17.01.2025
(München/acn) - Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) hat im vergangenen Jahr 122 Fälle zusammengetragen, bei denen Priester und Ordensleute Gewalt angetan wurde. Darunter sind 13 Morde, 38 Entführungen und 71 Inhaftierungen. Zehn dieser Fälle betrafen Ordensfrauen, von denen acht entführt und zwei festgenommen wurden. In die Liste hat „Kirche in Not“ sowohl Kirchenmitarbeiter aufgenommen, die von religiöser Verfolgung betroffen waren, als auch Fälle, in denen sie in Ausübung ihres Dienstes attackiert wurden.
„In vielen Ländern ist es lebensgefährlich, Priester oder Ordensfrau zu sein“
„Hinter diesen Zahlen stecken erschütternde Schicksale, die unterstreichen: In vielen Regionen der Welt ist es lebensgefährlich, als Priester oder Ordensfrau tätig zu sein“, erklärte der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka. Viele kirchliche Mitarbeiter blieben trotz Lebensgefahr in ihren Einsatzgebieten. „Diese Lebenszeugnisse wollen aufrütteln und können uns dankbar machen, dass hierzulande kirchliches Leben unter vergleichsweise stabilen Umständen möglich ist“, sagte Ripka.
Bei den dreizehn Tötungsdelikten gegen Geistliche handelt es sich um je zwei Fälle in den USA und Südafrika. Jeweils ein Seelsorger kam in Südsudan, Kamerun, Ecuador, Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Spanien und Polen gewaltsam ums Leben. Das letzte Tötungsdelikt gegen einen Geistlichen 2024 ereignete sich am Zweiten Weihnachtstag. Bislang unbekannte Täter erschossen den Priester Tobias Chukwujekwu Onkonkwo aus der Diözese Nnewi im Südosten Nigerias, als er auf der Autobahn unterwegs war.
Nigeria, Nicaragua und Haiti an Spitze bei Inhaftierungen und Entführungen
In Nigeria, Haiti und Nicaragua waren nach der Statistik von „Kirche in Not“ die meisten Entführungen und Festnahmen von Kirchenmitarbeitern zu verzeichnen. In Haiti haben besonders in der Region um die Hauptstadt Port-au-Prince bewaffnete Banden die Kontrolle übernommen, nachdem das Land nach wie vor weitgehend ohne funktionsfähige Regierung ist. Dieses Machtvakuum hat Entführungen von Kirchenvertretern begünstigt. „Kirche in Not“ zählte im vergangenen Jahr in Haiti 18 Entführungsfälle, 2023 waren es nur zwei.
Nigeria zählt nach Augenzeugenberichten nach wie vor zu den gefährlichsten Ländern für Priester und Ordensfrauen, da es immer wieder zu islamistischen Attacken kommt. Zwölf Kirchenmitarbeiter wurden dort entführt und glücklicherweise ebenso wie in Haiti später wieder freigelassen. Insgesamt, so „Kirche in Not“, sei jedoch eine leichte Verbesserung der Situation in Nigeria festzustellen.
Verschlechtert dagegen hat sich die Lage in Nicaragua, wo das Regime hart gegen die Kirche vorgeht. 25 katholische Geistliche wurden dort 2024 inhaftiert. Nimmt man die Verhaftungen der Vorjahre mit hinzu, waren vergangenes Jahr 44 Geistliche im Gefängnis. Darunter war auch Bischof Rolando José Álvarez Lagos aus Matagalpa, der zuerst zu 26 Jahren Haft verurteilt worden und dann überraschend im Januar 2024 freigelassen worden war.
Oft keine vollständigen Informationen
„Kirche in Not“ weist auch auf die Vielzahl von Gläubigen hin, die wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Kirche in Nicaragua inhaftiert wurden; genaue Zahlen liegen dazu nicht vor. Darüber hinaus wurden viele Geistliche und Ordensleute nach einem Auslandsaufenthalt an der Wiedereinreise gehindert, andere sind wegen drohender Verhaftung geflohen.
Verlässliche Zahlen seien aus Nicaragua nicht zu bekommen, teilte „Kirche in Not“ mit, ebenso wie aus China. Dort sind neun Fälle von Inhaftierungen bekannt. Während ein Geistlicher im Laufe des Jahres wieder freigelassen wurden, sind fünf teilweise seit Jahren in Haft oder stehen unter Hausarrest – im längsten Fall sogar seit 1997.
Zahl der Entführungen angestiegen
„Kirche in Not“ weist auch Hoffnungsfälle hin, wie die beiden ukrainischen Redemptoristenpatres Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta. Sie waren wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten von russischen Besatzungstruppen festgenommen worden. Nach 19 Monaten kamen sie Ende Juni 2024 frei.
Für 2023 hatte „Kirche in Not“ 133 Fälle von Morden, Inhaftierungen und Entführungen kommentiert. Während die Zahl der inhaftierten Priester und Ordensleute im vergangenen Jahr von 87 auf 71 dokumentierte Fälle zurückgegangen ist, stieg die Zahl der entführten Kirchenmitarbeiter von 33 auf 38 an. Die Zahl der ermordeten Priester und Ordensfrauen ist mit 13 Fällen etwa gleichgeblieben (2023: 14 Fälle).
Bitte unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für die Arbeit von Priester und Ordensleuten in Kriegs- und Krisenregionen mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
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