Ein Jahr nach dem Erdbeben in Marokko: Kinder und Familien leben weiterhin in provisorischen Unterkünften

SOS-Kinderdörfer leisten Hilfe

SOS-Hilfslieferungen in Marokko. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Fotograf:SOS-Kinderdörfer Marokko
SOS-Hilfslieferungen in Marokko. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Fotograf:SOS-Kinderdörfer Marokko

5.09.2024

 

(Casablanca/ots) - Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Marokko sind nach Angaben der SOS-Kinderdörfer immer noch zahlreiche Menschen auf Hilfe angewiesen. Viele Familien leben weiterhin in Notlagern oder provisorischen Unterkünften, es mangelt ihnen an der Grundversorgung.

 

Bei dem Beben am 8. September 2023 waren über 3000 Menschen ums Leben gekommen und über 500.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren, darunter zahlreiche Kinder. 60.000 Häuser sind zerstört worden sowie mindestens 530 Schulen - mit massiven Auswirkungen auf die Bildung von 100.000 Kindern. "Alles lag in Trümmern, die Straßen waren abgeschnitten, Kinder waren alleingelassen, es war furchtbar", sagt Samya ElMousti, Nationale Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Marokko.

 

AKTUELL BEI WIR IM NETZ - AUS ALLER WELT - 7.09.2024


FIDES-NACHRICHTEN - 7.09.2024

VATIKAN - Heiliges Jahr 2025: Päpstliche Missionsunion der Kleriker organisiert Online-Konferenzen zum Thema Gebet

 

Vatikanstadt (Fides) - „Der Weg der missionarischen Jünger“. So lautet der Titel der vier englischsprachigen Online-Konferenzen zum Thema Gebet, die von der Päpstlichen Missionsvereinigung der Kleriker (PUM) zur Vorbereitung des Heiligen Jahres 2025 organisiert werden. Das erste Treffen findet am kommenden Samstag, den 7. September, wie auch die anderen geplanten Konferenzen von 17:00 bis 18:30 Uhr (MEZ) statt.

Im „Jahr des Gebets“ bietet die Päpstliche Missionsunion der Kleriker diese Initiative zur missionarischen Fortbildung an, die von einer Einladung von Papst Franziskus ausgeht, der in seiner Botschaft zum diesjährigen Sonntag der Weltmission schreibt: „In dieser Perspektive möchte ich in diesem Jahr, das dem Gebet zur Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025 gewidmet ist, alle einladen, auch und vor allem die Teilnahme an der Messe wie auch das Gebet für den Evangelisierungsauftrag der Kirche zu intensivieren. Gehorsam gegenüber dem Wort des Erlösers hört sie nie auf, in jeder eucharistischen und liturgischen Feier das Gebet des Vaterunsers mit der Anrufung »Dein Reich komme« an Gott zu richten."

Am Samstag, dem 7. September, lautet das Thema des Treffens „Das Gebet Jesu“, am Dienstag, dem 17. September, ist „Das Vaterunser - das missionarische Gebet“ an der Reihe, am Samstag, dem 28. September, ist es „Das Gebet der Jünger Christi“, während der abschließende Termin am Dienstag, dem 8. Oktober, „Die Eucharistie - Quelle und Höhepunkt von Mission und Gebet“ gewidmet ist.

Die Initiative wird von Pater Dinh Anh Nhue Nguyen (ofmConv), Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion der Kleriker, koordiniert, der dabei von Pater Tadeusz J. Nowak (omi), Generalsekretär des Päpstlichen Werkes für die Glaubensverbreitung, unterstützt wird. Am Samstag, den 7. September, wird Pater Nguyen in das Thema einführen, gefolgt von einem Beitrag von Pater Nowak.

Die Teilnahme ist kostenlos eine Anmeldung ist jedoch zur besseren Organisation erwünscht mit einer E-Mail an die Anschrift pum@ppoomm.va.

(EG) (6/9/2024)

 

AFRIKA/ALGERIA - Präsidentschaftswahl in Algerien: Militär spielt im Land eine immer größere Rolle

 

Algier (Fides) - Die Algerier werden morgen, am 7. September, das Staatsoberhaupt wählen. Der 78-jährige scheidende Präsident Abdelmadjid Tebboune gilt weithin als Favorit. Seine einzigen Herausforderer, die vom Verfassungsgericht akzeptiert und von der Unabhängigen Nationalen Wahlbehörde (ANIE) bestätigt wurden, sind nur zwei: der Islamist Abdelali Hassani Cherif von der „Bewegung für die Gesellschaft des Friedens“ (algerischer Ableger der Muslimbruderschaft) und Youssef Aouchiche, Sekretär der historischen Oppositionspartei „Front Sozialistischer Kräfte“ (Front des Forces socialistes, FFS).

Die vorgezogene Wahl (sie sollte im Dezember stattfinden) scheint bei der algerischen Bevölkerung, die mit den Folgen des starken Anstiegs der Preise für die Grundversorgung zu kämpfen hat, keine große Begeisterung hervorzurufen. Einigen Interpretationen zufolge scheint die im März bekannt gegebene Entscheidung, die Wahl auf September vorzuverlegen, von dem Wunsch diktiert worden zu sein, Proteste und Demonstrationen zu verhindern. Der Wahlkampf erreichte seinen Höhepunkt im heißen algerischen August, so dass es schwierig, wenn nicht gar unmöglich war, Demonstrationen zu organisieren. Außerdem waren die meisten Arbeitnehmer im Urlaub, was die Möglichkeit von Streiks auf ein Minimum reduzierte.

Tebboune kam 2019 nach dem Sturz von Präsident Abdelaziz Bouteflika an die Macht, der sich darauf vorbereitete, trotz schlechter Gesundheit und einer von Korruption und Ineffizienz geprägten Regierungsführung eine fünfte Amtszeit zu absolvieren. Die verärgerte Bevölkerung hatte die Volksbewegung „Hirak“ ins Leben gerufen, die auf die Straße ging, um den Rücktritt Bouteflikas zu fordern. Tebboune hatte sein Amt mit dem Versprechen von Reformen angetreten, aber die Corona-Pandemie 2020 hatte es dem Regime ermöglicht, Maßnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bevölkerung und zur Zensur der sozialen Medien einzuführen, die die „Hirak“-Bewegung wirksam lähmten und unter Kontrolle brachten.

Unter der Präsidentschaft von Tebboune wurde die Rolle des Militärs in der Verwaltung der Macht gestärkt, eine Entwicklung, die bereits unter Bouteflika begonnen hatte, als sich der Schwerpunkt der tatsächlichen Macht von den Sicherheitsdiensten (die umgangssprachlich als „Securité Militaire“ bezeichnet werden) zu den Oberbefehlshabern der Streitkräfte verlagerte, deren Oberbefehlshaber, General Saïd Chanegriha, häufig bei öffentlichen Zeremonien neben dem Präsidenten auftritt. Angesichts der tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohungen, die von innen und außen auf Algerien einwirken, wurde den Streitkräften eine immer wichtigere Rolle im öffentlichen Leben zugewiesen, und der Verteidigungshaushalt soll bis 2023 auf fast 20 Milliarden Euro aufgestockt werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Wahlbeteiligung die tatsächliche Zahl ist, die den Grad der Akzeptanz des Regimes in der Bevölkerung angibt. Von den 45 Millionen Einwohnern sind nur 23 Millionen für die Teilnahme an der Wahl registriert. Die Stimmabgabe der im Ausland lebenden Algerier hat bereits am 2. September begonnen.

(L.M.) (Fides 6/9/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Missionare in Vanimo warten auf den Papst: „Im Dschungel halten uns die Leute an und bitten um die Sakramente“

 

di Fabio Beretta

 

Vanimo (Fides) - Der blaue Ozean auf der einen Seite, Dschungel und Wälder auf der anderen. So sieht der nördliche Teil von Papua-Neuguinea, der zweiten Station der langen Reise von Papst Franziskus durch Asien und Ozeanien, auf den ersten Blick aus. Dörfer, verstreut zwischen Strand und Hochland, ohne Strom, ohne Wasserleitungen, ohne Supermärkte.

In Papua-Neuguinea, der zweiten Station seiner 45. Apostolischen Reise, wird Papst Franziskus auch den Missionaren von Vanimo begegnen, die von weit her gekommen sind, um die Arbeit derer fortzusetzen, die ihnen bei der Verkündigung des Evangeliums in diesem Randgebiet des Kontinents, das seinen Namen vom Ozean hat, vorausgegangen sind.

Dialog und Respekt sind hier Schlüsselwörter, erklärt Pater Alejandro Diaz (51) ein argentinischer Missionar des Instituts des Fleischgewordenen Wortes (Insituto del Verbo Encarnado, IVE), gegenüber Fides: „Ich bin vor einem Jahr hierhergekommen, um im ersten Männerkloster in Papua-Neuguinea zu leben. Das Kloster im Dorf Wutung (im Norden, einige Kilometer von der Grenze zu Papua entfernt, Anm. d. Red.) war bereits aktiv“.

„Wir leben das für Mönche typische kontemplative Leben, wir widmen uns dem Gebet und leben von dem, was wir produzieren. Aber wir sind auch Missionare, und der Garten befindet sich nicht nur im Kloster. Wir sind mit verschiedenen Dörfern im Dschungel in Kontakt gekommen und bringen ihnen bei, wie man das Land bewirtschaftet, Kühe, Gänse oder Hühner züchtet“, berichtet er.

Mit Blick auf den Papstbesuch, gibt es viel zu tun, viel vorzubereiten: „Zum Glück haben viele das Evangelium angenommen, und als sie hörten, dass der Papst kommt, haben sich alle bereit erklärt, uns zu helfen“, erzählt Pater Diaz.

Zwischen dem Bischof von Rom und der Gemeinschaft der Missionare, die im Norden Papua-Neuguineas arbeiten, besteht ein Band der Freundschaft. Eine Verbindung, die schon vor Jahren begann: „Er hat uns immer unterstützt. Dank der Hilfe, die er uns geschickt hat, konnten wir ein Internat für Jungen bauen und Geländewagen finden, mit denen wir uns durch den Dschungel bewegen können“. Mit Unterstützung des Papstes „konnten wir auch einen kleinen Bus kaufen, der als Schulbus für die Dörfer dient“.

„Der Papst“, erzählt der Missionar, “hat sehr darauf bestanden, hierher nach Vanimo zu kommen, einer kleinen Stadt (150.000 Einwohner, Anm. d. Red.), die sehr arm ist. Hier wird er die örtliche Gemeinschaft treffen, und er wird in ein nahe gelegenes Dorf, Baro, für einen privaten Besuch in unserer Schule kommen“. Dort wird er mit einem Konzert empfangen, das die Schüler, die seit Wochen auf ihren Instrumenten üben, vorbereitet haben. „Papst Franziskus wird 25 Bilder der Schutzpatronin Argentiniens, Unserer Lieben Frau von Luján, segnen (eine Ikone, die der Papst ebenfalls mit der Übergabe der goldenen Rose ehren wird, Anm. d. Red.), da die Ankunft des Papstes mit dem 25jährigen Jubiläum der Ankunft der Statue der Gottesmutter von Luján in Papua Neuguinea zusammenfällt. „Die Bilder, die er segnen wird, werden später den Kapellen der Dörfer im Dschungel gespendet“.

Seit Tagen strömen viele Menschen nach Baro und Vanimo, nicht nur, um den Petrusnachfolger zu hören und zu sehen, sondern vor allem, um beim Einrichten der Räumlichkeiten für die Zeremonie zu helfen: „Neulich waren wir mit einem Bruder auch auf Hirschjagd. Die Leute bitten uns auch um Unterkunft und kommen ohne etwas, weil sie nichts haben. Viele sind zu Fuß gekommen, manche ohne Schuhe. Sie sind tagelang gelaufen und helfen uns mit Freude, das Nötigste vorzubereiten“.

Pater Diaz berichtet, dass die Beziehungen zwischen den Missionaren und der Bevölkerung „sehr gut“ sind. „Sie haben uns gut aufgenommen“, bekräftigt er. „Sie sind offen für die Begegnung mit Christus und für den katholischen Glauben, wie er ihnen angeboten wird“. Alle haben in diesen Tagen an Treffen, Feiern und eucharistischer Anbetung teilgenommen, um sich auf die Ankunft des Papstes vorzubereiten. „Sogar Nichtkatholiken haben dies getan. Wir leben hier im gegenseitigen Respekt“, so der Missionar.

„Anders als in anderen Teilen der Welt“, räumt Pater Diaz ein, “hat hier jeder einen religiösen Sinn. Vor ein paar Tagen hatten wir eine nächtliche Prozession mit der Bibel. Viele Menschen haben daran teilgenommen, auch Nicht-Christen. Und wir haben mit einem universellen Gebet gebetet, das Gott in den Mittelpunkt stellt“. Und diese Einheit zeigt sich auch bei den Vorbereitungen für den Papstbesuch: „Sogar die Anführer anderer Religionen haben uns um Erlaubnis gebeten, daran teilzunehmen, weil sie verstehen, dass es sich um ein wichtiges Ereignis handelt“.

„Der Glaube ist hier stark. Ich war im Dschungel“, fährt Pater Diaz fort, “und es ist schön zu sehen, dass man in den kleinen Straßen Menschen findet, die einen mit einfachem Herzen bitten, anzuhalten und die Messe zu lesen und die Kommunion zu spenden. Sie sagen uns: 'Wir brauchen die Beichte'. Sie haben großen Respekt vor dem Priester und der Eucharistie, vor allem die Kinder. Die Kirchen hier sind voll von jungen Leuten und Kindern. Und genau das ist es, was der Papst vorfinden wird: eine junge Kirche, die nach dem Wort Gottes dürstet“.

„Ihre Freude“, unterstreicht der Missionar, “liegt im Glauben. Er ist ihr Reichtum und ihr kostbares Gut, und das allein genügt ihnen. Wir können sie nur begleiten und ihnen auf ihrem Glaubensweg helfen“.

Die Missionare haben sich für eine Vorgehensweise entschieden, die auf die Zeit vertraut, ohne mit den lokalen Bräuchen und Traditionen in Konflikt zu geraten. „Wir löschen die lokalen Kulturen nicht aus. Es gibt viel Magie, Aberglaube, Hexerei... aber Bräuche und Traditionen sind wichtig. Wir klären allmählich alle Elemente und die Menschen verstehen und akzeptieren den katholischen Glauben immer mehr“.

Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten: „Einige Stammesführer akzeptieren diese Lehren nicht. Sie denken“, sagt Pater Diaz, “dass wir sie ausrauben wollen oder dass sie nicht auf die Verehrung von Geistern oder Naturelementen verzichten wollen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen gut zu erklären, dass wir ihnen helfen und mit ihnen Dinge teilen wollen, die gut für ihr Leben sind“. Und der Besuch des Papstes „ist für uns Missionare wie eine Streicheleinheit. Wir fühlen uns ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen“.

(Fides 6/9/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Christentum soll nicht „Staatsreligion” werden

 

Port Moresby (Fides) – Das Land hat eine zu 95 % christliche Bevölkerung, gründet jedoch nicht auf eine „Staatsreligion“: Dies ist das Staatsverständnis des nach der australischen Kolonisierung seit 1975 unabhängigen Papua-Neuguinea. Die in jenem Jahr verabschiedete Verfassung proklamierte offiziell den „Unabhängigen Staat Papua-Neuguinea“, wobei die Präambel der Charta einen Verweis auf „christliche Werte“ enthält. In den vergangenen Jahren und sogar noch Anfang 2024 wurden im Parlament Anträge auf mögliche Verfassungsänderungen eingebracht, um die Nation in den „Christlichen Staat Papua-Neuguinea“ umzuwandeln.

Seit 1847, als die ersten katholischen Missionare, die Maristenpatres , in das Land kamen, haben traditionelle Glaubenssysteme und das Christentum auf verschiedenen Ebenen koexistiert. Später kamen christliche Missionare verschiedener Konfessionen (insbesondere Anglikaner und Lutheraner) und seit den 1970er Jahren verbreiteten sich Pfingstkirchen und Evangelikale. Es waren insbesondere die Vertreter der Pfingstkirchen, die mit Unterstützung von Politikern Änderungen an der Charta vorschlugen, die jedoch nicht auf die Zustimmung der katholischen Kirche stießen. In einem Schreiben, das in den letzten Monaten an die Regierung gesandt wurde und vom Erzbischof von Port Moresby, Kardinal John Ribat (der auch Präsident des ökumenischen Kirchenrates von Papua-Neuguinea ist) unterzeichnet wurde, heißt es, dass man weder mit der Schaffung eines „konfessionellen Staates“ noch mit dem Versuch, die christliche Identität des Landes in der Verfassung zu verankern, einverstanden sei.

Der Text stellt fest, dass dies zu einer „Veränderung des Charakters des Staates“ und der bestehenden Gleichgewichte führen könnte, und erinnert daran, dass die Verfassung die Gewissens-, Gedanken- und Religionsfreiheit und das Recht jedes Bürgers, seinen Glauben frei auszuüben, garantiert: ein demokratischer, auf Rechtsstaatlichkeit basierender Regelungsrahmen, der die friedliche und freie Entwicklung jeder Religionsgemeinschaft ermöglicht.

Das derzeitige Modell wird von der katholischen Kirche als gültig erachtet: Priester, Ordensleute und Missionare in Papua erinnern daran, dass es eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirchen gibt, insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen, die im „Partnerschaftsprogramm zwischen Kirche und Staat“ zum Ausdruck kommt. Die anglikanische Kirche, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Baptistenvereinigung, die katholische Kirche, die lutherische Kirche und die Heilsarmee sowie andere christliche Kirchen und Organisationen betreiben etwa 60 % der Schulen, Gesundheitsdienste und sozialen Einrichtungen im Land. Die Regierung subventioniert diese Einrichtungen und beteiligt sich an den Gehältern der Lehrkräfte und des Gesundheitspersonals, die in diesen Einrichtungen arbeiten, in Anerkennung ihrer Rolle und ihres öffentlichen Dienstes.

Das Land hat etwa 9 Millionen Einwohner, die zu 95 % christlich sind (64 % lutherisch, 27 % katholisch, 4 % andere Konfessionen), wobei andere Religionen und traditionelle Sekten in der Minderheit sind.

(PA) (Fides 6/9/2024)

 

EUROPA/ALBANIEN - Pater Augustin Marjoni zum ersten Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Albanien ernannt

 

Vatikanstadt (Fides) – Kardinal Luis Antonio G.Tagle, Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen), hat am 31. Juli 2024, Pater Augustin Marjoni (cm) für zwei Jahre (2024-2026) zum Nationaldirektor der neu gegründeten Päpstlichen Missionwerke ernannt.

Pater Marjoni (cm) wurde am 30. April 1988 in Konaj-Mirditë (Albanien) geboren und begann seinen Weg bei der Kongregation der Missionen (Vinzentiner) schon in jungen Jahren und besuchte ab September 2001 die Schule der Missionare in Rreshen. Sein philosophisch-theologisches Studium begann er 2007 in Italien. Er setzte seine Ausbildung im Priesterseminar von Teruel (Spanien) fort. Am 21. September 2012 legte er seine ewigen Gelübde in der Missionskongregation ab und am 6. September 2014 wurde er zum Priester geweiht und übernahm unmittelbar nach seiner Weihe die Leitung der Schule seiner Kongregation in Shkoder. Er besuchte einen Studienkurs für Ausbilder in Italien (2017-2020). Seit September 2020 ist er Seelsorger und Oberer der Vinzentiner in Albanien.

 

(EG) (Fides 06/09/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 5.09.2024

AFRIKA/D.R. KONGO - Aufstand oder Fluchtversuch: Mindestens 129 Tote im überfüllten Gefängnis in Kinshasa

 

Kinshasa (Agenzia Fides) – Als „Zeitbombe“ wird das Zentralgefängnis von Makala in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo (DRK), beschrieben, wo in der Nacht vom 1. auf den 2. September mindestens 129 Häftlinge bei einem Fluchtversuch getötet wurden. „Die vorläufige Zahl der Todesopfer liegt bei 129, von denen 24 durch Schüsse nach Warnschüssen starben“, bestätigt der kongolesische Innenminister Jacquemain Shabani in einem Video. „Die übrigen sind auf der Flucht zu Tode getrampelt oder erstickt, während einige Frauen vergewaltigt wurden“, fügte Shabani hinzu, der auch von 59 Verwundeten berichtete, die „von den Behörden gerettet wurden, um sie angemessen zu versorgen“. Ein Teil der Gefängnisgebäude, darunter die Krankenstation, wurde in Brand gesetzt.

Es stellt sich die Frage, ob es sich um einen Massenausbruch oder um eine interne Revolte gegen die verheerenden Haftbedingungen handelt, unter denen die Gefangenen leben müssen.

Makala beherbergt das Zehnfache der geplanten Kapazität an Häftlingen. Tatsächlich sind dort 15.000 Häftlinge inhaftiert, obwohl das Gefängnis für 1.500 Insassen gebaut wurde. Von diesen 15.000 verbüßen nur etwa 3.000 ihre endgültige Strafe, die anderen warten auf ihren Prozess. Unter ihnen befinden sich Journalisten und Gegner des amtierenden Präsidenten Félix Tshisekedi.

Das größte Gefängnis des Landes ist nicht nur überfüllt, sondern leidet auch unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, einer baufälligen Infrastruktur, Unsicherheit und Promiskuität unter den Insassen, mangelnder Achtung der grundlegenden Menschenrechte und schlechter und minderwertiger Ernährung. Die innere Sicherheit des Gefängnisses wird von den Gefangenen selbst gewährleistet, der Staat kontrolliert nur die Außenmauer des Gefängnisses, um Ausbrüche oder Angriffe von außen zu verhindern. In jedem Pavillon gibt es von den Gefangenen geführte „Regierungen“, in denen das Recht des Stärkeren gilt.

Das Gefängnis hatte bereits bei einem Angriff von Bewaffneten im Jahr 2017, bei dem mehr als 4.000 Häftlinge entkommen konnten, erhebliche Schäden erlitten. Ein Angriff, der von den kongolesischen Behörden nie aufgeklärt wurde.

(L.M.) (Fides 4/9/2024)

 

AFRIKA/SENEGAL - Religiöse Toleranz prägt friedliche islamisch-christliche Beziehungen

 

Dakar (Fides) - Die Vielfalt der verschiedenen Völker und Kulturen, die zu einer Vermischung von ethnischen Gruppen und Familien geführt hat, hat die Geschichte des Senegal von Anfang an geprägt.

Das Land ist heute ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften und die Achtung vor dem Anderen, heißt es in einer Mitteilung der Salesianer Don Boscos über den soeben beendeten Besuch des Generalrats für die Missionen, P. Alfred Maravilla (sdb) im Senegal. Insgesamt 97,2% der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, 6% folgen traditionellen Stammesreligionen. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung beträgt 2 %. Fünfundneunzig Prozent der Muslime gehören Sufi-Orden an, die Frieden und Toleranz als wichtige Werte betrachten.

„Auch die Beziehungen zwischen christlichen und muslimischen religiösen Autoritäten sind von Respekt und Freundschaft geprägt“, unterstreicht der auf den Philippinen geborene Ordensmann, der lange Zeit als Missionar in Papua-Neuguinea tätig war, in seinem Schreiben. Die Offenheit, muslimische Schüler seit der Ankunft der ersten Missionare in katholischen Schulen aufzunehmen, sowie das Eintreten für eine Haltung der religiösen Toleranz mögen die Grundlagen dieser friedlichen islamisch-christlichen Beziehungen gewesen sein.

Während des Treffens mit den Salesianern vor Ort ermutigte Pater Maravilla diese, „die Aktivitäten und Initiativen zu verstärken, die ein dynamisches Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen in unserem Umfeld fördern“.

Im Laufe der Jahre sind die Einrichtungen der Salesianer Don Boscos, seien es Schulen, Ausbildungszentren oder Oratorien, zu Orten geworden, an denen sich Christen und Muslime freundschaftlich begegnen und lernen, den Glauben und die religiösen Gefühle des jeweils anderen zu respektieren.

(AP) (Fides 4/9/2024)

 

ASIEN/CHINA - Vom Waisenhaus der katholischen Schwestern in der chinesischen Provinz Hebei zu den Paralympics in Paris

 

Ningjinxian (Fides) - Vom Waisenhaus der katholischen Schwestern in der chinesischen Provinz Hebei auf das Podium der Olympischen Spiele in Paris. Dies ist die überraschende Geschichte von Dongdong Paol Camanni, einem jungen paralympischen Judosportler, der Italien bei den Spielen 2024 in Paris vertritt.

Schwester Wang Qingfen ist eine Ordensfrau der Kongregation der heiligen Therese vom Kinde Jesu in der chinesischen Diözese Zhaoxian (Ningjin, Provinz Hebei). Vor zwanzig Jahren nahmen sie und die Schwestern des „Hauses der Morgenröte“ einen zweijährigen Jungen in ihre Arme, der an einem beidseitigen Retinoblastom (einer schweren Augenkrankheit, die in den ersten Lebensjahren auftritt) litt und auf der Straße ausgesetzt wurde. Zwanzig Jahre später übermittelten die Schwestern des Hauses Aurora in den sozialen Netzwerken ihre besten Wünsche für „ihren“ Dongdong, sich aus Italien auf den Weg gemacht hat, um an den Paralympics in Paris teilzunehmen.

Dongdong ist der Name, den die Schwestern vor 20 Jahren dem Kind gaben, das sie gerettet hatten. Dank ihnen und mithilfe eines italienischen Journalisten lernte Dongdong dann seine Adoptivfamilie in Italien kennen. In Italien begann ein Lebensweg, der ihn zu einem jungen paralympischen Judo-Champion machte, der Goldmedaillen bei den „European Para Youth Games“ und eine bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2022 in Baku gewann.

Dongdong ist eines von mehr als sechshundert ausgesetzten behinderten Kindern, die dank der Schwestern der Kongregation der heiligen Therese vom Kinde Jesu und ihrer Arbeit auf dem Gebiet der Pflege von Schwachen und Kranken Zuneigung, ein Zuhause und ein gutes Leben gefunden haben.

Das von den Schwestern geführte Kinderheim „Haus der Morgenröte“ wurde Ende der 1980er Jahre von Ramon Wang Chonglin, Bischof der Diözese Zhaoxian (Ningjin), gegründet. Zu dieser Zeit wurden behinderte Kinder oft auf Bahnhöfen oder in der Nähe von Krankenhäusern ausgesetzt. Bischof Wang kaufte ein Privathaus, rief die Schwestern der heiligen Teresa an und fragte sie, ob sie die Mütter dieser Kinder werden wollten, um ihnen aus ihrer unglücklichen Lage zu helfen. Von den 600 Jungen und Mädchen, um die sie sich kümmerten, litten 40 Prozent an Kinderlähmung. Mit beharrlicher Arbeit halfen die Schwestern ihnen zu leben, Jesus zu begegnen, die Schule zu besuchen, zu arbeiten und eine Familie zu gründen.

Heute ist das Haus der Schwestern in drei Bereiche gegliedert: das Pflegezentrum (im Dorf Biancun), die Rehabilitationsstation (im Kreis Gaoyi) und das Zentrum für funktionelle Rehabilitation (im Kreis Ningjin). Seit 38 Jahren widmen sich die Schwestern der Heilung der körperlichen und inneren Wunden behinderter Kinder und Jugendlicher. Um die notwendigen Mittel für die Weiterführung der Arbeit aufzubringen, erfinden die Schwestern mit viel Kreativität originelle Initiativen (wie z. B. einen Spendenmarathon).

Journalisten, die ihr einmal Fragen zu ihrem Leben und dem Leben des Aurora-Hauses stellten, antwortete Schwester Wang Qingfen: „Wir fühlen uns geehrt, weil der Herr uns dieses Geschenk gemacht hat, unserer Kongregation und jeder einzelnen von uns... An diesem Ort sind so viele Wunder aus Liebe zum Herrn geschehen, die der gesamten Gesellschaft und so vielen Menschen guten Willens zugute gekommen sind“.

(NZ) (Fides 3/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Indonesien: Auszüge aus der Ansprache an die zivilen Autoritäten und das Dipolomatische Korps

 

Jakarta (Fides) – Die Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Asien und Ozeanien ist nun in vollem Gange. Nach einem „Pausentag“ in der Nuntiatur feierte der Papst heute Morgen eine Privatmesse. Anschließend fuhr er mit dem Auto zum Präsidentenpalast „Istana Merdeka“ (Palast der Freiheit), um an der Willkommenszeremonie in Indonesien teilzunehmen und dem Staatsoberhaupt einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.

Der Papst wurde vom indonesischen Präsidenten Joko Widodo begrüßt, während eine Gruppe von Kindern zur Begrüßung einen Tanz aufführte. Nach der Ehrenwache, dem Abspielen der Hymnen und dem Hissen der Fahnen folgte die Vorstellung der jeweiligen Delegationen. Zum Schluss begaben sich der Präsident und der Papst in den Beglaubigungssaal, um sich in das Gästebuch einzutragen und ein offizielles Foto zu machen.

„Inmitten der Schönheit dieses Landes, das ein Ort der Begegnung und des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen ist, wünsche ich dem indonesischen Volk, dass es im Glauben, in der Geschwisterlichkeit und im Mitgefühl wächst. Gott segne Indonesien“, so die Worte, mit denen sich der Bischof von Rom in das Gästebuch eintrug.

Es folgte die private Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Präsidenten. Bei der darauffolgenden Begegnung mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps, hielt der Papst die erste der vier Reden, die der Heilige Vater in Jakarta halten wird. Eine Rede, die sich auf das Thema des interreligiösen Dialogs als Gegengift zu Extremismus und religiöser Intoleranz tolerierte. Hier sind die wichtigsten Passagen:

Wie der Ozean das natürliche Element ist, das alle indonesischen Inseln verbindet, so könnte man fast sagen, dass der gegenseitige Respekt für die spezifischen kulturellen, ethnischen, sprachlichen und religiösen Eigenheiten aller Bevölkerungsgruppen, aus denen Indonesien besteht, das Bindegewebe ist, das das indonesische Volk eint und stolz macht.

Dieses kluge und sensible Gleichgewicht zwischen der Vielfalt der Kulturen und unterschiedlichen Überzeugungen einerseits, und dem Prinzip, das die Einheit festigt andererseits, muss beständig gegen jedes Ungleichgewicht verteidigt werden. Dies ist ein Handwerk, ich betone: ein Handwerk, das allen aufgegeben ist, in besonderer Weise dem Handeln der Politik.

Um eine friedliche und konstruktive Eintracht zu fördern, die den Frieden sichert und die Kräfte bündelt, um die Ungleichgewichte und die Brennpunkte des Elends zu überwinden, die es in manchen Gegenden des Landes noch gibt, möchte die katholische Kirche den interreligiösen Dialog verstärken.

Auf diese Weise können Vorurteile abgebaut werden und ein Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens entstehen, das für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen unabdingbar ist. Dazu gehört auch die Bekämpfung von Extremismus und Intoleranz, die – indem sie die Religion verfälschen – versuchen, sich mit Hilfe von Täuschung und Gewalt durchzusetzen.

Die katholische Kirche stellt sich in den Dienst des Gemeinwohls und möchte die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft verstärken, aber sie betreibt nie Proselytismus. Nie. Sie respektiert den Glauben jeder Person. Und so ermutigt sie die Bildung eines ausgewogeneren Sozialgefüges, um zu einer effizienteren und faireren Verteilung der sozialen Unterstützung zu gelangen.

In anderen Zusammenhängen glaubt man hingegen, davon absehen zu können oder zu müssen, nach Gottes Segen zu streben, weil man ihn für den Menschen und die Zivilgesellschaft als überflüssig erachtet.

Umgekehrt gibt es Fälle, in denen der Glaube an Gott ständig in den Vordergrund gestellt wird, wobei dies bedauerlicherweise jedoch oft geschieht, um ihn zu manipulieren sowie Spaltungen zu fördern und den Hass zu verstärken.

Angesichts dieser Schatten ist es erfreulich zu beobachten, wie die Philosophie, die die Organisation des indonesischen Staates inspiriert, Weisheit und Ausgewogenheit zum Ausdruck bringt. Ich hoffe, dass sich alle in ihrem täglichen Handeln von diesen Grundsätzen inspirieren lassen und sie bei der alltäglichen Erfüllung Ihrer jeweiligen Aufgaben wirksam werden lassen, denn opus justitiae pax, der Frieden ist die Frucht der Gerechtigkeit.

(F.B.) (Fides 4/9/2024)

 

APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Indonesien: Auszüge aus der Ansprache an Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katechisten

 

Jakarta (Fides) - „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“. Um diese drei Worte, die das Motto dieses Apostolischen Besuchs bilden, dreht sich die gesamte Rede von Papst Franziskus in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ in Jakarta, wo er mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und indonesischen Katechisten zusammentraf.

Bei seiner Ankunft in der Kathedrale wurde der Papst von einer jubelnden Menge begrüßt. Viele kamen auf ihn zu, in der Hoffnung, ihm die Hand schütteln zu können. Einigen gelang es, ein Selfie zu machen. Einer nach dem anderen begrüßte Franziskus die Kinder, die auf dem Kirchhof auf ihn warteten und dabei die Flaggen des Vatikans und Indonesiens schwenkten.

Anschließend betrat Franziskus zusammen mit dem Erzbischof von Jakarta, Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, dem Vorsitzenden der indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Antonius Subianto Bunyamin (osc), und dem Pfarrer die Kathedrale. Der Papst küsste das Kreuz und besprengte die Anwesenden mit Weihwasser. Dann schritt er zwischen der Menschenmenge das Kirchenschiff hinunter und verteilte lächelnd seinen Händedruck.

Nach den Grußworten, Liedern und Zeugnissen eines Priesters, einer Nonne und zweier Katechisten ergriff der Papst das Wort und fügte in freier Rede vor der offiziellen Ansprache ein Lob für die Katechisten hinzu: „Die Kirche – das müssen wir bedenken –, die Kirche wird von den Katechetinnen und Katecheten vorangebracht. Die Katechetinnen und Katecheten sind diejenigen, die vorausgehen, die vorangehen. Dann kommen die Schwestern – gleich nach den Katechetinnen und Katecheten; dann kommen die Priester, der Bischof... Aber die Katechetinnen und Katecheten sind „an der Front“, sie sind die Stärke der Kirche. Einst wurde ein Staatspräsident in Afrika von seinem Vater, der Katechist war, getauft. Der Glaube wird zu Hause weitergegeben. Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben. Und die Katechetinnen und Katecheten tragen diesen Glauben zusammen mit den Müttern und Großmüttern weiter“.

Es folgen die wichtigsten Passagen der Rede, die unmittelbar danach gehalten wurde:

Wie bereits erwähnt, wurde für diesen Apostolischen Besuch das Motto „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“ gewählt. Ich denke, dass dies drei Tugenden sind, die sowohl euren Weg als Kirche als auch das Wesen eures Volkes gut zum Ausdruck bringen, das ethnisch und kulturell sehr vielfältig ist, aber zugleich von einem natürlichen Streben nach Einheit und friedlichem Zusammenleben geprägt ist, wie es in den traditionellen Prinzipien der Pancasila zum Ausdruck kommt. Ich möchte zusammen mit euch über diese drei Worte nachdenken.

Das erste ist Glaube. Indonesien ist ein großes Land mit enormen natürlichen Reichtümern. Ein solch großer Reichtum kann an Gott erinnern, an seine Gegenwart im Kosmos und im Leben des Kosmos und in unserem Leben, wie uns die Heilige Schrift lehrt.

Es ist nämlich der Herr, der all dies schenkt. Es gibt keinen Zentimeter des wunderbaren indonesischen Territoriums und auch keinen Augenblick im Leben eines jeden seiner Millionen Einwohner, der nicht ein Geschenk des Herrn wäre, ein Zeichen seiner unentgeltlichen und vorauseilenden Vaterliebe. Und auf all dies mit demütigen Kinderaugen zu schauen, hilft uns zu glauben, uns als klein und geliebt zu erkennen und Gefühle der Dankbarkeit und Verantwortung zu hegen.

Nach dem Glauben ist das zweite Wort im Motto Geschwisterlichkeit. Eine Dichterin des zwanzigsten Jahrhunderts hat diese Haltung mit einem sehr schönen Ausdruck beschrieben: Sie schrieb, Geschwister zu sein bedeute, sich gegenseitig zu lieben, und sich dabei als »unterschiedlich wie zwei Wassertropfen« anzuerkennen. Und genau so ist es. Kein Wassertropfen gleicht dem anderen, und keine zwei Geschwister, nicht einmal Zwillinge, sind vollkommen identisch. Geschwisterlichkeit zu leben bedeutet also, sich gegenseitig anzunehmen und sich in der Verschiedenheit als gleichwertig anzuerkennen.

Auch dies ist ein Wert, der der Tradition der indonesischen Kirche teuer ist. Er zeigt sich in der Offenheit, mit der sie mit den verschiedenen Wirklichkeiten umgeht, aus denen sie besteht und die sie umgeben, auf kultureller, ethnischer, sozialer und religiöser Ebene, wobei sie den Beitrag aller zur Geltung kommen lässt und ihren eigenen Beitrag in jedem Kontext großzügig einbringt.

Das Evangelium zu verkünden bedeutet nicht, den eigenen Glauben aufzudrängen oder ihn dem der anderen entgegenzusetzen, es bedeutet die Freude an der Begegnung mit Christus weiterzugeben und zu teilen immer mit großem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung für alle.

Mitgefühl besteht nicht darin, Almosen an bedürftige Brüder und Schwestern zu verteilen und von oben, von den eigenen Sicherheiten und Privilegien aus, auf sie herabzublicken, sondern Mitleid bedeutet im Gegenteil, dass wir einander näherkommen, uns von allem befreien, was uns daran hindern könnte, uns hinabzubeugen, um wirklich mit denen in Kontakt zu treten, die am Boden liegen, und sie so wiederaufzurichten und ihnen neue Hoffnung zu geben. Und das heißt nicht, dass man ein Kommunist ist, das bedeutet Nächstenliebe, das bedeutet Liebe.

Es gibt Personen, die sich vor Mitleid fürchten, weil sie es für eine Schwäche halten. Das ist eine falsche Sichtweise auf die Wirklichkeit. Was die Welt weiterbringt, ist nicht Interessenskalkül – das in der Regel zur Zerstörung der Schöpfung und zur Spaltung der Gemeinschaften führt – sondern die Liebe, die sich verschenkt. Und das Mitgefühl trübt nicht die wahre Sicht auf das Leben; es lässt uns im Gegenteil die Dinge besser sehen, im Licht der Liebe.

Ich ermutige euch, eure Mission fortzusetzen, stark im Glauben, offen für alle in Geschwisterlichkeit und einem jeden nahe im Mitleid. Ich bin sehr beeindruckt von dem Gleichnis aus dem Evangelium, als die Hochzeitsgäste nicht kommen wollten und nicht kamen. Wird Gott verbittert? Nein, er schickt seine Diener: „Geht an die Wegkreuzungen und bringt alle, alle herein“. Das ist sehr schön.

 

(F.B.) (Fides 4/9/2024)


Burkina Faso: 26 Personen in einer Kirche getötet

Geflüchtete Menschen in der Diözese Nouna. © Kirche in Not
Geflüchtete Menschen in der Diözese Nouna. © Kirche in Not

4.09.2024

 

(München/acn) - Die Terrorwelle in Burkina Faso setzt sich fort: Wie lokale Ansprechpartner dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) mitteilten, wurden bei einem Überfall in Sanaba im Westen des Landes 26 Männer in einer evangelischen Kirche getötet.

 

 

Die Tat ereignete sich bereits am 25. August. Augenzeugenberichten zufolge hätten Aufständische die Ortschaft umstellt. Alle Bewohner seien zusammengetrieben, die Männer über 12 Jahren gefesselt und in die lokale evangelische Kirche gebracht worden. Dort hätten die Täter 26 Gefangene ermordet. Unter ihnen befanden sich auch einige Christen sowie weitere Personen, die von den Aufständischen als Gegner der dschihadistischen Ideologie angesehen wurden.


Brasilien: „Kirche in Not“ unterstützt Seelsorge in Großstädten im Amazonasgebiet

Blick auf die Metropole Manaus. © Kirche in Not
Blick auf die Metropole Manaus. © Kirche in Not

3.09.2024

  

(München/acn) - Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) fördert Orden und geistliche Gemeinschaften, die sich um Menschen kümmern, die im brasilianischen Amazonasgebiet immer mehr in die Städte ziehen und dort unter prekären Bedingungen leben. Jährlich machen sich Millionen Brasilianer auf den Weg von entlegenen Regionen in die Städte. Die sozialen Folgen sind unübersehbar: Wie eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation „MapBiomas Brasil“ zeigt, liegen sechs von 20 brasilianischen Städten, in denen die Zahl der Elendsviertel („Favelas“) in den vergangenen Jahrzehnten am meisten zugenommen hat, im Amazonasgebiet im Norden des Landes.


FIDES-NACHRICHTEN - 3.09.2024

Die Südostasienreise von Papst Franziskus und die Sendung der Kirche in der Gegenwart

 

Von Gianni Valente

 

Rom (Fides) - Mit der Ankunft des Fluges, der in Rom gestartet ist, in Jakarta hat die 45. Auslandsreise von Papst Franziskus begonnen. Der Bischof von Rom unternimmt mit fast 88 Jahren seine längste Reise, um die Kirchen und Völker von Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur zu besuchen. Er bewegt sich auf Routen, die ihn weit weg von den Orten des Krieges und der Machtkämpfe führen, auf die sich die Aufmerksamkeit des globalen Mediensystems konzentriert.

„Die Wirklichkeit sieht man besser von der Peripherie als vom Zentrum aus“, erklärte Papst Franziskus einmal in einem Interview mit einem Gemeindeblatt aus Villa la Càrcova, einem Elendsviertel im Großraum Buenos Aires. „Normalerweise“, hatte Bergoglio bei dieser Gelegenheit hinzugefügt, “bewegen wir uns in Räumen, die wir auf die eine oder andere Weise kontrollieren. Dies ist das Zentrum. In dem Maße, in dem wir das Zentrum verlassen und uns davon entfernen, entdecken wir neue Dinge“. Eine Anregung, die auch in den Studien der argentinischen Philosophin Amelia Podetti (1928-1979) zu finden ist, die Papst Bergoglio in seiner Jugend kennenlernte. Auch sie pflegte in ihren Vorlesungen zu wiederholen, dass Europa nach der Weltumsegelung von Ferdinand Magellan anders „gesehen“ wurde. Von Madrid aus sah man die Welt anders als von Feuerland aus: Der Blick war weiter und man konnte Dinge sehen, die denjenigen verborgen blieben, die alles vom „Zentrum“ aus betrachteten.

Die Reise von Papst Franziskus nach Asien und Ozeanien kann auch helfen, wichtige Details für den Weg der Kirche und das aktuelle Weltgeschehen zu erfassen. Details, die in der vorherrschenden medialen Darstellung der Gegenwart oft nicht erfasst oder verdunkelt werden.

In vielen Gegenden Asiens erleben die christlichen Gemeinschaften aufgrund der gegebenen Bedingungen eine Dynamik, die in mancher Hinsicht derjenigen der Anfänge des Christentums nahe kommt. Eine Perspektive, die in diesem historischen Moment auch in den Ländern des alten „Christentums“ zu bedenken ist, wo wachsende Mehrheiten, vor allem unter jungen Menschen, kein wirkliches Interesse und keinen lebendigen, existentiellen Kontakt mehr zum Christentum haben.

Die meisten christlichen Gemeinschaften in Asien leben in „pluralen“ Kontexten, die kulturell von großen religiösen Traditionen wie dem Buddhismus, dem Islam und dem Hinduismus geprägt sind. Insbesondere das Beispiel Indonesiens mit seinem grundsätzlich harmonischen Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit zeigt, dass die christlichen Gemeinschaften in ihrem Aufblühen unter den Völkern Wege finden, um nicht zu Geiseln der Logik des „Kampfes der Kulturen“ zu werden.

In Osttimor haben die kirchlichen Gemeinschaften den unruhigen Weg der Geschichte dieser jungen Nation begleitet. Sie sind in diesen historischen Prozess eingetaucht. Durch diese Zeit der Prüfung hindurch ist die Beteiligung am kirchlichen und sakramentalen Leben gewachsen, und nun besteht die dringende Notwendigkeit, Wunden zu heilen und auch zur Versöhnung mit Indonesien beizutragen. Die Glaubenden bekennen ihren Glauben inmitten der Geschichte des Landes. Sie teilten die Sorgen und Hoffnungen aller.

In Papua-Neuguinea, wie in so vielen Ländern Asiens und Ozeaniens, bewahren die Ortskirchen das dankbare Andenken an viele Missionare und Märtyrer. Die katholischen Gemeinden vor Ort, die auch durch das Lehramt von Papst Franziskus ermutigt werden, gehen den Weg der Anpassung an die jeweiligen Kontexte und räumen allmählich mit dem Vorurteil auf, das die Beziehung zwischen dem Christentum und Asien als „kulturelle Kolonisierung“ darstellt. Die Missionare, die mit Papst Franziskus zusammentreffen werden, bezeugen, dass die Mission, das Verlassen der eigenen Sphäre, um allen die Liebe und das Heil Christi zu verkünden, keine überholten Bräuche sind, sondern weiterhin als Gnadengeschenk zu verstehen sind, das die Kirche lebendig hält.

Das Christentum begann in Asien und „kehrt“ nicht als Religion des Westens nach Asien zurück. Die Gemeinschaften der Getauften, denen der Papst auf seiner Reise begegnet und die in diesem Kontext verwurzelt sind, sind also keine „Fremdkörper“. Dies ist besonders wichtig in der gegenwärtigen historischen Situation, in der alles als Gegensatz und „Kampf“ zwischen dem so genannten Westen und all dem, was nicht der Westen ist, interpretiert wird.

(Fides 3/9/2024)

 

AFRIKA/BURKINA FASO - Dschihatisten der JNIM greifen lokale Selsbstverteidigungsgruppen an

 

Ouagadougou (Fides) - Dschihadistische Gruppen verbreiten weiterhin in Burkina Faso Angst und Schrecken. Nach dem Massaker im Dorf Barsalogho am 24. August, bei dem mindestens 200 Menschen starben, kamen auch am 30. August bei einem Angriff auf eine Selbstverteidigungsgruppe von „Freiwilligen zur Verteidigung des Vaterlandes“ in Barga im Norden des Landes mindestens 13 Menschen ums Leben.

Am selben Tag verübten bewaffnete Männer einen Überfall in Yondé in der zentralöstlichen Region, bei dem etwa zehn Menschen starben. Schließlich wurde am 31. August bei einem Angriff auf einen Stützpunkt der Verteidigungs- und Sicherheitskräfte im Dorf Bam in der Region Nord-Zentral erheblicher Sachschaden gemeldet.

In beiden Fällen waren lokale Selbstverteidigungsgruppen die Zielscheibe der Dschihadisten. In Barsalogho (im nördlichen Zentrum) schlugen die Dschihadisten der JNIM (Jama'at Nasr al-Islam wal-Muslimin, Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime) zu, während die Bevölkerung auf Geheiß der Armee Verteidigungsgräben aushob. Einigen Berichten zufolge wurden 200 Menschen getötet, überlebende Einwohner berichteten jedoch von mindestens 400 Opfern. Nach Aussagen von Überlebenden hatte ein Militärkommando die Dorfbewohner gezwungen, den Graben „gegen ihren Willen“ zu bauen, wodurch sie der Vergeltung durch die Dschihadisten der JNIM ausgesetzt waren. Die Dschihadisten der JNIM haben sich mit einem Video zu dem Massaker bekannt, in dem die Leichen der zivilen Opfer zu sehen sind, neben denen nur Grabungswerkzeuge, aber keine Waffen liegen.

