„Ich sehe viele Zeichen der Hoffnung“

Bischof Erik Varden. Foto: Pfarrer Martin Geistbeck
Bischof Erik Varden. Foto: Pfarrer Martin Geistbeck

 

Der neue Bischof von Trondheim, Erik Varden, spricht im Bonifatiuswerk-Interview über das Glaubensleben in der norwegischen Diaspora und wie die christliche Botschaft der Liebe Gottes heutzutage gestaltet werden kann.

Sie wurden vor gut einem Jahr zum Bischof von Trondheim geweiht. Welchen Eindruck haben Sie seither vom Glaubensleben in der Prälatur gewinnen können?

Bischof Varden: Ich habe einen sehr guten, um nicht zu sagen gesegneten Eindruck von großer Vitalität gewinnen können. Das Leben ist hier wie überall in den letzten achtzehn Monaten wegen der Covid-Begrenzungen und verschiedener Restriktionen seltsam gewesen. Aber ich habe trotzdem einen großen Eifer für die Kirche, für den Herrn und für den Glauben angetroffen. Ich sehe, wie gerne die Gläubigen etwas aufbauen wollen und das auch schon tun. Wir haben hier in Trondheim den schönen neuen Dom, den ich als Neuangekommener nur bewundern kann. Es ist wirklich eine Segensquelle für uns, dass so ein Projekt während der Jahre der Sedisvakanz fertiggestellt werden konnte.

 

Nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung ist katholisch. Gibt es dennoch geistliche Zentren und Aufbrüche?

Bischof Varden: Ich würde sagen, dass die Pfarreien natürliche Zentren sind und wir haben auch vier Klöster: Zwei Zisterzienserklöster, das Birgittinnenkloster und die kleine Gemeinschaft in Molde, die von philippinischen Schwestern geführt wird und wo sich viele Menschen versammeln. Ich würde sagen, dass man immer wieder neue Aufbrüche braucht, aber vieles ist schon in Bewegung. Das ist schön zu sehen.

Da gibt es zum Beispiel das Projekt in Munkeby. Dort wollen die Trappistenmönche eine neue Kirche bauen. Das ist für die ganze Prälatur ein symbolisches Geschehen, denn es ist schon ein Wagnis, in unserer Zeit, eine neue Kirche zu bauen. Es ist aber auch ein Zeichen der Hoffnung und der Ausdauer.

Oder schauen wir auf die Jugendarbeit, vor allem hier in Trondheim, wo es eine große Universität gibt. Unter der Jugend verspürt man ein gewisses Feuer: Da gibt es Projekteifer und Durchhaltevermögen, um Projekte, Treffen und einen guten Zusammenhalt ins Leben zu rufen. Ich sehe viele Zeichen der Hoffnung.

 

Das Gebiet ist etwas größer als das deutsche Bundesland Niedersachsen. Aber es gibt nur 10 Diözesanpriester. Wie schaffen Sie es, alle Gläubigen zu erreichen?

Bischof Varden: Wir tun unser Bestes, auch wenn es zu wenig Priester gibt. Sie sind sehr wichtig hier, aber die Gläubigen sind untereinander schon recht aktiv. Ich finde das spannend in diesen Tagen, in denen sehr viel von „Synodalität“ die Rede ist. Im grundlegendsten Sinne heißt Synodalität gemeinsamer Weg, gemeinsame Weggesellschaft. Ich sehe, dass die Gläubigen hier zusammengehen und auch zusammengehen wollen. Sie unterstützen sich gegenseitig auf diesem Weg. Natürlich brauchen wir mehr Priester – das ist für mich ein Gebetsanliegen und ein sehr konkretes Projekt. Ich hoffe, dass sie sich finden lassen, und dass aus der Prälatur neue Berufungen entstehen. Das wäre ein Zeichen des Erwachsenseins einer Lokalkirche, dass sie eigene Berufungen hervorbringt.

 

“Werde Liebesbote” lautet das Motto der diesjährigen Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes. Wie kann die christliche Botschaft der Liebe Gottes heutzutage gestaltet werden?

Bischof Varden: Die Liebe ist ein großartiges Konzept. Doch für uns Christen ist es immer eine Gefahr, dass wir daraus eine Theorie machen. Das Evangelium drückt sich ganz klar aus: Liebe heißt Leben, Hilfsbereitschaft, Solidarität, Zuhören und die Bereitschaft, einfach da zu sein. Wir sehen das ganz deutlich im covidbedingten Zusammenhang. Die Menschen sehnen sich danach, einfach zusammen zu sein. Es waren schmerzhafte Erlebnisse, aber es ist eine Gnade, dass wir gemeinsam eingesehen haben, wie wichtig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen. Im konkreten Aufbau der Kirche, als Gemeinschaft der Hilfsbereitschaft und Versöhnung, gestaltet sich die Liebe. In diesem Kontext hat jede und jeder die Möglichkeit, Liebesbote zu werden. Das setzt natürlich voraus, dass man in der Liebe Gottes tief verwurzelt ist – das ist die notwendige Quelle.

 

Das Bonifatius unterstützt bei Ihnen zahlreiche Projekte. Wie wichtig ist diese Hilfe für die Katholiken vor Ort?

Bischof Varden: Diese Hilfe ist für uns unentbehrlich und nicht nur ich, sondern auch alle anderen sind sehr dankbar dafür. Ich bewundere, was das Bonifatiuswerk hier bei uns geleistet hat. Diese Hilfe spiegelt sich auch in konkreten Begegnungen und Freundschaften wider, die wir sehr schätzen. Diese Verbundenheit mit den Katholiken in Deutschland ist für uns ein sehr großer Segen. Auch die Besuche von Repräsentanten des Hilfswerkes sind für uns alle immer eine große Freude.