Liebe Geschwister im Glauben,
„Alles vermag ich durch den, der mich stärkt“ (Phil 4,13). Dieses ermutigende Wort schrieb der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi, die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden. Die Christen dort lebten in einer andersgläubigen Umwelt. Sie wurden als fremd, wenn nicht sogar bedrohlich empfunden. In diese Situation hinein spricht Paulus sein Glaubenszeugnis.
Seit den Anfängen unserer Kirche leben viele Christinnen und Christen ihren Glauben als Minderheit, nicht selten unter schwierigen Bedingungen. Dies trifft auch auf die katholische Diaspora in Nord- und Ostdeutschland, Nordeuropa und im Baltikum zu. Die Diasporakirche ist an vielen Orten international, jung und lebendig, doch oft auch materiell arm. Sie braucht Hilfe, damit der Dienst der Seelsorger, Räume für das Gemeindeleben und Fahrzeuge für weite Wege finanziert werden können. Mit jährlich etwa 750 Projekten unterstützt das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken diese Anliegen.
Die diesjährige Aktion am Diaspora-Sonntag steht unter dem Leitwort: „Entdecke, wer dich stärkt.“ Es geht dabei um die Kraftquellen des Glaubens. Mögen auch die katholischen Christen in der Diaspora solche Kraftquellen finden und pflegen können! Wir bitten Sie anlässlich des Diaspora-Sonntags am 19. November um Ihr Gebet und um eine großzügige Spende bei der Kollekte. Helfen Sie mit, dass unser Glaube überall lebendig bleibt!
Dresden, den 02. März 2023 Für das (Erz-)Bistum ………………………………
Dieser Aufruf soll am Sonntag, dem 12. November 2023, in allen Gottesdiensten (auch am Vorabend) verlesen oder den Gemeinden in einer anderen geeigneten Weise bekannt gemacht werden. Die Kollekte am Diaspora-Sonntag, dem 19. November 2023, ist ausschließlich für das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken bestimmt und ohne Abzüge weiterzuleiten.
– Wer gibt mir Kraft? Was (be)stärkt mich? Wo finde ich Glauben und Leben in Fülle? Diese Fragen ruft das Leitwort der diesjährigen Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes am heutigen Sonntag auf, der zugleich Diaspora-Sonntag und Welttag der Armen ist.
Lied: GL 82 (Behutsam leise nimmst du fort)
Kreuzzeichen:
Wir haben uns versammelt, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Einführung:
Heute fallen der von Papst Franziskus ausgerufene Welttag der Armen sowie der Diaspora-Sonntag auf ein und denselben Tag – zwei unterschiedliche, aber doch nicht isoliert voneinander stehende Themen. Kommen zur Vielfalt dieser Gebetsanliegen dann auch noch unsere ganz persönlichen hinzu, könnten wir geneigt sein, uns klein und verloren zu fühlen. So viele Sorgen, so große Probleme. Und doch: In Christus haben wir immer einen Grund zur Hoffnung. Zur Auseinandersetzung mit diesem Hoffnungsgrund sind wir feiernd und betend eingeladen.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, wenn wir nicht weiterwissen, können wir uns dir anvertrauen. – Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du stärkst uns in schwierigen und herausfordernden Situationen. – Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du zeigst uns den Weg, unsere Fähigkeiten verantwortungsbewusst einzusetzen. – Herr, erbarme dich.
Gloria: GL 169 (Gloria, Ehre sei Gott)
Gebet:
Herr, unser Gott, du hast uns das Leben geschenkt und bist bei uns alle Tage; in Zeiten der Bedrängnis und der Hoffnung, im Leid und in der Freude, in der Einsamkeit und in der Fülle. Wir bitten dich: Lass uns deine Nähe spüren in jedem Moment. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Lied: GL 450 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)
1. Lesung:
2. Lesung:
Evangelium:
Impulsfragen:
Der Herr lädt den Diener zu seinem Freudenfest ein, der seine Talente gewinnbringend eingesetzt hat. Mit welchen Talenten hat der Herr mich in die Welt gesandt? Wie setzte ich sie segenbringend ein? Wer und was lässt mich dafür die nötige Stärkung erfahren?
Credo: GL 794 (Wir glauben, Herr, dass du es bist)
Fürbitten:
Herr Jesus Christus, voll vertrauen bringen wir unsere Bitten vor dich. (Moment der Stille) Herr, der du uns stärkst – wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Menschen in finanzieller Not und unsere Glaubensgeschwister in der Diaspora, an die wir heute besonders denken. Herr, der du uns stärkst – wir bitten dich, erhöre uns.
