Ihre musikalische Reise begann vor dem Fernseher im Haus ihrer Eltern und in Schulbands in der Türkei, wo die junge Pina Berlin bereits wusste, dass sie später einmal Musik machen würde. Im Teenageralter begann sie dann Gesangsunterricht zu nehmen und spielte in Bands sowie am Theater.
Einige Jahre und zahlreiche Handyaufnahmen um 5 Uhr morgens später, zog die ehrgeizige 19-jährige Pina nach Berlin, um ihrer Leidenschaft für die Musik nachzugehen. Sie begann an verschiedenen Jam-Sessions und Projekten teilzunehmen und lernte, auf einer Bühne zu stehen und mit ihrem eigenen Instrument aufzutreten – der Ukulele. Mit ihrem musikalischen Hintergrund im Jazzbereich war sie bereits in jungen Jahren fest in der Welt der Musik verankert. Im Jahr 2020 traf sie ihren Produzenten, Fico Jessen, und begann an ihrem Album zu arbeiten. Alle Musiker, die sie für das Album engagierte, hatte sie im Laufe der Jahre der Jazz Jam-Sessions kennengelernt.
Die Reise zur Verwirklichung ihres Traumalbums war von Entschlossenheit und Überwindung geprägt. Von der Entstehung der ersten Single ‚I’ll Be Missing You‘ im Januar 2020 bis zur lang ersehnten Albumveröffentlichung Ende 2023 hat Pina Berlin einen anspruchsvollen Weg zurückgelegt und setzt diesen fort. Auch gesundheitliche Herausforderungen konnten ihre Entschlossenheit nicht brechen.
Pina Berlin repräsentiert und thematisiert komplexe kulturelle Identitäten sowie den Umgang mit Krankheiten und gesellschaftlichen Erwartungen. Dies spiegelt sich in ihrer Musik wider, in der sie eine Botschaft des Empowerments mit den Menschen teilt, die sie während der Jahre des hartnäckigen Durchhaltens gelernt hat: wie man an Stärke gewinnt, Freude findet und an sich selbst glaubt.
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Ihre musikalische Reise begann vor dem Fernseher ihrer Eltern in der Türkei, bevor Pina mit 19 Jahren nach Berlin zog, um ihrer Musik zu folgen. Doch es war nicht immer einfach: Gesundheitliche Hürden, Unsicherheiten in Bezug auf ihre Musik und ihr Hintergrund in Architektur spielten eine bedeutende Rolle in Pinas Leben. Diese Herausforderungen inspirierten sie jedoch musikalisch, und so entstand ihr Debütalbum "Pina-Berlin", welches am 10. November 2023 veröffentlicht wird. Heute erzählt uns Pina in einem Interview mehr über ihre Lebensgeschichte und ihre Musik.
Wie war es für dich, in so jungen Jahren alleine nach Deutschland zu ziehen, um deine musikalische Karriere zu verfolgen?
Pina Berlin: Der Start verlief anders als geplant. Bereits in der 11. Klasse hatte ich Berlin besucht, um Musik-Unis und die Szene kennenzulernen. In der 12. Klasse wurde es kompliziert, da ich mich nicht getraut habe, mich sofort für ein Musikstudium zu bewerben. Mein Fokus war es dann, für ein Architektur Studium nach Berlin zu ziehen. Trotz eines deutschen Gymnasiums in Istanbul war der akademische Diskurs anspruchsvoll, und die Uni brachte stressige Zeiten mit sich, viele Abgaben und schlaflose Nächte. Ich musste gute Noten für mein Stipendium kriegen. Trotzdem spielte ich in den ersten Jahren in einer Studentenband und endeckte die Jam-Session-Szene irgendwann während meines Master Studiums.
Vermisst du manchmal dein Leben in der Türkei, und kannst du dir vorstellen, irgendwann dorthin zurückzukehren?
Pina Berlin: Ich habe nie als Erwachsene in der Türkei studiert oder gearbeitet. Meine Jugend verbrachte ich in Istanbul, und es war wirklich sehr schön. Für mich wäre es kein Rückkehr und ein Neustart in der Türkei oder woanders ist momentan nicht geplant, da ich gerade mein Leben als Vollzeit-Musikerin nach 13 Jahren hier neu angefangen habe. Mit meiner Fibromyalgie könnte ein Umzug an einen wärmeren Ort in der Zukunft notwendig werden. Vielleicht verbringe ich künftige Winter an einem warmen Ort und komme im Sommer nach Berlin zurück. Regelmäßige Konzerte in der Türkei sind aber auf jeden auch geplant und eine Verbindung wird immer da sein.
