Deutscher Lesepreis 2025: Zwei Auszeichnungen für besondere Leseförderung in Hessen

Deutscher Lesepreis 2025 Preisträger*innen. Foto: © Stiftung Lesen / Sascha Radke
Deutscher Lesepreis 2025 Preisträger*innen. Foto: © Stiftung Lesen / Sascha Radke

19.02.2025

 

Spaßorientierte Leseförderung: Für Bernhard Hoëcker ist das kein Widerspruch. Mit viel Witz und guter Laune engagiert er sich für eine ernste Sache: die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Zusammen mit 15 weiteren Preisträgerinnen und Preisträgern wurde er dafür in Berlin mit dem Deutschen Lesepreis geehrt. Der mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Preis honoriert herausragenden Einsatz für die Förderung von Kindern und Jugendlichen in den Kategorien individuelles und kommunales Engagement, Sprach- und Leseförderung in Kitas und in Schulen sowie Leseförderung mit digitalen Medien. In der Kategorie „Herausragende Leseförderung in Kitas“ belegt das Kinder- und Familienzentrum Nauborn in Wetzlar den zweiten Platz. Mit dem dritten Platz wird das herausragende individuelle Engagement von Jean-Dominique Risch in Oestrich-Winkel geehrt.

2. Platz Herausragende Sprach- und Leseförderung in Kitas - Kinder- und Familienzentrum Nauborn - von links: Melanie Raabe (Lesebotschafterin), Markus Schott und Gabriele Spengler (Kinder- und Familienzentrum Nauborn), Stefan Spieker (Geschäftsführer Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH) © Stiftung Lesen / Sascha Radke 

 

(Frankfurt/Mainz/sl) - Rund 300 geladene Gäste, darunter auch die prominenten Lesebotschafterinnen und Lesebotschafter Jella Haase, Vivian Perkovic, Camilla Renschke, Melanie Raabe und Oliver Mommsen feierten gestern in Berlin die festliche Übergabe des Deutschen Lesepreises an insgesamt 16 Personen und Einrichtungen. Diese wurden aus über 400 Einreichungen von einer Jury ausgewählt. „Auch in diesem Jahr haben wir Menschen und Projekte ausgezeichnet, die das Bild des Lesens um viele Facetten erweitern und reicher machen. Lesen zu können ist die Grundlage für einen gelungenen Alltag, für Erfolge in Schule und Beruf sowie demokratische Teilhabe. Beim Deutschen Lesepreis ehren wir diejenigen, die aktiv daran arbeiten, Chancen für andere zu ermöglichen“, zieht Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen Bilanz. Astrid Kießling-Taskin, Vorständin der Commerzbank-Stiftung, ergänzt: „Unsere Preisträgerinnen und Preisträger zeigen mit vielen nachahmenswerten Projekten, dass Lesen Spaß macht und das eigene Leben bereichert. Die Bandbreite ist dabei so groß, dass wirklich für jede und jeden etwas dabei ist. So sieht gelungene Leseförderung aus. Dafür bedanken wir uns bei allen Nominierten und Gewinnerinnen und Gewinnern ganz herzlich.“ Der von der Stiftung Lesen und der Commerzbank-Stiftung ins Leben gerufene Preis wird unterstützt von Schirmfrau und Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth sowie den weiteren Kategoriepartnern Arnulf Betzold GmbH, Deutscher Städtetag und Deutsche Fernsehlotterie, Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH. und PwC-Stiftung.

Preisverleihung im Herzen Berlins

Die Preisverleihung im Humboldt Carré in Berlin fand im feierlichen Rahmen statt und wurde von Lesebotschafterin Mona Ameziane moderiert. Schirmfrau und Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Lesen gehört zu den wichtigsten Kernkompetenzen mündiger Bürgerinnen und Bürger. Deshalb ist es so wichtig, schon in jungen Jahren den Grundstein für ein ausgeprägtes Leseverständnis zu legen. Diesem Ziel haben sich die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Lesepreises aus voller Überzeugung verschrieben. Mit ihren beispielgebenden Initiativen schärfen sie das Bewusstsein für den Wert des Lesens und stärken so insgesamt die Lesekultur in Deutschland – und das verdient unseren größten Dank und Respekt.“

Für das musikalische Highlight des Abends sorgte die deutsche Singer-Songwriterin Loua.

Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Lesepreises 2025

Herausragendes individuelles Engagement

Gefördert von der PwC-Stiftung

1. Platz: Lale Öztürk: Bilderbücher erwachen durch Lale mit bunten Dias zum Leben (Duisburg in Nordrhein-Westfalen)
Lale Öztürk kennt die Beweggründe, das Lesen zu fördern. Ganz bewusst hat sie sich einen bildungsfernen Stadtteil ihrer Heimatstadt Duisburg ausgesucht, um als ehrenamtliche Vorlesepatin Kindern mit Förderbedarf das Lesen nahezubringen. Dabei setzt sie auf einen Diaprojektor als Hilfsmittel. Was altmodisch anmuten mag, ist für die Kinder ein echter Hingucker!

2. Platz: Helen Daughtrey: Mädels, die lesen. (Bonn in Nordrhein-Westfalen)
Helen Daughtrey mit dem Deutschen Lesepreis für „Herausragendes individuelles Engagement in der Leseförderung“ auszuzeichnen, verleitet zu der Annahme, sie liefere eine One-Woman-Show. Das ist so richtig wie falsch. Denn ja, das, was Helen Daughtrey allein alles auf die Beine stellt, verdient höchste Anerkennung. Aber sie aktiviert damit eine Gemeinschaft vieler Menschen, die Büchern einen Platz in ihrem Leben geben und ihre Lesefreude per Teilnahme an den von ihr erdachten und kuratierten Angeboten kultivieren. Mehr Informationen.

3. Platz: Jean-Dominique Risch: Lesen darf kein Privileg sein, Bücher in Kinderhände (Oestrich-Winkel in Hessen)
Unter dem Claim „Lesen darf kein Privileg sein“ sorgt Jean-Dominique Risch mit seiner Stiftung dafür, Bücher in Kinderhände zu bringen. Ganz praktisch durch Bücherspenden für Kindertagesstätten und Grundschulen, aber auch durch geschickte Motivation, indem prominente Lesevorbilder sowie die Kinder selbst Leseempfehlungen geben und zum Griff zum Buch verlocken. Das mehrmals im Jahr stattfindende Angebot ist ein Renner bei den Kindern und bezieht ihre Eltern aktiv mit ein. Mehr Informationen.

Herausragendes kommunales Engagement

Gefördert vom Deutschen Städtetag und der Deutschen Fernsehlotterie

1. Platz: Nachbarschaftsheim Wuppertal e. V.: Der Kinderlesewagen: Leseförderung auf dem Spielplatz! (Wuppertal in Nordrhein-Westfalen)
Mit seiner niedrigschwelligen Idee bringt das Nachbarschaftsheim Wuppertal die Freude am Lesen in den öffentlichen Raum: Ein liebevoll gestalteter Kinderlesewagen, ausgestattet mit Licht und Heizung, schafft auf dem Spielplatz einen Ort, der Begegnung und Bildung miteinander verbindet. Hier erleben Kinder Lesen nicht als Pflicht, sondern als Bereicherung. Mehr Informationen.

2. Platz: Regionalbibliothek Weiden: REGIBERT TOTAL VERHEXT! (Oberpfalz in Bayern)
Mit der Leseraupe Regibert hat die Regionalbibliothek Weiden ein außergewöhnliches Leseförderprojekt geschaffen, das seit dem Jahr 2013 Kinder begeistert und zu Höchstleistungen anspornt. Mit Rätseln, Videos und Mitmachaktionen wird Lesen zu einem spannenden Wettbewerb. Durch die Kooperation zwischen Bibliothek, Schulen, Eltern und der Stadt wird die Leselust auch bei Kindern aus bildungsfernen Familien oder mit Migrationshintergrund geweckt. Mehr Informationen.

3. Platz: Johanniter Hilfsgemeinschaft Meerbusch: Johanniter Lesehund (Meerbusch in Nordrhein-Westfalen)
Tiergestützte Leseförderung hat sich vom Geheimtipp längst zum Erfolgsrezept entwickelt. Das Projekt Johanniter „Lesehund“ bietet Grundschulkindern mit Leseschwierigkeiten oder geringem Selbstwertgefühl eine neue Chance. 19 Teams, zusammengesetzt aus je einem Hund und einem Menschen, unterstützen aktuell rund 120 Kinder pro Schuljahr. Mehr Informationen.

Herausragende Sprach- und Leseförderung in Kitas

Gefördert von Fröbel e.V.

1. Platz: Fröbel Kindergarten- und Familienzentrum Finkenberg (Köln in Nordrhein-Westfalen)
In einem Stadtteil mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gelingt es dem Fröbel Kindergarten- und Familienzentrum Finkenberg auf ebenso vielfältige wie beeindruckende Weise, Sprach- und Leseförderung zu einem integralen Bestandteil des Alltags von mehr als einhundert Kindern zu machen. Mit seiner interkulturellen Ausrichtung und einem breiten Angebotsspektrum setzen die Fachkräfte einen wirksamen und inspirierenden Maßstab für die frühkindliche Bildung in Deutschland. Mehr Informationen.