Für den Frieden in Israel, in Palästina, in der Ukraine, in der ganzen Welt. Herr, der du uns stärkst – wir bitten dich, erhöre uns.
Vaterunser:
Du allein, Herr unser Gott, kennst all unsere Bitten und Hoffnungen. All das, was uns im Herzen bewegt, nehmen wir hinein in dein Gebet, das Jesus Christus uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel …
Gebet und Segensbitte:
Herr, unser Gott, wir danken dir für die Verbundenheit, die wir im Gebet zu dir erfahren und zu den Gläubigen deiner Gemeinschaft in Christus spüren. Halte deine schützende Hand über alle, die deine Zuwendung so dringend brauchen und lass auch uns mit unseren Talenten zur Stärkung für andere werden. Segne uns und alle, die wir im Herzen tragen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: GL 427 (Herr, deine Güt ist unbegrenzt)
Autorin:
Eva Dreier ist katholische Theologin und arbeitet im Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V. als Referentin im Bereich „Missionarische und diakonische
Pastoral“.
Die Berliner Aktion „Essen ist fertig!“ – soziales Catering in Zeiten steigender Mieten, teurer Lebensmittel und hoher Energiepreise
Steigende Mieten, teure Lebensmittel, hohe Energiepreise: Das sind nur drei der Gründe, warum Menschen in Berlin zum Sozialen Catering in die katholische Kirchengemeinde St. Christophorus gehen. Das Bonifatiuswerk unterstützt das Angebot »Essen ist fertig!« in diesem Jahr beispielhaft im Rahmen seiner Diaspora-Aktion 2023.
Von Marius Thöne
Den Bedürftigen, die den Weg in die Gemeinderäume im Keller des großen Gotteshauses finden, fehlt oftmals das Geld für das Nötigste – auch für eine warme Mahlzeit. »Es ist ein Dilemma«, sagt Evelyn. Die 76 Jahre alte Rentnerin wohnt in direkter Nachbarschaft zur Kirche am Reuterplatz. 1.000 Euro hat die ehemalige Textillaborantin jeden Monat zur Verfügung. Ein großer Teil davon geht für die Miete, Strom und Gas drauf. »Alles ist ja teurer geworden.« Sie berichtet von ihren Sorgen und davon, dass sie bei Lebensmitteln sparen muss. Der Pallottiner-Pater Kalle Lenz ist Pfarrvikar in der Pfarrei Heilige Drei Könige in Nord-Neukölln, zu der die St.-Christophorus-Gemeinde gehört. Der gebürtige Kasselaner lebt seit 30 Jahren in Berlin. Er berichtet, dass sich der Reuter-Kiez rund um die Kirche im Neuköllner Norden in den vergangenen 15 Jahren stark verändert habe. Lenz spricht von Gentrifizierung. »Der Kiez ist hip, er ist angesagt. Früher hörte man neben Deutsch hier Türkisch und Arabisch, heute sind es mehr Englisch und Spanisch.« So wie Evelyn gehe es vielen. »Einige sind nach Sanierungen sogar aus ihren Wohnungen verdrängt worden.«
Evelyn sitzt mit etwa 20 anderen Gästen des Mittagstisches an diesem Dienstag im Gemeindesaal. Nebenan in der Küche brutzeln die Spiegeleier in der einen und der Leberkäse in der anderen Pfanne. Hier ist das Reich von Christine Brothun. Früher hat die 72-Jährige ganze Kinderfreizeiten bekocht. Jetzt widmet sie sich mit viel Enthusiasmus den Bedürftigen. Zum Leberkäse mit Ei gibt es Kartoffeln und Rotkohl. Ebenso einen Salat vorweg und Grießpudding zum Nachtisch.