Kannst du uns mehr über die Inspiration hinter deinem Album erzählen und wie sich diese in deiner Musik widerspiegelt?
Pina Berlin: Die Idee für mein Album begleitet mich schon lange. Unterstützt von meinen StuVo Lehrer:innen begann ich, Noten für die Songs zu schreiben und eine Band zu gründen. Während meines Bürojobs, hatte ich ständig Arrangement-Ideen, die ich auf dem Klo auf mein Handy aufnahm. Der Lockdown begann, als wir die Aufnahmen mit dem Produzenten Fico Jessen starteten, und das Album wurde ein Home-Studio-Projekt. In erster Linie war es ein starkes Bedürfnis, meine Songs zu teilen und meine wahre Identität zu zeigen. Gleichzeitig hoffe ich, dass meine Songs die Zuhörer berühren und ihnen helfen, ihre Gefühle auszudrücken und zu reflektieren, und dass sie sich nicht alleine fühlen.
Du hast erwähnt, dass du viele Herausforderungen erlebt hast, die deine Musik geprägt haben. Welche dieser Herausforderungen hat dich am meisten beeinflusst, und wie bist du damit umgegangen?
Pina Berlin:
Eine große Herausforderung war meine Fibromyalgie, die mich zwang, beim Singen zu sitzen, aufgrund von Schmerzen und chronischer Erschöpfung. Inzwischen hat sich mein Zustand durch meine Hingabe
zur Musik verbessert. Es gab schlechte Tage, an denen ich beim Singen fast umgekippt wäre. Dennoch habe ich versucht, humorvoll damit umzugehen, und habe von meinem Umfeld viel Unterstützung
gekriegt. Eine weitere Herausforderung war die Unsicherheit darüber, wie ich aus meinem Corporate-Leben ausbrechen werde. Das thematisiere ich oft in meinen Songs. Zudem fehlte mir ein
Verständnis für Musiktheorie und ich war nicht offen für neue Ideen. Dennoch zeigten meine Produzenten Geduld und ich freue mich, dass ich viel von ihnen gelernt habe.
Gibt es einen Song auf deinem Album, der eine besonders emotionale Bedeutung für dich hat? Wenn ja, welcher Song ist es und warum?
Pina Berlin: Jeder Song hat eine besondere Bedeutung für mich. "Im Süden / Güneyde" ist eine Botschaft an meine Familie. "There is Always Hope" erinnert mich an meine Stärke und Kreativität in dunklen Zeiten. Er erhält auch viele positive Rückmeldungen von Zuhörern. "Little Girl Come Back" steht für die Verbindung zu meinem inneren Kind und motiviert dazu, Gefühle auszudrücken und positiv in die Zukunft zu blicken.
Welche kulturellen Einflüsse aus beiden Orten (Türkei und Deutschland) haben sich in deiner Musik eingearbeitet?
Pina Berlin: Die melancholische Stimmung, das Gefühl der Dankbarkeit und mittelöstliche, anatolische Tonleitern spiegeln meine türkische Herkunft wider. Kritische Gedanken und der Wunsch nach individueller Freiheit sind deutsche Inspirationen. Mein Tangosong entstand während meiner Berliner Tango-Party-Zeiten. Die Entspannung in meinen Liedern reflektiert das langsamere Lebensgefühl in Berlin im Vergleich zur wettbewerbsorientierten Kultur in Bursa und Istanbul. 90er-Jahre-Pop aus der Türkei, sowie meine Begegnung mit brasilianischer Musik in Berlin prägen den lateinamerikanischen Einfluss. Meine Vorlieben für Elemente aus dem Jazz, Folk-Pop und Classic Rock wurden von meinen in den 60er und 70er Jahren aufgewachsenen Familienmitgliedern beeinflusst und haben sich daraus entwickelt.
Autorin: macheete; zusammengestellt von Gert Holle - 26.10.2023