Die Zivilisten wurden angeblich von der Armee zwangsrekrutiert und zum Ausheben von Verteidigungsgräben einige Kilometer von ihrem Dorf entfernt geschickt, ohne jeglichen militärischen Schutz. Der Angriff dauerte von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags. Nachdem die Dschihadisten zunächst die Männer, die die Gräben aushoben, ermordet hatten, überrannten sie das Dorf und töteten Frauen, Kinder und ältere Menschen.

Nach dem Angelus am Sonntag, dem 1. September, drückte Papst Franziskus seine Trauer über den Terroranschlag in Barsalogho aus: „Mit großer Trauer habe ich erfahren, dass am Samstag, den 24. August, in der Gemeinde Barsalogho in Burkina Faso Hunderte von Menschen, darunter Frauen und Kinder, bei einem Terroranschlag getötet und viele weitere verletzt wurden", so Franziskus nach seinem Mittagsgebet. „Ich verurteile diese abscheulichen Anschläge gegen das menschliche Leben und spreche der ganzen Nation mein Mitgefühl und den Familien der Opfer mein tief empfundenes Beileid aus. Möge die Jungfrau Maria dem geliebten Volk von Burkina Faso helfen, Frieden und Sicherheit wiederzuerlangen.“

Die Al-Quaida nahestehende JNIM ist in der gesamten Sahelzone auf dem Vormarsch. Sie ist nicht nur in Burkina Faso aktiv, sondern auch in Niger und Mali und dehnt sich auf die Grenzgebiete von Benin, Togo und Ghana aus. Im letztgenannten Land hat der Grenzschutz vor möglichen dschihadistischen Anschlägen in den Grenzgebieten zu Burkina Faso gewarnt.

Neben den Regierungstruppen der beteiligten Länder trifft die JNIM auch auf die andere wichtige dschihadistische Gruppe, die in der Region operiert, nämlich den Ableger des Islamischen Staates in der Sahelzone.

Burkina Faso, Mali und Niger sind Länder, in denen jüngst Militärjuntas durch Putsche an die Macht gekommen sind, die, nachdem sie westliche Kontingente verdrängt haben, Militärhilfe von Russland und der Türkei erhalten. In einer Mitte August in den sozialen Medien veröffentlichten Botschaft von Othman al-Ansari, der als Nummer zwei der JNIM gilt, rief die dschihadistische Gruppe die muslimische Bevölkerung der drei Länder dazu auf, ethnische und stammesbedingte Spaltungen zu überwinden und sich in einem Dschihad gegen die Militärjuntas und ihre russischen und türkischen Verbündeten zu vereinen, wobei die privaten Militärunternehmen „Wagner-Group“ (russisch) und „Sadat Defense“ (türkisch) genannt wurden.

(L.M.) (Fides 3/9/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Indonesische Katholiken: “Kinder des heiligen Franz Xaver”

 

Von Paolo Affatato

 

Denpasar (Fides) – Viele Besucher und Touristen auf Bali, der indonesischen Insel, die wegen ihrer Attraktionen bei Touristen aus aller Welt beliebt ist, machen in der Gegend von Kuta, nicht weit vom Flughafen Denpasar entfernt, auch an der katholischen Kirche Halt, die dem Heiligen Franz Xaver gewidmet ist. An der Fassade der Kirche stechen die Christusstatue und die Statue des Schutzpatrons der Missionen, der das Evangelium in Asien verkündet hat, hervor. Die Mitglieder der Gemeinde sind sehr gastfreundlich: Sie halten sogar den Verkehr an, um den meist ausländischen Besuchern, den Zugang zur Messe (die auf Englisch und in der Landessprache Bahasha gefeiert wird) oder zum Gebet zu ermöglichen. In der Kirche beten die Gläubigen gerne die „Novene zum Heiligen Franz Xaver“, die vor allem im März und Dezember stattfindet. Die Sonntagsgottesdienste sind voll von jungen Menschen, die von ihrer Bewunderung und Zuneigung für den heiligen Franz Xaver erzählen.

Dasselbe gilt in der dem heiligen Franz Xaver gewidmeten Kathedrale in der indonesischen Stadt Ambon, in der katholischen Diözese Amboina, wo dem Heiligen auch ein Denkmal gewidmet ist, das 2014 eingeweiht wurde, um an seine Ankunft auf dieser Insel zu erinnern. Das Denkmal befindet sich im Dorf Great Hative in der Bucht von Ambon und blickt auf das Meer, wo der Jesuitenmissionar am 14. Februar 1546 landete. Wir befinden uns auf den Molukken, die auch als „Gewürzinseln“ bekannt sind und in den vergangenen Jahrhunderten portugiesische und holländische Siedler anzogen, die den Handel mit Europa aufnehmen wollten. Hier landete Franz Xaver, verkündete das Evangelium und taufte die ersten Bewohner der Inseln Ternate und Tindore. Damit begann die Verbreitung des Christentums auf den Molukken, die später Teil des heutigen Indonesiens wurden. In der Diözese Amboina gibt es noch heute Spuren katholischer Gemeinden, die - in einem Gebiet mit mehrheitlich protestantischer Gemeinden - auf das Wirken des Heiligen zurückgehen: Orte wie Tual, Tanimbar, Kei und kleine Inseln auf den Molukken, die zu 99 % von Katholiken bewohnt werden.

Zu den Förderern der Initiative zur Errichtung eines Denkmals gehörte zusammen mit dem örtlichen Bischof die Vereinigung der indonesischen Diözesanpriester („Unio Indonesia“), die nach eigenen Angaben „Franz Xaver verehren und in ihm ein Vorbild für den Priester und Verkünder des Evangeliums sehen“.

Auf der Insel Java, die zur Erzdiözese Jakarta gehört, ist die 1970 erbaute Kirche des heiligen Franz Xaver in Tanjung Priok (Nord-Jakarta), die 1.000 Gläubigen Platz bietet, für viele Katholiken ein wichtiges Zentrum der Spiritualität und ein Ort, an den Pilger kommen, um ihre Gebetsanliegen anzuvertrauen oder den spanischen Heiligen um besondere Gnaden zu bitten.

Auch für die Ordensgemeinschaften ist der Heilige Franz-Xaver ein fester Bezugspunkt. „Wir inspirieren unsere missionarische Berufung an unserem Schutzpatron und Vorbild, dem Heiligen Franz Xaver“, sagen die Xaverianer-Missionare aus Yogyakarta in Zentral-Java, die den spanischen Heiligen bereits in ihrem Namen und ihrem Charisma tragen.

Eines der vielen Beispiele sind die Brüder der christlichen Erziehung von Ploërmel (FICP), ein von dem französischen Theologen Jean-Marie Robert de La Mennais (1780 - 1860) gegründetes männliches Ordensinstitut, das sich der Bildung und christlichen Erziehung widmet, das seinen „Distrikt“ (Ordensprovinz) in Indonesien nach dem heiligen Franz Xaver benannt hat und die Figur des Heiligen in seinen Schulen bekannt macht. „So entschied sich einer der jungen Männer, der 2019 in die Kongregation eintrat und auf der Insel Flores seine Ordensgelübde ablegte, für den Namen Franciscus Xaverius Gua Making“, erinnern sie sich.

Der Name Franz Xaver ist der Vorname vieler Indonesier und ist auch der Name vieler katholischer Schulen, Pfarreien und Institute. Er wird auch der Name der neuen Basilika und des Jesuitenkollegs in Nusantara, der neuen Hauptstadt der Republik Indonesien, sein.

Die indonesischen Jesuiten beziehen sich nachdrücklich auf den Heiligen und erinnern daran, dass nach ihrem Mitbruder Franz Xaver und inspiriert von ihm „andere spanische und portugiesische Jesuiten seinem Beispiel folgten und bis Mitte des 16. Jahrhunderts Missionen in Ostindonesien errichteten“. Im Jahr 1859 wurde die Jesuitenmission in Indonesien mit der Ankunft von zwei niederländischen Priestern, Martinus van den Elzen und Joannes Baptista Palinckx, wieder aufgenommen. Viele Jesuitenpriester und -brüder kamen dann aus den Niederlanden, und ihre Mission legte den Grundstein für die heutige Struktur der katholischen Kirche in Indonesien.

Die Jesuitenpräsenz hatte damals den juristischen Status der „Mission Java“, deren geistiger Bezugspunkt stets der heilige Franz Xaver war. Wichtig war die Arbeit des niederländischen Missionars Pater Franciscus Georgius Josephus van Lith (sj) der vom indonesischen Bildungsministerium für seine missionarische und pädagogische Arbeit in Zentraljava gewürdigt wurde. Die Jesuiten gründeten die erste katholische Schule in Muntilan, die Schüler unabhängig von ihrem religiösen, kulturellen oder ethnischen Hintergrund aufnahm. Diese Schule besucht auch Pater Albertus Soegijapranata (sj), der später der erste Bischof Indonesiens werden sollte und heute als einer der Nationalhelden Indonesiens gilt, an den sich die javanischen Katholiken vor allem wegen seines Beitrags während des indonesischen Unabhängigkeitskampfes erinnern.

Heute gibt es in Indonesien etwa 330 Jesuiten, die in Pfarreien, Schulen, Universitäten, Sozialzentren, Verlagen, Zeitschriften und Spiritualitätszentren arbeiten. Dank der Arbeit der indonesischen Priester und Ordensleute sowie der Missionare fühlen sich die indonesischen Katholiken als „Kinder des heiligen Franz Xaver“ und nennen sich auch so.

Die Verehrung des Heiligen, die vor allem in den mehrheitlich katholischen Gebieten weit verbreitet ist, kommt in besonderer Weise am 3. Dezember, dem Festtag des Heiligen Franz Xaver, zum Ausdruck, wenn verschiedene katholische Gemeinden ihm mit besonderen Messen, Prozessionen und Gebeten gedenken. Die Feiern spiegeln oft die lokale Kultur und Tradition wider und enthalten Elemente, Bräuche, Musik und Tänze, die für die vielen verschiedenen Kulturen typisch sind, die das kulturelle Mosaik Indonesiens bilden.

(Fides 3/9/2024)

 

Die längste Reise von Papst Franziskus und die „vier Prinzipien“ des Apostolischen Schreibens „Evangelii Gaudium“

 

Von Victor Gaetan

 

Rom (Fides) – Die lange Pilgerreise von Papst Franziskus in vier Länder, die vom 2. bis 13. September stattfindet, wird von unzähligen und vielfältigen Begegnungen geprägt sein: Junge Länder werden den Papst empfangen und er wird seinerseits versuchen, die Menschen und Verantwortlichen in Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur zu inspirieren.

Die diplomatischen Prioritäten des Papstes, aber auch die erzielten Wirkungen, werden während der gesamten Reise deutlich werden, angefangen bei seinem Engagement für den interreligiösen Dialog, einem Leitmotiv dieses Pontifikats.

Eine Möglichkeit, diese Mission in ihrer ganzen Tragweite zu verstehen, besteht darin, sie durch die vier Prinzipien für das gesellschaftliche Zusammenleben zu betrachten, die Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ (EG 217-237) dargelegt hat, da die Realität in jedem der vier Länder, die von der Reise berührt wurden, an eines der vier Prinzipien erinnert: Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt, das Ganze ist dem Teil übergeordnet, die Zeit ist mehr wert als der Raum und die Wirklichkeit ist wichtiger als die Ideen.

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium (238-258) nennt Papst Franziskus auch drei Bereiche des Dialogs, die für das Streben nach dem Gemeinwohl entscheidend sind: Dialog mit den Staaten, Dialog mit der Gesellschaft und Dialog mit anderen Glaubenden, die nicht zur katholischen Kirche gehören. Seine Reiseroute ist ein Kaleidoskop dieser Prioritäten.

 

Indonesien: Einheit und Konflikt

 

Im Interview mit Fides erklärte der indonesische Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, dass die religiöse Harmonie ein Ziel sei, das mit der 1945 erreichten Unabhängigkeit des Landes von den Niederlanden verbunden sei. 

„Unsere Beziehungen zur islamischen Gemeinschaft sind wirklich gut. Und diese harmonische Beziehung besteht seit den Anfängen der Nation“, sagte Kardinal Ignatius Suharyo. Es ist eine Art, die gesellschaftliche Einheit über die Spaltung zu stellen.

So förderte das erste Staatsoberhaupt Indonesiens, Präsident Sukarno, den Bau einer Moschee in Jakarta an der Stelle eines niederländischen Schlosses, um die Überwindung des Kolonialismus zu symbolisieren, und in dierkter Nachbarschaft der katholischen Kathedrale aus dem Jahr 1900, um die Freundschaft zwischen den beiden religiösen Traditionen zum Ausdruck zu bringen. Die beiden Bauwerke sind seit kurzem durch einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden.

Papst Franziskus wird sowohl die Kathedrale als auch die Istiqlal-Moschee, die größte Moschee Südostasiens, im Rahmen einer interreligiösen Begegnung besuchen und dabei seine „Wertschätzung gegenüber dem indonesischen Volk, insbesondere im Sinne der Religionsfreiheit und des interreligiösen Zusammenlebens und der Harmonie zwischen den Glaubensgemeinschaften“ zum Ausdruck bringen, erklärte Kardinal Suharyo.





Nach Angaben des indonesischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten umfasst die Bevölkerung etwa 242 Millionen Muslime und 29 Millionen Christen, von denen 8,5 Millionen Katholiken sind, eine Zahl, die weiter wächst.

Papst Franziskus baut unterdessen immer engere Beziehungen zum sunnitischen Islam auf, eine diplomatische Priorität, die er seit 2013 verfolgt, als er ein zerrüttetes Verhältnis zu einem Großteil des Islams erbte.

Wie Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ betont, ist Verschiedenheit „schön, wenn sie es annimmt, beständig in einen Prozess der Versöhnung einzutreten“ (EG 230).



 

Papua-Neuguinea: das Ganze und der Teil

 

Von den 10 Millionen Menschen, die in Papua-Neuguinea leben, sind mehr als 95 % Christen. Die meisten gehören verschiedenen protestantischen Konfessionen an, während die katholische Kirche mit etwa 30 % der Gläubigen des Landes als größte Glaubensgemeinschaft gilt. Das Christentum hat sich jedoch auf unterschiedliche Weise mit den Praktiken der einheimischen Bevölkerung vermischt, was zu einer kulturell vielfältigen Kirche geführt hat.

Die Herz-Jesu-Missionare (MSC) sind der Orden, der die Präsenz der Kirche im Jahr 1881 begründet hat. Kardinal John Ribat ist ein Herz-Jesu-Missionar und der erste Kardinal des Landes, der 2016 von Papst Franziskus ernannt wurde.

Die lokalen Kirchenführer sind sehr aufmerksam in Bezug auf Umweltfragen und haben seit der Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato Si'“ den Umweltschutz zu einer besonderen Priorität gemacht, indem sie sich gegen die Ausbeutung des Bergbaus und die Abholzung der Wälder durch Wirtschaftsunternehmen wenden.

Diese Schutzmaßnahmen sind ein hervorragendes Beispiel für die Erkenntnis, dass das Ganze den einzelnen Teilen übergeordnet ist. In „Evangelii Gaudium“ verwendet der Papst eine Analogie zur Natur, um dieses Prinzip zu beschreiben: „Wir müssen“ immer den Blick weiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt. Das darf allerdings nicht den Charakter einer Flucht oder einer Entwurzelung haben. Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist“ (EG 235).

 

Osttimor: Zeit und Raum

 

Bekanntlich ist Osttimor, das 2002 seine Unabhängigkeit erlangt hat, heute das Land mit dem höchsten Anteil an Katholiken in der Welt. Bis 1975 war es eine portugiesische Kolonie und wurde dann bis 1999 von Indonesien besetzt. Verschiedenen Studien zufolge starben während der indonesischen Militärbesatzung mehr als 170.000 Menschen durch willkürliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen und Hungersnot.

Bei einem Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1989 (als Osttimor noch von Indonesien besetzt war) wurde die Saat der nationalen Identität gelegt, dabei hat sich die Kirche stets gegen Gewalt ausgesprochen. Indem sie verfolgte Bürger schützte und sich um die Gemeinschaft kümmerte, wuchs der Glaube Schritt für Schritt. Im Jahr 1975 waren etwa 20 Prozent der Bevölkerung katholisch, 1998 waren es bereits 95 Prozent. Dies lag auch daran, dass die Kirche die nationalen Bestrebungen unterstützte. 

Der Prozess, durch den Osttimor die Unabhängigkeit erlangte, ist eine hervorragende Anwendung des von Papst Franziskus dargelegten Grundsatzes, dass die Zeit mehr wert ist als der Raum. Der Heilige Geist kann in den Raum eintreten, den die Zeit geschaffen hat; die Zeit lässt das Vertrauen wachsen und die Lösungen vor Ort reifen.

Wie Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ schreibt: „Dieses Prinzip erlaubt uns, langfristig zu arbeiten, ohne davon besessen zu sein, sofortige Ergebnisse zu erzielen. Es hilft uns, schwierige und widrige Situationen mit Geduld zu ertragen oder Änderungen bei unseren Vorhaben hinzunehmen, die uns die Dynamik der Wirklichkeit auferlegt“ (EG 223). Der Besuch des Papstes im ersten neuen Land des 21. Jahrhunderts, in dem der erste Kardinal der Nation, Virgílio do Carmo da Silva (sdb), der von Papst Franziskus 2022 zum Erzbischof von Dili ernannt wurde, sicherlich ein freudiges Ereignis sein wird.

 

Singapur: Wirklichkeit und Idee

 

Der wirtschaftliche Wohlstand und die globale Integration machen Singapur zum am weitesten entwickelten Land, das der Papst besuchen wird. Seine Botschaft zum Thema Umwelt ist wieder aktuell, ebenso wie sein Aufruf zur Regulierung der künstlichen Intelligenz.[3] Franziskus würdigte 2022 einem anderen Erzbischof, den er zum Kardinal ernannt hat (dem ersten in der Geschichte Singapurs), Kardinal William Goh Seng Chye, der im Präsidialrat für religiöse Harmonie sitzt und eng mit der buddhistischen Gemeinschaft, der größten Religionsgemeinschaft des Landes, zusammenarbeitet.

Papst Franziskus bewundert das ausdrückliche Engagement der singapurischen Behörden für die Gewährleistung der Religionsfreiheit und die Zusammenarbeit mit allen Glaubensrichtungen. Kardinal Goh erklärte gegenüber EWTN Vatican: „Der Staat sieht uns als Partner. Wir sind Partner der Regierung, weil es um das Gemeinwohl des Volkes geht. Wir kümmern uns um die spirituellen Bedürfnisse, wir helfen der Regierung, gerecht zu regieren, wir äußern unsere Meinung, und die Regierung ist uns sehr dankbar“.

Der Papst bewundert auch die Außenpolitik Singapurs, die eine Abhängigkeit von einer Weltmacht vermeidet, was seiner Vision einer multipolaren Welt entspricht, die die Autonomie der Kulturen respektiert. Er beschreibt diese Vision der Globalisierung oft mit dem Bild des Polyeders oder des Fußballs: alle Kulturen sollten wie die Seiten eines Polyeders nebeneinander existieren und sich entfalten können, ohne dass die homologisierende Dominanz eines einzelnen Staates vorherrscht. 

Der Grundsatz lautet, dass die Wirklichkeit wichtiger ist als die Idee. Wie er in „Evangelii Gaudium“ erklärt: „Es ist gefährlich, im Reich allein des Wortes, des Bildes, des Sophismus zu leben“ (EG 231).

Mit seiner Reise nach Asien und Ozeanien in dieser Woche taucht Papst Franziskus ein in die Realität. Millionen von Christen, Muslimen, Buddhisten und Menschen, die sich zu keinem Glauben bekennen, werden mit Freude den Segen des Nachfolgers Petri erleben und empfangen. Möge Gott sein Wirken in der Welt weiterhin segnen.

 

*Victor Gaetan ist leitender Korrespondent des „National Catholic Register“ und berichtet über internationale Angelegenheiten. Er schreibt auch für die Zeitschrift „Foreign Affairs“ und hat Beiträge für den „Catholic News Service“ verfasst. Sein Buch „God's Diplomats: Pope Francis, Vatican Diplomacy, and America's Armageddon“ (Rowman & Littlefield, 2021) ist im Juli 2023 als Taschenbuch erscheinen. Besuchen Sie seine Website unter VictorGaetan.org.

 

EUROPA/ISLAND - Webinar: "Missio Nordica" befasst sich mit der Botschaft des Papstes zum Weltmissionstag

 

Reykjavik (Fides) – Erstmals findet am 2. September ein vom Internationalen Sekretariat der Päpstlichen Missionsunion in Zusammenarbeit mit „Missio Nordica“ (in der sich die Nationaldirektionen der Päpstlichen Missionswerke von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden zusammenschließen) organisiertes Webinar der Länder Nordeuropas statt, das der Botschaft des Papstes für den kommenden Weltmissionstag „Geht und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein“ (vgl. Mt 22,9) gewidmet ist.

Das Webinar umfasst eine Video-Grußbotschaft von Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen) zur Botschaft von Papst Franziskus zum Weltmissionstag 2024. Der Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion, Pater Dinh Anh Nhue Nguyen (OFMConv) erläutert den Inhalt der Botschaft und verweist dabei insbesondere auf Passagen, in der der Heilige Vater dazu aufruft, „eine neue missionarische Bewegung“ in der Kirche und in der Welt in Gang zu setzen, zu der alle beitragen können „mit Gebet und Tat, mit den Opfergaben des Geldes und des Leidens, mit dem eigenen Zeugnis“ (Botschaft zum Sonntag der Weltmission 2023). Es folgt ein Vortrag des Direktors von „Missio Nordica“, Ivan Sovic, während der letzte Teil der Veranstaltung der Diskussion und den Kommentaren der Teilnehmer gewidmet ist.

„Dieses Webinar“, erklärt der Direktor von Missio Nordica, “stellt einen Meilenstein für unser Büro dar, da wir uns bemühen, den missionarischen Geist der Kirche zu fördern und unsere Botschaft mit dem Volk Gottes in der nordischen Region zu teilen. Die katholische Kirche in den nordischen Ländern ist in erster Linie eine Gemeinschaft von Einwanderern, mit Mitgliedern aus fast allen Ländern der Welt, was sie in einem universellen Sinne wirklich katholisch macht. Ich hoffe, dass wir aus diesem Webinar mit neuer Energie hervorgehen werden, um hinauszugehen und alle einzuladen, eine sichtbarere Präsenz der Päpstlichen Missionswerke aufzubauen und eine Kirche in der nordischen Region zu fördern, die sich ihres missionarischen Geistes bewusst ist“.

(EG) (Fides 2/9/2024)

LINK

 

Plakat -> https://www.fides.org/it/attachments/view/file/_02_Sept_Nordic_Webinar_Pope_s_Message_World_Mission_Sunday_2024.pdf


Papua-Neuguinea: Vorbereitung zum Papstbesuch zieht tausende Menschen an

Heilige Messe unter freiem Himmel auf Papua-Neuguinea. © Kirche in Not
Heilige Messe unter freiem Himmel auf Papua-Neuguinea. © Kirche in Not

28.08.2024

 

 

(München/acn) - In Papua-Neuguinea hat die geistliche Vorbereitung auf den Papstbesuch begonnen, so auch in der Küstenstadt Vanimo an der Grenze zu Indonesien. Papst Franziskus wird die Stadt, die nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar ist, im Rahmen seines Aufenthalts in Papua-Neuguinea vom 7. bis 9. September besuchen. „Die Menschen warten mit Begeisterung auf die Ankunft des Heiligen Vaters“, berichte Pater Martin Prado dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Der Missionar ist seit zehn Jahren in Vanimo; die Geschichte des Christentums auf Papua-Neuguinea ist nur wenig älter: Etwa vor 70 Jahren kam es zu ersten Gemeindegründungen. Diese waren jedoch sehr erfolgreich: Heute bekennen sich gut 95 Prozent der Einwohner zum Christentum.


FIDES-NACHRICHTEN - 31.08.2024

VATIKAN - Papst Franziskus: “Die Urbaniana-Universität hat ihre eigene Identät"

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wir leben nicht in einer christlichen Gesellschaft, aber wir sind aufgerufen, als Christen in der heutigen pluralen Gesellschaft zu leben“, so Papst Franziskus in seiner Ansprache an die Teilnehmer der außerordentlichen Vollversammlung der Sektion für die Erstevangelisierung und neue Teilkirchen des Dikasteriums für Evangelisierung. Und eine historische und angesehene Institution wie die Päpstliche Universität Urbaniana, die „ihre eigene Identität hat“, könne „angemessene Antworten auf die Fragen geben, die die heutige Realität an die Kirche und die Welt stellt“, indem sie eben von ihrer eigenen „missionarischen Besonderheit“ ausgeht. Die Teilnehmer, die aus verschiedenen Kontinenten in Rom zusammengekommen waren, hatten sich im Rahmen ihrer Vollversammlung über die Identität, die Mission, die Erwartungen und die Zukunft der Päpstlichen Universität Urbaniana ausgetauscht.

Die außerordentliche Vollversammlung war auf Einladung des Papstes einberufen worden, um die Möglichkeit der Schaffung wirksamer, stabiler und organischer Synergien zwischen den administrativ vom Heiligen Stuhl abhängigen Universitätsinstituten sorgfältig zu prüfen.

In seiner Ansprache erläuterte Papst Franziskus den Mitgliedern des Missionsdikasteriums die Kriterien, die befolgt werden sollten, um den gegenwärtigen und zukünftigen Weg der Päpstlichen Universität auf dem römischen „Gianicolo“-Hügel zu skizzieren. „Es gibt einen Plan, sie mit anderen Universitäten 'fusionieren'. Nein! Das geht nicht!“, sagte der Papst unmissverständlich aus dem Stegreif.

Der Bischof von Rom erinnerte daran, dass die Identität und die Berufung der akademischen Institution, die mit dem Missionsdikasterium - dem Erben der Kongregation „De Propaganda fide“ - verbunden ist, in der „missionarischen Ausstrahlung“ besteht. Eine Identität, die immer mit dem Leben der Ortskirchen verbunden sei und niemals in sich selbst geschlossen und vollendet sein dürfe. Eine Identität, die sich, wie die Mission, „ständig vom Atem des Geistes herausfordern lässt, der die Geschichte leitet und uns aufruft, die Zeit, in der wir leben, zu interpretieren“. „Auch mit unseren eigenen Kriterien“, fügte er hinzu.

In seiner Ansprache würdigte der Papst sowohl das spezifische Thema, das im Mittelpunkt der Arbeit der Vollversammlung stand, als auch das synodale Beratungsverfahren, das vom Missionsdirektorium initiiert worden war und in dessen Rahmen im Vorfeld der Versammlung die Wünsche, Einschätzungen, Erwartungen und Vorschläge der Bischofskonferenzen zur Gegenwart und Zukunft der Urbaniana-Universität gesammelt hatte. Der Papst erinnerte auch daran, dass die Urbaniana-Universität der dem Dikasteriums für die Evangelisierung untersteht, „und zwar in der von der Apostolischen Konstitution Praedicate evangelium festgelegten Form“. Die Urbaniana habe damit „ihre eigene Identität“, betonte er in seiner Ansprache erneut.

Gerade um weiterhin in der Spur ihrer „Gründungswerte“ zu wandeln, sei die Urbaniana aufgerufen, „die Notwendigkeit, die Qualität des Bildungs- und Forschungsangebots zu erhöhen, mit der notwendigen Rationalisierung der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen zu verbinden“. Zu diesem Zweck ging der Nachfolger Petri auf die Einzelheiten möglicher konkreter Entscheidungen ein und erinnerte unter Berufung auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ daran, dass „eine Identifizierung von Zielen ohne eine angemessene gemeinsame Suche nach den Mitteln zu ihrer Verwirklichung dazu verurteilt ist, sich in bloße Fantasie zu verwandeln“. Stattdessen brauche man „jene gesunde Kreativität, die sich jeder emotionalen Anstrengung entzieht, um die geeigneten Wege zu finden“. „Habt keine Angst vor Kreativität“, fügte er hinzu und wich damit erneut von der vorbereiteten Rede ab, “wir brauchen diese gesunde Kreativität“.

Um eine akademische Einrichtung attraktiv und wettbewerbsfähig zu machen - so Papst Franziskus - „braucht es gute Dozenten, wissenschaftliche Forschung und die Fähigkeit, einen bedeutenden Beitrag zur Lehre zu leisten“. Eine „gute Nutzung der Ressourcen“, so fügte er hinzu, indem er auf mögliche Beispiele für Synergien zwischen akademischen Einrichtungen, die vom Heiligen Stuhl unterstützt werden, hinwies, „bedeutet, identische Wege zu vereinheitlichen, Dozenten zu teilen“ und „Verschwendung zu beseitigen, Aktivitäten klug zu planen, überholte Praktiken oder Projekte, die wenig originell sind, aufzugeben“.

Im konkreten Fall der Urbaniana“, so der Papst, ‚muss die erhoffte Ausweitung des akademischen Angebots noch stärker ihre missionarische und interkulturelle Besonderheit hervorheben, damit die Ausgebildeten in der Lage sind, die christliche Botschaft mit Originalität in der Beziehung zu anderen Kulturen und Religionen zu vermitteln“, denn es brauche „Pfarrer, geweihte Männer und Frauen und Laien, die es verstehen, einen missionarischen Antrieb zu verkörpern, um die Kulturen zu evangelisieren und so das Evangelium zu inkulturieren“. „Diese beiden Dinge gehören immer zusammen“, fügte er in seiner Rede hinzu, „die Evangelisierung der Kultur und die Inkulturation des Evangeliums“.

Papst Franziskus hofft auch, dass „wie es bereits für den asiatischen und chinesischen Raum geschehen ist“, innerhalb der Urbaniana-Universität „weitere Forschungszentren für die verschiedenen geographischen und kulturellen Regionen eingerichtet und die bestehenden verstärkt werden können“. „Außerdem“, so fügte er abschließend hinzu, „sollte die Angliederung der Seminare und theologischen Institute in den kirchlichen Missionsgebieten gefördert werden, um, wenn dies nicht möglich ist, eine andere, aber konstante Begleitung zu gewährleisten“.

(GV) (Fides 30/8/2024)

 

AFRIKA/SOMALIA - Militärabkommen zwischen Ägypten und Somalia beunruhigt Äthiopien

 

Mogadischu (Fides) - „Die Region begibt sich auf unbekanntes Terrain“, warnt eine Mitteilung des äthiopischen Außenministeriums nicht zuletzt mit Blick auf die neue Situation, die in Somalia mit dem Ende der Militärmission der Afrikanischen Union (African Union Transition Mission in Somalia, ATMIS) und dem Start der neuen unterstützende Mission der Afrikanischen Union in Somalia (African Union Support Mission in Somalia AUSSOM), an der burundische, ugandische und ägyptische Soldaten beteiligt sind.

„Äthiopien kann nicht tatenlos zusehen, wie andere Akteure Maßnahmen ergreifen, um die Region zu destabilisieren“, heißt es in dem Kommuniqué, das sich an Ägypten richtet, ein Land, mit dem es einen erbitterten Streit über den „Grand Ethiopian Renaissance Dam“ am Nil führt, den Kairo als Bedrohung seiner Wasser- und Ernährungssicherheit ansieht, ohne jedoch Namen zu nennen. Das Kommuniqué des äthiopischen Außenministeriums wurde nach der Unterzeichnung eines Verteidigungspakts und eines Protokolls über die militärische Zusammenarbeit zwischen Ägypten und Somalia veröffentlicht, in dem die beiden Länder ihr Engagement für die Stärkung der bilateralen Beziehungen und die Festigung der regionalen Sicherheit bekräftigen. Der Pakt wurde am 14. August während eines Besuchs des somalischen Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud in Kairo unterzeichnet, wo er den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi traf.

Auf die Unterzeichnung des Abkommens zwischen Kairo und Mogadischu folgte die Landung von mindestens zwei Frachtflugzeugen der ägyptischen Luftwaffe mit Waffen und Ausrüstung für die somalische Armee.

Kairo festigt damit seine militärische Präsenz in Somalia, einem Land, das seinerseits aufgrund des militärischen Marineabkommens mit der abtrünnigen Region Somaliland schwierige Beziehungen zu Äthiopien unterhält. Dem Abkommen zufolge verpflichtete sich die Regierung in Addis Abeba im Gegenzug für die Überlassung eines Marinestützpunktes (Äthiopien verlor den Zugang zum Meer nach der Unabhängigkeit Eritreas 1993), Somaliland als souveränen und unabhängigen Staat anzuerkennen. Dieser Schritt ist für die somalische Regierung inakzeptabel, die erklärt hat, dass sie eine äthiopische Beteiligung an der AUSSOM-Mission nur dann begrüßt, wenn Äthiopien seine Vereinbarungen mit Somaliland aufgibt.

Gleichzeitig tritt Ägypten in Wettbewerb mit der Türkei, einem weiteren wichtigen Geldgeber Somalias, mit dem das Land im Rahmen eines Militär- und Marineabkommen zusammenarbeitet, in denen sich die Regierung in Ankara verpflichtet, die Sicherheit der somalischen Küste zu gewährleisten und im Gegenzug Förderrechte für die Offshore-Ressourcen Mogadischus erhält. Türkische Soldaten sind bereits seit einiger Zeit offiziell in Somalia präsent, um somalische Soldaten und Polizisten auszubilden. Einigen Quellen zufolge bereitet sich nun auch Ägypten darauf vor, im Rahmen der AUSSOM-Mission, die offiziell im Januar 2025 beginnen soll, bis zu 10.000 Militärangehörige in Somalia einzusetzen.

(L.M.) (Fides 30/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Großes mediales Interesse am Papstbesuch: Der Medienkonzern “Kompas Gramedia” und sein soziales Engagement

 

Von Paolo Affatato

Jakarta (Fides) - Die indonesischen Medien bereiten sich auf den Papstbesuch vor und das Interesse der gesamten Bevölkerung im Hinblick auf die Anwesenheit des Papstes im Lande, der am 2. September seine Reise nach Asien und Ozeanien in Indonesien beginnt, wächst. Mehr als 730 Journalisten sind akkreditiert, die meisten von ihnen Indonesier, andere aus den Nachbarländern oder die große Delegation internationaler Medien (einschließlich der 88 Journalisten, die im Flugzeug des Papstes mitreisen), die die Ereignisse in Jakarta verfolgen werden und über den Gottesdienst mit dem Papst im Nationalstadion, das Treffen mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und Katechisten in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ und die interreligiöse Begegnung in der „Istiqlal“-Moschee berichten. Hier wird der Papst, wie der indonesische Kardinal Suharyo bestätigte, mit den anderen Religionsführern eine Erklärung über Toleranz und Geschwisterlichkeit unterzeichnen, die sich am Dokument von Abu Dhabi inspiriert.

Das große Interesse, das in der indonesischen Gesellschaft geweckt wurde, zeigt sich auch in der Veröffentlichung von Büchern und Schriften indonesischer Sprache (Bahasa) über den Papst: Ein Buch des indonesischen Pädagogen, Pfarrer Valentin Robi Lesak dokumentiert zum Beispiel eine Auswahl von Reden, Botschaften, Predigten und Ansprachen von Papst Franziskus zu Themen wie Geschwisterlichkeit, Dialog, Menschenhandel, Migranten und Umwelt. Zwei weitere Bücher in Bahasa über den Papst wurden in den letzten Tagen an der Atma Jaya Universität vorgestellt: Eines davon, das Schriften von Forschern, Theologen und Akademikern enthält, trägt den Titel „Miserando atque eligendo“ und erklärt, kommentiert und aktualisiert, das Motto des Papstes aufgreifend, verschiedene Aspekte des Lehramtes von Papst Franziskus.

Ein einzigartiges Experiment ist der zweite Text mit dem Titel „Salve peregrinans spei“, der ausschließlich von muslimischen Gelehrten und religiösen Führern verfasst wurde, die die Worte von Papst Franziskus würdigen und darauf hinweisen, dass Christen und Muslime insbesondere dank der Enzyklika „Fratelli tutti“ und des Dokuments von Abu Dhabi Respekt, Toleranz, Frieden und Harmonie in der Gesellschaft fördern wollen. In diesem Text argumentieren muslimische Gelehrte, dass die Anwesenheit des Papstes in Indonesien das Gesicht des indonesischen Islams hervorheben wird, das sich auf das Konzept der „Mäßigung“ konzentriert, und dass dies möglicherweise einen Einfluss auf die Bewältigung von Konflikten auf religiöser Basis in der ganzen Welt haben kann.

Unter den indonesischen Medien ist die „Kompas Gramedia“-Gruppe, die katholische Wurzeln hat und noch immer mit dem Christentum verbundene Werte pflegt, eines der wichtigsten Unternehmen im Mediensektor. Sechzig Jahre nach der Gründung hat sich der „Kompas Gramedia“-Verlag zu einem multisektoralen Unternehmen entwickelt, das nicht nur im Bereich der Kommunikation (TV, Radio, Print, Digital), sondern auch in anderen Sektoren wie Buchhandel, Bildung in Zusammenarbeit mit Universitäten und Ausbildungsinstituten, Hotels, der Organisation von Großveranstaltungen (wie dem G20 oder dem Großen Preis von Indonesien für Motorräder, Konzerten), Produktion und Immobilien tätig ist: ein Großunternehmen mit insgesamt rund 19.000 Beschäftigten

„Kompas ist ein Konzern, der bezeugt, wie man in Indonesien auf hohem Niveau und mit christlichem Geist Geschäfte machen kann, ein Geist, der auch heute noch lebendig ist“, sagt Glory Oyong, Direktorin für Unternehmenskommunikation bei ‚Kompas Gramedia‘, gegenüber der Fides.

Die Geschichte der „Kompas“-Gruppe begann im Jahr 1965. „Damals schlug General Ahmad Yani, ein Mitglied der Regierung, Frans Seda, einem katholischen Minister in Sukarnos Regierung, vor, dass die katholische Glaubensgemeinschaft eine Presseagentur gründen sollte, um ein Gleichgewicht zu schaffen und mit den Medien mitzuhalten, die mit der Kommunistischen Partei oder anderen Realitäten wie den muslimischen Gemeinschaften verbunden waren“, so Oyong. Fachleute wie P.K. Ojong, der über Erfahrungen als Redakteur bei der „Star Weekly“ verfügte, und Jakob Oetama, einer der Leiter der katholischen Zeitschrift „Penabur“, wurden ausgewählt, die neue Initiative zu leiten.

Mit dem Einverständnis des indonesischen Präsidenten Sukarno machten sie sich daran, eine neue Zeitung zu gründen, die zunächst „Bentara Rakyat“ (Volksbote) heißen sollte, aber dann „war es Präsident Sukarno, der den Namen ‚Kompas‘ (Der Kompass) vorschlug“, so Oyong weiter. Nachdem eine Mindestzahl 5.000 Abonnenten erreicht worden war, wurde 1965 schließlich die Zeitung „Kompas“ gegründet, die „anfangs von den Bischöfen und der katholischen Glaubensgemeinschaft finanziert und kulturell und moralisch stark unterstützt wurde“. Die Zeitung verstand sich jedoch nie als konfessionelle Zeitung, „sondern vertrat immer einen integrativen Charakter. Selbst bei der Einstellung von Mitarbeitern und Journalisten war sie immer ein Miniatur-Indonesien, das den pluralistischen Charakter des Landes widerspiegelt“, merkt Glory Ojong an, „Kompas arbeitet mit dem Auftrag, dem Gemeinwohl zu dienen, und lässt sich dabei von ihrem Motto ‚Amanat Hati Nurani Rakyat‘ leiten, d.h. das Gewissen des Volkes zu respektieren“. „Wir stellen die Menschen an die erste Stelle; die Bedürfnisse, die Erwartungen, die Bedürfnisse der Armen, es gibt auch einen Bildungsauftrag, der bereits im Namen enthalten ist, um Orientierung zu geben,“ bemerkt sie. Der Sitz von Kompas wurde am 28. Juni 1965 in einem Büro in der Innenstadt von Jakarta gegründet. Die Auflage stieg von 4.800 Exemplaren im Jahr 1965 auf rund 500.000 im Jahr 2014. Seit 1969 ist „Kompas“ die größte indonesischsprachige überregionale Zeitung des Landes. „In Indonesien sind wir heute die Nummer eins der Nachrichtenkanäle nach Einschaltquoten und auch in den sozialen Medien wie YouTube, Instagram und Tik Tok“, bestätigt Oyong.

„Die Kompas-Gruppe ist in all ihren Ausprägungen nicht nur ein gewinnorientiertes Unternehmen“, stellt sie fest. „Wir wollen uns um die Menschen kümmern, uns um die Menschenwürde und die Solidarität kümmern, unsere christlichen Werte leben, jeden Tag, in unserer Arbeit“. „Das gesamte Mediensystem“, versichert Oyong, „wird im Dienst des Besuchs von Papst Franziskus stehen“. „Kompas“ wirkt im Veranstaltungsausschuss mit und „fungiert als Brücke zu anderen indonesischen und internationalen Medien“. Das Fernsehen wird die Ereignisse rund um den Papstbesuch live übertragen, so dass die breite Öffentlichkeit das Ereignis mitverfolgen kann. „Es wird auch“, so betont Oyong abschließend, “ein Dienst für die jungen Menschen sein, die heute in den sozialen Medien leben und auch dort den Geist der Einheit atmen können, gemäß unserem nationalen Motto, der Einheit in der Vielfalt. Unsere Kommunikation versteht sich als Dienst an dieser Vision“.

 

(Fides 30/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 30.08.2024

VATIKAN - Außerordentliche Vollversammlung des Missionsdikasteriums: Die Zukunft der Päpstlichen Universität Urbaniana steht im Mittelpunkt

 

Von Gianni Valente

 

Vatikanstadt (Fides) - Die Päpstliche Universität Urbaniana steht an einem wichtigen Wendepunkt ihrer langen und einzigartigen Geschichte. Am 29. und 30. August nehmen die Mitglieder des Dikasteriums für die Evangelisierung (Sektion für die Erste Evangelisierung und die neuen Teilkirchen) an einer „Außerordentlichen Vollversammlung“ in Rom teil, die ad hoc einberufen wurde und nur einen einzigen Punkt auf der Tagesordnung hat.

Kardinäle, Bischöfe, Ordensfrauen und Missionare aus den fünf Kontinenten befassen sich zwei Tage lang intensiv mit Überlegungen, Berichten und Debatten über die Identität, den Auftrag, die Erwartungen und die Zukunft der Institution, die vor fast vierhundert Jahren von Papst Urban VIII. gegründet wurde, um die Kirchen in aller Welt bei der Verkündigung des Evangeliums zu unterstützen.

Die Vollversammlung findet im Rahmen einer Perspektive der Neubelebung der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen universitären Einrichtungen, die von Papst Franziskus, auch durch die Apostolische Konstitution „Veritatis gaudium“ über die kirchlichen Universitäten und Fakultäten, wiederholt gefordert wurde.

Die Vollversammlung ist ein Zwischenschritt in einem gemeinsamen kirchlichen Unterscheidungsprozes über den gegenwärtigen und zukünftigen Weg der Urbaniana-Universität. Ein Prozess der synodalen Auseinandersetzung, den das Dikasterium seit langem im Dialog mit den Ortskirchen eingeleitet hat. Insgesamt 26 Bischofskonferenzen der Kirchen, die in den Gebieten im Zuständigkeitsbereich des Missionsdikasteriums vertreten sind (vor allem aus Asien und Afrika), haben ihre Überlegungen, Vorschläge und Erwartungen zu den Kriterien, die zu befolgen sind, und zu den operativen Entscheidungen, die zu treffen sind, um den Dienst der Urbaniana-Universität im Hinblick auf die örtlichen kirchlichen Gemeinschaften immer wirksamer zu gestalten, übermittelt. Nach der Einführungsrede von Kardinal Luis Antonio G. Tagle, dem Propräfekten des Missionsdikasteriums und Großkanzler der Urbaniana-Universität, werden die Beiträge der Bischofskonferenzen im Mittelpunkt der synodalen Arbeitssitzungen der Vollversammlung stehen, die in den Räumlichkeiten der Universität stattfinden wird.

 

Identität, Geschichte, Zukunft

 

Die Geschichte der Päpstlichen Universität Urbaniana ist einzigartig und war von Anfang an eng mit den Angelegenheiten der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden (die heute der von Kardinal Tagle geleiteten Sektion des Dikasteriums für Evangelisierung entspricht).

Die Universität am Gianicolo-Hügel ist die einzige Einrichtung von solcher Bedeutung, die seit Jahrhunderten als integraler und struktureller Bestandteil eines Dikasteriums des Heiligen Stuhls anerkannt ist. Die Mehrheit der Studenten, die an der Urbaniana-Universität studieren, werden durch Stipendien unterstützt, die vom Missionsdikasterium finanziert werden. Und in den Intuitionen, die einst zur Gründung führten finden sich noch immer die Züge von prophetischer Weitsicht.

Das Collegio Urbano, die erste Keimzelle der heutigen Universität, wurde bereits 1627 gegründet, um das Personal der Ortskirchen für den Auftrag der Verkündigung des Evangeliums in ihren jeweiligen Kirchenbezirken auszubilden.

Es ging darum, den Seminaristen, Priestern und Ordensschwestern intellektuelle, pastorale und spirituelle Instrumente an die Hand zu geben, die ihnen bei der Erfüllung ihrer Mission im Dienst ihrer jeweiligen Herkunftskirche nützlich waren.

Bereits vor der Mitte des 17. Jahrhunderts wohnten im Sitz des historischen Palastes an der Piazza di Spagna (in dem sich heute das Missions-Dikasterium befindet) Studenten aus Gebieten, die direkt der Kongregation „De Propaganda Fide“ unterstanden, und besuchten den Lateinunterricht in der Vielfalt ihrer Sprachen und kulturellen Hintergründe, vereint im Glauben.

Die Geschichte der Päpstliche Universität ist eng mit der Geschichte der Kongregation „De Propaganda Fide“ verbunden und hat auch deren grundlegende Merkmale angenommen, die sie zu einer „globalen“ Institution machen. Sie steht in der ständigen Spannung, die Einheit des katholischen Glaubens mit der Vielfalt der Kulturen, politischen Formen, Zivilisationen und Sprachen zu verbinden.

Die vielen Studenten, die aus ihren jeweiligen Ländern nach Rom kamen und zunächst am Collegio Urbano und später an der Päpstlichen Universität Urbaniana ausgebildet wurden, ohne deren Kulturen zu zerstören, können auch als ein außergewöhnliches Experiment angesehen werden mit dem Ziel, „ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur Achtung zwischen den Völkern und Kulturen“ zu leisten (Gianpaolo Romanato), das Jahrhunderte vor den „Erasmus“-Programmen auf den Weg gebracht wurde, die heute von modernen akademischen Einrichtungen gefördert werden.

 

Leitlinien für neue Schritte

 

Die Daseinsberechtigung der Päpstlichen Universität Urbania und der grenzenlose Horizont, auf den sie ihre missionarische Berufung ausrichtet, scheinen heute nicht an Bedeutung verloren zu haben. Es genügt, sich auf das unablässige missionarischen Lehramtes von Papst Franziskus zu besinnen und den ständigen Aufruf zur „missionarischen Umkehr“, den er an alle kirchlichen Instanzen richtet.

