Ein Christ so um die Lebensmitte
begibt im Geiste sich zurück:
Der ersten Liebe frühe Schritte,
der scheue Kuss, das zarte Glück...
Wie waren ihm die Herzensdinge
so wunderbar und göttlich rein;
ja, damals schien es ihm als dringe
erst, wer da liebt, ins Leben ein!
Dann kam der Tag mit Anneliese...
Ihr Lächeln schon, der Stimme Klange.
Er wusste: Keine sonst als diese!
Ihr braunes Haar, ihr Blick, ihr Gang...
Die Heirat dann nach sieben Wochen
noch einmal war sein Leben neu!
Er hat es klar und laut versprochen:
„In Freud und Leid, auf ewig treu!“
Und später: Viele schöne Jahre,
auch Kinder hat sie ihm geschenkt -
drei wirklich süße Exemplare!
Dem Christ wird flau, wenn ers bedenkt!
Jetzt nämlich kommt es - kaum zu fassen
bei Menschen, die sich so geliebt!:
Es will der Christ sich scheiden lassen!
Warum? Weils da ne andre gibt!
Viel jünger noch, mit vielen Reizen,
sie könnte seine Tochter sein;
so frisch, so herrlich blond wie Weizen,
so anschmiegsam und so allein...
Der Christ - so um die Lebensmitte -
erhofft mit ihr ein neues Glück.
Jedoch, er prüfe seine Schritte!
Was erst entschwand, kehrt nie zurück!
Er wähle endlich beim Entscheiden,
was deutlich er im Herzen spürt...
Dann gehe er den Weg von beiden,
den ihn versprochne Treue führt!