Ein großes ehrenamtliches Team packt mit an. Cordula Falk (45) ist für den Salat zuständig. Die Keramikerin ist selbstständig, kann sich ihre Arbeitszeit freier einteilen als jemand, der acht Stunden im Büro oder in der Werkstatt sein muss. »Für mich ist das die sinnvollste Aufgabe der Woche«, bringt sie auf den Punkt, was alle denken, die hier mithelfen. Cordula Falk ist vor einem Jahr eingestiegen. Sie hatte den Gottesdienst in St. Christophorus besucht und von »Essen ist fertig!« erfahren. Katrin Schings ist etwas später dazugestoßen und hat sich in den vergangenen Monaten zur Nachtischexpertin entwickelt. Heute hat die 58-Jährige Grießbrei mit Kiwi für die Gäste zubereitet. Sie fühlt sich wohl in der Berliner Gemeinde, die aus ihrer Sicht für Offenheit und eine starke Einbindung der Gläubigen steht. »Hier wird der Synodale Weg schon gelebt«, sagt sie. Sechs Köpfe Rotkohl haben Christine Brothun und ihr Küchenteam an diesem Dienstag gerieben, 68 Eier gebraten und 20 Kilo Kartoffeln gekocht. Während in der Küche gespült wird, sitzen noch einige Gäste an den Tischen zusammen. Denn es geht bei »Essen ist fertig!« nicht nur darum, den leiblichen Hunger, sondern auch den »Hunger der Seele« zu stillen, wie es Pastoralreferentin Lissy Eichert (57) beschreibt. Auch sie gehört der pallottinischen Gemeinschaft an.
Andreas (60) und Achim (64) schätzen das gemeinsame Essen und das gemeinsame Gespräch im Anschluss. Andreas kommt von etwas weiter her, er lebt in der Nähe des Alexanderplatzes. Kennengelernt hat er »Essen ist fertig!« und die Gemeinde in der Corona-Zeit. Damals, als Suppenküchen schließen mussten, hat das Team in Neukölln weitergekocht und die Speisen im Kirchgarten aus einer Holzbude heraus zum Mitnehmen angeboten. Eine Übergangslösung, die sich bis heute erhalten hat. Die Gäste können wählen, ob sie eine Mahlzeit mitnehmen oder in den Gemeinderäumen essen möchten.
Finanziert wird der Mittagstisch durch Geld- und Lebensmittelspenden, getragen vom Verein »Pallotti-Mobil – Bedürftige helfen Bedürftigen«. »Es muss günstig sein, aber trotzdem gesund«, bringt es Lissy Eichert auf den Punkt. Sie setzt sich seit Jahrzehnten in Berlin für Bedürftige ein und kennt viele Mut machende Geschichten.
Eine ist die vom mittlerweile verstorbenen Kempinski. Das war nicht der echte Name des »krawalligen Typs«, aber darunter kannten ihn alle. Kempinski war in einen typischen Teufelskreis geraten, war straffällig geworden, saß eine Zeit lang im Gefängnis und lebte dann vier Jahre lang auf der Straße. Den Kontakt zu seiner Familie, besonders zu seinen Kindern, hatte er verloren. »Darunter hat er sehr gelitten«, erzählt Lissy Eichert. Kempinski kam erst als Gast zum Essen in die Gemeinderäume und hat später für die Gäste gekocht. Eine Tätigkeit, die ihm Halt gab und ihn wieder einen Sinn im Leben erkennen ließ. »Es ist ihm dann gelungen, den Kontakt zu seinem Sohn wieder herzustellen«, berichtet Eichert.
Das erste Treffen zwischen den beiden nach vielen Jahren fand in der Kirchenküche statt, wo Vater und Sohn zusammen gekocht haben. »Er war so stolz und hat allen erzählt, dass er seinen Sohn wieder gefunden hat«, erzählt Eichert. Ein Ereignis, das sie bis heute rührt. »Wer auf der Straße lebt, vertraut niemandem. Oft ist es so, dass die Leute, die hierherkommen, sagen: ›Ihr seid die Ersten, denen ich wieder vertrauen kann‹«, berichtet Eichert. Und mancher bittet nach dem Essen um einen persönlichen Segen.
Bildunterzeilen:
333: Thomas Marheinecke serviert Evelyn einen Salat.
347: Evelyn hat eine kleine Rente, sie reicht für die Miete und Nebenkosten. Zum Leben bleibt nicht viel.
349/359: Pater Kalle Lenz mischt sich gerne unter die Gäste. Hier ist er im Gespräch mit Andreas.
362/364: In der Pfanne brutzeln die Spiegeleier.
368: Christine Brothun hat in der Küche das Regiment. Hier füllt sie eine Portion zum Mitnehmen ab.
382: Pater Kalle Lenz.
403: Das Küchenteam (von links) Christine Brothun, Gaby Sanniter und Lissy Eichert.
