Am 7. März erscheint Stefan Seidels Essay „Entfeindet Euch! Auswege aus Spaltung und Gewalt“ im Claudius Verlag.
Die Feindschaft ist zurück auf der Tagesordnung. Nicht nur in den gegenwärtigen Kriegen und Großkonflikten der Welt. Auch in der hiesigen Gesellschaft ist sie zur dominanten Logik geworden. Kaum eine Debatte, die nicht in der Verteufelung des Anderen mündet. Das „Prinzip Feindschaft“ beherrscht die Köpfe und Strategien. Scheinbar gibt es nur noch „Gut“ oder „Böse“, „Richtig“ oder „Falsch“, „Freund“ oder „Feind“. Das Wahrnehmen von Zwischentönen, Spielräumen, Vermittelndem gerät dabei aus dem Blick. Der Umgang mit Uneindeutigem, Nicht-Übereinstimmendem, Abweichendem wird verlernt. Das ist fatal und führt fast zwangsläufig zu Gewalt. Um Lösungen jenseits der Gewalt zu finden, sind Entfeindungen notwendig. In „Entfeindet Euch!“ versucht Stefan Seidel, solche Auswege aus der Falle der Feindschaft zu eröffnen. Das Buch erscheint am 7. März 2024 im Claudius Verlag.
Über den Autor
Stefan Seidel, geboren 1978, studierte Theologie in Leipzig, Jerusalem und Heidelberg sowie Psychologie in Berlin. Er ist Leitender Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung DER SONNTAG in Leipzig.
Stefan Seidel
Entfeindet Euch!
Auswege aus Spaltung und Gewalt
Klappenbroschur, 128 Seiten
ISBN: 978-3-532-62897-3
€ 20 [D]
Erscheint am 7. März 2024 im Claudius Verlag
„Krieg schafft keinen Frieden. Er kann es einfach nicht. Krieg ist nichts Edles und Sinnvolles, auch wenn das durch die Geschichte hindurch bis heute stets und immer wieder und in allen Tönen jede beteiligte Kriegsseite für sich vollmundig in Anspruch nimmt. Krieg ist ein schreckliches Monster, das immer schlimmer wütet, je mehr es genährt wird.“
Stefan Seidel beschreibt die augenblickliche Weltsituation so, als zähle nur noch der absolute Sieg in einer sich immer mehr verhärtenden Zeit. Statt auf Kompromiss, Kooperation und Koexistenz werde allerorten auf Konfrontation gesetzt. Abgeräumt seien Maß und Milde, Ausgleich und Vermittlung, Positionen, die auf Dialog, Entfeindung und Empathie, Gewaltminimierung und Gemeinsames setzen. Der Kampf werde wieder auf Schlachtfelder ausgeführt. Nicht „Wir und die anderen“, sondern „Wir oder die Anderen“ scheint der Leitspruch zu sein, der die ausgerufene Zeitenwende bestimmt. Harter Tobak zu Beginn eines Essays, das doch im Untertitel Auswege aus eben dieser beschriebenen Spaltung und Gewalt verspricht. In einer Zeitenwende werde die militärische Logik umfassend in Geltung gesetzt, die neue Wehrhaftigkeit als alternativloses Gebot der Stunde ausgegeben. Doch wo ist die Alternative in der zweigeteilten Welt von Gut und Böse?
Feindschaft falle nicht vom Himmel, sie erwachse aus Spannungen, die sich zu Spaltungen und Polarisierungen auswachsen. Der Ausweg sei gleichermaßen klar wie schwierig. Man müsse das Bittere begraben, sich von der Gewalt abwenden und dem Kreativen zuwenden, dann könne etwas anderes wieder wachsen.
Wie dies nun gelingen könne, erörtert Stefan Seidel im zweiten Teil seines Essays und knüpft dabei an Cynthia Fleury an, die die Öffnung als den entscheidenden Schritt sieht. d.h. hierfür müsse eben all das begraben und hinter sich gebracht werden, was einen verletzt habe. Es müsse Verantwortung übernommen werden, um sich als Handelnder und Verwandelnder zu verstehen. Heraustreten und sich außerhalb des Ressentiments stellen. Dies scheint leichter gesagt als getan zu sein, möchte ich als Leser des Essays sagen. Ja, wenn es so einfach wäre …
Es schiene, so Seidel, als wäre der Mensch in eine Welt geworfen, in der „Ent-Brüderlichung, Neid, Missgunst, Zwietracht, Konkurrenz, Gewalttätigkeit, Hass und Krieg die dominierenden Kräfte sind“ – eben eine Welt der Spannungen und Spaltungen. Der Riss der Polarisierung, der Gegnerschaft, der Feindschaft durchziehe die Welt. Doch als Gegenkraft tauche immer wieder die Sehnsucht nach Frieden auf. Gerade in der Bibel stehe der hebräische Begriff mehr als 400 Mal im Alten Testament. Shalom meine dabei eigentlich mehr als Frieden, ein umfassendes Heil-Sein. Der Begiff Shalom bilde die Grundlage für die im Neuen Testament im Zentrum stehenden Botschaft Jesu. Die Feindesliebe ist zentral für die Bergpredigt: „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ - Spätestens da, auf Seite 47 des Buchs, möchte man sagen: Eigentlich nichts Neues unter der Sonne – aber warum ist es dennoch so schwer mit der Feindesliebe, wieso ist es gerade in einer Zeit so schwer, wo es weltweit so viele Christen gibt, wie nie zuvor? Und spätestens mit Seite 47 wird es spannend, sich mit dieser Schicksalsfrage der Menschheit auseinanderzusetzen, ob und wie es gelingen kann, der Störung des Zusammenlebens durch den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden.“
Am Ende seines Essays fordert Seidel: Die Zeit sollte endlich wirklich gewendet und der einzig rettende Ausweg eingeschlagen werden, indem innerlich und äußerlich die Friedenslogik in Gang gesetzt und gelebt wird – durch Enthaltung von Gewalt im Denken und Handeln; durch Verweigerung von Feindbildern; durch Erhaltung umfassender Empathie; durch Unterbrechung von Gewaltkreisläufen; durch Festhalten an unteilbaren Menschenrechten …. Letztlich komme es auf einen mutigen Glauben an die verwandelnde Kraft der Gewaltlosigkeit und Liebe an. – Und dieser Gedanke wirft unausgesprochen die Frage auf, wie dieser Glaube geweckt, gefördert und erhalten werden kann. Hier bin ich dann als Leser gefordert, Hier ist meine Entscheidung gefordert. – Ein anregendes Buch, das einem Vieles wieder vor Augen führt, was zu sehr in unserer Zeit in den Hintergrund getreten ist. – Gert Holle, Herausgeber und leitender Redakteur von „WIR IM NETZ – Kultur und Glaube Aktuell / www.wirimnetz.net
Autor: Claudius Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 4.03.2024