Für Bischof Reinhold Stecher war der Wasserreichtum seiner Tiroler Heimat Geschenk und Verpflichtung zugleich. Er liebte die Bergseen und Wildbäche, die Gletscher und die Wasserfälle, die ihm auf seinen Bergtouren begleiteten, aber auch die Flüsse, Seen und Meereslandschaften, denen er auf seinen Reisen begegnete und die ihn staunen ließen über die Wunder der Natur. Seine Bilder und Geschichten erzählen von diesem Staunen, von der Symbolkraft des Wassers und von seiner Bedeutung als Lebensmittel: „Wasser ist ein so fundamentaler Grundwert, dass wir uns denen zuwenden müssen, die an Wasser-Not leiden“. Mit der Aktion „Wasser zum Leben“ unterstützte Stecher großzügig Brunnenbauprojekte der Caritas, die Versteigerung seiner „Wasserbilder“ (Aquarelle) erbrachte dafür 1,4 Millionen Euro.
Daran erinnert dieses Buch, das die schönsten Wasser-Aquarelle Stechers mit seinen meditativen Texten zum Thema vereint. Es will aber auch weiterhin helfen, Brunnen zu bauen: Für jedes verkaufte Buch fließen drei Euro in ein Brunnenbauprojekt in Mali.
„Der sprudelnde Wassersegen meiner Heimat verpflichtet zur Solidarität mit dem Durstenden.“
Reinhold Stecher
REINHOLD STECHER, (1921 - 2013)
war von 1981 bis 1997 Bischof seiner Heimatstadt Innsbruck. Er hat sich stets für ein Klima der Toleranz und des Dialogs eingesetzt. Auch mit seinen Bildern und Büchern, die bisher eine Gesamtauflage von mehr als 800.000 Stück erreichten und in 9 Sprachen übersetzt wurden, hat Bischof Stecher vielen Menschen Hoffnung geschenkt und sozial-karitative Projekte unterstützt. Für sein Lebenswerk wurde er 2010 mit dem „Ökumenischen Predigtpreis“ ausgezeichnet. Seinen Einsatz für Sozialprojekte führt der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein als sein Vermächtnis weiter. www.bischof-stecher-verein.at
Reinhold Stecher
Herausgegeben von Peter Jungmann
Wasser zum Leben
Geschichten und Aquarelle
96 Seiten, 38 farb. Abb., 21 x 26 cm, gebunden
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2024
ISBN 978-3-7022-4209-1
€ 25,–
Erscheint am 7. Juni 2024
Aus der Auktion wird eine Aktion, das Ziel bleibt gleich. In Westafrika soll ein neuer Stecher-Brunnen gebaut werden, damit Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. „Wenn ich an die Ausläufe mit reinem Quellwasser in meiner Wohnung denke und zugleich an die verdurstenden Siedlungen der Welt, die kilometerweit Wasser schleppenden Frauen und Kinder, die schmutzigen Pfützen, aus denen man mit dem Wasser unzählige Krankheitskeime schöpft – dann fällt über den sprudelnden Wassersegen meiner Heimat aber auch ein Schatten und mit ihm eine Verpflichtung zur Solidarität mit den Durstenden.“
Die Verpflichtung zur Solidarität gehört zum Vermächtnis von Bischof Reinhold Stecher. Der Gedächtnisverein versucht, dieses „Erbe“ weiter zu tragen. „Wir möchten wie Bischof Stecher Brücken schlagen und Brunnen bauen, damit Menschen bekommen, was sie zum Leben so dringend brauchen – Wasser“, beschreibt Obmann Peter Jungmann das Anliegen.
