Angedacht: „Die Erde ist voll der Güte des Herrn“ – von und mit Gert Holle
Das tut gut: Jemandem zu begegnen, der in mir den Bruder, die Schwester entdeckt. Der sich auch
einmal zurücknimmt, um meinetwillen, zurücksteckt und verzichtet. Bei dem ich das Gefühl habe: Ja, mein Leben kann und wird auch dann gut gelingen, wenn es ganz anders verläuft, als es gedacht
war. Mein Leben wird auch dann gelingen, wenn ich nicht gesund bin an Leib oder Seele.
Das tut gut: Jemandem zu begegnen, der Ausstrahlung hat. In dessen Nähe ich mich gerne aufhalte. Ein Mensch, der mich beeindruckt, mich berührt. In meiner Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung,
nach Sicherheit. Vielleicht so etwas wie ein kleiner „Blick in den Himmel“. Ohne die Augen zu verschließen vor dem Elend meines Lebens und den Nöten meiner Zeit.
Das fasziniert mich an Jesus, das überzeugt mich. Er übergeht nichts, im Gegenteil: Er setzt Zeichen der Liebe und Solidarität in schwierigen Situationen. Er hilft dem Bräutigam aus großer
Verlegenheit, als der Wein nicht reicht. Er heilt, er nimmt Menschen in Schutz vor selbstgerechten Moralisten. Und er korrigiert liebevoll mein Bestreben, vor vielem den Kopf in den Sand zu
stecken. Er lädt ein, seinen Weg der Liebe zu beschreiten: Gütig sein und freundlich. Dem Menschen zu begegnen mit Sympathie und Anteilnahme. Gegen alle Triumphe von Unmenschlichkeit und
Gnadenlosigkeit.
Das tut gut: Jemandem zu begegnen und nicht danach zu fragen: Was bringst Du mir? Wie könntest Du schon meine Habe, mein Geld, meinen Einfluss in der Gesellschaft steigern? Ganz im Gegenteil, ich
frage danach: Kann ich meinem Nächsten etwas gönnen, seine Sache fördern, seine Freude vermehren, ihm ein Stück Himmel auf Erden verschaffen? Und ich fühle mich wohl.
Am vergangenen Sonntag mit dem lateinischen Namen „Misericordias Domini“ (übersetzt: die Güte des Herrn) begegnete uns in den Gottesdiensten das Evangelium vom „Guten Hirten“. Wir freuen uns,
dass Gott das Verirrte sucht und der Herde wieder zuführt.
Im Buch des Propheten Hesekiel heißt es:
„Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt
sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie
lagern lassen, spricht Gott der HERR.“
Das tut gut: Gott auf der Seite derer zu wissen, die sich in Liebe und Treue, in Fürsorge und Verantwortung für einander zusammenfinden. Er schenke uns allen, dass
unter uns der Geist der gegenseitigen Liebe herrscht, dass wir einander das gute Gefühl schenken, wir sind nicht allein, einer steht für den anderen ein, eine ist für die andere da. Denn: Die
Erde ist voll der Güte des Herrn.
Ich wünsche Dir, Ihnen und Euch einen schönen Tag.
Autor: Gert Holle - 16.04.2024