410: Die Ehrenamtlichen sitzen nach getaner Arbeit noch auf einen Pudding und ein Glas Wasser zusammen.
416: Pastoralreferentin Lissy Eichert.
Diaspora-Sonntag – 19. November 2022 „Entdecke, wer dich stärkt.“
Dieser Aufruf soll am Sonntag, dem 12. November 2023, in allen Gottesdiensten (auch am Vorabend) verlesen oder den Gemeinden in einer anderen geeigneten Weise bekannt gemacht werden. Die Kollekte am Diaspora-Sonntag, dem 19. November 2023, ist ausschließlich für das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken bestimmt und ohne Abzüge weiterzuleiten.
DAS LEITWORT DER DIASPORA-AKTION 2023 – „Entdecke, wer dich stärkt.“
»Der Mensch lebt nicht von Brot allein!« (Deuteronomium 8,3) Seit jeher kennt der Mensch einen Hunger, der selbst von den köstlichsten Speisen nicht zu stillen ist. Es ist der Hunger nach einem Mehr, welches die materiell greifbaren Dinge dieser Welt übersteigt. Aber was ist dieses Mehr? Was fehlt uns in einer oft übersättigten Wohlstandsgesellschaft und augenscheinlich »gebeutelten« Kirche? Gesellschaftlich, kirchlich und konkret persönlich haben die vergangenen Jahre uns – oft auf schmerzliche Weise – gezeigt, wie vielfältig die menschlichen Bedürfnisse sind und wie sehr wir einander sowie die Beziehung zu Gott brauchen, um ein erfülltes Leben zu führen. Der drängenden Frage »Was fehlt?« möchte die Aktion zum Diaspora-Sonntag 2023 mit der Frage »Was stärkt?« eine lebensbejahende und hoffnungsvolle Perspektive an die Seite stellen. Denn: Wir kennen nicht nur Erfahrungen des Suchens und Brauchens, sondern auch des Findens und Habens. Das Leitwort der Diaspora-Aktion 2023 ist darum die ermutigende Aufforderung: »Entdecke, wer dich stärkt.« Jugendliche und Erwachsene allen Alters zum Entdecken aufzufordern, soll ein Anstoß sein, einen neugierigen und staunenden Blick einzunehmen: Auf das eigene Leben, das persönliche Umfeld, unser gesellschaftliches Zusammenleben, den christlichen Glauben, die Gemeinschaft der Kirche und vieles mehr. Denn nicht die Statistiken, sondern die vielfältigen Menschen und der gelebte Glaube prägen die Gemeinschaft unserer Kirche!
DIE DIASPORA-AKTION – HÖHEPUNKT AM 19. NOVEMBER 2022
Im November macht das Bonifatiuswerk mit der Diaspora-Aktion auf die Herausforderungen katholischer Christen aufmerksam, die als Minderheit in der Gesellschaft ihren Glauben leben – in Deutschland, aber auch in Nordeuropa und im Baltikum. Alle sind dazu eingeladen, sich für die Anliegen der Katholiken in der Diaspora einzusetzen. Höhepunkt der deutschlandweiten Aktion ist der sogenannte Diaspora-Sonntag am 19. November. Dieser große Tag der Solidarität wird traditionell am dritten Wochenende im November begangen. Dann sammeln katholische Christen in den Gottesdiensten für die Belange ihrer Glaubensgeschwister in der Diaspora. Die feierliche Eröffnung der Diaspora-Aktion findet am Sonntag, 5. November, in Berlin statt.
UND SO KÖNNEN SIE HELFEN – AUCH EINE ONLINE-SPENDE IST MÖGLICH
Ob direkt im Gottesdienst oder von zu Hause – Sie haben die Möglichkeit, das Bonifatiuswerk zu unterstützen: einfach und schnell mit einer Online-Spende (www.bonifatiuswerk.de/online-spende) oder als Überweisung auf unser Spendenkonto IBAN DE46 4726 0307 0010 0001 00. Gerne sind auch die Mitarbeiter des Hilfswerkes telefonisch für sie erreichbar unter: 05251 29 96-0.
