Warum dieser Titel? Was hat eine Depression mit einem Pass zu tun?
Der Autor ist begeisterter Radfahrer und hat schon fast alle bekannten Alpenpässe überquert. Langstreckenfahrten an den Gardasee oder den Lago Maggiore sind kein Problem für ihn. So würde er gerne gesehen werden – als Kämpfer, als ausdauernder Radfahrer, dem keine Strecke zu weit und kein Berg zu hoch ist. Ein richtig toller Typ also und ideal für Social Media.
Die ganze Wahrheit jedoch ist eine andere: Der Autor leidet unter Depressionen.
Er würde lieber übers Radfahren schreiben, als über seine Depressionen, erkennt aber, dass man beides durchaus vergleichen kann: Die Überwindung einer Depression, die man nie ganz loswird, kostet genauso viel Kraft und Ausdauer, wie das Bezwingen weiter Strecken oder hoher Pässe.
Im Falle einer Transalp folgen auf die Selbstzweifel zu Beginn der Tour viele Qualen und endlose Diskussionen mit dem inneren Schweinehund. Je näher man jedoch dem Ziel kommt, desto mehr überwiegt die Freude und der Schweinehund verstummt – oben angekommen ergießt sich ein Botenstoffcocktail über einem und man empfindet pure Freude.
Bei einer Depression ist es ähnlich: Angst und Selbstzweifel dominieren, man empfindet keine Freude, sieht kein Ziel und keinen Sinn im eigenen Tun. Man möchte sich verkriechen, verstecken, nicht mehr existieren. Der Weg aus dem Tal scheint unmöglich zu sein.
Genau hier beginnt diese Geschichte – am absoluten Tiefpunkt.
Es wird Zeit, dass über dieses Thema geschrieben, gesprochen und diskutiert wird
Markus Röschel
Passo Depression oder »Ich nehme Sie jetzt mal raus!«
184 Seiten. Pb.
€ 12,90 (D)
ISBN 978-3-8301-9447-7.
R.G.Fischer Verlag, 2023
Markus Röschel gibt in 40 Tagebuch-Einträgen sehr persönliche, zutiefst menschliche Einblicke in seinen Kampf gegen seine Depression. Und alles beginnt mit dem Satz der Hausärztin: „Ich nehme Sie jetzt mal raus!“ Und am Ende seines Weges blickt der Autor zurück, auf den Anfang, auf den Beginn seines 1. Eintrags – denn die Geschichte, so schreibt er in seinem 40. Eintrag, ist eigentlich noch nicht zu Ende. Doch dies sei nicht wichtig. Das Leben sei nicht wie im Film, wo es am Ende ein glückliches Ende gibt. Auf den Weg komme es an, auf die Erfahrungen, die man auf diesem Weg gesammelt hat und aus denen man hoffentlich lernt. „Wer hat uns Menschen eigentlich gesagt, dass wir immer glücklich sein werden? Ist das Leben nicht eine fortwährende Prüfung?“ Der Pass, den Markus Röschel am Ende erreicht hat, ist in seinen Augen einer von vielen. Es sei eine Pause, um den Ausblick zu genießen, bevor es in einer schnellen Abfahrt wieder hinunter ins Tal geht und er den nächsten Pass in Angriff nehmen müsse. Eine der Aufgaben, die vor ihm lägen, sei es, sich so zu akzeptieren, wie er ist – mit all seinen Fehlern und nicht, wie andere ihn sehen sollen. – Ein interessantes, ein ehrliches Buch, dass sich eines sehr wichtigen Themas annimmt, über das selten gesprochen wird. – Gert Holle, Herausgeber und leitender Redakteur von „WIR IM NETZ – Kultur und Glaube Aktuell“ / www.wirimnetz.net
Autorin: R.G. Fischer Verlag; zusammengestellt von Gert Holle - 20.03.2024