2. Platz: Kinder- und Familienzentrum Nauborn (Wetzlar in Hessen)
Im Kinder- und Familienzentrum Nauborn genießen Literatur und Sprache höchste Priorität. Durch ihre Zertifizierungen als Literaturkita, Buchkita und Sprachinsel nach dem Heidelberger Interaktionstraining erfüllt diese Sprachkita mustergültig ihren Auftrag zur sprachlichen Bildung. Mit über 3.000 Büchern in zwei Bibliotheken, einem vorbildlichen Ausleihsystem, Vorlesetipps für die Eltern und noch viel mehr Angeboten schafft sie beständig Anlässe zum Dialog und zur Beschäftigung mit Bilderbüchern. Mehr Informationen.

3. Platz: Kita Evangelische Auferstehungsgemeinde (Mainz in Rheinland-Pfalz)
Die Kita Evangelische Auferstehungsgemeinde zeigt eindrucksvoll, wie Sprach- und Leseförderung gelebter Bestandteil des pädagogischen Alltags werden können. Tägliches Vorlesen nach dem Mittagessen, eigens eingerichtete Vorleseorte und eine Bücherausleihe mit Elternunterstützung sind nur einige der Angebote, die Kindern Zugang zu Literatur und Sprache ermöglichen. Das Kita-Team versteht es, Ansätze zur Sprach- und Leseförderung zu nutzen, die den Interessen und Fähigkeiten der Kinder entsprechen. Mehr Informationen.

Herausragende Leseförderung an Schulen

Gefördert von der Arnulf Betzold GmbH und Lehrmittelverlag/Schulversand

1. Platz: 78. Schule - Grundschule der Stadt Leipzig (Leipzig in Sachsen)
Mit großer Leidenschaft und Kreativität stellen alle Lehrkräfte der 78. Schule – Grundschule der Stadt Leipzig das Lesen gemeinsam in den Mittelpunkt ihres pädagogischen Handelns. Ob mit dem Tandemlesen mit Patenschülerinnen und Patenschülern, einem personalisierten Online-Leseprogramm oder dem eigens geschaffenen Fach „Lies“ im Rahmen des Sachunterrichts – die 78. Schule geht innovative Wege, um die Lesemotivation und Lesekompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse nachhaltig zu stärken. Mehr Informationen.

2. Platz: Stadtschule Travemünde (Lübeck in Schleswig-Holstein)
In der Grundschule mit DaZ-Zentrum praktiziert das komplette Kollegium ganztägig ein aktives Leseleben, das Lehrkräfte und Schülerschaft miteinander gestalten. Mit Angeboten wie dem Lesebauwagen, der „Grünen Bücherei“ und QR-Code-Lesespielen wird Leseförderung auf dem ganzen Schulgelände jederzeit erlebbar. So hat es das Team aus Fachlehrkräften, Erzieherinnen, Förderschullehrern und Schulbegleitern geschafft, die Schule selbst in eine Art Bibliothek zu verwandeln, in der Kinder nicht nur lernen, sondern auch entdecken und Leselust entwickeln können. Mehr Informationen.

3. Platz: Willy-Brandt-Gesamtschule Bochum (Bochum in Nordrhein-Westfalen)
Die Schülerschaft der Willy-Brandt-Gesamtschule Bochum ist von mehrsprachigem Hintergrund und erschwerten Bildungsvoraussetzungen geprägt. Trotzdem gelingt es dem Kollegium auf der Grundlage lesediagnostischer Verfahren mit Maßnahmen wie Lautlesetandems, klassenübergreifenden Vorleseprojekten sowie der intensiven Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und einem außerschulischen Leseclub, Lesestrategien nachhaltig zu vermitteln und damit die Freude am Lesen zu wecken. Mehr Informationen.

Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien

1. Preis: TU Chemnitz – ZLB: LeOn – Leseraum Online (Chemnitz in Sachsen)
LeOn fördert nicht nur Lesekompetenz, sondern auch die digitale Transformation im Bildungswesen. Zusammen mit Schulen in Nordrhein-Westfalen und der Softwarefirma Outermedia hat die Professur Fachdidaktik Deutsch am Zentrum für Lehrerbildung der TU Chemnitz eine webbasierte Anwendung für Schülerinnen und Schüler der zweiten bis sechsten Klassen geschaffen. Kostenlos verfügbar, kombiniert LeOn bewährte Verfahren der Leseförderung mit den Möglichkeiten digitaler Medien. Mehr Informationen.