ZUM BEISPIEL HELFEN SIE HIER – Aktion „Essen ist fertig!“, BERLIN-NEUKÖLLN
Steigende Mieten, teure Lebensmittel, hohe Energiepreise: Das sind nur drei der Gründe, warum Menschen in Berlin zum Sozialen Catering in die katholische Kirchengemeinde St. Christophorus gehen. Den Bedürftigen, die den Weg in die Gemeinderäume im Keller des großen Gotteshauses finden, fehlt oftmals das Geld für das Nötigste – auch für eine warme Mahlzeit. Bei der Aktion „Essen ist fertig!“, getragen vom Verein „Pallotti-Mobil – Bedürftige helfen Bedürftigen“ geht es nicht nur darum, den leiblichen Hunger, sondern auch den „Hunger der Seele“ zu stillen.
HIER GIBT ES DAS BEGLEITMATERIAL – JETZT ANFORDERN
Alle Gemeinden können umfangreiches Begleitmaterial zur Diaspora-Aktion anfordern. Außer Plakaten, Spendentüten und Pfarrbriefvorlagen gibt es beispielsweise kostenfrei das „Stark!“-Lesezeichen sowie ein Meditationsbild zur Diaspora-Aktion 2023. Außerdem bieten wir ein Heft mit Gottesdienst-Impulsen sowie ein Themenheft an, das über den Diaspora-Sonntag hinaus Ideen und Impulse für Gemeinden enthält, vor allem für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
WEITERE INFORMATIONEN ZUR DIAPORA-AKTION www.bonifatiuswerk.de/diaspora-aktion
Die Diaspora-Aktion 2023 des Bonifatiuswerkes steht unter dem Leitwort: „Entdecke, wer dich stärkt.“ Was verbinden Sie damit?
Monsignore Georg Austen: Mit dem Leitwort der diesjährigen Diaspora-Aktion wollen wir die verbindenden,
gemeinschaftsstiftenden und lebensbejahenden Elemente unseres Zusammenlebens in den Vordergrund stellen. Denn wir erleben gerade auch in der Arbeit des Bonifatiuswerkes, aber ebenfalls im Gespräch mit Andersdenkenden und Andersglaubenden in ökumenischer Verbundenheit, dass wir Menschen existenziell etwas brauchen, das uns stärkt. Zu selten nehmen wir uns jedoch im oft hektischen Alltag die Zeit, um diesen Kraftquellen nachzuspüren. Dabei ist es gut zu wissen, was uns an Körper, Geist und Seele stärkt – ganzheitlich für ein gelingendes Leben. Häufig sind es individuelle Dinge: Menschen in unserem engsten persönlichen Umfeld, Begleitende in den Höhen und Tiefen unseres Lebens, die vertrauensvolle Beziehung zu Gott. Ebenso die befreiende Botschaft des Evangeliums, die die Menschen in ihrer Existenz berührt. Sie kann sie stärken sowie ihnen Kraft und Orientierung geben für die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit.
Welche Herausforderungen sind das?
Monsignore Georg Austen: Wir erleben derzeit eine Verdichtung der Probleme. Es gibt Um- und Abbrüche, Krisen und Kriege. Populismus und Polarisierungen, die auch zu Spaltungen in politischen Bereichen, in der Gesellschaft und auch unserer Kirche führen können, bereiten mir und vielen anderen Menschen derzeit Sorge: zum Beispiel die Migrationspolitik. Menschen, die aus Elend, Konflikten, Bedrohung und Kriegen nach Europa fliehen, brauchen unsere Hilfe, unseren Respekt und unsere Unterstützung – nicht nur hier in Deutschland, sondern bereits in ihren Heimatländern. Papst Franziskus sagte ganz richtig: „Wir müssen die Leidenschaft und den Enthusiasmus wiederfinden, den Geschmack am Engagement für die Geschwisterlichkeit wiederentdecken.“ Den richtigen Rahmen für eine verantwortbare Migrationspolitik zu finden ist notwendig, sicherlich auch schwierig und benötigt auf jeden Fall eine gesamteuropäische Zusammenarbeit.
Und wo liegen die Herausforderungen in unserer Kirche?