Es ist genau diese Relevanz für die missionarische Dynamik, die das Wesen der Päpstlichen Universität Urbaniana weiterhin in einer spezifischen und nicht „assimilierbaren“ Weise kennzeichnet und aus der sich auch geeignetere Kriterien und operative Entscheidungen ergeben, um ihren Dienst an den Ortskirchen zu revitalisieren und neu auszurichten, indem man erkennt, was am nützlichsten und fruchtbarsten für deren heutige Mission ist.

Die Teilnehmer der Plenarsitzung werden über Kriterien und Vorschläge zur Erneuerung der akademischen Instrumente, Methoden und Verfahren sowie über zu verstärkende Studienbereiche diskutieren können, um die Aufmerksamkeit für die Kontexte und die Haltung des Zuhörens gegenüber den lokalen Kulturen, die das akademische und bildungspolitische Engagement der Urbaniana seit jeher kennzeichnen, zu betonen und auf die Gegenwart anzuwenden. Die Zahl der Studien- und Forschungszentren, die sich auf bestimmte Lehrbereiche und Themen konzentrieren, soll nach dem Vorbild des Zentrums für Chinesisch- und Asienstudien, das bereits seit 1975 an der Urbaniana tätig ist, erweitert werden. Neue und noch nicht genutzte Ressourcen, wie die Beziehungen zu dem Netz von nicht weniger als 106 Instituten und Studienzentren, die der Päpstlichen Universität angegliedert oder auf verschiedene Weise mit ihr verbunden sind, sollen ausgebaut und in neuen Formen wiederbelebt werden. Diese Zentren und Institute, die in 40 Ländern der Welt verstreut sind, stellen auch wertvolle Kanäle des Kontakts und der ständigen Gemeinschaft zwischen der akademischen Gemeinschaft der Universität Urbaniana und den Ortskirchen und ihren Studien- und Ausbildungseinrichtungen dar.

 

Die Umstrukturierung hat bereits begonnen

 

In den Arbeitssitzungen werden auch die ersten Auswirkungen der Phase der Erneuerung und Neuausrichtung des Bildungsangebots aufgezeigt und evaluiert werden, die bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, nachdem Papst Franziskus im September 2023 Professor Vincenzo Buonomo zum Päpstlichen Delegaten für die Päpstliche Universität Urbaniana mit der Funktion des Rektors ernannt hatte.

Im Dekret zur Ernennung von Professor Buonomo wies Papst Franziskus auch auf die Dringlichkeit hin, „die Struktur der Universität zu überarbeiten und die Statuten und andere Vorschriften, die das Leben der Fakultäten und Institute regeln, mit der Apostolischen Konstitution ‚Veritatis gaudium‘ in Einklang zu bringen, sowie die Verwaltungsorganisation mit den für die Einrichtungen des Heiligen Stuhls geltenden Normen abzustimmen“. Der Papst erinnerte auch an den bereits eingeleiteten Prozess, „der darauf abzielt, die päpstlichen römischen akademischen Institutionen, die direkt vom Apostolischen Stuhl verwaltet werden, neu zu organisieren“.

Die begonnene Umgestaltung hat die Aufforderung, strukturelle und operative Synergien zu suchen bereits konkret umgesetzt, insbesondere (aber nicht nur) wurde ein Netzwerk der anderen Päpstlichen Universitäten in Rom gebildet, um das Risiko der Verschwendung wertvoller Energie und Ressourcen zu vermeiden (z.B. die Vermeidung der Fortführung von „Doppelungen“ von Lehren und akademischen Kursen, die bereits an anderen Päpstlichen Universitäten vorhanden sind). Die Leitlinien beinhalten unter anderem die Stärkung der Fakultät für Missionswissenschaft (die einzige, die noch innerhalb der Päpstlichen Universitäten in Rom tätig ist) und die Ausrichtung der Lehrveranstaltungen der Fakultät für Kirchenrecht auf den Bereich des „Missionsrechts“ im Dienste der jüngeren Kirchen.

Der an der Päpstlichen Universität Urbaniana eingeleitete Umstrukturierungsprozess wird auch durch einige Vergleichsdaten belegt. Im Athenaeum gab es Anfang Oktober 2023 insgesamt 62 „residierende“ Professoren und 113 „beauftragte“ oder Gastprofessoren. Diese Zahlen wurden erheblich reduziert, nachdem die Nichtinanspruchnahme und die geringe Zahl der Studenten in vielen Kursen überprüft worden war. Zu Beginn des nächsten akademischen Jahres wird es an der Universität Urbaniana nur noch 47 „residierende“ Dozenten und 40 „beauftragte“ oder Gastdozenten geben, während für die Gesamtverwaltung der Universität in den voraussichtlichen Budgets für 2025 eine Kostensenkung von insgesamt 1.514.180 Euro veranschlagt wird.

Die Teilnehmer der Vollversammlung werden am Freitag, den 30. August, vormittags von Papst Franziskus in Audienz empfangen.

(Fides 29/8/2024)

 

AFRIKA/KENIA - Vorsitzender der Bischofskonferenz: „Mit der richtigen Bildung kann die Generation Z Kenia zum Besseren verändern“

 

Nairobi (Fides) – „Junge Kenianer stehen für gute Absichten und wollen einen tiefgreifenden Wandel im Land“, sagt der Vorsitzende der Kenianischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Kisumu, Maurice Muhatia Makumba, im Interview mit Fides.

 

Die jüngsten Proteste, die Präsident William Ruto dazu veranlassten, das Finanzgesetz zurückzuziehen und die Regierung umzubilden, wurden von der so genannten Generation Z organisiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

 

Die jungen Kenianer sind sehr dynamisch und energiegeladen und wollen das Land zum Besseren verändern. Diese Tatsache ist an sich schon eine positive Herausforderung für uns alle. Welche Bildung können wir den jungen Menschen geben, die so sehr nach Gerechtigkeit dürsten? Die von den neuen Generationen geforderten Veränderungen werden durch Werte, Ehrfurcht vor Gott und gegenseitige Fürsorge bestimmt. Unsere Bischofskonferenz will daher die richtige Bildung junger Menschen bieten, um sie zu befähigen, diese Veränderungen konkret herbeizuführen und das Land zu führen.

 

Was bedeutet das ganz konkret?

 

Als Bischofskonferenz nehmen wir die Probleme der neuen Generationen sehr ernst. Auf kirchlicher Ebene kümmern wir uns in erster Linie um die jungen Menschen nicht als eine Gruppe, sondern je nach Alter. Kinder werden vom Päpstlichen Kindermissionswerk begleitet, während wir für Jugendliche und Heranwachsende mehrere katholische Gruppen anbieten, in denen sie mitwirken können. Wir haben also eine Vielzahl von Gruppen, in denen sich junge Menschen ihrem Alter entsprechend bilden können, um im Glauben voranzukommen.

 

Glauben Sie, dass die Generation Z Führungskräfte hervorbringen wird, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt?

 

Ja das glaube ich, denn die Art und Weise, wie diese jungen Menschen an soziale Fragen herangehen, basiert auf den richtigen Werten der Solidarität. Wir werden künftig in Kenia und Afrika bessere Führungskräfte haben, vor allem mit einer guten Vorbereitung und Ausbildung. Denn die jungen Menschen haben gute Absichten.

 

Werden die jungen Kenianer also in der Lage sein, ein Beispiel für ihre Altersgenossen in anderen afrikanischen Ländern zu geben?

 

Auf jeden Fall, aber ich möchte auf der Bedeutung der richtigen Bildung bestehen. Andere afrikanische Länder können sich von unserem Land inspirieren lassen, aber sie müssen ihren jungen Menschen eine angemessene Bildung bieten, damit sie einen positiven Wandel in der Gesellschaft bewirken können.

 

Wie erlebt die Kirche in Kenia diese Phase?

 

Die Kirche in Kenia wird zunehmend lebendiger, es gibt immer mehr Menschen, die den Glauben weitergeben, religiöse Eheschließungen nehmen zu, ebenso wie Priester- und Ordensberufungen. Wir beten dafür, dass dieser Geist der Erneuerung, der unter den jungen Kenianern herrscht, positive Früchte für die Kirche und das Land trägt.

(L.M.) (Fides 29/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Das Dokument von Abu Dhabi: Wegweiser für den indonesischen Islam

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - „Die Versuche, in Indonesien eine Theokratie einzuführen, sind gescheitert. Dies geschah bei mindestens zwei Gelegenheiten, Mitte des 20. Jahrhunderts und dann in den 1990er Jahren. Diese Versuche wurde von den indonesischen Muslimen damals nicht unterstützt und würde dies auch heute nicht“, sagt der auch als „Gus Ulil“ bekannte muslimischer Gelehrte und Geistliche Ulil Abshar-Abdalla im Interview mit Fides. Er ist Mitglied der islamischen Vereinigung „Nahdlatul Ulama“ (NU), in der er Präsident des Institut für Studien und Entwicklung von Humanressourcen „Lakpesdam“ ist. Ulil ist auch Mitglied der Indonesischen Konferenz für Religion und Frieden (ICRP).

Der Wissenschaftler erläutert den indonesischen Islam im Vorfeld des Besuch von Papst Franziskus, der sich auf der ersten Etappe seiner Reise in vier asiatische Länder vom 3. bis 6. September in Indonesien aufhalten wird. „Wir sind ein Islam, der enge Beziehungen zur katholischen Kirche unterhält: Wir werden dem Papst mit Respekt, Achtung und Freundschaft begegnen und teilen Ideale und eine Vision, nämlich die der Brüderlichkeit und des Friedens zwischen den Völkern und Religionen“, erklärt er.

Um den heutigen indonesischen Islam zu erklären, blickt Ulil auf die Geschichte des Islams in diesem Land zurück, im „Nusantara“ oder „Archipel“, der historischen Bezeichnung für das Gebiet, das Indonesien und Teile der südostasiatischen Region wie Malaysia und Singapur umfasst.

„In dieser Region begann nach den ersten Kontakten mit dem Islam im 7. bis 9. Jahrhundert ab dem 13. Jahrhundert der Prozess der Islamisierung. Der von arabischen Händlern eingeführte Islam wurde von einem großen Teil der Bevölkerung in diesem Land angenommen und wurde schließlich zur Mehrheitsreligion. Der Islam nahm in dieser Region Einflüsse aus den Kulturen, Bräuchen und Traditionen dieses Gebiets auf. Es gab einen Prozess der Anpassung an den lokalen kulturellen Kontext, der in seiner historischen Entwicklung einen bestimmten Typus des Islam hervorbrachte. Wir bezeichnen dies heute als 'Nusantara Islam', um den Islam so zu beschreiben und zu verstehen, wie wir ihn in diesem besonderen Teil der Welt sehen und praktizieren“.„Unter den besonderen Merkmalen“, fährt er fort, “würde ich eine tiefe Toleranz gegenüber verschiedenen Denkweisen, religiösen Systemen und Kulturen nennen; das friedliche Zusammenleben mit Menschen unterschiedlichen Glaubens; die Fähigkeit, sich der Situation und dem soziopolitisch-kulturellen Kontext anzupassen; sowie Mäßigung, Ausgewogenheit“.

Im indonesischen Islam“, so Ulil Abshar-Abdalla weiter, “ist die Rolle der Frau im öffentlichen und privaten Leben sehr wichtig. Schon seit vielen Jahrhunderten sind Frauen in der Öffentlichkeit stark vertreten“.

Auf historischer Ebene, insbesondere in Bezug auf die Politik, „sollte bedacht werden, dass wir hier keine historische Erfahrung mit einem Kalifat im Sinne des Nahen Ostens oder Nordafrikas haben. Das heißt, es gab historisch gesehen keine Dynastie, die sowohl die politische als auch die religiöse Macht innehatte. Deshalb verlief in Indonesien der Übergang vom traditionellen Staat zum modernen Staat relativ reibungslos, ein Prozess ohne Konflikte auf dieser Ebene (Konflikte gab es mit den Kolonialmächten, Anm. d. Red.). Islamische Religionsvertreter und Bewegungen spielten neben der säkularen nationalistischen Bewegung eine Schlüsselrolle im Widerstand gegen die niederländischen Kolonialherrscher. Wer glaubt, dass nur die säkulare nationalistische Bewegung ausschlaggebend für die Unabhängigkeit war, der irrt: An der Unabhängigkeitsbewegung waren unterschiedliche Menschen beteiligt, Laien, kommunistische Muslime, Menschen aller Couleur. Muslime und ihre Organisationen kämpften für den Aufbau des Nationalstaates“.

Gus Ulil spricht nicht von einem „säkularen Staat“, „in einer angemesseneren Terminologie muss man sagen, dass sie für einen Nationalstaat gekämpft haben. Dieser basierte nicht auf der Religion, aber er hatte auch keine völlig säkulare Grundlage. Es ist also eine Art Mittelweg“. Man habe sich auf die „Pancasila“ geeinigt, die „Charta der fünf Prinzipien“, die die Grundlage des neuen Staates bildete. Dazu gehörte der Grundsatz des Glaubens an Gott, aber auch ein gemeinsamer, vereinender Aspekt für die verschiedenen religiösen, politischen und kulturellen Blöcke, die alle am Aufbau eines neuen Staates beteiligt waren. „Verantwortlich für die Formulierung der „Pancasila“ war Sukarno, der dem nationalistischen Block angehörte, aber ich möchte darauf hinweisen, dass auch er ein gläubiger Muslim war, der der Muhammadhya-Bewegung angehörte. So wurde von Anfang an die öffentliche Rolle der Religion - nicht nur einer Religion - für die Zivilgesellschaft anerkannt“, betont er und erinnert daran, dass „nach der Proklamation unserer Unabhängigkeit eine Gruppe entstand, die für die Schaffung eines islamischen Staates, ‚Darul Islam‘, eintrat.Deren führender Vertreter Soekarmadji Kartosuwiryo war ein Schulkamerad von Sukarno und entwickelte in den 1940er und 1950er Jahren die Idee, einen islamischen Staat zu schaffen. Er hatte jedoch weder politische Unterstützung noch fand er eine Anhängerschaft unter der Bevölkerung. Er wurde später in den 1960er Jahren hingerichtet. „In jüngerer Zeit“, so fährt er fort, “wurde ein weiterer Versuch von der ‚Jamaah Islamiyah a Indonesia‘ unternommen, die in den 1990er Jahren von Abu Bakar Bashir gegründet wurde. Auch dieser Versuch ist gescheitert. Ende Juni (diesen Jahres, Anm.d.R.) erklärten führende Mitglieder der ‚Jemaah Islamiyah‘ nun die Auflösung der Gruppe. Die Anführer versprachen, nicht mehr zur Gewalt zu greifen und den Terrorismus aufzugeben und erklärten, dass sie die Idee des indonesischen Nationalstaates wieder anerkennen“.

Das heutige Indonesien, so schließt er, „steht vor dieser Art von Herausforderungen. Die politische Vision zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen dem Phänomen der übermäßigen Säkularisierung, bei der Gesellschaft und Kultur jeglichen Bezug zu Gott verlieren, und der Islamisierung zu finden. Dieser Mittelweg ist der Weg, der heute Unterstützung findet. Und er manifestiert sich in einem von der Regierung ins Leben gerufenen Programm namens 'Moderasi beragama', d. h. 'Religiöse Mäßigung', das vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten begleitet wird. „Es ist ein Projekt, das von Organisationen wie Muammhaduya und NU unterstützt wird, breite Akzeptanz genießt und auch in den Schulen durchgeführt wird“.

„Unsere Vision, die von spiritueller Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit geprägt ist, findet ihren Ausdruck in häufigen religiösen Treffen. Der Besuch der beiden führenden Religionsvertreter in Indonesien, die in Abu Dhabi das 'Dokument über die Brüderlichkeit der Menschen für den Weltfrieden und das gemeinsame Zusammenleben' unterzeichnet haben, unterstreicht diese Vision. Der Scheich von Al-Azhar kam im Juli nach Indonesien, der Papst kommt im September. Es sind Besuche, die in die gleiche Richtung gehen, nämlich in die des Dialogs, der guten Beziehungen, der Toleranz und der Geschwisterlichkeit“, stellt er fest.„Dieses Dokument ist ein Wegweiser für uns. Es wird auch in Indonesien sehr geschätzt, wir verbreiten diesen Geist, indem wir Konferenzen und Seminare organisieren, um es einem größeren Publikum vorzustellen. Wir danken dem Papst dafür. Es ist ein Text, der praktiziert und nicht nur gelesen werden sollte“.

 

(Fides 29/8/2024) 


FIDES-NACHRICHTEN - 29.08.2024

VATIKAN/GENERALAUDIENZ - "Die systematische Abweisung von Migranten ist eine schwere Sünde”

 

Vatikanstadt (Fides) - “Es muss klar gesagt werden: Es gibt Menschen, die systematisch und mit allen Mitteln versuchen, Migranten abzuwehren. Und das ist, wenn es bewusst geschieht, eine schwere Sünde“., so Papst Franziskus bei der Generalaudienz am heutigen Mittwoch. Der Papst unterbrach den Zyklus der Katechese über den Heiligen Geist, der die Kirche leitet, und sprach vor den vielen Pilgern und Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, über das Thema „Meer und Wüste“, zwei Worte, die, wie er erklärte, „in so vielen Erfahrungsberichten auftauchen, die ich erhalte, sowohl von Migranten als auch von Menschen, die sich für ihre Rettung einsetzen“.

Wenn ich „Meer“ sage, betont Papst Franziskus, „meine ich im Zusammenhang mit der Migration auch den Ozean, den See, den Fluss, all die tückischen Gewässer, die so viele Brüder und Schwestern in jedem Teil der Welt überqueren müssen, um ihr Ziel zu erreichen“. Und „mit Wüste“, so betont er, „ist nicht nur die von Sand- und Dünen- und Felsenwüste, sondern auch unzugänglichen und gefährlichen Gebiete wie Wälder, Dschungel, Steppen, in denen die Migranten allein und sich selbst überlassen unterwegs sind“.

Über das Mittelmeer, so der Bischof von Rom weiter, „habe ich schon oft gesprochen, weil es sinnbildlich ist: Das ‚mare nostrum‘, ein Bindeglied zwischen Völkern und Zivilisationen, ist zu einem Friedhof geworden. Und die Tragödie ist, dass es möglich gewesen wäre, viele, die meisten dieser Toten zu retten“.

„Manchmal werden leider auch Wüsten zu Friedhöfen für Migranten“, so der Papst weiter, „Und dabei handelt es sich oft nicht um einen „natürlichen“ Tod. Nein. Im Zeitalter der Satelliten und Drohnen gibt es Migranten, Männer, Frauen und Kinder, die niemand sehen darf: sie werden versteckt. Nur Gott sieht sie und hört ihren Schrei. Und das ist eine Grausamkeit unserer Zivilisation“.

In einem Punkt sind wir uns alle einig: In diesen tödlichen Meeren und Wüsten sollten die Migranten von heute nicht sein - aber leider sind sie es. Und das werden wir weder durch restriktivere Gesetze noch durch eine Militarisierung der Grenzen und auch nicht durch Zurückweisung erreichen. Wir werden es nur dann erreichen, wenn wir mehr sichere und legale Zugangswege für Migranten schaffen, indem wir Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und den vielen Katastrophen fliehen, Zuflucht gewähren“, so Papst Franziskus, „Wir werden es erreichen, wenn wir alles nur Mögliche tun, um eine globale Steuerung der Migration auf der Grundlage von Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Solidarität zu erreichen. Und indem wir mit vereinten Kräften den Menschenhandel bekämpfen und den kriminellen Menschenhändlern das Handwerk legen, die die Not anderer gnadenlos ausnutzen“.

Abschließend würdigt der Papst „den lobenswerten Einsatz der vielen barmherzigen Samariter“, „die alles tun, um den Migranten zur Hilfe zu kommen, die auf den Routen der verzweifelten Hoffnung in allen fünf Kontinenten verletzt und allein zurückbleiben. Diese mutigen Männer und Frauen sind ein Zeichen für eine Menschheit, die sich nicht von der negativen Kultur der Gleichgültigkeit und des Wegwerfens anstecken lässt: was die Migranten tötet, ist unsere Gleichgültigkeit“.

Und er erinnert an „die vielen tüchtigen Menschen, die an vorderster Front aktiv sind: an Mediterran Savings Humans und viele andere Organisationen -, ist von diesem Kampf für die Zivilisation nicht ausgeschlossen: wir können vielleicht nicht an vorderster Front stehen, aber wir sind nicht ausgeschlossen. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten, allen voran das Gebet. Und so frage ich euch: betet ihr für die Migranten, für diese Menschen, die zu euch kommen, um ihr Leben zu retten? Oder wollt ihr sie vertreiben?”

Vor wenigen Tagen schloss sich ein Segelboot der Stiftung „Fano-Fossombrone-Cagli-Pergola Migrantes“ dem Schiff „Mare Jonio“ der Vereinigung „Mediterranean Saving Humans“ an. Ziel der in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Migrantes“ durchgeführten Spedition war es, Daten und Informationen über die Überwachung, Suche und Rettung von Migranten im Mittelmeer zu sammeln und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu dokumentieren.

Als Antwort auf die Appelle von Papst Franziskus, der anlässlich der 50. Sozialen Woche der Katholiken in Italien daran erinnert hatte, dass „die Herausforderung für die kirchliche und zivile Gemeinschaft darin besteht, Offenheit und Stabilität, Aufnahme und Identität zu verbinden“ war dies Initiative eine Ausdruck der Nähe der Kirche zu denjenigen, die vor Krieg, Gewalt und Hunger fliehen, sowie der italienischen Küstenwache zu danken (die in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 mehr als 15.000 Menschenleben gerettet hat) und mit Blick auf die Ordnungskräften, die an Rettungsaktionen auf See beteiligt sind, deren ihre Kompetenz, Professionalität und Menschlichkeit zu würdigen.

Papst Franziskus hatte die Mission des „Mare Jonio“ und all jene ermutigt, die in Abstimmung mit den italienischen Behörden und im Einklang mit dem Gesetz dazu beitragen, das Leben von Migranten zu retten.

„Das Ziel dieser Initiative war es, die Geschehnisse im ‚mare nostrum‘ besser zu verstehen, damit wir im Hinblick auf eine vollständige Dokumentation und authentische Zeugnisse mehr Bewusstsein und Wissen erlangen können. Im Gegensatz zu den Berichten einiger Presseorgane handelte es sich nicht um ein Boot der italienischen Bischofskonferenz, sondern um die Unterstützung der Migrantes-Stiftung für die Initiative einer lokalen Kirche, nämlich der Diözese Fano, zur Förderung einer besseren Information über das Migrationsphänomen, frei von Vorurteilen und Polarisierung“, so Gian Carlo Perego, Erzbischof von Ferrara-Comacchio und Präsident der „Migrantes“-Stiftung zu der Mission.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen sind zwischen dem 1. Januar und dem 17. August dieses Jahres mehr als 1.000 Menschen im zentralen Mittelmeer gestorben oder vermisst worden, während fast 14.000 auf See aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht wurden, einem Land, das von der UNO als „nicht sicher“ eingestuft wurde.

(F.B.) (Fides 28/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Interreligiöse Familien, Indonesiens Aushängeschild: Diese Priester sind Söhne muslimischer Mütter

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Bei den Feierlichkeiten zu seiner Bischofsweihe erwähnt Ciprianus Hormat, Bischof von Ruteng auf der indonesischen Insel Flores, fast beiläufig die breite und begeisterte Teilnahme seiner „muslimischen Verwandten“. Dies ist ein beredtes Zeichen dafür, dass „interreligiöse“ Familien eine weit verbreitete und allgegenwärtige Realität in der indonesischen Gesellschaft darstellen. Eine Realität, in der man im alltäglichen Leben eine Haltung erlebt, die die spirituelle Erfahrung des anderen begrüßt, was auch immer das sein mag: selbst wenn es sich um Kinder handelt, die vielleicht einen anderen Glauben als den ihrer eigenen Familie wählen. „Dies gilt auch, wenn es darum geht, die Berufung zum Priester- und Ordensleben zu respektieren und nicht zu behindern, wenn diese auch von Eltern oder Familienmitgliedern, die sich zum Islam oder zu einem anderen Glauben bekennen, als Geschenk angenommen wird“, betont der Bischof von Ruteng. „Es herrschen familiäre Bindungen vor, und auf geistlicher Ebene wird der Glaube eines jeden Verwandten ernsthaft respektiert, in dem Bewusstsein, dass die Harmonie ein kostbares Geschenk ist, das es zu bewahren gilt“, stellt er fest.

Die Lebensgeschichten von vier indonesischen Priestern aus interreligiösen Familien „zeigen, dass Unterschiede keine Hindernisse sind, dass das geistliche Leben immer ein Reichtum ist, dass die familiäre Bindung ein Geschenk Gottes ist und Bestand hat. Soutane und Schleier sind keine Hindernisse für die Harmonie, sondern Zeichen der Geschwisterlichkeit“, sagte der Bischof und zitierte die Geschichte von zwei Mitgliedern des Ordens der Steyler Missionare, Pater Robert Belarmin Asiyanto und Pater Agustin Horowura, die beide von der Insel Flores stammen; von Pfarrer Mayolus Jefrigus Ghoba aus Sumba und von Pater Edi Prasetyo, einem indonesischen Dehonianer-Priester (von der Kongregation des Heiligsten Herzens Jesu), der im benachbarten Malaysia zusammen mit anderen Mitbrüdern seiner Kongregation zum Priester geweiht wurde.

Auf Flores, einer indonesischen Insel im Osten des Archipels, in der Zivilprovinz Ost-Nusa Tenggara, beginnt die Geschichte von Robertus Belarminus Asiyanto, der 2015 im Alter von 31 Jahren im „St. Paul Ledalero“-Seminar in Maumere zum Priester geweiht wurde.

In dem südostasiatischen Archipel, das mit mehr als 275 Millionen Einwohnern, die zu 85 % Muslime sind, als das bevölkerungsreichste Land mit muslimischer Mehrheit in der Welt bekannt ist, gilt Flores als das „katholische Herz Indonesiens“, weil es unter den 17 000 Inseln eine Ausnahme darstellt: Es ist eine Insel mit katholischer Mehrheit, auf der von den etwa 4 Millionen Einwohnern 80 % Katholiken sind. Flores ist die Insel, auf der die großen und kleinen Seminare mit jungen Menschen überfüllt sind, und wo es zahlreiche Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben gibt. Sogar Papst Franziskus hat in seiner Predigt bei der Messe zum Tag des geweihten Lebens 2022 angesichts der Berufungskrise daran erinnert, dass man „auf eine Insel Indonesien (Flores, Anm. d. Red.) gehen könne, um welche zu finden“.

Robert Belarmin Asiyantos Mutter, Siti Asiyah, gab als Muslimin ihrem Sohn ihren Segen und unterstützte ihn. Bei der Priesterweihe trug sie islamische Kleidung, einschließlich des Hidschabs, und war zusammen mit den anderen Eltern bei der Eingangsprozession dabei. Die Frau legte ihre Hände auf den Kopf ihres Sohnes und sagte, sie sei sehr glücklich darüber, dass ihr Sohn zum katholischen Priester geweiht wurde. An diesem Tag applaudierten alle Anwesenden ihrer Geste und ihrer öffentlichen Erklärung, die sie während der Weihezeremonie voller Rührung abgegeben hatte. Asiyanto ist seit seiner Kindheit mit dem Einverständnis beider Elternteile katholisch. Mit dem starken Wunsch, seiner priesterlichen Berufung nachzugehen, ging er ins Seminar der Steyler Missionare und bat um den Segen seiner Mutter. Sie sagte: „Folge deinem Herzen“. Eine Mutter, die ihren Sohn mit „dem größten Geschenk im Sinn, der Freiheit, Priester zu werden“, erzogen hat, sagt Pater Robert heute über seine muslimische Mutter.

Der 30-jährige indonesische Priester und Missionar, Pater Agustin Horowura, gehört ebenfalls der Gesellschaft der Steyler Missionare an und ist heute Pfarrer in Brasilien. Seine Berufungsweg begann ebenfalls in Flores und er wuchs im Seminar der Steyler Missionare in der Diözese Maumere (eine der fünf Diözesen von Flores) auf. Schon in jungen Jahren verspürte er den Wunsch, „ganz Gott zu gehören“. Dies erzählte er seinem Vater, einem Katholiken, und seiner Mutter, einer Muslimin. Und die Frau begleitete den kleinen Jungen seit seiner Kindheit zum Katechismus in die katholische Gemeinde und kam seinem Wunsch nach, an der Vorbereitung auf die Erstkommunion und später auf die Firmung teilzunehmen. Ohne zu zögern stimmte sie sich dann mit dem Rektor über seinen Eintritt ins Priesterseminar ab: Agustin wollte Priester werden.

Nach einem Weg, auf dem ihn seine Eltern immer unterstützt haben, kam am Tag seiner Priesterweihe Agustins Familie, katholische Tanten und Onkel, muslimische Großeltern, Verwandte und Freunde, zusammen, um die Freude über eine Lebensentscheidung zu teilen, die für alle, ob Christen oder Muslime, als wertvolles Geschenk angesehen wird, denn „in Indonesien wird die Anwesenheit von Familien mit Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen ganz selbstverständlich gelebt, ohne Vorurteile oder Probleme“, sagte der Pfarrer heute und dankte „meinem Vater, meiner Mutter, allen katholischen und muslimischen Familienmitgliedern: Ihre Unterstützung hat meine Schritte gestärkt“. Heute empfindet er „große Freude, wenn ich an meine Priesterweihe zurückdenke, weil ich meine Familie vereint sehe und alle muslimischen Verwandten, die mit mir in der Kirche und bei der Feier teilnehmen und sich mit mir freuen wollten“.

Auch auf der Insel Sumba, die zur Inselgruppe der Sundainseln gehören, berichtet Pater Frederikus Mayolus Jefrigus Ghoba von der „Atmosphäre der geistigen Gemeinschaft, die er mit seinen muslimischen Verwandten teilte, als er in der Kathedrale von Waitabula zum Priester geweiht wurde“. Die starke menschliche und spirituelle Bindung, so sagt er, hält bis heute an und wird im Laufe der Jahre immer stärker.

Pater Edi Prasetyo (SCJ), ein katholischer Priester der Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu (Dehonianer), erinnert sich mit Rührung an die Umarmung seiner Großmutter, einer glühenden Muslimin, die bei seiner Priesterweihe in Malaysia, wo er zusammen mit anderen Mitbrüdern im Jahr 2019 die Weihe empfing, anwesend war, und sagt: „Alle Mitglieder der Großfamilie und Verwandten der Familien beider Elternteile, christlich und muslimisch, waren bei dieser Feier und vielen anderen anwesend, zur großen Freude aller“.

 

Islamisch-christliche Familien sind über das ganze Land verstreut.

Auf der Insel Sumatra, wo die soziale und religiöse Situation sehr unterschiedlich ist und die Christen eine kleine Minderheit darstellen, hat die Geschichte zweier Zwillingsschwestern, die zwei unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, Aufmerksamkeit erregt und ein Beispiel für Koexistenz und tiefe Zuneiugung geliefert. Die eine ist gläubige Muslimin, folgt den Praktiken ihres Glaubens und nimmt an der Pilgerfahrt nach Mekka teil; die andere ist katholisch und ist in den Orden der Töchter Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen von Merauke im indonesischen Papua eingetreten. Beide empfinden eine innige Liebe füreinander und haben eine enge Beziehung zu ihrer Familie, zu der sie gerne zurückkehren und wo sie tiefen Respekt für ihre unterschiedlichen Glaubensrichtungen erleben.

Auch auf der Insel Java gibt es Beispiele: Das Ehepaar Budi und Rosa (fiktive Namen aus Gründen des Datenschutzes, Anm. d. Red.) lebt in Cibinong in der Provinz West-Java. Der Ehemann kümmert sich jeden Tag um das kleine Familienunternehmen, das aus dem Verkauf von Hühnern an Märkte und Restaurants besteht. Er und seine Frau sind Anhänger des konfuzianischen Glaubens. Sie haben drei Kinder: Das älteste, Cakra, ist 35 Jahre alt und mit Rena, ebenfalls 35, verheiratet. Sie haben zwei Kinder und bekennen sich zum christlichen Glauben. Die zweite Tochter von Budi und Rosa, Kristin (33), ist mit Karam verheiratet; sie haben ein Kind und bekennen sich zum Islam. Tara (30), die dritte Tochter, ist mit Rudi verheiratet, sie haben ein Kind und sind Katholiken. Budi und Rosa nehmen die unterschiedlichen Glaubensrichtungen ihrer Kinder gelassen hin. Wenn ein religiöser Feiertag begangen wird, gratulieren die Familien der Verwandten gemeinsam und feiern gemeinsam. Religiöse Unterschiede sind kein Hindernis für harmonische Familienbande. Das ist es, was Rosa und Budi ihren Kindern beigebracht haben.

 

(Fides 28/8/2024)


Heiliges Land: „Wir fürchten, ein neues Syrien zu werden“

„Kirche in Not“ verstärkt Hilfe für christliche Gemeinden

Blick von einer Kirche auf Teile des Westjordanlands. © Kirche in Not
Blick von einer Kirche auf Teile des Westjordanlands. © Kirche in Not

 

23.08.2024

 

(München/acn) - „Wir hatten gedacht, dass der Krieg nach ein paar Monaten zu Ende sein würde, das war nicht der Fall. Jetzt fürchten wir, dass das Heilige Land zum nächsten Syrien wird, zu einem Krieg ohne Ende.“ Das erklärte die Verantwortliche für soziale Dienste im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, Dima Khoury, beim Besuch einer Delegation des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) vor wenigen Wochen.

 

Der Gaza-Krieg habe nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in den unmittelbaren Kampfgebieten, sondern in allen Landesteilen Israels und den Palästinensischen Gebieten, so Khoury: „Die Mittelschicht wurde arm, und die Armen noch ärmer. Viele Familien, die eigene Unternehmen besaßen, haben das Land verlassen.“ 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 28.08.2024

VATIKAN - Kardinal Tagle zur Reise des Papstes nach Asien und Ozeanien: „Kleine Kirchen können uns etwas lehren“

 

Von Gianni Valente und Fabio Beretta

 

Rom (Fides) - Vier Länder auf zwei Kontinenten und insgesamt fast 40.000 Kilometer Wegstrecke. Papst Franziskus wird am 2. September vom Flughafen Fiumicino abheben und seine längste und anspruchsvollste Reise beginnen, die ihn nach Asien und Ozeanien führen wird. Aber der Bischof von Rom verlässt seine Diözese nicht, um Rekorde zu brechen. Diese Reise - so Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle - ist vielmehr „ein Akt der Demut vor dem Herrn, der uns ruft“. Ein „Akt des Gehorsams gegenüber der Mission“.

Während die Reise, in deren Rahmen Papst Franziskus Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur besuchen wird, näher rückt, erläutert der Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung (Sektion für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen) in einem Gespräch mit der Fides auch, warum die Reise des Nachfolgers Petri unter den Kirchen der „kleinen Herden“ für die gesamte Weltkirche wichtig ist und für alle von Interesse sein wird, denen der Frieden in der Welt am Herzen liegt.

 

Mit fast 88 Jahren steht Papst Franziskus vor der längsten und beschwerlichsten Reise seines Pontifikats. Was bewegt ihn dazu, diese „Tour de Force“ in Angriff zu nehmen?

 

LUIS ANTONIO TAGLE: Diese Reise nach Asien und Ozeanien war eigentlich schon für 2020 geplant. Ich war gerade in Rom angekommen, bei der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, und ich erinnere mich, dass es dieses Projekt bereits gab. Dann musste infolge der Covid-19-Pandemie alles gestoppt werden. Und ich war sehr überrascht, dass der Heilige Vater dieses Projekt wieder aufgegriffen hat. Es ist ein Zeichen seiner väterlichen Nähe zu dem, was er 'existentielle Peripherien' nennt.

Ich muss sagen, ich bin jünger als der Papst, und ich empfinde, dass diese langen Reisen anstrengend sind. Für ihn ist es ein Akt der Demut, selbst diese Müdigkeit in Kauf zu nehmen. Es ist keine Show, um zu zeigen, wozu man noch fähig ist. Als Zeuge sage ich, es ist ein Akt der Demut vor dem Herrn, der uns ruft. Ein Akt der Demut und des Gehorsams gegenüber der Mission.

 

Manche behaupten, dass auch diese Reise bestätige, dass der Papst den Osten bevorzugt und den Westen vernachlässigt...

 

KARDINAL TAGLE: Die Vorstellung, dass Papstreisen ein Zeichen dafür sind, dass der Heilige Vater einen Kontinent oder einen Teil der Welt „bevorzugt“ oder andere Teile vernachlässigt, ist eine falsche Interpretation der päpstlichen Reisen. Nach dieser Reise, Ende September, plant der Papst einen Besuch in Luxemburg und Belgien. Er hat auch viele Länder in vielen Regionen Europas besucht. Ich habe den Eindruck, dass er mit diesen Reisen die Katholiken in allen Kontexten ermutigen will. Man sollte auch bedenken, dass ein großer Teil der Menschheit in diesen Regionen der Welt lebt. In Asien leben zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die Mehrheit dieser Menschen ist arm. Und viele Taufen finden gerade unter den Armen statt. Papst Franziskus weiß, dass es dort viele arme Menschen gibt, und unter den Armen gibt es diese besondere Anziehungskraft für die Person Jesu und für das Evangelium, selbst inmitten von Kriegen, Verfolgungen und Konflikten.

 

 

Andere weisen darauf hin, dass die Zahl der Christen in vielen Ländern, die der Papst besucht, im Vergleich zur Bevölkerung gering ist.

 

KARDINAL TAGLE: Bevor der Papst eine Reise antritt, hat er nicht nur Einladungen von Ortskirchen erhalten, sondern auch von zivilen Behörden und politischen Führern, die formell um einen Besuch des Bischofs von Rom in ihrem Land gebeten haben. Sie wünschen die Anwesenheit des Papstes nicht nur aus Gründen des Glaubens, sondern auch aus Gründen des Interesses der zivilen Behörden. Für sie bleibt der Papst ein starkes Symbol für das menschliche Zusammenleben im Geiste der Geschwisterlichkeit und für die Bewahrung der Schöpfung.

 

Welche Erfahrungen und Begegnungen haben Sie als Hirte der philippinischen Kirche und als Kardinal des Missionsdikasteriums mit den Ländern und Kirchen gemacht, die der Papst bald besuchen wird?

 

KARDINAL TAGLE: In Papua-Neuguinea habe ich auf Ersuchen von Kardinal Ivan Dias, dem damaligen Präfekten der Kongregation „de Propaganda Fide“, einen apostolischen Besuch in den Seminaren gemacht. Ich habe zwei Reisen in zwei Monaten unternommen und Seminare in Papua-Neuguinea und auf den Salomonen besucht. Ich habe auch Indonesien und Singapur besucht, aber ich war nie in Osttimor, obwohl ich viele Male mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus diesem Land zusammengetroffen bin. Für mich ist Asien eine „Welt, die aus verschiedenen Welten besteht“, und als Asiate sehe ich, dass Reisen in Asien den Geist und das Herz für weite Horizonte der Menschlichkeit und der menschlichen Erfahrung öffnen. Auch das Christentum ist in Asien auf eine für mich überraschende Weise verankert. Ich lerne so viel über die Weisheit und Kreativität des Heiligen Geistes. Ich bin immer wieder überrascht, auf welche Weise das Evangelium inmitten verschiedener menschlicher Kontexte zum Ausdruck kommt und verkörpert wird. Ich hoffe, dass der Papst, wir alle im päpstlichen Gefolge und auch die Journalisten diese neue Erfahrung machen können, die Erfahrung der Kreativität des Heiligen Geistes.

 

Welche Gaben und welchen Trost können die kirchlichen Gemeinschaften, die der Papst auf seiner bevorstehenden Reise besucht, der gesamten Kirche anbieten?

 

KARDINAL TAGLE: In diesen Ländern sind die christlichen Gemeinschaften fast überall eine Minderheit, eine „kleine Herde“. An Orten wie Europa genießt die Kirche immer noch einen gewissen kulturellen, sozialen und sogar zivilen „Status“ des Respekts. Aber auch in vielen Ländern des Westens kehren wir zunehmend zu dieser Erfahrung der Kirche als einer kleinen Herde zurück. Und es kann gut tun, einen Blick auf die Kirchen in vielen Ländern des Orients zu werfen, um zu sehen, wie man sich verhält, wenn man sich in einem Zustand der Kleinheit befindet. Die Erfahrung der ersten Apostel, der Jünger Jesu, wiederholt sich in diesen Ländern immer wieder. Ein Pfarrer in Nepal erzählte mir, dass das Gebiet seiner Pfarrei so groß ist wie ein Drittel Italiens: Er hat nur fünf Gemeindemitglieder, die über dieses große Gebiet verstreut sind. Wir befinden uns im Jahr 2024, aber der Kontext und die Erfahrung ähneln denen der Apostelgeschichte. Und die kleinen Kirchen im Orient können uns dazu etwas lehren.

 

Der erste Halt auf der Reise des Papstes ist Indonesien, das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt.

 

KARDINAL TAGLE: Indonesien ist ein Inselstaat mit einer großen Vielfalt an kulturellen, sprachlichen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten. Es ist auch das Land in der Welt mit der größten Anzahl muslimischer Einwohner. Und das große Geschenk des Heiligen Geistes an die indonesische katholische Gemeinschaft ist das friedliche Zusammenleben, das die Vielfalt nicht leugnet. Ich hoffe, dass der Besuch des Papstes der Geschwisterlichkeit unter den Gläubigen verschiedener Religionen neuen Auftrieb geben wird.

 

Haben Sie bei Ihren Besuchen konkrete Anzeichen für dieses geschwisterliche Zusammenleben gesehen?

 

KARDINAL TAGLE: Mir wurde gesagt, dass das Grundstück, auf dem die Katholische Universität steht, ein Geschenk des ersten Präsidenten ist. Eine starke Botschaft, um zu zeigen, dass im indonesischen Volk alle als Brüder und Schwestern akzeptiert werden. Ich erinnere mich auch daran, wie ich am Jugendtag in Asien teilnahm. Angesichts der geringen Zahl von Christen waren unter den Freiwilligen, die an der Organisation beteiligt waren, auch viele junge Muslime. Die Bischofskonferenz stellte mir zwei Assistenten zur Verfügung, beide Muslime, die ihre Aufgaben mit großer Ehrfurcht vor der Kirche erfüllten.

 

Zweiter Halt: Papua-Neuguinea

 

KARDINAL TAGLE: Die Kirche in Papua-Neuguinea ist eine junge Kirche, aber sie hat der Weltkirche bereits einen Märtyrer geschenkt, Peter To Rot, der auch Katechet war. Papua-Neuguinea ist ebenfalls ein multikulturelles Land, in dem verschiedene Stämme leben, die gelegentlich miteinander in Konflikt geraten. Aber es ist auch ein Land, in dem die Vielfalt ein Vorteil sein kann. Wenn wir unsere Vorurteile beiseitelassen, können wir sogar in Stammeskulturen menschliche Werte finden, die den christlichen Idealen nahe kommen. Und schließlich gibt es in Papua-Neuguinea Orte, an denen die Natur noch vollkommen unberührt ist. Vor zwei Jahren war ich dort bei der Einweihung einer neuen Kathedrale. Ich fragte den Bischof nach dem Wasser, und er sagte: „Wir können das Wasser aus dem Fluss trinken, es ist trinkbar“. Dank ihrer Stammesweisheit haben die Menschen dort es geschafft, die Harmonie mit der Natur zu bewahren und können direkt aus dem Fluss trinken. Etwas, das wir in den so genannten entwickelten Ländern nicht mehr haben.

 

Dritter Halt: Osttimor

 

KARDINAL TAGLE: Es ist bezeichnend, dass der Papst erst Indonesien und dann Osttimor besucht. Zwei Länder, die eine Geschichte des Kampfes hinter sich haben und nun Frieden gefunden haben. Ein zerbrechlicher Friede, aber dank beider scheint er von Dauer zu sein. In Osttimor sind die Beziehungen zwischen der örtlichen Kirche und der Regierung sehr gut. Die örtliche Regierung unterstützt auch kirchliche Bildungseinrichtungen. Und ich habe den Eindruck, dass die Kirche während des Unabhängigkeitskrieges einer der Bezugspunkte für die Bevölkerung war. Die Menschen in Osttimor sagen, dass ihr Glaube an Christus sie während der Jahre des Kampfes um die Unabhängigkeit gestützt hat.

 

Vierter Halt: Singapur

 

KARDINAL TAGLE: Es ist eines der reichsten Länder der Welt, und es ist ein Wunder, ein Volk zu sehen, das in nur wenigen Jahren und mit begrenzten Mitteln ein solches Niveau an Professionalität und technologischem Fortschritt erreicht hat, auch dank seines Sinns für Disziplin. Die Regierung von Singapur garantiert allen Glaubensgemeinschaften Freiheit und schützt sie vor Übergriffen und respektlosen Handlungen. Verstöße gegen Religionen werden streng geahndet. Die Menschen leben in Sicherheit, und das gilt auch für Touristen. Aber es ist ein Gleichgewicht erforderlich. Die Geschichte lehrt uns, darauf zu achten, dass die Anwendung von Gesetzen nicht im Widerspruch zu den Werten stehen darf, die sie eigentlich schützen sollen.

 

In diesen Ländern - vor allem in Papua-Neuguinea - wird die kirchliche Arbeit auch von Geschichten von Missionaren begleitet, die als Märtyrer starben. Aber manchmal wird die Arbeit der Missionare auch noch als Ausdruck des kulturellen und politischen Kolonialismus dargestellt.

 

KARDINAL TAGLE: Es gibt heute die Tendenz und die Versuchung, die Geschichte, insbesondere die Missionsgeschichte, mit den kulturellen Schemata von heute zu lesen und den Missionaren, die vor Jahrhunderten gelebt haben, unsere Visionen aufzuzwingen. Stattdessen muss man die Geschichte in aller Ruhe betrachten. Die Missionare sind ein Geschenk für die Kirche. Sie gehorchen Christus, der den Seinen aufgetragen hat, bis an die Enden der Erde zu gehen, um das Evangelium zu verkünden, und ihnen versprochen hat, dass er immer bei ihnen sein wird. Manchmal haben die Führer der Nationen während der Kolonisierung Missionare an verschiedene Orte gebracht. Aber diese Missionare zogen aus, um zu evangelisieren und nicht, um von den Kolonisatoren manipuliert und benutzt zu werden. Viele Priester, Missionare und Ordensleute handelten im Widerspruch zu den Strategien ihrer Regierungen und starben den Märtyrertod.

 

Was ist das geheimnisvolle Bindeglied, das Martyrium und Mission miteinander verbindet?

 

KARDINAL TAGLE: Vor zwei Jahren wurde eine Studie über Religionsfreiheit veröffentlicht. Es wurde festgestellt, dass in den Ländern, in denen es Einschüchterung und Verfolgung gab, die Zahl der Taufen stieg. Wo die reale Möglichkeit des Martyriums besteht, breitet sich also der Glaube aus. Und selbst diejenigen, die nicht gläubig sind, fragen sich: Woher kommt all diese Kraft, die Menschen dazu bringt, ihr Leben zu opfern? Es wird das Evangelium umgesetzt. Und unsere Aufgabe, auch die des Dikasteriums für die Evangelisierung, ist es, den Ortskirchen zu helfen, und nicht, ihnen eine andere Denkweise oder eine andere Kultur als die ihrige aufzuzwingen.

