Oh ja…die Ferien waren wunderbar!
Wie war euer Urlaub? Es ist August. Die Menschen kommen aus den Ferien zurück, wieder an ihren Arbeits- und Diskussionsplätzen wie Kantine, Warteschlaufe vor dem Kapsel-Turm der Nespresso-Kaffee- Maschine und nicht zu vergessen den Raucher-Nischen vor dem Firmengebäude zwischen Haupteingang und Besucherparkplätzen, raffiniert mit Steh-Aschenbecher, Schützengartenschirm und Klappstühlen ausgestattet.
Hier wird viel Wichtiges (gemäss Studien sogar sehr wichtiges) besprochen, z.T. auch weniger wichtiges. Saisonthema im August: Urlaub. Sie kommen wieder zurück. „Wie wars“ ist häufig eine ernsthafte Frage, manchmal aber auch nur pseudoernsthaft. Interessant zu zuhören. Einer privaten Statistik nach, kommt auf diese Frage in 1 von 3 Fällen die Antwort „hätte schon bald wieder nötig“. Der Vorteil dabei ist, dass hiermit fast lückenlos der Übergang sichergestellt ist, wieder über die gleichen Klage- Themen zu berichten, die vor den Ferien schon die Gesprächsinhalte abbildeten. In den restlichen 2 von 3 Fällen (Antworten zusammengefasst) erhallt ein „super“ in die Gesprächsrunde.
Jetzt ist man als Gesprächspartner gefordert. Das „super“ will bestätigt werden. „Das freut mich“ reicht nicht. „Super“ ist die Aufforderung, in die Tiefe zu fragen „was habt ihr so gemacht“? Da diese Gegenfrage ja kommen muss, muss ich sie oft gar nicht stellen. Der Urheber des „super“ spart mir diesen Aufwand und lässt los. Erzählt vom Kellner, der kaum arabisch aber dafür umso besser deutsch sprach. Von den Kindern, die allmählich selber unterwegs sind und man froh ist, wenn man sie abends beim Buffet wieder sieht. Oder den Preisen, die ja wirklich saugünstig oder sauteuer (zutreffendes ankreuzen) waren.
Das Essen war gut, die Bedienung freundlich, aber die Zimmernachbarn etwas laut. Die Heimfahrt ging flott und die Wäsche ist bereits wieder gemacht. Im Grundsatz erfreulich, dass auch im hektischen Alltag im kürzesten Halbjahr des Jahres (….das zweite Semester hat faktisch nur 3 Monate – ohne Juli, August und Dezember) auch private Themen die Pausenkonversationen füllen. Das schafft Beziehung mit den Menschen, mit denen man oft mehr Zeit verbringt als mit dem eigenen Partner. Spannend einfach zu zuhören, wie oft eigentlich sich viele überhaupt nicht interessieren, was der andere erzählt.
Bei der ersten Gesprächspause kommt die eigene Geschichte wieder aufs Set. „Ja, wir hatten wirklich einen tollen Service an Bord“ – kurze Atempause….das Gegenüber: „Ja, letztes Jahr sind wir mit der Air Singapur geflogen, war noch besser als ihr Ruf“ – kurze Atempause…das Gegenüber: „Allerdings war das Bodenpersonal dann wirklich schlaff, bis die das richtige Gepäck hatten“- kurze Atempause…das Gegenüber: „ja, das war bei uns genau so, denn obwohl es unserem kleinen Fabian so schlecht vom Fliegen war letztes Jahr, hat sich niemand um ihn gekümmert“
Zur Erinnerung: Interessieren wir uns wirklich für das Gegenüber, werden wir reicher! Und wenn zwei reden, heißt das noch nicht, dass es ein Dialog ist. Sehr häufig sind es sogenannte Doppelmonologe – beide erzählen abwechselnd ihre Geschichte. Aber jetzt: wieder an die Arbeit und ‚schöne Ferien‘, wenn Sie bald wieder haben oder zumindest davon träumen.
Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. https://stefan-haeseli.com/
Etwas Optimismus in der Sprache kann nie schaden oder besser: es nützt!
Autor: Stefan Häseli; zusammengestellt von Gert Holle - 30.07.2024