Bombenangriffe, Gewalt- und Fluchterfahrungen statt Schule und Spiel: 2024 hat sich weltweit die Bedrohungslage durch bewaffnete Konflikte für Kinder drastisch zugespitzt, darauf weisen die SOS-Kinderdörfer hin. Foto: Spielplatz zwischen zerstörten Wohngebäuden in der Ukraine. Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.. Fotografin: Alea Horst
17.12.2024
(München/ots) - Bombenangriffe, Gewalt- und Fluchterfahrungen statt Schule und Spiel: 2024 hat sich weltweit die Bedrohungslage durch bewaffnete Konflikte für Kinder drastisch zugespitzt, darauf weisen die SOS-Kinderdörfer hin. Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer, sagt: "Es ist beschämend, dass Kinder in Krisenregionen mehr denn je schweren Rechtsverletzungen ausgesetzt sind. Allein im Hellfeld lag die Zahl im letzten Jahr bei über 30.000 Vergehen. Die Weltgemeinschaft muss zum Wohl der Kinder mehr Engagement in Friedensverhandlungen investieren, statt exorbitant in Militärausgaben."
Die Zunahme und Komplexität bewaffneter Konflikte ziehe ein globales Aufrüsten nach sich. So steigen die weltweiten Militärausgaben seit neun Jahren infolge, 2023 waren sie so hoch wie nie. Russland etwa wendete innerhalb eines Jahres vierzig Prozent mehr für Rüstungsausgaben auf, israelische Waffenhersteller verzeichneten Umsatzrekorde. Die Entwicklung macht laut Breyer humanitäre Hilfe in immer mehr Krisenregionen notwendig, während gleichzeitig die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfe im letzten Jahr ein trauriges Rekordhoch erreicht hat.
Restriktionsmaßnahmen wie diese zählen zu den schweren Kinderrechtsverletzungen, ebenso wie die Tötung und Verstümmelung von Kindern, sexualisierte Gewalt, die Rekrutierung von Kindersoldat:innen und Entführung. Unter den kaskadenartigen Auswirkungen von Kriegserfahrungen leiden Kinder oft ihr Leben lang und über Generationen hinweg.
Besonders schwere Kinderrechtsverletzungen im Kontext bewaffneter Konflikte ereigneten sich in diesen Ländern:
Gaza - Seit Oktober 2023 bis Juni 2024 starben über 37.000 Menschen, davon 7797 Kinder und Jugendliche. 2023 wurden insgesamt 1.650 Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser gezählt, insbesondere Einrichtungen in Gaza und Israel waren besonders häufig betroffen.
Myanmar - In dem südostasiatischen Land ist die Zahl der Kinder extrem hoch, die mehrere schwere Rechtsverletzungen gleichzeitig ertragen mussten. Insgesamt hat sich 2023 der Anteil getöteter Kinder in globalen Konflikten im Vergleich zu 2022 verdreifacht. In Myanmar wurden durch den Einsatz explosiver Kampfmittel mit die meisten Kinder getötet oder verstümmelt.
Nigeria - Zusammen mit der Demokratischen Republik Kongo und Somalia verzeichnet Nigeria die meisten Rekrutierungen von Kindersoldat:innen und Entführungen. Insgesamt wurden weltweit 8655 Kinder von Kriegsparteien rekrutiert und 4.356 Kinder entführt. Im Vergleich zu 2022 stiegt die Zahl der entführten Kinder um mehr als 13 Prozent.
Sudan - Der Bürgerkrieg hat mit vier Millionen vertriebenen Kindern zur größten Kindervertreibungskrise der Welt geführt. Rund 19 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Außer in Gaza haben Kinderrechtsverstöße in keinem anderen Land so zugenommen wie im Sudan.
Ukraine - 2024 waren 14,6 Millionen Ukrainer und Ukrainerinnen wegen des russischen Angriffskriegs auf humanitäre Hilfe angewiesen, der Anteil der Kinder lag bei 2,5 Millionen. Die Zahl der Verweigerungen des Zugangs für humanitäre Hilfe ist in der Ukraine besonders hoch. In den Frontgebieten mussten Kinder seit Februar 2022 im Durchschnitt 4000 Stunden wegen Luftalarms in Kellern ausharren.
So helfen die SOS-Kinderdörfer:
Die SOS-Kinderdörfer setzen sich weltweit für die Wahrung der Kinderrechte ein. Im Rahmen der humanitären Hilfe, in den SOS-Kinderdörfern und in den Familienstärkungsprogrammen bietet die Hilfsorganisation Kindern und Familien in Krisenregionen und auf der Flucht psychosoziale Unterstützung, entlastende Freizeitangebote und Schutz.