(Fides 27/8/2024)

 

AFRIKA/D. R. KONGO - Im Osten des Landes: Frauen bringen Friedensinitiative auf den Weg

 

Kinshasa (Fides) - In Nord-Kivu, Süd-Kivu und Maniema, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, wurde die Plattform „Frauen und Frieden“ geschaffen. Nach Informationen, die Fides vorliegen, entstand die Idee dazu während eines Seminars, das vom 21. bis 23. August von der diözesenübergreifenden Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Bukavu veranstaltet wurde. Ziel der Initiative ist „die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und des Zusammenlebens von Frauen verschiedener religiöser Überzeugungen in der Kirchenprovinz Bukavu“.

Die Plattform bringt Frauen verschiedener religiöser Bekenntnisse aus den drei östlichen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo zusammen, um „eine starke Beteiligung der Frauen an der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen des sozialen Zusammenhalts zu fördern“. Zu diesem Zweck ermutigen die Gründerinnen der Plattform „Frauen verschiedener religiöser Konfessionen, als Mütter, Erzieherinnen und Hüterinnen des Lebens zum Frieden beizutragen“. Sie appellieren auch an die lokale Bevölkerung, sich mit den Binnenflüchtlingen in Nord-Kivu zu solidarisieren und „Manipulationen, die zu Gewalt führen, zu widerstehen, um nicht in die Falle derjenigen zu tappen, die weiterhin Chaos säen und die Demokratische Republik Kongo ausbeuten wollen“.

Die drei Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo leben seit Jahrzehnten in einer instabilen Lage, die durch die Anwesenheit hunderter bewaffneter Gruppen aus dem In- und Ausland verursacht wird. In Nord-Kivu ist vor allem die M23-Bewegung aktiv, eine gut organisierte und bewaffnete Gruppe, die von Ruanda unterstützt wird, das nach UN-Ermittlungen auch sein eigenes Militär auf kongolesischem Gebiet stationiert hat. Zwischen Nord-Kivu und Ituri (einer weiteren kongolesischen Unruheprovinz) agieren auch die aus Uganda stammenden islamistischen Milizionäre der ADF (Allied Democratic Forces), die sich dem Islamischen Staat angeschlossen haben. Darüber hinaus gibt es mehrere andere bewaffnete, ethnisch motivierte Gruppen oder so genannte „Selbstverteidigungsgruppen“, die zur Unsicherheit in Nord-Kivu beitragen.

Mindestens fünfzig lokale und ausländische bewaffnete Gruppen (ruandischer und burundischer Herkunft) operieren in Süd-Kivu. Die am stärksten von ihrer Präsenz betroffenen Gebiete sind die die Regionen Uvira und Fizi-itombwe. In der Provinz Maniema wird von etwa 20 lokalen bewaffneten Gruppen berichtet.

Insgesamt gibt es in den fünf östlichen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo (Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu, Maniema und Tanganjika) mindestens 266 bewaffnete Gruppen (252 lokale und 14 ausländische), wie der Koordinator des Programms für Entwaffnung, Demobilisierung, Wiederaufbau und gemeinschaftliche Stabilisierung (P-DDRCS) im Jahr 2023 festgestellt hat.

Ihre Präsenz speist sich aus dem Handel mit den enormen Ressourcen dieser Gebiete (Coltan, Gold, Zinn, Holz usw.), die illegal ausgebeutet werden, da der kongolesische Staat keine wirksame Kontrolle über das Gebiet ausübt (dessen Militär im Übrigen selbst beschuldigt wird, an diesem Handel beteiligt zu sein).

(L.M.) (Fides 27/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - „Der Besuch von Papst Franziskus rückt wichtige Themen in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte“

 

Jakarta (Fides) - „Der Besuch von Papst Franziskus in Indonesien wird eine wertvolle Gelegenheit sein, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einige Schlüsselthemen zu lenken, wie: Interreligiöser Dialog, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Frieden und politische Ethik“, sagt der 79-jährige indonesische Jesuit Ignatius Ismartono, der jahrelang die „Justitia et Pax“-Kommission der indonesischen Bischofskonferenz leitete und jetzt als Direktor der Nichtregierungsorganisation ‚Sahabat Insan‘ (“Freunde der Menschlichkeit") arbeitet, einer von Kirche und Staat anerkannten Hilfsorganisation mit Sitz in Jakarta, die sich um Migranten und Opfer von Menschenhandel kümmert, gegenüber der Fides. „Die Erforschung dieser Themen wird die öffentliche Debatte bereichern, das Verständnis für wichtige Fragen vertiefen und neue Perspektiven eröffnen, inspiriert durch die Anwesenheit von Papst Franziskus in Indonesien, der im Wesentlichen die Botschaft des Evangeliums mitbringt“, so der Geistliche.

Das erste wichtige Thema, das eine Besonderheit Indonesiens darstelle, so Pater Ismartono, sei der „interreligiöse Dialog und die Harmonie zwischen den Religionsgemeinschaften“. „Indonesien ist für seinen religiösen Pluralismus bekannt und der Besuch von Papst Franziskus ist sicherlich eine Gelegenheit, die Formen und Wege des interreligiösen Dialogs, der religiösen Toleranz und der Förderung des harmonischen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften in diesem Teil der Welt und auch international zu diskutieren“, stellt er fest.

Ein zweites zentrales Thema sei die soziale Gerechtigkeit: „Papst Franziskus hat in seinem Lehramt den Schutz der sozialen Gerechtigkeit, die Verringerung der Armut und die Dringlichkeit der Beseitigung wirtschaftlicher Ungleichheiten betont, wie er auch im Hinblick auf das Heilige Jahr sagte. Diese Themen sind im sozioökonomischen Kontext Indonesiens von entscheidender Bedeutung und wir sollten uns als Zivilgesellschaft insgesamt ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen“, sagt der Ordensmann.

Auch der Umweltschutz dürfe nicht vergessen werden: „Mit der Enzyklika Laudato si' hat der Papst offen über Umweltprobleme und den Klimawandel gesprochen. Es ist an der Zeit, dies auch in unserem Land zur Kenntnis zu nehmen. Angesichts der ökologischen Vielfalt Indonesiens und der ökologischen Herausforderungen hoffen wir, dass sich die öffentliche Debatte auch auf das Engagement für eine nachhaltige Entwicklung und die Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren wird - Themen, die zum Wohle der Gesellschaft angegangen werden müssen“.

Die Anwesenheit des Papstes werde andererseits „die Notwendigkeit einer politischen Führung auf der Grundlage von Ethik“ unterstreichen. „Der Führungsstil und die ethischen Grundsätze von Papst Franziskus“, stellt er fest, „können ein Modell für unsere politische Landschaft, für die Regierungsführung in Indonesien sein. Angesichts des Korruptionsproblems brauchen wir umso mehr Führungspersönlichkeiten, die ein festes moralisches Fundament haben, damit sie die Politik nach den Werten der Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte gestalten und sich um die Schwächsten kümmern“.

Pater Ismartono erinnert daran, dass der Papst auch für eine friedensorientierter Diplomatie steht: „Seine Anwesenheit unterstreicht die Schnittmenge von globaler Diplomatie und religiösem Einfluss: Sein Besuch hat fruchtbare Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen. Man kann sich das Bild Indonesiens und seine Rolle in der Diplomatie, zum Beispiel im südostasiatischen Raum, auch durch den Beitrag religiöser Führer vorstellen“, bemerkt er. „In diesem Sinne“, so fährt er fort, “kann der kulturelle Austausch zwischen dem Vatikan und Indonesien erforscht und vertieft werden, indem die Möglichkeiten und Bereiche der Zusammenarbeit in den verschiedenen internationalen Gremien aufgezeigt werden“.

Aus all diesen Gründen, so hofft der Jesuit, „wird der Besuch nicht nur eine kurzfristige Wirkung haben, sondern sich auch langfristig auswirken. Wir hoffen und glauben, dass sie den öffentlichen Diskurs, die Mediendiskussion, die öffentliche Meinung, die gesellschaftlichen Werte und das politische Handeln in Indonesien wirklich positiv beeinflussen kann“.

(PA) (Fides 27/8/2024)

 

 

ASIEN/CHINA - Chinesische Regierung erkennt Bischof Shi Hongzhen von Tianjiin an

 

Peking (Fides) - „Der Heilige Stuhl nimmt mit großer Zufriedenhait zur Kenntnis“, dass am heutigen 27. August 2024, „Bischof Melchior Shi Hongzhen von der chinesischen Regierung offiziell als Bischof von Tianjin (Stadt Tianjin, Volksrepublik China) anerkannt wurde“. Dies geht aus einer kurzen Erklärung hervor, die am späten Vormittag vom Presseamt des Vatikans veröffentlicht wurde.

Der 95-jährige Bischof wurde am 7. Oktober 1929 geboren. Er wurde am 4. Juli 1954 zum Priester geweiht und am 15. Juni 1982 zum Bischofskoadjutor von Tianjin ernannt. Am 8. Juni 2019 trat er die Nachfolge von Bischof Stephen Li Side an. Heute erfolgt die offizielle Anerkennung durch die chinesische Regierung. „Diese Maßnahme“, heißt es in der Verlautbarung des Presseamts, ‚ist eine positives Ergebnis des Dialogs, der im Laufe der Jahre zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung aufgebaut wurde‘.

Die offizielle Anerkennung fand heute im Rahmen einer Zeremonie in Tianjin statt, bei der auch der Bischof von Peking, Joseph Li Shan, anwesend war.

Während der Zeremonie erklärte Bischof Shi Hongzhen, dass er den Geboten Gottes treu bleiben und das chinesische Recht respektieren werde, um gemeinsam mit den Priestern und Getauften von Tianjin das Evangelium zu verbreiten und die Einheit des chinesischen Volkes in Harmonie zu fördern.

Insgesamt nahmen rund 100 Personen an der Zeremonie teil, darunter mehr als 30 Priester und etwa 20 Ordensfrauen.

Die Diözese Tianjin zählt etwa 56 000 Gläubige, die sich auf 21 Pfarreien verteilen. Insgesamt 62 Priester und einer großen Zahl von Ordensfrauen dienen den Gläubigen in der Diözese.

(GV) (Fides 27/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Generaldirektion im Ministerium für religiöse Angelegenheiten unterstützt katholische Schulen und Gemeinden

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - In dem Büro, in dem er Gäste empfängt, im 12. Stock des imposanten Gebäudes des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten im Zentrum von Jakarta, sitzt Direktor Suparman - ein 58-jähriger katholischer Beamter an der Spitze der „Generaldirektion für die katholische Glaubensgemeinschaft“ - gerne in einem Sessel zwischen zwei Figuren, die maximalen Schutz von oben garantieren: die Statue des Heiligsten Herzens Jesu und die des Heiligsten Herzens Mariens.

Wir befinden uns nicht in einer kirchlichen Einrichtung, sondern in einem Regierungsbüro eines indonesischen Ministeriums. In dem südostasiatischen Land, das weder eine Theokratie ist noch ein säkularer Staat, sondern, wie die Indonesier zu sagen pflegen, „irgendwo dazwischen“.

Mit Blick auf den Besuch von Papst Franziskus in Indonesien (3.-6. September) ist das Direktorium des Ministeriums für die Koordinierung Dienste für die Gläubigen zuständig, die am 5. September an der Papstmesse im „Gelora Bung Karno“-Stadion teilnehmen werden.

In seinem Büro in Jakarta beantwortete der Direktor Suparman (wie in vielen Fällen besteht der indonesische Name aus einer einzigen Bezeichnung, die nicht zwischen Vor- und Nachnamen unterscheidet, Anm. d. Red.) Fides einige Fragen.

 

Welchen Status hat die katholische Kirche in Indonesien und welche Rolle spielt sie in der indonesischen Gesellschaft?

 

Die katholische Kirche in Indonesien hat einen anerkannten und respektierten Status als integraler Bestandteil der pluralistischen Gesellschaft Indonesiens. Der Staat erkennt die katholische Kirche und ihre Einrichtungen durch verschiedene Erlasse als „religiöse Rechtspersönlichkeiten“ an, und dieser Status ist eine Garantie für alle Aktivitäten.

Die Generaldirektion für die katholischen Gemeinschaft im Religionsministerium ist als staatlicher Dienst für die katholischen Bürger konzipiert und bringt - zusammen mit den anderen fünf Direktionen, die den staatlich anerkannten Religionen gewidmet sind – die Verpflichtung der indonesischen Regierung zum Ausdruck, alle religiösen Gemeinschaften im Land zu unterstützen. Heute können wir sagen, dass die katholische Kirche eine äußerst wichtige Rolle bei der Entwicklung des Landes spielt, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales. Und sie setzt sich aktiv für das Gemeinwohl der gesamten indonesischen Bevölkerung ein, indem sie Programme und Initiativen zur Verbesserung des Wohlergehens der Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit anbietet.

 

Gibt es offizielle Daten über die Anzahl der Katholiken in Indonesien?

 

Nach der letzten staatlichen Volkszählung von 2020 beläuft sich die Zahl der Katholiken in Indonesien auf etwa 8,5 Millionen. Diese Zahl zeigt, dass die Katholiken in der überwiegend muslimischen Gesellschaft Indonesiens eine recht große Minderheit darstellen. Neuere Daten, die dem Ministerium von der indonesischen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt wurden, stellen fest, dass die Gesamtzahl der Gläubigen in den 34 Provinzen des Landes höher ist und 10,5 Millionen beträgt. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Katholiken in ganz Indonesien einen guten Ruf genießen.

 

Wie beurteilt die indonesische Regierung das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bildungsbereich?

 

Die indonesische Regierung schätzt das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bereich der Bildung, der für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung ist, sehr. Katholische Bildungseinrichtungen sind bekannt für die hohe Qualität der Bildung und ihren bedeutenden Beitrag zur intellektuellen Entwicklung der jungen Generation. Es gibt Tausende von katholischen Bildungseinrichtungen, die vom Staat offiziell anerkannt sind, von Grundschulen bis zur Hochschule, die über verschiedene Regionen Indonesiens verstreut sind. Es gibt solche, die sich in privater Trägerschaft von Diözesen, Kirchengemeinden und Verbänden befinden und vom Bildungsministerium zugelassen sind, und es gibt viele, die direkt von unserer Direktion in diesem Ministerium verwaltet werden. Dies sind unsere so genannten „staatlichen katholischen Institute“ (eine Formel, die aus indonesischer Sicht kein Widerspruch ist, Anm. d. Red.). Es gibt 62 vom Religionsministerium organisierte Grundschulen mit 217 Lehrern und 1.460 Schülern. Für die Sekundarstufe verwaltet unsere Generaldirektion 46 katholische Gymnasien mit 654 Lehrern und 5.809 Schülern. Außerdem gibt es in diesem Sektor 24 katholische Hochschulen mit 333 Lehrkräften und 6.009 Studierenden. Es handelt sich um katholische Schulen, die vom Staat verwaltet und betreut werden, und zwar in enger Zusammenarbeit mit den katholischen Bischöfen. Der Prozess zur Gründung einer katholischen Schule beginnt immer mit dem Bedarf der Bevölkerung, oft in abgelegenen Gebieten, der dem Ministerium von der katholischen Bischofskonferenz gemeldet wird. In öffentlichen Schulen sind die Schulgebühren für die Familien recht hoch, so dass die Regierung den Bedarf deckt, indem sie eine öffentliche Schule gründet und für das Gehalt des Personals und die Organisation sorgt, wobei die Kosten für die Familien geringer sind. Zwanzig Prozent des Haushalts unseres Ministeriums sind für das Bildungswesen bestimmt, und die Regierung richtet staatliche Schulen zu niedrigen Kosten für die Familien ein. All dies gilt auch für die anderen Direktionen des Ministeriums, das System ist dasselbe, d.h. es gibt auch staatliche Schulen für andere Religionen.

 

Wie beurteilen Sie das Engagement der katholischen Kirche im interreligiösen Dialog und ihren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Religionen in Indonesien?

 

Die katholische Kirche ist aktiv und konstruktiv am interreligiösen Dialog in Indonesien beteiligt. Ich muss sagen, dass die katholische Kirche durch verschiedene Dialogforen und Initiativen, an denen verschiedene religiöse Gruppen beteiligt sind, oft zu einer Brücke wird, um Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften zu schaffen. Dies ist eine ständige Arbeit, an der alle Akteure beteiligt sind, der Staat und die Religionsgemeinschaften. Jede Glaubensgemeinschaft hat ihre „Fundamentalisten“, Anhänger, die eine „radikale“ Auslegung ihres Glaubens vertreten. Das Wort „radikal“ kann positiv sein, im Sinne einer Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, aber wenn wir an „Radikale“ im Allgemeinen denken, beziehen wir uns auf Gruppen, die für Intoleranz und Gewalt stehen. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten arbeitet eng mit anderen Ministerien und religiösen Einrichtungen zusammen, um dem Entstehen radikaler Gruppen entgegenzuwirken. Wir sind hauptsächlich im Bereich der Prävention tätig, als Ansatz der gesamten Regierung und der Glaubensgemeinschaften. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat einen Auftrag zur Gewährleistung und Förderung der „religiösen Mäßigung“ in Indonesien, einer in der indonesischen Gesellschaft praktizierten Sichtweise und Haltung, die als Wegbereiter für Harmonie unter den Gläubigen gelten kann.

 

 

Herr Suparman, wie arbeitet die von Ihnen geleitete Direktion, insbesondere bei Anträgen zum Bau neuer katholischer Kirchen?

 

Bei unserer Generaldirektion gehen Anfragen für den Bau neuer katholischer Kirchen ein. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf abgelegenen Gebieten: In Java oder in städtischen Gebieten sind es die katholischen Gläubigen, die den Bau finanziell unterstützen, während in abgelegeneren Gebieten nur die Regierung mit ihren eigenen Mitteln den Bau garantieren kann. Aber wir denken nicht nur an das Gebäude, sondern auch an die allgemeine Unterstützung des Gemeindelebens: So haben wir in diesem Jahr 42 Motorräder für Katechisten in Gebieten wie Nordsumatra, den Mentawai-Inseln (Westsumatra), in Papua oder Ost-Nusa Tenggara bereitgestellt. Oder wir haben in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Blindenbibeln in Blindenschrift an 37 Diözesen geliefert. Ein besonderer Fall ist die neue indonesische Hauptstadt Nusantara, die sich im Bau befindet: Dort kümmern wir uns um die Planung und den Bau der Kathedrale, die nach dem heiligen Franz Xaver benannt wird und im kommenden Herbst in Betrieb genommen werden soll. Es wird eine Kirche mit indonesischem Gesicht sein, das heißt, sie wird den architektonischen Stil der lokalen Kultur widerspiegeln. Wir garantieren, dass alle erforderlichen Verwaltungs- und Rechtsvorschriften erfüllt sind, bevor wir eine Genehmigung erteilen.

 

 

Was geschieht, wenn in der örtlichen Bevölkerung Probleme auftreten, die den Bau einer Kirche behindern?

 

Wenn es Probleme gibt, setzt das Ministerium seine Ressourcen in Bewegung. Wir haben derzeit etwa 20 Fälle, in denen wir uns mit dem Verwaltungsverfahren befassen, was häufig zu einer Verlangsamung führt. Fünf Fälle sind bereits geklärt und die Unterlagen sind baureif. Im Allgemeinen versuchen wir, wenn es in den Gemeinden Probleme gibt (aber das sind sehr seltene Fälle), den Sachverhalt zu verstehen und mit den Menschen zu sprechen. Oft sind es Menschen oder islamische Gruppen aus dem Ausland, die Probleme aufwerfen. Der Weg ist immer, eine friedliche Lösung zu suchen, indem man islamische Religionsvertreter und Institutionen wie Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama, mit katholischen Religionsvertretern, zivile Behörden und lokale Vereinigungen zusammenbringt. Das Geheimnis einer Lösung besteht darin, sich zu vernetzen und mit der Zustimmung eines interreligiösen Forums zu einem gemeinschaftlichen Ansatz zu gelangen. Es gibt eine Rahmenregelung für den Bau einer katholischen Kirche, die von der Regierung im Einvernehmen mit der Bischofskonferenz ausgearbeitet und genehmigt wurde. In jeder Situation schützen wir die Rechtmäßigkeit des Status der katholischen Kirche. Die Regierung bietet ihren institutionellen Schutz und alle rechtlichen Garantien. Mit diesem Ansatz lassen sich die meisten Probleme überwinden.

 

(Fides 25/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 27.08.2024

EUROPA/RUSSLAND - Nach dem Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine: Reaktionen und Entwicklungen

 

Von Chiara Dommarco

 

Moskau (Fides) - Nach der Verabschiedung des Gesetzes 8371 „Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung bei der Tätigkeit religiöser Organisationen“ durch das ukrainische Parlament hat sich die Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in zwei offiziellen Dokumenten gegen den ukrainischen Gesetzestext ausgesprochen.

Das Gesetz, das am 20. August in zweiter Lesung im ukrainischen Parlament beschlossen wurde, verbietet die Existenz der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) die formell mit dem Moskauer Patriarchat verbunden ist, und aller ihr angeschlossenen internationalen Organisationen auf ukrainischem Territorium. Präsident Wolodymyr Selenskyj, der wiederholt seine Unterstützung für den Gesetzentwurf bekundet hatte, unterzeichnete das Gesetz am 24. August.

Das erste vom Moskauer Patriarchat herausgegebene Dokument wurde am 22. August veröffentlicht. In dem Kommuniqué des Heiligen Synods, heißt es: „Zwischen 2014 und 2023 hat der Heilige Synod der Russischen Kirche wiederholt den Druck festgestellt, dem die ukrainisch-orthodoxe Kirche ausgesetzt war, einen Druck, der zweifellos Merkmale einer antireligiösen staatlichen Politik aufweist. (...) Obwohl viele Experten und Menschenrechtsorganisationen im Westen die Verletzung der Rechte der Gläubigen in der ukrainisch-orthodoxen Kirche anerkannt haben, war dies kein Hindernis für die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Idee der Gewissensfreiheit und der grundlegenden Menschenrechte zunichtemacht“.

 

Ähnlich äußert sich der Patriarch von Moskau Kvrill I. in einem Schreiben vom 24. August, das sich an mehrere Oberhäupter christlicher Gemeinschaften, darunter Papst Franziskus, und Diplomaten wie den Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Helga Maria Schmid, und den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, richtete. In einer Passage des Schreibens erklärte der Patriarch: „Die eklatanten Widersprüche der Bestimmungen dieses Gesetzes mit den Normen der ukrainischen Verfassung, den internationalen Abkommen, den Menschenrechten und den grundlegenden Rechtsprinzipien wurden in den Dokumenten führender Menschenrechtsorganisationen wiederholt festgestellt. Die anti-kirchliche Politik der ukrainischen Behörden wird seit vielen Jahren von der internationalen Gemeinschaft kritisiert. Das Moskauer Patriarchat ist wiederholt Zeuge der Lage der ukrainischen Gläubigen und der gegen sie eingeleiteten Verfolgung geworden“.

 

Am Ende des sonntäglichen Angelusgebets sprach sich Papst Franziskus am 25. August klar für den Schutz jeder aller Kirchen aus und zeigte sich nach der Verabschiedung des Gesetzes besorgt: „Ich verfolge die Kämpfe in der Ukraine und in der Russischen Föderation weiterhin mit Schmerz“, sagte der Papst, „Mir kommen Ängste bezüglich der Freiheit all jener, die beten. Wer wirklich betet, betet immer für alle", erklärte das katholische Kirchenoberhaupt nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. „Wer betet, tut nichts Böses. Wenn jemand Vebrechen gegen sein Volk begeht, ist er diesbezüglich schuldig, aber man kann nicht Böses getan haben, weil man gebetet hat", betonte Papst Franziskus mit Blick auf das staatliche Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine. „Also lasse man alle, die beten wollen beten, und zwar gemäß der Kirche, die sie als die ihre sehen. Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden: Die Kirchen sind unantastbar!".

 

Nachdem das ukrainische Parlament am 19. Oktober 2023 in erster Lesung das Gesetz über die Abschaffung der UOK auf ukrainischem Gebiet gebilligt hatte, hatte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bereits seine Besorgnis über die Vereinbarkeit des Gesetzesextesmit der Achtung der grundlegenden Menschenrechte zum Ausdruck gebracht.

 

Unterdessen besucht eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in diesen Tagen Kiew. Die Delegation besteht aus drei führenden Kirchenvertretern ukrainischer Herkunft: Metropolit Hilarion (Ohijenko), Erzbischof von Winnipeg und Primas der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche von Kanada, Metropolit Job (Getča) von Pissidia und Patriarchal-Diakon Epiphanios (Kamjanovič). Laut einer Erklärung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel findet der Besuch anlässlich des 33. Jahrestages der Unabhängigkeit der Ukraine statt und umfasst mehrere Treffen der Delegation mit zivilen und religiösen Behörden. Am 22. August traf die Delegation mit Metropolit Epifanij (Dumenko), dem Primas der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), und anderen Vertretern der OKU zusammen, gefolgt von Metropolit Onufrij (Berezovs'kij), dem Oberhaupt der UOK, und anderen Vertretern der UOK. Am 23. August fand ein Treffen mit Erzbischof Svjatoslav Ševčuk, dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, statt, gefolgt von einem Treffen mit dem Primas der orthodoxen Kirche der Ukraine in Kiew, Filaret (Denisenko).

 

Wie die katholische Nachrichtenagentur AgenSIR berichtet, sagte Erzbischof Šcevčuk nach der Abstimmung im ukrainischen Parlament, er sei für die Verabschiedung des Gesetzes, betonte aber, dass die ukrainische griechisch-katholische Kirche nicht an der Ausarbeitung des Textes beteiligt war.

(Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/MADAGASKAR - “Dankbarkeit und Opfer”: Rund 30.000 Katholiken nehmen in Antsiranana am Dritten Eucharistischen Kongress teil

 

Von Angelo Michel Helpa Randrianarisoa

 

Antsiranana (Fides) - Die Diözese Antsiranana war Gastgeber des Dritten Eucharistischen Kongresses von Madagaskar, der in vergangenen Tagen in der Stadt im Norden der Insel stattfand.

Bei der Eröffnungsfeier waren unter anderem alle Bischöfe Madagaskars und der Präsident von Madagaskar, Andry Rajoelina, mit seiner Frau anwesend.

Papst Franziskus hat zu diesem Anlass ein besonderes Schreiben verfasst, in dem er die Bedeutung der Eucharistie für die Sendung und das Leben der Kirche hervorhebt und die Wichtigkeit der eucharistischen Anbetung betont.

Der Erzbischof von Antsiranana, Benjamin Marc Balthason Ramaroson, hob seinerseits zwei Punkte hervor: Zunächst einmal setze die Eucharistie Dankbarkeit voraus. „In einem Kontext extremer Armut wie dem von Madagaskar scheint es ein Traum zu sein, von kostenlosem Geben zu sprechen! Aber Jesus lehrt uns, bis zur völligen Selbsthingabe zu geben“. Wichtig sei auch die Bedeutung des Opfers: „enn die Eucharistie ist ein Opfer“.

Der Kongress, der in diesem Jahr mit dem hundertjährigen Bestehen der „Eucharistischen Jugendbewegung“ zusammenfiel, war ein wichtiger Moment der Glaubensbildung, nicht nur für die 30.000 Pilger, die daran teilnahmen, sondern auch für die gesamte katholische Kirche in Madagaskars dank der Katechesen und Meditationen, die über die sozialen Netzwerke und das katholische Radio verbreitet wurden.

(Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz: “Nigeria sitzt auf einer Zeitbombe”

 

Abuja (Fides) - „Nigeria sitzt auf einer Zeitbombe“, warnt der Vorsitzend der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria (CBCN) und Erzbischof von Owerri, Lucius Ugorji, in seiner Eröffnungsrede zur Vollversammlung der CBCN in Auchi im Bundesstaat Edo.

In Bezug auf die jüngsten Proteste von Jugendlichen gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Bola Tinubu sagte Bischof Ugorji, er rechne mit weiteren Demonstrationen, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, um ihre Forderungen zu erfüllen. „Solange die Nation von Armut, Leid und Korruption geplagt wird und die Zukunft der Jugend in unserem Land düster bleibt, werden wir weiterhin Proteste erleben“, bekräftigt der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Erzbischof auch die Reaktion der Bundesregierung und insbesondere „einige Regierungsbeamte, die, anstatt sich mit dem Übel zu befassen, damit beschäftigt sind, den Schwarzen Peter weiterzureichen und einen Sündenbock zu suchen“. „Wir sitzen in der Tat auf einer tickenden Zeitbombe, da die Sicherheitskräfte versuchen, Protestteilnehmer und ihre Unterstützer mit erfundenen Anschuldigungen zu unterdrücken“, warnte er. „Dies lässt befürchten, dass sie versuchen, den Bürgern ihre demokratischen Rechte und Freiheiten zu nehmen… oder den Eindruck zu erwecken, dass im Land alles in Ordnung ist und dass es wirklich keinen Grund zum Protest gibt. Dies ist wahnhaft und zu verurteilen“. Erzbischof Ugorji forderte Präsident Tinubu deshalb auf, seine Wirtschaftspolitik zu überdenken und betonte, dass die Nigerianer unter ihr leiden.

Die Protestbewegung #EndBadGovernance hatte vom 1. bis 10. August zu zehntägigen Demonstrationen und Streiks in ganz Nigeria aufgerufen. Die Proteste arteten in Gewalt aus, da sowohl kriminelle Elemente unter die friedlichen Demonstranten eingedrungen waren als auch das brutale Vorgehen der Polizei, das zum Tod von mindestens zwanzig Menschen und zur Verhaftung von mehr als tausend Demonstranten führte. Die größte Gewalt war in den nördlichen Bundesstaaten zu verzeichnen. In Kano, wo die Polizei 873 Verdächtige festnahm, griffen als Demonstranten verkleidete Schlägertrupps Regierungsbüros an, verwüsteten sie und plünderten Privateigentum.

Nach Angaben der nigerianischen Presse sind für Oktober neue Proteste geplant. Die Forderungen von #EndBadGovernance beschränken sich nicht nur auf die Wiederherstellung der Treibstoffsubventionen und die Behebung des exponentiellen Anstiegs der Preise für Grundbedürfnisse. Zu den Forderungen gehören auch ein Mindestlohn für Arbeitnehmer, Reformen der Polizei, die als korrupt und gewalttätig gilt, und der Justiz, die als ungerecht und ebenfalls bestechlich gilt.

(L.M.) (Fides 26/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Nach Entführung am 15. August: Zwanzig Studierende der Medizin sind frei

 

Abuja (Fides) - „Nach acht Tagen der Ungewissheit sind unsere 20 Studienkollegen wieder bei uns und ihren Familien“, heißt es in der Erklärung der Föderation der katholischen Medizin- und Zahnmedizinstudierenden (FECAMDS), die die Freilassung der 20 Mitglieder der Föderation bekannt gab, die am 15. August entführt worden waren.

Die Studierenden wurden am 23. August in den Wäldern von Ntunkon im Bundesstaat Benue befreit. Die FECAMDS dankt denjenigen, die für die Geiseln und gebetet haben und den Polizeibehörden und betont, dass „wir als katholische Medizinstudenten uns verpflichtet haben, der Menschheit mit Mitgefühl, Hingabe und Empathie zu dienen. Trotz unseres Engagements für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung ist das Gesundheitspersonal weiterhin Gewalt ausgesetzt, wie die aktuellen Fälle von Ärzteentführungen zeigen. Wir fordern die Regierung und das Land auf, den Wert unseres Beitrags anzuerkennen und für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen zu sorgen“.

Die Studierenden wurden am 15. August im Bundesstaat Benue im Osten Zentralnigerias entführt, als sie auf dem Weg zum jährlichen Kongress der FECAMDS waren.

(L.M.) (Fides 26/8/2024)

 

ASIEN/PAKISTAN - Ein Jahr nach der Gewalt gegen Christen in Jaranwala: Gerechtigkeit dringend notwendig

 

Lahore (Fides) - Regierungsvertreter, zivilgesellschaftliche Organisationen und Mitglieder der christlichen Glaubensgemeinschaft erinnerten an den ersten Jahrestag der Gewalt, zu der es am 16. August 2023 in Jaranwala, einer Stadt im pakistanischen Punjab, gekommen war. Nach dem Vorwurf der angeblichen Blasphemie gegen einen örtlichen Christen wurden mehr als fünfundzwanzig Kirchen und Hunderte von christlichen Häusern geplündert und in Brand gesteckt, wodurch Hunderte von Familien ihres gesamten Besitzes beraubt wurden. Die in Lahore ansässige „Cecil & Iris Chaudhry Foundation“, die sich für die Unterstützung der betroffenen Familien einsetzt, erinnert daran, dass „ein Jahr nach den tragischen Ereignissen noch immer keine Gerechtigkeit herrscht“.

Bei einem von der Stiftung in Lahore organisierten Treffen zum Gedenken an die Gewalt erörterten die Experten verschiedene Fragen, darunter auch die Umsetzung des Artikel 10 der Verfassung, der allen Bürgern ein ordnungsgemäßes Verfahren garantiert, und Artikel 25, der die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz festschreibt, sowie Artikel 36, der den Schutz der Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan garantiert.

Auch Vertreter verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen äußerten ihre Besorgnis über den wachsenden Extremismus und wiesen erneut auf die Verantwortung des Staates hin, gefährdete Teile der Gesellschaft zu schützen.

Bei dem Treffen sprachen auch Opfern aus Jaranwala über ihre Erfahrungen, die infolge der Anschläge weiterhin unter sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Diskriminierung leiden. Ein sehr wichtiger Faktor sind psychische Schäden und Traumata, die nur selten berücksichtigt werden. Ein Experte für psychische Gesundheit gab Einblicke in die Auswirkungen solcher Vorfälle auf gefährdete Gruppen, insbesondere Frauen und Kinder, und erörterte Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Herausforderungen, um den Glauben an die Menschheit wiederherzustellen und den Opfern zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Die Teilnehmer forderten dringende Maßnahmen und erörterten mögliche Lösungen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, und forderten gemeinsam Gerechtigkeit für die Opfer von Jaranwala.

Die Katholikin Michelle Chaudhry, Präsidentin der Cecil & Iris Chaudhry Foundation (CICF), sagte: „Ein Jahr nach der Gewalt leiden die Menschen in Jaranwala immer noch. An jenem unglückseligen Tag in Jaranwala verbrannten sie nicht nur Häuser und Kirchen, sondern auch die Grundsätze der Menschlichkeit, Hoffnung, Vertrauen und Träume. Sie verbrannten Ali Jinnahs Pakistan und keiner der Täter wurde vor Gericht gestellt. Es ist klar, dass der Staat beim Schutz der christlichen Familien von Jaranwala versagt hat. Es ist an der Zeit, dass die Behörden ihre Aufgabe wahrnehmen, das Leben und das Eigentum aller Bürger zu schützen, unabhängig von ihrem Glauben. Die Verantwortlichen für diese wahnsinnigen Gewalttaten müssen nach dem Gesetz verurteilt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass dies so weitergeht; die Straflosigkeit angesichts der Gewalt in Pakistan muss ein Ende haben“.

„Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um all unseren Freunden in Pakistan und auf der ganzen Welt zu danken: Ihre Großzügigkeit hat es uns ermöglicht, den traumatisierten Familien von Jaranwala jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen“, fügte Michelle Chaudhry hinzu und bekräftigte, dass sich ihre Organisation weiterhin für den Kampf gegen Ungerechtigkeit, religiöse Intoleranz und Gewalt gegen die Unterdrückten in der Gesellschaft einsetzt.

(PA) (Fides 26/8/2024)

 

VATIKAN/ANGELUS - Ukraine: „Die Kirchen dürfen nicht angetastet werden“

 

Von Fabio Beretta

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wenn ich an die Gesetze denke, die kürzlich in der Ukraine verabschiedet wurden, kommen mir Ängste um die Freiheit all jener, die beten“, so Papst Franziskus am Ende des sonntäglichen Angelusgebets. Die Gedanken von Papst Franziskus gingen, wie immer in den letzten zwei Jahren, an die Grenzen Europas, wo der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weitergeht.

Diesmal richten sich die Worte des Papstes jedoch an die ukrainischen Gesetzgeber: Das ukrainische Parlament, hatte in zweiter Lesung den Gesetzesentwurf „Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung im Bereich der Tätigkeit religiöser Organisationen“ beschlossen, der die Tätigkeit von „mit Russland verbundenen religiösen Organisationen in der Ukraine“ verbietet, wobei im Text ausdrücklich auf die Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche Bezug genommen wird.

Für das ukrainische Parlament heißt das konkret: „Da die Russisch-Orthodoxe Kirche eine ideologische Fortsetzung des Regimes des Aggressorstaates ist und sich an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, die im Namen der Russischen Föderation und der Ideologie der ‚russischen Welt‘ begangen werden, sind die Aktivitäten der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine verboten“.

Doch für den Bischof von Rom löst dieses Dekret „Ängste um die Freiheit all jener, die beten“ aus. „Wer betet“, fügte der Papst hinzu, “betet immer für alle. Wer betet, tut nichts Böses. Wenn jemand Vebrechen gegen sein Volk begeht, ist er diesbezüglich schuldig, aber man kann nicht Böses getan haben, weil man gebetet hat".

„Lasst diejenigen, die beten wollen, in der Kirche beten, die sie für ihre Kirche halten. Bitte lasst keine christliche Kirche direkt oder indirekt abgeschafft werden. Die Kirchen dürfen nicht angetastet werden“,

„Also lasse man alle, die beten wollen beten, und zwar gemäß der Kirche, die sie als die ihre sehen. Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden: Die Kirchen sind unantastbar!", mahnt Papst Franziskus.

Der Papst brachte auch seine Verbundenheit mit dem „geliebten Volk von Nicaragua“ zum Ausdruck. Viele Priester wurden ins Exil verbannt, katholische Vereinigungen wurden unterdrückt, und erst vor wenigen Tagen wurde eine Steuer auf Almosen und Spenden der Gläubigen eingeführt: „Ich ermutige euch, eure Hoffnung in Jesus zu erneuern“, so das Oberhaupt der katholischen Kirche. „Denkt daran, dass der Heilige Geist die Geschichte immer gemäß seiner höheren Pläne lenkt. Möge die unbefleckte Jungfrau euch in den Momenten der Prüfung schützen und ihre mütterliche Zärtlichkeit spüren lassen. Die Muttergottes begleite das geliebte nicaraguanische Volk."

Beide Appelle folgen auf den üblichen Kommentar zum Abschnitt des Sonntagsevangeliums, der sich diesmal auf die berühmte Antwort des Petrus, der zu Jesus sagt: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“. Papst Franziskus nennt dies „einen schönen Ausdruck, der von der Freundschaft und dem Vertrauen zeugt, die ihn und die anderen Jünger mit Christus verbinden“.

Die Zwölf „haben ihn predigen hören, sie haben die Wunder gesehen, die er gewirkt hat, und sie teilen auch weiter mit ihm die Momente des öffentlichen Lebens und die Vertrautheit des Alltags“ auch wenn sie nicht immer verstehen, „was der Meister sagt und tut; manchmal fällt es ihnen schwer, die Paradoxien seiner Liebe und die extremen Forderungen seiner Barmherzigkeit zu akzeptieren, ganz zu schweigen von der Radikalität seiner Art und Weise, sich allen zu schenken“.

Und doch, so der Bischof von Rom, „haben Petrus und die anderen Apostel unter den vielen Lehrmeistern jener Zeit nur in ihm die Antwort auf den sie beseelenden Durst nach Leben, Freude und Liebe gefunden. Nur er hat sie die Fülle des Lebens finden lassen, nach der sie suchten – über die Grenzen der Sünde, ja sogar des Todes hinaus. Und das ist der Grund, warum sie nicht weggehen: Im Gegenteil, alle bis auf einen werden trotz vieler Momente der Schwäche und Zeiten der Reue bis zum Ende bei ihm bleiben“.

Und das gelte auch für uns: „Auch für uns ist es nicht leicht, dem Herrn nachzufolgen, seine Handlungsweise zu verstehen, uns seine Kriterien, sein Beispiel zu eigen zu machen. Das ist nicht leicht für uns. Doch je näher wir ihm sind – je mehr wir uns sein Evangelium zu Herzen nehmen, seine Gnade in den Sakramenten empfangen, im Gebet seine Nähe suchen, ihn in Demut und Nächstenliebe nachahmen – desto mehr erfahren wir, wie schön es ist, ihn zum Freund zu haben; und erkennen, dass er allein „Worte des ewigen Lebens“ hat.

(Fides 25/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Staat und Religion in Indonesien: die Rolle des Glaubens im öffentlichen Leben

 

Jakarta (Fides) - Indonesien ist keine Theokratie, aber auch kein säkularer Staat: Es ist, wie die Indonesier zu sagen pflegen, „ein Mittelweg“, d.h. ein Staat, der der Religion im öffentlichen Leben eine entscheidende Rolle zuerkennt und sie als wichtigen Faktor im Leben der Zivilgesellschaft betrachtet. Das bedeutet weder, dass der Staat religiöse Macht hat, noch dass er sich in das Leben der Religionsgemeinschaften einmischt oder diese kontrolliert; aber es bedeutet, dass der Staat als Garant für „religiöse Mäßigung“ und Harmonie zwischen den Religionen steht und handelt.

In der Architektur der Nation wurde die Möglichkeit einer islamischen Theokratie oder die Wahl einer einzigen „Staatsreligion“ erwogen und 1945, am Vorabend der Unabhängigkeitserklärung Indonesiens, aus der später die Verfassung hervorgehen sollte, mit der Befreiung von der niederländischen Kolonialherrschaft ad acta gelegt.

In der Arbeitsgruppe, die die „Charta der Fünf Prinzipien“ (Pancasila) ausarbeitete und in der „Kommission der Neun Repräsentanten“ - die sich aus Vertretern der nationalistischen und der islamischen Bewegung zusammensetzte - wurde festgestellt, dass „die Schaffung eines islamischen Staates in Indonesien bedeuten würde, dass kein Einheitsstaat geschaffen wird (...) dann wird sicherlich das Problem der Minderheiten auftauchen, das Problem der kleinen religiösen Gruppen, die sich nicht in den Staat eingebunden fühlen werden. Daher stimmen die Ideale eines islamischen Staates nicht mit den Idealen eines Einheitsstaates überein, auf den wir alle so sehr gewartet haben“. Andererseits wurde betont, dass „ein einheitlicher Nationalstaat nicht gleichbedeutend ist mit einem Staat mit nicht-religiösem Charakter“ und dass man einen „einheitlichen Nationalstaat mit einer hohen moralischen Grundlage“ schaffen wolle.

Dies führte zu der in der „Charta von Jakarta“ zum Ausdruck gebrachten Übereinkunft, die den Kompromiss der „Pancasila“ formulierte und das Element der Religion in die fünf Grundsätze aufnahm, die den Staat und das zivile Zusammenleben untermauern: Glaube an den einen Gott, Menschlichkeit, Einheit, weisheitsgeleitete Demokratie und soziale Gerechtigkeit.

Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947 hat sich auf dem indonesischen Archipel das Bewusstsein durchgesetzt, dass der Staat sich um die Religion, ein grundlegendes Element des sozialen und kulturellen Lebens, kümmern sollte. Aus diesem Grund wurde in der ersten Regierung nach der Unabhängigkeit ein Ministerium für religiöse Angelegenheiten geschaffen, dessen Abteilungen (heute Direktionen) sich mit dem Islam, dem Katholizismus, dem Protestantismus, dem Hinduismus, dem Buddhismus und dem Konfuzianismus, den sechs offiziell anerkannten Religionen, befassen. Diese erhalten, wie es in Artikel 29 Absatz 2 der Verfassung heißt, „Unterstützung und Sicherheit“. Das bedeutet nicht, dass andere Religionen (Judentum, Zoroastrismus, Shintoismus, Taoismus) im Land verboten sind: Sie genießen Garantien und können sich frei entwickeln, solange sie nicht gegen bestehende Gesetze und Vorschriften verstoßen.

Die sechs Generaldirektionen des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten sind als staatliche Dienstleistungen für die Bürger konzipiert und sollen alle Religionsgemeinschaften unterstützen. Jede Generaldirektion ist auch für den Religionsunterricht zuständig: Sie organisiert und beaufsichtigt direkt die Bildungseinrichtungen, die als „staatliche religiöse Einrichtungen“ bezeichnet werden, eine Formulierung, die in der indonesischen Vision keinen Widerspruch darstellt. Dieses Engagement wird in der Tat als entscheidend angesehen, um die Vision von Mäßigung und Harmonie zwischen den Religionen zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang verfügt das Ministerium für religiöse Angelegenheiten über ein grundlegendes strategisches Programm zur Gewährleistung und Förderung der „religiösen Mäßigung“ in Indonesien, ein Ansatz, der als grundlegende Haltung und Verhaltensweise der indonesischen Gesellschaft angesehen wird

In Indonesien erkennt der Staat durch verschiedene Dekrete die katholische Kirche und ihre Einrichtungen als „religiöse Rechtspersönlichkeiten“ an.

(PA) (Fides 24/8/2024)

 

ASIEN/VIETNAM - Weihbischof der Diözese Xuân Lôc ernannt

 

Vatikanstadt (Fides) – Papst Franziskus hat den bisherigen Generalvikar derselben Dözese und Dozent am Priesterseminar St. Joseph, Pfarrer Dominic Nguyên Tuan Anh, zum Weihbischof der Diözese Xuân Lôc (Vietnam) ernannt und ihm den Titularsitz Timida regia verliehen.

Bischof Dominic Nguyên Tuan Anh wurde am 9. April 1972 in Tam Hiệp (Diözese Xuân Lôc) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie am Priesterseminar St. Joseph in Thành-Phô Hô Chí Minh. Am 30. September 2005 wurde er zum Priester geweiht und in die Diözese Xuân Lôc inkardiniert.

Danach hatte er folgende Ämter inne und absolvierte weitere Studien: Kanonisches Lizenziat in Moraltheologie am Institut Catholique de Paris, Frankreich (2006-2013); Dozent am St. Joseph Major Seminar, Xuân Lôc (2013-2015); Studium der Moraltheologie an der Manila University, Philippinen (2015-2020); seit 2021 Generalvikar der Diözese Xuân Lôc und Dozent am St. Joseph Major Seminar.

(Fides 24/8/2024)

 

VATIKAN - Schwester Inês Paulo Albino ist neue Generalsektetärin des Papstlichen Kindermissionswerks

 

Vatikanstadt (Fides) – Papst Franziskus hat Schwester Inês Paulo Albino (ASC), Generalrätin der Anbetungsschwestern vom Blut Christi zur Generalsekretärin des Päpstlichen Kindermissionswerks ernannt.

Schwester Inês Paulo Albino wurde am 25. April 1969 in Bula (Guinea-Bissau) geboren und legte am 14. September 1997 ihre ewigen Gelübde im Institut der Anbetungsschwestern vom Blut Christi (Sorores Asoratrices Pretiossimi Sanguinis, ASC) ab. Sie hat ein kanonisches Lizenziat in Bibeltheologie von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zuvor war sie Pastoralreferentin in der Pfarrei Santa Maria de Mattias in Ingoré und Nationaldirektorin der Päpstlichen Missionswerke in Guinea-Bissau und hat in den Bereichen Evangelisierung, Katechese, Bildung und Jugendapostolat gearbeitet. Seit 2022 ist sie Generalrätin und Schatzmeisterin der italienischen Region ihres Ordensinstituts.

Schwester Ines Paulo Albino tritt im Amt als Generalsekretärin des Kindermissionswerks die Nachfolge von Schwester Roberta Tremarelli an, die das Werk sieben Jahre lang, von 2017 bis 2024, als Generalsekretärin geleitet hat.

