das Förderprojekt hatte ein Gesamtvolumen von 38.000 Euro. 


Ferienfreizeiten als Leuchtfeuer der Hoffnung

„Kirche in Not“ fördert mehr als 1600 Sommerlager weltweit

Ferienlager für Kinder von Binnenflüchtlingen in der Ukraine. © Kirche in Not
Ferienlager für Kinder von Binnenflüchtlingen in der Ukraine. © Kirche in Not

17.08.2024

 

(München/acn) - Mit fast zwei Millionen Euro fördert das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ auch in diesem Jahr Ferienfreizeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Viele der Sommerlager finden in kriegs- und konfliktgebeutelten Regionen statt, damit junge Menschen dem Leid für eine Weile entkommen und unbeschwerte Tage genießen können. In 18 Ländern unterstützt das Hilfswerk die Ferienfreizeiten, zum Beispiel im Heiligen Land, in Libanon, Syrien, Armenien oder in der Ukraine. Aber auch in Ägypten, Mosambik und Venezuela wird den jungen Menschen die Möglichkeit geschenkt, sich in einer friedvollen Umgebung mit Gleichaltrigen auszutauschen und ihren Glauben besser kennenzulernen.

 

 

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, dankt dem Hilfswerk für die diesjährige Unterstützung des Sommerlagers des Vikariats St. Jakobus für hebräischsprachige Katholiken in Israel. Diese Camps seien ohne die Unterstützung von „Kirche in Not“ nicht möglich. Dabei seien diese sehr wichtig: „Die Mehrheit der Teilnehmer sind Kinder von Migranten. Diese Gruppe ist besonders von den Auswirkungen des Krieges betroffen.“