Monsignore Georg Austen: Mit allen notwendigen Reformbemühungen und Missbrauchsaufarbeitungen in unserer Kirche dürfen wir uns nicht nur um uns selbst drehen und Nabelschau halten. Wir müssen gleichzeitig bewährte Wege der Pastoral verlebendigen und neue Wege des Evangeliums gehen sowie in einen gegenseitig bereichernden Dialog treten – nicht zuletzt mit Menschen anderer Glaubensrichtungen oder ohne Glauben sowie mit Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Die Gesellschaft soll sehen und erleben, wofür wir da sind, denn die Menschen brauchen Stärkung und keine Verletzung. Wir brauchen in der Zerrissenheit der Welt eine klare Positionierung. Wir brauchen Menschen, die hinsehen und wahrnehmen, die im Geist des Evangeliums ihre Stimme erheben und handeln. Sei es, wenn es um Menschenrechte oder den Schutz des Lebens und unserer Schöpfung geht oder darum, dass Benachteiligte und Bedürftige Hilfe erfahren. Mir erscheint unsere Kirche oftmals als zu verängstigt und mit zu wenig Gottvertrauen. Viele haben Angst etwas zu verlieren, anstatt etwas zu bewegen und dabei etwas zu gewinnen, indem wir im Geist des Evangeliums die Welt gestalten. Nur der Weihrauch, der glüht, duftet.
Was kann die Glaubensgemeinschaft stärken?
Monsignore Georg Austen: Das Glaubenszeugnis des Einzelnen und der Einzelnen stärkt – denn jeder zählt, egal wo. Eine weitere Facette ist in den nordeuropäischen Diaspora-Regionen zu beobachten. Trotz aller Schwierigkeiten, die die weiten Wege und die Vereinzelung der Gläubigen im säkularen Umfeld mit sich bringen, sind eine große Gastfreundschaft, eine Bereicherung in der Internationalität sowie Glaubens- und Gemeinschaftsstiftendes zu finden. Hier erleben die Menschen die Kirche oftmals als (neue) Heimat. Weltkirche wird in diesen Gemeinden erfahrbar und verbindet uns auch in einem tieferen Sinn. Diaspora-Regionen können Vorbild sein für neue Wege, um den Glauben lebendig zu halten: Sie zeigen uns, dass man mobil und flexibel sein muss; oder auch mit wenig finanziellen Mitteln etwas erreichen kann. Man kann die Diaspora-Situation nicht glorifizieren, aber sie zeigt uns: In der Minderheit zu sein muss einen nicht davon abhalten, eine lebendige Kirche zu sein. Das ist eine wichtige Botschaft gerade in diesen Zeiten des Umbruchs.
Wer oder was stärkt Sie persönlich?
Monsignore Georg Austen: „Wer“ mich stärkt, sind Menschen, denen ich vertrauen kann. Die ehrlich und authentisch sind, wo ich auch mit meinen Lebensbrüchen und meinen Fragen landen kann. Die mir zur Seite stehen, wenn ich sie brauche. „Was“ mich stärkt, ist das Gebet und meine Zuversicht im Glauben: Dass es einen Gott gibt, der mich in allen Höhen und Tiefen des Lebens trägt. Ein Gott, der mir zusagt: am Ende wird alles gut. Mich stärkt auch, wenn ich Menschen begegne, denen der andere nicht gleichgültig ist und die einen Gemeinschaftssinn haben; die die Not des Nächsten sehen und versuchen, diese zu lindern. Es gibt zahlreiche hauptberuflich und ehrenamtlich Tätige, die sich Tag für Tag an unzähligen Orten – oft bis an die Grenzen ihrer Kräfte – für die befreiende Botschaft des Evangeliums und die ihnen anvertrauten Menschen einsetzen. Ich denke auch an die Projektpartnerinnen und -partner des Bonifatiuswerkes, die aller personellen, infrastrukturellen und finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz die Kirche vor Ort offen, einladend und lebendig gestalten. Ich muss dabei auch gestehen, dass die Skandale und die Geschehnisse, wo Menschen unserer Kirche schuldig geworden sind, das Evangelium verdunkelten, mich nüchterner gemacht haben und viel positive Energie rauben. Jedoch baut es mich auf, mit Menschen nicht allein, sondern gemeinsam auf einem Weg zu sein – mit der Freude aber auch in persönlichen Krisen und sonstigen Turbulenzen des Lebens.
Was ist das Beispielprojekt der Diaspora-Aktion in diesem Jahr? Und was ist das Besondere an ihm?
