15.07.2024
Angedacht: Wenn der Boden ins Wanken gerät ... – von und mit Gert Holle
Jeder kennt es. Es gibt Momente, in denen man sich am liebsten verkriechen möchte. Man will nicht auffallen, man will die eigenen Gefühle nicht zeigen, man will einer Auseinandersetzung ausweichen, man will nicht unangenehm sein, niemandem auf die Füße treten. Wir haben unsere eigenen Mechanismen und Strategien, um uns zu verstecken. Die einen tun es hinter einem Lächeln, die anderen wirken extrem cool oder sachlich. Andere wiederum verschanzen sich in ihrer Arbeit, hinter dem PC, dem Tablet oder unter schalldichten Kopfhörern. Dabei ist das Leben viel bunter, wenn wir uns zeigen. Genau genommen wachsen wir daran, wenn wir uns zeigen, wenn wir die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit aneinander entdecken. Das setzt neue Ideen frei. Auch das Eingestehen von eigenen Schwächen und Fehlern gehört dazu. Niemand ist vollkommen. Ohne Fehler können wir nichts lernen. Eine Gemeinschaft kommt nur weiter, wenn es Menschen gibt, die Gesicht zeigen, die für ihre Überzeugungen und für ihre Handlungen einstehen. Das geht oftmals nicht ohne Konflikte. Aber auch aus Konflikten lernen wir. Nur dürfen wir dabei nicht vergessen, unser Mitgefühl und unsere Liebe zu zeigen. Denn immer geht es darum, uns so zu zeigen, wie wir sind, um zu werden, wie Gott uns gemeint hat. Das gilt für Sie, für Dich, für mich. - Im Alltag bedeutet das für mich als gläubiger Christ:
Ich will ansprechbar sein für die sprachlos Gemachten,
für die sprechen, denen die Worte fehlen.
Ich möchte ansprechen, was nicht den Menschen und Gott dient,
gegen die sprechen, die Hass säen,
mich für die Mitsprache von Betroffenen einsetzen,
Vorurteile und Ungerechtigkeiten zur Sprache bringen,
Hoffnung und Mut den Schwachen zusprechen.
Ich will ….
Aber ist das nicht eine maßlose Überforderung, weil in dieser Fülle kaum etwas zu erfüllen ist? Was ist, wenn mir in der Krise selbst alle Worte fehlen? Unsere Umgebung – auch der Boden unter den Füßen – ins Wanken gerät? - Dann ist einer da. Er nennt sich der Lebendige. Er ist der, der nahe kommt. In seelischer Not ist dies eine ganz besondere Erfahrung. Ich darf mich fallen lassen und kann in den Himmel rufen – leise und still. Dieser Ruf bleibt dann nie ohne Antwort. Die kann heißen: "Ich sehe dich!!", "Du bist traurig!!" oder auch "Du hast Angst!!" und "Ich sehe dich und du bist nicht alleine." Und dann ist alles anders. Und weil das so ist, kann ich auch in dunklen Momenten ansprechbar sein. Und ich finde die Kraft, Anderen beizustehen. Energie, den Schwachen Hoffnung und Mut zusprechen. – Der Vers 18 im Psalm 145 lautet: „Nahe ist der Lebendige allen, die ihn anrufen, die ihn mit Ernst anrufen!“.
Ein kraftvoller Satz und ein Ausdruck von Hilfe in der Not. Ein Zuspruch inmitten der Krise. Sein Ja zu uns, ist die Hoffnung und Energie in unserem Leben. Gestern, heute und morgen. Immer. Auch in der größten Dunkelheit, wenn wir nichts mehr sehen können. Auch dann ist Alles immer noch da. Wir müssen nur eine Kerze anzünden oder einen Funken Hoffnung entflammen. Dann können wir sehen, dass all das, was uns verloren schien, bloß verborgen war. Und wir brauchen uns selbst nicht mehr zu verbergen. Wir können uns so zeigen, wie wir sind, um zu werden, wie Gott uns gemeint hat.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Woche.
Ihr
Gert Holle
Autor: Gert Holle -15.07.2024