Zwergensprache als wertvolle Kommunikationsbrücke

Kennen Sie das, wenn Babys und Kleinkinder Wutanfälle bekommen und sichtlich frustriert sind, weil die Eltern wieder einmal nicht verstehen, was das Kind mit seinem Gebrabbel sagen möchte oder wo es gerade klemmt?

Beim Stichwort Babyzeichensprache winken viele Eltern dankend ab, denn sie haben es selbst noch nie erlebt, dass diese frühkindlichen Gebärden wie ein magischer Schlüssel andere Welten der Verständigung mit ihrem Nachwuchs öffnen können. Die „Zwergensprache“ dient als eine wertvolle Kommunikationsbrücke zwischen Eltern und Kind ab einem Alter von sechs Monaten. Sie erleichtert in den ersten zwei Lebensjahren das gegenseitige Sich-verständlich-Machen. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, was das Baby oder Kleinkind sagen möchte, noch bevor es sprechen kann?

 

Spielerisches Miteinander - Zeichen und Gesten erleichtern den Familienalltag für klein und groß
Die Babyzeichensprache besteht aus einfachen Handzeichen und Gesten, die für Gegenstände, Tätigkeiten oder alltägliche Bedürfnisse der Kleinen stehen und werden parallel zur Lautsprache eingesetzt. Für Babys und Eltern oder Erzieher ist die Zwergensprache eine echte Bereicherung, denn sie ermöglicht eine frühe interaktive Kommunikation, die nicht nur Spaß macht, sondern für echte Erfolgserlebnisse auf allen Seiten sorgt! Sogar Geschwisterkinder, die mit der Zwergensprache aufgewachsen sind, haben ihren Spaß dabei, mit dem Baby Zeichen auszutauschen und fühlen sich so mehr eingebunden in die Familienkommunikation mit den Kleinsten. Das stärkt die Bindung zwischen den Geschwistern und kann sogar kleine Rivalitäten verhindern.

 

Verständigung im Handumdrehen
Die Motorik der Hände ist bei Babys viel früher entwickelt als ihre Sprache. Das heißt, die Kleinen können mit den Händen kommunizieren, bevor sie zu sprechen beginnen. Wenn ein Baby lernt, die Verbindung zwischen den Zeichen und deren Bedeutung herzustellen, passiert das ganz Erstaunliche: Mit einfachen Handzeichen können sie sich mitteilen und unterhalten. Ob es ums Essen oder Trinken, um eine frische Windel oder um Interesse an seiner Umwelt geht, die Babyzeichen helfen bei der Kommunikation. Die Zeichen und Gesten sind dabei – teils vereinfacht – an die Deutsche Gebärdensprache angelehnt.

 

Zitat Barbara B. aus München: „Ich konnte mein Kind verstehen, ohne dass es mit einem Jahr schon verbal kommunizieren konnte. Ich wusste ab dem Moment, wann es Hunger hat, es nochmal mit mir rutschen wollte oder einfach die Windel voll hatte.“

 

Grundlage der Zwergensprache – wie funktioniert das?
Alle Babys versuchen sich mit Zeichen und Gesten verständlich zu machen – auch ohne spezielle Babyzeichensprache. Es ist ihr ureigenes Interesse verstanden zu werden. Die Zwergensprache hilft ihnen jedoch dabei ihr Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten erheblich zu erweitern! Die ersten Gebärden, die man dem Baby anbieten kann, sind Zeichen für die tägliche Routine, wie Milch/Stillen, Hunger, Schlafen, Baden, Schnuller oder Licht. Zeichen wie mehr/noch einmal, fertig/leer, horch oder wo sind ebenfalls für viele Situationen sehr hilfreich. Ein besonders emotionales und schönes Zeichen ist liebhaben oder kuscheln.
Erweitert werden die Babyzeichen auch für verschiedene Gegenstände, Tiere oder Musik, die die Kleinen in ihrer Umgebung wahrnehmen können. Ob Auto, Vogel, Katze, Blume oder Baum, die Babyzeichen funktionieren wie beim „Winke-winke“:  Sie werden von der Bezugsperson parallel mitgesprochen, damit die Verknüpfung von Zeichen und Sprache hergestellt ist. Tatsächlich kann der Austausch über die Zwergensprache so das eigentliche Sprechen beschleunigen und den Wortschatz erweitern. Doch sobald die Kinder ihre Sprachfertigkeiten ausbauen und sich mit ersten Sätzen artikulieren, lassen sie die Zeichen meistens nach und nach weg und ersetzen sie durch die Lautsprache. Ähnlich dem Motto: Warum soll ich krabbeln, wenn ich laufen kann!

