Juli 2024: Etwas Optimismus in der Sprache kann nie schaden oder besser: es nützt!

Stefan Häselis Kommunikationstipps: Mehr Nähe im Alltag

Foto: canva.com
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Foto: canva.com / Stefan Häseli / Gert Holle
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Etwas Optimismus in der Sprache kann nie schaden oder besser: es nützt!

 

Positiv formulieren bedeutet, Aussagen und Botschaften so zu gestalten, dass sie konstruktiv, aufbauend und motivierend wirken. Anstatt negative Aspekte oder Kritik in den Vordergrund zu stellen, wird der Fokus auf das Positive gelegt. Dies kann in verschiedenen Kontexten, wie der Kommunikation im Beruf, in der Bildung oder im persönlichen Leben, von großem Nutzen sein. Die Grundregel dabei ist: versuchen, negativ konnotierte Wörter, wie «nicht», «nein», «geschlossen», «müssen» u.v.m. zu vermeiden.

 

Selbstverständlich geht es nicht um die in politischen Kreisen oder im Management-Slang gerne zelebrierte Flosklerei. Anstatt von ‘Budgetkürzungen’ redet man von ‘Ressourcen optimieren’. Anstatt von ‘wir haben mit 21% die Wahl klar verloren’ von ‘wir haben eine wichtige Debatte initiiert und 21%, das ist mehr als jeder Fünfte, ein sagenhaftes Ergebnis’ und mehr, als man uns vorausgesagt hat. Oder der schöngefärbte ‘Bürokratieabbau’ verdeckt die ‘Kürzung von öffentlichen Dienstleistungen’.

 

Es geht hier vielmehr um den Alltagsgebrauch von positiven Wörtern, mit denen oft eine stärkere Wirkung und eine bessere Atmosphäre einher geht. Worte wecken Gefühle und beeinflussen das Klima in jeder Begegnung.

 

Anstatt «wir haben ab 15.00 Uhr geschlossen», lieber «wir haben bis um 15.00 Uhr geöffnet». Ein «vergessen Sie nicht, die Unterlagen mitzubringen» hört sich mit einem «bitten denken Sie daran, die Unterlagen mitzubringen» angenehmer an. «Komm nicht zu spät» impliziert einen Verdacht, wogegen «bitte sei pünktlich» eher ein Wunsch ist. Gleiches gilt bei «müssen». Sie «müssen den Code eingeben» hört sich härter, ein «bitte geben Sie noch den Code ein» konstruktiver an. Oder «ich müsste mal nachschauen» lässt u.U. auf wenig Lust schließen. Dann doch lieber gleich ein «ich schau grad nach». «Diese Woche geht nicht mehr» schließt aus, «ab nächster Woche ist es möglich» schaut vorwärts.

 

Zu guter Letzt die Sache mit den Vorwürfen. «Du hättest besser vorher mit mir geredet» kann nicht mehr korrigiert werden und hat im Subtext ein sprachliches Verdikt inkludiert. Mit «rede das nächste Mal doch mit mir» gibt dem anderen auch wirklich eine Chance, es zu tun. «Dieser Text ist nun zu Ende» - das ist faktisch korrekt. Dennoch: «ich wünsche Ihnen weiterhin eine konstruktive Kommunikation im Alltag» – das macht die Welt vielleicht doch ein wenig angenehmer. 

 

Zum Autor

Foto: privat
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Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. https://stefan-haeseli.com/

 

 

Etwas Optimismus in der Sprache kann nie schaden oder besser: es nützt!


Autor: Stefan Häseli; zusammengestellt von Gert Holle - 1.07.2024