Der Denkanstoß – von und mit Gert Holle: Nur die Kerzen brennen
Das kleine Wörtchen „NUR“ ändert den Schwerpunkt in Äußerungen und Mitteilungen. Ton und Inhalt werden oft negativ gefärbt. Die drei Buchstaben begrenzen. "Ich habe nur eine Stunde Zeit für Sie." Das Wort "NUR" reduziert den Inhalt. Es nimmt die vielen Möglichkeiten. "Heute erledige ich nur zwei Dinge." Das Wort begrenzt uns in den vielen Aufgaben. "NUR" das eine ist wichtig und zählt. Das Wesentliche wird angepeilt. "NUR" ist Begrenzung und Fokussierung. Ich freue mich, das Wesentliche sehen zu können. Es tut gut, zu spüren, dass die Fülle der Welt und Umgebung nicht alles ist. "NUR" ist so gesehen auch eine Frage: „Auf was konzentriere ich mein Tun und meine Sinne?“ - Advent, so wird es gelehrt, ist die Zeit der Besinnung und Konzentration, auch des Rückzugs. Advent heißt Warten. Advent meint aber auch den Spagat zwischen der Sehnsucht nach Stille und der Besinnung auf das Fest und den Pflichten in Familie und Beruf. Einige sagen: Nein, die Wahrheit ist, dass der Advent nur laut und schrill ist. Sie haben nicht das Gefühl, in den Wochen vor dem Heiligen Abend zur Ruhe zu kommen. So viele Dinge wollen erledigt sein und so viele Verpflichtungen drängen sich auf. Wir leben in einer lauten Welt. Ständig umgeben uns neue Reize, vielfältige Geräusche dringen auf uns ein, Nachrichten von Katastrophen und Krisen. Ich glaube nicht, dass Advent nur laut und schrill sein muss, keineswegs. Die Stille – sie ist ein kostbares Gut. In der Stille kann unser Geist sich sammeln aus der Zerstreuung, sich erholen, zur Ruhe kommen. Zu Beginn der Adventszeit ist es mir tatsächlich gelungen, einen Raum der Stille zu finden – wenn auch nur einen kleinen. Einen Raum zum Ausruhen, zum Hören und zum Beten. Mir fielen Zeilen ein für eine Melodie, die mir seit einiger Zeit beim Aufwachen am frühen Morgen immer wieder durch den Kopf ging. Zeilen, die zum Ausdruck bringen, was mich im Blick auf Weihnachten bewegt. Und so entstand ein Lied, das das „NUR“ von Weihnachten in sich trägt:
Nur die Kerzen brennen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu
mit dem Duft von Plätzchen und einem Weihnachtsbaum.
Die Waffen schweigen, nur ein schöner Traum?
Sind wir nicht bereit für den Frieden?
Wir feiern wie in jedem Jahr -
egal ob Menschen hungern, fliehen, sterben.
Wir spenden unser Geld und denken an den Festtagsbraten:
"Ob er wohl gelingen kann?"
Weihnachten trägt heute zwei Gesichter.
Wir tun so, als wären wir Engel,
doch wir schau’n in die andere Richtung.
Sind wir zu feige, der Welt zu helfen oder einfach nur zu faul?
Nur die Kerzen brennen, nicht unsere Herzen?
Ich bete: Lasst den vielen Worten Taten folgen.
Wir steh‘n bei einander, reichen uns die Hand.
Reflektieren, was uns wichtig erscheint.
Denken an die Vielen in tiefster Einsamkeit
und malen groß „Frieden“ an die Wand.
Wir erinnern uns an das Kind im Stall,
an die Eltern, die verzweifelt Hilfe suchten.
Und wenn‘s morgen an unsere Türe klopft,
weisen wir rüde den Weg und schweigen.
Weihnachten trägt heute zwei Gesichter.
Wir tun so, als wären wir Engel,
doch wir schau‘n in die andere Richtung.
Sind wir zu feige, der Welt zu helfen oder einfach nur zu faul?
Nur die Kerzen brennen, nicht unsere Herzen?
Ich bete: Lasst den vielen Worten Taten folgen.
Wie schön ist doch die Weihnachtszeit -
mit dem Duft von Plätzchen und einem Weihnachtsbaum.
Solidarität scheint Illusion zu sein,
zu echter Nächstenliebe ist es wohl zu weit.
Weihnachten trägt heute zwei Gesichter.
Wir tun so, als wären wir Engel,
doch wie schau‘n in die andere Richtung.
Sind wir zu feige, der Welt zu helfen oder einfach nur zu faul?
Nur die Kerzen brennen, nicht unsere Herzen?
Ich bete: Lasst den vielen Worten Taten folgen.
(Worte & Musik von Gert Holle / Ulfa 7.11.2022 / 11.12.2023)
Für mich bedeutet Weihnachten die Wende und der Neubeginn einer anderen Geschichte zwischen Gott und den Menschen. In diesem Sinne wünsche ich Dir und Ihnen eine besinnliche Zeit und gesegnete Weihnachtstage. – Übrigens – das Lied „Nur die Kerzen brennen“ ist gleich im Anschluss zu hören: Alles Liebe, Gert Holle
Autor: Gert Holle - 20.12.2023