1.04.2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
aktuell beschäftigt mich eine alarmierende Schlagzeile über die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, die Sie vielleicht auch gelesen haben: Eine Studie postuliert eine zunehmende Mediensucht bei Heranwachsenden. Als Mediencoach bin ich aufgefordert, mich aktiv mit solchen Meldungen und Meinungen auseinanderzusetzen. Das ist gut so, denn ich will ja entscheiden, welche Haltung ich zum jeweiligen Sachverhalt einnehme. Nur so kann ich mit meinem Wissen andere gut beraten. Ein Vergleich mit weiteren fachlichen Aussagen und Erkenntnissen entschärft dann mitunter die ein oder andere spektakuläre Schlagzeile recht bald. Das hilft mir, den Blick auf den Medienumgang in den Familien zu schärfen.
Es ist doch so: Aus dem Alltag sind Medien sowohl in Schule und Freizeit, als auch in der Familie nicht mehr wegzudenken. Deshalb ist es wichtig, in Sachen Mediennutzungszeiten verbindliche Verabredungen zu treffen und sie bei jüngeren Kindern altersgerecht einzuteilen. Doch wenn die Faszination der Medienangebote die Heranwachsenden in ihren Bann zieht, reichen diese Regelungen allein manchmal nicht mehr aus, um übermäßiger Mediennutzung bzw. einer Mediensucht vorzubeugen. Vielmehr gilt es, weitere Aspekte in den Blick zu nehmen, etwa was die jungen Mediennutzer*innen motiviert, so viel Zeit in der digitalen Welt zu verbringen.
Auslöser könnten Gleichaltrige sein, die zu Hause keine Regelungen für Bildschirmzeiten haben und dadurch sozialen Druck ausüben. Da fällt es schwer zu widerstehen und die Angst, ausgeschlossen zu werden, ist groß. Außerdem sind Games, Social Media und Messenger wiederum von Anfang an so angelegt, dass wir möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen sollen. Die Anwendungen locken mit sogenannten Nudges: Updates mit neuen Funktionen, Belohnungen, Kaufanreize, News Feeds und Endlosschleifen von Videoclips. Je länger die Verweildauer ist und je aktiver die Nutzenden agieren, desto lukrativer für die Wirtschaftsunternehmen.
Und zu guter Letzt ist der Blick auf die Befindlichkeit Ihres Kindes wichtig. Nutzt es Medien, um sein aktuelles Lebensgefühl auszugleichen oder zu verbessern? Wie auffällig verändert sich sein Verhalten in Punkto Mediennutzung wirklich?
Deshalb mein Rat an Familien: Wenn Sie Alarmierendes hören aus der Medienwelt, schauen Sie stets kritisch hin, mit welchem Ziel die Meldung veröffentlicht wird und überprüfen Sie die Inhalte genau. Machen Sie sich – am besten gemeinsam mit Ihrem Kind – schlau, wie Sie sicher und selbstbestimmt agieren können und begrenzen Sie aktiv die „geheimen Verführer“: durch Geräteeinstellungen und Verhaltensweisen. Verbannen Sie die Mediennutzung nicht aus ihrem Familienalltag, sondern fügen Sie diese sinnvoll und angemessen ein, so dass genug Zeit für anderes bleibt.
SCHAU HIN! unterstützt Sie dabei zum Beispiel mit den kostenlosen Medienkursen für Eltern, Informationen zur Bildschirmzeit und Artikel zu Neuigkeiten aus der Medienwelt.
Beste Grüße
Ihre Kristin Langer
Autorin: Schau hin! / Kristin Langer; zusammengestellt von Gert Holle - 1.04.2025