 

(Fides 24/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 26.08.2024

ASIEN/INDONESIEN - Minister für religiöse Angelegenheiten: „Unterschiede in der Beziehung zu Gott sind kein Grund zum Streit: Das lehren wir in unseren Schulen“

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) – Ein Gemälde nimmt eine ganze Wand im Büro des Ministers für religiöse Angelegenheiten im Gebäude seines Ministeriums im Zentrum Jakartas ein. Das große Gemälde zeigt den ersten Präsidenten der Republik Indonesien, Sukarno, der einen verwundeten Kriegshelden in seinen Armen trägt. Der Gerettete ist Christ, wie man an dem Rosenkranz erkennen kann, den er um den Hals trägt. Im Hintergrund sind eine Moschee und eine Kirche zu sehen, die symbolisieren, dass „Indonesien die Heimat aller Religionen ist“, erklärt Yaqut Cholil Qoumas, auch bekannt als „Gus Yaqut“, der im Dezember 2020 von Präsident Joko Widodo zum 24. Minister für religiöse Angelegenheiten ernannt wurde. Der 49-jährige Politiker und islamische Religionsführer ist in der indonesischen islamischen Vereinigung Nahdlatul Ulama (NU) aufgewachsen und ausgebildet worden und leitete in der Vergangenheit deren Jugendorganisation „GP Ansor“, der rund 7 Millionen junge Muslime angehören. Im Vorfeld des bevorstehenden Besuchs von Papst Franziskus in Indonesien beantwortete Minister Yaqut Cholil Qoumas im Gespräch mit Fides einige Fragen.

 

 

Herr Gus Yaqut, können Sie den Auftrag des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten erläutern?

 

Das Ministerium hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle religiösen Menschen in Indonesien ihren Glauben frei ausüben können. Indonesien erkennt sechs Hauptreligionen an (Islam, Katholizismus, protestantisch geprägtes Christentum, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus), und allen Gläubigen muss die Möglichkeit garantiert werden, sich ohne Probleme zu ihrem Glauben zu bekennen und ein freies und unabhängiges religiöses Leben zu führen. Darüber hinaus hat das Ministerium auch die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es keine Fehlentwicklungen oder Abweichungen gibt, denn die Grundannahme ist, je frommer ein Mensch ist, desto leichter wird er verstehen, dass Unterschiede akzeptiert werden müssen. Wir verfolgen diesen Ansatz in vielerlei Hinsicht, zunächst durch Bildung: Eine der Aufgaben des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten ist es nämlich auch, Religionsunterricht zu gewährleisten. Mit einer angemessenen religiösen Bildung werden die Religionsgemeinschaften ihre eigene Religion immer besser verstehen. Das Ministerium steht im Dienste aller Indonesier und arbeitet eng mit den Einrichtungen der einzelnen Religionsgemeinschaften zusammen. Innerhalb des Ministeriums gibt es für jede der anerkannten Religionen eine Generaldirektion, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Vision und der Auftrag des Ministeriums bei der jeweiligen Gemeinschaft ankommen, und dies ständig zu überwachen.

 

 

Können Sie Beispiele für Ihr Engagement im Bildungsbereich nennen?

 

Ich möchte die in Indonesien existierenden Bildungseinrichtungen erwähnen, die wir „Pesantren“ nennen, d. h. islamische Internatsschulen. Es gibt etwa 40 Tausend islamische Internatsschulen in Indonesien. Mit ihnen unterstützen wir einen Islam, der es auch anderen Religionen leichter macht. Für den Hinduismus gibt es beispielsweise ein spezielles Bildungsinstitut namens „Pasraman“, das lehrt, wie man den Hinduismus richtig versteht und wie man mit den Angehörigen anderer Religionen friedlich zusammenlebt. In den katholischen Schulen wird dasselbe gelehrt, nämlich dass, auch wenn es Unterschiede in der Beziehung zwischen einem Menschen und Gott gibt, trotzdem kein Grund für einen Konflikt mit dem anderen besteht. Der Buddhismus und der Konfuzianismus tun dasselbe: So profitieren wir alle davon, denn in Indonesien hat jede dieser Religionen ihre eigenen Merkmale, aber das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Vision stimmen überein, nämlich eine moderate Denkweise und Harmonie.

 

 

Welches besondere Profil hat der indonesische Islam und was ist mit „Nusantara Islam“ gemeint?

 

„Islam Nusantara“ bedeutet „Islam des Archipels“ und ist ein Konzept, das von der größten islamischen Organisation der Welt, der Nahdlatul Ulama, mit mehr als 100 Millionen Mitgliedern entwickelt wurde. Da ich Mitglied bin, werde ich versuchen, eine Antwort zu geben: Was ich sagen kann, ist, dass der Islam des indonesischen Archipels weder ein neuer Islam noch eine Denkschule innerhalb des Islam ist. Aber es ist ein Islam, der sich verbreitet hat, indem er sich an die lokale Kultur angepasst hat und zu einem spezifischen indonesischen Islam geworden ist: Er respektiert die lokale Kultur, die existierte, bevor der Islam nach Indonesien kam, und er folgt unserem Propheten Mohammed, der nicht gesandt wurde, um eine neue lokale Tradition zu schaffen, sondern, wie er sagte, um das zu vervollkommnen, was in der lokalen Kultur bereits vorhanden ist. Mit der Bezeichnung „Islam Nusantara“ ist gemeint, dass der Islam nicht gekommen ist, um die bestehenden lokalen Traditionen zu verbannen, sondern dass diese bestehenden lokalen Traditionen mit dem Islam kombiniert und verschmolzen wurden, so dass sie nicht miteinander in Konflikt geraten.

 

Ähnlich sieht es mit der Verbreitung des Christentums in Indonesien aus...

 

Ja, das war auch bei der Verbreitung des katholischen Glaubens der Fall: Unsere katholischen Brüder und Schwestern in Indonesien sprechen von „Inkulturation“ und erklären damit, dass der katholische Glaube durch die Durchdringung mit der lokalen Kultur von der indonesischen Bevölkerung leicht akzeptiert wurde. Ich glaube, dass es Ähnlichkeiten in der historischen und soziokulturellen Dynamik gibt, und vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die Beziehungen zwischen Muslimen und Katholiken in Indonesien heute sehr gut sind und von Nähe, Verständnis, Zusammenarbeit und Einheit geprägt sind.

 

Wird das Thema des interreligiösen Dialogs und des Zusammenlebens auch im Mittelpunkt des Besuchs von Papst Franziskus in Indonesien stehen?

 

Die Vision von „Nusantara Islam“, die - soweit ich sehe - vom Papst und den katholischen Religionsvertretern geteilt wird, ist folgende: Diejenigen, die sich zu einer anderen Religion als der unseren bekennen, sind unsere Brüder und Schwestern, wir sind Geschwister in der Menschheit. Auf dieser Grundlage wird die Beziehung zwischen „Nusantara Islam“ und unseren katholischen Brüdern und Schwestern in Indonesien gestärkt. Als bekannt wurde, dass der Papst nach Indonesien kommen würde, freuten sich daher auch die muslimischen Gläubigen, denn wir teilen dieselben Visionen und Werte. Ich muss sagen, dass die Beziehungen zur katholischen Kirche recht eng sind: In den vergangenen Jahren haben mehrmals Delegationen indonesischer muslimischer Religionsvertreter den Vatikan besucht. Zweimal habe ich selbst an einem solchen Besuch teilgenommen, und beim letzten Mal wurden wir vom Papst persönlich empfangen und konnten ein Dokument zur Unterstützung der Erklärung von Abu Dhabi über die Brüderlichkeit der Menschen überreichen, das vom Papst und dem Großimam von Al-Azhar unterzeichnet wurde: Wir teilen die Sehnsucht, eine Friedensbotschaft in die Welt zu senden und zum Frieden aufzurufen.

 

 

Auch der Großimam der Al Azhar hat in diesem Jahr Indonesien besucht…

 

Im Juli kam Scheich Ahmed al Tayyeb zu einem Besuch nach Indonesien, wir hatten herzliche Begegnungen und einen Dialog mit den indonesischen Katholiken. Und jetzt, nach so kurzer Zeit, ist es für uns Indonesier sicherlich eine Ehre und ein Stolz, den Papst zu begrüßen: Wir werden bei dem Treffen mit dem Papst und den religiösen Führern anwesend sein, das ist ein Impuls, der nicht verschwendet werden darf. Der indonesische Präsident Joko Widodo, der den Papst auch als Staatsoberhaupt begrüßen wird, wollte von Anfang an betonen, dass der Besuch ein Symbol der Freundschaft und des Dialogs zwischen den Religionsgemeinschaften ist, und wies darauf hin, dass er die bilateralen Beziehungen zwischen Indonesien und dem Vatikan weiter stärken wird.

Dies ist auch ein günstiger Moment für die gesamte indonesische Nation, um Indonesien zu einer Art „Barometer“ für ein harmonisches und friedliches religiöses Zusammenleben zu machen. Die Anwesenheit des Papstes hier ist also eine Art Anerkennung für das Leben und die Beziehungen zwischen den Religionen in Indonesien, die unter dem Banner der Koexistenz und der Toleranz gelebt werden, trotz aller Unterschiede, die es gibt. Wir glauben, dass dies für viele eine Inspiration sein kann.

 

 

Was wünschen Sie sich für den Besuch des Papstes, als Vertreter der Regierung und als gläubiger Mensch?

 

Wir hoffen, dass der Besuch des Papstes dazu dienen wird, in diesem Teil der Welt und auch auf universeller Ebene zu zeigen, was die Religion immer lehrt, nämlich das Mitgefühl mit dem Nächsten. Alle Menschen sind unterschiedlich geschaffen, ich denke, das ist Gottes Wille, und Gott lehrt immer das Mitgefühl mit anderen Menschen. Gott hat uns unterschiedlich geschaffen, nicht gleich, aber er will, dass wir vereint und solidarisch miteinander sind, dass wir einander respektieren und einander lieben. Liebe und Barmherzigkeit sind die Schlüsselwörter: Wir wollen betonen, dass wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen mit Liebe und Mitgefühl leben und pflegen. Die indonesische Nation übersetzt und drückt all dies in dem Motto „Einheit in Vielfalt“ aus, das auf die gesamte Menschheit ausgedehnt werden kann.

 

(Fides 24/8/2024)


Jahrestag des Völkermords an den Rohingya (25.08.)

Eskalierende Gewalt gegen Rohingya – Bundesregierung muss sich für Ende der Straflosigkeit einsetzen

24.08.2024

 

(Göttingen/gfbv) - Zum siebten Jahrestag des Völkermordes an den Rohingya (25.08.2017) fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein wirksameres Eintreten der internationalen Gemeinschaft und der deutschen Bundesregierung gegen die eskalierende Gewalt gegen Rohingya und andere ethnische Minderheiten in Myanmar. „Der Völkermord gegen die Rohingya dauert an. In ihrer Heimat Rakhine-Staat sind die Rohingya noch immer im Kreuzfeuer zwischen dem myanmarischen Militär und der Rebellenarmee Arakan Army. Dabei begehen beide Seiten Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. 

Tausende Rohingya fliehen aufgrund der aktuellen Angriffe aus Myanmar – doch auch auf der Flucht werden sie gezielt angegriffen. Es gibt Berichte über Massaker und Vergewaltigungen. „Seit dem Militärputsch im Jahr 2021 hat die Tragödie der Rohingya apokalyptische Ausmaße angenommen. Trotzdem gab es von den Vereinten Nationen, der EU und dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) keine wirksame Reaktion, um die Fortsetzung des Völkermordes zu verhindern.“

„Wir appellieren an die Bundesregierung, sich für einen Verweis der Situation in Myanmar an den Internationalen Strafgerichtshof durch den UN-Sicherheitsrat einzusetzen, um die Straflosigkeit des Militärs zu beenden“, fordert Causevic. „Die Beweise für die Verbrechen des Militärs gegen Rohingya und andere Minderheiten in Myanmar sind überwältigend. Bis heute musste sich niemand für den Völkermord an den Rohingya oder die Gräueltaten gegen andere ethnische Gruppen im Land verantworten.“ Die aktuellen Ermittlungen des IStGH konzentrieren sich ausschließlich auf Verbrechen, die in Bangladesch verübt wurden, da Myanmar kein Vertragsstaat des Römischen Statuts ist und sich dem IStGH gegenüber nicht kooperativ zeigt. „Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass die Ermittlungen ausgeweitet und auch die aktuellen Gewalttaten berücksichtigt werden“, fordert Causevic.

„Insbesondere die Zunahme der Gewalt gegen Kinder ist alarmierend. Die Verantwortlichen müssen für diese Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Causevic. Insgesamt wurden von den Vereinten Nationen im vergangenen Jahr in Myanmar 2.800 schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder registriert. Das Militär in Myanmar rekrutiert zudem immer mehr Minderjährige – mehr als 1000 Fälle sind im aktuellen Bericht des UN-Generalsekretärs zu Kindern in bewaffneten Konflikten dokumentiert. „Wir fordern die Bundesregierung dazu auf, ihren Einsatz zum Schutz von Kindern zu intensivieren. Als ersten Schritt sollte die Bundesregierung eine aktuelle Stellungnahme zur Gewalt gegen Kinder in Myanmar vorlegen“, fordert Causevic. 

In den Jahren 2016 und 2017 führte das Militär Myanmars Angriffe auf Rohingya im Rakhine-Staat durch, bei denen Tausende starben und mehr als 700.000 Rohingya nach Bangladesch vertrieben wurden. Fast eine Million Rohingya-Flüchtlinge leben laut Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe aktuell in Bangladesch, insgesamt sind rund 1,3 Millionen Menschen aus Myanmar in die Nachbarländer geflohen. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) läuft seit 2019 ein von Gambia initiiertes Völkermord-Verfahren gegen Myanmar. Die Bundesregierung ist diesem Völkermordverfahren 2023 beigetreten. Der IStGH hat im Jahr 2018 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. 

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 24.08.2024

AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Trotz Verstößen gegen die Waffenruhe in Nord Kivu: Angola will weiter vermitteln

 

Kinshasa (Fides) - Der am 4. August in Kraft getretene Waffenstillstand in Nord-Kivu (im Osten der Demokratischen Republik Kongo) ist verletzt worden (vgl. Fides 8/8/2024). Das von Angola ausgehandelte Abkommen sieht einen Waffenstillstand zwischen den kongolesischen Streitkräften (FARDC) und den mit ihnen verbündeten lokalen Milizen einerseits und der von der ruandischen Armee unterstützten Guerillabewegung M23 andererseits vor.

Am 20. August übernahmen die M23 nach Zusammenstößen mit Wazalendo-Milizionären (Verbündete der FARDC) im Gebiet Lubero die Kontrolle über einige Dörfer und Ortschaften. Am folgenden Tag wurden Kämpfe in anderen Ortschaften der nordöstlichen kongolesischen Provinz gemeldet.

Nach Angaben der lokalen Zivilgesellschaft nutzten die Kämpfer der M23 und die ruandische Armee die relative Ruhe, um ihre Stellungen im Gebiet von Rutshuru zu verstärken und im Hinblick auf eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten neue Waffen und Verstärkungen in das Gebiet zu bringen.

Andererseits appellierte der zuständige Verwaltungschef der Region Lubero, Alain Kiwewa, am 15. August an die bewaffneten Gruppen in dem Gebiet, sich der FARDC anzuschließen, um dem Vormarsch der M23-Milizen entgegenzuwirken. Der Aufruf richtete sich vor allem an andere bewaffnete Gruppen als die M23, die ebenfalls weiterhin mit der regulären Armee aneinandergeraten. In Nord-Kivu sind mehrere Dutzend große und kleine bewaffnete Gruppen aktiv, von denen einige mit der FARDC, andere wiederum mit der M23 verbündet sind, während wieder andere in einem sich ständig verändernden Mosaik von Zusammenstößen und Allianzen agieren. So haben die Nande- und Hutu-Gemeinschaften, die sich seit Jahren bekämpfen, erst in den letzten Tagen ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich gegenseitig Vergebung anbieten. Ein Zeichen der Hoffnung in einer Provinz, die seit mehr als 30 Jahren von Gewalt und Instabilität geprägt ist.

Hauptleidtragende ist die Zivilbevölkerung, an deren Situation Papst Franziskus erst vor kurzem bei der Generalaudienz am Mittwoch, 21. August, erinnert hat (vgl. Fides 21/8/2024). Es wird auch befürchtet, dass die M23-Bewegung auf Goma, die Hauptstadt von Nord-Kivu, marschieren könnte, wo mehr als 2 Millionen Menschen, darunter Einwohner und Binnenflüchtlinge, unter prekären Bedingungen leben. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass die Stadtverwaltung von Goma am 20. August eine systematische Fahrzeugkontrolle auf den Hauptverkehrsadern der Stadt anordnete, um der Sorge über ein mögliches Eindringen von Bewaffneten zu begegnen.

Der angolanische Präsident João Lourenço, der von der Afrikanischen Union mit der Vermittlung zwischen den kongolesischen Behörden, der M23 und der ruandischen Regierung beauftragt wurde, zeigte sich jedoch zuversichtlich, eine Einigung zu erzielen. Lourenço reiste am 11. und 12. August nach Kigali und Kinshasa, um den Präsidenten Paul Kagame und Félix Tshisekedi einen Vorschlag für ein Friedensabkommen zu unterbreiten. Am 21. August kündigte der angolanische Präsident in Luanda die Wiederaufnahme der „Verhandlungen über den konkreten Vorschlag für ein dauerhaftes und endgültiges Friedensabkommen für den Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo“ an.

(L.M.) (Fides 23/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Gemeinsam mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern warten wir auf Papst Franziskus: Interview mit dem Erzbischof von Jakarta Kardinal Ignatius Suharyo (Teil 2)

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Jedes Jahr, am islamischen Opferfest, schenkt die katholische Gemeinde in Jakarta der muslimischen Gemeinde eine Kuh. Und der Imam der großen Moschee teilt allen mit, dass es sich um ein Geschenk handelt, das „von unseren Brüdern und Schwestern kommt“. Dies ist eines der Details, die der indonesische Kardinal Ignatius Suharyo erzählt, um zu umschreiben, was er „die Seele Indonesiens“ nennt.

Im zweiten Teil des Interviews, das der Kardinal Fides gegeben hat, geht der Kardinalerzbischof von Jakarta von der Alltäglichkeit aus, die von den katholischen Gemeinden gelebt wird, die sich zur Zeit auf den Besuch von Papst Franziskus vorbereiten, und hält lange inne, um das geschwisterliche Zusammenleben zwischen Gläubigen verschiedener Religionen als „genetisches Merkmal“ des bevölkerungsreichsten Landes mit islamischer Mehrheit in der Welt zu beschreiben.

 

Wie gestaltet sich das Alltagsleben der christlichen Glaubensgemeinschaft im indonesischen Kontext?

 

Ich kann mit gutem Gewissen über die Pfarreien der Erzdiözese Jakarta sprechen, in denen eine breite Beteiligung der Gläubigen am pastoralen Leben, an den Liturgien und an der karitativen Arbeit zu verzeichnen ist. Die Kirchen sind immer voll, auch mit Kindern und Jugendlichen. Das bewährte und gut funktionierende Modell ist das der kleinen Gemeinschaften - nach dem Vorbild der kirchlichen Basisgemeinschaften -, die wir in der lokalen Sprache „lingkungan“ nennen, ein Begriff, der „Kreis“ bedeutet und erstmals 1934 von Albert Soejapranata verwendet wurde. Es handelt sich um kleine Gemeinschaften christlicher Familien, die sich in verschiedenen Vierteln in ihren Wohnungen treffen, um gemeinsam die Bibel zu lesen und zu beten. Es ist das Modell einer „diffusen“, nicht zentralisierten Pfarrei, die in den Randgebieten gut funktioniert. Nach dem Prinzip der Synodalität bringen die Vertreter dieser Basisgemeinschaften dann ihre Erfahrungen und Bedürfnisse in die gesamte Gemeinde ein, sie sind „Salz der Erde, Sauerteig für die Massen, Licht der Welt“. Es ist ein Modell des kirchlichen Lebens, das vor allem auf der Insel Java verbreitet ist, und es ist das Modell, das unsere Kirche nach hundert Jahren zu dem gemacht hat, was sie heute ist: Ziel ist es dabei, eine Gemeinschaft im Sinne von „Gaudium et Spes“ zu sein, das heißt, eine Gemeinschaft, die in die Welt eintaucht, eine Gemeinschaft, die die Freuden, Hoffnungen, Mühen und Leiden der Menschen teilt.

 

Auch das Motto, das für den Blick des Papstes gewählt wurde, scheint darauf anzuspielen: „Glaube, Geschwisterlichkeit, Barmherzigkeit“.

 

Das Geschenk des Glaubens erzeugt Geschwisterlichkeit und Mitgefühl. Und Mitgefühl scheint ein besonderes Merkmal des indonesischen Volkes zu sein. Ich habe einen internationalen Bericht über den World Giving Index gelesen, der von der Charities Aid Foundation veröffentlicht wurde: Darin heißt es, dass der Spendenindex der indonesischen Bevölkerung im Zeitraum 2018-2023 weltweit an erster Stelle von 146 Nationen steht. Dieser Index misst die Großzügigkeit und die freiwilligen Spenden in verschiedenen Notsituationen oder Bedürfnissen auf internationaler Ebene. Ich erinnere daran, dass zur Zeit der Pandemie viele der für die Bedürftigen in allen Bereichen benötigten Mittel aus privaten Spenden und damit aus der Barmherzigkeit und Spendenbereitschaft aller Bürger stammten.

Wir Christen sind in besonderer Weise von der Barmherzigkeit Gottes beseelt: Denken Sie an die Gleichnisse des Evangeliums vom barmherzigen Vater und dem barmherzigen Samariter. Die Barmherzigkeit ist für uns auch ein Weg der Mission: Das sehen wir an den etwa 4.000 Erwachsenentaufen, die wir jedes Jahr in Jakarta registrieren, die ein großes Geschenk Gottes sind. Es sind Menschen, die vielleicht an einem katholischen Begräbnis teilnehmen oder in anderen Situationen mit uns in Kontakt kommen, und sie sind berührt von dem Gebet und vor allem von der Art und Weise, wie wir der Familie des Verstorbenen helfen, sie sind berührt von dem Zeugnis der Gemeinschaft, von der gegenseitigen Hilfe und Liebe, die sie zwischen den Mitgliedern der christlichen Gemeinschaft sehen. Durch dieses Zeugnis können neue Bekehrungen gedeihen.

 

Ist dieser Ansatz auch für das Verhältnis der Kirche zum Islam kennzeichnend?

 

Unsere Beziehungen zur islamischen Glaubensgemeinschaft sind wirklich gut. Und diese harmonische Beziehung besteht seit den Anfängen der Nation und hat sich bis heute erhalten. Das Symbol dieser Beziehung ist zum Beispiel in Jakarta der gleiche Standort der Kathedrale und der Istiq'lal-Moschee, die sich gegenüberstehen, um allen eine Botschaft des fruchtbaren Dialogs und der Harmonie zu vermitteln. Die Kathedrale wurde im frühen 20. Jahrhundert erbaut und die Moschee wurde absichtlich gegenüber errichtet. Sukarno, der Vater des Landes und erste Präsident, wollte die Moschee aus zwei Gründen an dieser Stelle errichten lassen: Zum einen stand auf dem Grundstück ein holländisches Festung, so dass die Erinnerung an den Kolonialismus verdrängt wurde, und zum anderen sollte die Präsenz von Kathedrale und Moschee auf dem großen Platz der Unabhängigkeit ein starkes Symbol für unsere religiöse Harmonie werden. Die jüngste Fertigstellung des „Tunnels der Geschwisterlichkeit“ - der von Präsident Joko Widodo gewünscht, restauriert und so benannt wurde - ist ein Symbol unserer Freundschaft, die immer deutlicher zum Ausdruck kommt. Als Erzbischof verbindet mich mit dem Imam der Moschee ein Band der Wertschätzung und Freundschaft.

Aber auch auf der Ebene der einfachen Leute sind die Beziehungen gut: Es herrscht eine Atmosphäre des Teilens und der Freundschaft, die sich an den jeweiligen religiösen Feiertagen manifestiert. Am islamischen Opferfest schenken wir als katholische Gemeinde der muslimischen Gemeinde jedes Jahr eine Kuh, und der Imam teilt den Gläubigen ausdrücklich mit, dass es unser Geschenk ist, „es kommt von unseren Brüdernund Schwestern“, wie er dankbar bemerkt. An unseren Weihnachts- und Osterfeiertagen kommen die muslimischen Gläubigen in die Kirche, grüßen die Menschen und wünschen ein frohes Fest: eine Praxis, die in vielen indonesischen Kirchen, nicht nur hier, üblich geworden ist. Das sind Gesten, die in den Medien verbreitet werden und von der Seele Indonesiens erzählen.

 

Und was passiert, wenn es doch einmal Probleme zwischen Muslimen und Christen gibt?

 

In der Regel setzen sich der Gouverneur, der Bürgermeister und die Zivilbehörden zusammen mit den religiösen Führern ein: Wir haben ein Forum für Kommunikation und interreligiösen Dialog, das Probleme des Zusammenlebens lösen soll. Generell ist der Staat - egal welche Regierung im Amt ist - sehr präsent und kümmert sich um die Aufrechterhaltung des sozialen und religiösen Friedens. Und dann ist festzustellen, dass radikale oder gewalttätige Gruppen sicherlich in der Minderzahl sind. Die beiden großen islamischen Verbände, Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama (NU), in denen Millionen gläubiger Muslime zusammengeschlossen sind, stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, das friedliche interreligiöse Zusammenleben zu fördern und zu erhalten und radikale Strömungen zu isolieren. Wir haben sehr enge Beziehungen zu ihnen. Diese beiden Verbände vermitteln den Gläubigen des muslimischen Glaubens Orientierung. Wenn es in den letzten Jahren - wiederum vom Ausland aus - Versuche gegeben hat, einen transnationalen Islam nach dem Vorbild des IS zu schaffen, war der indonesische Islam wachsam und bereit, sie zurückzuweisen. Ich möchte daran erinnern, dass der Islam nicht durch Waffen, sondern durch den Handel nach Indonesien kam und ein spezifisches Gesicht hat, das wir 'Islam Nusantara' nennen, d. h. den Islam des Archipels. Es ist ein „sehr indonesischer“ Islam, würde ich sagen. Das heißt, er ist zutiefst tolerant und einladend, er weiß, wie man Geschwisterlichkeit aufbaut und führt einen 'Dialog des Alltags'. Durch diese Art des Dialogs arbeiten wir gemeinsam für das Wohl der Menschen, für Bildung, für Gesundheitsfürsorge, für Menschlichkeit.

Alle führenden Religionsvertreter sind sich ihrer Verantwortung für die Aufrechterhaltung eines harmonischen gesellschaftlichen Lebens durchaus bewusst. Und wenn es vereinzelte Fälle von Konflikten gibt, so sind diese im Vergleich zum riesigen Territorium Indonesiens mit seinen 17.000 Inseln und der Bevölkerungsmasse von 275 Millionen Menschen gering und unbedeutend. Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass Konflikte, wenn sie denn auftreten, oft nicht wirklich religiös motiviert sind, sondern ausbrechen, wenn die Religion für politische Zwecke manipuliert wird. Der instrumentelle Einsatz von Religion in der Politik, zu politischen Zwecken, kann solche Fälle von Konflikten erklären.

 

Wie bereiten Sie sich auf den Besuch von Papst Franziskus vor?

 

Es werden nur drei Tage sein, eine kurze, aber mit Sicherheit sehr bedeutsame Zeit. Zunächst möchte ich an die historische Kontinuität erinnern: Der Besuch des Papstes ist kein Novum in der Geschichte der Beziehungen zwischen Indonesien und dem Heiligen Stuhl. In der Vergangenheit besuchten bereits Papst Paul VI. 1970 und Papst Johannes Paul II. 1989 Indonesien. Heute ist der Besuch von Franziskus ein Zeichen für den wachsenden gegenseitigen Respekt, der seit der Unabhängigkeit Indonesiens entstanden ist.

Zweitens ist er ein Zeichen der Wertschätzung des Papstes für das indonesische Volk, insbesondere im Hinblick auf die Religionsfreiheit und das interreligiöse Zusammenleben und die Harmonie zwischen den Glaubensgemeinschaften.

Der Besuch ist ein wichtiges Zeichen und ein Geschenk für uns alle, sage ich oft, aber für uns Christen hier ist es über den feierlichen Moment hinaus ebenso wichtig, die Lehren des Papstes zu vertiefen und zu verwirklichen, indem wir zum Beispiel jeden Tag versuchen, die Erklärung von Abu Dhabi über die menschliche Brüderlichkeit und die Enzykliken „Fratelli Tutti“ und „Laudato si' “ über die Pflege des gemeinsamen Hauses zu praktizieren und im Alltag zu leben.

Denjenigen, vor allem im Westen, die mich erstaunt oder zweifelnd fragen, wie man in Indonesien, einem Land mit einer islamischen Mehrheit, in Harmonie und Freiheit leben kann, sage ich oft: Kommt und seht. Der Besuch des Papstes wird auch ein Moment sein, in dem die ganze Welt - über die Medien und mit internationaler Resonanz - „kommen und sehen“ kann.

 

Welche Erwartungen haben die Katholiken und alle Indonesier im Hinblick auf den Papstbesuch?

 

Die Erwartung ist groß, das sieht man schon an den Gläubigen, die jeden Sonntag in die Pfarreien kommen, die ich besuche. Die Veranstaltungen mit dem Papst werden sehr voll sein, die Menschen werden aus allen Diözesen nach Jakarta kommen, im “Gelora Bung Karno”-Stadion werden für die Messe 80.000 Menschen erwartet. Es gibt einen Veranstaltungsauschuss, in dem katholische Kirche und die Regierung zusammenarbeiten. Die Begeisterung groß, und die geistliche Vorbereitung in den verschiedenen Gemeinschaften steht unter dem Motto „Glaube, Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit“. Ein Komponist hat aus diesem Motto ein liturgisches Lied komponiert, das in allen Pfarreien gesungen wird.

Wir fühlen uns Papst Franziskus und seinem Stil sehr nahe, und die Worte seines Lehramtes werden in Indonesien oft zitiert, sogar von Regierungsvertretern oder muslimischen Religionsvertretern. Es genügt zu sagen, dass die erste Person, die den Besuch des Papstes in Indonesien öffentlich bestätigte - vor der Regierung und vor der Bischofskonferenz - der Imam der Istiq'lal-Moschee war, die der Papst besuchen wird: Er konnte seine Freude nicht zurückhalten.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche in Indonesien?

 

Damit das Evangelium in den verschiedenen Kulturen Indonesiens auch in Zukunft weiterhin gedeihen und auch künftig Frucht bringen kann, glaube ich, dass dies vor allem durch unser Zeugnis im Bereich der Bildung, der Gesundheitsfürsorge, durch soziale Werke und Nächstenliebe geschehen kann: aber sicher nicht durch eine Strategie, sondern nur durch unsere Liebe zu den Menschen! Brüder und Schwestern zu sein, ist das Beste, was wir in der Bildung, in der Gesundheitsfürsorge, in den Solidaritätsaktionen anbieten können. Das ist der Glaube an die Vorsehung: Lasst uns unseren Teil tun, lasst uns unsere fünf Brote und zwei Fische einbringen, um Zeugnis von der Liebe Christi zu den Menschen zu geben: Der Herr wird den Rest tun.

 

(Fides 23/8/2024)


„Staaten müssen mehr tun, um Verfolgung zu verhindern“

22. August: UN-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt

Weltkarte aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2023“ von „Kirche in Not“. © Kirche in Not
Weltkarte aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2023“ von „Kirche in Not“. © Kirche in Not

22.08.2024

 

 

(München/acn) - Seit fünf Jahren findet am 22. August der „Internationale Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder der Weltanschauung“ statt. Er wurde von den Vereinten Nationen 2019 eingeführt. Eine der Initiatorinnen des Gedenktags, die polnische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Dr. Ewelina Ochab, zieht eine alarmierende Bilanz: „Die Situation hat sich nicht gebessert. Es gibt viele Beispiele religiös motivierter Gewalt: vom Sudan bis zur Demokratischen Republik Kongo, von Nigeria bis Kamerun. Die Liste ist lang“, sagte Ochab dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Auch im Irak verschlechtere sich zehn Jahre nach den Gräueltaten des „Islamischen Staates“ die Lage erneut: „Die Zukunft sieht düster aus.“


Vier jemenitische Bahá’í von Huthis freigelassen

Bahá’í Gemeinde fordert Freilassung aller unschuldigen Gefangenen im Jemen

Die vier freigelassenen Bahá'í : Ibrahim Juail, Abdul Elah Al Boni, Hassan Thabet und Muhammad Bashir (v.o.l.n.u.r.), Bildrechte: Bahai International Community
Die vier freigelassenen Bahá'í : Ibrahim Juail, Abdul Elah Al Boni, Hassan Thabet und Muhammad Bashir (v.o.l.n.u.r.), Bildrechte: Bahai International Community

Meldung des Nationalen Geistigen Rats der Bahá´í in Deutschland /
Bahá´í-Gemeinde in Deutschland

22.08.2024

(Berlin/ngrbd) – Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die letzten vier von insgesamt 17 jemenitischen Bahá’í aus ihrer unrechtmäßigen Haft freigelassen wurden. Dreizehn der 17 inhaftierten Personen wurden in den letzten 15 Monaten, der letzte, Abdullah Al-Olofi, wurde im Juni 2024 freigelassen. 

Abdul Elah Al Boni, Muhammad Bashir, Ibrahim Juail und Hassan Thabet saßen 15 Monate unschuldig im Gefängnis und wurden in dieser Zeit unter starken Druck gesetzt, ihren Glauben zu widerrufen. Von Huthi-Behörden wurden sie gezwungen, an sogenannten von ihnen durchgeführten „Kulturkursen“ teilzunehmen. 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 22.08.2024

AFRIKA/SUDAN - Friedensgespräche in Genf gestalten sich schwierig: drei humanitäre Korridore wieder geöffnet

 

Khartum (Fides) - Die Wiedereröffnung von drei Grenzübergängen für humanitäre Hilfe ist bisher das einzige (wenn auch wichtige) Ergebnis der Friedensgespräche für den Sudan, die derzeit in Genf stattfinden.

An den Treffen auf Schweizer Boden nehmen Vertreter der Vereinigten Staaten, der UNO, der Afrikanischen Union, der IGAD (Intergovernmental Authority on Development, eine regionale Organisation der Länder am Horn von Afrika), Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Ägyptens und einer der Konfliktparteien, der Rapid Support Forces (RSF), teil. Die sudanesische Armee boykottiert die Gespräche, weil sie die Teilnahme der Vereinigten Arabischen Emirate ablehnt, den sie vorwirft, die Rapid Support Forces zu unterstützen. Der Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräfte unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und den Rapid Support Forces unter dem Kommando von Mohamed Hamdan („Hemedti“) Dagalo brach im April 2023 aus.

In dem Bemühen, die sudanesischen Streitkräfte einzubeziehen, hatten die USA deren Delegation gestern, am 21. August, zu einem separaten Treffen mit der amerikanischen Delegation nach Kairo eingeladen. Es kam jedoch zu Meinungsverschiedenheiten über die Aufnahme von Mitgliedern des sudanesischen Militärgeheimdienstes und der bewaffneten Bewegungen in Darfur in die sudanesische Delegation. Die USA und Ägypten haben Berichten zufolge Einwände gegen die späte Aufnahme erhoben, was zur Verschiebung des Treffens führte.

Bei den Genfer Gesprächen geht es unterdessen um die Umsetzung von bereits am 11. Mai 2023 in Dschidda, Saudi-Arabien, unterzeichneten Vereinbarungen. Die so genannte „Erklärung von Jeddah“, die von der SAF und der RSF unterzeichnet wurde, verpflichtet beide Seiten zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts. In einer anschließenden Vereinbarung von Jeddah vom 20. Mai 2023 wurde die Bedeutung des Schutzes der Zivilbevölkerung während der Umsetzung eines siebentägigen Waffenstillstands bekräftigt. Der Waffenstillstand wurde weniger als einen Tag nach seinem Inkrafttreten gebrochen. Auch nachfolgende Waffenstillstandsabkommen wurden nicht eingehalten.

Die Genfer Gespräche müssen sich mit der von neutralen Beobachtern als unrealistisch angesehenen Position der sudanesischen Armee auseinandersetzen, die von den Rapid Support Forces die Rückgabe der Kontrolle über die während des Krieges eroberten Städte und Gebiete fordert. Der einzige große Erfolg, der bisher in Genf erzielt wurde, ist die Wiedereröffnung von drei Verkehrswegen, die die Durchfahrt von humanitärer Hilfe für die durch den Konflikt, den Mangel an Nahrungsmitteln und Trinkwasser sowie durch Krankheiten wie Cholera erschöpfte Bevölkerung ermöglichen. Ein erster Konvoi von 15 Lastwagen des UN-Büros für die Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) passierte den Grenzübergang André an der Grenze zwischen dem Tschad und dem sudanesischen Darfur. Das UN-Hilfswerk plant, insgesamt 116 Lastwagen mit rund 6.000 Tonnen Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern über diesen Grenzübergang zu schicken.

Erschwerend kommt unterdessen hinzu, dass der Konflikt international unterstützt wird. Ägypten und der Iran werden verdächtigt, Waffen an die sudanesische Armee zu liefern, während die Vereinigten Arabischen Emirate beschuldigt werden, die Rapid Support Forces zu unterstützen. Russland unterstützt einerseits über das ehemalige private Militärunternehmen der Wagner-Gruppe die Rapid Support Forces, steht aber andererseits mit seiner Diplomatie General al-Burhan nahe. Ukrainische Spezialeinheiten sollen sowohl die Armee als auch die Rapid Support Forces unterstützen. Schließlich wurde festgestellt, dass auf beiden Seiten Waffen aus türkischer Produktion verwendet werden.

(L.M.) (Fides 22/8/2024)

 

ASIEN/INDONESIEN - Nachfolge Jesu im Land der “Pancasila”: Interview mit dem Erzbischof von Jakarta Kardinal Ignatius Suharyo (Teil 1)

 

Von Paolo Affatato

 

Jakarta (Fides) - Beim Betreten des Komplexes der Kathedrale von Jakarta, die Mariä Himmelfahrt geweiht ist, sieht man eine Anzeigetafel mit dem Bild von Papst Franziskus, die die Tage bis zur Ankunft des Papstes in der indonesischen Hauptstadt zählt. Die gleiche Anzeigetafel befindet sich in der Kirche, wo die Gläubigen vor der Pieta-Statue oder der Jungfrau mit indonesischem Gesicht beten. Auf der anderen Straßenseite ist die große Istiq'lal-Moschee zu sehen, und auch dort laufen die Vorbereitungen für ein interreligiöses Treffen mit dem Papst auf Hochtouren.

Im Vorfeld des Besuchs von Papst Franziskus erläutert Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, seit 2010 Erzbischof von Jakarta, im Interview mit der Fides (dessen ersten Teil wir hier veröffentlichen) die Gründe für den Papstbesuch und die Hoffnungen, die im bevölkerungsreichsten Land mit islamischer Mehrheit damit verbunden sind.

 

Kardinal Suharyo, können Sie ein Bild der katholischen Kirche in Indonesien zeichnen?

 

Indonesien ist ein sehr großes Land, und die Situation ist von Insel zu Insel sehr unterschiedlich, und zwar auf allen Ebenen: zum einen, was die Geografie anbelangt, zum anderen, was den sozialen, kulturellen und religiösen Kontext und den Entwicklungs- und Bildungsstand betrifft. Diese große Vielfalt ist sicherlich ein Reichtum, aber objektiv gesehen ist sie auch ein Problem, d.h. eine Herausforderung, die es mit Blick auf die Einheit der Nation zu bewältigen gilt. Im Allgemeinen leben die Katholiken in Indonesien in Harmonie mit ihren Mitbürgern, mit den verschiedenen Teilen der Gesellschaft, von denen sich die große Mehrheit zum Islam bekennt. Selbst in Bezug auf das Ausmaß und die Präsenz der katholischen Kirche auf dem Archipel gibt es große Unterschiede: Auf Flores, in der Provinz Ost-Nusa Tenngara, ist die Mehrheit der Bevölkerung katholisch; auf West-Sumatra liegt der Prozentsatz der Katholiken nahe bei Null. In einer sehr unterschiedlichen Situation besteht das gemeinsame Kriterium also darin, unseren Glauben mit Einfachheit und Sanftmut zu leben und zu bezeugen und gute Beziehungen zu allen anderen Menschen zu pflegen. Nach Angaben der indonesischen Bischofskonferenz gibt es in den 34 Provinzen Indonesiens etwa 10,5 Millionen Katholiken bei einer Einwohnerzahl von mehr als 275 Millionen.

 

Können Sie geschichtliche Hintergründe über die Präsenz des katholischen Glaubens in Indonesien nennen?

 

Nach den ersten Kontakten mit einigen Missionaren des Franziskanerordens im 14. Jahrhundert kamen die ersten portugiesischen Missionare zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf die Molukken und brachten das Evangelium dorthin. Der große Missionar und Heilige, Franz Xaver, der Schutzpatron der Missionen, landete ebenfalls auf dem heutigen indonesischen Territorium und war dort Mitte des 15. Jahrhunderts tätig. Mit der Anwesenheit der holländischen Kolonisatoren (die 350 Jahre lang hier blieben), die dem Calvinismus anhingen, wurde die Verbreitung des katholischen Glaubens behindert und erlitt einen Rückschlag. Erst im 19. Jahrhundert gewährte die niederländische Ostindien-Regierung den Katholiken wieder die Missionsfreiheit. Hier auf der Insel Java erinnern wir uns an den niederländischen Missionar Frans Van Lith, der Anfang des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Insel evangelisierte und das erste Priesterseminar gründete.

Es ist eine sehr lange Geschichte, und ihr letzter Abschnitt, der uns am nächsten liegt, beginnt mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Indonesiens im Jahr 1947. Es sei daran erinnert, dass der Heilige Stuhl damals zu den ersten gehörte, die die neue Nation, die ihre Unabhängigkeit erlangt hatte, anerkannten. Bereits 1947 war ein Vertreter des Vatikans offiziell in Jakarta anwesend. Dies ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte der katholischen Kirche auf dem Archipel. Und wenn man einen Schritt zurückgeht, so standen die katholischen Missionare vor der Unabhängigkeit an der Seite der einheimischen Bevölkerung und teilten deren Sehnsucht nach einer eigenen Nation, die sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts manifestiert hatte.

 

Wie hat sich diese Nähe gezeigt?

 

In der Kolonialzeit, zunächst unter niederländischer und (während des Zweiten Weltkriegs) unter japanischer Herrschaft, haben die Missionare sehr deutlich die Vision zum Ausdruck gebracht, für die Unabhängigkeit Indonesiens eintreten zu wollen. Dies galt umso mehr nach dem Apostolischen Schreiben „Maxixmum Illud“ von Papst Benedikt XV.

Ich möchte zum Beispiel an die Figur eines Jesuiten erinnern, der 1940 der erste Bischof Indonesiens wurde: Albert Soejapranata, ein Student des Seminars Van Lith, ist heute einer der vom Staat anerkannten Nationalhelden. Soejapranata setzte sich ausdrücklich für die Unabhängigkeit der Nation ein, und zwar in einer großen Bewegung, die viele Komponenten vereinte, darunter die kommunistische, islamische und nationalistische.

 

So fühlten sich die indonesischen Katholiken also von Anfang an voll in die Nation integriert…

 

Man kann sagen, dass sie von Anfang an ein fester Bestandteil davon waren. Noch heute teilen wir das Motto von Bischof Albert Soejapranata und erinnern uns daran: hundertprozentig katholisch und hundertprozentig indonesisch zu sein. Wir können sagen, dass die Katholiken überall in Indonesien diesen Geist der Zugehörigkeit leben. Er meinte damit, dass wir uns als Katholiken bewusst sind, dass wir dazu berufen sind, Heilige zu sein, in die Fußstapfen Christi zu treten und seine Zeugen in diesem Teil der Welt zu sein. Und als Indonesier lieben wir unser Land, indem wir es mit dem Blick unseres Glaubens betrachten und darin leben. In unserer heutigen Zeit bedeutet dieser Geist, dass wir großzügig, barmherzig und mitfühlend gegenüber unserem Land sind, gegenüber der ganzen großen indonesischen Bevölkerung.

 

Wie kommt dieser Ansatz im heutigen indonesischen Kontext konkret zum Ausdruck, der so weitläufig und pluralistisch ist?

 

Diese Haltung der Heimatliebe wird heute dadurch zum Ausdruck gebracht und verdeutlicht, dass die Werte der „Pancasila“, der „Charta der fünf Prinzipien“, die der Verfassung zugrunde liegen, im täglichen Leben gelebt werden.

Ich möchte ein praktisches Beispiel anführen: In unserer Erzdiözese Jakarta haben wir uns in dem Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 als Glaubensgemeinschaft jedes Jahr mit einem der Grundsätze der Pancasila befasst und ihn in unser tägliches Leben übertragen, indem wir ihn aus der spezifischen Perspektive unseres Glaubens betrachten und damit sowohl unseren Glauben als auch unsere Zugehörigkeit zu Indonesien stärken.

Den ersten Grundsatz - den Glauben an den einen Gott - haben wir im Lichte des Dokuments „Deus Caritas Est“ betrachtet und in diesem Jahr das Jubiläum der Barmherzigkeit gefeiert: Gott ist liebevoll und barmherzig zu uns. Der zweite Grundsatz ist die Menschlichkeit. Die Frage, die wir uns stellten, war die des Evangeliums: Wer ist mein Nächster? Wenn wir bedenken, dass Indonesien aus mehr als siebentausend ethnischen Gruppen besteht, mit unterschiedlichen Kulturen, Geschichten und Traditionen ist dabei mein Nächster jeder einzelne dieser Menschen, ein Teil des riesigen indonesischen Mosaiks.

Bei der Verwirklichung des dritten Grundsatzes, der Einheit Indonesiens, haben wir festgestellt, dass dies eine unmittelbare Konsequenz hat: Wir sind unterschiedlich, aber alle durch dieselbe Menschlichkeit verbunden, und das macht die Einheit des Landes aus. Das Motto Indonesiens lautet ja gerade 'Einheit in Vielfalt'. Wir wollten dies vor allem durch die Marienverehrung zum Ausdruck bringen, indem wir die Jungfrau Maria, unsere Mutter - von der es je nach Stil und Kultur in Indonesien verschiedene Figuren und Gesichter gibt - mit einem gemeinsamen Gesicht für alle darstellen: So entstand die 'Maria, Mutter aller Ethnien', dargestellt in den Farben der Nation und mit dem Garuda, dem nationalen Adler, und diese Statue steht in der Kathedrale von Jakarta. Wir haben auch viel gemeinsam gebetet und Tausende von Rosenkränzen in Rot und Weiß, den Nationalfarben, verteilt.

 

Wie haben Sie die letzten beiden Grundsätze der Pancasila im aktuellen Kontext vertieft?

 

Was das vierte Prinzip, die weisheitsgeleitete Demokratie, betrifft, so haben wir in diesem Zusammenhang unser Verständnis der christlichen „sapientia“ vertieft, dank einer gemeinsamen Unterscheidung, einer Erfahrung tiefer Synodalität, die uns zum Ursprung der indonesischen Nation zurückbrachte und uns gleichsam dazu brachte, über unsere Zukunft nachzudenken, nicht als Einzelne, sondern gemeinsam und als eine Gemeinschaft, die in eine größere Nation eingebettet ist. Wir hatten auch die Gelegenheit, über die Hierarchie in der Kirche nachzudenken, die nur dann Sinn macht, wenn sie als Dienst verstanden und mit der Methode des Zuhörens gelebt wird, denn der Heilige Geist spricht in der Gemeinschaft: So hält das Prinzip der Demokratie in gewisser Weise auch Einzug in das Leben der kirchlichen Gemeinschaft, mit einer Praxis der Synodalität.

