4.07.2024
Die Andacht zum Wochenspruch – von Manfred Günther – gelesen von Gert Holle
Wochenspruch zur Woche nach dem 6. Sonntag nach dem Trinitatisfest:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jes.43,1)
Sie wissen wahrscheinlich, wie sehr dieser Vers mit der Taufe verbunden ist: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen...« Bei keinem Taufgottesdienst darf das fehlen: »Du bist mein!« Wann, liebe ZuhörerIn, ist ihnen das zuletzt wichtig gewesen: Dass sie bei Gott einen Namen haben? Dass er sie ganz persönlich anspricht: Du bist mein!?
Vielleicht liegt das in dieser Zeit? Bloße Worte gelten nicht viel. Was einer kann, was er »bringt« ist wichtig! Wie eine Ware werden wir geprüft, gewogen, begutachtet, gebraucht oder weggeworfen. Oder wir bekommen erst gar keine Chance, finden nicht hinein in die Gesellschaft, in den Arbeitsprozess, fahren vom Start weg den anderen hinterher, kommen »auf keinen grünen Zweig«. -Was bedeutet da, dass wir von Gott beim Namen gerufen werden?
Oder wir sind »drin« in Arbeit und Brot, haben unser Auskommen und einen bescheidenen Wohlstand erworben, das Haus steht, die Belastungen sind erträglich - da verlieren wir den Arbeitsplatz und finden keinen neuen mehr. »Sie sind schwer vermittelbar«, sagen sie uns auf dem Arbeitsamt. Oder: »Strukturschwacher Raum, sie müssen einfach Geduld haben!« Und das müssen wir wirklich! Was wollen wir auch sonst tun? Aber das Haus pfänden sie uns doch weg! Und die Belastungen fressen uns jetzt auf! Was sagt mir das dann: »Du bist mein!«?
Und ein drittes Beispiel: Einer hat ein persönlich schweres Schicksal. Er ist vielleicht unheilbar krank, behindert, er hat ein seelisches Leiden, das ihn kaputtmacht... Die Ehe ist am Ende, das Kind geht eigene - falsche - Wege, Selbstvorwürfe zermartern einen... Noch so viel Leid gibt es! Jedes Häuschen hat sein Kreuzchen, jedes Dach sein Ach«, so sagen die Leute. Und mit Recht! Was gilt uns das, wenn Gott uns so anspricht: »Ich habe dich erlöst!«?
Irgendwie meinen wir doch immer: Das kann gar nicht stimmen, das mit Gottes Segen und so, dass er uns wirklich seit der Taufe begleitet, dass er über und um uns ist mit seinem guten Geist... Ist es nicht so? Wir kriegen das irgendwo nicht zusammen mit Gottes Güte, wenn es uns dreckig geht, wenn wir Sorgen haben und in allen möglichen Nöten stecken. Von wegen: »erlöst«! Wir meinen immer, Gottes Geleit müsste vor den Schwierigkeiten und schlimmen Erfahrungen beschützen. Dabei ist er doch mit uns mitten drin; er bewahrt uns in den Nöten, ist neben uns während wir leiden und stärkt uns bei unseren Problemen! Gott steht eben nicht vor der Tür zum verbotenen Raum; er wehrt uns nicht ab, wenn wir Fehler begehen und die verkehrten Wege einschlagen - wir ließen uns das auch gar nicht gefallen! Wir wollen ja unseren Willen haben! Aber dennoch sind wir dann nicht allein; wenn wir den falschen Schritt gegangen sind. Gott ist nicht voll gekränkten Stolzes, wenn wir Fehler machen: »Hättest du doch auf mich gehört!« Gott tut weh, was uns weh tut! Und noch mehr, wenn wir unverschuldet leiden müssen! Er ist mit dabei, wenn wir Schmerz empfinden und legt uns die Hand auf, wenn wir nicht mehr weiterkönnen. Und er sagt uns dann, im Leid, in den Problemen und Sorgen, in den Nöten und Schwierigkeiten: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!« Dann dürfen wir an unsere Taufe denken und wissen: Mir kann nichts geschehen! Mag sein, dass sich unsere Sorgen so schnell nicht auflösen, mag sein, dass wir lange Zeit ganz unten sind, mag sein, dass alle uns glauben machen wollen, wir könnten nichts und wären nichts... Wir sind getauft! Gott ist mit uns! Er beschützt uns nicht immer vor Leid und Gefahr, aber er geht mit hinein!
Sagen sie sich das immer wieder einmal, nicht erst, wenn die Not da ist!