Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt. 25,40)

25. - 31. August 2024

Foto: canva.com
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Die Andacht zum Wochenspruch – von Manfred Günther, gelesen von Gert Holle


Wochenspruch zur Woche nach dem 13. Sonntag nach dem Trinitatisfest:

Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt. 25,40)

 

Wer sind denn meine »geringsten Brüder« (»Schwestern« sind natürlich auch gemeint!)? Da hat einer vielleicht die Ärmsten der Armen in der dritten Welt vor Augen, ein anderer denkt an behinderte, kranke Menschen in unserem eigenen Land. Ein dritter sucht die »Brüder und Schwestern«, die »gering« sind, und denen wir helfen sollen, ganz in seiner Nähe: Das ist vielleicht mein Ehegatte, der es nicht fertigbringt, über seine inneren Nöte zu sprechen. Das ist vielleicht mein Vater oder meine Mutter, die nie verkraftet haben, dass die Kinder aus dem Haus gingen. Das ist vielleicht mein Sohn oder meine Tochter, denen ich nur vermitteln konnte, wie man Geld verdient und sich einigermaßen durchs Leben bringt.

 

Ich musste heute, bei diesem Wochenspruch, an die geringen Brüder und Schwestern in unserer nächsten Umgebung denken. Die übersehen wir so leicht. Vielleicht wollen wir sie auch übersehen?

 

Ich glaube, wir sind uns einig darin, dass Essen und Trinken, Schlafen und Arbeiten, Befriedigung der Bedürfnisse und Gestaltung der Freizeit zwar viel, aber nicht alles ist, was wir im Leben brauchen. Und ich glaube, wir müssen heute erkennen, dass sich das Leben vieler Menschen im Kreisen um diese Dinge erschöpft. Unsere Angehörigen sind auch dabei! Da lebt wirklich unsere alte Mutter mit uns unter einem Dach, und wir wissen nicht, woran sie glaubt, was sie trägt, ja, ob sie überhaupt einen inneren Halt hat und eine Hoffnung. Und wir führen wirklich solche Ehen, in denen niemals über Glaubensfragen gesprochen wurde: Wir liegen seit 30 Jahren nachts im selben Bett - aber in seiner Beziehung zu Christus ist uns der Partner ein Fremder. Auch Kinder gibt es in unseren Häusern, erwachsene Söhne und Töchter, die seit ihrer Konfirmation keine Fragen nach Gott und seiner Sache gestellt haben (das hat nicht immer an ihrem »schlechten Konfirmandenunterricht« gelegen).

 

Ich setze voraus, dass Sie (ja, Sie!) aus Ihrem persönlichen Glauben schon so manche Hilfe für Ihr Leben gezogen haben. Ich denke das, weil Sie jetzt diese »Fragen zum Sonntag« lesen. Und darum »frage« ich Sie jetzt: Müssten wir nicht endlich einmal wieder das Gespräch mit unseren »Brüdern und Schwestern« aufnehmen, wenigstens mit denen, die wir erreichen können und die uns doch so nah sind - auch unserem Herzen! Ist das nicht arg lieblos, dass wir etwas haben, was wir den anderen seit Jahren vorenthalten? Sollten wir nicht wieder einmal von unserem Glauben reden? Sollten wir uns nicht bei dem Menschen erkundigen, der unser Leben teilt, was er eigentlich hofft und was ihm wichtig ist? Sollten wir unsere jungen Leute nicht wieder einmal erinnern: Du, das Haus, das du baust, ist nicht alles! Der Wagen, den du fährst, ist der Vergänglichkeit unterworfen! Hänge dich nicht an die Sachen, das Geld und den Kram!

Wir sollten es tun, auf die Gefahr hin, dass unsere Lieben unangenehme Rückfragen stellen: Was hast du denn auf einmal? Hast du bei Dir die fromme Ader entdeckt? - Vielleicht aber spüren unsere Angehörigen auch die Liebe, die hinter unseren Fragen und Worten steht!

»Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern...« Wir sollten die Geringen in der dritten Welt und die Behinderten und Kranken unserer Gesellschaft nicht vergessen! Wir sollten aber auch einmal die sehen, die ganz in unserer Nähe leben - vielleicht in unserem Haus.