13.09.2024
(Neuss/akn) -. „Wie hältst du`s mit der Religion?“ Diese zentrale Gretchenfrage wurde am Dienstagabend beim Augustinus Forum in Neuss gleich mehrfach treffsicher beantwortet. Die Stiftung der Neusser Augustinerinnen Cor Unum hatte eingeladen und der Stellvertretende Vorsitzende Cornel Hüsch konnte über 200 Interessierte, darunter auch zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft begrüßen. Grundlage für die vielschichtige Diskussion auf dem Podium war die aktuelle Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung. Das Meinungsforschungsinstitut „Forsa“ bescheinigt beiden großen Kirchen, dass viele Christen sich dringend Veränderungen von ihrer Kirche wünschen. Ganz oben auf der Agenda: Ein offenes und ehrliches Schuldbekenntnis gegenüber den Betroffenen des sexuellen Missbrauches. Hierfür gab es auch in Neuss Zwischenapplaus. Fast genauso wichtig sind vielen Christen dann die bekannten notwendigen Reformen, die helfen sollen, dass Kirche wieder glaubwürdiger wird. Dringend notwendig, wenn die Studie festhält, dass zum Beispiel lediglich ganze neun Prozent der Menschen der Katholischen Kirche vertrauen.
Auf dem Podium stellte sich der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Dr. Thorsten Latzel dieser Anfrage an die Institution. Ja, auch wenn die Zahlen bei der evangelische Kirche nicht ganz so dramatisch seien, so müsse sich Kirche hier bewegen – wieder stärker auf die Menschen zugehen. Nicht nur das Messerstecher-Attentat in Solingen zeige aber auch, wie sehr Kirche noch von der Gesellschaft angefragt sei. Er sei dankbar für Gottesdienste, Notfallseelsorger und Christinnen und Christen, die sich an vielen Stellen engagiert in die Gesellschaft einbrächten.
Auf die Ambivalenz, dass Kirche auf der einen Seite für viele gesellschaftliche Aufgaben gebraucht würde, aber auf der anderen Seite mit vielen innerkirchlichen Problemen beschäftigt sei, machte auch Prof. Dr. Jan Loffeld aufmerksam, der eigens aus den Niederlanden angereist war. Menschen würden heute, das zeige die Studie, auch ganz gut ohne Gott auskommen. Wer aber nicht von Kindesbeinen in den Glauben hineinwachse, der komme später nur sehr selten zum Glauben. Gleichzeitig, so Loffeld, der auch die Deutsche Bischofskonferenz in pastoralen Fragen berät, müssten Christen gerade heute mit ihrer Frohen Botschaft verstärkt neue Wege suchen und für die Menschen mitten in ihrem Alltag Hoffnungsträger sein.
Da stimmte auch die Religionswissenschaftlerin Regina Laudage-Kleeberg ein. Sie selber fühle sich in ihrer katholischen Kirche oft „obdachlos“. Gleichzeitig verspüre sie, wie viele andere Christen, eine „große Sehnsucht nach einer lebendigen Gemeinschaft mit Gott“. Sie selber habe auch nicht das eine Erfolgsrezept, ermutige aber immer wieder dazu, dass Christen durch ihr vielfältiges Engagement nicht nur an den bekannten kirchlichen Orten diese Welt ein wenig heller machten.
Wie das ganz praktisch funktioniere, fragte der Leiter des Augustinus Forums Dr. Michael Schlagheck. Die evangelische Pfarrerin Nadin Appenfeller aus Neuss berichtete von guten Beispielen aus der Praxis und zeigte sich auch sehr erfreut über das gute ökumenische Miteinander in ihrer Stadt. Dem stimmte die katholische Pastoralreferentin Christina Winkler zu, die von vielen stark in der Gesellschaft vernetzen Christen berichtete, die sich an vielen Stellen im gesellschaftlichen Leben engagiert und leidenschaftlich einbrächten. Das der Glaube an der Basis gerade doch von vielen kirchlichen Mitarbeitern Tag für Tag ganz selbstverständlich bezeugt – aber eben auch ganz handfest gelebt würde, unterstrich der Geschäftsführer der Augustinus Gruppe Andreas Dengelmann. In seiner Einrichtung würde der Glaube ganz praktisch gelebt – Christen würden das durch ihre caritativen Einsatz für den Nächsten täglich neu unter Beweis stellen. Nicht nur in der Corona-Pandemie sei doch sehr deutlich geworden, wie christliches Engagement in vielen kirchlichen Einrichtungen ganz selbstverständlich mithelfe, dass die oft dunkle Welt ein wenig heller werde.