Als wir uns mit dem fünften Grundsatz, die soziale Gerechtigkeit, befassten, befanden wir uns in der Zeit der Pandemie, und umso mehr konnten wir die Notwendigkeit der Aufmerksamkeit für die Armen und Kranken, für die Bedürftigen und die Schwächsten konkret erfahren, unabhängig von Glauben, Ethnie und Kultur. Um diese vorrangige Option zu verankern, haben wir in der Kathedrale eine Statue aufgestellt, die den „obdachlosen Jesus“ darstellt, um jeden von uns daran zu erinnern, dass Christus in den Armen, den Ausgegrenzten und den Besitzlosen gegenwärtig ist.

(Fides 22/8/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Priesteramtskandidaten vor dem Papstbesuch: “Missionare haben eine wichtige Rolle gespielt”

 

Von Fabio Beretta

 

Port Moresby (Fides) - Unter den jungen Seminaristen in Papua-Neuguinea herrscht große Vorfreude: in wenigen Tagen werden sie Papst Franziskus treffen. Und während sie die letzten Vorbereitungen für diese Begegnung treffen, gibt es die eine Frage, die in ihren Köpfen weiterhallt: „Was will Gott von mir?“.

Eine Frage, auf die es schwierig ist, eine unmittelbare Antwort zu finden. Aber in der Gemeinschaft des nach dem „Heiligen Geist“ benannten Priesterseminars, das im März 1963 in Port Moresby gegründet und einige Jahre später nach Bomana (zwölf Kilometer von der Hauptstadt entfernt) verlegt wurde, dient diese Frage auch als Kompass.

„Der Eintritt ins Priesterseminar war nicht unbedingt das, was ich mir nach Abschluss meines Studiums vorgestellt hatte“, berichtet Mathew Gona, Seminarist aus der Erzdiözese Rabaul, gegenüber Fides, “ich wollte Lehrer oder Betriebswirt werden. Doch eine einzige Begegnung reichte aus, um alle Pläne über den Haufen zu werfen: Die Begegnung mit Pfarrer Michael P. Cornelius Gaga war eine große Veränderung in meinem Leben. Ich war beeindruckt von seiner Lebensweise, seiner Persönlichkeit und seinem Charakter. Diese Begegnung brachte mich zum Nachdenken und schließlich zur Frage 'Was will Gott von mir? Bis zu diesem Moment hatte ich nämlich die falsche Frage gestellt: 'Was will ich?'“.

Über seinen weiteren Lebensweg sagt Mathew: „Ich reifte in der Entscheidung, ins Priesterseminar zu gehen, was genau das Gegenteil von dem war, was ich machen wollte. Ich habe mit meinen Eltern darüber gesprochen, die mich sofort auf diesem Weg unterstützt und ermutigt haben“.

Für den Seminaristen Jeffrey Ossom aus der Diözese Madang steckt ebenfalls eine Begegnung hinter seiner Entscheidung, Priester zu werden: „Ich war in die Gemeindeaktivitäten eingebunden und besuchte Jugendgruppen. Ich bewunderte meinen Pfarrer, er war es, der mich inspirierte: zu sehen, wie er seine Berufung lebt, seine Präsenz unter den Menschen, die ihm immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Worte seiner Predigten... Das weckte in mir den Wunsch, eines Tages ein Priester wie er zu sein, nahe bei den Menschen“.

Wenn man mit den Priesteramtskandidaten spricht, merkt man, dass die Frage „Was will Gott von mir?“ in den unmöglichsten Momenten wie ein Blitz aus heiterem Himmel auftaucht: „Ich war 2011 in der Schule, als ich beschloss, dem ‚Berufungsclub‘ meines Instituts beizutreten“, erzählt Jacob Tumun aus der Diözese Hagen, „ich beschloss, die Prüfung für die Aufnahme ins Seminar abzulegen, noch bevor ich mein Studium beendete, und am Tag meines Abschlusses kam die Nachricht: Ich hatte bestanden. Ich betete jeden Tag und fragte Gott: 'Was willst du von mir?', denn trotz guter Noten wollte mich niemand einstellen. Was will Gott von mir? Schließlich erkannte ich, dass sein Plan ein anderer war, und 2014 trat ich dann in das Kleine Seminar in Kap ein.“

Die Geschichten von Jeffrey, Mathew und Jacob ähneln sich in vielerlei Hinsicht, obwohl sie aus verschiedenen Teilen des Landes stammen. Fragt man jeden von ihnen: „Wer hat dir den Glauben weitergegeben?“, so lautet die Antwort unisono: „meine Eltern“. „Die ersten Gebete, die ich von ihnen gelernt habe“, erzählt Mathew, “waren das Kreuzzeichen, das Ave Maria und ein Gebet, das man vor dem Schlafengehen in Pidgin, meiner Muttersprache, spricht“. „Meine Mutter hat mich taufen lassen“, erinnert sich Jacob, “aber mein Glaube ist auch dank meiner Großeltern und Katecheten gereift“.

Im Leben der Priesteramtskandidaten haben aber auch die Missionare eine zentrale Rolle gespielt: „Dank ihnen habe ich meine Denkweise gefunden“, betont Jeffrey. Auch für Jacob spielten die Missionare eine wichtige Rolle in seiner Ausbildung: „Ich wurde von einem von ihnen getauft, meine Erstkommunion erhielt ich von einem polnischen Missionar. Auch die Schule, die ich besuchte, wurde von Missionaren geleitet“. „Ich bin in einer von Missionaren geleiteten Gemeinde aufgewachsen, mein Pfarrer war ein deutscher Missionar. Wenn ich zurückblicke“, sagt Mathew, “war er es, der ein solides Fundament für meinen Glauben und meine Berufung gelegt hat. Wenn ich heute so bin, wie ich bin, dann verdanke ich das Missionaren wie Pater Meinrad, die unermüdlich am Aufbau meines katholischen Glaubens mitgewirkt haben“.

Ein Glaube, der nun, durch den Besuch von Papst Franziskus bestätigt werden wird: „Von der Begegnung mit dem Papst erwarte ich eine Bestätigung des Glaubens, aber auch den Wunsch, immer mit Jesus verbunden zu sein. Ich möchte ihm in diesem Leben als Priester nachfolgen„, fährt Mathew fort. „Es wird ein Moment der Gnade für mich und mein Leben sein, in dem ich mich weiterhin frage ‚Was will Gott von mir?‘“.

Die gleichen Erwartungen hegt auch Jeffrey: „Es wird sein wie ein Vater, der seinem Sohn die Hand auf die Schulter legt, wenn er in Schwierigkeiten steckt, und sagt: ‚Ich bin da, du schaffst das‘. Der Besuch eines Papstes nach fast dreißig Jahren ist für uns eine große Freude und ein Segen. In seinen Worten und Gesten werden wir neuen Lebensmut finden, um voranzukommen“.

Für Jacob hingegen könnte der zweitägige Besuch von Papst Franziskus in Papua-Neuguinea der Beginn „neuer und vieler Veränderungen, geistiger und moralischer Art, in diesem Land sein. Zumindest hoffe ich das, genauso wie ich hoffe, dass der selige ToRot bald heiliggesprochen wird, um den Glauben unseres Volkes zu stärken“.

Nach der Begegnung mit dem Papst geht für alle drei das Studium weiter: Mathew ist fasziniert von der Liturgie, Jeffry von der Bibelexegese und Jacob von der Sakramentenlehre. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt, wenn sie zu Priestern geweiht werden: „Ich möchte mein Leben der Nähe zu den Armen, Waisen, Witwen und denen, die am Rande leben, widmen, um ihnen die Schönheit der Verkündigung des Evangeliums zu bringen“, sagt Mathew. Auch Jeffry möchte sich „die Hände schmutzig machen“, um „unter den Menschen zu sein und sie auf dem Weg des Glaubens zu begleiten und so meinem Pfarrer nachzueifern, der mich zu dieser Berufung inspiriert hat“. Jacob hingegen träumt davon, Seelen zu heilen und zu unterrichten: „Ich möchte ein guter Beichtvater werden, Sünden vergeben und Ausbilder im Priesterseminar meiner Erzdiözese werden“.

 

(Fides 22/8/2024)


Gaza: Notlager der SOS-Kinderdörfer in humanitärer Zone von Beschuss getroffen

Hilfsorganisation in großer Sorge um das Leben der Kinder

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf: Mohammad al Baba
Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf: Mohammad al Baba

 

 

20.08.2024

 

(München / Khan Younis/ots) - In Gaza ist ein provisorisches Lager der SOS-Kinderdörfer in Khan Younis durch fehlgeleiteten Beschuss getroffen worden. Wie die Hilfsorganisation mitteilt, sind weder Kinder noch Erwachsene zu Schaden gekommen, gleichwohl sei die Situation höchstalarmierend und unberechenbar. Lanna Idriss, Vorsitzende der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: 'Was vor unseren Augen in Gaza passiert, ist ein vollständiges humanitäres Versagen der Weltgemeinschaft. Aufgrund massiver Luftangriffe in unmittelbarer Nähe unseres SOS-Kinderdorfs in Rafah mussten wir die verbliebenen Kinder, Betreuer und IDPs im Mai in eine ausgewiesene humanitäre Zone umsiedeln und jetzt geraten sie ausgerechnet dort erneut in Lebensgefahr. Ich frage mich, was eigentlich noch passieren muss, damit alle Beteiligten verstehen, das es Zivilisten sind, die unter allen Umständen geschützt werden müssen."

 

 


FIDES-NACHRICHTEN - 21.08.2024

VATIKAN/GENERALAUDIENZ - Papst Franziskus: Christen sollen den Wohlgeruch Christi verbreiten, nicht den schlechten Geruch der eigenen Sünde

 

Vatikanstadt (Fides) - „Wir sind vor Gott der Wohlgeruch Christi“. Papst Franziskus zitiert den heiligen Paulus und bittet die Katholiken, sich dafür einzusetzen, dass die Menschen um jeden Gläubigen herum „den Wohlgeruch des Geistes Christi“ riechen können.

Bei der Generalaudienz in der Aula Paul VI. setzte der Papst den Zyklus der Katechese mit dem Titel „Der Geist und die Braut“ fort und sprach heute über das Thema „Der Heilige Geist in der Taufe Jesu“. „Die ganze Dreifaltigkeit ist in diesem Augenblick an den Ufern des Jordan zusammengekommen!“, so Papst Franziskus über den Passus aus dem Markusevangelium (Mk 1, 9-11) über die Taufe Jesu im Jordan, „Da ist der Vater, der sich mit seiner Stimme zu erkennen gibt; da ist der Heilige Geist, der in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkommt; und da ist derjenige, den der Vater als seinen geliebten Sohn verkündet, Jesus. Es ist ein wichtiger Moment der Offenbarung, ein wichtiger Moment der Heilsgeschichte“.

„Im Jordan hat Gottvater Jesus „mit dem Heiligen Geist gesalbt“, ihn also zum König, Propheten und Priester geweiht. In der Tat wurden im Alten Testament Könige, Propheten und Priester mit wohlriechendem Öl gesalbt. Bei Christus gibt es anstelle des physischen Öls das geistliche Öl, das der Heilige Geist ist. Nicht Symbol, sondern Realität: der Heilige Geist selbst ist, der auf Jesus herabkommt“, so der Papst weiter, „Jesus war vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an erfüllt vom Heiligen Geist. Es war jedoch eine „persönliche Gnade“, die nicht vermittelt werden konnte. Und nun, mit dieser Salbung, empfängt er die Fülle der Gabe des Geistes für seine Sendung, die er als Haupt an seinen Leib, die Kirche, an uns alle, weitergibt. Und so wird die Kirche zu einem neuen „königlichen, prophetischen und priesterlichen Volk“.

“Der hebräische Begriff ‚Messias‘ und der entsprechende griechische Begriff „Christus“, Christòs, die sich beide auf Jesus beziehen, bedeuten ‚der Gesalbte‘“, erklärt Papst Franziskus, „er wurde gesalbt mit dem Öl der Freude, gesalbt mit dem Heiligen Geist. Und auch unser Name – ‚Christen‘ – wird von den Kirchenvätern im wörtlichen Sinne erklärt: ‚Christen‘ bedeutet ‚Gesalbte in der Nachfolge Christi‘.“

In diesem Zusammenhang erinnert der Papst an das „Chrisamöl“, das der Gründonnerstagsmesse geweiht wird: „Wir wissen, dass Christen leider manchmal nicht den Wohlgeruch Christi verbreiten, sondern den schlechten Geruch ihrer Sünde…. Das sollte uns aber nicht von unserer Verpflichtung abhalten, diese erhabene Berufung, Wohlgeruch Christi in der Welt zu sein, so weit wie möglich und jeder in seinem eigenen Umfeld zu verwirklichen“.

„Der Wohlgeruch Christi geht von den ‚Früchten des Geistes‘ aus, also von Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“, so der Papst abschließend, „Wenn wir uns bemühen, diese Früchte zu kultivieren und solchen Menschen begegnen, dann wird der ein oder andere in unserem Umfeld, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, auch etwas vom Wohlgeruch des Geistes Christi spüren können“.

Vor dem Segen richteten erinnerte Papst Franziskus an das Laienamt des Katechisten: „Heute feiern wir in vielen Teilen der Welt den Tag der Katechisten und Katechistinnen. Wir denken an unsere Katechisten und Katechistinnen, die so viel Arbeit leisten und in manchen Teilen der Welt die ersten sind, die den Glauben weitergeben. Lasst uns heute für die Katechisten und Katechistinnen beten, damit der Herr ihnen Mut macht und sie vorwärts gehen können“.

Abschließend lancierte der Papst noch ein Appell für den Frieden: „Bitte lasst uns die gemarterte Ukraine nicht vergessen, die so sehr leidet. Vergessen wir nicht Myanmar, den Südsudan, Nord-Kivu und so viele Länder, in denen Krieg herrscht. Lasst uns für den Frieden beten. Und vergessen wir nicht Palästina und Israel. Möge es Frieden geben!“.

(F.B.) (Fides 21/8/2024)

 

EUROPA/UKRAINE - Parlament beschließt Gesetz: Mit dem Moskauer Patriarchat verbundene orthodoxe Kirche in der Ukraine wird verboten

 

Von Chiara Dommarco

Kiew (Fides) - Am Dienstag, den 20. August, hat das ukrainische Parlament, in zweiter Lesung den Gesetzesentwurf 8371 „Über den Schutz der Verfassungsordnung auf dem Feld religiöser Organisationen“ angenommen, der die Aktivitäten religiöser Organisation, die mit der Russischen Föderation verbunden ist, auf ukrainischem Territorium verbietet, wobei die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) ausdrücklich erwähnt wird. Das Gesetz wurde mit 265 Ja-Stimmen, 29 Gegenstimmen, 4 Enthaltungen und 24 Nein-Stimmen angenommen.

Der Gesetzestext, der am 16. August vom Ausschuss für humanitäre Hilfe und Informationspolitik gebilligt wurde, definiert zunächst, was das Gesetz selbst unter einer „ausländischen religiösen Organisation“ versteht, d.h. eine Organisation, die „nach der Gesetzgebung eines anderen Staates gegründet und/oder als juristische Person registriert wurde, der sich außerhalb der Ukraine befindet“ (Artikel 2, Absatz 1).

In der Folge nennt das Gesetz zwei Kriterien, die bei gleichzeitiger Erfüllung durch eine ausländische religiöse Organisation deren Existenz auf ukrainischem Territorium verbieten: 1) sie hat ihren Sitz in einem Staat, „der als derjenige anerkannt ist, der eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine durchgeführt hat oder durchführt und/oder einen Teil des ukrainischen Territoriums vorübergehend besetzt hält“; 2) sie „führt direkt oder indirekt eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine“ (Artikel 2 Absatz 2). In Artikel 3 wird die UOK als „ideologischer verlängerter Arm des Regimes des Aggressorstaates, der an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt ist, die im Namen der Russischen Föderation und der Ideologie der ‚russischen Welt‘ begangen werden“, definiert und ihre Existenz auf ukrainischem Hoheitsgebiet ausdrücklich untersagt. Ebenso sind religiöse Organisationen, die mit ausländischen religiösen Organisationen verbunden sind, die durch das betreffende Gesetz für illegal erklärt wurden, und/oder religiöse Organisationen, die die Bestimmungen von Artikel 5 des Gesetzes von 1991 „Über die Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen“ (Artikel 3, Absatz 3) nicht erfüllen, verboten. Der Artikel 5 des genannten Gesetzes sieht unterdessen die Trennung der Kirche und der religiösen Organisationen vom Staat vor, woraus der Gesetzgeber die Verpflichtung zur Nichteinmischung des Staates in die Aktivitäten der politischen Parteien und umgekehrt die Nichteinmischung des Staates in die „legitimen Aktivitäten“ der religiösen Organisationen ableitet. Nach den Bestimmungen des neu verabschiedeten Gesetzes werden die Immobilien und das Kapital der verbotenen religiösen Organisation vom Staat eingezogen, mit Ausnahme des Eigentums für liturgische Zwecke (zweiter Abschnitt, Absatz 2.2.b).

Das Gesetz tritt 30 Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft, mit Ausnahme von Gerichtsverfahren gegen Gemeinden der UOK, für die es neun Monate nach dem Datum der Veröffentlichung in Kraft treten soll.

Der Gesetzentwurf 8371 wurde bereits am 19. Oktober 2023 in erster Lesung mit einer Mehrheit von 267 Stimmen (bei 15 Gegenstimmen) angenommen. Am 23. Juli 2024 hatte eine Gruppe von Abgeordneten das Parlament besetzt, nachdem sie erfahren hatte, dass der Gesetzentwurf nicht auf der letzten Tagesordnung stand, die vom ukrainischen Parlament debattiert und verabschiedet werden sollte. Einer der Hauptbefürworter des Gesetzentwurfs 8371 war Petro Porošenko, ehemaliger Präsident der Ukraine zwischen 2014 und 2019 und derzeitiger Generalsekretär der Europäischen Solidaritätspartei (Jevropejs'ka Solidarnist').

Am 24. Februar 2022, kurz nach Ausbruch des Konflikts, distanzierte sich Metropolit Onufrij (Berezovs'kij), das Oberhaupt der UOK, öffentlich von den von Moskau durchgeführten Militäroperationen. Die UOK ist nicht zu verwechseln mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), die von Metropolit Epifanij (Dumenko) geleitet wird und der im Januar 2019 vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel die Autokephalie gewährt wurde, womit die Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat bestätigt wurde.

(Fides 21/8/2024)

 

AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Weit verbreitetes Phänomen: Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung nehmen zu

 

Addis Abeba (Fides) - Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung sind in mehreren Regionen Äthiopiens auf dem Vormarsch. Sie werden sowohl von kriminellen Banden als auch von Guerillabewegungen durchgeführt, die sich mit den erpressten Lösegeldern finanzieren. Entführungen haben aber auch einen politischen Zweck: Sie sollen in der Bevölkerung Angst und Misstrauen gegenüber den Behörden säen.

Anfang Juli sorgte die Entführung von hundert Studierenden, die aus der Amhara-Region nach Addis Abeba reisten, für Aufsehen. Sie wurden von Guerillkämpfern in Garba Guracha in der Region Nord-Soa, etwa 155 km von der Hauptstadt entfernt, in der Region Oromia entführt.

Die Entführer, die angeblich der Oromo Liberation Army (OLA) auch bekannt als Oromo Liberation Front, (OLF Shene) angehören, fingen drei Busse ab, in denen die Studierenden unterwegs waren. Die Familien einiger der Geiseln haben von den Entführern Lösegeldforderungen (zwischen 8.000 und 17.000 USD) erhalten, aber bisher wurden die Geiseln nicht freigelassen.

Die meisten Entführungen werden aus der Region Oromia gemeldet, aber es gibt auch immer mehr Fälle von Entführungen in anderen vom Krieg gezeichneten Regionen, insbesondere in den Krisenregionen Tigray und Amhara. Auch grenzüberschreitende Entführungen durch Nicht-OLA-Gruppen wurden aus verschiedenen Teilen des Landes gemeldet.

Die OLA wies unterdessen in einer am 11. Juli auf X veröffentlichten Erklärung die Anschuldigungen zurück, die Entführungen verübt zu haben, und beschuldigte stattdessen die Regierungspartei, die Entführungen als Mittel zur Diskreditierung der Opposition zu nutzen, und behauptete, die Regierung entführe Bürger, um ihre Kritiker zu diffamieren.

Abgesehen vom Wahrheitsgehalt der darin enthaltenen Behauptungen zeigt diese Erklärung, dass die Geißel der Entführungen nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine politische Angelegenheit ist. Bis vor kurzem waren Entführungen außerhalb der OLA-Hochburgen in West-Oromia in der Tat selten. Die Übergriffe richteten sich in der Regel gegen Polizeibeamte, Regierungsbeamte und deren Angehörige, und die Ziele waren in der Regel politischer Natur, z. B. die Erhöhung der Instabilität oder die Demonstration der Präsenz der Guerilla in einem bestimmten Gebiet. Die Vorgehensweise der OLA könnte jedoch kriminelle Banden inspiriert haben, die sich in den letzten Monaten vor allem aus wirtschaftlichen Gründen dem Geschäft der Entführungen mit dem Ziel der Lösegelderpressung zugewandt haben. Die Instabilität und die prekäre wirtschaftliche Lage in den betroffenen Regionen Äthiopiens, die von den jüngsten Konflikten hervorgerufen wurden, die nie vollständig beigelegt wurden (Tigray und Amhara), begünstigen kriminelle Handlungen wie Entführungen.

Erpresserische Entführungen machen auch vor Mitarbeitern einiger internationaler Hilfsorganisationen nicht halt. Dies ist der Fall von Yared Malese, einem Mitarbeiter der Action for Social Development and Environmental Protection Organisation (ASDEPO), der von einer unbekannten bewaffneten Gruppe entführt und anschließend ermordet wurde, die im Bezirk Dawunt in North Wollo in der Region Amhara aktiv ist. Mit der Ermordung von Malese wurden insgesamt bereits acht Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Äthiopien getötet, davon sechs in der Region Amhara. Im Jahr 2024 wurden nach Angaben der in Äthiopien tätigen UN-Organisationen 14 Entführungen von Entwicklungshelfern zum Zwecke der Lösegelderpressung gemeldet, hauptsächlich in den Regionen Zentral- und Nord-Gondar.

 

(L.M.) (Fides 21/8/2024)

AFRIKA/NIGERIA - Nach Entführung am 15. August: Besorgnis über das Schicksal von 20 Studierenden der Medizin

 

Abuja (Agenzia Fides) - Noch immer gibt es keine Nachricht von den 20 Studierenden der Medizin, die am 15. August im Bundesstaat Benue in Ost-Zentral-Nigeria entführt wurden. Die Studierenden waren auf dem Weg zum jährlichen nationalen Kongress der Föderation der katholischen Medizin- und Zahnmedizinstudenten (FECAMDS), als sie auf der Straße von bewaffneten Banditen abgefangen wurden.

Die Nachricht von der Entführung wurde von der FECAMDS in einer Erklärung bekannt gegeben, die vom nationalen Präsidenten Ige Gabriel Ariyo und der nationalen Generalsekretärin Mary Rose Malomo unterzeichnet wurde.

„Am 15. August 2024, gegen 17 Uhr, wurden 20 unserer Mitglieder auf dem Weg zu unserem jährlichen nationalen Kongress in Enugu, Enugu State in Nigeria, in der Nähe von Otukpo im Benue State entführt“, heißt es in der Erklärung.

„Seit diesem Vorfall sind wir sehr traurig und arbeiten unermüdlich mit den beteiligten Parteien zusammen, um die rasche Freilassung der Studierenden zu erreichen. Wir stehen bereits in engem Kontakt mit den Familien und allen Beteiligten, damit die Entführten schnell und unversehrt freigelassen werden können. Wir möchten allen versichern, dass die FECAMDS Nigeria sich aktiv für die Bewältigung der Situation einsetzt.“

„Wir appellieren an die Öffentlichkeit und die Medien, die Sensibilität der Situation zu respektieren und keine unbestätigten Informationen zu verbreiten, die die Situation gefährden könnten“, heißt es in der Erklärung abschließend. Die FECAMDS hat unterdessen auch zu einem Gebetstreffen aufgerufen, um gemeinsam für die sichere Freilassung der Studierenden zu beten.

Die Studierenden, zwölf von der Universität Maiduguri und acht von der Universität Jos, wurden entführt, während sie gemeinsam unterwegs waren. Maiduguri ist die Hauptstadt des Bundesstaates Borno, der Geburtsstätte der islamistischen Gruppe Boko Haram, während Jos die Hauptstadt des Bundesstaates Plateau ist, der von Auseinandersetzungen zwischen sesshaften und nomadischen Bevölkerungsgruppen geprägt ist. Nigerianischen Presseberichten zufolge wurden die 20 Studierenden von einer Gruppe von Fulani-Nomaden entführt. Im Juli letzten Jahres wurde der Rektor der Benue State Polytechnic zusammen mit einigen seiner Mitarbeiter entführt. Die Entführungen zu Erpressungszwecken sind in Nigeria mittlerweile endemisch. Massenentführungen von Studierenden und Lehrenden ermöglichen es den Entführern, größere Lösegelder zu erpressen, auch weil sie die Öffentlichkeit alarmieren.

Im Fall der 20 FECAMDS-Mitglieder ordnete der Gouverneur des Bundesstaates Benue die Mobilisierung der Strafverfolgungsbehörden an, um die Geiseln zu finden, unter anderem durch den Einsatz von Drohnen. Berichten zufolge gelang es einigen Studierenden, eine Lösegeldforderung und die Handynummer eines der Entführer auf X zu veröffentlichen. Die Nutzung der Mobiltelefone der Entführten stellt für die Entführer ein Risiko dar, das sie offenbar gerne eingehen.

 

(L.M.) (Fides 20/8/2024)


Schulunterricht unter Beschuss

Die Mission der katholischen Kirche in Gaza in Zeiten des Krieges

Englisch-Unterricht in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. © Pfarrei „Heilige Familie“ Gaza
Englisch-Unterricht in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. © Pfarrei „Heilige Familie“ Gaza

19.08.2024

 

 

(München/acn) - Mehr als zehn Monate nach Beginn des Krieges in Gaza sind die wenigen in dem Gebiet verbliebenen Christen erschöpft und traumatisiert. „Die Lage im gesamten Gazastreifen ist schlimm, besonders in Gaza-Stadt“, berichtet Gabriel Romanelli, Pfarrer der Kirche „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt, in einer an das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ zugesandten Audiobotschaft.


FIDES-NACHRICHTEN - 19.08.2024

AFRIKA/SÜDSUDAN - Im Bundesstaat Unity: Gouverneur verbietet Zwangsheiraten

 

Juba (Fides) – Es soll künftig keine Zwangsverheiratung von Frauen und Mädchen mehr geben. Dies erklärte der Gouverneur des Bundesstaates Unity im Südsudan Riek Biem. „Ich bin der Gouverneur dieses Staates und erkläre heute: Lassen Sie uns unsere Jungen und Mädchen zur Schule bringen, damit sie die Vorteile der Bildung genießen können. Nur so können wir die Gleichstellung der Geschlechter in unserem Staat fördern“, fordert Biem. „Ich habe die Gemeinden in allen sieben Bezirken darüber informiert, dass sie alle Fälle von Kinder- oder Zwangsheirat innerhalb von 24 Stunden an das Büro des Bundesstaates zur Untersuchung melden sollen“, fügte er hinzu.

Die Entscheidung des Gouverneurs des Bundesstaates Unity erfolgte nach der brutalen Ermordung eines 20-jährigen Mädchens, das von ihrem Vater zu Tode geprügelt wurde, weil es sich weigerte, die von ihrer Familie vereinbarte Zwangsheirat einzugehen.

Die Zwangsverheiratung selbst von sehr jungen Frauen und Mädchen ist eine Tragödie im Südsudan. Die jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2010 zeigen, dass 52 % der Mädchen im Südsudan vor ihrem 18. Geburtstag und 9 % vor dem Alter von 15 Jahren verheiratet werden.

Viele Familien zwingen ihre Töchter zur Heirat, um dadurch eine Mitgift zu erhalten, selbst wenn sie unter 18 Jahre alt sind. Die unsichere Ernährungslage im Land hat das Problem noch verschärft. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Töchter zu verkaufen, um die anderen Familienmitglieder zu ernähren. Nur 6 Prozent der Mädchen schließen die Grundschule ab, und eines von fünf Mädschen bricht die weiterführende Schule wegen einer Schwangerschaft ab.

Verschlimmert wird die Notlage der Frauen durch die Tatsache, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Kriegstaktik eingesetzt wird. Sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg wird aufgrund der Stigmatisierung, der Angst vor Repressalien und des Fehlens eines angemessenen Justizsystems nur selten gemeldet.

Der Südsudan ist 2015 der UN-Kinderrechtskonvention beigetreten, das ein Mindestalter von 18 Jahren für die Eheschließung vorsieht. Das Land hat zudem die Frauenrechtskonvention (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women, CEDAW) unterzeichnet, das die Staaten verpflichtet, die freie und uneingeschränkte Zustimmung zur Ehe zu gewährleisten.

(L.M.) (Fides 19/8/2024)

 

AFRIKA/D.R. KONGO - UN-Koordinator für humanitäre Hilfe zur Krise in Nordkivu: „Das Fehlen kollektiver Empörung, diese Toleranz, stellt unsere Menschlichkeit in Frage“

 

Kinshasa (Fides) - „Zwischen Januar und Juni dieses Jahres wurden sechs humanitäre Helfer getötet und elf entführt, wobei mehr als 200 Übergriffe direkt auf die humanitären Helfer vor Ort abzielten“, sagt Bruno Lemarquis, stellvertretender Sonderbeauftragter der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) und Koordinator der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe in der Demokratischen Republik Kongo, der sich dabei auf die Situation in Nord-Kivu im Osten des Landes bezieht. Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe am heutigen 19. August, erinnerte Lemarquis daran, dass sich die internationale Gemeinschaft wenig oder gar nicht um die Tragödie kümmert, die diese Region der Demokratischen Republik Kongo erlebt, die von Massakern, der Zwangsvertreibung von Millionen von Menschen und der Ermordung von humanitärem Personal betroffen ist.

„Trotz der Schwere der Massaker und des Leids, das die lokale Bevölkerung erleidet, ist die Welt nicht ausreichend empört über diese katastrophale Situation“, sagte er. „Das Fehlen kollektiver Empörung, diese Toleranz, stellt unsere Menschlichkeit und unsere Fähigkeit, die systematische Gewalt, die unschuldiges Leben dezimiert, zu verhindern und dagegen vorzugehen, in Frage. Deshalb bezeichne ich diese Krise nicht nur als eine der am meisten vernachlässigten in der Welt, sondern auch als eine der am meisten tolerierten.“

Eine Krise, die weiterhin Hunderttausende von Menschen in die Flucht treibt. „In der ersten Hälfte des Jahres 2024 waren etwa 7,3 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo auf der Flucht. Das entspricht mehr als 400.000 neuen Vertriebenen seit Dezember 2023“, sagt der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe.

Laut Lemarquis sind die am stärksten betroffenen Opfer Frauen, Mädchen und sogar kleine Mädchen, die Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt sind, als Teil einer verbrecherischen Kriegsstrategie, um die lokale Bevölkerung zur Flucht aus ihren Dörfern zu zwingen (vgl. Fides 29/10/2007). In diesem Zusammenhang verbreiten sich Infektionskrankheiten wie Cholera, Masern und zuletzt Affenpocken leicht und schnell. Lemarquis zufolge ist die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Tragödie der Ostkongolesen an einer spezifischen Tatsache festzumachen: „Der Plan für die humanitäre Hilfe im Jahr 2024 ist nur zu 35 % finanziert, was bedeutet, dass Hunderttausende von gefährdeten Menschen zurückgelassen werden“.

In Nord-Kivu besteht der Hauptkonflikt zwischen der kongolesischen Armee, die von einigen so genannten „Selbstverteidigungs“-Milizen unterstützt wird, und der M23-Rebellenbewegung, die ihrerseits vom Nachbarland Ruanda unterstützt wird. In dieser Provinz wie auch in den Nachbarprovinzen Süd-Kivu und Ituri sind jedoch mehrere hundert bewaffnete Formationen aktiv, darunter eine dschihadistisch geprägte, die Allied Democratic Forces (ADF) (vgl. Fides 24/6/2023). Neben den ethnischen und Stammeskonflikten gibt es vor allem auch politische und wirtschaftliche Gründe, die die Instabilität im Osten der Demokratischen Republik Kongo schüren. Angefangen bei der Ausbeutung der immensen natürlichen Reichtümer der Region, von Holz bis Coltan, von Gold bis Zinn, durch fast alle Kriegsparteien (vgl. Fides 26/1/2023 und Fides 1/2/2023).

(L.M.) (Fides 19/8/2024)

 

AMERIKA/KOLUMBIEN - ELN kündigt “bewaffneten Streik” an: "Gewalt ist nie eine Lösung“

 

Bogotà (Fides) – Der Stillstand der Friedensverhandlungen zwischen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) und der Regierung stürzen Kolumbien in eine immer enger werdende Spirale der Gewalt. In den letzten Stunden hat die ELN sogar einen „bewaffneten Streik“ in der Region am Pazifischen Ozean, genauer gesagt im Departement Chocó, angekündigt.

Ein so genannter „bewaffneter Streik“ bedeutet eine dauerhafte Ausgangssperre mit der damit verbundenen Blockade aller Aktivitäten. Die Guerilla hat klargestellt, dass es sich um eine Aktion auf unbestimmte Zeit handelt, was umgehend zu unzähligen Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung geführt hat: betroffen von dieser Aktion sind etwa 50.000 Menschen, darunter Einwohner und Nichtansässige, die sich derzeit in fünf Gemeinden im Departement befinden.

Unterdessen hat Ortskirche bereits ihre Stimme erhoben und in einer vom Nationalen Sekretariat für soziale Seelsorge/Caritas Kolumbiens herausgegebenen, von deren Präsidenten Juan Carlos Barreto, dem Bischof von Soacha, und dem Exekutivsekretär, Pfarrer Rafael Castillo, unterzeichneten Mitteilung ihre Verbundenheit mit den „von diesem illegalen bewaffneten Streik betroffenen Gemeinschaften“ zum Ausdruck gebracht und Solidarität „angesichts der territorialen Kontrolle über das Territorium, das sie zu verteidigen und zu unterstützen behaupten, durch diejenigen, die weder das Leben ehren noch Hoffnung fördern“ bekundet.

In der Verlautbarung wandte sich die kolumbianische Kirche auch an die Guerillas, die Ängste schüren: „An der Kriegsfront der ELN und des Golf-Clans („Autodefensas Gaitanistas“, Anm. d. Red.) sagen wir, dass alles, was mit Gewalt und Drohungen erreicht wird, so bleibt, solange Drohungen anhalten; und dass, wenn es Machtmissbrauch ist, wenn die Starken die Schwachen ausnutzen und wenn die Reichen die Armen ausnutzen, es auch ein Machtmissbrauch ist, wenn bewaffnete Menschen und Gruppen unbewaffnete Menschen ausnutzen“, heißt es dazu. „Sie alle zerstören das, was Sie angeblich aufbauen wollen. Gewalt war nie eine Lösung. Sie hat immer nur größere Übel gebracht“, wird gemahnt.

Auf die Stellungnahme von Bischof Barreto und Pfarrer Castillo folgten auch die Worte des Bischofs von Istmina-Tadó, Mario de Jesús Álvarez Gómez, und des gewählten Bischofs von Quibdó, Wiston Mosquera Moreno, aus den Diözesen des Pazifiks. Die Prälaten haben ihre Stimmen in einem eindringlichen Appell für ein sofortiges Ende des bewaffneten Streiks vereint. „Menschen dürfen nicht sterben. Die Menschen dürfen nicht eingesperrt werden, denn niemand kann ihnen die Freiheit nehmen“, lauten die Worte des designierten Bischofs Moreno.

Erst vor wenigen Tagen hatte die kolumbianische Regierung von Gustavo Petro den ELN-Unterhändlern noch einen „vertraulichen“ Vorschlag vorgelegt: „Wir haben vom Präsidenten die Anweisung erhalten, der ELN einen vertraulichen Vorschlag zu übermitteln, damit diese ihn bewerten und uns antworten kann. Es ist ein vertraulicher Vorschlag und wir werden ihn nicht weitergeben, weil wir die Anweisungen des Präsidenten respektieren und auf eine positive Antwort warten müssen“, erklärte die Chefunterhändlerin der Regierung Vera Grabe dazu.

Zuvor hatte die Regierung Anfang des Monats unterdessen die Wiederaufnahme „offensiver“ Militäreinsätze gegen die Guerillas der Nationalen Befreiungsarmee angekündigt. „Wie immer, wenn kein Waffenstillstand in Kraft ist, führen die Streitkräfte regelmäßig offensive Militäreinsätze durch. Das sind die Hinweise für die Militärkommandos“, sagte Verteidigungsminister Ivan Velásquez.

Diese Ankündigung erfolgte im Anschluss an gegenseitige Vorwürfe hinsichtlich der Verantwortung für das Scheitern des im November 2022 begonnenen Friedensdialogs zwischen den Parteien, der immer wieder in die Krise geriet. Zumindest auf dem Papier laufen die Verhandlungen jedenfalls noch heute.

(F.B.) (Fides 19/8/2024)

 

VATIKAN - Papst Franziskus: "Die Eucharistie ist notwendig: Jesus rettet uns, indem er unser Leben mit seinem nährt”

 

Vatikanstadt (Fides) - „Die Eucharistie ist notwendig für uns, für alle. Jesus kümmert sich um das größte Bedürfnis: Er rettet uns, indem er unser Leben mit dem seinen nährt, und das für immer“, so Papst Franziskus, beim sonntäglichen Angelusgebet mit den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Gläubigen.

Der Papst kommentierte das Evangeliums des Sonntags, in dem Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, und wies darauf hin, dass „der Sohn Gottes sich vor den Augen der Menge mit der gewöhnlichsten und alltäglichsten Nahrung, dem Brot, identifiziert“. Wie kann er uns ernähren? Die Frage, die damals von den vielen Zuhörern gestellt wurde, stellen wir uns auch heute, aber, so mahnt Franziskus, „mit Staunen und mit Dankbarkeit“, denn das sind „zwei Haltungen, über die man angesichts des Wunders der Eucharistie nachdenken sollte“.

Staunen, „weil die Worte Jesu uns überraschen. Jesus überrascht uns immer. Das Brot vom Himmel ist ein Geschenk, das alle Erwartungen übertrifft. Wer den Stil Jesu nicht begreift, bleibt misstrauisch“. Und Dankbarkeit, weil Christus, „nachdem er das irdische Brot vermehrt hat“, „ein noch größeres Geschenk bereitet: Er selbst wird zur wahren Speise und zum wahren Trank“.

Und dieses Brot, oder besser gesagt die Eucharistie, „ist für uns mehr als notwendig, denn“, so betont der Bischof von Rom, „es stillt den Hunger nach Hoffnung, den Hunger nach Wahrheit, den Hunger nach Erlösung, den wir alle nicht im Magen, sondern in unserem Herzen spüren“. Aber wir müssen vorsichtig sein: „Das lebendige und wahre Brot ist nicht etwas Magisches, nein, es ist nicht etwas, das plötzlich alle Probleme löst, sondern es ist der Leib Christi selbst, der den Armen Hoffnung gibt und die Arroganz derer überwindet, die sich auf ihre Kosten vollstopfen“.

Nach dem Angelus erinnerte der Papst an die Demokratische Republik Kongo, wo die italienischen Xaverianer-Missionare Luigi Carrara, Giovanni Didoné und Vittorio Faccin zusammen mit dem kongolesischen Priester Albert Joubert in Uvira seliggesprochen wurden. Sie waren am 28. November 1964 in diesem Land getötet wurden: „Ihr Martyrium“, so der Papst, „war die Krönung eines Lebens, das sie für den Herrn und für ihre Brüder und Schwestern lebten. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürsprache Wege der Versöhnung und des Friedens zum Wohle des kongolesischen Volkes ermutigen“.

Abschließend lancierte Papst Franziskus einen eindringlichen Appell für den Frieden: „Beten wir weiter, dass im Nahen Osten - Palästina, Israel - sowie in der gequälten Ukraine, in Myanmar und in allen Kriegsgebieten Wege des Friedens eröffnet werden, mit der Verpflichtung zum Dialog und zu Verhandlungen und unter Verzicht auf gewaltsame Aktionen und Reaktionen“.

Und schließlich grüßte er die versammelten Pilger und Gläubigen mit den Worten: „Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten. Genießen Sie Ihr Mittagessen und auf Wiedersehen!“.

(F.B.) (Fides 18/8/2024)

 

AFRIKA/D.R. KONGO - Sechzig Jahre nach dem Martyrium: Neue Selige im Kongo

 

Uvira (Fides) - Die in der Demokratischen Republik Kongo während des Aufstands unter Pierre Mulele „in odium fidei“ getöteten Xaverianer-Missionare sind seliggesprochen worden. Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, stand in Vertretung des Papstes dem Seligsprechungsgottesdienst auf dem Vorplatz der St. Pauls Kathedrale in Uvira vor. Mit ihm konzelebrierten der apostolische Nuntius in der Demokratischen Republik Kongo, Erzbischof Mitja Lescovar, und mehrere andere Bischöfe aus den Nachbarregionen.

„Ich bin überzeugt, dass das Blut unserer gesegneten Märtyrer uns das Geschenk des Friedens bringen wird“, sagte Kardinal Besungu in seiner Predigt, in der er auch zum Frieden aufrief: „Schluss mit der Gewalt! Schluss mit der Barbarei! Schluss mit dem Morden und Sterben auf kongolesischem Boden. Gewalt und Kriege sind die Frucht der Dummheit“. Für den Erzbischof von Kinshasa werden diese von Menschen geführt, „die vom Weg der Intelligenz abgekommen sind, von törichten Menschen, die weder Gottesfurcht noch Respekt vor dem Menschen haben, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde“. „Gott liebt keine Kriege. Gott liebt keine Gewalt. Gott liebt keine Konflikte. Denn bewaffnete Konflikte erniedrigen den Menschen und berauben ihn seiner Würde als Kind Gottes. Gewalt, Konflikte und Kriege sind das Werk des Teufels und seiner Gefolgsleute, die Verwüstung und Tod säen“, so der Kardinal.

Ähnlich äußerte sich auch Papst Franziskus beim Angelus, der im Anschluss an das sonntägliche Mittagsgebet an die neuen Seligen erinnerte: „Ihr Martyrium war die Krönung eines Lebens, das sie für den Herrn und für ihre Brüder und Schwestern lebten. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürbitte Wege der Versöhnung und des Friedens zum Wohle des kongolesischen Volkes fördern“.

Drei Xaverianer-Missionare, zwei Priester und ein Ordensmann, sowie ein Diözesanpriester, die am 28. November 1964 in Baraka und Fizi in der Demokratischen Republik Kongo ermordet wurden, wurden nun zu den Ehren der Altäre erhoben. Nach der Unabhängigkeit des Kongo im Jahr 1960 begann die Übergangsphase vom französisch-belgischen Kolonialismus zur neuen sozio-politischen Situation, die von Unruhen geprägt war, an denen auch die katholische Kirche beteiligt war.

Der demokratisch gewählte und prosowjetische Patrice Lumumba wurde 1961 von Oberst Mobutu hingerichtet, der nach einer Zeit der Unruhen die Macht zwischen seiner Fraktion (den Mobutus) und der der Kasavubus aufteilte. 1963 kehrte Pierre Mulele, ein ehemaliger Minister der Lumumba-Regierung, nach einer ideologischen Indoktrination und militärischen Ausbildung in China in den Kongo zurück und rief eine Rebellenbewegung ins Leben, die sich gegen die Regierungsstrukturen in Leopoldville und gegen jegliche europäische Präsenz richtete. Die Guerillas gaben sich den Namen Simba (Swahili für Löwe). Während die Europäer und die meisten katholischen und protestantischen Missionare den Kongo verließen, beschlossen die Xaverianer zu bleiben.

Zu ihnen gehörten Luigi Carrara (der am 3. März 1933in Cornale di Pradalunga geboren wurde und 1947 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrag. Er legte am 12. September 1954 seine zeitliche und am 5. November 1959 seine ewigen Gelübde ab. Am 15. Oktober 1961 wurde er zum Priester geweiht und im darauffolgenden Jahr nach Baraka gesandt. Sein missionarisches Apostolat zeichnete sich durch die Vertrautheit mit Christus im Gebet und den bedingungslosen Dienst an den Kleinsten und Bescheidensten aus), Giovanni Didonè (der am 18. März 1930 in Rosà geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Er legte am 12. Oktober 1951 die zeitlichen und am 5. November 1954 die ewigen Gelübde ab. Am 9. November 1958 wurde er zum Priester geweiht und im folgenden Jahr nach Fizi gesandt), Vittorio Faccin (der am 4. Januar 1934 in Villaverla geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Seine Gelübde legte er am 8. Dezember 1952 ab und 1959 wurde er in die Mission nach Baraka entsandt) und Albert Joubert (der am 18. Oktober 1908 in Saint Louis de Mrumbi-Moba, damals Belgisch-Kongo, als Sohn eines französischen Vaters, der der Päpstlichen Garde angehörte, und einer afrikanischen Mutter geboren wurde. Er wurde am 6. Oktober 1935 zum Priester geweiht, nachdem er in verschiedenen Pfarreien und Diözesen tätig gewesen war).

Sie alle wurden am 28. November 1964 getötet. Gegen 14.00 Uhr hielt ein Militärjeep vor der Kirche in Baraka, aus dem Abedi Masanga, ein Anführer der Rebellen, die das Gebiet seit Monaten besetzt hielten, ausstieg. Er forderte Pater Vittorio Faccin auf, in den Jeep einzusteigen, und als dieser sich weigerte, schoss er ihm in die Brust und tötete ihn. Nachdem er die Schüsse gehört hatte, trat Pater Carrara, aus der Kirche. Abedi befahl auch ihm, in das Auto zu steigen, aber Pater Carrara kniete beim Anblick seines toten Mitbruders vor dessen Leiche nieder und wurde in den Kopf geschossen. Die Leichen der beiden Ordensleute wurden auf grausame Weise zerstückelt und einer der Arme von Pater Victor wurde von einem jungen Mann, einem Mitglied des Rebellenkommandos, der sich später bekehrte, als Trophäe durch das Dorf Baraka getragen.

Nach diesen Morden fuhr der Jeep von Oberst Abedi Masanga nach Fizi, wo er am Abend eintraf. Hier fuhr er - gegen den Rat der Rebellenführer, die die Mission kontrollierten und die Xaverianerpatres schützten - zur Pfarrei und rief die Ordensleute. Pater Didoné öffnete mit Pfarrer Joubert die Tür. Beim Anblick der Waffen konnte Pater Didoné gerade noch das Kreuzzeichen machen, als Oberst Abedi Masanga schoss und ihn an der Stirn traf. Unmittelbar danach schoss Abedi auch auf Pfarrer Joubert und traf ihn in die Brust. Der verwundete Joubert versuchte wegzulaufen, wurde aber von einem weiteren Schuss von hinten tödlich getroffen.