Monsignore Georg Austen: In Zeiten steigender Mieten, teurer Lebensmittel und hoher Energiepreise fehlt vielen Menschen oftmals das Geld für das Nötigste – unter anderem für eine warme Mahlzeit. Daher unterstützen wir in diesem Jahr beispielhaft die Berliner Aktion „Essen ist fertig!“. Bedürftige Menschen finden in der Kirchengemeinde St. Christophorus in Neukölln jedoch nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch Gesprächspartner. Lissy Eichert – Vorstandsvorsitzende des Trägervereins Pallotti-Mobil – beschreibt es auch als „den Hunger der Seele stillen“. Tag für Tag hilft ein großes ehrenamtliches Team dabei, frisch zu kochen und den Menschen wenigstens eine Sorge abnehmen zu können. Dabei lassen sie sich auch nicht von Herausforderungen entmutigen: Als in der Corona-Zeit die Suppenküche schließen musste, haben die Ehrenamtlichen in Neukölln weitergekocht – die Speisen gab es dann in einer Holzbude im Kirchgarten zum Abholen. Diese Begeisterung für eine wohltätige Sache, diese Flexibilität und das gesamte Engagement hat Vorbildcharakter.
Das Interview führte Simon Helmers.
Im nächsten Jahr sind es zwanzig Jahre, die Sie in Island tätig sind. Wie entwickelte sich in dieser Zeit die katholische Kirche im Bistum Reykjavík?
Bischof David Tencer: Es ist für mich eine Gnade Gottes, dass ich bald seit 20 Jahren in Island sein und ich so von der Entwicklung der Kirche in Island zeugen kann. Als ich nach Island kam, waren weniger als 5.000 Menschen im Land als Katholiken registriert. Es gab bloß fünf Pfarreien mit zusammen sechs Priestern, die für die Seelsorge zuständig waren. Ich selbst war dann der siebte Priester in Island. Und jetzt? Jetzt gibt es im Bistum Reykjavík mehr als 15.000 registrierte Katholikinnen und Katholiken – und noch viel mehr nicht registrierte Gläubige. Ich schätze, dass es zwischen 40.000 und 50.000 Katholiken in Island gibt. Mittlerweile haben wir acht Pfarreien, und zwei weitere sind in Planung. Und im Dienst sind jetzt statt nur sechs Priestern sogar 20 Priester. Ist das nicht ein Wunder?
Was sind die Schwerpunkte der pastoralen Arbeit im Bistum Reykjavík?
Bischof David Tencer: Unsere Pastorallinien kommen aus dem täglichen Leben. Die Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken in Island ist immigriert. Wir als katholische Kirche möchten, dass sich diese Menschen in Island angenommen und willkommen fühlen. Daher arbeiten wir mit allen isländischen Strukturen zusammenarbeiten, die in den Integrationsprozess eingebunden sind. Um am besten helfen zu können, müssen wir wachsen: Wir müssen neue Pfarreien errichten und neue Kirchen bauen, uns vernetzen und neue Personen für den Dienst vorbereiten.
Im April legten Sie in Selfoss den Grundstein für eine vom Bonifatiuswerk geförderte Kirche. Wann ist der Neubau fertig und warum ist er notwendig?
Bischof David Tencer: In Selfoss und Umgebung leben mehrere Tausend Katholikinnen und Katholiken. Aber der Weg für die Priester war weit – 300 Kilometer. Im Winter sind die Straßen manchmal unpassierbar und teilweise mussten Messen dann ausfallen. Mit der neuen Kirche bauen wir auch ein Gemeindehaus und eine Priesterunterkunft. Wir hatten sehr lange auf die Grundsteinlegung gewartet. Daher war die Freude groß, als Anfang März endlich die Nachricht kam, dass die Baugenehmigung erteilt wurde. Die Kirche, die wir jetzt bauen, wird sehr gut genutzt werden – davon bin ich überzeugt! Hoffentlich können wir diese neue Kirche in zwei Jahren fertiggestellt haben. Alle, die diese Worte lesen, sind herzlich willkommen!
Das Bonifatiuswerk unterstützt neben dem Kirchbau in Selfoss zahlreiche weitere Projekte im Bistum Reykjavík. Wie wichtig ist diese Hilfe für die Katholikinnen und Katholiken vor Ort?
Bischof David Tencer: Viele von den katholischen Gläubigen in Island sind Immigranten – ich ja auch. Deswegen brauchen wir diese Hilfe, um Wurzeln schlagen und wirklich eine Ortskirche sein zu können. Wir hoffen, dass wir in Zukunft dann auch in anderen Orten der Welt helfen können.
Das Leitwort der diesjährigen Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes lautet „Entdecke, wer dich stärkt.“ Wie kann die stärkende Botschaft des Evangeliums in der heutigen Zeit vermittelt werden?
