Therapeutische Dreiecksbeziehung: Tom Sallers "Ich bin Anna" über das Schicksal der Tochter Sigmund Freuds erscheint am 21. Februar im Kanon Verlag

Foto: kanon Verlag
Foto: kanon Verlag

Wien im Kriegswinter 1917/18: Sigmund Freud plant, sein analytisches Erbe an seine jüngste Tochter weiterzugeben. Doch Anna kämpft ihren eigenen Kampf. Ein suggestiver Roman von Bestsellerautor und Tiefenpsychologe Tom Saller.

Tief in ihrem Inneren strebt Anna Freud nach Unabhängigkeit vom schier übermächtigen Vater. Als Nesthäkchen lebt sie noch immer daheim, als der Erste Weltkrieg die Menschen blind macht. So etwa einen von Sigmund Freuds wenigen Patienten: Ludwig Stadlober kann nach einem Senfgasangriff nicht mehr sehen und sucht Hilfe beim berühmten Analytiker. Hinter seinem Rücken trifft sich Anna mit dem unsicheren Mann. Behutsam erkunden beide die eigenen Bedürfnisse. Doch zunehmend machen sich bei Anna verdrängte Triebe bemerkbar, sodass das Unglaubliche geschieht: Sigmund Freud nimmt die eigene Tochter in Therapie. Zwanzig Jahre später. Die Nazis marschieren 1938 in Österreich ein. Anna und Stadlober begegnen sich erneut, und plötzlich geht es um das Überleben der Familie Freud.

»Ich bin nicht nur Romancier, sondern auch Psychiater und Tiefenpsychologe. Nun habe ich einen Roman über Anna Freud geschrieben. Was geschah 1917/1918, als sich Freuds jüngste Tochter auf die Couch des schier übermächtigen Vaters legte? Wie konnte sie die werden, die sie war?« Tom Saller

 

Virtuos erzählt Bestsellerautor und Tiefenpsychologe Tom Saller in "Ich bin Anna" die Geschichte einer therapeutischen Dreiecksbeziehung, der Entdeckung des Todestriebes und der Selbstbehauptung von Anna Freud. Das Buch erscheint am 21. Februar im Kanon Verlag.

 

 

Tom-Saller. Foto: © Karin-Maigut
Tom-Saller. Foto: © Karin-Maigut

Tom Saller

geboren 1967, hat Medizin studiert und arbeitet als Psychotherapeut. 2018 erschien sein Debütroman Wenn Martha tanzt und wurde umgehend ein großer Erfolg. Mit seinem neuesten Roman Ich bin Anna widmet er sich erstmals seinem beruflichen Sujet: Anna und Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Tom Saller lebt im Bergischen Land bei Köln.

 

Tom Saller
Ich bin Anna
Roman
260 Seiten
Gebunden mit SU
Deutsche Erstausgabe
€ 24,00 (D) / € 24,70 (A)

ISBN 978-3-98568-103-7
Erscheint am 21. Februar im Kanon Verlag!

 

 

Auch als E-Book erhältlich

 

Anna, Sigmund und Stadlober

Als Psychiater und als Psychotherapeut ist es Tom Saller gewohnt, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen. Und so kam er auf die Idee, sich für seinen neuen Roman "Ich bin Anna" in die berühmte Tochter des berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud hineinzuversetzen. Zupass kommt ihm, dass es über zwei wichtige Ereignisse im Leben von Anna Freud keine Aufzeichnungen gibt. So können wir als Leserinnen und Leser Zeugen einer Lernanalyse werden, für die Saller die fiktive Figur des Stadlober erfindet, die zu beiden geschilderten Ereignissen eine Rolle spielen sollte.

 

Zweiundzwanzigjährig unterzog sich Anna einer Analyse bei ihrem Vater. Von 1918 bis 1922 - und später noch einmal 1924 versuchte Sigmund Freud, die Libido seiner Tochter aus deren Schlupfwinkel herauszutreiben. Dies ist insofern bekannt, als das Freud dies in einem Brief an Lou Andreas-Salomé ansprach. Mehr aber auch nicht. Und hier ist auch die Begegnung des fiktiven  Stadlober mit Anna und Sigmund Freud angesiedelt.

 

Der zweite bedeutende Sachverhalt, über den lediglich bekannt ist, dass er im Leben von Anna Freud stattfand, ist ein Verhör im Jahr 1938 im Gestapohauptquartier in Wien. Und auch hier taucht Stadlober nach über 20 Jahren wieder auf.

Tom Saller nimmt sich die Freiheit eines Romanautoren, von bekannten Stationen in den Biografien von Anna und Sigmund Freud abzuweichen. Das mag diejenigen vielleicht stören, die mit den Lebensgeschichten der beiden vertraut sind, ist für die breite Leserschaft eines Romans aber nicht von Relevanz. Ob nun bestimmte Begegnungen in der tatsächlichen Chronologie stattgefunden haben oder aber das Dreiinstanzen-Modell der Psyche erst 1923 in der Schrift "Das Ich und das Es" , und nicht, wie im Verlauf des Romans zur Sprache kommt, 1918 entwickelt wurde, mag wirklich nur die absoluten Kenner stören. Doch ein Erzähler sollte diese Freiheit haben, zumal es sich nicht um eine Eins-zu-Eins-Biografie von Anna Freud handelt. Darauf verweist Saller in seinen dem Roman angeschlossenen Anmerkungen zu Recht. Und er zitiert dabei Sigmund Freud: "... biographische Wahrheit ist nicht zu haben, und wenn man sie hätte, wäre sie nicht zu brauchen." Nichtsdestotrotz, so zeigt auch das breite Quellenverzeichnis, hat sich Saller durchaus bemüht, sich in die Welt der Protagonisten nicht nur einzufühlen, sondern auch durch ausgiebige Recherche mit dem Umfeld der Charaktere vertraut zu machen. So ist "Ich bin Anna" durchaus ein Lesevergnügen auch für Menschen, die mit Psychoanalyse bislang nicht so viel am Hut hatten. - Ein durchaus empfehlenswerter Roman für alle, die wie Tom Saller eine Neugier darauf entwickeln, was 1917/18 geschah, als sich Freuds jüngste Tochter auf die Couch des schier übermächtigen Vaters legte und die sich vorstellen mögen, wie Anna die werden konnte, die sie war. "Ich bin Anna" von Tom Saller, erscheint am 21. Februar 2024 im kanon Verlag. - Gert Holle, Herausgeber und leitender Redakteur "WIR IM NETZ - Kultur und Glaube Aktuell" /wirimnetz.net 

 


Autorin: kanon Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 12.02.2024