Mit Spenden soll in Westafrika, in Mali, in einer der ärmsten Regionen der Welt, ein neuer Brunnen („Stecher-Brunnen“) errichtet und der Bevölkerung damit das Überleben gesichert und eine gute Zukunft ermöglicht werden. „Wo Wasser ist, ist Leben. Da kann Obst und Gemüse angebaut werden, kann die Ernte auf dem Markt verkauft und das Familien einkommen aufgebessert werden. Die Menschen können im Dorf wohnen bleiben, brauchen nicht abzuwandern oder gar zu flüchten.“
Aktion statt Auktion
Der Bau des neuen Brunnens dürfte rund 10.000 Euro kosten. Viel Geld, das aber gut angelegt ist, wie Peter Jungmann betont: „Die weltweite Klimakrise trifft vor allem die ärmsten Länder. Hitzewellen und intensivere Dürren auf der einen Seite, Starkregen und Überschwemmungen auf der anderen Seite zerstören die Existenzgrundlage vieler Menschen. Ihnen muss nachhaltig geholfen werden.“ Wie hat schon Bischof Stecher gesagt: „Die Erschließung von Wasser ist wahrscheinlich eine der nachhaltigsten Formen von Entwicklungshilfe.“ Deshalb hat er auch immer wieder von ihm gemalte Aquarelle zur Verfügung gestellt, um sie über die Auktion „Wasser zum Leben“ versteigern zu lassen. Auf diese Weise sind in den vergangenen 15 Jahren 1.4 Millionen Euro in den Spendentopf geflossen. Über einhundert Brunnen konnten damit finanziert, Bewässerungsanlagen errichtet und Ernährungsprogramme verwirklicht werden. Geht es nach dem Gedächtnisverein, dann soll diese Erfolgsgeschichte noch einige Zeit weitergehen. Aus der Auktion soll eine Aktion werden: „Es gibt leider keine Bilder mehr, die wir versteigern könnten, daher werden wir über gezielte Aktionen versuchen, Spenden aufzubringen.“ In Zusammenarbeit mit der Caritas versteht sich. Reinhold Stecher war ja in seiner Zeit als Bischof von Innsbruck auch Caritas-Bischof und hat die Arbeit der Caritas immer nach Kräften unterstützt in der festen Überzeugung, dass die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt.
Neues Buch „Wasser zum Leben“
In einem Brief hat der Gedächtnisverein vor kurzem die Mitglieder dazu aufgerufen, den eigenen Wasserreichtum mit denen zu teilen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und großzügig für einen neuen Brunnen zu spenden. „ Es werden so 1000 Menschen sein, die davon profitieren. Es lohnt sich, Wasser zu schenken und so Durststiller zu werden“, meint Obmann Peter Jungmann, der sich schon auf das neue „Stecher-Buch“ freut. Rechtzeitig zum Tag der Herzlichkeit am 7. Juni soll im Tyrolia-Verlag das Buch „Wasser zum Leben“ erscheinen, das die schönsten „Wasserbilder“ von Reinhold Stecher mit seinen meditativen Texten vereint, und das auch hilft, Gutes zu tun: Für jedes verkaufte Exemplar fließen drei Euro in das Brunnenbauprojekt in Mali. Übrigens: der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist seit 2010 ein Menschenrecht. Nach Angaben der UNO leiden immer noch rund zwei Milliarden Menschen an Wasserknappheit, das ist jeder Vierte. In Österreich liegt der durchschnittliche Wasserbrauch pro Person und Tag bei 130 Liter.