 

Familien mit besonderen Herausforderungen
Kinder mit Einschränkungen wie Hörschädigungen, Mund-Gaumen-Spalte, Trisomie 21, Autismus oder anderen Besonderheiten können ebenfalls von der Zwergensprache profitieren. Berichte von Eltern und Logopäden bestätigen dies immer wieder eindrucksvoll. Eine hilfreiche Verständigungsbrücke kann die Methode außerdem bei mehrsprachigen Familien sein, vorausgesetzt es werden dieselben Babyzeichen verwendet.   

 

Woher kommt die Zwergensprache?


Vivian König
, die Gründerin der Zwergensprache brachte die Babyzeichen vor über 18 Jahren aus England mit nach Deutschland.

 

Vivian König: Wir hatten das Glück, dass Max in England geboren wurde, wo Kurse in Baby Signing zu den normalen Angeboten für Eltern gehören. Schnell lernten wir, durch einfache Handzeichen miteinander zu kommunizieren. Unser Alltag wurde dadurch wesentlich entspannter. Das wichtigste aber war, dass wir Max verstehen konnten, lange bevor er richtig sprechen lernte. Für Max war das ein toller Start ins Leben und es hat ihm riesigen Spaß gemacht!“  

Wo gibt es Kurse – wer bildet aus – für wen - wie finde ich das richtige Angebot?
Mittlerweile gibt es Kurse in ca. 200 Städten in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol/Italien. Zertifizierte KursleiterInnen bringen die Zwergensprache dabei spielerisch und praxisnah Eltern und ihrem Nachwuchs näher – in Präsenz- oder Onlinekursen.
Außerdem werden Schulungen für pädagogisches Fachpersonal wie Tagesmütter und Erzieherinnen angeboten, damit die professionelle Umsetzung und Integration der Zwergensprache in den Betreuungsalltag gelingt. Meist mit Erfolg, denn sie kommt als gemeinsame leicht verständliche Kommunikationsbasis sowohl den Kleinsten als auch Kindern mit Migrationshintergrund zugute. 

 

Einen Kursfinder und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite: www.zwergensprache.com.

 

Aus dem breiten Kursangebot, welches von wöchentlichen Eltern-Kind-Gruppen, über einmalige Themenstunden, Workshops nur für Eltern oder Fachpersonal, bis hin zu Spielgruppen reicht, können Familien für sich das passende Angebot herauspicken. Um die Umsetzung im Alltag zu erleichtern, steht neben Elternratgebern, Bilderbüchern und einer Liederserie (Liederzwerge) auch eine hilfreiche App zur Verfügung, die auf das Konzept der Zwergensprache zugeschnitten ist.  

Dunstan Babysprache – die Entschlüsselung der Babylaute

 

Wenn alle Geburtsvorbereitungen getroffen wurden und dann das Baby schließlich das Licht der Welt erblickt, beginnt ein gemeinsamer, neuer und spannender Lebensabschnitt für die Familie. Behutsam und in geschütztem Raum tasten sich die Eltern an die neue Situation heran und möchten natürlich alles richtig machen. Dabei stehen sie vor neuen Herausforderungen, die frisch gebackene Eltern besonders beim ersten Kind oftmals verunsichern. Ein Beispiel: Das Baby weint und die Eltern versuchen mit liebevoller Fürsorge herauszufinden, welches Bedürfnis es gerade hat oder was ihm fehlen könnte. Sie verlassen sich meist auf ihre Intuition, die gemeinhin der beste Ratgeber ist. Aber was, wenn sich der Säugling einfach nicht beruhigen lässt? Professionelle Hilfe gibt es von Hebammen und Ärzten. Immer häufiger wird dann die Dunstan Methode empfohlen. Mit den „Dunstan-Bedürfnislauten“ können Eltern die elementarsten Bedürfnisse ihrer Babys über die angeborene Laut- und Körpersprache entschlüsseln – sogar noch bevor das Baby durch Schreien auf sich aufmerksam macht. Die Dunstan Methode kann Eltern und Babys also viel Stress ersparen und trägt zu einem entspannten Start ins Leben und zu einer festen und vertrauensvollen Bindung bei.

 

Woher kommt die Dunstan Methode?
Die Dunstan Methode geht auf die Australierin Priscilla Dunstan zurück. Bei ihrem Sohn Tom konnte sie in den Jahren 1998 und 1999 die ersten Laute identifizieren und klassifizieren. Es folgten 10 Jahre Forschung mit über 1.000 Babys und 30 Nationalitäten, aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen. Die Ergebnisse bestätigten, dass es eine weltweit einheitliche Säuglings-Sprache gibt, die auf natürlichen Körperreflexen beruht. 