Bischof David Tencer: Der erste und notwendigste Weg ist der Kontakt. Das bedeutet, Kontakt durch Medien, durch unseren Dienst – aber der beste Weg, um die mutmachende Botschaft des Evangeliums in der heutigen Zeit zu vermitteln, ist der persönliche Kontakt, welchen wir suchen und natürlich auch am meisten nutzen.
Wer stärkt Sie persönlich?
Bischof David Tencer: Das sind viele, viele gute Leute und Gemeinschaften. Vivat Bonifatiuswerk! (Lachen) Diese helfen mir und stärken mich. Aber – und ich glaube das vom ganzen Herzen – Gott selbst stärkt mich am meisten.
20 Freiwillige haben bereits ihr „Praktikum im Norden“ bei Ihnen im Bistum geleistet. Warum sollten junge Erwachsene unbedingt die katholische Diaspora in Nordeuropa kennenlernen?
Bischof David Tencer: Wenn man Waren nicht mit Geld bezahlt, sondern andere Waren dafür eintauscht, nennen Geschäftsleute das ein Tauschgeschäft. Das „Praktikum im Norden“ ist etwas ähnliches. Ich glaube, dass die Freiwilligen, die bei uns sind, vieles erleben und bekommen und in derselben Zeit zeigen sie uns ihre eigenen Erfahrungen, welche so wertvoll für uns sind. Wir tauschen also Erfahrungen miteinander aus und lernen dadurch voneinander.
Das Interview führte Simon Helmers.
Seit 1849 ist das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e. V. das Hilfswerk für den Glauben und der Solidarität – im nächsten Jahr feiert es sein 175-jähriges Bestehen! In Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa sowie im Baltikum ist es für katholische Christinnen und Christen da, die sich als religiöse Minderheit in der Gesellschaft erfahren. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Entfremdung vom Glauben in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft steht die Förderung lebendiger Glaubensorte im Zentrum des Handelns – ganz im Sinne des Leitwortes »Keiner soll alleine glauben«. Den Auftrag dafür hat das Spendenhilfswerk von der Deutschen Bischofskonferenz.
Wie sein Namenspatron, der heilige Bonifatius, sieht sich das Werk im Dienst für die Verkündigung der Frohen Botschaft. So fördert es mit der Kinder- und Jugendhilfe die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation. Die Glaubenshilfe setzt sich für eine innovative missionarische Pastoral ein und unterstützt beispielsweise „Religiöse Kinderwochen“ und erstellt zahlreiche katechetische Materialien. Die Bauhilfe fördert die Errichtung oder Renovierung von Orten des Gebetes und der Begegnung, damit Glaube entdeckt und gelebt werden kann. Die Verkehrshilfe ermöglicht das Gemeindeleben aktiv und lebendig zu gestalten. Weite Wege zum Gottesdienst, zur Erstkommunion- und Firmvorbereitung oder zum Seniorentreff können mit den rapsgelben BONI-Bussen bewältigt werden.
Zudem fördert das Hilfswerk Personalstellen, die einen missionarischen und evangelisierenden Charakter besitzen. Diese Stellen sollen nicht-kirchengebundenen Menschen in der Diaspora einen innovativen und kreativen Zugang zum Glauben und zur Kirche eröffnen.
Mit dem bundesweiten Förderprogramm „Räume des Glaubens eröffnen“ sucht und fördert das Bonifatiuswerk in Kooperation mit der global tätigen Wohltätigkeitsorganisation Porticus und dem Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap) innovative missionarische Projekte in ganz Deutschland. Damit wird sich den aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen und Herausforderungen gestellt. Als Unterstützung bietet das Hilfswerk seinen Partnern finanzielle Förderung zur Verwirklichung der eigenen Projekte, Vernetzung mit anderen missionarischen Initiativen und eine begleitende Evaluation durch das zap in Bochum an.
Mit dem „Praktikum im Norden“ ermöglicht das Bonifatiuswerk jährlich rund 20 jungen Menschen einen Aufenthalt in Nordeuropa und dem Baltikum, um ihnen unmittelbare Einblicke in das kirchliche Leben in der Diaspora zu bieten. Es ist ein Kooperationsprogramm zwischen dem Bonifatiuswerk und dem Newman Institut im schwedischen Uppsala. Finanzielle Unterstützung erhält es vom Erzbistum Paderborn.