Interview mit Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes

“Ein Gefühl von Vertrauen”

Monsignore Georg Austen. Foto: Theresa Meier
Monsignore Georg Austen. Foto: Theresa Meier

14.03.2024

 

 

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, spricht über die Bedeutung der Erstkommunion in der heutigen Zeit, welche Projekte mit den Gaben der Kommunionkinder gefördert werden und welche Haltung nach dem Fest bleibt.

 

Wofür steht die erste heilige Kommunion?

Msgr. Georg Austen: Es geht um Gemeinschaft. Ohne Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott, würde unser Herz verkümmern. Die Kommunionkinder erfahren durch ihre erste heilige Kommunion wie es ist, Teil einer Mahlgemeinschaft zu werden. Es bedeutet, nicht nur ein Teil der christlichen Gemeinschaft zu sein, sondern vielmehr das Leben mit seinen Mitmenschen zu teilen.  Der Empfang der ersten heiligen Kommunion ist auch eine Zusage, die Freundschaft Jesu anzunehmen, ihm zu vertrauen, aus seinen Worten Taten folgen zu lassen, die Gemeinschaft zu spüren und aus ihr heraus in Nächstenliebe und Güte zu leben und zu handeln. Das klingt nach einer verantwortungsvollen Aufgabe, die man als Erstkommunionkind erhält und das ist sie auch, aber die Kinder sind auch sensibel dafür. In der Weggeschichte von Emmaus wird deutlich, dass er mit uns geht und dabei oft unerkannt bleibt. Eine Zusage Jesu, mit dieser Aufgabe nicht allein auf dem Lebensweg zu sein.

 

Das Erstkommunion-Motto in diesem Jahr lautet: „Du gehst mit!“ Was bedeutet es?

Msgr. Georg Austen: „Du gehst mit!“ ist ein Versprechen, dass wir nicht allein durch das Leben gehen müssen. Wir Menschen werden von Jesus nicht im Stich gelassen, sondern vertrauensvoll von ihm in allen Lebensabschnitten begleitet. Wir können uns ihm anvertrauen und eine Orientierung sowie einen Maßstab für das eigene Leben finden. Aber es ist nicht nur das Versprechen von Jesus, was uns auf all unseren Lebenswegen begleitet, es kann in den Haltungen unseres Lebens widerspiegeln, dass wir uns gegenseitig vertrauen und dem anderen nicht böswillig zu misstrauen. In den aktuellen Zeiten der Umbrüche, der Ängste und Veränderungen ist es wichtiger denn je, gemeinsam einen Weg zu gehen. Gerade, wenn gesellschaftliche Gefüge drohen auseinanderzubrechen, ist es unerlässlich, dass man Werte der Solidarität und Nächstenliebe in der Gemeinschaft lebt und nach außen vertritt. Das macht Mut, gibt Zuversicht und auch Freude am Leben.

 

Was können die Worte aus der Emmaus-Geschichte den Erstkommunionkindern in unserer heutigen Zeit vermitteln?

Msgr. Georg Austen: In der Emmaus-Geschichte geht Jesus mit seinen Freunden mit und lässt sie nicht allein. Er begleitet sie auf ihrem Weg und sie spüren seine Nähe. Es ist ein Freundschafts- und Vertrauensbeweis von Jesus und das kennt bestimmt jedes Kommunionkind: Ein Freund oder eine Freundin, die mich im Leben begleitet und mit mir durch dick und dünn geht. Da ist ein Gefühl des Geborgenseins, des Vertrauenwollens und der Zuversicht. Ob Eltern, Geschwister, Freunde, Lebenspartner, Seelsorger oder Katecheten: Sie hören zu, sie erklären und sie begleiten die Kinder zu ihrer Erstkommunion-Vorbereitungszeit und danach. Die Worte „Du gehst mit“ aus der Emmaus-Geschichte sind eine Einladung an die ganze Familie, bereits innerhalb der Familie Gemeinschaft und Nächstenliebe zu leben und auch die Inhalte des Glaubens zu erfahren und vielleicht auch neu für sich zu entdecken. Dieses Vertrauen bedeutet, ein inneres Bewusstsein zu haben, dass Gott da ist und er in mir ist.

 

Auch in diesem Jahr unterstützen die Kommunionkinder mit ihren Gaben soziale Projekte des Bonifatiuswerkes – welche sind es in diesem Jahr?

Msgr. Georg Austen: Gerade ambulante Kinderhospizdienste, Kinderdörfer, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sowie Jugendsozialeinrichtungen haben wir im Blick. Die Spenden aus der Erstkommunionaktion fließen genau dahin – laut dem Motto: Kinder helfen Kindern. Auch Gemeinschaft und Glaubensbildung während Religiöser Kinderwochen oder in katholischen Kindertagesstätten werden mit dem Geld gefördert. In diesem Jahr kommen die Spenden der Kommunionkinder zum Beispiel dem Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO in Berlin zugute. Durch das Angebot der Einrichtung werden schwerkranke Kinder und ihre Familien durch eine sehr herausfordernde Zeit begleitet. Durch die finanzielle Unterstützung kann das Zentrum zu einem Ort der Freude und Stärke werden, an dem sich die ganze Familie würde- und respektvoll begleitet fühlt.

 

Was bleibt nach der Erstkommunion?

Msgr. Georg Austen: Das ist die große Frage. Ich wünsche uns, dass die Erstkommunionfeier länger wirkt als sie dauert, auch nachhaltige Erlebnisse und Gottesdienste wach bleiben und nicht nur die Erinnerung an tolle Geschenke. An unserem Beispielspendenprojekt, dem Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO in Berlin, merkt man ganz deutlich, welche Dinge und vor allem welche Werte im Leben wichtig sind. Mit der Erstkommunion wird den Kindern auch eine christliche Haltung mitgegeben. Diese Haltung soll ihnen ohne eine regelmäßige Gruppenstunde bleiben und eine Stütze und Orientierung in ihrem Alltag sein. Durch das einprägsame Erstkommunion-Motto „Du gehst mit!“ kann die Kommunion ein wichtiger Baustein für junge Menschen sein. Es soll zeigen, dass der christliche Glauben Bedeutung für mein persönliches Leben hat, ich in der Glaubensgemeinschaft willkommen bin und auch wahrgenommen werde.

 

 

Das Gespräch führte Pia Wittek, Volontärin im Bonifatiuswerk.