    

Babys zeigen Ihre Grundbedürfnisse an
Jedes Baby zeigt seine Grundbedürfnisse nach Nahrung, Schlaf, Nähe und Anregung instinktiv und reflexartig durch spezifische Laute an. Geschulte Ohren können schon in der Vor-Schrei-Phase leicht deuten und unterscheiden, ob das Baby Hunger hat, Bäuerchen machen muss, müde oder überreizt ist. Ob es Bauchweh hat oder sich unwohl fühlt, weil z.B. die Windel voll ist. Wer diese universelle Säuglings-Sprache versteht, kann richtig auf die reflexbasierten Signale des Babys reagieren. Das stärkt das Selbstvertrauen in die eigenen elterlichen Fähigkeiten zur Fürsorge und bindet auch Väter ab dem ersten Lebenstag aktiv in die Babypflege ein. Darüber hinaus können auch Geschwister, Großeltern, andere Familienmitglieder und Babysitter von der Dunstan Methode profitieren.

 

Die ersten Kommunikationssignale
In Studien zeigte sich, dass Babys konkrete Signale aussenden, bevor das Weinen eskaliert. Eltern, die aufmerksam sind, gut beobachten und hinhören, können die Bedürfnisse ihres Babys schon frühzeitig erkennen und schnell und richtig darauf reagieren. Das kann viel Stress ersparen, denn sie lernen schnell zu unterscheiden, wann das Baby nur etwas braucht und wann es Schmerzen hat oder sich unwohl fühlt. Das gibt Eltern Sicherheit und das Baby fühlt sich geborgen. Die Dunstan Methode bringt nicht nur deutliche Entspannung in den Alltag mit dem Baby, sondern auch in die Partnerschaft.

Die Dunstan Methode unterscheidet die fünf ersten und wichtigsten Babylaute, die unterschiedliche Bedeutungen haben und Bedürfnisse der Babys anzeigen:

 

·       Hunger

·       Bäuerchen

·       Bauchweh

·       unwohl   

·       müde               

 

 

Kein Rätselraten mehr…  
Dunstan ist die erste Methode, die Eltern hilft, die Laute und das Weinen ihrer Kleinsten richtig zu deuten. Sie kann dabei helfen, die Bedürfnisse des Babys schnell und effektiv zu stillen. Manchmal ist schon die Reihenfolge der Signale entscheidend, um zu erkennen, welches Bedürfnis momentan am dringlichsten ist, um das Baby rasch wieder zu beruhigen. Mit diesem Wissen können Eltern sich und ihrem Neugeborenen oft Bauchweh oder Schreiattacken ersparen und besser auf den individuellen Still- und Schlafrhythmus ihres Babys sowie die Ruhe- und Wachphasen eingehen. Das Urvertrauen des Babys wächst, wenn es sich gesehen und verstanden fühlt. Es muss seine Energie nicht ins Schreien und somit in den Kampf der Bedürfniserfüllung stecken, sondern kann seine Kraft für all die anderen Entwicklungsschritte verwenden.
Die Eltern werden dann mit viel mehr Nähe und positiven Momenten von ihren Neugeborenen belohnt. Und wer kann schon einem zufrieden lächelnden Baby widerstehen?

Ab wann und für wen ist es sinnvoll, die Dunstan Methode zu erlernen?
Das Dunstan-Wissen ist wertvoll für die ersten 5-6 Lebensmonate. Man lernt es daher am besten als Paar am Ende der Schwangerschaft, um direkt nach der Geburt ausgerüstet zu sein.
Ob Mama, Papa, Geschwister, Großeltern oder Babysitter, die Dunstan Methode kann jeder lernen! In Video-Kursen, oder Workshops bei über 160 Kursleitern und mit Übungsmaterial können sich Interessierte fit machen.  
Fachpersonal wie Hebammen, Kinderkrankenschwestern, StillberaterInnen, Kinderärzte oder Fachkräfte aus der Mütterberatung und Elternbegleitung, können sich im Rahmen von Seminaren weiterbilden oder zur zertifizierten Kursleitung schulen lassen lassen.

 

Vivian König, die auch die für 6-24 Monate geeignete Zwergensprache (www.zwergensprache.com) für den deutschsprachigen Raum entwickelt hat, brachte die Ausbildung für die „Dunstan-Methode“ 2017 als Länderleitung und zertifizierte Ausbilderin von Australien nach Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Infos zur Dunstan Methode, Kontakte zur zertifizierten KursleiterInnen und Ausbildungsmöglichkeiten finden Sie auf den

 

Internetseiten:
www.dunstanbabysprache.de
www.versteh-dein-baby.de
www.dunstanbabysprache.com/online-kurs.php

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Autorin: Sternenpark* / Gundi Arzt; zusammengestellt von Gert Holle - 13.05.2022