2. Platz: Hans-Fallada-Schule: Sprechende Bücher – ein Peerprojekt zur Leseförderung (Berlin)
Wer bei Sprechenden Büchern an Hörbücher oder Hörspiele denkt, liegt beim Peerprojekt der Hans-Fallada-Schule falsch. Denn hier sind es die Schülerinnen und Schüler, die den Büchern ihre Stimmen geben. Mithilfe des Tellimero-Hörstifts fassen sie die Handlungen ihrer Lieblingsgeschichten zusammen, um sie Gleichaltrigen zu empfehlen. Durch das Berühren eines Aufklebers auf dem Buchrücken können diese Lesetipps abgespielt werden – ein kreativer Ansatz, der vor allem Kinder anspricht, die noch nicht viel und gerne lesen. Mehr Informationen.

3. Platz: URSEL SCHEFFLER: „BÜCHERBRÜCKEN“, die multilinguale App der „BÜCHERTÜRME“ (Hamburg)
Die App „Bücherbrücken“ zeigt, wie digitale Medien Sprachbarrieren überwinden und Leseförderung zugänglicher und vielfältiger machen können: Bücher werden von Kindern für Kinder in unterschiedlichen Sprachen vorgelesen. Ursprünglich entwickelt, um geflüchtete Kinder aus der Ukraine zu unterstützen, bietet die App heute über 25 Titel mit Text, Bild und Audio in mehreren Sprachen, darunter nicht nur Deutsch und Ukrainisch, sondern auch Polnisch, Türkisch und Chinesisch. Mehr Informationen.

Sonderpreis für prominentes Engagement der Commerzbank-Stiftung

Bernhard Hoëcker ist einer der beliebtesten und vielseitigsten Comedians Deutschlands. Er ist vor allem für sein breitgefächertes Wissen bekannt und begeistert seit Jahrzehnten das Publikum mit seinem unverwechselbaren Humor, seinem scharfen Verstand und einem Talent dafür, komplexe Sachverhalte unterhaltsam zu vermitteln. Darüber hinaus ist der gebürtige Pfälzer Bestseller-Buchautor und engagiert sich schon seit vielen Jahren als Lesebotschafter der Stiftung Lesen. Neben zahlreichen Leseaktionen etwa beim bundesweiten Vorlesetag platziert er das Thema Lesen auch immer wieder in den Medien und der Öffentlichkeit. Zuletzt engagierte er sich für die Vorlese-Kampagne der Stiftung Lesen mit dem Ziel, mehr Menschen für ein freiwilliges Vorlese-Engagement zu begeistern.

Astrid Kießling-Taşkın, Vorständin der Commerzbank-Stiftung begründet die Auszeichnung: „Bernhard Hoëcker ist ein echter Lesebotschafter: er nutzt seine Bühne, um einem wichtigen Thema Raum zu verschaffen und tut das auf eine so humorvolle und gleichzeitig eindrückliche Weise, dass man gar nicht anders kann, als ihm zuzustimmen. Damit ermutigt er viele Menschen, sich ebenfalls für das Lesen einzusetzen.“

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen ergänzt: „Kinder, denen vorgelesen wird, lernen deutlich leichter selbst lesen und verknüpfen positive Erfahrungen damit. Dennoch wird in jeder dritten Familie selten oder nie vorgelesen. Prominente Vorbilder wie Bernhard Hoëcker zeigen, wie viel Spaß das gemeinsame Lesen macht und haben so einen großen Einfluss auf das Bild des Lesens in unserer Gesellschaft. Das ist absolut preiswürdig.“

Der Deutsche Lesepreis

PISA-, IGLU-, Vorlesemonitor der Stiftung Lesen und IQB-Berichte zeigen für die Lesekompetenz von Kindern in Deutschland seit Jahren große Defizite auf: Rund 3 Millionen Kinder und Jugendliche können nicht gut lesen. Ihnen wird kaum oder wenig vorgelesen und sie verfügen in der Folge nur über eine (sehr) schwache Lesekompetenz. Um die Leseförderung für junge Menschen zu stärken und öffentlich sichtbar zu machen, vergeben die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung seit 2013 den Deutschen Lesepreis in den sechs Kategorien individuelles und kommunales Engagement, Sprach- und Leseförderung in Kitas und in Schulen, Leseförderung mit digitalen Medien sowie prominentes Engagement.

Mehr Informationen: www.deutscher-lesepreis.de