September 2024: Von Emojis und «ich glaub, du hast mich falsch verstanden»

Stefan Häselis Kommunikationstipps: Mehr Nähe im Alltag

Foto: canva.com
Foto: canva.com
Foto: canva.com / Stefan Häseli / Gert Holle
Foto: canva.com / Stefan Häseli / Gert Holle

 

Von J oder L und «ich glaub, du hast mich falsch verstanden»

 

Ein kleiner Selbsttest. Sie schreiben auf einem Messenger wie z.B. WhatsApp die Frage: «gehen wir ins Kino?». Die Antwort Ihrer Kollegin: «ok». Und jetzt die Überlegung: was hat sie jetzt wirklich gemeint? Die Bedeutung kann ziemlich stark variieren. Vom freudigen über das neutrale bis zum skeptischen OK kann vieles gemeint sein.

 

Das eine: es mag verlockend sein, mit seinen Kolleginnen, Kollegen, Angestellten per E-Mail oder einem Messenger-Dienst zu kommunizieren. Es spart vordergründig das langweilige Meeting oder den vermeintlich überflüssigen Jour fixe.

 

Das andere: sehr häufig kommt es da zu Pannen. Digitale, schriftliche Kommunikation führt fast zwangsläufig immer mal wieder zu Missverständnissen. Jeder dürfte es schon erlebt haben, dass der Text einer E-Mail falsch verstanden wurde.

 

Die Emotion, die ich beim Schreiben habe, prägt unbewusst meinen Schreibstil. Das kann man ja noch managen, in dem man vor «senden» etwas wartet und nochmals durchliest. Aber auf die Emotion, die der Empfänger beim Lesen hat, habe ich als absendende Person weder Einfluss noch darüber Kenntnis. Wer just-im-Stress-grad-nach-dem-Ärger mit einem Kollegen die Nachricht liest, nimmt sie anders auf als diejenige Person, die gerade völlig erholt aus den Ferien zurückkommt.

 

In einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht wirken wir mit Mimik und Stimme und können gleichzeitig das Gegenüber besser einschätzen. Beim Telefonieren haben wir immerhin die Stimme. In einer E-Mail entfallen diese nonverbalen Signale, was Raum lässt für Interpretation – und Missverständnisse. Umso vorsichtiger sollten E-Mails und Messenger-Nachrichten formuliert werden. Bei aller sinnvollen Berechtigung dieser Kommunikationskanäle: gerade wenn Emotionen im Spiel sind, sind diese Medien höchst problematisch. Je emotionaler der Inhalt, desto ungeeigneter ist der Mail- und WhatsApp-Weg.

 

Da bringen selbst Emojis nicht zwingend die Rettung. Auch hier gilt: so ganz genau, welche Emotion ich meinte, weiss die betrachtende Person eben auch nicht immer. Zumal es heute gar die Möglichkeit gibt, eigene Emojis zu generieren. Das wär dann der Moment, wo wir uns dann grad gar nicht mehr wirklich verstehen….

 

 

Zum Autor

Foto: privat
Foto: privat

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. https://stefan-haeseli.com/

 

 

Die Emotion, die ich beim Schreiben habe, prägt unbewusst meinen Schreibstil. 


Autor: Stefan Häseli; zusammengestellt von Gert Holle - 28.08.2024