Im Verlauf des Seligsprechungsprozesses wurde bestätigt, dass sie „in odium fidei“ getötet wurden. Ihre Ermordung fand in einem atheistischen und antireligiösen Kontext statt. Die christliche Religion wurde gewaltsam bekämpft, Kirchen wurden geplündert, Tabernakel und Heiligenbilder geschändet, und es kam zu Ausschreitungen und der Zerstörung religiöser Symbole.

Die Gewalt der Simba-Rebellen richtete sich nicht nur gegen weiße Ordensleute, sondern auch gegen schwarze Priester und Ordensleute, was den antireligiösen Hass, der sie antrieb, bestätigte. Die Simba-Rebellen stellten ihre traditionelle Religion der Stammes- und Animistenriten dem Christentum entgegen. Der Hauptverantwortliche für die Morde, Abedi Masanga, der selbst ursrpürnglich Christ war, änderte sich radikal, nachdem die Chinesen ihn mit der zutiefst antichristlichen maoistischen Ideologie indoktriniert hatten.

Die Missionare waren sich der Risiken bewusst und ihre Entscheidung, trotz allem auf ihren Posten zu bleiben, bestätigte ihre Bereitschaft, das Martyrium auf sich zu nehmen, um die Gläubigen und die Mission nicht im Stich zu lassen. Auch Pfarrer Joubert bekundete seine Bereitschaft zum Martyrium. Das Martyrium war für alle vier die Krönung eines Lebens, das ganz dem Herrn und den Mitmenschen gewidmet war.

 

(F.B.) (Fides 12/8/2024)


Zwei von drei weltweit getöteten Helfern 2024 in Palästina ums Leben gekommen

Welttag der humanitären Hilfe

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf:Alea Horst
Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotograf:Alea Horst

16.08.2024

 

(München / Khan Younis/(ots) - Palästina, insbesondere Gaza, ist für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aktuell das tödlichste Land der Welt. Das teilen die SOS-Kinderdörfer zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August mit. Von 176 Todesfällen unter den Helfern, die von Januar bis Mitte August 2024 weltweit registriert wurden, entfallen laut "Humanitarian Outcomes" 121 auf Palästina. Das sind mehr als zwei von drei Fällen.

 

Boris Breyer, Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: "Humanitäre Helfer riskieren in Gaza Tag für Tag ihr Leben. Ohne ihren Mut und unerschrockenen Einsatz wäre die Situation für die notleidenden Menschen noch katastrophaler. Die Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer versorgen und betreuen Kinder, die im Krieg ihre Eltern verloren haben, sie unterstützen Familien mit dem Notwendigsten, leisten psychologische Hilfe, geben Hoffnung - auch, wenn sie selbst immer wieder in akute Gefahr geraten."

 

 


Helfende schützen und Hilfe ermöglichen

Neutralität als Schutzinstrument verliert an Anerkennung

 

19.08.2024

 

Welttag Humanitäre Hilfe 19. August * gefährdete Hilfe * humanitäre Prinzipien

 

(Berlin/dw)-  2024 // 2023 gilt als das tödlichste Jahr für humanitäre Helferinnen und Helfer in jüngster Zeit. Laut Aid Worker Security Database waren weltweit mehr als 270 von ihnen ums Leben gekommen. Vor allem der Krieg in Gaza ließ die Zahl sprunghaft ansteigen, wo in den ersten drei Kriegsmonaten mehr als 163 Helfende getötet wurden. „Obwohl das humanitäre Prinzip der Neutralität die Grundlage unserer Arbeit ist, wird es von Konfliktparteien zunehmend missachtet. Das gefährdet das Leben von Helfenden und die Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten, die auf humanitäre Hilfe angewiesen ist“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe.

 

Die Zahlen über getötete Helferinnen und Helfer weltweit sind erschütternd, aber nur ein Ausschnitt des Problems: „Die erhobenen Daten spiegeln die Zahl derer wider, die in den jeweiligen Ländern und von Organisationen gemeldet wurden. Wir müssen leider von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, die gar nicht erst erfasst werden“, sagt Martin Keßler. Vor allem in Ländern mit existierenden UN-Strukturen und internationaler Präsenz seien die Zahlen aussagekräftig. „Wenn sich aber die internationale Gemeinschaft mehr und mehr aus Ländern wie Myanmar oder Haiti zurückzieht, wird auch weniger auf die dort verbliebenen lokalen Helfenden und ihr Schicksal geschaut“, befürchtet Keßler.

 

Auf einen internationalen Helfenden kamen in den vergangenen Jahren rund 20 lokale Kräfte, die von Gewalt betroffen waren und dabei verschleppt, verletzt oder getötet wurden. Ihre Lage erhält jedoch kaum öffentliche Aufmerksamkeit. „Übergriffe gegen lokale Akteure müssen besser registriert, benannt und verurteilt werden, wie es in der Regel bei Attacken auf internationale Organisationen und deren Mitarbeitende passiert. Andernfalls nehmen wir hin, das lokale Organisationen weiterhin das größte Risiko tragen und enorm gefährdet sind. Das darf nicht passieren“, sagt Keßler.

 

Den Preis für die Übergriffe zahlen auch Menschen in Not. „Wenn das Hilfe leisten zunehmend zur Gefahr wird, bleibt sie im schlimmsten Fall aus. Bei 120 Millionen Menschen auf der Flucht und 300 Millionen Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, darf sich der Handlungsraum nicht weiter schließen. Deshalb muss die heutige Relevanz der humanitären Prinzipien geprüft und deren Anerkennung durch Konfliktparteien gestärkt werden“, sagt Martin Keßler. 

 

 

Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden:

Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin

Evangelische Bank

IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02

BIC: GENODEF1EK1

Stichwort: Katastrophenhilfe weltweit

Online unter: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

 

 


Großprojekt von Global Micro Initiative e.V. auf Indonesiens Insel Nusa Penida erfolgreich abgeschlossen

Meliatini, eine der Teilnehmerinnen des Förderprojekts. Foto: Global Micro Initiative e.V.
Meliatini, eine der Teilnehmerinnen des Förderprojekts. Foto: Global Micro Initiative e.V.

17.08.2024

(Stuttgart/gmi) - Seit ihrer Gründung 2014 engagiert sich Global Micro Initiative e.V. für die Bekämpfung von Armut in Südostasien. Die gemeinnützige Hilfsorganisation aus Hösbach in Unterfranken hilft Menschen mit Mikrokrediten in Verbindung mit Schulungen, damit sie sich selbst einen Weg aus der Armut erarbeiten können. Mit der Unterstützung durch den Kleinprojektefonds der Schmitz-Stiftungen führte Global Micro Initiative e.V. auf der indonesischen Insel Nusa Penida ein Schulungsprojekt zur finanziellen und betriebswirtschaftlichen Bildung für Kleinstunternehmer durch. Ziel war es, im Projektzeitraum von Januar 2023 bis Ende Februar 2024 insgesamt 50 Familien zu erreichen. Das Förderprojekt hatte ein Gesamtvolumen von 38.000 Euro. 


Ferienfreizeiten als Leuchtfeuer der Hoffnung

„Kirche in Not“ fördert mehr als 1600 Sommerlager weltweit

Ferienlager für Kinder von Binnenflüchtlingen in der Ukraine. © Kirche in Not
Ferienlager für Kinder von Binnenflüchtlingen in der Ukraine. © Kirche in Not

17.08.2024

 

(München/acn) - Mit fast zwei Millionen Euro fördert das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ auch in diesem Jahr Ferienfreizeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Viele der Sommerlager finden in kriegs- und konfliktgebeutelten Regionen statt, damit junge Menschen dem Leid für eine Weile entkommen und unbeschwerte Tage genießen können. In 18 Ländern unterstützt das Hilfswerk die Ferienfreizeiten, zum Beispiel im Heiligen Land, in Libanon, Syrien, Armenien oder in der Ukraine. Aber auch in Ägypten, Mosambik und Venezuela wird den jungen Menschen die Möglichkeit geschenkt, sich in einer friedvollen Umgebung mit Gleichaltrigen auszutauschen und ihren Glauben besser kennenzulernen.

 

 

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, dankt dem Hilfswerk für die diesjährige Unterstützung des Sommerlagers des Vikariats St. Jakobus für hebräischsprachige Katholiken in Israel. Diese Camps seien ohne die Unterstützung von „Kirche in Not“ nicht möglich. Dabei seien diese sehr wichtig: „Die Mehrheit der Teilnehmer sind Kinder von Migranten. Diese Gruppe ist besonders von den Auswirkungen des Krieges betroffen.“


Ukraine: Zukunft von Millionen Schülern bedroht

SOS-Kinderdörfer: Investition in Bildung muss Priorität haben

Foto: SOS-Kinderdörfer Ukraine / SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
Foto: SOS-Kinderdörfer Ukraine / SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.

12.08.2024

 

(Kiew/(ots) - Lernen unter Beschuss, zerstörte Schulen, isolierte Schüler: Die Bildungssituation in der Ukraine wird nach zweieinhalb Jahren Krieg immer katastrophaler. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer ist die Zukunft von Millionen Schülern bedroht.

Mitte dieses Jahres waren nach Analyse von Satellitenbildern über 700 Schulen, Hochschulen und Universitäten vollständig zerstört worden, eine Zahl, die weiter steigt. Laut dem ukrainischen Bildungsministerium haben im letzten Schuljahr eine Million Kinder ausschließlich online gelernt und 1,1 Millionen weitere Kinder im Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht. In vielen Fächern liegen die ukrainischen Schüler weit zurück.

 

 


Ein Jahr nach Gewaltexzess gegen Christen in Pakistan endlich Täter verfolgen

Am 16. August 2023 zerstörte ein Mob in Jaranwala rund 25 Kirchen und 80 Häuser – missio Aachen stellt knapp 170.000 Euro für Wiederaufbau zur Verfügung

 

14.08.2024

 

(Aachen/missio) - Auch ein Jahr nach dem verheerenden Gewaltexzess gegen Christen im pakistanischen Jaranwala stockt die juristische Verfolgung der Täter. „Das traumatisiert die christliche Gemeinschaft dort ein zweites Mal. Die deutsche Regierung sollte ihren Einfluss auf Pakistan nutzen, damit die Menschen von Jaranwala endlich Gerechtigkeit erfahren“, forderte Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident des katholischen Hilfswerkes missio Aachen, am Dienstag.

 

Am 16. August 2023 hatte ein islamistisch aufgestachelter Mob das christliche Viertel nahe der Stadt Faisalabad angegriffen. Anlass war die angebliche Verunglimpfung des Koran. Schätzungsweise knapp 25 Kirchen sowie mehr als 80 Häuser und Geschäftsgebäude sind niedergebrannt worden. Dies war einer der heftigsten Gewaltausbrüche der vergangenen Jahre in Pakistan gegen die dortige christliche Minderheit.    

 

Insbesondere christliche Jugendliche brauchen Hilfe

 

Den Wiederaufbau muss die christliche Gemeinschaft in Jaranwala weitestgehend ohne staatliche Unterstützung stemmen. 26 Häuser und 19 Kirchen haben die Bewohner mittlerweile – zumindest zum Teil – wieder nutzbar gemacht. Insbesondere die christlichen Jugendlichen brauchen Hilfe, damit sie eine Perspektive in ihrer Stadt haben. Dafür stellte missio Aachen im vergangenen Jahr rund 32.000 Euro zur Verfügung. Weitere 135.000 Euro werden jetzt bewilligt. Damit werden 25 Häuser in Stand gesetzt.

 

Von mehr als 300 Tatverdächtigen nur noch fünf in Haft

 

Beim Wiederaufbau in Jaranwala arbeitet missio Aachen mit dem Bistum Faisalabad, der örtlichen Caritas und der bischöflichen Kommission Gerechtigkeit und Frieden zusammen. Das Hilfswerk ist zudem mit christlichen Nicht-Regierungsorganisationen vernetzt. Nach Informationen der missio-Partner wurden zwar nach den Ausschreitungen in Jaranwala mehr als 300 Tatverdächtige identifiziert. Diese seien aber in der überwiegenden Mehrzahl bald wieder – oft gegen Kaution – entlassen worden. Von zuletzt 22 Strafanzeigen habe die Polizei lediglich fünf tatsächlich registriert. Aktuell seien noch fünf potenzielle Täter im Gefängnis.

 

Gleichzeitig seien auch mehrere Christen von der Polizei verhaftet worden, weil ihnen beispielsweise Plünderei unterstellt worden war. „Das war reine Schikane und sollte die christliche Gemeinschaft weiter einschüchtern. Sie hat dies als besonders diskriminierend empfunden,“ berichtet Dr. von Fürstenberg. Mindestens einer der festgenommenen Christen ist nach Informationen der missio-Partner immer noch in Haft.

 

Missio-Partner fordern staatliche Entschädigungen für Betroffene von Gewalt nach Blasphemievorwürfen

 

Die missio-Partner fordern stärkere Bemühungen der Regierung für eine Reform der Blasphemiegesetze in Pakistan, die den massiven Missbrauch dieser Gesetzgebung stoppen. Dazu brauche es auch eine entsprechende staatliche Studie, die empirische Daten über die Auswirkungen dieser Gesetze sammelt. Ganz konkret sollten zudem Maßnahmen, wie die Unterbindung von Provokationen über Lautsprecher in Dörfern und Stadtteilen, das Verbot extremistischer Organisationen oder die Beschlagnahme hasserfüllter Literatur gegenüber religiösen Minderheiten intensiviert und evaluiert werden, um ihre Wirksamkeit sicherzustellen. „Gleichzeitig wünschen sich unsere Partner, dass Betroffene solcher Gewaltexzesse im Umfeld von Blasphemievorwürfen endlich auch staatliche Entschädigungen für erlittene wirtschaftliche, soziale und psychologische Schäden erhalten. Das könnten die Menschen in Jaranwala jetzt gut gebrauchen“, unterstützt Dr. von Fürstenberg dieses Anliegen.

 

 


Kinder leiden an Hunger, Gewalt und dem Verlust ihrer Familien

SOS-Kinderdörfer zum Beginn der Friedensgespräche für den Sudan

 

14.08.2024

 

(München/sos) - Nach 15 Monaten Krieg im Sudan wird die humanitäre Lage für Kinder immer auswegloser. Täglich sterben Kinder an Unterernährung, in der Region Nord-Darfur wurde bereits die Hungersnot ausgerufen - weltweit zum ersten Mal seit sieben Jahren. Kinder leiden unter Vertreibung, Gewalt und dem Verlust ihrer Familien. Angesicht der Friedensverhandlungen für den Sudan, die heute in Genf beginnen, appellieren die SOS-Kinderdörfer deshalb an die führenden Politiker und entwicklungspolitischen Akteure weltweit, mehr diplomatischen und politischen Druck auszuüben, um den Konflikt zu beenden.

 

Sexuelle Gewalt gegen Mädchen hat zugenommen

 

"Viele Kinder mussten miterleben, wie ihre Eltern durch Angriffe oder Seuchenausbrüche gestorben sind, oder sie sind im Krieg von ihnen getrennt worden. Sie leben alleine und ohne Schutz unter den harten Bedingungen in Flüchtlingscamps. Sie sind hochgefährdet. Es gibt Berichte darüber, dass die sexuelle Gewalt gegen Kinder, insbesondere gegen Mädchen, zugenommen hat", sagt Limia Ahmed, stellvertretende Leiterin der Hilfsorganisation im Sudan. Auch die Gefahr der Ausbeutung und Rekrutierung steige.

 

Hunger, Flucht und traumatische Kriegserlebnisse haben massive Auswirkungen auf die Psyche der Kinder. "Viele leiden unter Albträumen, schweren Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Nichts von ihrem Alltag ist übriggeblieben", sagt Ahmed. Im Krieg gebe es so gut wie keine sicheren Rückzugsorte.

 

Es fehlt an Ressourcen und internationaler Aufmerksamkeit

 

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen die Menschen im Sudan bereits seit über 40 Jahren und leisten seit Beginn des Krieges Nothilfe. Mit finanzieller Hilfe der "Dutch Relief Alliance" unterstützt die Hilfsorganisation 32.500 notleidende Kinder und Erwachsene im Zeitraum bis 2026. Ahmed sagt: "Die Herausforderung ist immens: Viele Gebiete sind aufgrund von Straßensperrung oder aktiver Kämpfe nicht zugänglich. Im Schatten anderer großer Konflikte fehlt es an Ressourcen und internationaler Aufmerksamkeit und auch der psychische Druck auf unsere Mitarbeiter ist extrem hoch. Sie sind täglich mit unvorstellbarem Leid konfrontiert und selbst immer wieder der Gewalt ausgesetzt."

 

Bereits vor über einem Jahr musste das SOS-Kinderdorf Khartum aufgrund akuter Gefahr evakuiert werden. Ahmed sagt: "An dem neuen Standort geht es den Kindern einigermaßen gut, aber sie sind weiter mit Sicherheitsrisiken konfrontiert. Das verursacht Stress und Ängste."

 

Limia Ahmeds fordert die Weltgemeinschaft auf, auf das Leid im Sudan mit der gleichen Dringlichkeit und dem gleichen Mitgefühl zu reagieren, wie in anderen Konfliktregionen. Sie sagt: "Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Kinder den Schutz, die Fürsorge und die Chancen erhalten, die sie verdienen."

 

 

 


Haiti: „Organisierte Kampagne gegen die Kirche“

Kinder im „Foyer de l’Esperance“ (Heim der Hoffnung), das Pater Baudelaire ins Leben gerufen hat. © Kirche in Not
Kinder im „Foyer de l’Esperance“ (Heim der Hoffnung), das Pater Baudelaire ins Leben gerufen hat. © Kirche in Not

8.08.2024

 

(München/acn) - Der Bandengewalt in Haiti fallen zunehmend auch Kirchenvertreter zum Opfer. Das sei kein Zufall, erklärte der Ordenspriester Pater Baudelaire Martial gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN): „Ich habe das Gefühl, dass es eine organisierte Kampagne gegen die Kirche gibt.“ Immer häufiger würden Priester und Ordensleute in dem Karibikstaat entführt, um Lösegeld zu erpressen. Die kriminellen Banden „setzen die Kirche unter Druck, um uns zum Schweigen zu bringen“, sagte der Ordensmann.

 

 

Martial gehört der Kongregation vom Heiligen Kreuz an und hat in der Nähe der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince ein Heim für Kinder und Jugendliche gegründet. Auch die Bewohner dort gerieten in den Strudel der Gewalt: „Ein zwölfjähriges Mädchen wurde getötet, ein anderes brutal angegriffen. Die Jugendlichen leben in Angst und Schrecken.“ Mancherorts könne der Unterricht nur online stattfinden, da es zu gefährlich sei, die Kinder zur Schule zu schicken.


AFRIKA/SÜDAFRIKA - Ist Südafrika ein Finanzzentrum für den Islamischen Staat in Afrika?

10.08.2024

 

(Johannesburg/Fides) - Die Anwesenheit von Personen in Südafrika, die mit dem Islamischen Staat (IS) verbunden sind, scheint die Regierung nicht zu beunruhigen. Dies erklärte der Vorsitzende der Katholischen Bischofskonferenz des Südlichen Afrika (SACBC, in der sich die Bischöfe von Südafrika, Botswana und Eswantini zusammenschließen), Bischof Sithembele Anton Sipuka von Umtata, in seiner Eröffnungsrede zur Vollversammlung der SACBC vom 5. bis 9. August.

"Was die jüngsten Berichte über die Anwesenheit und die finanziellen Aktivitäten von Personen mit Verbindungen zum Islamischen Staat in Südafrika betrifft, so habe ich von der Regierung kaum eine Äußerung dazu gehört; vielleicht hält sie sie für unbedeutend", sagte Bischof Sipuka. Nach Ansicht des SACBC-Vorsitzenden sollte das Problem jedoch entschlossen angegangen werden, da der IS der Bevölkerung im Norden Mosambiks, in der Provinz Cabo Delgado, bereits schweren Schaden zufüge.

Internationalen Ermittlungsberichten zufolge nutzt der IS Südafrika als Finanzzentrum. Im März 2022 hatte das US-Finanzministerium bestimmte Personen und Einrichtungen, die in Südafrika tätig sind, als Vermittler der Finanzierungsoperationen der transnationalen islamistischen Gruppe bezeichnet. Insbesondere hatten die US-Behörden eine in Durban ansässige Person benannt, die die Aktivitäten der Provinz Islamischer Staat in der Demokratischen Republik Kongo durch Gelder finanzierte, die sie durch kriminelle Aktivitäten (Erpressung, Entführung gegen Lösegeld) erhalten hatte. Eine weitere Person war in Kapstadt tätig, wo sie IS-Rekruten für Raubüberfälle ausbildete. Andere in Südafrika ansässige IS-Zellen leiteten Gelder, Technologie und materielle Güter an IS-Gruppen in Mosambik und Somalia weiter. Außerdem haben sich mehrere Südafrikaner, die mit dem IS sympathisieren, dem IS in Mosambik angeschlossen.

Im März dieses Jahres veröffentlichte die "Counter-ISIS Finance Group" (CIFG), ein internationales Gremium unter Führung der USA, Saudi-Arabiens und Italiens, einen Bericht über die finanziellen Aktivitäten der islamistischen Organisation in Afrika. In dem Bericht heißt es, dass in Südafrika ansässige Banken zu Kanälen für Geldtransfers des IS geworden sind. Die Terrororganisation nutzt diese Kanäle, um Gelder von ihrem kontinentalen Hauptquartier in Somalia an ihre regionalen Zellen zu überweisen. "Der Islamische Staat hat Banken mit Sitz in Südafrika genutzt, um Gelder von Somalia aus an den IS in Zentralafrika zu überweisen", heißt es in dem Bericht.

In seiner Rede erwähnt Erzbischof Sipuka schließlich einen weiteren ernsten Vorfall in Südafrika. Die Entdeckung eines Militärlagers in Limpopo, in dem 95 libysche Rekruten ausgebildet wurden. Offiziell handelt es sich dabei um Sicherheitskräfte, doch nach Angaben der Polizei, die das Lager stürmte, handelte es sich vielmehr um eine echte militärische Ausbildung. Die 95 Libyer gehören offenbar zu den Streitkräften von General Haftar, die die Kyrenaika im östlichen Libyen kontrollieren. Man sollte sich vielleicht fragen: Wenn es möglich war, Haftars Männer ohne die Genehmigung der südafrikanischen Behörden militärisch auszubilden, ist es dann auch möglich, dass es Ausbildungslager für islamistische Kämpfer gibt oder gab?

 

(L.M.) (Fides 9/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 9.08.2024

VATIKAN - Schuldenerlass für den Frieden: Der Traum von Papst Franziskus für das Heilige Jahr

 

Von Fabio Beretta

 

Vatikanstadt (Fides) - Schuldenerlass als Weg zum Frieden. Das hatte Papst Franziskus, wie auch seine Vorgänger, für das bevorstehende Heilig Jahr gefordert. Auch in der Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr, das die katholische Kirche demnächst begehen wird, formuliert der Pontifex diese Forderung schwarz auf weiß. "Vergib uns unsere Schuld, schenke uns deinen Frieden" lautet deshalb auch das Motto, das Papst Franziskus für den Weltfriedenstag 2025 gewählt hat.

Das Dikasterium für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung erklärt, dass dieser Titel "dem biblischen und kirchlichen Verständnis des Heiligen Jahres" entspreche und sich an den Enzykliken "Laudato Si'" und "Fratelli Tutti" inspiriere. Seine Wahl soll "die Begriffe Hoffnung und Vergebung hervorheben, die im Mittelpunkt des Jubiläums stehen, einer Zeit der Umkehr, die uns nicht zur Verurteilung, sondern zur Versöhnung und zum Frieden aufruft".

"Ausgehend von der Beobachtung der Realität der Konflikte und der sozialen Sünden, die die Menschheit heute heimsuchen, und mit Blick auf die Hoffnung, die der Tradition des Jubiläums der Sündenbeseitigung/Schuldenerlass und den Überlegungen der Kirchenväter innewohnt", heißt es in dem Kommuniqué weiter, "können sich konkrete Orientierungen ergeben, die zu einem dringend notwendigen Wandel im geistlichen, moralischen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Bereich führen werden“.

Es ist bekannt, dass die am meisten entwickelten Nationen jedes Jahr Milliarden für Waffenverkäufe ausgeben. Dies belegt auch der im April 2024 veröffentlichte Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts: Im Jahr 2023, in dem an den Grenzen Europas zwei Kriege geführt wurden, wurden weltweit gut 2.443 Milliarden Dollar (2.293 Milliarden Euro) für Rüstungsgüter ausgegeben. Dies ist ein Zuwachs von fast 7 %. Es wurde noch nie zuvor so viel für Rüstung ausgegeben.

Daten, die uns besser verstehen lassen, was Papst Franziskus kürzlich anprangerte: " Die durch Kriege verursachte Gewalt zeigt deutlich, wie viel Anmaßung diejenigen bewegt, die sich vor den Menschen für mächtig halten, während sie in den Augen Gottes erbärmlich sind. Wie viele neue Arme verursacht diese schlechte, mit Waffen gemachte Politik, wie viele unschuldige Opfer! Doch wir dürfen nicht zurückweichen“.

Aus diesem Grund hatte der Papst auch zu einem Moratorium aufgerufen, um den ärmsten Ländern die Auslandsschulden zu erlassen oder drastisch zu reduzieren. Dies hatte Franziskus nicht nur in der Bulle zum Heiligen Jahr, sondern auch erst vor wenigen Wochen wiederholt, als er vor der Generalaudienz die Teilnehmer eines von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften veranstalteten Seminars zum Thema Schuldenkrise und globaler Süden empfing.

"Nach einer fehlgeleiteten Globalisierung, Pandemien und Kriegen stehen wir heute vor einer Schuldenkrise, die vor allem die Länder des Südens der Welt betrifft, Elend und Angst erzeugt und Millionen von Menschen der Möglichkeit einer würdigen Zukunft beraubt", klagte der Papst, weshalb es dringend notwendig sei, "einen multinationalen Mechanismus zu schaffen der auf Solidarität und Harmonie unter den Völkern beruht und der die globale Bedeutung des Problems und seine wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Auswirkungen berücksichtigt", um den Teufelskreis der Finanzierung zu durchbrechen, der zur Verschuldung führt, und um ein "es rette sich, wer kann“ zu vermeiden, bei dem "immer die Schwächsten verlieren".

Mit anderen Worten, im Hinblick auf das in einigen Monaten beginnende Heilige Jahr brauche man "eine neue internationale Finanzarchitektur, die mutig und kreativ ist" und die gerade im Hinblick auf das Heilige Jahr zu einer Art Moratorium, also einem Erlass oder einer Reduzierung der Auslandsschulden der ärmsten Länder führen kann.

"Ökologische Schulden und Auslandsschulden sind zwei Seiten derselben Medaille, die die Zukunft verpfänden", so die Warnung des Papstes, der daran erinnerte, dass der Schuldenerlass im Heiligen Jahr eine Tradition des jüdischen Volkes ist. Er appellierte an die Industrienationen, ihren Geist und ihr Herz zu öffnen, "um die Knoten jener Fesseln zu lösen, die die Gegenwart ersticken, ohne zu vergessen, dass wir nur Verwalter und Verwalterinnen sind", und dass niemand "mit ruhigem Gewissen" in unserem gemeinsamen Haus leben kann, wenn er weiß, dass er von "Scharen von hungernden Brüdern und Schwestern umgeben ist, die in sozialer Ausgrenzung und Verwundbarkeit leben. Dies zuzulassen, ist eine menschliche Sünde, und wenn man keinen Glauben hat, ist es eine soziale Sünde".

Und wenn man sich die Sipri-Daten ansieht, scheint diese soziale Sünde weit verbreitet zu sein. Im Jahr 2023 waren die 15 Staaten, die das meiste Geld für Rüstung ausgeben: USA, 860 Mrd. € (+2,3%, allein 37% der weltweiten Ausgaben und 68% der Nato-Ausgaben); China, 278 Mrd. € (+6%); Russland, 102 Mrd. € (+24%); Indien, 78,6 Mrd. € (+4,2%); Saudi-Arabien, 71,2 Mrd. € (+4,3%); Großbritannien, 70,4 Mrd. € (+4,3%); Deutschland, 62,8 Mrd. € (+9%); Ukraine, 60,9 Mrd. (+51%, wobei anzumerken ist, dass dieses Land auch 32 Mrd. an Hilfe erhalten hat); Frankreich, 57,6 Mrd. (+6,5%); Japan, 47,2 Mrd. (+11%); Südkorea, 45 Mrd. (+1,1%); Italien, 33,3 Mrd. (-5,9%); Australien, 30,3 Mrd. (-1,5%); Polen, 29,7 Mrd. (+75%); Israel, 25,8 Mrd. (+24%).

(Fides 8/8/2024)

 

AFRIKA/D.R. KONGO - Neues Waffenstillstandsabkommen mit Ruanda: Bischöfe fordern vollständige Umsetzung

 

Kinshasa (Fides) - "Das Waffenstillstandsabkommen muss vollständig umgesetzt werden", fordert die Kongolesische Bischofskonferenz von den Regierungen der Demokratischen Republik Kongo und Ruandas. In einer am 7. August veröffentlichten Erklärung erklären die Bischöfe: "Während sie alle zu diesem ‚kleinen‘ Fortschritt beglückwünscht, erinnert die Bischofskonferenz daran, dass dies nicht das erste Abkommen ist, das zwischen den Regierungen Ruandas und der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet wurde". Die kongolesischen Bischöfe betonen, dass "gegen alle früheren Abkommen mühelos verstoßen wurden und die verschiedenen Berichte darüber keine Sanktionen nach sich zogen".

Das Abkommen, auf das sich die Bischofskonferenz bezieht, wurde am späten Abend des 30. Juli von der angolanischen Regierung bekannt gegeben, die in der angolanischen Hauptstadt zwischen den Kongolesen und Ruandern vermittelt hatte. „Die zweite Ministertagung zwischen der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Ruanda, die in Luanda unter Vermittlung der Republik Angola stattfand, führte zum Abschluss eines Waffenstillstands, der am 4. August um Mitternacht in Kraft treten wird", teilte das angolanische Präsidentenamt mit.

Die Demokratische Republik Kongo wirft der Regierung in Kigali vor, die M23-Rebellen, die mehrere Gebiete in der östlichen Provinz Nord-Kivu eingenommen haben, mit Waffen und eigenen Truppen zu unterstützen. Die ruandische Regierung weist die kongolesischen Anschuldigungen zurück, hat aber zugesagt, ein Friedensabkommen mit den M23-Rebellen zu schließen.

Der Waffenstillstand scheint jedoch nicht zu halten zu sein. Die M23 setzt ihren Vormarsch fort und hat am gestrigen 7. August, die Kontrolle über die Ortschaft Nyakakoma am Eduardo-See übernommen, nachdem sie bereits die Stadt Ishasha an der Grenze zu Uganda eingenommen hatte. Aus diesem Grund haben die kongolesischen Bischöfe interveniert und die Unterzeichner zur Einhaltung der Abkommen aufgerufen

Zwischen 2022 und Juli 2024 führten die kongolesischen Bischöfe zahlreiche Aufklärungskampagnen durch, um die internationalen Partner auf die kongolesische Krise aufmerksam zu machen und sie zu einem stärkeren Engagement zu bewegen. In ihrer Stellungnahme hält die Bischofskonferenz nun jedoch fest, dass "die internationalen Partner den Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo nicht in gleichem Masse als Priorität betrachteten wie den Krieg in der Ukraine oder die Situation im Nahen Osten".

Der Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat regionale Auswirkungen, die nicht nur Ruanda (mit Ausnahme des ehemaligen Belgisch-Kongo), sondern auch andere Länder, angefangen bei Uganda, betreffen. Laut dem am 6. August veröffentlichten Bericht der einer Forschungsgruppe der „New York University“ hat die Wiederaufnahme der Kämpfe durch die M23-Miliz im Jahr 2021, acht Jahre nach ihrer Kapitulation im Jahr 2013, mit den zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Uganda unterzeichneten Wirtschaftsabkommen zu tun, die Ruanda aus dem regionalen Handel zu verdrängen drohen. Die Reaktivierung der M23-Bewegung werde von Kigali als eine Möglichkeit gesehen, "Einfluss gegen den nördlichen Nachbarn Uganda auszuüben", so die US-Forscher. Sie stellen jedoch fest, dass Ruanda und Uganda seit April 2022 "allmählich begonnen haben, die M23-Miliz gemeinsam zu unterstützen".

(L.M.) (Fides 8/8/2024)

 

ASIEN/BANGLADESCH - Friedensnobelpreisträger Yunus wird Regierungschef: “Es ist zu hoffen, dass die öffentliche Ordnung wieder hergestellt wird“

 

Dhaka (Fides) - "Wir warten auf die neue Regierung unter Leitung von Muhammad", so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gegenüber Fides. Der 84-jährige Muhammad Yunus, der 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, wurde von der Armee damit beauftragt, nach dem Rücktritt und dem Exil der ehemaligen Premierministerin, Sheikh Hasina Wazed (vgl. Fides 5/8/2024), eine neue Regierung zu bilden. "Bangladesch hat einen neuen Tag des Sieges errungen. Bangladesch hat eine zweite Unabhängigkeit", sagte Yunus kurz nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Dhaka und nannte den heutigen Tag "einen glorreichen Tag".

"Es gibt viele Hoffnungen auf einen Wandel, vor allem bei der Jugend, die die Straßenproteste angeführt hat, die Sheikh Hasina zum Rücktritt gezwungen haben", so der Beobachter. "Die Jugend will einen Wandel und keine Rückkehr in die Vergangenheit. Insbesondere scheinen sie nicht bereit zu sein, Sheikh Hasina durch ihre historische Rivalin Khaleda Zia, die Vorsitzende der „Bangladesh Nationalist Party“ (BNP), zu ersetzen. Die beiden Frauen sind Vertreterinnen zweier Familien, die seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1971 um die Macht ringen. Die jungen Leute wollen diese Zweigeteiltheit überwinden und einen wirklichen Wandel im nationalen politischen Leben erreichen", unterstreicht der Beobachter.

Muhammad Yunus versprach außerdem, nach tagelanger Gewalt, die sich vor allem gegen die hinduistische Minderheit richtete, die Ordnung wiederherzustellen. "Auch Christen wurden Opfer von Gewalt, wenn auch in abgeschwächter Form, und Gott sei Dank haben wir keine Toten oder Schwerverletzten zu beklagen", so der Beobachter. "Der schwerwiegendste Vorfall war das Feuer, das das kürzlich in Dhaka eröffnete Diözesanzentrum für arbeitssuchende Binnenmigranten zerstörte", fügt er hinzu.

"Einige der Gewalttaten fanden auf dem Land statt, zwischen benachbarten Dörfern oder innerhalb desselben Dorfes. Sehr oft handelt es sich um Zusammenstöße zwischen Nachbarn aus Hass, Rache oder reiner Plünderung", so der Beobachter weiter.

"Die Gewalt wird durch das Gefühl der Straffreiheit angeheizt, das sich aus der Tatsache ergibt, dass die Polizei von den Straßen verschwunden ist. Die Polizisten, die von der Bevölkerung mit der gewaltsamen Niederschlagung der Demonstrationen der letzten Tage in Verbindung gebracht wurden, fürchten nun die Rache der Bevölkerung. Deshalb sind derzeit keine Polizisten zu sehen. In den Dörfern haben sich Selbstverteidigungsmilizen gebildet“, so der Beobachter zur aktuellen Lage“. „Es ist zu hoffen, dass die neue Regierung bald in der Lage sein wird, die Situation der öffentlichen Ordnung wiederherzustellen", betont er abschließend.

 

(L.M.) (Fides 8/8/2024)


Guatemala: Kaputte Schuhe im Auftrag des Herrn

Gläubige aus Pueblo Nuevo bei einem Gottesdienst. © Kirche in Not
Gläubige aus Pueblo Nuevo bei einem Gottesdienst. © Kirche in Not

8.08.2024

 

(München/acn) - „Es macht mir nichts aus, meine Sandalen kaputt zu laufen, um Gott zu dienen“, sagt Schwester Aura Marina Lopez lächelnd. Und dass die Sandalen bei den Einsätzen der „Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Guadalupe“ kaputt gehen, kommt oft vor. Denn Schwester Aura Marina ist zusammen mit zwei Mitschwestern jedes Jahr hunderte Kilometer unterwegs, um in den Bergregionen von Guatemala für die indigene Bevölkerung da zu sein. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) unterstützt die Ordensfrauen bei ihrem beschwerlichen Einsatz, auf dem es manchmal nur noch zu Fuß vorangeht.

 

So zum Beispiel in Pueblo Nuevo, einem Dorf an den Hängen am Tajumulco, dem mit über 4200 Metern höchsten Berg Mittelamerikas, im Südwesten von Guatemala. Pueblo Nuevo ist das Zentrum von 21 noch kleineren Gemeinden der Bergregion. Viele sind nur nach stundenlangen Fußmärschen zu erreichen.


FIDES-NACHRICHTEN - 8.08.2024

VATIKAN - Papst Franziskus bei der Generalaudienz: "Ohne den Heiligen Geist kommt die Kirche nicht voran"

 

Vatikanstadt (Fides) - "Ohne den Heiligen Geist kommt die Kirche nicht voran", dies sagte Papst Franziskus, bei der ersten Generalaudienz nach der Sommerpause im Juli. Während der Begegnung mit den Pilgern aus allen Teilen der Welt, die aufgrund der hohen Temperaturen in der Aula Paul VI. stattfand, setzte der Papst den Katechesezyklus zum Heiligen Geist fort und konzentrierte sich auf die Menschwerdung Jesu durch den Heiligen Geist.

Dies sei, so Franziskus, "ein ökumenisches Glaubensbekenntnis, denn alle Christen bekennen sich gemeinsam dazu. Die katholische Frömmigkeit hat daraus seit jeher eines ihrer täglichen Gebete, den Angelus, abgeleitet“.

Maria, so fährt der Bischof von Rom fort „hat Jesus zuerst empfangen und dann geboren: Zuerst hat sie ihn in sich aufgenommen, in ihr Herz und in ihr Fleisch, dann hat sie ihn geboren. Das gilt (auch) für die Kirche: Sie hat das Wort Gottes zuerst aufgenommen, es ‚zu ihrem Herzen sprechen‘ (vgl. Hos 2,16) und ‚ihr Inneres füllen‘ (vgl. Ez 3,3) lassen, wie es in zwei biblischen Ausdrücken heißt, und es dann mit ihrem Leben und ihrer Verkündigung zur Welt gebracht. Die zweite Operation ist ohne die erste unfruchtbar“.

„Auch die Kirche“, so der Papst weiter, „stellt sich, wenn sie mit Aufgaben konfrontiert wird, die ihre Kräfte übersteigen, spontan die gleiche Frage (wie Maria): ‚Wie ist das möglich?‘. Wie ist es möglich, Jesus Christus und sein Heil einer Welt zu verkünden, die scheinbar nur das Wohlergehen sucht? Die Antwort ist dieselbe wie damals: ‚Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen‘“.

Und er fügte hinzu: "Ohne den Heiligen Geist kann die Kirche nicht vorankommen, kann die Kirche nicht wachsen, kann die Kirche nicht predigen“. "Was über die Kirche im Allgemeinen gesagt wird", mahnt er, "gilt für jeden einzelnen Getauften. Jeder von uns findet sich im Leben manchmal in Situationen wieder, die seine Kräfte übersteigen. In solchen Fällen hilft es, sich daran zu erinnern und sich zu wiederholen, was der Engel zur Jungfrau sagte, bevor er sich von ihr verabschiedete: 'Für Gott ist nichts unmöglich'. Lasst uns also auch jedes Mal mit dieser tröstlichen Gewissheit im Herzen unseren Weg fortsetzen: 'Für Gott ist nichts unmöglich'".

Am Ende der Audienz erinnerte der Papst in seinem Grußwort auf Italienisch an die von den Schrecken des Krieges verwüsteten Völker: "Ich verfolge die Situation im Nahen Osten weiterhin mit großer Sorge. Ich wiederhole meinen Appell an alle beteiligten Parteien, damit sich der Konflikt nicht ausweitet und es zu einer sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen an allen Fronten kommt, angefangen beim Gazastreifen, wo die Lage sehr ernst und unhaltbar ist. Ich bete dafür, dass die aufrichtige Suche nach Frieden die Streitigkeiten zum Erlöschen bringt, dass die Liebe den Hass überwindet und dass die Rache durch Vergebung entwaffnet wird“.

Schließlich bat der Papst alle Gläubigen, sich seinem "Gebet auch für die gequälte Ukraine, Myanmar und den Sudan anzuschließen. Mögen diese vom Krieg so geplagten Völker den ersehnten Frieden finden. Verbinden wir unsere Bemühungen und Gebete, dass die ethnische Diskriminierung in den Regionen Pakistans und Afghanistans, insbesondere die Diskriminierung der Frauen, beseitigt wird".

(F.B.) (Fides 7/8/2024)

 

AFRIKA/TSCHAD - Nur 24 Stunden nach seinre Festnahme: Pfarrer Madou ist frei

 

N'Djamena (Fides) - "Pfarrer Madou geht es gut, obschon er sagt, dass er während seiner Verhaftung misshandelt wurde", so ein Beobachter aus Kreisen der lokalen Kirche in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena gegenüber Fides. Der Beobachter, der um Anonymität bittet, traf Pfarrer Simon-Pierre Madou Baïhana, den Pfarrer der Kirche des Seligen Isidor Bakandja in Walia Goré, der am Abend des 5. August verhaftet worden war (vgl. Fides 6/8/2024) und gestern, am 6. August, freigelassen wurde, nach dessen Freilassung persönlich.

"Seine Freilassung erfolgte nicht einmal 24 Stunden, nachdem er von Sicherheitskräften in Zivil auf eine Weise abgeholt worden war, die eine Entführung durch Banditen befürchten ließ", so der Beobachter. "Die Art und Weise der Festnahme, die Tatsache, dass der Staatsanwalt kein formelles Anklageverfahren eingeleitet hat, und seine schnelle Freilassung lassen auf einen Akt der Einschüchterung gegen einen Priester schließen, der regierungskritische Positionen vertritt".

"Zur schnellen Freilassung von Pfarrer Madoua hat wahrscheinlich die sofortige Stellungnahme von Erzbischof Goetbé Edmond Djitangar beigetragen, der sofort ein Kommuniqué über die Verhaftung des Priesters veröffentlichte (vgl. Fides 6/8/2024), sowie die starke Mobilisierung der katholischen Laien", unterstreicht unsere Quelle. In einem Interview mit lokalen Medien erklärte deshalb auch Pfarrer Madou, dass die Verhaftung nur von kurzer Dauer war, „weil sich viele Menschen für meine Freilassung eingesetzt haben, angefangen bei Erzbischof Djitangar".

Bei seiner Rückkehr in seine Gemeinde gestern Nachmittag wurde Pfarrer Madou von einer jubelnden Menge begrüßt. Trotz seines prekären Gesundheitszustands feierte Pfarrer Madou die heilige Messe, nachdem er seine Gemeindemitglieder begrüßt hatte.

(L.M.) (Fides 7/8/2024)

 

ASIEN/KATAR - Syro-malabarische Auslandsgemeinde feiert 25jähriges Bestehen im Zeichen ihres “missionarischen Charakters”

 

Doha (Fides) - Die katholische Glaubensgemeinschaft von Katar feiert das 25-jährige Jubiläum der syro-malabarischen Auslandsgemeinde „St. Thomas“ in Doha mit zahlreichen Aktivitäten. Bereits am 3. Juli, dem Fest des heiligen Thomas, fand eine Prozession der Reliquie des Heiligen von der Kirche „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ zur syro-malabarischen Kirche statt, ein außergewöhnliches Ereignis in Doha. Kürzlich fand auch auf dem Mount St. Thomas, dem Sitz der syro-malabarischen Kirche in Kakkanad (Kochin, Kerala) eine Feier anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Heiligen Messe in der syro-malabarischen Liturgie in Doha statt.

Bischof Aldo Berardi (osst), Apostolischer Vikar des Vikariats des nördlichen Arabien, zu dem Katar zusammen mit Bahrain, Kuwait und Saudi-Arabien gehört, eröffnete die Feiern und betonte die Einheit der Gemeinschaft und ihre Rolle als Zeugen des Glaubens.

Das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche, Großerzbischof Raphael Thattil, der bei der Zeremonie anwesend war, drückte seine Hoffnung auf die Verwirklichung des langjährigen Traums der von ihm geleiteten Kirche aus, eine unabhängige Kirchenstruktur in der Golfregion aufzubauen.

Die Feierlichkeiten begannen mit einer von Kardinal George Alencherry zelebrierten Heiligen Messe, gefolgt von einem Studienseminar über den "missionarischen Charakter der syro-malabarischen Kirche", das von Kochrani Joseph, dem Sprecher der syro-malabarischen Kirche, geleitet wurde. Anschließend fand eine Konferenz statt, in der viele ehemalige Gemeindereferenten über ihre Erfahrungen berichteten.

Der Großrzbischof dankte mehr als sechzig ehemaligen Mitarbeitern, die nachdem sie in den ersten Jahren syro-malabarischen Kirche präsent gewesen waren, nach Katar zurückgekehrt waren, und ehrte sie mit einer besonderen Auszeichnung. Die Jubiläumsfeierlichkeiten wurden unter anderem von Pfarrvikar Bruder Nirmal Vezhaparampil (ofmCap), und dem stellvertretenden Vikar Bruder Biju Madhavath (ofmCap) beaufsichtigt.

 

ASIEN/AFGHANISTAN - Papst Franziskus: "Man kann nicht im Namen Gottes Verachtung für andere, Hass und Gewalt schüren"

 

Vatikanstadt (Fides) - "Man kann nicht im Namen Gottes Verachtung für andere, Hass und Gewalt schüren", so Papst Franziskus heute Morgen vor der Generalaudienz im kleinen Saal der Audienzhalle bei einem Treffen mit einer Delegation der Vereinigung der afghanischen Auslandsgemeinde in Italien.

Mit Blick auf das asiatische Land erinnerte der Papst daran, dass Afghanistan in den letzten Jahrzehnten "eine komplizierte und dramatische Geschichte hatte, die von einer Reihe von Kriegen und blutigen Konflikten geprägt war. Instabilität, Kriegseinsätze, interne Spaltungen und die Tatsache, dass bestimmte Grundrechte nicht anerkannt werden, haben viele dazu veranlasst, den Weg des Exils zu wählen".

Die afghanische Gesellschaft, so betonte der Papst, bestehe, wie auch die pakistanische Gesellschaft, "aus vielen Ethnien, von denen jedes stolz auf die eigene Kultur, ihre Traditionen und seine besondere Lebensweise ist". Aber "diese ausgeprägte Differenzierung, die auch Gelegenheit sein kann, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden und die Besonderheiten und Rechte eines jeden zu schützen, ist manchmal ein Grund für Diskriminierung und Ausgrenzung, wenn nicht sogar für offene Verfolgung".

Und doch, so die Warnung des Papstes, "sollte der religiöse Faktor von Natur aus dazu beitragen, die Härte der Gegensätze abzumildern, er sollte den Raum schaffen, in dem alle gleichberechtigt und ohne Diskriminierung die vollen Bürgerrechte erhalten“. „Doch immer wieder wird die Religion manipuliert und instrumentalisiert und dient schließlich Zwecken, die mit ihr nicht vereinbar sind", beklagt Papst Franziskus.

"Es ist daher unerlässlich", so der Bischof von Rom weiter, "dass alle in der Überzeugung reifen, dass man nicht im Namen Gottes Verachtung für andere, Hass und Gewalt schüren darf. Ich ermutige alle, daran zu arbeiten, die Missverständnisse zwischen den verschiedenen Religionen zu überwinden und so einen Weg des vertrauensvollen Dialogs und des Friedens zu bauen. Es ist kein leichter Weg, der manchmal auch mit Rückschlägen verbunden ist, aber es ist der einzig mögliche Weg, der mit Beharrlichkeit und Ausdauer beschritten werden muss, wenn Sie wirklich Gutes für die Gemeinschaft tun und den Frieden fördern wollen“.