Von Christine Hofinger
Ende Oktober 2011 brachen wir nach Niger auf. Wir besuchten die 2006 von Mère Marie Catherine Kingbo gegründete Schwesterngemeinschaft der „Dienerinnen Christi“ und das Dorf Dan Bako. Dort waren die Schwestern dabei, eine Hilfsstation für unterernährte Kinder und deren Mütter aufzubauen. Weil der Dorfbrunnen verseucht war, musste Wasser in Tankwagen herbeigeschafft werden. „Wir brauchen hier einen neuen, tiefen Brunnen!“, seufzte Mère Kingbo. Brunnen in Afrika – unweigerlich dachte ich an das Projekt „Wasser zum Leben“ und an Bischof Reinhold Stecher. Da ich aber die strengen Spendenbestimmungen kannte, wusste ich, dass bei dieser Aktion kein Wasser für Niger vorgesehen war. Mère Kingbo gab mir trotzdem den bereits vorhandenen Kostenvoranschlag für die technische Ausstattung einer Tiefbohrung mit: 31.000 Euro würden benötigt, um Nägel mit Köpfen machen zu können. Zurück in Tirol kündigte ich Bischof Stecher einen Bittbrief an – das war ich meiner Freundin und den Frauen in Niger schuldig. Am 10. November schickte ich den Brief ab, versehen mit einer detaillierten Kostenaufstellung. Bischof Stecher kannte Mère Kingbo seit der 50-Jahr Feier der Caritas Tirol persönlich, das machte mir ein wenig Mut.
Bereits vier Tage später rief mich Bischof Stecher an: „Wir müssen reden“, sagte er. Ich machte mich sofort auf den Weg, mein Mann Winfried begleitete mich. Bischof Stecher erkundigte sich wie immer sehr genau, was wir in Dan Bako gesehen und erlebt hatten, und er wollte wissen, warum dieser Brunnen um so viel teurer war als die, die in Mali aus dem Erlös der Aktion „Wasser zum Leben“ finanziert würden. Wir erklärten ihm, dass in diesem Fall eine aufwändige Tiefenbohrung not wendig sei, es einen Bohrbrunnen mit Pumpe, Generator, Hochbehälter und Wasserleitungen brauche, was die Sache so teuer mache. Bischof Stecher nickte wissend und stand auf, um wenig später mit einem Papiersäckchen wiederzukommen. Er schob es uns über den Tisch mit der launigen Bemerkung: „Ich habe da noch ein Sparbuch, aber ich brauche ja nichts mehr. Mein Begräbnis werden sie wohl finanzieren …“ Im Kuvert waren 25.000 Euro. Meinem Mann und mir sind die Tränen gekommen. Wir waren sprachlos ob dieser selbstlosen Hilfsbereitschaft. Am 15. November konnte ich das Geld den Schwestern in Maradi überweisen. Fehlten nur noch 6000 Euro, auch dafür fand sich ein Gönner, die Arbeiten konnten beginnen. Noch im November wurde in die Tiefe gegraben, in 144 Metern Tiefe stieß man endlich auf Wasser.
Ende Februar waren der Hochbehälter errichtet, der Generator aufgestellt, die Leitungen zu den Häusern gelegt und ein Brunnen mit Handpumpe und einer kleinen Mauer rundherum zur Wasserabgabe im Dorf aufgestellt. Damit war Landwirtschaft und Kleintierzucht möglich. Mère Kingbo ließ es sich nicht nehmen, Bischof Stecher persönlich für seine Hilfe zu danken. Sie kam nach Tirol und wir besuchten ihn in seiner Wohnung in Hochrum. Die herzliche Verbundenheit war deutlich zu spüren. Ein halbes Jahr später starb Bischof Stecher, die Hilfe geht aber weiter. Der Gedächtnisverein unterstützt die Arbeit der „Dienerinnen Christi“, die ein Bildungs- und Sozialzentrum für Kinder und Frauen aufgebaut haben, nach Kräften. So konnten eine stärkere Pumpe für den Bohrbrunnen angeschafft und in der Dürrezeit Lebensmittel eingekauft werden. Die aktuelle Lage in Niger lässt befürchten, dass die Bevölkerung noch länger auf fremde Hilfe angewiesen sein wird. Ich hoffe mit den Schwestern auf weitere Wunder der Nächstenliebe über Kontinente hinweg. Christine Hofinger, ehemalige Mitarbeiterin der Caritas-Auslandshilfe, hat alle Projektpartner in Afrika besucht.
Autoren: Tyrolia Verlag; Peter Jungmann /Bischof-Stecher-Gedächtnisverein; Christine Hofinger; zusammengestellt von Gert Holle - 3.06.2024