„Listen to the scientists“ – hören wir auf die WissenschafterInnen …, und zwar auf alle. Mit dieser Herangehensweise an das Thema Nr. 1, den Klimawandel, macht dieses Buch bereits den Unterschied zu herkömmlichen Einschätzungen aus, die die Angelegenheit auf eine einzig gültige Erzählung reduzieren wollen. Denn die wissenschaftliche Debatte wird keineswegs so einheitlich geführt, wie es die Darstellung in den Leitmedien suggeriert.
Der Autor bietet einen Überblick über die verschiedenen Forschungen, die sich mit der zu erwartenden Erderwärmung und dem Anstieg des Meeresspiegels beschäftigen. Anhand von zahlreichen Statistiken und Studien wird gezeigt, dass von einer Zunahme von Dürren und Überschwemmungen keine Rede sein kann und für Panik kein Grund besteht.
In eigenen Kapiteln wird das Gebaren des Weltklimarates (IPCC) skizziert und auf den Unterschied zwischen seinen tatsächlichen Aussagen und den selektiv von den Leitmedien kolportierten Fakten hingewiesen. Ins Auge stechen die Parallelen zwischen dem Corona- und dem Klimadiskurs. Nicht nur die Öllobby, auch ihr Gegenüber, die Alarmisten, verfügen über gewaltige Geldsummen, die sie gezielt einsetzen.
Abschließend geht es um die Pläne der Europäischen Union im Namen des Klimaschutzes. Die CO₂-Reduktion ist das Mittel; der Zweck ist ein europaweiter wirtschaftlicher Aufschwung zur Überwindung einer kapitalistischen Akkumulationskrise. Ein Teil der Linken meint darin eine historische Chance für eine sozialistische Transformation zu erkennen, befeuert die unkritische Übernahme alarmistischer Positionen und bietet damit eine politische Flankendeckung für den Green New Deal.
Der Autor
Karl Reitter, Jahrgang 1953, war langjähriger Lektor für Philosophie an den Universitäten Wien und Klagenfurt. Er ist Mitherausgeber des Jahrbuches für marxistische Gesellschaftstheorie. Im Promedia Verlag gab er – gemeinsam mit Stefan Kraft – den Band „Der junge Marx. Philosophische Schriften“ heraus.
Karl Reitter
Gemeinsam die Welt retten?
Vom Klimaalarm zum Green New Deal
264 Seiten
ISBN 978-3-85371-530-7
Print: € 25,00. ISBN: 978-3-85371-530-7.
E-Book: € 19,99. ISBN: 978-3-85371-917-6.
Karl Reitter versteht es in seinem Buch "Gemeinsam die Welt retten", ein emotional aufwühlendes Thema wie den Klimaschutz sachlich darzustellen und die Zusammenhänge zwischen Interessen der Forschung, der Politik, von Bürgergruppen und weiteren Akteuren vor Augen zu führen. Er meint, dass viele der alarmistischen Positionen unkritisch übernommen würden und es damit interessensgesteuerten Veränderungswünschen allzu leicht gemacht würde. Er lässt den Leser teilhaben an seiner Reise durch den Dschungel der Klimadebatte, ohne Angst davor zu haben, in die Ecke gestellt und als Klimaleugner tituliert zu werden. So stellt er im ersten Teil seines Buches wichtige Eckdaten vor, die er dokumentierten Studien , Statistiken und Untersuchungen zur Entwicklung des Klimas entnimmt. Er wirft kritische Fragen auf und ordnet sie ein. Wie kam es zu dem 1,5 - 2 Grad-Klimazielen? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der CO2-Menge und dem Temperaturanstieg? Wieso werden wichtige Faktoren ausgeblendet?
Im zweiten Teil beschäftigt sich Reitter mit der Schnittmenge zwischen wissenschaftlichen Anspruch, politischen und ökonomischen Interessen sowie der medialen Vermittlung. Die wichtigsten Protagonisten wie IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) oder das PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) als auch die wichtigen Akteure im Bereich der Medien, wie der World Weather Attribution Initiative, deren Arbeitsweise, Finanzierung und Querverbindungen werden in grundlegenden Strukturen dargestellt. Von vielem, was sich hinter den Kulissen abspielt, erfährt man ja sonst auch relativ wenig.
Im letzten Teil schließlich werden sozialpolitische Aspekte des Klimadiskurses beleuchtet. So meint Reitter bei einem Teil der Linken auszumachen, dass sie das Klimathema als Basis für eine sozialökonomische Transformation der Gesellschaft nutzen würden - ein interessanter, bedenkenswerter Aspekt. Wenn man sich dieser Sicht auch nicht unbedingt anschließen muss, so erinnert es den Leser doch daran, dass nichts absichtslos geschieht und dass es sich lohnt, sich auch mit dahinterliegenden Absichten zu beschäftigen. Und es bleibt die Frage, wer letztlich die Zeche für den von der EU geplanten und bereits auf den weg gebrachten Green New Deal und dem damit verbundenen Investitionsprogramm zu zahlen hat. Quasi als Essenz präsentiert Reitter auf den letzten Seiten, dass sowohl Klimapolitik als auch die kapitalistische Wirtschaftspolitik mit ihrer Kapitalakkumulation die Mathematisierung der Realität ein. Seien es im ersten Fall die sogenannten Ppm-Zahlen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, so im zweiten Fall die Geldwerte, die die reale Welt hinter Zahlen und Formeln versinken lassen. Seiner Hoffnung, dass an die Stelle von Panik und Angst in der Diskussion um das Klima, eine abwägende Debatte über sinnvolle Maßnahmen treten solle, wie mögliche negative Folgen des Klimawandels abgefedert werden können, möchte ich mich gerne uneingeschränkt anschließen. Da nicht alles Schwarz oder Weiß ist, gelte es, neben negativen Folgen des Klimawandels, zumindest die Positiven nicht zu unterschlagen. - Ein Buch, dass Orientierung gibt und sehr zum Nachdenken anregt. - Gert Holle, Herausgeber und leitender Redakteur von "WIR IM NETZ - Kultur und Glaube Aktuell" / www.wirimnetz.net
Autor: ProMedia; zusammengestellt von Gert Holle - 25.03.2024