Der Papst erinnerte in diesem Zusammenhang auch an seine Reise in die Zentralafrikanische Republik im November 2015: "Ich war bei der katholischen Gemeinde und besuchte dann die islamische Gemeinde, und ich betete in der Moschee. Dort gab es ein Treffen mit den Führern … Ich sagte: 'Darf ich beten gehen?' - sie hatten es nicht erwartet. Ich zog meine Schuhe aus und ging zum Beten hin. Und dann stieg das Oberhaupt der islamischen Gemeinde in mein Papamobil und wir besuchten alle Gemeinden, sowohl die islamischen als auch die protestantischen und katholischen. Und das eint, das eint so sehr".

Unter Bezugnahme auf das Dokument über die menschliche Brüderlichkeit, das zusammen mit dem Großiman von Al-Azhar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet wurde, schließt der Papst: "Ich hoffe inständig, dass diese Kriterien zu einem gemeinsamen Erbe werden, das die Mentalität und das Verhalten beeinflusst, so dass die Prinzipien nicht nur abstrakt geschätzt und geteilt, sondern konkret und pünktlich angewendet werden. Wenn dies geschieht, wird auch die Diskriminierung der paschtunischen Volksgruppe in Pakistan… ein Ende haben und eine neue Ära kann beginnen, in der die Kraft des Rechts, das Mitgefühl und die Zusammenarbeit in gegenseitigem Respekt eine gerechtere und menschlichere Zivilisation hervorbringen werden".

"Möge der allmächtige und barmherzige Gott“, so Papst Franziskus abschließend, „den Regierenden und den Völkern helfen, eine Gesellschaft aufzubauen, in der jeder als vollwertiger Bürger mit gleichen Rechten anerkannt wird; in der jeder nach seinen eigenen Bräuchen und seiner Kultur leben kann, in einem Rahmen, der die Rechte aller berücksichtigt, ohne Ausflüchte oder Diskriminierung".

(F.B.) (Fides 7/8/2024)

 

AMERIKA/ARGENTINIEN - Zum Fest des heiligen Kajetan: Priester aus Arbeitervierteln schlagen Alarm in Sachen Arbeitslosigkeit

 

Buenos Aires (Fides) - Arbeit ist ein "Ordnungskriterium" für das individuelle und familiäre Leben. Aber heute fallen in Argentinien die Möglichkeiten der Arbeit "wie die Steine beim Domino-Spiel". Dies betonen die Priester der „Villas Miseria“ und der argentinischen Arbeiterviertel in einem Appell anlässlich des Festes des San Kajetan von Thiene, des "Heiligen des Brotes und der Arbeit", der den argentinischen Gläubigen sehr am Herzen liegt und dessen Fest am 7. August von zahlreichen Pilgern in der ihm geweihten Wallfahrtskirche im „Barrio Lieners“ am Stadtrand von Buenos Aires mit besonderer Hingabe gefeiert wird.

Das Heiligtum des im italienischen Vicenza geborenen heiligen Kajetan ist den argentinischen Arbeitern und dem Volk seit der Blütezeit der peronistischen Gewerkschaftsbewegung ans Herz gewachsen. Den Heiligen, dem Freund der Prostituierten und der von Wucherern bedrängten Elenden, haben die Argentinier immer um "pan y trabajo", Brot und Arbeit, gebeten.

Ohne direkt auf die Wirtschaftspolitik der Regierung einzugehen, umschreiben die Priester, die in der Arbeiterseelsorge tätig sind, mit besorgniserregenden Daten die Auswirkungen der wirtschaftlichen Maßnahmen auf das Leben immer größerer Teile der argentinischen Bevölkerung: "Staatsbedienstete", so heißt es in ihrer Botschaft, "wurden entlassen und finden keine Arbeit mehr. Viele Menschen in unseren Arbeitervierteln waren auf Baustellen oder in Gelegenheitsjobs beschäftigt, die es nicht mehr gibt. Viele Beschäftigte von Genossenschaften, deren Verträge gekündigt wurden, sind ins Elend gestürzt“. „In unserer pastoralen Mission", fügen die Priester hinzu, "sehen wir die dringende Notwendigkeit, uns als Gesellschaft zusammenzuschließen, um der Beschäftigung Priorität einzuräumen“. Der Niedergang der argentinischen Industrie, der lokalen Märkte und der Volkswirtschaft habe „eine Spur von Menschen am Straßenrand hinterlassen". Und die Wirtschaft, so betonen die Priester, "wird nicht wieder auf Kurs gebracht, indem man nur die großen Zahlen der Makroökonomie anpasst".

Die Priester der „Villas Miseria“ und der Arbeiterviertel appellieren an "die Regierenden der verschiedenen Gerichtsbarkeiten", an "die Unternehmer" und an "die verschiedenen sozialen Akteure", einen breiten Konsens zu suchen, "um positive Maßnahmen zugunsten unserer arbeitslosen Brüder und Schwestern zu ergreifen". Das Dokument der Priester schließt mit einer Anrufung von des heiligen Kajetan, dass der Heilige des "pan y trabajo" "die Dankbarkeit derjenigen annimmt, die eine anständige Arbeit haben, und Fürsprache für diejenigen einlegt, die keine haben".

Auch Papst Franziskus hat in den 15 Jahren seiner Amtszeit als Erzbischof von Buenos Aires am Fest des Heiligen Kajetan stets die heilige Messe im Heiligtum gefeiert. "Es gibt Schmerzen und Sorgen. Es gibt Schmerzen und Leiden, die nach Rache schreien: die des verweigerten Lohns, die des Mangels an Arbeit", sagte er am 7. August 2006 und fügte hinzu: "Die Schmerzen aufgrund von Ungerechtigkeit schreien nach Rache, weil sie Schmerzen sind, die vermieden werden können, indem man einfach gerecht ist, indem man den Bedürftigsten hilft, indem man Arbeit schafft, ohne zu stehlen, ohne zu lügen, ohne zu viel zu kassieren, ohne auszunutzen". Zwei Jahre später, im Jahr 2008, sagte er an die Gläubigen gewandt: "Nun, stelle ich euch eine Frage: Ist die Kirche ein Ort, der nur den Guten offensteht?" Und alle im Chor: "Nein!" "Wird hier jemand hinausgeworfen, weil er schlecht ist? Nein, im Gegenteil, wir nehmen sie mit mehr Zuneigung auf. Jesus hat uns das gelehrt. Stellt euch also vor, wie geduldig das Herz Gottes mit jedem von uns ist". Am Ende der Messe ging Kardinal Bergoglio jedes Mal die Schlange der Gläubigen - Hunderttausende - entlang, die seit Stunden geduldig warteten, um den Heiligen zu verehren. Soweit er sie erreichen konnte, umarmte er einen nach dem anderen, erzählte Witze, hörte sich Geschichten und Probleme an, segnete Kinder, Rosenkränze, Fotos kranker Angehöriger und die Bäuche schwangerer Frauen, die er stets sanft aufforderte, ihre ungeborenen Kinder bald taufen zu lassen.

(GV) (Fides 7/8/2024)

 

ASIEN/INDIEN - Marienwallfahrtsort Velankanni: “Lourdes des Ostens”

 

Neu Delhi (Fides) - Indien bereitet sich auf das große Marienfest vor, das im Heiligtum von Veankanni im Bundesstaat Tamil Nadu gefeiet wird. Jedes Jahr wird dieser Marienwallfahrtsort von Millionen von Pilgern besucht, von denen die Hälfte Nicht-Christen sind. Zu Ehren der Jungfrau Maria, die hier im 16. Jahrhundert erschien, wird ein großes Fest gefeiert, das sich über neun Tage erstreckt: vom 29. August bis zum 8. September.

Anlässlich dieser Feierlichkeiten hat der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Victor Manuel Fernàndez, einen Brief an den Bischof von Tanjore, Sagayaraj Thamburaj, geschickt, in dem er die Wertschätzung von Papst Franziskus für diesen an Glauben reichen Ort zum Ausdruck bringt, der auch Nichtchristen zugänglich ist. In der Tat ist es nicht ungewöhnlich, Prozessionen hinduistischer Pilger zu begegnen, die mit einer geblümten Bambusschale, in der Räucherstäbchen verbrannt werden, zum Marienzheiligtum kommen. Vor der goldenen Marienstatue angekommen, werfen sie sich vor ihr nieder und beten neben den christlichen Gläubigen zu ihr.

"Die Überlieferungen, die an diesem wertvollen Ort der Verehrung über einige Begegnungen der Jungfrau mit armen und kranken Kindern gesammelt wurden, sind wunderschön", schreibt der Kardinal. „Hier manifestiert sich die Zärtlichkeit und Nähe Marias, die Jesus uns als Mutter aller hinterlassen wollte".

Die Jungfrau wird in dem Heiligtum mit indischen Zügen dargestellt, gekleidet in den typischen Sari und mit einer Krone auf dem Kopf. Die Geschichte des Heiligtums selbst stellt einen Moment der Begegnung zwischen dem Christentum und der indischen Kultur dar.

Dies zeigt sich auch in der Geschichte der Erscheinungen, die mit diesem Ort verbunden sind. Die Gottesmutter erschien zum ersten Mal im 16. Jahrhundert einem Jungen aus Velankanni, einem Dorf mit heute etwa 5.000 Einwohnern, der Milch von seinem Dorf nach Nagapattinam trug. Während er an einem Teich rastete, erschien ihm die Jungfrau Maria und bat ihn um Milch für ihr Kind. Der Junge gab sie bereitwillig, und die Frau dankte ihm mit einem Lächeln. Als er seinen Kunden erreichte, erzählte der Junge die Vision, und wie durch ein Wunder füllte sich das Gefäß mit der fehlenden Milch, die sogar überlief. Erstaunt wollte der Mann in die Nähe des Teiches gehen, und auch er hatte eine Vision. Die Einwohner nannten den Ort „Matha Kalum“ oder "Teich der Mutter Gottes".

Gegen Ende desselben Jahrhunderts kam es zu einer zweiten Erscheinung. Maria erschien erneut einem kleinen, von Geburt an kranken Jungen, der an einem Ort namens Nadu Thittu ("Zentraler Berg") unter einem Baum Butter verkaufte. Die Jungfrau bat um Butter für ihr Kind und wies den jungen Hindu an, zu einem wohlhabenden Christen in Nagapattinam zu gehen, um dort eine Kapelle zu bauen. Erst als er in Nagapattinam ankam, erkannte der Junge, dass er geheilt worden war. Der wohlhabende Christ, von dem ihm die Frau mit dem Kind im Arm erzählte, hatte in der Zwischenzeit ebenfalls eine Vision, in der dieselbe Frau ihn bat, eine Kapelle zu bauen. Daraufhin wurde in Nadu Thittu eine erste kleine Kirche oder vielmehr eine Hütte gebaut, und von da an wurde der Ort zu einem Marienwallfahrtsort.

Im 17. Jahrhundert geriet ein portugiesisches Schiff, das von Macao nach Ceylon unterwegs war, in einen Sturm. Die Kaufleute gelobten der Gottesmutter, an dem Ort, an dem sie anlanden würden, einen Schrein zu errichten. Am 8. September - dem Fest der Geburt Mariens - kamen sie sicher in Velankanni an. Die Hütte wurde durch ein Steingebäude ersetzt, das später durch die Votivgaben der Kaufleute bereichert wurde. Zwischen 1920 und 1933 wurde das Heiligtum weiter ausgebaut. Am 3. November 1962 verlieh Johannes XXIII. ihr den Titel einer Basilika.

Heute wird das 2.400 Kilometer südöstlich von Neu-Delhi errichtete Heiligtum, das auch als „Lourdes des Ostens“ bezeichnet wird, jedes Jahr von rund 20 Millionen Pilgern aus aller Welt besucht. In den hohen Gewölben der Kirche werden Messen in verschiedenen Sprachen gefeiert. Wie der Name des Ortes schon sagt, werden die Pilger hier rundum betreut. So gibt es neben der Kirche auch ein Heim für Behinderte, das „Nirmal Hriday Home“, das von den Schwestern von Mutter Teresas geleitet wird. Außerdem gibt es mehrere Bildungs- und Schulzentren.

Im Jahr 2004 wurde die Stadt vom Tsunami schwer getroffen, der mehrere hundert Menschenleben forderte. Zwanzig Jahre nach dieser Tragödie ist nun alles wiederhergestellt: Der Wallfahrtsort Velankanni ist nach wie vor Ankunftsort für Millionen von Pilgern, ein Ort des Friedens und des Gebets, der auch von Papst Franziskus geschätzt wird, der der volkstümlichen Spiritualität der pilgernden Gläubigen stets nahe steht, weil sich in ihnen "die Schönheit der Kirche auf ihrem Weg widerspiegelt, die Jesus in den Armen Marias sucht und ihre Sorgen und Hoffnungen im Herzen der Mutter hinterlässt".

(F.B) (Fides 6/8/2024)

 

ASIEN/IRAK - Patriarch Sako über die Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene vor zehn Jahren: "Die kollektive Tragödie ist immer noch in den Köpfen verankert"

 

von Fabio Beretta

 

Bagdad (Fides) - Obwohl die schwarze Flagge des Islamischen Staats nicht mehr über der Ninive-Ebene weht, "sind nur 60 Prozent der Christen zurückgekehrt“. Es ist eine kollektive Tragödie, die sich gegen Christen und andere Minderheiten richtet und die noch immer in den Köpfen verankert ist. Der Islamische Staat ist zwar besiegt, aber ihre Ideologie ist nach wie vor stark, und das nicht nur im Irak", so der Patriarch der chaldäischen Kirche, Kardinal Louis Raphaël Sako, gegenüber Fides zum zehnten Jahrestag der Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene.

Sie wurden mitten in der Nacht von Islamisten geweckt und gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und ihr gesamtes Hab und Gut zurück zu lassen. Ganze Familien wurden mit Lautsprechern aus dem Bett geworfen: "Die Menschen waren gezwungen, in ihren Schlafanzügen zu fliehen", berichtete Schwester Luigina von den chaldäischen Töchtern der makellosen Jungfrau Maria gegenüber Fides nach dieser schrecklichen Nacht. "Die Christen mussten alles zurücklassen, sogar ihre Schuhe, und barfuß wurden sie gewaltsam in Richtung Kurdistan geführt", so die Stimme eines anderen Zeugen. Insgesamt verließen in dieser Nacht etwa 120.000 Christen die Ninive-Ebene.

Eine sehr hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass darunter auch Christen waren, die einige Wochen zuvor aus Mossul geflohen waren. Die Flucht der Christen vor den IS-Milizionären begann eigentlich nicht erst am 6. August, sondern bereits im Juni 2014, als es dem so genannten Islamischen Staat gelang, die Stadt zu erobern. Zu Beginn jenes Sommers lebten allein in Mossul mindestens 1.200 christliche Familien.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es allein in Mossul noch mehr als 100.000 Christen, eingebettet in ein soziales Gefüge, in dem die sunnitische Mehrheit mit Schiiten, Jesiden und anderen Minderheiten friedlich zusammenlebte. Doch schon vor den Gräueltaten des selbsternannten Islamischen Staates hatte die Zahl der Christen nach der ersten US-Militärintervention, die 2003 zum Sturz des Regimes von Saddam Hussein führte, abgenommen. Seitdem hat die sektiererische Gewalt zugenommen.

Leid und Schwierigkeiten halten bis heute an, wie Kardinal Sako betont: "Der Ausschluss von der Arbeit aufgrund von Sektierertum, das Personenstandsrecht und insbesondere die Islamisierung von Minderjährigen, wenn einer ihrer Verwandten Muslim wird, führen dazu, dass die Christen nicht mehr an die Zukunft glauben".

Für den Kardinal muss "die sektiererische und stammesbezogene Mentalität, die immer noch existiert, überwunden werden. Wir brauchen einen modernen, demokratischen, zivilisierten Staat, der auf der Staatsbürgerschaft basiert. Wir dürfen nicht mehr von Mehrheit, Minderheit, Christen, Juden, Schiiten, Sunniten, Jesiden und so weiter sprechen, sondern von Bürgern. Wir sind alle Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten".

Zu diesen Problemen kommen noch "die besorgniserregende aktuelle Lage im Nahen Osten und die Angst vor einem totalen Krieg" hinzu. Das Ergebnis ist "die Auswanderung von mehr als einer Million Christen ins Ausland, wodurch die Zahl der Christen im Irak stark zurückgegangen ist. Und die Christen verlassen weiterhin das Land. Schätzungsweise 100 christliche Familien verlassen den Irak jeden Monat".

Im Jahr 2014 verließen die Christen Mosul noch vor der Eroberung der Stadt, die am 10. Juni begann. Am 12. Juni desselben Jahres bestätigte der damalige chaldäische Erzbischof von Mossul, Amel Shimon Nona, gegenüber der Fides, dass die überwiegende Mehrheit der 1.200 christlichen Familien die Stadt schon lange verlassen hatte. Er und seine Priester hatten in den Dörfern der Ninive-Ebene wie Kramles und Tilkif Unterschlupf gefunden.

In den folgenden Wochen setzte sich der Exodus fort. Die Häuser der Christen in Mosul wurden zusammen mit denen der Schiiten als Wohnungen "markiert", die von den Anhängern des IS im Zuge der weiteren Expansion des so genannten Kalifats enteignet werden könnten. Anfang August trafen Milizionäre in der Ninive-Ebene ein, genau dort, wo die Christen Zuflucht gefunden hatten. Für die Dschihadisten war die Eroberung des Gebiets kein Problem: Die kurdischen Peschmerga-Milizen, die zwischen Mossul und Qaraqosh stationiert waren, mussten sich zurückziehen, da sie eine andere Front decken mussten, die in der Nähe von Kirkuk, einer der Städte im Irak mit den meisten Ölfeldern, eröffnet worden war.

Mörsergranaten kündigten die Ankunft der IS-Kämpfer Anfang August an. In der Nacht vom 6. auf den 7. August hieß es: entweder konvertieren oder gehen. Und so leerte sich die Ebene von Ninive, in der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt ansässig waren. Tausende strömten zur Grenze mit dem irakischen Kurdistan, das nur Stunden später die Erlaubnis zur Einreise erteilte.

Heute, zehn Jahre später, erscheint die Rückkehr der Christen in Mosul und in der Ninive-Ebene eine „Fata Morgana“. Die Daten über die Rückkehr der Christen sind unsicher, und es gibt keine bestätigten Zahlen. In sieben Jahren (Mossul wurde 2017 befreit, Anm. d. Red.) sind nur sehr wenige geflohene Christen und stabil in ihre Häuser zurückgekehrt. "Es handelt sich um etwa 30-40 Familien, die oft nicht vollständig sind. Viele Rückkehrer sind Senioren”, betont Kardinal Sako.

"Die Iraker", so Patriarch Sako weiter, "und insbesondere die Christen hoffen, in einem echten, demokratischen Zivilstaat zu leben, der die 'Minderheiten' nach dem Grundsatz der Bürgerschaft und der Gleichheit behandelt, ihre Rechte wahrt und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Aber ich glaube, dass dieses Projekt noch in weiter Ferne liegt", so der chaldäische Patriarch.

„Bis heute kommen und gehen mehrere Familien aus anderen Orten, aber sie stellen keine stabile Präsenz dar, die man wahrnehmen kann", bestätigte Paul Thabit Mekko, der chaldäische Bischof von Alqosh, gegenüber Fides. "Ich glaube“, so die Meinung des Prälaten, „dass mehr als 90 % der Christen, die aus Mossul geflohen sind, nicht vorhaben, zurückzukehren. Was sie gesehen und erlitten haben, hat eine psychologische Mauer errichtet. Einige wurden vertrieben, andere fühlten sich verraten. Wir wissen nicht, ob sich die Situation ändern wird. Heute leben viele von ihnen in Ankawa, dem von Christen bewohnten Stadtteil von Erbil, wo sie sich sicherer fühlen und wo es mehr Möglichkeiten gibt, zu arbeiten. Sie glauben nicht, dass sie in eine Stadt zurückkehren werden, die sich im Vergleich zu der Zeit, als sie dort lebten, stark verändert hat. Sie würden sie nicht wiedererkennen".

Nach den jüngsten Statistiken machen die Christen immer noch 7 % der insgesamt über 600.000 Vertriebenen aus, die noch in der Region Kurdistan leben. Aus den Angaben der lokalen Behörden geht hervor, dass nur wenige Christen, die während der Herrschaft des IS aus Mossul und der Ninive-Ebene geflohen sind, in den letzten Jahren in ihre ehemaligen Wohngebiete zurückgekehrt sind.

Ende 2020 waren bereits 55.000 der irakische christliche Flüchtlinge in Kurdistan ins Ausland gegangen, meist in Länder in Nordamerika, Australien und Europa sowie in andere Länder des Nahen Ostens. Schon damals machte diese Vielzahl von im Ausland lebenden Christen etwa 40 Prozent der fast 138.000 getauften Christen aus, die nach ihrer Flucht aus Mossul und den Dörfern der Ninive-Ebene in Kurdistan Zuflucht gefunden hatten.

Im Jahr 2022 wurden ähnliche Abwanderungsströme der christlichen Bevölkerung in anderen Gebieten des Irak verzeichnet. In einem Bericht, der vor zwei Jahren vom „Rudaw Media Network“ (einer in Kurdistan ansässigen Verlagsgruppe) erstellt wurde, wurden Aussagen von Priestern und Laien gesammelt, die einen starken, progressiven Rückgang der lokalen christlichen Bevölkerung bestätigen. Den gesammelten Zeugenaussagen zufolge leben in der Region Basra noch etwa 300 christliche Familien, während es vor 50 Jahren noch 5.000 christliche Familien in der gleichen Region gab.

Aber wie der palästinensische Erzbischof Michel Sabbah, emeritierter lateinischer Patriarch in Jerusalem, sagte, sind die Fragen und auch die Unsicherheiten, die über der Zukunft der Christen im Nahen Osten schweben, "nicht in erster Linie eine Frage der Zahlen, obwohl Zahlen wichtig sind, sondern eine Frage des Glaubens".

 

(6/8/2024)


FIDES-NACHRICHTEN - 2.08.2024

AFRIKA/SUDAN - Keine Friedensgespräche nach Anschlag auf General Burhan: Die Hälfte der Sudanesen leidet Hunger

 

Khartum (Fides) - "Wir werden uns nicht zurückziehen, wir werden nicht kapitulieren und wir werden mit keiner Instanz verhandeln", mit diesen Worten wies General Abdel-Fattah Burhan, Befehlshaber der sudanesischen Streitkräfte und Präsident der sudanesischen Übergangsregierung, unmittelbar nachdem er dem Angriff am 31. Juli entkommen war, jede Hypothese von Verhandlungen zur Beendigung des Bürgerkriegs zurück.

Der Angriff wurde mit Drohnen durchgeführt, die die Militärbasis in Gebeit angriffen. "Wir haben keine Angst vor den Drohnen, wir werden nur sterben, wenn Gott es will", sagte Burhan.

Unterdessen bekannten die „Rapid Support Forces“ (RSF) unter der Führung von Mohamed Hamdan "Hemedti" Dagalo sich bisher nicht zu dem Attentat. Letzterer ist Burhans Gegenspieler bei den von den USA und Saudi-Arabien geförderten Verhandlungen zur Beendigung des am 15. April 2023 ausgebrochenen Konflikts. Burhan erklärte seine Absicht, den Kampf fortzusetzen: "Wir werden unsere Waffen nicht niederlegen, bis das Land von allen Rebellen und Söldnern befreit ist. Wir fahren fort, die Terrormiliz der Familie Dagalo zu zerschlagen und zu eliminieren". Burhans entschlossene Haltung kann nicht nur als Reaktion auf das gescheiterte Attentat verstanden werden, sondern auch im Zusammenhang mit den jüngsten territorialen Eroberungen der SAF in Omdurman, einem wichtigen Handelszentrum, das zusammen mit Khartum und Bahri das Herz des Staates Khartum bildet, einem der kleinsten, aber bevölkerungsreichsten der 18 Bundesstaaten der Sudanesischen Föderation und das pulsierende Herz der Nation.

Der Krieg geht weiter, während die Bevölkerung Hunger leidet am Rande der Erschöpfung steht. "Mehr als die Hälfte der Bevölkerung, d.h. 26 Millionen Menschen im Sudan, leiden heute unter akutem Hunger, darunter 755.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen, und es gibt auch hungerbedingte Todesfälle", sagte Stephane Dujarric, Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Nach Angaben des UN-Hungerprüfungsausschusses (FRC) ist eine der dramatischsten Situationen im Binnenvertriebenenlager Zamzam in Nord-Darfur zu beobachten, wo sich die Fälle von schwerer Unterernährung häufen.

Das Flüchtlingslager Zamzam hat 500.000 Einwohner und liegt in der Nähe der Stadt El-Fasher, in der 1,8 Millionen Menschen leben. Die Stadt wird seit Monaten von der RSF belagert, so dass keine humanitäre Hilfe geliefert werden kann. Darfur ist die Hochburg der RSF, und El-Fasher ist die letzte Hochburg in der Region, die sich noch in den Händen der SAF befindet. Appelle zur Öffnung der humanitären Korridore in die Stadt sind bisher vergeblich geblieben.

(L.M.) (Fides 2/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - - Am ersten Tag der Proteste gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung gab es mehr als ein Dutzend Tote

 

Abuja (Fides) - Mindestens ein Dutzend Tote in verschiedenen Gebieten Nigerias ist die Bilanz des ersten Protesttages, zu dem gestern, am 1. August (siehe Fides 1/8/2024), gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Bola Ahmed Tinubu aufgerufen wurde.

Die Bilanz fällt je nach Quelle unterschiedlich aus. Nach Angaben der nigerianischen Sektion von Amnesty International wurden bei Zusammenstößen mit der Polizei 13 Menschen getötet, während die nigerianische Zeitung OsunReporters News die Zahl auf 19 beziffert.

Die Zusammenstöße fanden in den Bundesstaaten Kano, Borno, Yobe, Kaduna, Gombe, Bauchi, Niger, Jigawa und im Bundeshauptstadtterritorium Abuja (FCT) statt.

Während die Opposition und zivilgesellschaftliche Organisationen die Polizei beschuldigen, die Proteste mit tödlicher Gewalt unterdrückt zu haben, scheint auch das eingetreten zu sein, was befürchtet wurde, nämlich dass friedliche Proteste von kriminellen Banden infiltriert wurden, die die Zusammenstöße angeheizt haben, um Chaos zu stiften und öffentliche Ämter und private Einrichtungen zu plündern. Im Bundesstaat Borno infiltrierten Elemente von Boko Haram die Demonstranten in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates, was zu Zwischenfällen führte, bei denen mindestens vier Menschen starben.

Die Polizei gab an, dass sie mindestens 30 Personen festgenommen hat.

Unterdessen gehen die Demonstrationen weiter. Heute Morgen, am 2. August, hat die Polizei in der Bundeshauptstadt Abuja Tränengas eingesetzt, um Dutzende von Demonstranten zu vertreiben.

(L.M.) (Fides 2/8/2024)

 

OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Volle Prieterseminare: Immer mehr Berufungen in ländlichen Gebieten

 

Port Moresby (Fides) - Diese junge Kirche kennt keine Berufungskrise kennt. Die katholische Kirche in Papua-Neuguinea erwartet in wenigen Wochen vor den Besuch von Papst Franziskus. Der Bischof von Rom wird auf der Rekordreise seines Pontifikats (vier Staaten auf zwei Kontinenten, insgesamt mehr als 33.000 Kilometer mit dem Flugzeug und dem Auto) für etwas mehr als zwei Tage in dem Land Halt machen, wo unter den vielen Verpflichtungen auf der Tagesordnung auch das Treffen mit den Missionaren steht.

Den Missionaren ist es auch zu verdanken, dass sich die Seminare in Papua-Neuguinea jedes Jahr mehr und mehr füllen. In dem Land am Pazifischen Ozean gibt es drei kleinere Seminare, zwei propädeutische und vier große Seminare. Nach offiziellen Angaben des Dikasteriums für Evangelisierung (Abteilung für Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen) waren im vergangenen Ausbildungsjahr (2023/2024) in zwei der vier großen Seminare 159 Seminaristen aus fast allen Diözesen des Landes. Im Jahr zuvor waren es knapp hundert. Im Jahr 2021/2022 waren es siebzig.

Die Arbeit der Missionare, die das Evangelium in den Städten und vor allem in den Hütten- und Stelzendörfern verkünden, die zwischen uralten Bäumen und langen Flüssen liegen, trägt Früchte. Die Frohe Botschaft wird tagtäglich in einer ländlichen Umgebung verkündet, in der die Menschen dank fruchtbarer Böden nie hungern müssen. Die Alten, oder besser gesagt die Weisen, sind eine Minderheit. Die große Mehrheit sind junge Familien mit mehreren Kindern. Und es sind gerade die Jüngsten, die, fasziniert von der Begegnung mit Christus, um die Taufe bitten (um ein Beispiel zu nennen: Zweiundzwanzig Taufen, darunter Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Säuglinge, wurden kürzlich in der Kapelle des Priesterseminars des Heiligen Geistes in Bomana vollzogen).

Nach dem Sakrament geht das Wachstum im Glauben und die geistliche Begleitung durch die Missionare so weit, dass sich viele auf den Weg machen, Priester zu werden. Junge Männer aus verschiedenen Stämmen kommen in die Priesterseminare. Je nachdem, in welchen Breitengraden sie aufgewachsen sind, sieht man Seminaristen mit hellerer oder dunklerer Haut, körperlich fit oder schlanker. Und während neuere Chroniken von mehreren Zusammenstößen zwischen den verschiedenen Stämmen berichten, spielen in den Seminaren ethnische Zugehörigkeit überhaupt keine Rolle.

Die Ausbildung der künftigen Priester wird von der Bischofskonferenz (in der die Bischöfe Papua-Neuguineas und der Salomonen zusammengeschlossen sind) auch den Missionaren anvertraut, insbesondere den Vinzentinern und den Steyler Missionarehn, die seit kurzem über ein wertvolles Instrument verfügen: die nationale „Ratio Fundamentalis sacerdotalis“, die erst kürzlich vom Dikasterium für den Klerus genehmigt wurde.

Diese junge Kirche braucht also noch Unterstützung, denn sie beginnt, ihre ersten Schritte selbständig zu machen, und werden dabei von polnischen, philippinischen und australischen Missionaren begleitet.

 

(F.B.) (Fides 2/8/2024)


Äthiopien: „Hilfsorganisationen gingen, die Seelsorger blieben“

Kirche setzt sich für traumatisierte Menschen in der Region Tigray ein

Menschen in Aksum in der Region Tigray. © Rod Waddington
Menschen in Aksum in der Region Tigray. © Rod Waddington

31.07.2024

 

 

(München/acn) - Der Krieg in der äthiopischen Region Tigray hat zu Massenmorden und sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen geführt. Nun engagiert sich die Kirche bei der Therapie und Seelsorge für die traumatisierte Bevölkerung. Das berichtete der äthiopisch-katholische Bischof Tesfaselassie Medhin aus Adigrat bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus.


FIDES-NACHRICHTEN - 1.08.2024

AFRIKA/UGANDA - Solidaritätskampagne sudanesischer Frauen in Kampala: „Wir dürfen die Augen vor der Hungersnot im Sudan nicht verschließen"

 

Kampala (Fides) - "Wir müssen unsere Stimmen erheben, um die Welt zu alarmieren, damit sie die sudanesische Krise nicht vergisst", so der eindringliche Appell der Geschäftsführerin der sudanesischen Organisation „The Female Guardians“ im Rahmen einer Kampagne, die die Aufmerksamkeit der Welt auf das Ausmaß der humanitären Tragödie im Sudan lenken soll.

"Wir fordern nicht nur einen sofortigen Waffenstillstand, sondern appellieren auch an die Konfliktparteien, ihren Verpflichtungen nachzukommen und sichere Korridore für die Lieferung von humanitärer Hilfe an die sudanesische Bevölkerung zu öffnen", so Hadia Hasaballah weiter.

Die "The Female Guardians" (El Harisat, was auf Arabisch "Wächterinnen" bedeutet) ins Leben gerufene Kampagne steht unter dem Motto: "Wir dürfen die Augen vor der Hungersnot im Sudan nicht verschließen". Die Aktion wird 30 Tage dauern, und sieht unter anderem einen 24tägigen Hungerstreik vor, mit dem Ziel, den Wert der nicht verzehrten Lebensmittel sudanesischen Flüchtlingen im Lager Kiryandongo in Bweyale im Westen Ugandas zukommen zu lassen.

"Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um das Bewusstsein zu schärfen und die internationale Gemeinschaft um Hilfe zu bitten", sagte Hasaballah und nannte als Initiativen u.a. weltweite Informationsstände und einen Tag, der der Solidarität mit sudanesischen Kindern gewidmet ist.

"Fünfundzwanzig Millionen Sudanesen sind dringend auf Nahrungsmittel angewiesen, mehr als 10 Millionen sind auf der Flucht. 55 Prozent der Vertriebenen sind Kinder und fast ein Drittel musste bereits mehrmals fliehen", erklärte die Geschäftsführerin von „El Harisat“. "Etwa 7.000 junge Mütter laufen Gefahr, mit ihren Babys aufgrund der Nahrungsmittelknappheit zu sterben. Sechs Millionen Frauen sind von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht. Außerdem gibt es im Sudan derzeit etwa 11.000 Fälle von Cholera und 5.000 Fälle von Dengue-Fieber."

(AP) (Fides 1/8/2024)

 

AFRIKA/NIGERIA - Nach dem Beispiel Kenias: Auftakt der Demonstrationen gegen die Wirtschaftsreformen des Präsidenten

 

Abuja (Fides) – Zehn Tage lang sollen in Nigeria Demonstrationen gegen die hohen Lebenshaltungskosten und die Arbeitslosigkeit stattfinden, unter denen ein großer Teil der Bevölkerung leidet. Die Proteste, die heute, am 1. August, beginnen, werden von einer Reihe zivilgesellschaftlicher Organisationen unterstützt und zielen vor allem darauf ab, Druck auf Präsident Bola Ahmed Tinubu auszuüben, damit er eine Reihe von Wirtschaftsreformen revidiert, die sich stark auf das Leben der nigerianischen Bürger auswirken.

So sind die Lebensmittelpreise um 40 Prozent gestiegen und die Treibstoffpreise haben sich verdreifacht, seit Tinubu die Wirtschaftsmaßnahmen zur Bekämpfung der Staatsverschuldung beschlossen hat. Die Wirtschaftspolitik von Präsident Tinubu, der sein Amt im Mai 2023 angetreten hat, stößt in weiten Teilen der Gesellschaft auf zunehmenden Widerstand.

Auch die nigerianischen Bischöfe haben in dieser Angelegenheit eine Position bezogen, und zwar durch den Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria (CBCN) und Erzbischof von Owerri, Lucius Iwejuru Ugorji, der in seiner Eröffnungsrede zur ersten Jahresvollversammlung der Bischofskonferenz erklärte: "Aufgrund der Reformen der Regierung sind Millionen von Nigerianern auf ein Leben in extremer Armut, unglaublichem Leid und unsäglicher Not reduziert worden, wie es in der Geschichte unseres Landes noch nie vorgekommen ist" (vgl. Fides 19/2/2024).

Bei der Ausrufung der aktuellen Demonstrationen haben sich die Nigerianer vom Beispiel der Kenianer inspirieren lassen, deren Proteste Präsident William Ruto dazu zwangen, das Finanzgesetz zurückzuziehen und eine große Regierungsumbildung vorzunehmen. Unter den Hashtags #EndBadGovernanceinNigeria und #RevolutionNow werden die Bürger zur Teilnahme aufgerufen.

Die Regierung hat unterdessen die Bürger aufgerufen, sich nicht an den Demonstrationen zu beteiligen, und ruft zum Dialog und zur Mäßigung auf.

Es wird befürchtet, dass es zu Zusammenstößen und Provokationen durch kriminelle Gruppen kommen könnte, die Chaos stiften und Geschäfte und öffentliche Einrichtungen plündern. Diese Besorgnis wurde auch von den Bischöfen der Kirchenprovinz Ibadan geäußert, die auf ihrer Sitzung eine Erklärung abgaben, in der es heißt: "Proteste sollten so durchgeführt werden, dass sie ihren Zweck erfüllen, ohne unnötige Störungen zu verursachen. Die Demonstranten sollten die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu äußern, ohne damit andere zu stören, die sich nicht beteiligen wollen". Die Bischöfe erinnern die Organisatoren der Demonstrationen auch daran, dass sie die Verantwortung dafür tragen, dass die Proteste friedlich verlaufen und nicht zu Gewalt führen. Schließlich fordern sie die Regierung auf, umgehend und wirksam auf die Forderungen der Nigerianer zu reagieren, damit Proteste nicht mehr notwendig sind.

 

ASIEN/VIETNAM - Das dankbare Gedenken der Kirche an die Märtyrer

 

Hanoi (Fides) - Das römische Martyrologium feiert am 1. August das Gedenken an zwei Priester, die "in der Stadt Nam Dinh in Tonkin, dem heutigen Vietnam" den Märtyrertod starben und "unter dem Kaiser Minh Mang für ihren christlichen Glauben enthauptet wurden". Es handelt sich um die Heiligen Dominic Nguyen Van Hanh und Bernard Vu Van Due.

Über ihr Leben ist wenig bekannt, und selbst die Nachricht von ihrem Märtyrertod ist auf dieses eine Detail reduziert: "Für Christus enthauptet". Das christliche Gedenken braucht nur wenige Worte, um die Dankbarkeit für diejenigen zu bewahren und von Generation zu Generation weiterzugeben, die Jesus freudig folgten und für ihn Zeugnis ablegten, indem sie auch sein Kreuz auf sich nahmen.

In Vietnam wurden insgesamt 53 Edikte erlassen, die alle von Königen oder Obrigkeiten unterzeichnet wurden und zu langen Perioden blutiger Christenverfolgungen führten, die über zweieinhalb Jahrhunderte andauerten und Zehntausende von Toten forderten. Auch in Vietnam starben nicht nur einheimischen Priester sondern auch Missionare den Märtyrertod.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Märtyrer anonym begraben, aber ihr Andenken ist in den lokalen katholischen Gemeinden immer lebendig geblieben. Das Blut der Märtyrer hat auch das Aufblühen einer lebendigen Kirche hervorgebracht, die heute 27 und 6 Millionen Getaufte zählt.

Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute wurden 117 dieser Märtyrer ausgewählt und zu Ehren der Altäre erhoben.

Der erste Papst, der die Märtyrer Vietnams selig sprach, war Leo XIII., der im Jahr 1900 insgesamt 64 Vietnamesen für selig erklärte. Sechs Jahre später war es Papst Pius X., der weitere acht vietnamesische Märtyrer zu den Ehren der Altäre erhob. Wiederum Pius X. sprach drei Jahre nach der ersten Zeremonie weitere 20 Märtyrer selig. Im Jahr 1951 schließlich sprach Papst Pius XII. insgesamt 25 Märtyrer in dem asiatischen Land selig.

Am 18. April 1986 wurde das Dekret erlassen, mit dem die Heiligsprechungsverfahren der insgesamt 117 Märtyrer zu einem einzigen zusammengeführt wurden. Nach dem Dekret "de signis" vom 5. Juni 1986, mit dem Zeichen und Wunder in Bezug auf alle diese Märtyrer bestätigt wurde, sprach Johannes Paul II. sie am 19. Juni 1988 heilig.

Unter den heiliggesprochenen Märtyrern sind 96 Vietnamesen, darunter 37 Priester (davon elf Dominikaner), ein Seminarist, 16 Katechisten, zehn dominikanische Drittordensmitglieder und eine Frau. Insgesamt 21 Missionare aus anderen Ländern starben in Vietnam als Märtyrer und wurden heiliggesprochen: 11 Spanier (alle Dominikaner, darunter sechs Bischöfe und fünf Priester) und zehn französische Missionare der Gesellschaft für die Außenmissionen von Paris (MEP) (darunter zwei Bischöfe und acht Priester).

Dank der verschiedenen königlichen Edikte sind auch die Folterungen bekannt, die dazu führten, dass die Opfer als Märtyrer anerkannt wurden: Fünfundsiebzig wurden zur Enthauptung verurteilt, ein Urteil, das auch für die beiden Heiligen, derer am 1. August gedacht wird, ausgesprochen wurde; 22 wurden durch Erhängung getötet; sechs wurden bei lebendigem Leib verbrannt; fünf wurden dazu verurteilt, dass ihnen Gliedmaßen abgerissen wurden; neun starben im Gefängnis an den Folgen der Folter.

(F.B.) (Fides 1/8/2024)

 

AFRIKA/ANGOLA - Diözese Ganda errichtet und erster Bischof ernannt

 

Vatikanstadt (Fides) – Papst Franziskus hat auf einem Teilgebiet der Diözese Benguela die neue Diözese Ganda (Angola) errichtet und sie der Erzdiözese Huambo als Suffraganbistum unterstellt und den bisherigen Weihbischof von Benguela, Estêvão Binga, zum ersten Bischof der neuen Diözese Ganda ernannt.

Bischof Estêvão Binga wurde am 2. September 1966 in Twei, Gemeinde Quilengues-Huila, in der Erzdiözese Lubango geboren. Er besuchte das Kleine Seminar in Cubal (Benguela) und das Propedeutische und Philosophische Seminar „Bom Pastor“ in Benguela und studierte Theologie am Großen Seminar „Cristo Rei“ in Huambo. Am 28. April 1996 wurde er zum Priester geweiht.

Nach seiner Priesterweihe hatte er folgende Ämter inne und absolvierte weitere Studien: Präfekt der Disziplin und Professor am Priesterseminar von Benguela (1996-1997); kanonisches Lizentiat und Doktorat in Dogmatischer Theologie an der „Facultad de Teología del Norte de España“ in Burgos (1997-2002); Präfekt der Disziplin (2003-2005) und Professor (2003-2022) im Priesterseminar von Benguela; Mitarbeiter in der Pfarrei Unsere Liebe Frau von den Seeleuten in Benguela (2004-2022); Rektor des Priesterseminars von Benguela (2005-2022); Vorsitzender der Diözesankommission für Studien- und Fortbildungsseminare (2005-2022); Professor an verschiedenen höheren Instituten (2010-2022).

Am 3. November 2021 wurde er zum Titularbischof von Nashinca und zum Weihbischof von Benguela ernannt, und am 6. Februar 2022 wurde er zum Bischof geweiht.

(EG) (Fides 01/08/2024)

LINK

 

Statistiken -> https://www.fides.org/it/attachments/view/file/Dati_statistici.pdf


Kurdistan: Shelter Now setzt Hilfe für jesidische Flüchtlinge fort

Unterstützung begann nach den Massakern von Sindschar vor zehn Jahren

Rund 300 Mädchen und Jungen besuchen täglich das Kinderzentrum von Shelter Now nahe einem Flüchtlingscamp bei der kurdischen Stadt Baadre. Copyright Shelter Now Germany
Rund 300 Mädchen und Jungen besuchen täglich das Kinderzentrum von Shelter Now nahe einem Flüchtlingscamp bei der kurdischen Stadt Baadre. Copyright Shelter Now Germany

 

 

31.07.2024

 

(Braunschweig/sn) - Das internationale christliche Hilfswerk Shelter Now steht weiter an der Seite der jesidischen Flüchtlinge im Nordirak. Zehn Jahre nach dem von der IS-Terrormiliz verübten Völkermord an den Jesiden leben noch mindestens 200.000 Vertriebene in der Autonomen Region Kurdistan. „Shelter Now hilft diesen Menschen bereits seit Herbst 2014“ erklärt der deutsche Direktor des Hilfswerks, Matthias Stechert. „Auch in Zukunft möchten wir ihnen Hoffnung und Perspektive geben.“ Rund 1,35 Millionen Euro an Spendenmitteln hat Shelter Now dort bisher für Hilfsprojekte verwendet.


Indien: Christen in Angst vor neuen Schikanen nach Stimmenverlust für Regierungspartei

Wahlplakat der BJP mit Premierminister Narendra Modi. © Flickr.com/Erik Törner
Wahlplakat der BJP mit Premierminister Narendra Modi. © Flickr.com/Erik Törner

29.07.2024

 

(München/acn) - Nach dem Stimmenverlust der hindunationalistischen Regierungspartei Bharatiya Janata Party (BJP) bei den Parlamentswahlen in Indien fürchten Christen und andere religiöse Minderheiten Vergeltungsaktionen. Das sagte Jesuitenpater Pradeep aus dem Bundesstaat Jharkhand im Nordosten des Landes im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Aus Sicherheitsgründen möchte der Ordensmann seinen vollen Namen nicht veröffentlicht sehen. „Wir befürchten, dass die BJP, die in unserem Bundesstaat weniger Stimmen erhalten hat als vor fünf Jahren, den Augenblick nutzen wird, um Minderheiten wie Christen und Muslime noch mehr zu schikanieren“, sagte der Jesuit.

  

Dennoch sei das Wahlergebnis auch Anlass zu vorsichtigem Optimismus: „Premierminister Modi hat zwar gewonnen, aber er hat nicht so viele Stimmen erhalten wie erwartet. Für uns Christen ist das ein starkes Zeichen für den Sieg des Volkes, weil es sich getraut hat, seinen Widerstand gegen die BJP zum Ausdruck zu bringen.“ Trotz der starken Wahlpropaganda in den Medien für Modi habe sich gezeigt, „dass er nicht so unbesiegbar ist, wie er immer gesagt hat.“


Taifun Gaemi verursacht Überflutungen bei Projektteilnehmern von Global Micro Initiative e.V.

Sobald wie möglich besuchte das Team von Global Micro Initiative e.V. die Projektteilnehmer, um sich ein Bild über die Folgen des Taifuns zu machen. Foto: GMI
Sobald wie möglich besuchte das Team von Global Micro Initiative e.V. die Projektteilnehmer, um sich ein Bild über die Folgen des Taifuns zu machen. Foto: GMI

Kaum hat die Taifun-Saison im Südchinesischen Meer begonnen, ist auch Projektstandort Olongapo von Global Micro Initiative e.V. von Überflutungen betroffen. Wie geht es den Mitarbeitern und Teilnehmern vor Ort?

 

29.07.2024

 

(Hösbach/Olongapo/gmi) - Global Micro Initiative e.V. ermöglicht nicht nur Mikrokredite in Verbindung mit Schulungen, intensiven individuellen Beratungen und der Hilfe beim Aufbau von Netzwerken. Unsere Hilfsorganisation hält außerdem stets engen Kontakt zu ihren Mitarbeitern vor Ort. „Besonders in Krisenzeiten ist uns wichtig zu wissen, wie es unserem Team und unseren Projektteilnehmern geht,“ erklärt Tobias, Gründer von Global Micro Initiative e.V.


Nothilfe Sudan

17.07.2024

 

 

Im Sudan ereignet sich zurzeit eine der größten humanitären Katastrophen der Erde.
25 Millionen Menschen sind akut von Hunger bedroht. Darunter Millionen Kinder.
Aktion Deutschland Hilft, das Bündnis von mehr als 20 Hilfsorganisationen, leistet den Menschen Nothilfe mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Hilfe.

Helfen Sie
Mit der Schaltung von Freianzeigen und Online-Bannern helfen wir der Aktion Deutschland Hilft – Nothilfe Sudan, dringend benötigte Spenden für Menschen in Not zu sammeln.