Manchmal fühle ich mich wie eingeschlossen. Durch Gesetze, Forderungen, Leid, das eigene Ich - unsere
Mauern und Gittern ...
Und ich blicke auf meinen Holunderstrauch in dem Schacht vorm Kellerfenster. Irgendwann einmal stieß ein zarter Trieb an das Gitter über ihm. Er konnte nicht weiter, dachte ich. Doch er wuchs hindurch. Ein kleines Loch genügte. In allen Hindernissen, die uns "einmauern", gibt es so etwas. Nur nicht von vornherein resignieren! Mein Holunder hat viel riskiert. Er beugte sich nicht dem Schicksal. Und er spürte: Ich komme durch! Mehr noch: Nach Jahren hat sein Stamm das Gitter umwachsen. Das Hindernis ist Bestandteil des Stammes geworden, macht ihn standfest. Die schwächste Stelle wurde zur stärksten für ihn. Was zunächst lebensbedrohlich aussah, ist zum Halt geworden. Nun steht er da, in voller Größe und Schönheit. Blüht und trägt Früchte. Sich selbst zum Nutzen und anderen zur Freude. Wer Leid tragen kann, den drückt es nicht mehr, den trägt es auch. In die Freiheit. |
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Autor: Jens-Uwe Flügel; Fotoquelle: canva.com
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